Das Treiben am Straßenrand und die Träger

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 50km, Wetter: Morgennebel, dann sonnig und dunstig

Berganstiege sind ganz nach Monikas Geschmack, klar dass sie die Streckenprofile derzeit sehr schätzt:

Berganstiege zum Schluss der Tagesetappe sind etwas Großartiges: Man kann genussvoll im verschwitzten Hemd ein wohlverdientes Bier trinken, hat von der Unterkunft aus eine tolle Sicht und darf am anderen Morgen erst mal bequem bergab rollen.

Inzwischen haben wir uns auf die morgendlichen Fixpunkte eingestellt: 6:30 Uhr Aufstehen: Ein bisschen in den Rucksäcken stöbern und hoffen, dass die ausgewaschene Radlkleidung getrocknet ist.
7:30 Uhr Frühstück: Mal sehen was es gibt. Bhasker kommt mit einer Obsttüte vom Markt zurück und arrangiert liebevoll Äpfel, Mandarinen und Bananen auf den Tellern. 8:30 Uhr Abfahrt: alle (nicht nur Albin) suchen etwas: Wasserflasche, Helm, Handschuhe. 8:31 Uhr Ansage: wann ist der erste Treffpunkt.

Die Optimisten unter uns starten die lange Talfahrt hoffnungsfroh im Kurzarmshirt, andere haben sich bereits warm eingepackt und Lutz überlegt ob er Mütze und Handschuhe aus der Tasche holt. Wenig später haben alle eine Jacke an. Es wird frisch, wir müssen durch die Wolken fahren. Der jeweilige Vorradler ist oft nur schemenhaft zu erkennen. Unten angekommen sind wir von unserer eigenen, gestrigen Leistung beeindruckt. Wow – das sind wir gestern alles hinaufgeradelt?

Wir biegen auf die Straße nach Pokhara ein und radeln die Hügel entlang. Dabei können wir die Menschen bei allen möglichen Beschäftigungen beobachten. Hier wird ein Drahtgeflecht zusammengeschweißt, dort sitzt eine Frau an der Nähmaschine, ein Mann daneben klopft eine Sichel zurecht. Woanders werden Reifen gewechselt. Das Profil wäre in Europa so nie zugelassen. Dann immer wieder Häuser. Kleine Hütten aus Lehm mit Gemüsegarten oder große hohe Häuser. Aus dem obersten Stockwerk ragen Betonsäulen und verbogene Stahlstangen heraus – als ob morgen weitergebaut werden würde. Daneben Wäscheleinen mit Kleidung, die wie Gebetsfahnen im Wind flattert.

Und viele Menschen, die beschäftigt hin und her laufen. In Busse einsteigen oder LKWs entladen. Frauen in roten Saris mit Glitzerstreifen tragen Plastiktaschen und auf dem anderen Arm ein lachendes, winkendes Kleinkind mit Wollmütze. Männer in indischer Tracht, die müßig vor dem Ziegenstall sitzen und gelegentlich ausspucken.

Überall kleine Läden, in denen man fast alles kaufen kann. Von Seife bis Reismehl. Kalte Cola und Sesamkekse. Armbänder aus Glas und Plastikschuhe. In diesem ganzen wogenden Treiben immer wieder die Träger. Sie tragen fast alles. Männer und viele Frauen. Und alle sind klein und zart, oft schmächtig. Manchmal sieht man von weitem nur das große Fass, den Sack oder das riesige Bündel Reisstroh, das sich von selbst durch das Gewühl von Menschen und Fahrzeugen oder über das Reisfeld bewegt. Erst dann entdeckt man den Menschen darunter, fast immer nur in Flip-Flops, tragen sie geschickt ausbalanciert und mit Stirnriemen die riesige Last.Diese Menschen bringen uns immer wieder zum Erstaunen – nahezu mühelos tragen sie zwei unserer Koffer gleichzeitig und lächeln dabei.

