Mondfest

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Xiangyun nach Weishan, 97 km

Heute Abend zirpen die Grillen sehr laut. Die chinesische Familie im Innenhof ist dagegen ziemlich leise, und das will etwas heißen. Es ist Mondfest, also ein bestimmter Vollmond im Herbst, der nach dem Bauernkalender bestimmt wird. An diesem Tag kommt die Familie zusammen, schaut in den Himmel und isst. Dabei geht es eher beschaulich zu.

Apropos Essen: auf die Nudelsuppe haben wir heute früh verzichtet und dafür Leckereien aus der chinesischen Bäckerei und Baozi mit süßer Bohnenpasten- und Pilzfüllung gegessen, die wir am Stand mit den vielen großen silbernen Dampfeinsätzen erstanden haben. Kurz nach der Stadtausfahrt aus Xiangyun lassen wir erst einmal unsere Räder vom Schlamm befreien, von der Dame am Truckstop. Nach 58 Kilometern machen wir eine kleine Obst- und Kekspause in einem kleinen Park. Der Schatten tut gut und außer uns haben sich auch einige Chinesen ins Gras gesetzt, um zu entspannen. Kurz darauf gibt es einen Regenschauer, der die Luft reinigt und uns eine staubfreie Weiterfahrt ermöglicht. Bei unserem heutigen Nudesuppenstopp sehen wir an den ersten Papayabäumen, dass wir uns ein gutes Stück nach Süden bewegt haben. Es ist herrlich warm und wir könnten noch Stunden hier sitzen bleiben…

Die letzten Kilometer nach Weishan sind purer Genuss: leichte Steigung, tolle Landschaft, kaum Verkehr, keine Baustellen.

In Weishan lassen wir die Seele baumeln: im Innenhof des Hotels im Stil einer alten Karawanserei kann man prima sitzen, im nahen Restaurant herrscht reger Feiertagsbetrieb und die hübsch beleuchtete Altstadt lädt zum Schlendern ein. Nur die Bedienung der chinesischen Waschmaschine ist nicht ganz einfach: Wäsche von oben einfüllen und Wasser einlassen bekommen wir gut hin, nur der Abfluss funktioniert nicht. Also muss die Wäsche ganz altmodisch in der großen Schüssel ausgespült werden. Bei der warmen Witterung sollte sie bis morgen getrocknet sein. Yunnan im Herbst ist einfach toll, um denn kurzen europäischen Sommer etwas zu verlängern!


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Erste Bergetappe

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Nanhua nach Xiangyun, 115 km, etwa 1.400 Höhenmeter

Eine lange Etappe bringt uns in Richtung Dali. In der letzten Ebene werden die Wohnhäuser größer und stattlicher. Chinesische Kleinstädte sind immer wieder gut für Entdeckungen.

Heute sind wir schon um acht Uhr im Sattel. Erst einmal nur zu viert, Carola hat eine Erkältung auszukurieren und Werner stößt später dazu. Wir sind recht schnell unterwegs, so dass ich von der schönen Passlandschaft gar keine Bilder gemacht habe. Die grüne Hügel, noch nebenverhagen, ergeben ein tolles Bild. Außer uns haben wir noch sieben weitere chinesische Radgruppen getroffen. Drei Jungs aus Shenzhen zum Beispiel: sie liefern sich beim Anstieg mit Renate ein Rennen – und verlieren. Ich freue mich, dass so viele Radler unterwegs sind, denn Radreisen war bis vor der Olympiade im Jahr 2008 eine echte Seltenheit im Lande.

Die Passhöhe auf über 2.400 Metern erreichen wir gegen ein Uhr, Mittagspause inklusive. Bei der schönen Abfahrt wird es langsam sehr warm. Immer wieder geht es vorbei an Seen und durch kleine Dörfer, ansonsten ist diese Gegend noch sehr unberührt. Erst in der Ebene, in der vor allem Reis angebaut wird, nimmt die Besiedlung zu. Wir befinden uns noch auf 2.000 Meter Höhe, das Licht ist fantastisch, die Ebene ist umgeben von höheren Bergen. Die Häuser werden stattlicher, hellgrün gekachelte zweistöckige Wohnhäuser mit großen, gewölbten Glasfensterfronten, oft mit Balkon oder Wendeltreppe zum Dach, sind gerade der letzte architektonische Schrei. Die traditionelleren Bauten sind mit Torbögen und Malereien verziert, wie man es aus dem nahe gelegenen Dali kennt.

