Monsieur Qins Tonfigurenkabinett

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

35 km von Xi’an nach Lintong, dann nochmal 29 km zur Terrakottaarmee hin und zurück. Leicht hügelig bei angenehmen Temperaturen.

Viele Radfahrer behaupten ja, eine Überquerung der Alpen oder des Himalaya wäre eine besondere Herausforderung. Alles Quatsch, die letzte wirkliche Herausforderung für einen Radfahrer ist die Stadteinfahrt oder –ausfahrt bei chinesischen Großstädten in einer Gruppe!

Zugegeben, mit nur knapp vier Millionen Einwohner im Innenstadtbereich gehört Xi’an nicht wirklich zu den Megacities in China und liegt damit nur auf Platz 17 aller chinesischen Städte in dieser Disziplin. Aber uns hat es gereicht. Wir sind gemütlich gestartet, haben das Hotel erst um 9:30 Uhr verlassen und sind dann gen Osten gefahren. Die ersten 10 Kilometer waren echt heftig! Berufsverkehr wie aus dem Bilderbuch. Hinzu kommt, dass Xi’an keine U-Bahn besitzt (die wird gerade erst gebaut, ein paar Baustellen kamen also zu unserer Herausforderung hinzu) und der ganze ÖPNV mit Bussen abgewickelt wird. Das sieht dann so aus, dass an jeder Bushaltestelle mehrere Busse gleichzeitig ankommen, stehen und abfahren. Und wir irgendwo zwischen diesen Monstern, die wir mal rechts, mal links überholen.

Aber die Gruppe war klasse! Obwohl wir nur einen halben Tag Eingewöhnung in den chinesischen Straßenverkehr hatten haben sich alle hervorragend und ohne murren hindurch geschlängelt. Und das, obwohl ich ein recht hohes Tempo eingeschlagen hatte. Normalerweise fahre ich ja immer ganz am Ende des Pelotons, um im Auge zu behalten wer vielleicht eine Panne hat oder eine Pause benötigt. Aber bei einer komplizierten Streckenführung fahre ich voraus, um den Weg zu weisen. Diese Leithammelaufgabe gefällt mir nie, denn immer fahre ich entweder zu schnell oder zu langsam. Diesmal jedoch scheint das Tempo gepasst zu haben.

Irgendwann dann waren wir raus aus dem Speckgürtel um Xi’an, hatten sogar ein paar ruhige Landstraßen. Vielleicht waren sie auch deswegen so ruhig, weil militärische Anlagen rechts und links am Wegesrand standen. Richtig gesehen haben wir sie nicht, aber plötzlich wurden wir von einem Polizisten in einem Elektrofahrzeug aufgefordert zügig weiter zu fahren. Der Gendarm hat uns eine Weile eskortiert und mir dann nach ein paar hundert Metern zu verstehen gegeben, dass wir auf unserem Rückweg doch bitte eine andere Route benutzen sollen. Das habe ich ihm hoch und heilig versprochen (wir kommen ja eh nicht mehr hier zurück) und er zog von dannen.

Lintong ist ein kleines Nest östlich von Xi’an. Eigentlich völlig uninteressant und unbedeutend. Wäre da nicht der 29. März 1974 gewesen. Da stießen nämlich Bauern beim Ausgraben eines Brunnens in der Nähe von Lintong auf die Überreste einer ganzen Armee aus Tonsoldaten. Die sollten das Grab des ersten Kaisers von China, Qin Shi Huangdi (259 bis 210 v. Chr.), bewachen. Dieser liegt ebenfalls unweit Lintong verschachert, in einer Grabanlage, die bis heute ungeöffnet ist. Das will man später nachholen. Aber die Terrakottaarmee schlug ein wie eine Bombe, zunächst in der archäologischen Welt und später in der touristischen.

Eigentlich muss ich gar nicht viel über die Tonsoldaten schreiben, jeder kennt sie und hat bestimmt auch schon Bilder davon gesehen. Wir natürlich auch, aber da wir ohnehin in der Gegend waren wollten wir mal einen Blick auf die Originale werfen. Das ließ sich am heutigen Tag auch gut bewerkstelligen, denn wir waren bereits um 12 Uhr in unserem Hotel in Lintong und hatten noch den Nachmittag zur Verfügung. Daher nach einer kurzen Pause wieder rauf auf die Räder, schnell noch in der Stadt eine Schale Nudeln vom Nudelschwinger geschlürft und dann weiter zur Ausgrabungsstätte. Fast 2 ½ Stunden schlenderten wir durch die riesige Anlagen, die aus drei Ausgrabungshallen und einem Museum mit besonderen Exponaten besteht. Ein Wow-Faktor ist garantiert!