Wir biegen nach rechts in die Berge ab. Lutz betrachtet die steile Rampe in der strahlenden Sonne und zieht den Reißverschluss seiner Fleecejacke bis zum Kinn hoch. Ein plötzlicher Kälteeinbruch bei den jetzigen 28° Grad ist ja nicht völlig auszuschließen. Dieter verteilt Kokoskekse, dann kurbeln wir uns die Serpentinen hoch. Kein Kettenabriss, kein Platten, nur Jochen springt die Kette mehrfach ab – mit seinen ölverschmierten Händen sieht er aus wie ein Bergbauarbeiter. Touristenbusse überholen uns. Aus dem Fenster werden große Objektive auf uns gerichtet. Die Steigungen sind manchmal richtig gemein. Keuchend erreichen wir das sauber ausgefegte Städtchen. Hier endet die Straße und es ist schön ruhig. Bei einem Spaziergang am Nachmittag werfen wir einen Blick zurück auf den Startpunkt, weit, weit unten – und sind richtig stolz.

Ein abendlicher Drink, dabei explodiert vor unseren Augen ein Trafokasten und schlagartig ist das Dorf dunkel. Ein beeindruckendes elektrisches Feuerwerk zerlegt die Stromleitungen. Nach einer Stunde ist der Schaden behoben und wir können unsere Kopflampen wieder absetzen und uns ins Erdgeschoß zum Abendessen vortasten.


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Ein Tag in der Horizontalen

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Den heutigen Tag verbringen wir im Wesentlichen mit nichts tun und rumliegen. Und das ist auch gut so, denn wir haben schließlich Einiges geleistet in den letzten Wochen. Fast alle Aktivitätsangebote unseres Hanlong-Bucht-Guides Duc wehren wir darum entschieden ab. Lediglich am Morgen hieven wir uns kurz von den Liegen. Mit dem Ruderboot gehts erst in eine kleine, nur durch eine Tropfsteinhöhle erreichbare Bucht, in der gerne Affen an den Karstwänden herumturnen. Wir haben Glück und können einige Tiere beobachten. Danach besuchen wir ein schwimmendes Fischerdorf, wie es sie früher in der Halong Bucht in größerer Zahl gegeben hat. Wieder auf dem Boot geht es dann wieder ab aufs Sonnendeck in die Horizontale. Der Captain legt einen schönen Rundkurs durch die Bucht. Hin und wieder ankert er, damit Udo, Dietmar und ich schwimmen gehen können und er pennen kann. An den Ankerplätzen macht das Wasser einen sauberen Eindruck und hier, vor dieser Kulisse Bahnen zu ziehen ist schon ein Erlebnis. Weil wir aber wie gesagt den Großteil des Tages in der Horizontalen verbracht haben, will ich auch gar nicht so viel mehr erzählen. Stattdessen gibt es eine volle Breitseite (den ganzen Tag über drängen sich mir Piratenmetaphern auf) Fotografien von diesem perfekten Tag.

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Das Sommertor und mein Ur-ur-ur-ur-ur-Großvater

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Zugfahrt nach Xiamen und Besichtigungsprogramm zu Fuß.

Xiamen bedeutet wortwörtlich übersetzt „Sommertor“. So fühlte es sich auch an. Auch wenn es um Shanghai rum schönes Wetter war, hatte der Frühling längst Einzug gehalten und es wurde nachts schon ziemlich kühl. Dagegen war es in Xiamen noch angenehm warm, sodass man endlich mit gutem Gewissen seine kurze Hose auspacken konnte. Wir staunten nicht schlecht, als wir nach unserer gestrigen 7-stündigen Zugfahrt unser Hotel bezogen. Ein prunkvoll renovierter alter Bau im Kolonialstil hieß uns willkommen. Meine Xiamen-Local-Connection empfahl mir auch gleich das Terrassen-Restaurant auf dem Dach des Gebäudes. Der Tipp ging auf. Das Essen war vorzüglich. Für zukünftige Touren kann ich die Xiamen-Fünf-Gewürze-Frühlingsrollen empfehlen… Quasi eine Geschmacksexplosion!

