Die chinesischen Zikaden sind müde….

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

27 km durch Teeplantagen radeln

Nach der gestrigen Hammertour, die zuweilen eine recht staubige Angelegenheit war, schwächelt die Gruppe ein wenig, und so kommt die heutige kurze Etappe doch sehr gelegen. Nichtsdestotrotz, Berge müssen wir dennoch erklimmen.

Aber wir lassen es ganz ruhig angehen und brechen entspannt gegen zehn auf. Über Nacht hat es geregnet, und der Himmel ist angenehmerweise bedeckt. Joachims Voraussage: „Heute werden wir nass!“ erfüllt sich nicht. Naja. Hohe Luftfeuchtigkeit – wir schwitzen ein wenig. Erst fahren wir ein wenig auf der Hauptstraße: guter Belag, wenig Verkehr. Dann schrauben wir uns auf einer Nebenstraße durch Teeplantagen und kleine Ansiedlungen bis zu unserem Hotel hinauf: super Belag, gar kein Verkehr. Die Straßen sind gesäumt von rotblühendem Hibiskus. Unter uns breiten sich terrassierte Teefelder aus, die sich harmonisch an die Hügel schmiegen. Unser Hotel liegt in einer Art „Teemuseumspark“. Weitläufig, idyllisch, ruhig. Die einzigen Geräusche stammen von einem leichten Wind, der durch die Äste zieht und von dem Hotelpersonal, dass durch die Gänge schlurft. Vogelgezwitscher. Selbst sie Zikaden scheinen heute müde zu sein und legen wie wir einen Ruhe(nach)mittag ein.


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Im Wendekreis des Krebses

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10..2016

103 km bis nach Pu’er

Es hat mal wieder geregnet heute Nacht. Die Straße ist nass, und als wir gegen acht loskommen verdunsten die letzten Reste des Regens im Tal. Fünf Anstiege stehen uns heute bevor. Die ersten beiden nehmen wir noch in der morgendlichen Frische. Beim Mittagessen regnet es wie gewohnt. Ein sommerlicher Platzregen, den wir über unsere Reisschüssel argwöhnisch beäugen. Pünktlich mit dem Aufbruch kommt die Sonne raus und leckt die Straßen wieder trocken.

Die zweite Hälfte der Strecke ist nicht minder anstrengend und die bewältigen wir unter einer brüllenden Sonne, die unbarmherzig auf uns nieder brennt. Am Straßenrand kaum ein Baum, der uns Schatten spenden könnte. Schmetterlinge tanzen nimmer müde in der flirrenden Luft.

Kurz vor Einfahrt nach Pu’er ist die Straße plötzlich verschwunden. In der Ferne sehen wir schon die ersten Ausläufer der Stadt, dazwischen – ein klaffendes Loch. Ein chinesischer Radfahrer, den wir unterwegs getroffen haben, leitet uns auf Schleichwegen zu einer Hauptstraße, die uns direkt ins Zentrum führt. Und endlich haben wir’s geschafft. Erschöpft lümmeln wir in den großen Sofas der Lobby und lechzen nach kalten Getränken.

Das Abendessen nehmen wir in einem luftigen Innenhof bei lauer Abendluft zu uns. Es gibt unter anderem Aal und schwarzes Hühnchen dazu genießen wir den selbstgekelterten Wein des Hauses, der in großen Porzellankrügen gelagert wird.


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Auf glühenden Reifen ins Paradies – die Fotosession geht weiter

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

85 km nach De’an, die Sonne brennt

Gestern Abend haben wir noch die Ruhe in Zhenyuan genossen und in einem Restaurant in der Nähe der Uferpromenade die lokale Spezialität – auf heißen Kieseln gegarten Fisch- verspeist. Dann kam die Nacht. Und mit ihr der Regen. Unaufhörlich prasselten dicke Tropfen gegen die Fensterfront. Jetzt tröpfelt es noch ein wenig. Nach dem Frühstück klart es auf und wir fahren bei blauem Himmel und Sonnenschein los. Feuchtigkeit hat sich in der Weite des Tals angesammelt und zerstäubt als Nebel an den Berghängen. Unzählige Schattierungen von Grün fächern sich vor dem Auge auf. Lilafarbene Bougainville strahlen üppig über Toreinfahrten und Hauseingängen. Aus dem Begleitfahrzeug werden wir mit süßen Drachenfrüchten, Mangos und Bananen versorgt. Ab und an fährt ein Wagen in Schritttempo an uns vorbei und filmt uns.