Die letzten Kilometer ziehen sich, und wir sind froh, endlich am Zielort anzukommen. Bei einem Rundgang zeigt sich, wie vielfältig chinesische Kleinstädte sind: ganz in der Nähe gibt es von Friseuren über kleine Shops und Snackbuden bis hin zur modernen Einkaufsmeile mit Hochglanzgeschäften und Bäckereien alles Mögliche zu sehen. Trotzdem wird der Abend nicht allzu lang. Morgen erwarten uns 95 Kilometer, bevor wir in Weishan einen Ruhetag einlegen.


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Regentag

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Chuxiong nach Nanhua (30 km)

Eine kurze Etappe. Gemütliches Radeln erst bei Hitze, dann bei Regen.

Heute ist es ruhig in Chuxiong. Nach dem Frühstück schlendere ich an den Kanälen vorbei, Carola liest und Renate und Werner besuchen die Galerie gegenüber. Ohne ein Foto mit dem Künstler, der gerade vor Ort ist, geht es auch hier nicht. Zwei neunjährige Mädels freuen sich über eine Abwechslung: „Warum haben nur einige von euch blaue Augen, wie bekommt man eine lange Nase und was sind die befreundeten Länder von Deutschland und Österreich“, fragen sie ungeniert und plaudern aus ihrem Leben in Chuxiong. Als wir gegen zwölf Uhr endlich aufbrechen, sind sie ganz traurig. „Wir wollen doch noch so viel wissen“.

Unterwegs erwischt uns ein starker Platzregen, den wir angesichts der kurzen Strecke, es sind nur 30 km nach Nanhua, mal eben am Auto abwarten. Im Hotel angekommen fängt es richtig an zu gewittern, so dass wir im Hotelrestaurant zu Abend essen und später noch in der Lobby sitzen, neben dem gigantischen Leuchter. Das Hotel ist mit der überdimensionalen Eingangshalle ein Überbleibsel aus früheren kommunistischen Tagen. Das jüngere Personal im Restaurant bekommt einen Rüffel, weil sie sich die ganze Zeit mit uns unterhalten und gar nicht daran denken, wieder in der Küche mitzuhelfen.

Nach der kurzen Etappe erwarten uns in den nächsten Tagen zwei längere, bergigere Strecken.


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Der Trubel beginnt

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Heijing nach Chuxiong, 76 km, fast 1.000 Höhenmeter

Heute fahren wir unseren ersten kleinen Pass. Insgesamt kommen, auf weitgehend wenig befahrener Straße, knapp 1.000 Höhenmeter auf 76 Kilometer Strecke zusammen.

Es ist der 1. Oktober, ab jetzt hat ganz China acht Tage Ferien. Wer kein Geschäft hat oder als Verkäufer arbeitet, ist in dieser Zeit üblicherweise unterwegs. Flug- und Zugtickets sind meist lange im Voraus ausverkauft und Sehenswürdigkeiten platzen aus allen Nähten. In Heijing werden heute die Ausflügler erwartet. In den Gassen sind Stände aufgebaut, von Nudeln über Schuhe und Kleidung wird alles Mögliche angeboten. Ich bin froh, dass wir das Örtchen anders erlebt haben. Am etwas ausgelagerten Bahnhof warten schon die Minibusse, um Touristen nach Heijing zu bringen. 

In Guangtong, einem winzigen Durchgangsort, in dem wir unsere Nudelsuppe schlürfen, gibt es eine Moschee. Wir dürfen zwar nicht in die Gebetshalle gehen, bekommen aber im Innenhof einen Eindruck, wie die hiesige Gemeinde hier zusammenkommt. In Yunnan leben 26 anerkannte ethnische Gruppen, zu denen auch die muslimischen Hui zählen. Die Vielfalt der Kulturen und Landschaften ist eines der Dinge, die mich an Yunnan immer wieder fasziniert.