Nach einem AUSGIEBIGEN Frühstück machten wir uns am nächsten Tag auf die kleine Nachbarinsel Gulangyu, was soviel bedeutet wie Trommelwelleninsel. Leider erwischten wir das Touristenboot, das einen erst einmal um die halbe Insel fuhr, diese Fahrt allerdings mit einer ununterbrochenen Verkaufsveranstaltung untermalte. So konnte ich gar nicht in Ruhe meinen Ur-ur-ur-ur-ur-Großvater würdigen: Eine riesige Statue von Zheng Chenggong überblickt die südliche Spitze der Insel. Er befreite einst Taiwan von den Niederländern und kämpfte um den Erhalt der Ming-Dynastie. Im Nachhinein ja eigentlich beides ein mehr oder weniger gescheitertes Unterfangen. Trotzdem wird er als lokaler Volksheld gefeiert. Er trägt den gleichen Nachnamen wie mein chinesischer Großvater.

Diese ehemalige Kolonialinsel, wegen den ehemals vielen Klavieren hier auch liebevoll Piano-Insel genannt, ist der Höhepunkt für die meisten Xiamen-Touristen. Einst vermischten sich Wellenschläge und Klavierklänge zu einer mystischen Klangkulisse. Mittlerweile sind es eher die Megafone der chinesischen Reiseleiter die den Ton angeben. Die Volliere und den Sonnenberg ließen wir außen vor und marschierten durch romantische kleine Gässchen zum Piano-Museum. Eine alte Residenz eines Taiwanesischen Kaufmannes wurde an dieser Stelle zu einem sehenswerten Klaviermuseum umgebaut. Zwar stammten die meisten Exponate selber nicht von der Insel, sehenswert waren sie dennoch. Wie etwa das Eckklavier oder die vielen Painolas. Die Hauptgassen Gulangyus sollte man allerdings meiden, denn das Gedrängel war hier erschreckend! Stattdessen sollte man sich an die Hochzeitspaare halten, die hier überall in den etwas ruhigeren Nebengassen für ihr Fotoalbum posierten.

Am Nachmittag stand noch der Nanputuo-Tempel auf dem Programm. Die Tempelanlage wurde gerade teilweise renoviert. Die die den beschwerten Weg auf sich nahmen und den Berg hinter dem Kloster erklommen wurde jedoch fürstlich belohnt mit einer grandiosen Aussicht über die Stadt auf das Chinesische Meer hinaus. Der Rest wartete mehr oder weniger geduldig, bis die tapferen Bergziegen endlich wieder die Treppen runter stapften.

Das Abendessen hat bei vielen von uns so einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sodass wir heute Abend gleich noch einmal hin mussten. Man kann es uns ja nicht verdenken, denn bald ist es erst einmal vorbei mit diesem kolonialen Luxus.

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Ghurkas

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 40km, Wetter: sonnig, aber kaum Fernsicht

Bhasker ist wirklich ein vorzüglicher Guide, er erklärt viel und ist immer aufmerksam um uns bemüht, ohne aufdringlich zu sein. Die letzten Tage war seine Familie mit uns auf Reisen, zur herbstlichen Hochsaison bekommt ein Reiseleiter in Nepal seine Familie nämlich fast nie zu Gesicht: sehr nett! Die Ehefrau Sankala, sein Sohn Sarthak und seine Tochter Sadhana. Höfliche Reisebegleiter, heute sind sie wieder nach Kathmandu zurückgefahren, denn die Kinder müssen in die Schule.

Und wir haben uns heute auf den nächsten Hügel gekeucht (Hügel in Nepal, Berg in Deutschland). Nach Gorkha/Gurkha, man könnte es die Wiege der nepalesischen Nation nennen. Vor fast 400 Jahren begann die Geschichte dieses kleinen Ortes, Hindus aus Nordindien sind vor den muslimischen Moguln nach Norden hierher geflüchtet, eine der Familien wurde immer wichtiger, und siehe da: hundert Jahre später hat sich ein Spross dieser Familie (Prithvi Narayan Sha) aufgemacht, die Fürstentümer im Osten und Westen von Gorkha aufzurollen, Nepal zu vereinen und die Sha-Dynastie zu etablieren. Dieses neue Nepal schlug sich dann auch gegen die britischen Kolonialisten so tapfer, dass zu Anfang des 19. Jahrhunderts iinerhalb der britischen Armee die Gurkha-Batallione gegründet wurden, Söldnertruppen aus Nepal – gibt es bis heute und sie haben einen Ruf wie Donnerhall. Die Gurkhas!