Irgendwo steuern wir dann eine Nudelbude an. Es gibt gebratenen Reis Nudeln und sautierte Kürbisblüten. Der Wirt muss natürlich ein Foto von uns machen. Während wir gemütlich in unsere Korbsessel gefläzt unser Mittagsmahl genießen, geht vor dem Lokal ein kurzer, aber heftiger Sonnenregen nieder. Wir liegen gut in der Zeit und warten ab. Bald bricht die Sonne wieder durch die Wolken und wir bewältigen bei gleißendem Sonnenlicht unsere restlichen etwa 1000 Höhenmeter bis zu unserem Ziel. Das Klima wird immer tropischer. Kaum ein Baum der Schatten spendet, während wir die Berge erklimmen. Stattdessen Kaffeeplantagen und Bananenstauden. Nach jedem Anstieg öffnet sich ein größeres und weiteres Tal. Ab und an flankieren prächtige Palmen den Straßenrand und das ein oder andere Mal werden wir angenehm von einem Nieselregen erfrischt.

Heute übernachten wir in einem winzigen Ort an der Hauptstraße neben dem Fluß. Hier will man nicht mal unsere Pässe haben – zu anstrengend. Hinter dem kleinen Hotel wiegen sich riesige Bambusstauden im Wind und weiße Wolkenhaufen schieben sich über die Berge.


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Fotosession

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

71 km auf und ab nach Zhenyuan

Läppische 71 km, keine erwähnenswerten Anstiege – das bewältigen wir, schnellste Gruppe aller Zeiten, doch mit links. Gestern haben wir noch feuchtfröhlich mit Xiao Ding und Xiao Luo und ihrem leckeren Selbstgebrannten gefeiert, heute sitzen wir wieder auf den Rädern und strampeln gegen den Nieselregen an, der Sonne entgegen. Die ersten Kilometerchen quälen wir uns durch den vormittägliche Stau. Schrauben uns die grünen Hügel hinauf, kommen dennoch gut voran. Der erste Stopp etwa 20 Kilometer hinter Jingdong, an einer alten stillgelegten Fabrik. Acht Langnasen, acht Räder und ein paar staunende Chinesen, die unbedingt Fotos mit uns schießen wollen und gar nicht glauben wollen, dass wir hier zu Rad unterwegs sind.

Xiao Luo versorgt uns mit Gebäck, Obst und frischen Walnüssen. So gestärkt ist es kein Wunder, dass es so flott vorangeht.

Es ist gerade Erntezeit und neben Mais, der überall zum Trocknen ausgebreitet aus liegt und den allgegenwärtigen Reisstrohpuppen, werden an kleinen Ständen am Wegesrand frische Mangos, Birnen und Drachenfrüchte angeboten. Die Zuckerrohrfelder stehen gut im Saft und überall wuseln Bauern auf ihren kleinen Parzellen geschäftig herum.

Unser Mittagessen fällt gegen 13 Uhr etwas spät aus. Heute gibt es mal Nudelsuppe. Ganz was Neues und dazu süße und herzhafte Teigfladen. Aus Kürbis, Reis- und Maismehl und verschiedenen Füllungen. Ein Singvogel, der im Bauer gesperrt am Baum vor unserem Restaurant baumelt, pfeift uns eins. Auch hier erregen wir das Interesse der Anwohner. Ältere Damen, die zu einem Plausch auf dem Gehweg hocken, zücken die Smartphones und versuchen uns auffällig unauffällig zu filmen.

Die letzten fünf Kilometer werden nochmal schmutzig und sehr holperig. Kurz vor Ortseinfahrt lassen wir daher unsere Drahtesel mit dem „Hochdruckschlauch“ reinigen. Eine Dusche könnten wir alle auch gebrauchen. Aber erst mal setzten wir uns in die mondänen Sessel der Hotel-Lobby, genießen unser Schmutzbier, während Uli versucht, mich ob meiner Körpergröße zu ärgern. Na dann, Prost!


