Und ewig dreht sich die Gebetsmühle…

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Noch einmal Stadtspaziergang und Runde um den Barkhor, Zeremonie mit Pilgern, Räder schrauben und Radladen, dann kleine Stadtrundfahrt, 11 km bei sonnigen 18 Grad.

Heute haben wir nicht viele Programmpunkte hinter uns gebracht, das war auch nicht nötig, denn der Rundgang um den Barkhor war äußerst intensiv. Der Barkhor ist die kleinste Khora rund um den Jokhang Temel im Zentrum der Altstadt. Hier geht es wohl auch am lebendigsten in Lhasa zu, was das Pilgerleben betrifft.

Erschreckend ist jedoch wieder einmal die Polizeipräsenz mit Sicherheitskontrolle und X-Ray. Unser tibetischer Führer bekommt sogar sein Feuerzeug abgenommen, wahrscheinlich aus Angst vor den Mönchen, die sich hier aus Protest mit Benzin übergießen und anzünden. Dabei lodert das Weihrauchfeuer aller 200 Meter an jeder Ecke.

Wir reihen uns in die Schlange der Pilger mit ihren Gebetsmühlen ein und folgen dem beständig Mantras brummelnden Volk. Am interessantesten sind die Strecken mit den langen Reihen von Gebetsmühlen, hier kann man am besten die Gesichter der Menschen beobachten. Der Großteil der Pilger sind alte Leute und man trifft nur wenig jung, manchmal Mütter mit Kind, aber es gelingt mir, trotz literweise versprühten Charmes, eine der Mütter mit Kind abzulichten.
Vor dem Jokhangtempel sind die Hardcore Pilger tätig, das heißt sie gehen nicht nur it der Gebetsmühle ihre Runden um die heiligen Stätten, sondern werfen sich hier zu Boden, stehen wieder auf und werfen sich wieder zu Boden und das vermutlich sogar mehrere Tage hintereinander. In den gebetspausen dagegen läuft alles recht locker, man schwatzt mit dem Nachbarn und trinkt Buttertee, bevor man die nächsten 8 oder 88 oder 108 Niederwerfungen macht.

Aus einer schmalen Gasse klingen Mönchsgesänge an unser Ohr, wir drängeln uns mit den anderen Pilgern in einen kleinen Hof, hinter dem sich noch einmal ein kleiner Tempel befindet. Hier wird gerade eine Zeremonie angehalten, ein höherer Mönch hält eine Lehrrede. Nicht das jemand gespannt zuhören würde, aber der Hof ist vollgestopft mit alten Leuten, die ihre Gebetsmühlen rotieren lassen. Dazu macht man einen Plausch mit seinem Nachbarn, murmelt Mantras, hält ein Nickerchen oder trinkt Tee. Im Tempel sieht es ähnlich aus, man kann vor lauter Pilgern, die hier sitzen kaum treten, die laut betenden Mönche in der Mitte des Saales scheinen eher stoisch gelassen, als von religiösem Eifer erfüllt. In einem hintern Raum werden die Yakbutterkerzen gefüttert, es ist düster und rauchig.

Zurück im Hotel montieren wir die Räder, die wir aus Katmandu mitgebracht haben, die anderen sind laut unserem Führer schon unterwegs vom Bahnhof, das schon seit zwei Stunden. Schließlich gehen wir noch Mittagessen und dann endlich noch eine weitere Stunde später, sind die drei Kartons da. Das basteln dauert seine Zeit und unser Schreck ist groß, denn bei einem Rad ist der Bolzen gebrochen, der die Vorderradbremse hält. Reparatur nicht möglich, zumindest für uns. In dem kleinen Radladen zwei Ecken weiter schafft es jedoch der Monteur, den abgebrochenen Bolzen herauszulösen und hat sogar Ersatz. Und nach einer halben Stunde ist das Rad wieder bremsbereit wie eh und je.

Leider ist es jetzt schon zu spät für unseren Ausflug ins Kloster Sera, also radeln wir ein wenig durch die Stadt, am Lhasa Fluss entlang und dann wieder zurück. Da heute die Sonne lacht, halten wir noch einmal für ein Fotoshooting vor dem Pottala Palast. Dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen in einem winzigen Restaurant, der „Speisesaal“ im ersten Stock dient nebenbei auch als Gerümpelkammer, dem Geschmack des Essens tut dies allerdings keinen Abbruch.
Morgen dann endlich unser erster Radeltag, hoffen wir, dass die letzten leichten Kopfschmerzen dann auch weg sind, noch erwarten uns keine Höhenmeter, aber wohl auch keine luxuriöse Übernachtung mit Internet, deshalb wird der nächste Blogeintrag wohl ein paar Tage warten müssen.

Im Palast der Götter

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Spaziergang durch Lhasa, Besichtigung des Pottala Palastes und des Jokhang Tempels, sonnig, trüb und Nieselregen im Wechsel bei 16 Grad.

Leider war die Nacht nicht erquicklich, irgendjemand ruft mich kurz nach Mitternacht an, ich gehe natürlich nicht ran, kann aber auch nicht mehr einschlafen, wegen der pochenden Kopfschmerzen. Entsprechend zerschlagen fühle ich mich am Morgen. Auch Lore hat ein paar Probleme mit der Höhe, alle anderen haben den Aufstieg wohl gut verkraftet.
Entsprechend motivationslos schleiche ich durch den Tag und entsprechend mager fällt auch die Bildrate aus. dabei besichtigen wir heute den Pottala Palast, das religiöseste Bauwerk in Tibet und den Sitz der Dalai Lamas, die von hier das reich im Himalaya regierten.