In der ersten Tageshälfte überwinden wir wieder die steilen kurzen Anstiege, die wir bereits von der Hinfahrt her kennen. Nach dem Mittagessen fahren wir über unseren ersten kleinen Pass. Die Landschaft ist grün, eine Hügelkette taucht hinter der nächsten auf, die Straße ist gesäumt von Eukalyptus und hier und da flattern Schmetterlinge durch die Luft. In der Nähe wurden Schnellstraßen und eine Autobahn gebaut, daher haben wir diese Straße fast für uns allein. So könnte es von mir aus weitergehen.

Aber wir sind in China, und ein paar Kilometer vor der Stadteinfahrt nach Chuxiong ist die Straße aufgefräst. Wir holpern also wieder einmal durch eine Baustelle. In Chuxiong merkt man dann, dass die Feiertagswoche begonnen hat. In der etwas an Suzhou erinnernden neu gebauten Altstadt ist Vergnügen angesagt: bunte Stände, Fressbuden, flanierende Chinesen, laute Musik, wie auf dem Jahrmarkt. Wir entscheiden uns heute für die Spieße, die in einer eigenen Gasse angeboten werden, das Bier kommt aus der Thermoskanne. Später am Abend sitzen wir noch gemütlich im Hotelinnenhof, in dem auch viele chinesische Ausflügler untergekommen sind. Urlaub macht hier die ganze Familie gemeinsam, und in einem Doppelzimmer verschwinden meist drei Generationen: die Omi und das junge Paar mit dem kleinen Kind. Wie so häufig „auf dem Lande“ (dabei würde Chuxiong gut und gern in Europa als größere Stadt durchgehen) sind wir ein beliebtes Fotomotiv, und mit Westlern kann man auch prima sein Englisch testen. Mal sehen, was und in dieser Woche noch erwartet.


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Ausspannen im Salzdorf

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Lufeng nach Heijing (92 km) und Ruhetag in Heijing

Der Radtag führt durch verschiedene Flusstäler, rechts und links Reisfelder. Den größten Teil fahren wir auf einer kleinen Stichstraße, die uns mit kurzen, aber knackigen Anstiegen herausfordert. Es folgt ein Ruhe- und Besichtigungstag im alten „Salzdorf“ Heijing.

Den größten Teil der Radstrecke fahren wir auf einer verkehrsarmen Stichstraße, die wir in zwei Tagen wieder zurückfahren werden, daher folgen die Bilder später. Die Hitze und die steilen kurzen Anstiege machen uns anfangs noch zu schaffen. Nach einem heftigen Regenschauer in der Mittagspause haben wir uns weitgehend eingeradelt. Wir zahlen der etwas holprigen Straße Tribut, Werner hat den ersten Speichenbruch der Tour.

Heijing ist ein kleines Dorf in den gefühlt hinterletzten Hügeln Yunnans, das es einst mit der Gewinnung und dem Handel von Salz zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat. Unser Hotel liegt direkt vor einem konfuzianischen Tempel, in dessen Garten es sich herrlich entspannen läßt. Carola und Kalle überlegen, einfach ganz hier zu bleiben und sich vorerst vom Radfahren zu verabschieden.

Im Laufe des Tages besichtigen wir das Anwesen der Familie Wu, ein stattlicher Bau mit eigener Bühne und unzähligen Zimmern. Aufgebaut ist das mehrstöckige Holzgebäude wie das chinesische Zeichen für König, „Wang“. So bekommen wir eine Ahnung, wie gut diese Familie vom Salz leben konnte. In einem Tempel etwas oberhalb von Heijing treffen wir eine Nonne, die hier allein lebt und das Gebäde nach und nach restauriert.

Schließlich erfahren wir auch, wie man in Heijing bis in die 80er Jahre das Salz gewonnen hat: zuerst wurde die Salzlake aus den Stollen getragen, über ein Rad zu verschiedenen Filtern geführt, danach in Becken vorgetrocknet und schließlich in großen Köpfen gekocht. Der gewonnene Salzkegel wurde dann zersägt und schließlich gehandelt.