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Abwarten und Tee trinken

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

106 km nach Jingdong, 20 km Anstieg, den Rest rollen lassen

Heute morgen geht es schon früh los, denn ein anstrengender Tag liegt vor uns: 106 Kilometer und mit dem Anstieg geht es gleich los. 20 Kilometer nur bergauf. So kommt es, dass wir uns schon halb acht treffen, Gepäck verladen, aufsitzen, zur „Nudelbude“ radeln.

Heute gibt es mal Reisbandnudeln mit frischen Tomaten. Sehr lecker. So gestärkt und trotz nächtlicher Karaoke-Beschallung einigermaßen frisch, radeln wir munter los. Der morgendliche Himmel zeigt sich wolkenverhangen. Nur vereinzelt lugt ein blaues Fetzchen Himmel hervor. Sacht windet sich die Straße bergauf. Unser Weg wird gesäumt von silbrig-grünem Eukalyptus, ein leichter Hauch von Bohnenkraut duftet über die Landschaft. Die dunkelgrünen Bergspitzen zeigen sich weiß umwölkt. Während wir nach oben radeln, dünnt die Vegetation langsam aus. Vereinzelte Büsche, niedrige Kiefern fliegen nun an uns vorbei.

Auf dem Pass sammeln wir uns alle wieder. Uli war natürlich mal wieder als erster oben, gefolgt von Martina und Joachim. Wir stärken uns mit frischen Früchten, mit denen uns Xiao Ding aus seinem Wagen versorgt. Tobis Rad wird aufgebaut, er hat sein Knie noch ein wenig geschont und den Anstieg ausgelassen, nun geht es hurtig zu acht den Berg hinab. Je weiter wir in das Tal hinein radeln, desto landwirtschaftlicher wird es. Mais und Gemüsefelder, Tabak und Melonen. Ab und an ein Schweinestall, Hühner und eine Menge schlechtgelaunter, meist (glücklicherweise) angeketteter Hunde.

In Anding sammeln wir uns wieder alle und es gibt mal wieder Nudelsuppe und Tee. Wir dinieren an der Hauptstraße und können das alltägliche Treiben im Örtchen quasi aus erster Reihe beobachten. Mindestens genauso viel Aufmerksamkeit erregen wir mit unseren langen Nasen und schmutzigen Rädern.

Da sich mittlerweile auf der Straße ein handfester Stau gebildet hat, beschließen wir, noch ein Weilchen bei einem Papp-Becherchen Tee (als Espresso-Ersatz) zu verweilen. Dann stürzen wir uns ins Getümmel und schlängeln uns gekonnt zwischen schwerbeladenen LKWs, Motorinos und Autos hindurch. Am Ortsausgang wird es ruhiger. Und wir sausen durch die grünen Berge tropischen Gefilden entgegen.

Mittlerweile ist der Himmel aufgerissen und zeigt sich türkisblau in seiner ganzen Weite. Die Zikaden haben ihren Motor angeworfen und schreien gegen den sprudelnden Gebirgsfluss an. Der Eukalyptus ist verschwunden, dafür säumen Bananenpflanzen den Weg. Ab und an wirft ein Bambusbusch seine langen Schatten auf die Straße. Wir radeln durch winzige Ortschaften mit ihren traditionellen Lehmziegelhäusern und durch nahezu unberührte Landschaft. Uli immer vorne, das Hauptfeld hat sich arg auseinandergezogen.

Da kommt die kleine „Baustelle“ ganz gelegen. Ein Bagger beseitigt Felsgestein von der Straße, an der Absperrung sammelt sich unsere Gruppe.

Ein wenig später werde ich von einem Mianbaoche („Brotwagen“) fast in den Straßengraben gedrängt. Der Fahrer meint’s nur gut, will uns seine selbstgeerntete Granatäpfel schenken, deswegen können wir ihm auch nicht wirklich böse sein.

In Jinghong, der Heimatstadt unserer Fahrer, erwartet uns schon Xiao Luo hübsch herausgeputzt mit eisgekühlten Bier. Wir fläzen unsere müden Körper in die Polstermöbel der schicken Hotelhalle und genießen das kühle Nass. Einen Rekord haben wir zu feiern: Wir sind die Gruppe, die auf dieser Strecke bisher am schnellsten war! Yeah, yeah, yeah!!!!