Bei leichtem Nieselregen, der nicht gerade zur Stimmungsaufhellung beiträgt geht es zuerst einmal eine Runde mit den Pilgern um den Palast. Die drehen fleißig ihre Gebetsmühlen und brummeln ihr „ohmanipatmehum“ vor sich hin, mit jedem Schritt, mit jeder Umdrehung und mit jeder Umrundung der Erlösung aus dem irdischen Leben ein Stück näher.
Der Palast thront über der Stadt, hier haben 9 Dalai Lamas residiert und über die Geschicke des Landes gewacht. Im 7 Jahrhundert hat der 5 Dalai Lama den Grundstein zum Palast gelegt und dann ist der Bau systematisch zu dieser gigantischen Festung erweitert worden. heute ist der Palast ein Museum, aber es tun auch noch Mönche ihren Dienst, denn der Sitz des jetzigen 14. Dalai Lama ist ja bekanntlich in Indien.

Seit meinem letzten Besuch hat sich viel verändert, zum einen muss man als Tourist gute 22 € Eintritt hinlegen, um die heilige Stätte zu besichtigen, dann gibt es Sicherheitsvorkehrungen wie im Bundestag. Schon für die Khora war eine Sicherheitskontrolle notwendig, jetzt im Palast noch einmal und dann werden die Ticket noch mindestens drei Mal geprüft. Zeitlimit für die Besichtigung: eine Stunde, Fotografieren nicht erlaubt. Unser tibetischer Führer dagegen ist spitze und kennt sich mit der Geschichte des Palastes aus und in einer Stunde bekommen wir einen kleinen Überblick über das religiöse Leben einstmals hier im Pottala. Beeindruckend sind die dunklen, verräucherten Kammern mit unzähligen Buddhafiguren, Mandalas, Thankas und den goldenen Begräbnistupa der Dalai Lamas. Und obwohl wir nur einen kleinen Teil des Palastes zu sehen bekommen sind wir froh, nach einer Stunde wieder an der frischen Luft zu sein.

Hinter dem Palast findet sich ein tibetisches Gartenrestaurant und wir haben Nudeln, Momo und Reis mit Yakfleisch zum Mittag, an den Buttertee kommen meine Mitstreiter noch nicht heran, der deftige Geschmack der Yakbutter im Tee schreckt den europäischen Gaumen doch etwas ab.
Eine Ewigkeit verbringen wir dann auf der Bank of China, die Dame am Schalter macht ihre Arbeit mehr als gewissenhaft und mehr als langsam, bis wir dann nach 30 Minuten endlich unsere Yuan in den Händen halten, der Kurs ist katastrophal schlecht, für einen Euro gibt es nur noch 7,7 Yuan, so ähnlich war der Kurs vor 20 Jahren auch, allerdings zur D-Mark.

Mir geht es immer noch nicht besser und so schicke ich die Gruppe in den Jokhang Tempel und muss mich selbst eine Stunde aufs Ohr legen, danach geht es mir besser und wir gehen alle zum Abendessen ins Tashi Restaurant. Auch hier geht es wieder sehr tibetisch zu, eine Art salziger Pfannkuchen mit Gemüse oder Huhn munden uns sehr, das tibetische Gerstenbier Chang trifft nicht auf großen Zuspruch.
Morgen haben wir dann auch unsere Fahrräder zur Verfügung und werden einen kleinen Ausritt machen, hoffen wir mal, dass wir dann die Akklimatisation abgeschlossen haben.

Das ist doch die Höhe

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Flug nach Lhasa, Transfer in die Stadt und Spaziergang in der Altstadt, 16 bis 18 Grad, sonnig bis trüb.

Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zum Flughafen, das Einchecken der drei Räder dauert seine Zeit, aber es läuft alles ohne Probleme, außer dass die chinesische Fluggesellschaft sehr gut an der Radmitnahme verdient. Nach einer neuen Gepäckregelung blättert man pro Stück Übergepäck 150 USD auf den Tresen.

Der knapp zweistündige Flug ist grandios. Ich sitze links am Fenster und habe die Aussicht auf die Himalaya Range und den Everest und die ihn umgebenden Gipfel. Ich bekomme Fragen, ob wir da wirklich dran vorbeiradeln wollen und können, so gewaltig wie sich die Schneeriesen hier türmen.

Der Formalitätensalat bei den Chinesen verläuft superfreundlich und professionell. Wir haben Glück und unsere Tibetliteratur steht nicht auf dem Index, das heißt es steht nix über den 14. Dalai Lama drinnen und wir dürfen die Bücher behalten. Bei den Gruppen vor uns wird aber ordentlich konfisziert und der Airport dürfte über eine umfangreiche Literatursammlung verfügen. Bernds Buch war eigentlich auch schon halb eingezogen, aber nach einer kleinen freundlichen Diskussion geht das Werk wieder an den Eigentümer zurück.

So und nun sind wir in Tibet! Unser tibetischer Guide hat uns im Gebäude empfangen und nun fahren wir auf einer vierspurigen Autobahn in die tibetische Hauptstadt. Rundherum Felder oder Grasland, manchmal Pappelhaine und festungsgleiche Bauernhöfe, auf denen fleißig die chinesische Flagge im Wind weht. Nach einer Stunde sind wir in der Stadt. Ich war hier vor 20 Jahren das letzte Mal und erkenne nix mehr wieder. Bin ich wirklich in Lhasa, einer tibetischen Kleinstadt? Wenn da nicht auf einem Hügel in der Mitter der Stadt der Pottala Palast wäre, dann wähnte ich mich eher in einer „normalen“ chinesischen Stadt, mit all ihrer Moderne.

Im Yakhotel treffen wir dann auf Lore und Rainer, die beiden waren aus Beijing mit der Bahn angereist und somit ist unser „Sevenpack“ komplett. Da wir bisher noch nichts von der Höhe, wir sind immerhin auf 3600 Metern über dem Meer, verspüren, außer dass das Treppensteigen etwas schwerer geht, stürzen wir uns ins Getümmel der Altstadt. Draußen herrscht relative Chaos, da alle Straßen und Gassen aufgerissen sind, es werden Heißwasserleitungen für Heizungen verlegt und überall neue Fenster eingesetzt, in tibetischem Stil zur Vereinheitlichung des Straßenbildes, Anordnung von ganz oben.