Besser noch als bei Tag ist Heijing allerdings bei Nacht. Noch haben wir das Örtchen für uns allein, ab morgen startet die chinesische Feiertagswoche, dann ist vielerorts mit Touristenströmen zu rechnen. Hier einige Impressionen aus Heijing, bei Nacht:


Strecke vom 29.09.2017[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-29_Cha173.gpx“]

Blumen und Baustellen

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Anning nach Lufeng, 78 km, warm

Es ist Sommer geworden. Das Handy von Xiao Luo, unserer Fahrerin, zeigt gegen Nachmittag 26 Grad. In der Sonne ist es sicherlich noch wärmer. Gemütliche Fahrt durch hübsche Täler, unterwegs ein paar obligatorische Baustellenstücke.

Unsere erste richtige Radetappe führt uns zunächst durch ein kleines Flusstal. Rechts und links eine gelbe, entfernt an Goldregen erinnernde, Blütenpracht. Der Verkehr hat deutlich abgenommen. Der Reis ist in dieser Gegend schon geerntet, auf einigen Feldern wird noch auf traditionelle Weise mit der Hand gedroschen.

So radeln wir gemütlich durch die Landschaft. An einem Traubenstand können wir einfach nicht vorbeifahren und müssen auch gleich noch vom lokalen Traubenwein kosten. Der schmeckt leicht vergoren und ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nach einem leichten Anstieg folgt eine tolle Abfahrt und direkt darauf das Mittagessen in einer kleinen Nudelbude. Renate lernt dazu noch wichtige Vokabeln, wie zum Beispiel die verschiedenen Worte für Schärfe: „la“ ist Chilli-scharf, „ma“ kommt vom Sichuanpfeffer. Der betäubt ähnlich wie Nelke und wird gerade vom Opa des Familienrestaurants in einer großen Schüssel von den Ästen gezupft. Die Vokabeln für hübsche Frau und fescher Typ hatten wir schon heute früh beim Frühstück gelernt.

Ein paar Baustellenstücke gibt es auch. Und Dinosaurier, denn in der Nähe liegt eine Fundstelle der Urzeitriesen. Wir begnügen uns heute mit einer Rast unter den Nachahmungen und sind schon gegen drei Uhr an unserem Zielort angelangt. Nach der Fahrt in zunehmenden Hitze gönnen wir uns ein kühles Bier und genießen den Rest des Tages im verschlafenen Städtchen Lufeng.


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Kurztrips

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Stadttag in Kunming und Fahrt nach Anning, 40 km

Unsere Radtour entlang der alten Teestraße startet mit zwei Kurztrips: ein Stadttag in Kunming und ein erster Radeltag, der mit seinen 40 km gut in diese Kategorie fällt.

Die Anreise war keine einfache, zumindest nicht für mich, weil mein Anschlussflug gute acht Stunden verspätet war. So haben wir uns als Sechsergruppe erst beim Frühstück, also der obligatorischen Nudesuppe, getroffen. In der Provinzhauptstadt Kunming standen in erster Linie Erledigungen auf dem Plan. Geld tauschen, letzte Dinge für die Reise einkaufen und unsere Räder in Empfang nehmen. „Drei Wochen seid ihr unterwegs“, seufzt die Chefin des Radladens mit einem neidischen Seitenblick – sie ist ebenfalls leidenschaftlich gern auf Tour – und stellt uns noch einen ihrer Kunden vor: ein Journalist, der Rad fährt und Marathon läuft. Interessante Leute trifft man hier. Überhaupt hat man in Kunming Zeit für einen Plausch. Eine ältere Dame, die wie wir am Bankschalter wartet, hört, dass wir aus Deutschland und Österreich sind. „Ich fliege im Januar nach Europa, auch nach München… ist es dort kalt, muss ich eine dicke Jacke einpacken?“ Und schon ist man im Gespräch.  

Gesehen haben wir doch noch einiges: den buddhistischen Yuantong-Tempel, die Sänger, Tänzer und Spieler vom Cuihu-Park, die Überbleibsel des alten Vogel- und Blumenmarktes und viele Stände und Verkäufer am Wegesrand. Dazwischen natürlich auch die moderne Stadt mit unzähligen Wolkenkratzern, zu der Kunming sich gerade entwickelt. Die neue Altstadt, also ein paar Straßenzüge, die im alten Stil neu aufgebaut werden, können wir diesmal nicht besichtigen. Die Baustelle hat neuerdings einen Zaun bekommen und es sieht so aus, als sei „Kunming Old Town“ im nächsten Jahr fertig. Den Abend beschließen wir mit einem leckeren Essen im Lao Fangzi, einem traditionellen Haus, das tatsächlich alt ist und nicht in letzter Zeit neu aufgebaut wurde.