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Gute Nacht Welt auf’m Fensterbrett liegt’s Geld (…oder irgendwo auf der Landstraße zwischen Weishan und Nanjian)

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

40 km rollen lassen nach Nanjian

Acht mehr oder weniger anstrengende Radtage liegen nun vor uns. Also genießen wir noch den Vormittag im idyllischen Weishan. Ich beginne meinen Tag mit frittiertem Ölgebäck und einer Sojamilch. In der Fressbude gegenüber haben es sich Tobi und Axel bei einer dampfenden Nudelsuppe gemütlich gemacht. Dann stürzen wir uns, jeder für sich, ins morgendliche Gewusel. Es ist Markt. Obst, Gemüse, zerteilte Schweineköpfe, Bürsten, Höckerchen und vieles mehr für den täglichen und nicht täglichen Gebrauch wird feil geboten. Ein junger weißbekittelter Zahnarzt und seine etwas angealterte Helferin versuchen vorwiegend ältere Herren von ihren Diensten zu überzeugen. Mit Erfolg, wie man sieht:

Kurz vor zwölf trudeln dann alle nach und nach im Innenhof unsere Hotels ein. Gepäck wird verladen, Räder geprüft. Gottseidank kein Plattfuß dabei. (Gestern Morgen überraschte uns Uli mit seinem ersten – und ich hatte doch sooooo gehofft endlich mal eine Tour ohne platten Reifen zu waren. Hoffnung dahin!) Dann geht es los. Nur etwa 40 km, nur bergab, zurück nach Nanjian. Das Wetter ist wunderbar, die Bananen schmecken (v.a. Joachim) und wir rollen ohne nennenswerte Zwischenfälle dahin. Moment! Etwa 10 Kilometer vorm Ziel, Joachim, Kaspar und meine Wenigkeit sind gerade nach einer kurzen Pause dabei den Endspurt anzutreten, kommt uns ein (angeblich von Adrenalinstößen geschüttelter) völlig entspannt wirkender Uli entgegen gestrampelt.

Was war geschehen? Irgendwo zwischen Weishan und Nanjian muss Uli seinen Rücksack verloren (inklusive Geldbeutel etc.) haben. Nun war er auf der (verzweifelten) Suche. In dieser Situation kommt uns unser Begleitfahrzeug wirklich zugute. Zwar trauen wir Uli durchaus und möglicherweise als Einzigem zu, diese Strecke mehrmals hoch und runter zu fahren, aber im Auto sind die 20 Kilometer, bis zum Fundort seines Rucksacks doch schneller zurück gelegt.

Ich warte währenddessen – irgendwo im großen Yunnan an einer Landstraße in einem lieblichen Tal. Beobachte vorbeifahrende Mopeds, Lastwagen, Eselkarren und die wiederum mich. Ab und an ein langgezogenes Huppen, Ab und an wird ein „Hallo“ gelacht. Ein Fahrschulwagen kriecht an mir vorbei, während es von einem anderen Auto ungeduldig überholt wird. Wieder ein Auto, noch eins, ein Moped. Minutenlang. Was denkt man sich wohl, wenn so eine Langnase wie ich mit einem hässlichen, schreiend grünem Helm und zwei Rädern irgendwo zwischendrin am Straßenrand hockt?

Meine Gedanken gehen auf Wanderschaft: Heute Mittag noch witzelte Uli nach meiner Frage ob ich seinen Pass gleich behalten solle, ob ich die Verantwortung denn tragen wolle und erzählte mir gleichzeitig, dass er heute morgen sein Portemonnaie vermisst, es aber schließlich unter der Bettdecke wieder gefunden habe – ein Omen?

Nach einer kleinen Ewigkeit sehe ich Xiao Ding’s Wagen um die Kurve biegen. Darin ein sichtlich erleichterter Ulrich, mit dem ich mich dann gemeinsam auf den Weg mache. Ein paar Kilometer weiter unten sammeln wir noch Axel und Tobi ein, die in einem Pavillon am Wegesrand auf uns gewartet haben und so kommt es, dass wir in unserer Anfangsformation (Axel, Tobi, Uli und ich) Richtung Nanjian radeln. Uli ist so beruhigt, dass er eine der leidigen Erhöhungen auf der Fahrbahn übersieht und beinahe stürzt.

Am Strassenrand, der gesäumt ist von Reis-, Mais- und Gemüsefeldern, stehen überall Fahrzeuge die gerade mit Bergen von Reisstroh beladen werden. Auf den kleinen Äckern wird fleißig gearbeitet. Reis geschnitten, Erde zerpflügt.