In Gorkha waren wir gemeinsam mit einigen Schulklassen zum alten Fort unterwegs, die Treppen sind vom der letzten Durga-Puja noch verklebt von Tierblut, die Historie war von hoch oben noch schön greifbar. Wir hatten ja schon bereits einen langen Rad-Anstieg in den Beinen, die meisten hatten sich dennoch entschlossen, die über 1500 Treppen (350 Höhenmeter) zur alten Festung aufzusteigen. War lohnenswert, obwohl die Sicht zur Zeit nicht die Beste ist, es war letztendlich ein schwüles und dampfiges Vergnügen.

Ein bisschen seltsam, aber eine willkommene Abwechslung: warum gerade die Gurkha-Brauerei (nicht so schlecht, das eigene lokale Bier) für Nepal das philippinische San Miguel herstellt. Uns war es ehrlichgesagt egal, wir haben es gerne getrunken.

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Anker gelichtet, Kurs gesetzt

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Nach dem Frühstück verladen wir unser Gepäck in den Bus. Knapp vier Stunden dauert die Fahrt von Ninh Binh, der Endstation unserer Radtour in die Halong Bucht, wo wir die nächsten zwei Tage auf unserem eigenen Kreuzfahrtschiffchen die Seele baumeln lassen wollen. Der Regen, der während der Fahrt plötzlich über uns hereinbricht, macht uns erst nicht viel Hoffnung auf gutes Wetter. Die Lage stabilisiert sich aber je näher wir der Bucht kommen und es wird zumindest trocken. Die Strecke ist unspektakulär, viele Industriegebiete, viele Schlaglöcher. Dafür ist die Stimmung im Bus prächtig.

In Halong City angekommen verladen wir unser Gepäck auf einen Tender und schiffen damit auf unseren Ausflugsdampfer ein. Das Schiff macht einen guten und auch seetauglichen Eindruck. Ich glaube verhaltenes Aufatmen aus der Gruppe zu vernehmen. Wirklich ein hübsches Boot: Vorne ein kleiner Steuerraum, dahinter ein Speiseraum, drüber ein Sonnendeck mit Liegen und an den Seiten, über die Rehling erreichbar, unsere Schlafkabinen. Dazu eine fünfköpfige Crew. Kurz nach der Ankunft legen wir ab und setzen Kurs in das Labyrinth der Halong Bucht. Am Sonnendeck, das seinem Namen heute leider nicht gerecht wird, sehen wir die weitläufige Karstlandschaft der Halong Bucht näher kommen. Im Vordergrund der schönen Landschaft fahren die Touristendampfer Richtung Hafen zurück. Mir schwant erst Übles. Vom Hörensagen habe ich gespaltene Erwartungen an die Bucht. Einerseits eine Landschaft wie es sie kein zweites mal gibt, andererseits überlaufen mit Touristen. Aber unsere Befürchtungen bestätigen sich nicht im geringsten. In der Bucht in der wir über Nacht Anker werfen, liegen zwar gute vierzig weitere Schiffe, die Bucht ist aber groß und alles verläuft sich. Statt der halb-talentierten Karaokesängern hören wir nur leise Stimmen von den umliegenden Booten.

Während die Crew in der Kombüse das Abendessen fertig macht, schippern wir auf unserem Tender an einen der Karsthügel heran. Im Inneren des Kegels versteckt sich die „magnificent cave“, die größte Tropfsteinhöhle im Karst der Halong-Bucht. Zurück auf dem Boot bricht schon die Dämmerung ein und es ist Zeit fürs Captains Dinner. Die Crew hat sich alle Mühe gegeben und wir bekommen leckere Meeresfrüchte aufgetischt. Wunderkerzen-Einmarsch war nicht und auch der Captain pennt lieber auf der Brücke statt mit uns zu dinieren, aber egal, das Essen war hervorragend! Nur Günther mäkelt, skeptisch mit einem Stäbschen im Tintenfisch stochernd: „Hätte ich gewusst dass es hier nur Fisch gibt…“ (Vorgriff: Wir schaffen es ihn in den kommenden drei Tagen zum Fischfreund zu bekehren). Es fehlt uns nicht an viel und was fehlt, das finden wir auf den Booten, die den ganzen Abend auf der Suche nach Kundschaft mit Süßkram und Getränken zwischen den Ausflugsschiffen hin und herpaddeln. Zum Beispiel Schokolade. Das Darben hat ein Ende.

