Lhasa wie es singt und lacht

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Ach Herrje, genau wie im letzten Bild unten fühle ich mich gerade, aber jetzt wird brav Blog geschrieben. Nach einer kurzen und nicht so tollen Nacht gestern, die Höhe, einem vollen Tag und ein paar Gläser Erguotou nicht zu vergessen.

Es ist schön hier bei den tibetischen Hutzelweibchen, die ihre Runden und ihre Gebetsmühlen drehen, aber man kann auch verzweifeln daran, wie sehr Lhasa vereinnahmt wird, von allen Seiten. Der Blick von der Dachterrasse des Hotels auf den Potala ist inzwischen fast zugestellt von einem dumpfen Einkaufszentrum und überall machen sich neue Allerweltsbauten breit. Die chinesische Tourismusindustrie rückt mit der Dampfwalze an, was auch daran liegt, das bald Nationalfeiertag ist, die Hauptreisezeit. Nichts gegen chinesische Touristen, wir sind ja Teil des desselben Problems, aber irgendwann wird Tibet nur noch von Chinesen für chinesische Touristen veranstaltet.

Der Potala war ordentlich gefüllt. Das Gebäude ist beeindruckend wie wenig andere, mystisch, dunkel und legendenumwoben. Drinnen ein Schatz neben dem anderen. Wir haben uns dann aber doch gefragt, was das ganze überhaupt sollte: wie sich ein ganzes Volk so selbstverständlich in den Dienst ihrer Lamas stellen konnte, mit ihrer ganzen Arbeit und ihrem ganzen Leben. Es wäre für uns verständlicher ohne die ganzen Reichtümer hier, vor allem buddhistischer. Alles nicht so einfach, alles nicht so schwarz und nicht so weiß.

Jetzt ist aber auch gut, denn auch wenn es jetzt nicht so klang war es war ein interessanter und guter Tag bei feinem Wetter. Nachmittags wurde eigentlich nur geschraubt und abends tibetisch gegessen. Morgen lasse ich erstmal meinen Tuxedo reinigen, das ist der erste Vorschlag für die Wäsche, die im Yak Hotel in Lhasa abgegeben werden kann.

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Reisen nach Plan

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Nur ein kurzer Eintrag…es ist nicht viel passiert, also alles ideal gelaufen. 9 Räder haben wir auf den Flug bekommen, wir haben Fensterplätze an der linken Himalaya-Seite gehabt und konnten schön die großen Jungs aus den Wolken ragen sehen (von wegen Jungs, Cho Oyu= Göttin in türkis, Qomolangma = Heilige Mutter). Am Zoll kein Stress und nichts wurde konfisziert. Lahba, unser tibetischer Guide, hat auf uns gewartet und flugs ging es auf einstündige Fahrt nach Lhasa. Wetter: wunderbar, sonnig, frisch. Eingecheckt, Geld gezogen, sehr gut und billig Sichuan-Küche gegessen. Die Höhensymptome halten sich bei allen in Grenzen, klopf klopf klopf. Und jetzt sitzt man also am Blog, trinkt ein Lhasa-Bier und schaut sich nebenher Bayern – Wolfsburg an, kein großer Kick.

Außerdem war der Tag schon wieder kürzer. Zweieinviertel Stunden haben wir beim Grenzübertritt verloren.

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Die Götter von Nepal

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Wir sind alle randvoll mit Eindrücken, mehr wäre echt nicht gegangen.Es ist schwierig, alles auf einen Nenner zu bringen, Nepal ist so bunt und reich an Geschichten und Legenden, dass man von einer Situation in die nächste stolpert. Aus dem Königsgelände in Patan wurde vor hundert Jahren ein Fries mit Vishnu und Konsortin gestohlen und später im Ostasienmuseum in Berlin-Dahlem ausgestellt. Jetzt erst wurde es an Nepal zurückgegeben, unser heutiger Guide Om meinte dazu: „Die Götter langweilen sich in Europa, sie kommen lieber wieder zurück.“ Das ist eine komplett verständliche Aussage!

Morgens beim Frühstück haben wir Eckart erstmal beim Yoga zugeschaut, und zwar voller Mitleid und Anerkennung. Dann los im Bus für die normalen Busreisen „Tourist Only“, das muss hier gekennzeichnet werden, auf die Innenscheibe war ein Hanfblatt geklebt, wahrscheinlich für die Kiffer von Studiosus. Und dann ging es Schlag auf Schlag: in die Schwesterstadt von Kathmandu mit ihrem noch älteren Königsplatz Patan, zum gewaltigen Hindu-Heiligtum Pashipatunat mit den Baghmati-Ghats, wo die Toten direkt am Fluss verbrannt und die Asche direkt ins Wasser gefegt wird und schließlich noch zur großen weißen Stupa von Bodnath in ihrem exiltibetischen Umfeld.