Auf der Hauptstraße dominiert die Moderne mit schicken Läden, viele Marken sind present, es gibt sogar einen Jack Wolfskin Store und Hugo Boss Models lächeln von Plakatwänden. In den Nebenstraßen ist das Leben noch tibetischer, hier gibt es kleine Krämerläden, die Lebensmittel, Yakbutter und Yakfleisch verkaufen. Ins Auge fallen die Kameras, die jeden Straßenzug im Auge haben und alle gefühlte 20 Meter gibt es eine kleine Polizeistation, um unsere Sicherheit brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.

Am Abend landen wir in einem kleinen Sichuan Restaurant mit den typischen Gerichten wie Mapo Tofu und Gongbao Huhn. Langsam machen sich dann doch Kopfschmerzen bemerkbar, an der einen Flasche Dünnbier hat es garantiert nicht gelegen, das ist dann wohl doch die Höhe! Also nichts wie ins Bett und hoffen, dass sich der Körper morgen schon ein wenig besser angepasst hat.

Sandwich Theorie

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Stadtrundfahrt und Spaziergänge in Katmandu und Patan zum Boudhanath, Pashupatinath, sonnig bei 25 Grad.

Nepal ist wie ein Sandwich, oben und unten, also im Norden und Süden befinden sich die dicken Brotscheiben, das sind Tibet und Indien; das beste befindet sich jedoch in der Mitte und das ist Nepal. Nicht das sich im Land schon über 170 Minoritäten tummeln mit 150 verschiedenen Sprachen, so wird das Königreich auch von zwei Religionen dominiert, das ist einmal der Hinduismus und zum anderen der Buddhismus.

Nach langen Stunden des tiefen Schlafes sollten wir den Zeitunterschied überwunden haben und heute gut über den Tag kommen. Die Räder haben noch Zeit zum Ausruhen bis Lhasa, wir sind heute erst einmal mit dem Bus unterwegs. zuerst geht es nach Patan, der zweiten von drei alten Königsstädten hier im Katmandu Tal. Hier finden sich zahlreiche Hindu Tempel in verschiedensten Baustilen, einige erinnern mich an Angkor Wat mit den recht spitz aufragenden Türmen, andere sind Backsteingebäude im traditionellen nepalesischen Stil mit tollen Holzschnitzereien. Auch hier heißt der Hauptplatz Durbar Square, auf und um den sich alle Gebäude reihen. Auf dem Platz herrscht buntes Treiben von lokalen Spaziergängern und Touristengruppen. Im Schatten sitzen Männer und Frauen meist in getrennten Grüppchen und Plauschen. Auch Jugendliche treffen sich auf den höchsten Stufen der Pagoden und auf der Rückseite der Pagoda halten junge Pärchen mehr oder weniger schüchtern Händchen.

Von hier geht es dann weiter zum Boudhanath, der weiße Stupa mit der charakteristischen Halbkugelform und den Augen Buddhas in alle vier Himmelsrichtungen ist das Wahrzeichen Katmandus und so bekannt wie der Eiffelturm und die Freiheitsstatue. Hier finden sich vor allem buddhistische Pilger ein und drehen ihre Runden um das Heiligtum, manche machen eine Runde, andere drehen 8 Runden um den Tempel. Rundherum gibt es wieder zahlreiche Läden mit buddhistischen Souvenirs und Thankas. Einige der Mandalas sind dermaßen faszinierend, dass ich fast schwach werde, selbst auf dem Foto kommt die fast hypnotisierende Wirkung noch zur Geltung.

Unser dritter Programmpunkt ist dann das Pashupathinat. In dieser hinduistischen Tempelanlage werden die Toten Hindus verbrannt. Über zahlreiche Stufen nähern wir uns dem Heiligtum. Auf dem Weg hinauf treffen wir zahlreiche Hochzeitsgesellschaften in bunter und festlicher Kleidung, vor allem die Frauen sind ein Hingucker. Meine Stammleser werden jetzt wieder stöhnen: Tom und seine Frauen, aber hier in Nepal gibt es auch durchaus ansehnliche Männer und so herrscht heute in meiner Fotogalerie (fast) Gleichberechtigung.

Am Tempel ist dann auch gerade eine Zeremonie im Gange und ein Scheiterhaufen lodert, die engsten Verwandten des Verstorbenen sind in Weiß gekleidet, denn dies ist in Asien die Farbe für Trauer. Wenn der Tote verbrannt ist, dann werden die Überreste in den Fluss gekehrt, der jetzt zur Trockenzeit nur ein müdes schmutziges Rinnsal ist. Trotzdem führt er irgendwann in den ganges und damit in den Ozean und dann sind die Überreste des Toten dort, wo sie hinsollen. Etwas makaber sind die Totenfledderer die durch den Bach waten, auf der Suche nach Münzen und Goldzähnen.
Um den Tempel herum gibt es zahlreiche „Heilige Männer“. Wie ernst es die Asketen nehmen ist schwer abzuschätzen, auf alle Fälle posieren sie gegen ein kleines Entgelt mehr als gerne mit Touristen und im hinteren Teil des Tempels, wo die „heiligen“ Männer nächtigen, lassen dicke Kanabispflanzungen auf anderweitige Zerstreuung schließen.

Unser zweiter Tag in Katmandu endet viel zu schnell wieder bei Stromabschaltung diesmal in einem tibetischen Restaurant mit in Chili gebratenen Momos. Das sind gefüllte Teigtaschen und diese Variante ist so lecker, dass wir beschließen bei unserer Rückkehr nach Katmandu wieder hier einzukehren.

What to do in Katmandu?