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welcome to the jungle

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

50 Kilometer vom Cuc Phong Nationalpark nach Ninh Binh. Wetter: Diesig.

Heute Morgen, an der Türschwelle zum Dschungel, ist ausnahmsweise mal kein Hahn vor dem Haus, der uns aus dem wohlverdienten Schlaf reißen könnte. Dafür aber ein Urwald voller Affen: welcome to the jungle. Gerüchte besagen später es wäre kurz nach vier gewesen, als die Saukerle das erste mal Trara machen. Aber so genau wissen wir das nicht. Dietmar dazu in feinstem Sächsisch: „isch steh doch ni off und guck off de Uähr wägen den bleeden Affn“. Noch ein paar mal rumgewälzt und schon ists halb sieben: Frühstückszeit. Das Programm heute ist straff und mehr Schlaf ist uns nicht vergönnt.

Nach dem Frühstück steigen wir auf die Ladefläche unseres Begleitwagens, wo wir auf pussierlischen Plastikstühlen platznehmen. Unsere skeptischen Blicke sind berechtigt. Bequem sitzt Duong auf seinem vollgefederten Fahrersitz, während wir mitsamt unserer Stühle hinten kreuz- und quer über die Ladefläche geschleudert werden. In veränderter Sitzordnung, aber vollzählig, steigen wir gefühlte Stunden später ab. Ein Parkwächter führt uns auf einem ausgebauten Wanderpfad durch den Urwald zu einem mehr als tausendjährigen Baum“riesen“. Riesig ist er nun nicht, aber ganz nett. Vor allem der Spaziergang hier her ist schön. Der dichte Wald um uns mit seinen exotischen Bäume, Palmen und Schlingpflanzen vermittelt einen guten Eindruck davon wie es im Norden Vietnams vor noch einhundert Jahren überall ausgesehen haben muss. Danach geht es wieder im Schleudergang auf der Ladefläche des Begleitfahrzeugs zurück zum Parkeingang, wo wir die Affenzuchtstation besuchen. Verschiedene vom aussterben bedrohte, oder bereits für ausgestorben gehaltene Affenarten werden hier, in einem mehrstufigen Programm auf die Auswilderung vorbereitet.

Nach dem Parkbesuch satteln wir die Räder für die letzten 50 Kilometer unserer Radtour, die uns durch die trockene Halong Bucht nach Ninh Binh führen. Unterwegs passieren wir einige Beerdigungsprozessionen und Hochzeitszelte, wir besuchen zwei kleinere Tempelanlagen und trinken wieder einmal vietnamesischen Kaffee. Die letzten Kilometer vor Ninh Bin durch die trockene Halong Bucht sind ein klein bisschen enttäuschend, was aber vor allem am mäßigen Wetter und an den Planierraupen und LKWs liegt, die hier an einer Schnellstraße arbeiten. Nicht so schlimm, morgen gehts schließlich aufs Schiff in die richtige Halong Bucht. In Ninh Binh angekommen verabschieden wir uns von unserem Begleitfahrzeugfahrer und unseren Fahrrädern. Die Drahtesel haben uns übrigens nach den zahlreichen Pannen in den ersten Tagen seit Sapa keine Kopfschmerzen mehr bereitet. Nach dem Abendessen begeben wir uns auf der Suche nach ordentlicher Schokolade noch auf einen Streifzug um den Block. Wir finden aber nur Choco Pie, ein unwürdiger Ersatz. Schade, schon ein ordinäres Snickers hätte uns zufrieden gestellt. Darbend nach Schokolade gehen wir ins Bett.

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Hi Dai Dai, Ananas ist auch dabei!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

45 km von Ganlanba nach Menglun, 20 km hoch und 20 km runter. „You-know-what!“

In unserem China-By-Bike-Büro gibt es die Tradition des „Montag-Kalauers“. Meistens erzähle ich ihn und habe nun das Gefühl, dass das Büro ganz froh ist, dass ich augenblicklich in Asien weile. In dieser Tradition also der heutige Blogtitel!