Wieder zurück in Lintong war es Zeit für die Abendvöllerei. Es gab….
Äh, Moment mal, ich wurde doch gebeten nicht so viel vom Essen zu berichten! Na gut, dann eben nicht 😉


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Entlang der Seidenstraße

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein Tag in Xi’an. Endlich auf den Rädern. Zu Mittag 30 Grad im Schatten 🙂

Eigentlich sollte ich mich in Xi’an auskennen. Immerhin war ich schon drei Mal in dieser Stadt. Das erste Mal 1988 auf meiner Rucksackreise, dann 1995 mit meinen Eltern und zu Letzt 1997 mit drei Leuten während einer privat organisierten Radtour von Xi’an nach Chengdu. Aber natürlich kenne ich mich in Xi’an gar nicht mehr aus, auch diese Stadt hat sich in den letzten 15 Jahren rasant entwickelt und verändert.

Dabei ist Xi’an schon uralt. Schon zu Zeiten des ersten Kaisers von China, Qin Shi Huangdi, war sie Hauptstadt von China. Also etwa 200 vor Christus. Und schon sehr lange davor wurde hier gesiedelt, was die Ausgrabungen eines jungsteinzeitlichen (4800 – 3600 v. Chr.) Dorfes gleich um die Ecke des heutigen Xi’ans beweisen.
Xi’an (=Westlicher Frieden), welches früher noch Chang’an (=Langer Frieden) hieß, war Chinas Hauptstadt für viele Dynastien und besonders unter der Tang Dynastie (618 bis 907) eine richtige Metropole. Vielleicht die erste auf unserem Planeten. Keine andere Stadt der Welt hatte damals mehr Einwohner und wirtschaftlich war man ebenfalls die Nummer Eins. Wenn man das so sagen will, denn damals gab es noch keine Globalisierung und weit weniger Konkurrenzdenken zwischen den verschiedenen Kulturen.
Xi’an war auch Ausgangspunkt der Seidenstraße. Seide gelangte auf dieser Handelsroute nach Europa und in jeglicher Hinsicht wurde sich über diesen Weg, der natürlich niemals eine richtig Straße war, zwischen Ost und West ausgetauscht.

So, das war ein kurzer geschichtlicher Abriss über Xi’an, das sollte reichen. Jetzt zu uns. Uns hat Xi’an früh morgens um acht Uhr am Bahnhof empfangen. Zu der Zeit war es schon gut warm und noch wärmer sollte es im Laufe des Tages werden. Eigentlich wollten wir noch vor dem Belegen unserer Hotelzimmer unsere Räder in einem Radladen abholen, aber die waren leider noch nicht aufgebaut, steckten noch in den aus Kunming angelieferten Kisten. Daher Plan B, erst ins Hotel. War keine schlechte Entscheidung, denn dort kamen wir noch in den Genuss eines opulenten Frühstückbuffets.

Nach einer Ruhepause dann zu Fuß nochmal zum Fahrradladen. Jetzt waren die Räder fertig und wir konnten loslegen. Noch nicht ganz mit unserer kleinen Stadtrundfahrt, denn diverse Sachen mussten noch an- und abgeschraubt werden. Aber dann. Einmal um ein Viertel der Stadtmauer herum, Räder links stehen lassen und zu Fuß weiter auf der Mauer zum Stelenwald. Hier bekommen Steine eine Abreibung.

Im Stelenwald befinden sich tausende von Steinstelen, in die Texte gemeißelt wurden. Klassische Texte aus mehreren Jahrhunderten. Von trivial (die Geschichte der Familie Liu aus Wei) bis philosophisch (Konfuzius hat gesagt…). Genau genommen ist der Stelenwald eine Art antiker Copyshop. Denn die in Stein gemeißelten Texte können beliebig vervielfältigt werden, indem man dünnes Papier darüber spannt und dieses mit Tusche beklopft. Schon hat man eine Kopie auf Papier, die Schriftzeichen in Weiß und alles darum herum in Schwarz. Siehe dazu auch das Foto in der Galerie.

Mehr wollten wir uns für heute nicht zumuten, die Hitze verlangte nach einer Erfrischung in einer Kneipe drei Straßen weiter und einem frühen Abendessen mit anschließender Bettruhe. Morgen geht es endlich richtig los!


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Auf den Spuren des Drachen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Mit dem Bus zum Bauwerk und wieder zurück nach Beijing. Wenig gelaufen, aber das war dafür steil. Abends Nachtzug nach Lissabon Xi’an. Etwas dunstig in Beijing, prima Fernsicht auf der Mauer.

Für eine Aktivreise waren wir heute überwiegend passiv. Tagsüber haben wir uns nämlich hauptsächlich mit dem Bus chauffieren lassen und am Abend dann mit dem Zug.

Zunächst der Tag: Mit unserem Fahrer zur Großen Mauer war ausgemacht, dass wir uns um neun Uhr morgens treffen werden. Nicht ausgemacht hingegen war der Treffpunkt. Wozu auch, wir sind in Beijing und wollen zur Mauer. Kurz vor neun ruft mich der Fahrer an und will wissen wo wir denn stecken. „Na in unserem Hotel in Beijing“, sage ich ihm. Ich höre seine Kinnlade über das Handy förmlich nach unten klappen, denn dann stammelt er „Ich dachte ihr seid an der Mauer und ich soll euch nach Beijing bringen!?“ Dumm gelaufen 🙁

Unsere Agentur in Beijing reagiert blitzschnell, organisiert einen neuen Fahrer und einen neuen Bus und kurz nach neun Uhr sind wir schon auf dem Weg nach Huanghua, dem Abschnitt der Großen Mauer, den wir auf unseren Touren bevorzugt ansteuern.