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Morgendliche Ankunft in Katmandu und langer Spaziergang in der Stadt durch Thamel zum Durbar Square und wieder zurück, bei Sonne und 25 Grad, abends leichtes Gewitter.

Der Flieger taucht langsam tiefer durch die leichten Wolken und setzt dann auf dem Rollfeld auf, leider war von der Himalaya Front im Anflug nichts zu sehen, dazu war es einfach zu trüb. Doch wir sind erst einmal angekommen nach einem langen Flug.
Der Flughafen ist nicht sehr groß und es herrscht auch kein all zu großer Betrieb und so geht es einigermaßen zügig voran mit den Formalitäten für die Visa. Das Gepäck dauert eine Weile, aber alles kommt an, auch mein Radkarton kommt unversehrt durch die Hintertür und draußen vor der Tür wartet unser lokaler Reiseführer. Damit sind wir nun wohlbehalten in Katmandu eingetroffen.

Die Fahrt in die Stadt zieht sich hin, die Straße wird gerade gebaut, der Verkehr ist recht quirlig, aber nicht so chaotisch und dicht wie ich erwartet hatte, Radfahren erscheint mir kein Ding der Unmöglichkeit, aber es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir von Lhasa hierher unseren Weg zurück gefunden haben. Der Kleinbus taucht in ein Gewirr von kleinen Straßen und Gassen ein und setzt uns vor einem sehr schönen Hotel ab. Man betritt den Hof und sieht das erste Mal etwas Grün in der Stadt und so trinken wir erst einmal einen Kaffee im Garten; aus ökologischem Anbau in Nepal.

Ökologisch wird auch das ganze Hotel betrieben, Wasser gibt es aus schönen Messingkaraffen um Plastikmüll zu vermeiden, Warmwasser wird per Sonne aufbereitet und Klimaanlage braucht der kühle Bau im traditionell nepalesischem Stil, Ziegeln mit viel Holzdekor, nicht.
Wir halten uns nicht lange auf und stürzen uns ins Stadtgewimmel. In Thamel geht es recht touristisch zu, hier befinden sich die meisten Hotels und Herbergen und viele kleine Läden die entweder Souvenirs und Klamotten oder Trekkingbedarf verkaufen, denn deshalb kommen ja die meisten Touristen. Doch je tiefe man in die Stadt vordringt, um so mehr ist die schmale Straße ein einziger großer lokaler Markt und es herrscht ein buntes Treiben. An jeder Ecke gibt es einen kleinen Tempel, mal hinduistisch, mal buddhistisch oder manchmal auch gemischt; die beiden Religionen scheinen sich gut zu vertragen und auch die Hindus besuchen buddhistische Tempel und umgekehrt. letztlich geht es ja in beiden Religionen nicht nur um die Götter, sondern um die Befreiung aus dem Samsara, dem immer wiederkehrenden Kreislauf der Wiedergeburten.

Durch dichtes Gewühl erreichen wir dann den Durbar Square. Hier befindet sich das Zentrum der alten Hauptstadt mit seinen Tempeln und Palästen. Auch hier wieder reges Leben, das nicht nur durch den Tourismus bestimmt wird. Zwar gibt es Händler und viele der Läden verkaufen Souvenirs und in der Freak Street gibt es immer noch den gleichen Kitsch, wie vor 20 Jahren, als ich das letzte Mal hier war. Dafür findet man aber im ganzen Zentrum keine Hippieszene mehr und man bekommt auch nicht an allen Ecken Marihuana angeboten, diese Zeiten sind wohl vorbei. Im Gegenteil, auch die Nepalesen wurden von der Moderne eingeholt, auch hier haben viele ständig ein Telefon am Ohr oder sind mit ihrem i-Pad beschäftigt. Trotzdem ist es ein farbenprächtige bunte Welt geblieben, die Frauen sind immer noch mit bunten Kleidern bekleidet.

Erstaunt sind wir über die Eintrittspreise, die hier genommen werden, gute 8 € blättern wir für den Platz auf den Tisch. Dabei hilft uns ein Nepalese mit Costa Cordalis Haarschnitt, der 8 Jahre in Deutschland gelebt hat. Von diesem lassen wir uns dann auch durch die Tempel und Paläste führen und bekommen einen netten Einblick in die nepalesische Geschichte, inklusive eines langen Exkurses in die Thanka Malerei. Thankas sind buddhistische Wandgemälde, einstmals als Meditationshilfe entwickelt, aber inzwischen eine traditionelle Kunstform sind. Hier entstehen richtig tolle Kunstwerke und die Preise sind auch recht moderat.
Mittags genießen wir den Ausblick von einem Rooftop Restaurant und haben einen wunderbaren Blick über die Stadt und dann geht es langsam wieder zurück in Richtung Hotel. Wir probieren noch ein paar schöne schmale Seitengassen mit Krämerladen an Krämerladen, in denen sich Mopedfahrer und Fußgänger ordentlich drängeln und natürlich finden wir nicht wieder zurück. Aber die Nepalesen in den Läden sind hilfsbereit und zeigen uns den Weg dreimal links um die Ecke und wir sind wieder zurück in unserem schönen Hotel.

Abends im Restaurant fällt dann der Strom aus und wir genießen unsere Daals und Curry im Kerzenlicht, pünktlich mit dem letzten Schluck Bier fängt es ein wenig an zu regnen, aber diesmal finden wir den Weg zurück, eben dreimal links um die Ecke.Müde fallen wir nach dem ersten Tag ins Bett, schließlich sind wir erst heute Morgen nach zweimal sechs Stunden Flug aus dem Flieger gestiegen und hatten dann noch ein dickes Paket Kultur obendrauf.

Pandoras (Spenden)Box

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Ein Besuch im Zoo mit Pandora und ihrer Familie und die ersten Ergebnisse der Spendenaktion für meine Blogpatenschaft.

