Auf in die südnepalische Tiefebene – das Terai

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Von Dulikhel nach Sindhuli, 123 km
Von Sindhuli nach Janakpur, 72 km

Der  Anblick der Schneeberge vom Fenster meines Hotelzimmers am frühen Morgen ließ den Gedanken aufkommen: „Du hast das Paradies auf Erden gesehen!“. Die Sonne ließ einen Gipfel nach dem anderen aufblitzen.
So kam es, dass wir doch erst 6:40 Uhr auf der Piste waren, und mit uns aber auch schon alle Reisenden, die zum 5-tägigen Tihar (Lichtfest) nach Hause oder zu Verwandten wollten. Ich hoffte noch auf die Abzweigung, wo sich der Verkehr gen Norden und Tibet / China abtrennt. Doch eigentlich wollten alle gen Süden – also unsere Richtung.

Alle Autos, in die mehr als 5 Personen passen, waren unterwegs, mit mindestens 3 Personen auf dem Trittbrett und auf dem Dachgepäckträger gesellten sich Ziegen neben dem gesamten Gepäck. Es schien, als wenn auch jeder Sitzplatz mit mindestens zwei Personen belegt war und noch jede Lücke im Gang mit einer Person aufgefüllt wurde. Die Kleinbusse und Jeeps reihten sich auf eine Schnur und sammelten sich meist hinter einem Bus, der uns mit schriller Hupe informierte, wenn er überholen wollte. An eine Schussfahrt die 1.000 Höhenmeter ins Sun Koshi-Tal war leider nicht zu denken; vielmehr waren wir beschäftigt, nicht unter die Räder, in den Abgrund oder ein Schlagloch zu kommen. Sehr schade, denn die Strecke ist traumhaft: zunächst nach einigen leichten Anstiegen noch der Blick auf den Himalaya und dann einfach immer den Fluss Sun Koshi zur linken Seite.

Durch den massiven Ferienverkehr kamen wir langsamer vorwärts als geplant – nach 85 km erreichten wir Khulkot am Nachmittag und hätten nun einen Anstieg von 1.000 Höhenmetern gehabt. Wir verzichteten auf die Nachtfahrt, verluden die Räder und setzten uns mit einem Fahrtbier als Belohung, dass alle wohlauf und lebendig die Etappe gemeistert hatten.

Sindhuli ist ein einfaches kleines Örtchen, in dem zur Zeit ein internationales Freiwilligenprojekt eine Schule aufbaut. Die Freiwilligen waren in unserem Hotel untergebracht und freuten sich wohl auf Abwechslung, wunderten sich aber auch, was eine Schar „Weißgesichter“ in diesem Örtchen vor hat. Und schienen beruhigt, dass wir nur auf der Durchreise sind.

Von Sindhuli geht es leicht hügelig von einem Flusstal zum nächsten, bis man dann entlang des breiten Flussbettes des Ritu nach Bardibas fährt. Kaum Verkehr, schöne Flußbetten in Abwechslung mit Wäldern und Dörfern. Die Dörfer sind sehr schlicht und einfach; wer etwas Geld hat, baut mit Stahl und Beton, ansonsten sind es Bretterverschläge mit angeschlossenem kleinen Stall für 2-3 Tiere.

Ab Bardipas geht es auf dem „East-West-Highway“ – eine etwas breitere Strasse, vergleichbar einer Landesstrasse in Deutschland. Doch es ist die Hauptverkehrsader, die Nepal dank des flachen Südens vom Osten bis Westen verbindet.

Janakpur besticht weniger durch Schönheit, als vielmehr durch sein kleinstädtisches Flair – hier gibt gefühlt außer indischen Pilgern keinen Grund vorbeizukommen, jetzt, wo auch der Bahnbetrieb nach Indien eingestellt ist.

Unerwartet gut war unser Abendessen im „Rooftop Restaurant“ in der Station Road – vorzügliche nepalische und indische Küche, egal ob Fish Curry, Fried Momos oder Tandoori Chicken. Solche Qualität haben wir im Stadtteil von Thamel in Kathmandu nicht gefunden. Chapeau!

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