Der erste Radtag zu den heißen Quellen in einem Tal hinter Anning, eine eigentlich kurze Etappe, wird durch den Bau der U-Bahn in Kunming und ein Stück verkehrsreicher Schnellstraße zur ersten echten Herausforderung. Hinter Anning werden die Straßen kleiner und ruhiger. Jetzt fällt auch auf, dass wir uns sehr weit im Süden befinden: die Vegetation wird dichter, Palmen und Bananen säumen den Straßenrand, große Schmetterlinge flattern hier und dort, die Temperaturen erlauben Radeln im T-Shirt, das Kader-Kurhotel bietet Massage an… sprich, der Urlaub kann beginnen.


Strecke vom 27.09.2017[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-09-27_Cha173.gpx“]

Laotische Entspanntheit in Jinghong

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Tagesausflug auf Schusters Rappen durch Jinghong bei bestem Wetter

Der Morgen beginnt mit einer Debatte. Sollen wir in das Café westlichen Stils frühstücken gehen oder sollen wir unserer allmorgendlichen Nudelsuppe treu bleiben? Die Nudelsuppe trägt schließlich den Sieg davon. Westlich frühstücken können wir in zwei Tagen wieder zuhause.

Frisch gestärkt schlendern wir die Manting Road hinunter zum gleichnamigen Park. Der kostet stolze 54 RMB Eintritt (etwa 7,50 EUR) aber dafür wird auch eine kunterbunte Dai-Show geboten. Die Gesänge sind nicht unbedingt die Erfüllung unserer westlichen Ohren aber dafür ist das Spektakel wie schon gesagt schön bunt. Weiter schlendern wir durch den weitläufigen Park, vorbei an der weißen Pagode und einem großen Binnensee zum Manting-Tempel, der Hauptattraktion des Parks. Die Bauten der Dai-Nationalität und der Tempel sind unverkennbar im Südostasiatischen (laotischen) Stil.

Gestern waren wir in einem Radladen um Rad-Shirts mit chinesischer Schrift zu kaufen. Da der Laden keine solchen Shirts hatte, empfahl er uns zu der anderen Zweigstelle zu gehen, die könnten solche Hemden haben. Da wir glauben in der Nähe des Ladens zu sein, machen wir uns nach der Parkbesichtigung auf den Weg dorthin. Wie sich zeigt ist es doch nicht ganz um die Ecke. Auf dem Stadtplan sieht das näher aus. Was das schlimmste ist, der Weg ist völlig umsonst, denn die Zweigstelle hat auch keine chinesischen Radhemden. Dafür aber welche in Deutsch von Max Hürzeler.

Am Nachmittag fahren wir zum Mekongufer in der Hoffnung eine Dampferfahrt machen zu können. Gibt’s aber leider nicht. Dafür beobachten wir etliche Motoradfahrer, die ihre Maschinen im Mekong waschen. Sogar ein Auto wird zum waschen in den Mekong gefahren. Später entdecken wir noch ein Damen-Kricket-Tournier und schauen dort ein wenig zu. Alles ganz entspannt wie die Dai bzw. die Laoten so sind. Nur keine Eile. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Musikgeschäft vorbei. Da Jörg Schlagzeuger ist, schauen wir uns das Instrumentarium mal an. Der Ladenbetreiber ermuntert uns mal zu spielen. Also machen Jörg und ich eine kleine Session mit Schlagzeug und Gitarre. Blues in E. Der Ladenbesitzer ist so erfreut, dass er uns bittet heute Abend nochmal zu einer Session vorbeizukommen.