Eigentlich mag ich keine Zoos mit eingesperrten traurigen Tieren, aber heute habe ich charmante Begleitung. Unterwegs bin ich mit meiner Blogpatenschaft, der siebenjährigen Pandora, ihre Schwester Mary (10) und den Eltern. Vor einem Monat hatte ich die kleine an β-Thalassämie erkrankte Prinzessin kennen gelernt und einen Hilfeaufruf gestartet. Das Ergebnis war nicht schlecht und so habe ich heute die ersten Spenden, nämlich 565 € von meiner Webseite http://www.tomtomtravel.com/category/help-for-pandora/ und 113 € von meiner Reisegruppe dabei und damit ist die nächste Bluttransfusion auch gesichert.

Aber erst einmal schlendern wir mit vielen anderen kleinen und großen Burmesen, die sich für den Sonntag und den Ausflug in die schönsten Kleider gehüllt haben, durch den großen Zoo.
Wir schlendern zuerst zu den Primaten und sehen den possierlichen Tierchen beim Lausen zu. Faszinierend sind die Krokodile, die gerade gefüttert werden. Bei den scharfen Zähnen und den schnellen Bewegungen der Tiere ist es nur beruhigend, dass wir von einem dicken Gitter von den lebenden Handtaschen getrennt sind.

Pandora mag besonders die Schlangen, die auch gerade dabei sind, ihr Mittagessen herunter zu würgen. Ich mag das einsame Kamel, das hat einen etwas irren Blick und bei der nächsten Spendenaktion werde ich für ein Facelifting des Tieres sammeln, inzwischen taufe ich es auf „Joe, the crazy Camel“.

Faszinierend für Pandora, wie für alle großen und kleinen Kinder sind die Elefanten. Der Babyelefant darf gefüttert werden, dafür bläst dieser dann auf der Mundharmonika (Rüsselhamonika). Zum Abschluss reiten Pandora, ihre Schwester Mary und ich dann noch eine kleine Runde mit dem großen Elefanten. Das ist kein Spaß, denn das Tier ist ein Passgänger und wir werden gründlich durchgeschüttelt, noch schlimmer als auf der Bahnfahrt mit dem burmesischen Bummelzug auf maroden Gleisen.

Dann kann ich noch die Ergebnisse meiner ersten Spendenaktionen überreichen. Vielen, vielen Dank an alle Spender!!!!! Und viele Grüße von Pandora und von ihren Eltern an:
Frank L.
Jaqueline R.
Thomas K.
Lutz und Jaqueline G.
Johannes und Hannelore R.
Heinrich B.
Edith K.
Simone B.
Klaus Dietmar Z.
Georg S.
Ullrich K.

Übergeben konnte ich heute 555 USD und 250.000 Kyatt!!!! Das ist ein tolles Ergebnis und ich hoffe, ich kann euch motivieren weiter zu spenden!
Damit endet leider auch erst einmal meine Burmareise und am Montagabend bin ich dann wieder in Berlin, aber ich werde meine kleine Pandora nicht vergessen. Die richtige Arbeit dafür, ihr eine Knochenmarkspende zu ermöglichen, hat gerade erst begonnen!

Hilfe für Pandora – und ab nach Hause

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Zu Beginn hatte ich ja schon einmal von meiner Blogpatenschaft mit der 7jährigen Pandora aus Yangon berichtet. Das Mädchen hat eine schwere Erbkankheit, β-Thalassämie. Um zu überleben braucht sie monatlich eine Bluttransfusion und täglich Medikamente. Mit ihren 7 Jahren ist sie sehr klein und schmächtig, aber sie ist ein fröhliches kleines Mädchen.
Mit dem Spendenaufruf auf meiner Webseite habe ich innerhalb eines Monats 550 € zusammen bekommen.

Eigentlich wollten wir uns alle noch einmal mit Pandora treffen, aber leider sind wir gestern erst am Abend angekommen und müssen heute Morgen zeitig raus und auf den Flughafen. Ich habe aber der Gruppe während der ganzen Tour immer wieder von Pandora erzählt und so kommt auch eine dicke Spende von noch einmal mehr als 100 € zusammen. Besonderen Dank an Ulli, Simone, Zwicke und Georg. Alle anderen haben nach der Kontonummer gefragt und wollen sich an der Aktion auch noch beteiligen. Im Februar fliegt dann ein Freund nach Yangon und kann das Geld übergeben. Ich werde mich morgen mit Pandora treffen und die ersten Spenden überreichen, wir werden zusammen in den Zoo gehen.

Für Pandora brauche ich aber nicht nur Geldspenden, denn eine Knochenmarktransplantation könnte das Mädchen komplett heilen. Dafür brauchen wir dann einen Spender und eine Klinik, die den Eingriff durchführen kann, denn die Summe von ca. 200.000 USD, die dafür notwendig ist, wenn die OP in Malaysia durchgeführt wird, wird mit meiner Webseite nicht zu erwirtschaften sein. Deshalb leitet bitte alle Informationen an mich weiter, die Pandora helfen könnten. Gibt es Kliniken, die so einen Eingriff als Hilfsprojekt kostenlos oder fast kostenlos durchführen können? Und natürlich brauchen wir einen Spender für Knochenmark, nachdem Pandoras Schwester leider nicht dafür in Frage kommt. Alle notwendigen Infos dazu kommen in den folgenden Blogeinträgen. Heute freue ich mich erst einmal auf den Besuch im Zoo morgen.

Meine Gruppe ist morgens rechtzeitig am Flughafen, der Flieger ist wohl auch pünktlich und beim Einchecken klappt auch alles. Die Verabschiedung von Aung und mir ist herzlich und während ich dies hier schreiben, sind meine fleißigen Radler sicher schon gut zu Hause angekommen und haben die ersten Weißwürste, ein Stück Käse, einen Joghurt und ein Stück frisches Brot mit richtiger Butter verspachtelt. Darum beneide ich euch noch für zwei Tage, dafür brauche ich noch nicht zu frieren!