Die Dai also, einst Herrscher des mächtigen Nanzhao-Reiches, Vorfahren der Thailänder, Meister der Pfahlbauten und der Grillhähnchen, begleiten uns die letzten Tage in China. Am Vormittag laufen wir in das Museumsdorf Manchunman, das ich von meiner Erkundung 2003 noch gut in Erinnerung und das ich kaum wiedererkenne.
[… hier weiter lesen …]

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Gesprengte Ketten

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 85 km, Wetter: ok

Blog von Monika (bis jetzt noch ohne Kettenriss)

In der Nacht tobt sich ein heftiges Gewitter über dem kleinen Bergdorf aus. Regen tost herab und schreckt einige Radler aus dem Schlaf auf. Unser leckeres Grillhühnchen am Vorabend war ganz offensichtlich nicht der hauseigene Hahn. Der macht sich recht früh und lautstark bemerkbar.

Die Fensterläden der einzelnen Zimmer der ‚Famous Farm‘ werden aufgeklappt. Unser organic- geführtes Resort liegt weit oben. Unter uns im Tal hängen Wolkenfetzen und einige Nebelschwaden wehen träge am gestern besuchten Tempel vorbei. Es ist wohltuend still – nur ganz, ganz entfernt hört man das Mehrton-Hupen der LKWs. Martin streunt auf der Suche nach Fotomotiven durch die Anlage. Hinter dem Gänsestall wird er fündig – beste Sicht auf ein riesiges, eisiges Bergmassiv. Das ist der Langtang, nein Anapurna. Die ganze Radltruppe will es sehen und staut sich zwischen Truthahn und Pfau. Ein Pony schaut erstaunt zur Stalltür hinaus. Alles falsch, es ist die Bergkette des Ganesh Himal, knapp 7000 Meter und heilig.

Wir sammeln gebückt unsere Sachen ein. Die Zimmerdecke ist sehr niedrig und erfordert eine dauerhaft demütige Haltung. Wer sie aufgibt hat eine Beule am Kopf. Edi holt sich das nächste Hämatom.

Der heftige Regen hat die Strecke aufgeweicht und Geröll auf die Straße gespült. Gudula fegt los – die Büffelmilch zum Frühstück gibt Kraft. Wir holpern die 500 Höhenmeter über die steilen Serpentinen hinunter ins Tal und orientieren uns Richtung Fluss. Dem folgen wir heute den ganzen Tag, tendenziell bergab. Die Strecke heute hat das Profil von Wellblech – es geht eigentlich immer nur die Hügel hinauf und hinunter. Geradeaus steht heute nicht auf dem Programm.

Auf den Dörfern läuft der Bürgermeister mit Wahlzetteln von Haus zu Haus, LKWs mit laut dudelnder Musik fahren über die Bergstraßen und kleben Plakate, gelegentlich werden bunte Wahlzettel auch im hohen Bogen aus dem Auto geschleudert. Heute fahren wir einem fähnchenschwenkenden Motorradkonvoi hinterher. Jens hat sich in den Pulk eingereiht und erbeutet zwei Partei-Fahnen. Auf einer ist das Unendlichkeitszeichen in Form eines Hakenkreuzes. Bhasker schnappt sich die Fahne, – not good for Germany‘ – zückt sein Taschenmesser und schneidet das Zeichen heraus. Mit großem Loch gibt er die Fahne zurück und nickt zufrieden – besser so.

Die Reisfelder haben wir zurückgelassen – auf den Feldern wächst Gemüse und Obst. Bhasker besorgt uns fingergroße Bananen zur Pause. Nicht die EU-Norm aber doppelt lecker. Jochen ist gleich drei davon. Der Verkehr nimmt zu – die Überholmanöver waghalsiger. Lichthupe bedeutet ‚Achtung – egal was du machst, ich gebe auf keinen Fall nach‘. Auf den bunten Bussen sind Namen aufgemalt: Black Diamond hustet uns mit Ruß voll, Highway Hero drängelt uns fast in den Graben und Titanic Express ist mit einer Panne liegengeblieben. Den ersten Kettenriss hat Doris nach wenigen Kilometern.