An der Einmündung nach Nanjian treffen wir die übrigen vier Radler wieder. Joachim versorgt uns mit leckerem Biskuit, dann machen wir uns an die letzten zwei Kilometer bis zum heutigen Etappenziel.


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Zwischen blauen Bergen

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

Tagesausflug zum Weibaoshan

Leise ziehen die Wolken über den südchinesischen Himmel. Werfen ihre bewegten Schatten auf die grünen Hänge und Täler, die sich in unermesslicher Weite vor uns ausbreiten. Zikaden schreien gegen die mittägliche Hitze an. Wir wandeln in der Kühle des lichten Waldes des Weibaoshan. Tempel und Pavillons schmiegen sich zeitvergessen in die Landschaft. Ein Hauch von Musik ertönt hie und da. Treppen, steil und ausgetreten, erklimmen wir in Tempeln und auf Wegen.

Kühl hat der Morgen begonnen nach einer für manch einen unruhigen regnerischen Nacht, die einem langen Abend folgte: Seit gestern hat sich unsere Mini-Gruppe vermehrt. Neu dazu gekommen sind: Martina und Wolfgang, Kaspar und Joachim. Sie werden uns die kommenden zehn Tage begleiten und dann weiter Richtung Laos radeln, während wir wieder zurück ins kühle Deutschland fliegen, bzw. Axel nach Shanghai.

Unser erster gemeinsamer Radausflug geht also heute zum Weibaoshan und das heißt erstmal 10 Kilometer in Serpentinen straff bergauf und dann weiter zu Fuß treppauf, treppab. Eine nicht unanstrengende Runde. Bei der Auffahrt kommt uns der kühle, etwas vernieselte Morgen sehr gelegen. Oben angekommen bricht die Sonne hervor und verwöhnt uns mit ihren heißen Strahlen. Ulrich hat sogleich seinen Sonnenschirm gezückt und wandelt nun stilecht und beschirmt durch den Eingang der Anlage. Was uns hier erwartet ist tatsächlich mehr Wanderung als Spaziergang. Aber es lohnt sich. Wir genießen die leichte Brise, die Ruhe. Und die Schönheit der Landschaft.

Zurück am Parkplatz versorgen wir uns an den zahlreichen Imbissständen mit kühlen Getränken, Nudelsuppe, Bratkartoffeln und kalten Reisnudeln. Satt, zufrieden und einigermaßen ausgeruht machen wir uns an die Abfahrt. Sssst, ssst, ssst – sausen wir die 10 Kilometer wieder hinab in ein zwischen blauen Gebirgszügen gebettetes, spätsommerlich warmes Weishan.


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Nach dem Regen riecht es immer gut

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

95 km nach Weishan, Wetter: wechselhaft

Wir verlassen Xiangyun – den Ort namens glücksverheißende Wolke- mäßig ausgeschlafen. Wir schwächeln alle ein wenig: Tobi hat’s mit dem Knie, bei Ulrich zwackt’s im Ohr, ich bin etwas verschnupft, nur Axel hält sich. Überdies habe ich heute Nacht im vollverglasten Zimmer direkt neben der Leuchtreklame „geschlafen“. Aber Xiao Luo hat die Lösung für jedes Problem und versorgt uns erst mal mit Kaffeepulver (sehen wir wirklich so übernächtigt aus?).

Nach der obligatorischen Nudelsuppe geht’s los. Die ersten vierzig Kilometerchen rauschen wir über die anfänglich kaum befahren Schnellstraße. Immer bergab. Keine Schlaglöcher. Bester Asphalt. Ein Genuss! Dazu atemberaubende Landschaft. Dazwischen kurze „Bananen-Päuschen“. Xiao Luo versorgt uns wie gewohnt gut, kennt unsere Wünsche, bevor wir sie äußern. Irgendwann biegen wir auf eine stille Landstraße. Keine Baustelle weit und breit, unglaublich! Flott geht’s voran. Ginsterbüsche fliegen vorbei, schreiend gelb, Orleanderbüsche, Hibiskus in saftigem Rot. Hie und da schmiegen sich malerische Dörfer an grüne majestätische Hänge.