Falls sich auch unsere Leser beteiligen möchten, hier noch einmal die Bankverbindung:
Thomas Krech, Deutsche Bank Berlin, 100 700 24, Konto: 972 89 32; „Hilfe für Pandora!“
Auch kleine Beträge können helfen, die Kosten für die monatliche Bluttransfusion zu decken und jeder gespendete Euro kommt direkt bei Pandora an!
Sobald ich in Berlin bin, werde ich ein extra Spendenkonto für Pandora einrichten, damit weder das Finanzamt, noch meine private Buchhaltung mit der Aktion durcheinander kommen.

Zurück nach Yangon

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Letzter Tag in Myanmar, Spaziergang in Taungy und Flug nach Yangon, Abschlussessen und Vertrinken der letzten Kyatt, keine Radkilometer

So schnell ist er dann auf einmal da, der letzte Tag. Und es ist ein Tag an dem wir Ausschlafen können, erstmals auf dieser Reise haben wir das Frühstück auf 8 Uhr gelegt. Nach dem Frühstück demontieren wir dann die Räder, die recht wacker durchgehalten haben, wir hatten jede Menge Plattfüße und zwei Felgen haben den Geist aufgegeben und gestern ist dann noch ein Schaltauge gebrochen, aber immer haben wir die leichten Schäden einigermaßen richten können und wir brauchten niemanden auf den Bus verbannen. Zurückgelegt haben wir in Burma 1120 Kilometer auf dem Rad.
Auch bin ich sehr froh, dass wir die Tour ohne Stürze und Blessuren hinbekommen haben, bei den löcherigen Pisten ist das nicht so selbstverständlich. Weniger gefährlich war der Verkehr in Burma, alle fahren gesittet und vorsichtig, richtig dichten Verkehr gibt es eigentlich nicht und auch das, was unser lokaler Führer Aung als Stau in Yangon und Mandalay bezeichnet, geht in anderen Städten noch als zähfließender Verkehr durch. Unangenehm ist vor allem die Tatsache, dass in den 80er Jahren der Verkehr vom britischen Linksverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt wurde. Allerdings sind die meisten Fahrzeuge immer noch auf die koloniale Verkehrsvariante ausgelegt und beim Überholen blasen die LKW und PKW dann dem Radler die Abgase direkt ins Gesicht und so manch ein Fahrzeug zieht eine mächtig stinkende, schwarze Abgaswolke hinter sich her. Das war auf einige Straßen mit viel LKW Verkehr recht belastend, vor allem im ersten Teil der Tour, gegen Ende, auf unserem Weg durch das Shan-Hochland wurde es dann immer bisher, bis hin zu den komplett einsamen Straßen, die wir in den letzten Tagen geradelt sind.
Bei dem heißen Klima am Anfang und den schlecht regulierbaren Klimaanlagen waren wir am Anfang der Tour fast alle erkältet. Bei den hohen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit, hat sich dann ein leichter Husten konsequent gehalten. Unterwegs haben wir schon Scherze darüber gemacht und Christian wollte bei „Wetten dass….“ auftreten und die einzelnen Reiseteilnehmer am Husten erkennen. Ebenso blieben natürlich einige Durchfälle nicht aus, aber die waren in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder ausgestanden. Aber auch das ist normal in einem Land, in dem wir verwöhnten Mitteleuropäer einer Keiminvasion ausgesetzt sind, die unser Körper nicht gewohnt ist. Nicht das Essen ist das Problem, sondern eher die Hygiene drumherum. Zubereitet am gleichen Tag sind die burmesischen Currys gut verträglich, noch weniger Gefahr ist man an den Garküchen ausgesetzt, hier wird alles frisch zubereitet. Anders sieht es aus, wenn man beobachtet, wie das Geschirr gespült wird, da muss oft das Wasser aus dem nächsten Fluss oder See herhalten, ohne dass es vorher gekocht wird. Auch ist es ratsam Eis oder Gefrorenes grundsätzlich zu meiden.
Den letzten tag verbringt die Gruppe bei einem Spaziergang, während ich noch ein wenig an den Rädern herumschraube und mein Gepäck sortiere. Unten im Hotel bereitet man alles für eine große Hochzeit vor, als wir dann zum Flughafen aufbrechen erscheinen dann auch die ersten Gäste und das Brautpaar für ein großes Gelage. Die Braut ist kräftig gebaut und nicht mehr die allerjüngste, der Bräutigam schaut daneben wie ein kleiner schüchterner Junge aus….wo die Liebe eben hinfällt.
Der Begriff Airport für das Flugfeld in Heho ist etwas hoch gegriffen, ich würde es eher als Feldflughafen bezeichnen, auch wenn die Start und Landebahn betoniert ist. Das gepäck wird in klapprigen Schiebekarren vom staubigen Parkplatz zum Flieger gebracht, auf Formalitäten wird weitgehend verzichtet, unsere Pässe will niemand sehen, wir bekommen die Bordkarten gegen Vorlage einer Namensliste. Auch die Sicherheitskontrolle hat eher symbolischen Charakter. Zwar läuft das Gepäck durch das X-Ray, aber der Platz am Monitor ist nicht besetzt, zumal wir vorher schon die Gelegenheit hatten, mal einen Blick auf das Flugfeld zu werfen. Waffen in der Größe einer Bazooka wären ohne weiteres hier einschmuggelbar.
Unser Flieger ist rappelvoll, diesmal ist es keine Propellermaschine sondern ein kleiner zweistrahliger Jet, der holpert rappelnd über die Piste und hebt ab in den burmesischen Himmel. nach 20 Minuten wird dann schon wieder gelandet, der geneigte Passagier erfährt dann vom Zwischenstopp in Mandalay, hier steigen Passagiere aus und andere wieder zu und es muss sogar noch einmal nachgetankt werden. Danach ist es nur noch eine knappe Stunde bis nach Yangon und die Gepäckausgabe hier auf dem regionalen Terminal ist auch wieder abenteuerlich. Aber alles Gepäck kommt gut an und wir steuern noch vor dem Hotel ein Restaurant an. Heute sind wir vom lokalen Veranstalter „7 Days“ in einem Thai-Restaurant eingeladen. Das Essen kommt gut an, auch wenn es nicht einmal annähernd Thai-Schärfe hat.
Danach nehmen wir bei einem letzten kühlen Myanmar Bier Abschied vom Land der freundlichen Menschen, der Pagoden und Stupa, den tollen Landschaften und den manchmal recht holperigen Straßen. Allen hat das Land ausnehmend gefallen, wir werden sehen, wer noch einmal wiederkommt, denn unsere fast einmonatige Reise hat ja die meisten Sehenswürdigkeiten abgedeckt. Aber ich denke, dass nach ein paar Jahren die Neugier wieder erwacht und so manch einer sehen will, wie sich das Land nach seine schrittchenweisen Öffnung entwickelt hat und bis dahin dürften dann auch einige Ecken und enden des Landes für den Tourismus zugängig sein, in denen heute noch bewaffnete Konflikte toben.
Für mich steht allerdings fest, dass ich nicht zum letzten Male im Lande bin, ich habe mich gleich wieder auf die Liste für die Reise im nächsten Winter setzen lassen.

