Like a rolling stone

Burmesische Landpartie, 17.11. bis 09.12.2018

Am Morgen Besichtigung des „Golden Rock“, der nur von vier Buddhahaaren davon abgehalten wird, ins Tal zu rollen. Dann auf schönen Nebenstraßen nach Thaton

Den heutigen Blog schreibt Susanne.

Wir trafen uns früh um 6:30 Uhr um den Sonnenaufgang am Golden Rock zu erleben. Leider ging die Sonne schon früher auf als die Wetter-App für Kyaiktiyo vorausgesagt hatte. Da unsere Zimmer aber alle nach Osten gingen, konnten wir den Sonnenaufgang in den Bergen vom Zimmer aus sehen.

Wir reihten uns also nach Sonnenaufgang ein in die Reihe der Pilger, zahlten am Kassenhäuschen unseren Eintritt, zogen wie in Pagoden üblich unsere Schuhe aus und gingen in Richtung Goldener Fels. Der Eintritt gilt übrigens nur für Foreigners, Myanmaresen haben freien Eintritt.

Trotz dass es noch früh war, waren schon sehr viele Menschen unterwegs. Viele Pilger übernachten dort, schlafen, nur mit einer Decke, auf dem harten Steinfußboden. Wenige können sich eine Herberge leisten. Andere fahren schon sehr früh hinauf, bereits vor 5 konnte man vom Hotel aus das Hupen der Tuk-Tuks hören. Händler verkaufen Essen, Tröten, Sandelholz, Luftballons. Es gibt Restaurants verschiedener Preisklassen, einen Waschbereich. Den Golden Rock dürfen übrigens nur Männer berühren. Weil man aber Kamera und Geldbeutel zuvor abgeben muss, verzichteten „unsere“ Männer darauf. Wenn sich das mal nicht negativ aufs Karma auswirkt.

Danach gab es Frühstück im Hotel. Ein Kellner brachte Tee oder Kaffee, ein anderer Toast, ein dritter Marmelade und Butter, ein vierter kam und fragte, wie man sein Ei haben wolle. Omelett, Rührei, Spiegelei? Der zweite kam wieder: „More toast, Madam?

Um 9:00 Uhr brachen wir auf zu den Tuk-Tuks, die uns wieder ins Basislager bringen sollten. Die Sonne brannte, und es war ein schreckliches Gewimmel. Nur weil Tun Tun einen Aufseher bestochen hatte („you can call it tips“), kamen wir einigermaßen rasch in einen der Wagen. Zusammengepfercht saßen wir zwischen Myanmaresen und hofften, dass täglich die Bremsen der Autos kontrolliert werden. Die Kurven sind eng, die Straßen steil, das Auto mit 42 Personen beladen. Aber das werden sie sicherlich tun, denn ist es nicht schlecht für das Karma das Fahrers, wenn Pilger bei der Abfahrt vom Golden Rock verunglücken?

Unten, im Basislager warteten schon die Räder auf uns. Wie schon gestern probierte Volker eine Alternativroute aus, um nicht die ganzen 80 km auf der Hauptstraße fahren zu müssen. Die (größtenteils geteerten) Straßen führten uns vorbei an kleinen Dörfern und einzelnen Häusern. Hühner liefen umher, Kühe weideten angebunden am Straßenrand, Ziegen liefen auf der Straße. Die Menschen winkten freundlich, Kinder winkten uns teils neugierig, teils schüchtern zu.

Mittagessen hatten wir in einem kleinen Straßenrestaurant eines Dorfes: Salat aus grünen Tomaten, Tea Leaf Salad, Eiersalat, Ingwersalat, Chicken Salad. Der Salat schmeckte ungewöhnlich, war eigentlich ganz lecker.

Gegen halb 6 kamen wir im Hotel in Thanton an. Für unser Schmutzbier wurden Tische und Stühle nach draußen getragen, Erfrischungstücher wurden gereicht. Auch das Abendessen wurde für uns draußen gedeckt. Wie üblich bestellte Volker für uns, heute ein leckeres Menü bestehend aus Chicken Salad, Möhren-Gurken-Salat, Garnelen, Fried Rice mit Hühnchen, Fleischbällchen, Meeresfrüchte mit Gemüse. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Personaldichte hier: wir sitzen zu zwölft am Tisch, vier junge Kellner standen um uns herum, beobachteten uns, füllten Bier nach, sobald die Gläser zu 3/4 geleert sind, legten Essen nach, sobald der Teller anfing, sich zu leeren.

Auch den Sonnenuntergang in Thanton verpassten wir, was aber nicht weiter schlimm ist, wir haben noch viele Sonnenauf- und untergänge im wunderschönen Myanmar vor uns.

Susanne

Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Mein Chef und mein Kollege A. waren vor meinem Abflug nach Myanmar sehr besorgt. „Im Allgäu ist es doch auch schön!“ hörte ich sie beide mehrere Male sagen. Und „im Dschungel gibt es Tiger, lass dich nicht von so einem aufessen. Oder Schlangen …Komm gesund wieder!“ Ihr beiden: Ja, im Allgäu ist es auch schön. Aber: Wo fährt man im Allgäu zusammengepfercht mit 41 anderen Leuten schon solche Serpentinen hoch und wo gibt es im Allgäu eine Tropfsteinhöhle mit Buddhas? (Siehe morgiger Blogeintrag). Keine Sorge, ich komme gesund wieder 🙂

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Sonnenschein, 1.000 Höhenmeter bergab, Bremse hält

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Unsere Strecken führen uns von einem Flusstal zum anderen und die Ortschaften sind immer oben am Berg.
Das heißt morgens erstmal eine lange Abfahrt und dann der stete Anstieg.