Kennen sie das Lied „Stau mal wieder“ von Mike Krüger? Da gibt es die Zeile „Da muss man Samstag fahr’n, wenn alle fahr’n“. Das Lied ist schon uralt, aber brandaktuell für Beijing. Und heute ist Samstag. Also stauen und staunen wir uns so aus der Innenstadt und den Randbezirken heraus. Stop and go ist jedoch nicht so toll, einige überbrücken die Zeit mit einem Nickerchen, andere mit einem flauen Gefühl in der Magengegend.

Aber irgendwann, nach nur drei Stunden und sensationellen 70 Kilometern, sind wir da! An der chinesischen Mauer! Die haben wir dann auch erklommen. Nur für 1 ½ Stunden, denn wir mussten am gleichen Tag zurück nach Beijing, den Nachtzug nach Xi’an nehmen. Den hätten wir beinahe verpasst, aber was da nicht so ganz glatt gelaufen ist schreibe ich hier nicht, das bleibt unser österreichisches Geheimnis.

Jetzt die Nacht: Ab 20 Uhr dann im Zug nach Xi’an. 12 Personen, aufgeteilt auf drei Abteile mit je vier Betten. Lauschig! Trotzdem endete die geplante Pyjamaparty mit Kissenschlacht und lustigen Trinkspielen bereits gegen 22 Uhr. Der Tag im Bus hat ziemlich geschlaucht…

Es wurde darum gebeten (oder wurde es untersagt?) unsere Verpflegung zu dokumentieren. Aber gerne doch!
Frühstück: Im Hotel. Noch ein Toast, noch ein Ei…?
Mittagessen: An der Mauer. Unter anderem gegrillter Fisch und kalt angemachtes Eselfleisch. Schweinelecker!
Abendsuppe: Am Bahnhof eingenommen. Rindfleischnudeln für alle. Pascht scho.


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Kaiserliches China

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

30 Kilometer durch Beijing. Sieben davon mit der U-Bahn, 23 Kilometer zu Fuß. Schön warm und fast blauer Himmel. Ätsch!

Angekommen in Beijing sind wir ja schon gestern. Mit etwas Verspätung, woran für 30 Minuten der Flieger Schuld war und für 1 ½ Stunden das Gepäckstück von Martin, welches sich geweigert hatte in Frankfurt in den Flieger zu steigen und nach dem wir am Flughafen in Beijing für besagte Zeit fahnden mussten. Es blieb auch den Rest des Tages über verschollen. Kam dann aber heute.

Den Rest des gestrigen Tages haben wir einfach verschlendert. Durch die Gassen zum Glocken- und Trommelturm (beide bereits für Besucher geschlossen), weiter um den See, zurück zum Hotel und anschließend erste Begegnung mit der schmackhaften chinesischen Küche. China-Essen, lecker lecker!

Aber das nur am Rande, denn ich will berichten, was wir heute unternommen haben.

Wir, das sind übrigens (in alphabetischer Reihenfolge) Arnold, Brigitte, Franz, Martin, Peter, Renate, Sabine, Silvia, Werner, Wieland, Wolfgang und ich. Also eine stattliche Gruppe von 12 Personen. Wir wollen gemeinsam in den nächsten knapp vier Wochen von Xi’an zum Yangzi radeln, dabei rund 1.100 Kilometer und genau so viele –gefühlte– Höhenmeter zurücklegen.

Auf die Tour freue ich mich schon sehr. Denn ich bin sie bisher noch nie gefahren, habe mir aber von anderen Reiseleitern und auch Teilnehmern sagen lasse, dass sie wunderschön sein soll. Es geht quasi durch das Herz Chinas, viel Kultur (Beijing, Xi’an, Yangzi, Shanghai) und mittendrin viel Natur und unentdeckte Regionen. Das klingt vielversprechend.

Aber auch das nur am Rande, denn ich wollte ja berichten, was wir heute unternommen haben.

Heute stand Standardprogramm auf dem Plan. Ach Quatsch, was schreibe ich denn da? Bei China By Bike gibt es kein Standartprogramm! Wir haben den Himmelstempel, den Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens und den Kohlehügel besichtigt. Dort war ich zwar jeweils schon oft, aber nicht so, wie wir das heute angegangen sind. Wir sind nämlich nur ein wenig gefahren (mit der U-Bahn) und sonst viel gegangen. Ab dem Himmelstempel im Süden dann nur noch zu Fuß. Das hat uns nicht sehr belastet, schließlich ist diese Reise als Aktivtour ausgeschrieben. Nur die Peking-Ente am Abend hätte etwas aktiver und weniger kostspielig sein können. Aber geschmeckt hat sie trotzdem. China-Essen, lecker lecker!


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