Und zum Abschluss noch mal Stupa satt

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

76 Kilometer und noch einmal kräftige 1050 hm vom Inlee See nach Taungy und Kakku bei Sonne und 28 Grad, besichtigung des Stupafeldes in Kakku

Noch einmal müssen wir zeitig raus aus den Betten. Das fällt hier auf dem Inlee-See nicht zu schwer, denn ab 6.30 „rollt“ hier der Verkehr auf der Wasserstraße. Dann ziehen im 30 Sekunden Takt die Touristenboote und die lokalen Boote mit ihren laut knatternden Dieselmotoren vorbei.
Wir besteigen dann noch einmal für eine halbe Stunde das Boot und fahren zurück zum Bootsanleger. Unterwegs begegnen wir schon wieder den Einbeinfischern, die für die neu ankommenden Touristen posieren und uns begleitet ein Schwarm Möwen. In wilden Manövern stürzen sich die kühnen Flieger auf in die Luft geworfene Brotkrümel und kommen bis auf einen Meter und manchmal noch näher heran. Leider lassen die Tiere ab und zu auch etwas fallen und man muss auf der Hut sein oder einen Hut tragen.
Der erste Teil unserer Strecke ist noch einmal sehr angenehm, aus dem Städtchen heraus hügeln wir uns durch Sesam- und Senffelder und begegnen kaum einem Menschen und schon gar keinen Touristen mehr. das ist immer das erstaunliche an Touristenhochburgen, sobald man die ausgetretenen Pfade auch nur ein wenig verlassen hat, trifft man auf das eigentliche und ursprüngliche einer Landschaft. Nach 20 Kilometern über löcherige Straße und bissige Hügel erreichen wir dann die Hauptstraße.
Leider ist hier der Verkehr wieder recht dicht und beim Anstieg nach Taungy schlucken wir ordentlich die Abgase der Fahrzeuge und das müssen wir in der Stadt beim Mittag dann erst einmal wieder mit einem Myanmar-Bier runterspülen.
Dann unsere letzte Radeletappe, ein Abstecher zum Stupafeld in Kakku. Die Gegend war bis vor 30 Jahren noch total unergründet, was auch an den militärischen Auseinandersetzungen lag, wegen der Gefechte der Shan Rebellen mit der burmesischen Armee war die Gegend bis in die 90er Jahre für Touristen nicht bereisbar. Auch das Stupafeld in Kakku war den Touristen und den Wissenschaftlern bis in die 70er Jahre völlig unbekannt und ist erst dann von einem deutschen Wissenschaftler „entdeckt“ worden.
Doch bis dahin sind es noch einmal 40 Kilometer auf einer wunderschönen Strecke. Das Gebier wird von der Pao-O Minorität bewohnt, vor allem die Frauen erkennt man an dem orange-karierten Handtuch, dass sie sich um den Kopf gewickelt haben. Auch die Männer tragen traditionell diesen Handtuchschmuck, allerdings nur noch sehr selten und dann in dunklen Farben.
Am Wegesrand wachsen großartige Bambushaine, und in der Nachmittagssonne liegt das Hochtal in wunderbaren Farben. Besonders beliebt ist der Knoblauch aus der Region, überall auf den grünen Feldern sind die Frauen beim Zupfen von Unkraut oder die Männer beim Gießen der Zwiebelgewächse.
Nachdem die Straße aus Taungy heraus recht erträglich war, wird es zum Schluss noch einmal richtig holperig. Nach einer letzten rasanten Abfahrt erreichen wir dann das kleine Dorf hinter dem sich das Feld mit fast 2500 kleinen Stupa befindet, die Anlage wurde legendär vor 2000 Jahren begründet, realistisch ist eine Bebauung des Feldes aber erst seit dem 11 Jahrhundert, initiiert von einem der großen Bagankönige. Die Stupa haben leicht unterschiedlich Formen, die sich nach der Minorität und Abstammung des Spenders richten. Leider erreichen wir Kakku erst recht spät und müssen uns sputen im letzten Licht der untergehenden Sonne das Areal zu besichtigen. Draußen machen wir dann unser letztes Gruppenfoto mit den Fahrrädern und dann geht es im Bus auf der dunklen schmalen Piste wieder zurück nach Taungy.
Im Hotel sitzen wir heute einmal etwas länger und fangen gedanklich schon einmal an uns von einem liebenswerten Land zu verabschieden.