Das Tal wird enger, fast canyonartig schmal. Am Straßenrand qualmen Müllfeuer, an den viele Wasserstellen wird gewaschen und die typischen hohen Wasserkannen gefüllt. Wir müssen auf Edi und Jan warten, der nächste Kettenriss wird repariert, diesmal hat es eine völlig neu aufgezogene Kette gesprengt. Kleine Garküchen bekochen die LKWs und Businsassen. Direkt daneben versorgen wir uns an Obstständen mit frischer Ananas und Mandarinen. Albin sucht – diesmal Orangen. Unter uns krabbelt ein Rafting Team tapfer in ein rotes Gummiboot und saust die Stromschnellen hinab. Die letzten Kilometer radeln wir gemeinsam ins Riverside View Resort. Wir müssen unser Abendessen selbst aussuchen, was einige von uns fast überfordert. Wir sind gewohnt zu essen was auf den Tisch kommt. Lutz und Jutta bestellen zu scharf, das muss Jan essen, denn sein Gericht war viel zu klein. Gewinner sind die, die ein bruzzelndes Steak ordern. Ganz so heilig sind die Kühe dann doch nicht meint Sigi

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Der Ein-Yuan-Schein und der Drachenbrunnentee

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Hangzhou. Besichtigungsprogramm bei perfekten Bedingungen. ca. 20 km.

Wenn man schon mal in Hangzhou ist, dann muss man auch auf den Westsee. Er spiegelt sozusagen die Grundästhetik einer chinesischen Landschaft wieder. Wasser, Berge, Brücken, Pagoden. Die Aussicht ist für Chinesen so bedeutend, dass sie sie auf dem Ein-Yuan-Schein verewigt haben. Mit dem Boot fuhren wir auf die 3-Spiegelungen-des-Mondes-Insel. Am helllichten Tage spiegelt sich hier natürlich gar kein Mond. Wenn dann spiegeln sich hier die chinesischen Touristengruppen. Man stelle sich mal vor, man kommt hier am Wochenende hin. Da läuft es mir doch glatt kalt den Rücken runter. Der Blick vom See war im Vergleich zu meinem letzten Besuch hier (strömender Monsunregen) aber fantastisch! Wir genossen jeden Sonnenstrahl.

Nach einer kleinen Rundtour um bzw. über den See ging es in Richtung Tee-Plantagen. Hier wächst wohl der berühmteste Grüntee Chinas: Der Drachenbrunnen-Tee (Longjing-Tee). Die Besichtigung der Drachenbrunnenquelle nach dem Mittagessen war etwas ernüchternd. Dennoch genossen wir die ruhige Atmosphäre fernab von dem touristischen Trubel. Leider konnten wir auch nach Befolgung der Anweisungen auf dem Schild keinen Drachen auf der Wasseroberfläche erkennen. Man sollte mit einem Stock die Oberfläche anrühren. So sollte anschließend auf wundersame Weise ein Drache erscheinen. Vielleicht macht er aber auch einen Mittagsschlaf. Er kann ja nicht bei jeder Wasserregung sich immer blicken lassen. Das wäre ja fast schon demütigend für einen Drachen. Dann besichtigten wir eben den Tee… Die meisten Pflanzen waren mittlerweile gestutzt und für den Winter vorbereitet. Nur noch vereinzelt ließen sich „ein Herz und ein Zahn“ (die 2 jüngsten Blatttriebe) finden. Der Weg durch die Tee-Plantagen durch das Neun-Bäche-Überquerungstal war trotzdem wunderschön. Auch wenn der Untergrund den Rädern nicht wirklich gut tat, war er eine Augenweide.

Auf dem Rückweg kamen wir noch an dem Qiantang-Fluss vorbei, der angeblich die größte Bore (Gezeitenwelle) hat. Zum Glück war die schon, denn dieses Jahr war sie besonders groß und riss einige Schaulustige mit sich. Leider war die Sechs-Harmonien-Pagode am Ufer des Flusses in Renovierung, sodass wir anschließend direkt zurück ins Hotel fuhren. Die meisten spazierten noch runter zum Westsee oder genossen den Sonnenuntergang von der Leifeng-Pagode.

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