18.11.2018, Gangtok – Kloster Rumtek – Martam, ca. 31 km
So ging es von Gangtok quer durch die Stadt stetig bergab, um dann 700 Höhenmeter bis zum Kloster Rumtek zu erklimmen. Alternativ gibt es die Strecke am Bergkamm entlang über Ranka und Limdung, doch der Untergrund ist so miserabel, dass wir lieber den langen, anstrengenden Anstieg auf Asphalt bevorzugten.
Rumtek ist das Exil-Kloster des Karmapa, dem Oberhaupt der Schwarzmützen-Sekte des tibetischen Buddhismus. Der 16. Karampa ging 1959 aus Tibet/China ins Exil nach Bhutan, wurde vom König Sikkims umworben und bezog sein neues Domizil in Rumtek.
Leider gab es bei der Bestimmung des 17. Karmapa Zwist mit den Bhutanesen, die eine andere Inkarnation bevorzugten, während sich ausnahmsweise der Dalai Lama und die chinesisch-buddhistische Vereinigung über die in Tibet geborene Inkarnation einig waren. Wegen des Zwists lebt nun der 17. Karmapa in Dharamsala, ist als Flüchtling von der indischen Regieruing akzeptiert, darf aber nicht nach Rumtek. Stattdessen ist das Kloster unter Bewachung, Zutritt nur unter Vorlage des Reisepasses.
Nach dem Aufstieg ging es noch ein kurzes Stück zur Unterkunft, dem Martam Village Ressort. Ein ehemaliger Bauernhof, der zu einem schönen Ressort umgebaut wurde, wo wir abends an der Feuerschale uns wärmten.

19.11.2018, Martam – Temi Tea Garden, ca. 44 km
44 km klingt nach einer entspannten Etappe. Insbesondere kamen nach 6 km auf welligen Terrain (und im Bau befindlicher Piste) die Abfahrt ins Tal – 1.000 Höhenmeter bergab. Und es war bester Asphalt, kein Verkehr und die Sonne ließ sich mal wieder blicken. Die 1975 gegründete Temi Tea Estate konnte also nicht mehr weit sein. Doch: ab Brücke im Tal ging es bergan, und zwar 1500 Höhenmeter am Stück, was für diese 20 Kilometer 4 h reine Fahrtzeit bedeutet! Erschöpft erreichten wir das Ziel, leider auch etwas zerknirscht, weil bewölkter Himmel auf knapp 2.000 m Höhe Kälte versprach. Wir hatten auf einen goldgelben Blick über die Teehänge gehofft. Stattdessen saßen wir dick eingepackt beim Abendessen.

20.11.2018, Temi Tea Garden – Kewzing, ca. 27 km
Weil es Frühstück nicht vor 8 Uhr gab, entschlossen wir uns, den Tag mit einem Besuch in der Temi Teefabrik zu starten. Um 7 Uhr hörten wir schon die Sirene, die den Arbeitsbeginn in der Fabrik weit über die Teefelder ankündigte. Eine halbe Stunde später standen wir in der Teefabrik, zogen uns Plastiktüten über die Schuhe und wurden durch den Produktionsprozess des Schwarzen Tees von Temi geführt. Bis auf die Teetrocknung waren alle Stationen in Betrieb und durften Proben in die Hand nehmen.
Die Strecke nach Ravangla ist sehr schön, die Teefelder verschwinden, es kommen Zedernwälder und die Straße führt teils entlang eines Steilhanges. Einzige Trübung: Die Sonne fehlte und auf 2.200 m Höhe ist es auch am nördlichen Wendekreis im November frisch. Wir nutzten daher jede Gelegenheit auf eine wärmende Teepause – die Reise heißt ja auch Teatime im Himalaya.
Unser indischer Buchungspartner überraschte uns mit einer neuen Unterkunft: Bon Farmhouse Homestay and Guesthouse, etwas abseits der Straße im Ort Kewzing. Ein wunderschöner Garten mit Hollywood-Schaukel, eine warmherzig eingerichtete Stube mit Heizlüftern und Zimmer mit Blick auf die Schneeberge des Kanganjunga-Massivs, die wir beim Sonnenaufgang des nächsten Tages auch endlich zu Gesicht bekamen!

21.11.2018, Kewzing – Yuksom, ca. 48 km
In einer traumhaften Abfahrt mit Blick auf die Schneeberge ging es runter zum Flusstal des Ranthang und dort noch über eine alte Hängebrücke. Nebendran ist die neue breite Brücke fast fertig – voraussichtlich wird dann auf den folgenden 12 km Strecke bis Tashiding mit mehr Verkehr zu rechnen. Aber es bleibt meiner Meinung nach – Abfahrt von Kewzing und Aufstieg bis Tashiding die schönste Strecke der Reise. In Tashiding thront das Kloster auf einer Bergkuppe über Tal und Ort. Im März wird hier ein Wasserorakel befragt, was den Verlauf des neuen Mondjahres bestimmt. Dann ist dieser Ort voller Menschen, wir waren nun alleine beim Kloster und standen vor verschlossenen Gebetshallen.
Am Nachmittag ging es weiter bergan – laut Navigationsgerät mit durchschnittlich 6% Steigung. Da aber immer wieder ebene Abschnitte dabei waren, kamen wir locker über die 6%. Nach dem Aufstieg kam eine kurze Abfahrt – die Straße war eher eine Mondlandschaft mit vereinzelten Asphaltfetzen. Wahrscheinlich soll es Vorbereitung auf Yuksom sein – dem Ausgangsort für Trekking am Kanganjunga -, vielleicht aber auch wieder nur eins der Straßenverbreiterungsprojekte, über dessen Ergebnis sich die nächste Gruppe freuen darf.