Leben auf dem See

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug auf dem Inlee See mit dem Boot, auf dem Plan stehen die Schmiede, eine Zigarettenmanufaktur, eine Lotus-Seiden Weberei, ein Markt, das Stupafeld von Indain, und noch ein Stupa mit vergoldeten Buddhas, das alles bei angenehmen26 Grad und Sonne

Es ist 9 Uhr als wir wieder das Boot besteigen und langsam haben wir das Gefühl, wir sind keine China by Bike Truppe, sondern eine Burma by Boat Gruppe, aber das ist in Ordnung,
die Bootsfahrten sind immer eine amüsante Abwechslung.
Leider ist der Floating Markt heute in Indain, daher ist es auch kein richtiger schwimmender Markt und das Angebot ist auch eher auf die Touristen ausgerichtet. Der eigentliche Marktplatz wechselt täglich zwischen fünf Plätzen, einige davon sind sehr schön, zwei aber sehr touristisch, so wie heute.
Also wühlen wir uns mit dicken Amerikanern, übergewichtigen Australiern, dicken Hintern aus England, Leibesfülle aus Italien, Übergewicht aus Holland, großen Brüsten aus Russland und Krautstampfern aus deutschen Landen durch die engen Marktgassen. Wären da nicht noch die burmesischen Händler und ein paar Paoo (die mit den karierten Handtüchern auf dem Kopf), würde ich Hilfe bei Welthungerhilfe beantragen.
Die Händler sind voll auf die Bedürfnisse der Touris eingestellt und auch wir alle schlagen kräftig zu. Christian ersteht einen geschnitzten Rahmen, Georg eine burmesische Marionette, Simone und ich sind auf der Jagd nach den typisch burmesischen Umhängetaschen. Die Taschen hier vom Inlee haben allerdings das schönste Design, allerdings auch die höchsten Preise, aber wenn man größere mengen kauft, dann wird es doch wieder realistisch. Also liebe Freunde in Berlin, ihr wisst jetzt, was für ein Weihnachtsgeschenk euch erwartet!
Hinter dem Markt auf einem Hügel liegt das Stupa Feld von Indain. Das Besondere an den vor allen kleinen Stupa ist, dass große Teile des Feldes noch nicht renoviert sind. Es ist ein bisschen Angkor Wat Feeling, die Stupa sind oft mit der Vegetation und kleinen Bäumen fest verbunden, das macht den besonderen Reiz aus, aber auch die Gefahr, denn die Pflanzen zerstören die kleinen Bauwerke. Doch nach der notwendigen Renovierung ist dann zwar viel Gold und Glanz da, aber der Charme ist leider für immer verloren.
Am interessantesten auf dem Inlee See sind die kleinen Dörfer direkt in dem flachen See, die Gebäude sind alle auf Stelzen errichtet und die einzige Möglichkeit von einem Haus zum anderen zu kommen ist das Boot. Selbst die Felder haben die Bewohner des Sees aufs Wasser geholt, die Intha, die, die auf dem See leben. Einzigartig sind diese schwimmenden Beete. Diese bestehen aus Wasserhyazinthen, die übereinander geschichtet werden. Darauf kommt dann eine Schicht aus Humus und dann werden vor allem Tomaten und Bohnen oder Kürbisse gepflanzt. Die Fahrt durch die schmalen Kanäle zwischen den schwimmenden Gärten ist beeindruckend, zumal es hier nicht so touristisch zugeht. Man begegnet auf den Kanälchen zahlreiche Einheimische mit ihren Booten auf dem Weg aufs Feld oder Kindern, die nach der Schule wieder nach Hause paddeln.
Weiter geht unsere Fahrt ins nächste Dorf. Hier leben alle Bewohner von den Lotusfeldern am Ortseingang. Aus den Stengeln der Pflanze werden in mühseliger Handarbeit die seidenartigen fasern herausgezogen und dann zu so genannter Lotusseide verarbeitet. Das Verfahren ist einzigartig auf der Welt, die Seide fühlt sich phantastisch an, aber ein Schal kostet auch locker 150 USD. Wir bestaunen ein wenig die Frauen beim Gewinnen der Faser und beim Verweben der Seide und ziehen dann weiter zum Schmied. Der schmiedet nicht nur Messer und Zierschwerter für die Touristen, sondern auch Sicheln und Hacken für die Bauern und eine defekte Antriebswelle für die Boote wird auch schon mal gerichtet.
Die religiöseste Stätte im Inlee See ist der Phaung Daw Oo Stupa, in dessen großen Innenraum werden 5 kleine Buddhafiguren gezeigt, die aussehen wie goldene Schneemänner, die eigentliche Struktur der Figuren ist bis zur Unkenntlichkeit mit Blattgold beschichtet worden. Auch heute sind die Einheimischen fleißig dabei, die Figuren noch wertvoller zu machen.
Eine Überraschung erleben wir im Restaurant neben dem Stupa, den grätenfreien Inlee Fisch. Von den Seefischen werden Kopf und Schwanz entfernt, dann wird der Fisch zu einer großen, würzigen Fischboulette verarbeite und Kopf und Schwanz wieder herangesetzt. Dann wird der Fisch gegrillt und serviert.
Am späten Nachmittag sind wir dann zurück im Hotelressort, ich quäle mich noch drei Stunden mit dem schleichend langsamen Internet, dann haben wir ein leckeres Abendessen. Interessant und eigenartig ist auch, dass sämtliche Ressorthotels keinen einzigen Fisch aus dem See auf der Karte haben, nur tief gefrorenen Meeresfisch.
Den Abend beschließen wir dann mit Limettensaft, den wir mit etwas Honig andicken und anschließend mit Myanmar Rum wieder verdünnen, dazu zwei Eiswürfel und heute gibt es ausreichend Rumsour, das Rezept ist das gleiche wie vom Vorabend, nur dass wir eben den Whisky mit Rum getauscht haben.