Wasser, Federn und Gesang

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Von Jinghong nach Ganlanba, 31 km, eben am Mekong entlang

Die Stadtausfahrt schlaucht. Baustelle, rot-schlammige Straßen und Baufahrzeuge – China eben. Doch nach einigen Kilometern haben wir ideale Radbedingungen: guter Belag, eine schattenspendende Palmenallee, wenig Steigung, und rechts von uns der drittlängste Fluss Asiens (Langcangjiang auf Chinesisch, was Peter mittlerweile erfolgreich verinnerlicht hat). An den Hängen werden Kautschuk und Baumbus, vereinzelt auch Ananas abgebaut. Dazwischen ein paar uns unbekannte Früchte, die wir sicherlich noch auf dem einen oder anderen Markrt finden werden.

Gegen zwölf Uhr erreichen wir unseren Zielort Ganlanba und haben „Freizeit“. Das ursprüngliche Dai-Dorf ist vor ein paar Jahren um einen Zaun, Tickethäuschen und ein paar Showbühnen erweitert worden und zu einem attraktiven Stop für chinesische Busreisende geworden. Zweimal am Tag wird das poshuijie (Wasserfest) der Dai nachgespielt, was mit schönen Kostümen und einer traditionellen Zeremonie beginnt und in einem Massenplanschen für Touristen endet. Danach Tanz und Gesang, in dem es um Xishuangbanna mit seinen hübschen Frauen und grünen Landschaften geht. Nach diesem Mix aus traditionellen Elementen und recht kitschiger Inszenierung finden wir den Weg zurück zu unserer Gastfamilie (heute ist homestay in einem der Holzhäuser des Dorfes angesagt). Hier ist die männliche Dorfbevölkerung völlig in einem anderen Hobby versunken: dem Hahnenkampf. In den Kampfpausen versorgen die Besitzer ihre etwas zerrupften Tiere so liebevoll, dass wir nur staunen können. Die Technik der Tiere wird lautstark kommentiert, 100-Yuan Scheine wechseln von einer Hand in die andere… wenn ein Hahn vor Erschöpfung davonläuft, ist der Kampf entschieden und das nächste Paar geht in die Arena. Das ganze dauert etliche Stunden, ich frage mich, wieviel Geld heute wohl beim Hahnenkampf verspielt wurde… Die Nacht wird für die meisten von uns etwas kurz: die stolzen Federviecher geben keine Ruhe und widmen sich nachts voll dem Stimmtrainig.


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Schlange, Mekong und fast nicht mehr China

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Jinghong, Anreise und Probetour mit dem Rad in die Umgebung, 4. und 5.11.2012

Nach drei Flügen und einiger Wartezeit sind wir gut in Jinghong angekommen. Die Bezirkshaupstadt von Xishuangbanna liegt am Mekong, hat eine knappe Million Einwohner und wirkt sehr beschaulich. An den Häusern ist klar der südostasiatische Einfluss erkennbar, der lokale Dialekt ist kaum zu verstehen, die Dai (größte „Minderheit“ in dieser Region) sprechen eine Sprache, die zur Thaifamilie gehört. Ich habe den Eindruck, nicht mehr so ganz in China zu sein.

China, Laos und Thailand sind die drei Länder des „Goldenen Dreiecks“, die wir in den nächsten dreieinhalb Wochen zu acht mit dem Rad erkunden werden. Vorerst sind wir vor allem müde, können uns aber noch aufraffen, über den Nachtmarkt ins nahe Mekong Café zu schlendern. Nach einem ersten chinesischen Essen lädt uns der spanisch-französische Besitzer zu einer Besonderheit ein: Schnaps, natürlich hochprozentig, aus einem großen Glas gezapft, das außer ein paar Kräutern und Wurzeln noch eine Schlange beherbergt. „Das müsst ihr trinken, es ist eine lokale Spezialität und gilt außerdem als Medizin“… und schon stehen acht volle Gläser vor uns. Warum nicht, denke ich mir, dann können wir sicherlich gut schlafen…

Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen. Frühstück, der obligatorische Gang zur Bank und eine Probetour mit den Rädern in die Umgebung. Die Luft ist feuchtwarm, das Thermometer zeigt 27 Grad im Schatten. Die Stadtstraßen sind gesäumt von Palmen, auf der neuen Mekongpromenade treffen sich ein paar Anwohner zu Taiqiübungen, sonst ist es eher ruhig am Fluss. Es ist Nachsaison, die Touristenströme sind wohl schon abgereist, so dass wir bequem am Ufer entlangradeln und unsere Füße in den Mekong halten können. Wie schön wäre jetzt ein kühles Bad, denke ich, aber der Fluss wird uns noch einige Male auf der Reise begegnen.
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