Wir essen heute am Mekongufer zu abend. Schönes Ambiente aber das Essen lässt leider etwas zu wünschen übrig. So ist das manchmal in so schicken Läden. Die einfachen Restaurants sind meist doch die besten. Gleich gegenüber des Restaurants befindet sich ein deutsches Bierhaus mit selbstgebrautem Bier. Ich frage den Wirt ob er die Braukunst in Deutschland gelernt habe. Er bejaht es, kann aber erstaunlicherweise kein Wort Deutsch. Macht nichts. Das Bier ist auf jeden Fall recht süffig. Auf dem Rückweg kommen wir wieder absolut rein zufällig an dem Musikladen vorbei. Unsere Groupies, Uwe und Lutz, bedrängen uns förmlich doch nochmal was zu spielen. Also machen wir das. Es ist noch ein anderer chinesischer Musiker da der auch spielt. Der kann irgendwie alles ein wenig. Gitarre, Saxophon und Schlagzeug, ein richtiger Tausensasser. Wir machen nochmal eine etwas ausgedehntere Session und der Ladenbesitzer bedauert, dass wir morgen schon heimfliegen. Aber so ist das leider meistens. Wenn‘s am schönsten ist, muss man wieder nachhause.

Wie in einem anderen Land

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Jinghong, ca 43 km hügelig, bei bedecktem Himmel

Die heutige Etappe schließt den Bogen. Schon die erste Etappe war eine reine Überbrückungsetappe, die heutige ist es ebenfalls. Wir radeln auf einer Schnellstraße nach Jinghong. Die Strecke ist relativ kurz, so dass wir sie in kapp über zwei Stunden bewältigt haben. Zwei längere Anstiege sind dabei aber sonst überwiegend bergab. Jinghong empfängt uns mit seinem südostasiatischen Charme. Die Häuser sind von der Bauweise denen in Laos sehr ähnlich und die Vegetation ist es ebenfalls. Hier leben die Dai. Diese Minderheit ist ethnisch eng mit den Laoten verwandt. Die Grenze zu Laos ist ja auch nur rund 170 km entfernt. Man kommt sich hier vor, als sei man plötzlich in einem anderen Land.

Nach dem Mittagessen schlendern wir durch die Stadt, schauen uns einen Radladen an und kehren in einem schicken Café ein. Dort gibt es hervorragenden Kaffee und sogar Bienenstich. Nach drei Wochen rein chinesischer Küche, eine willkommene Abwechslung.

Am Abend zieht es uns ans Flußufer. Jinghong liegt am mythenbeladenen Mekong. Am Ufer dort ist ein Nachtmarkt der so ziemlich alles bietet. Der Markt zieht sich über mindestens einen Kilometer und hat an mehreren Stellen kleine Fressmeilen. An einer lassen wir uns nieder und lassen uns begrillen und trinken Beer Lao. Das hat ein paar Umdrehungen mehr als das chinesische Leichtbier. Da merkt man wenigstens, dass man was getrunken hat. Der perfekte Schlummertrunk.


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Wer soll ‘n das alles saufen?

Entlang der Teestraße, 11.02. bis 05.03.2017

Fahrt nach Sanchahe, ca 110 km sehr bergig

Wer soll ‘n das alles saufen? Dieser Ausspruch kommt von Jörg als wir durch Teeplantagen fahren so weit das Auge reicht. Die erste Hälfte der Strecke radeln wir vorwiegend durch Teeplantagen. Bergauf und bergab insgesamt sind es heute 1512 Höhenmeter. Die meisten Anstiege sind nicht so arg steil aber ein paar nette Rampen sind doch wieder dabei.

Wenn wir mal nicht durch Teeplantagen radeln, geht es durch tropischen Wald. In einem kleinen Städtchen machen wir Mittag und prompt sitzt am Nachbartisch eine chinesische Radgruppe aus Hangzhou. Die sind natürlich ganz aus dem Häuschen und müssen unbedingt Fotos mit uns machen.

Nach 110 km einer phantastischen Etappe, strahlende Sonne, frisch asphaltierte Straße und kaum Verkehr kommen wir in Sanchahe in unserer Herberge an. Wir wohnen in einer Familienherberge einer gemischten Dai-Han Familie. Das Management der Herberge ist komplett in Frauenhand. Wir werden von vier Frauen gleichzeitig bekocht. Die Küche ist halb im freien so dass wir jeden Arbeitsschritt beobachten können. Es schmeckt mal wieder ausgesprochen lecker und dazu gibt es wieder den selbst angesetzten Schnaps von Xiao Ding. Wie durch Zauberhand ist die Flasche am Ende des Abends leer. Aber laut Xiao Ding bekommt man von seinem Schnaps keinen dicken Kopf. Wir werden sehen…..


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