Da waren`s nur noch fünf

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Dali nach Weishan,72 km, ein Anstieg, etwa 600 HM insgesamt

Das ist wieder so in Tag, an dem die Bildauswahl schwer fällt. Zuerst die Verabschiedung von Claudia und Ulrike, die ihren langen Heimweg antreten. Wir wünschen Euch eine gute Reise und ein schönes Ankommen zu Hause. Es war eine sehr schöne Zeit mit Euch. Xiao Luo und die kleine WenWen werden heute auch noch nach Hause fahren und in ihrer Heimatstadt Jingdong auf uns warten. Ab jetzt sind wir noch zu fünft auf dem Rad unterwegs, und zwar „Entlang der Teestraße“, dem jetztigen Abschnitt der langen Reise Mythos Mekong.

Zuerst radeln wir noch etwas schweigsam vor uns hin. Ich habe Claudias Rad übernommen und den Eindruck, es fährt fast von allein. Die Straße nach Dali Neustadt ist vierspurig, der Verkehr hält sich für die Feiertagswoche aber in Grenzen. Sicher sind alle schon am See und machen Fotos. Hinter Dali Neustadt beginnt unser heutiger Anstieg. Auch der fährt sich gut, denn der Belag ist neu und der Schwerverkehr nimmt die parallel verlaufende Hauptstraße. Dafür besteht der Belag der alten Straße abwärts noch aus Staub, Schotter und Schlamm, so dass wir etwas langsamer am Stausee und den vielen Reisfeldern vorankommen. Unten angekommen fahren wir durch Dörfer der muslimischen Minderheit, hier und da steht eine Moschee und die Frauen tragen Kopftuch. Auf der Passhöhe hatten wir noch mit Regen gerechnet, der Wind war kühl, aber so langsam wird es warm und in der Sonne heiß. Im Vergleich zu den Dörfern am See ist dies eine echte Landpartie, überall wird Mais getrocknet und Reisstroh aufgestellt, vom hippen Leben am nahen Ohrensee bei Dali ist hier nichts zu spüren.

Auch an unserem Zielort Weishan, eine einst blühende Karawanserei auf der Teestraße, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Keine Hochglanzläden, keine sich durch die alten Gassen schiebenden Massen. Heute ist der 21. Reisetag, wir haben schon unglaublich viel gesehen, denke ich so bei mir. Etwas lustlos wandern wir durch Weishan. Zumindest mir geht es anfangs so. Vielleicht waren es nicht genügend Radkilometer, oder es ist einfach zu heiß und die neue Gruppengröße noch zu ungewöhnlich, villeicht drückt die Erkältung auf die Stimmung, wahrscheinlich war von jedem etwas dabei. Nach und nach zieht Weishan mich aber wieder in seinen Bann. Immer mehr Chinesen wollen Fotos mit uns machen und ihr Englisch testen. Am Abend sitzt der Frauenchor vor dem Trommelturm und singt das Geburtstagslied der Volksrepublik in Dauerscheife. Der Dirigent, wahrscheinlich ein pensionierter Lehrer, versucht ein Gespräch mit uns und singt ein paar Zeilen, sichtlich stolz auf seinen Chor.

Was mich aber am meisten fasziniert ist das Restaurant in der Nähe unserer Herberge. Es ist wie bei meinem letzten Besuch hier in Weishan. Noch nie habe ich einen so gut organisierten Laden gesehen. Gekocht wird im Akkord, jeder Handgriff sitzt, die Einheimischen strömen in Scharen herein und ein Gericht nach dem anderem geht über die Ladentheke. Na ja, eine Ladentheke gibt es nicht, denn gekocht wird im Eingangsbereich draußen: drei Woks werden von zwei Köchen bedient, vor ihnen sind die Zutaten schon aus der Auslage ausgewählt und vorbereitet, wofür wieder eine Person zuständig ist. Im Eingangsbereich, wo zwei Frauen die kalten Salate zubereiten, wird auch bestellt und abgerechnet, dort drängen sich die Gäste. Etwas abseits gibt es dann Woks für Suppen und Gemüse. Harald steht eine ganze Weile im Weg und filmt, was den Koch aber nicht im Geringsten zu stören scheint. Dazwischen laute Rufe zur Veständigung, welche Gerichte noch anstehen… hier zuzusehen und auf die Stichflammen zu warten, die in unregelmäßigen Abständen hochschießen, ist einfach ein Genuss. Irgendwann machen wir dann noch einen kleinen Spaziergang und landen schließlich wieder im gemütlichen Innenhof der Herberge.


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