Etwas surreal und bedrückend war unsere Begegnung mit der Lebenden Göttin, mit der Kumari von Patan. Die Kumari gilt als Inkarnation einer hinduistischen Gottheit und davon gibt es im Tal von Kathmandu einige. Sie müssen aus der Linie der Shakya stammen, und wenn sie mit 3 oder 4 Jahren einen extremen Merkmalskatalog erfüllen und auch noch bestimmte Tests bestehen und einige Dinge intuitiv richtig erledigen, dann werden sie zur Göttin erklärt. D.h. sie leben bis zur ersten Menstruation weggeschlossen in ihrem Palast und sehen die Welt bis auf ein paar rituelle Gelegenheiten nie von außen. Unser Guide hat uns eher zufällig zu einer Begegnung geholfen und wir wurden gesegnet von dieser kleinen schüchternen Göttin.

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La Toya Jackson

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Eckart und Helmut sind schon morgens gelandet und auch sie haben natürlich einen müden Tag erleben müssen, aber das haben sie mit Grandezza getan, wir sind entspannt zu dritt durch die Altstadt zum Durbar Square geschlendert, dem einstigen Palastgelände und Standort vieler Tempel und Schreine. Dort haben wir uns dann einen Führer genommen, der uns viel Spaß bereitet hat. Sein Name war Toya „as in the sister of Michael Jackson”, das hat er so gesagt, also auf nepali-indisch-englische Art, in der er dann z.B. auch von „the Barack Obama“ oder „when the king visited the London“ gesprochen hat. Das klang uns gut und witzig, ich denke mal den Verweis an La Toya versteht man in meinem Alter noch gerade so, für jüngere Touristen ist er damit wahrscheinlich nicht mehr so sexy.

Toya wusste genau, was wir Europäer wollen: Sex, Drugs, Rock’n’Roll im alten Nepal, das Programm „I show you the sex gods, the beer god and the Living Goddess” und dann hat er gezielt die wichtigen Punkte angesteuert. Die Holzschnitzereien eines Tempels wollte er dabei hervorheben, explizites Material und jede denkbare Stellung aus dem Kamasutra, nach seiner Interpretation eine Maßnahme des damaligen Königs, die faulen meditativen Herren seiner Zeit zum Kindermachen zu bewegen. Danach der weiße Baihrab, der gerne Bier trinkt, das arme Gesicht von Hanuman wird vor dessen Palast jeden Morgen mit segensreichen Süßigkeiten vermatscht, vor dem Durga-Tempel standen Schlangen, um sich für die Polizei rekrutieren zu lassen.

Für uns wichtig: in einem kleinen Ganesh-Schrein wird traditionell um gutes Gelingen einer Reise gebeten und in einem anderen Tempel haben wir unsere erste Runde mit Tibetern und Gebetsmühlen gehabt. Abends kam nach langem Flug und verspätet und geschafft die restliche Mannschaft und wir hatten ein stimmiges Essen im Hof des Kantipur Temple House.

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Wurmloch

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Hallo daheim, ich sende müde Vorausgrüße aus Kathmandu, d.h. aus der lustigen Zeitzone +3.45h. Knapp vier Stunden müssten sich eigentlich mühelos draufpacken lassen auf so einen Tag im Leben, aber dann ist da ja auch noch der Nachtflug der wie immer alles durcheinanderbringt.

Keine Chance auf Schlaf, nicht mal mit Hilfe der besten jemals dagewesenen Fluggesellschaft Turkish Airlines (O-Ton, wenigstens so ähnlich). In meinem Fall kam aber vor allem ein Buch dazwischen, das neue schöne Märchen von Thomas Glavinic („Das größere Wunder“). Schwer da zu schlafen, zufälligerweise treibt die Handlung immer wieder zu hin zum Everest, wie uns ja auch auf dieser Tour…sonst hätte das Buch in einem Reiseblog ja auch nichts zu suchen. Wahrscheinlich passiert es nur auf einem Flug nach Kathmandu, dass die Hälfte der Passagiere spontan einem berühmten Bergsteiger applaudiert (den Namen hat mir mein Nebensitzer verraten, hab ich aber vergessen), der sich als letzter durch den Gang zu seinem Sitz quetscht.

Im Anhang ein paar aufregende Fotos als Arbeitsnachweis : im Büro unseres freundlichen Partners Explore Nepal. In den Speisekammern des Kantipur Temple House, wo unsere Räder lagern – sehr gut in Schuss und gewartet. Und ein paar Alibi-Schnappschüsse aus der Altstadt, die einen schon wachhält. Die Gasse mit den Rädern wurde entdeckt, für Notfälle. In die nepalesische Muckibude habe ich mich nicht getraut. Also müde aber erwartungsfroh, morgen kommt meine Gruppe und dann wird losgelegt!

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