So schlängeln wir uns mit der Straße durch bis nach Weishan, dem „erhabenen Berg“. Fast. Denn kurz vorm Ziel wandelt sich die „glücksverheißende Wolke“, die uns Schatten spendete zu einer ausgemachten Regenwolke und uns erwischt eine heftige Dusche. Ulrich, erstmal in Fahrt, saust im Nähmaschinentritt glatt durch. Axel wirft ebenfalls den Turbo ein und ich die Regenjacke über. Sofort wird die Landschaft in warmes Grün getaucht. Es riecht frisch nach Moos und Erde und der Staub der uns begleitete und sich überall festsetzte, ist weggewaschen.

In Weishan angekommen sind wir schon fast wieder trocken. Jetzt ist Entspannung angesagt. Heute sollen wir mit Jans Gruppe zusammentreffen, die noch irgendwo zwischen Dali und Weishan Berge erklimmen.


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Dienstags irgendwo in Yunnan

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

113 km und drei Pässe auf dem Weg nach Xiangyun

Fröstelnd stehe ich in Nanhua vorm Hotel. Es ist Viertel vor Acht und recht frisch. Langsam trudeln die anderen mit ihren Koffern und Rucksäcken ein. Etwas schlaftrunken hieven wir uns auf die Räder um nach 150 m an unserem Frühstücksrestaurant anzuhalten. Sehr nobel speist man hier in einem golden ausgeschlagenen Speisesaal. Die Nudeln sind köstlich. Bei der Zubereitung der Soßen waren wir gestern Abend sogar anwesend, da wir im lauschigen Garten dieses Hauses ein ebenfalls wohlschmeckendes Abendmahl zu uns nahmen, bis eine Spinne sich entschied ihr Netz quer durch unseren Essplatz zu spannen, was gemeinhin als Zeichen gewertet wurde, aufzubrechen.

So gestärkt machen wir uns an die 113 km Tagesaufgabe. Es ist immer noch kühl, doch man kann die Hitze der aufsteigenden Sonne schon erfühlen. Die ersten 30 km rumpelt es noch etwas auf der ausgefahrenen Straße, dann wird der Belag immer besser. Es ist fast schon ein Genus die Pässe hoch zu radeln (zumindest für Ulrich).

Leider haben wir bereits ganz zu Anfang einen herben Verlust zu beklagen: Tobi entscheidet sich wegen akuter Knieproblem ins Auto umzuwechseln.

Eine Überraschung erwartet uns beim Mittagessen: Xiao Luo, Xiao Dings Ehefrau, taucht plötzlich mit ihrem Cousin bei uns auf. Nach großem Hallo brechen wir auf und machen uns gestärkt an die restlichen 50 km.


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Staub gefressen

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

34 km nach Nanhua, die Sonne brennt

Heute können wir es langsam angehen lassen: Gemütliches Frühstück (Nudelsuppe, Reissuppe, Mantou, Sojamilch), Freizeit und dann geht es erst gegen Mittag los. Etwas über 30 km stehen auf den Plan, keine nennenswerten Anstiege.

Bei der Stadtausfahrt haben wir noch mäßig viel Verkehr, aber wir hoffen auf eine ruhige Landstraße, wenn wir diese erst hinter uns haben. Aber es soll anders kommen: Die gesamte Strecke entpuppt sich als riesige Baustelle. In der trockenen Sonne ein überdimensionaler Sandkasten. Sand und Staub klebt uns alsbald in allen Winkeln und Ritzen. Wir kauen ihn zwischen den Zähnen und wischen ihn uns aus den Augen. Mühsam geht es voran. Außer uns quälen sich noch zwei chinesische Radler ab. Das gegenseitige Überholen – unser heutiges Lieblingsspiel.

Fast haben wir es geschafft, noch 7 km bis zum Etappenziel, unter uns endlich mal richtige, echte Straße, vor uns der nächste rote Sandhaufen. Vorsorglich mal runter schalten und dann neben wir diese letzte Hürde….

Ein Krachen, ein Ruf und dann…. Unser erster Kettenriss! Axel ist der Glückliche. Wir mühen uns redlich ab, während Tobi die beiden chinesischen Radfahrer beschäftigt, die just in diesem Moment neben uns auftauchen, Konversation betreiben und Fotos machen wollen.
Eingestaubt und mal wieder ordentlich durchgerüttelt kommen wir nach etwa 3 Stunden an. In Nanhua. Irgendwo im Nirgendwo…..


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