Über den Wolken, Südlich der Wolken

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Flug nach Lijiang, 1.900 km

Den Morgen begannen wir wieder einmal mit einem ausgiebigen Frühstück bei Lucy’s wie schon am Vortag. Wir sind nunmal treue Kunden. Wenn uns etwas gefällt, kommen wir gerne wieder. Der Regen hing immer noch über Yangshuo. Aber das konnte uns ja mittlerweile egal sein. Wir hatten einiges gesehen und unsere Laune ließen wir uns nicht verderben.

Trotzdem fiel uns der Abschied nicht besonders schwer. Es war einfach ein bisschen zu laut in Yangshuo. Um 10:30 wurden wir pünktlich abgeholt und nach Guilin gebracht. Auf dem Weg dahin betrachteten wir ein letztes Mal die Karsttürme, die nach und nach flacher und zudem weniger wurden bis am Flughafen angekommen gar keine mehr zu sehen waren. Wir wurden etwas abseits vom eigentlichen Terminal abgesetzt. Sicherlich wollte der Fahrer, dass wir uns das stillgelegte alte Terminal noch einmal angucken. Der Flug (die Flüge)war wie fast alle Flüge wenig aufregend. Wenn man ehrlich ist, dann ist man auch froh drum. Ein Messer und ein Reisegeschirr gingen leider nicht an der security vorbei. An was man nicht alles denken muss.

Wir kamen wohlbehalten in Lijiang an und wurden von einem sehr netten Fahrer in Empfang genommen. Er selbst ist Angehöriger der Naxi-Minderheit. Die Naxi sind nach den Han die dominierende Volksgruppe in Lijiang. Sie sind unter anderem dafür berühmt, eine pictographische Schrift zu verwenden, die sie vor etwa 1000 Jahren selbst entwickelt haben. Aber für solche Exkurse fehlte uns die Kraft. Schnell ins Hotel, etwas essen und dann alsbald zur Ruhe.

Nach dem Abendessen, bei dem es wie immer Palasthühnchen gab, deckten die Herren sich noch mit dem nötigen Alkohol ein. Dann machten wir noch einen kleinen Bummel über den Platz, bei dem wir schonmal Starbucks,Mc Donalds und Pizza Hut ausfindig machten. Nicht so schwer, schließlich waren sie alle nebeneinander aufgereiht.

Ein karstiger Ausflug

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt zum Mondberg und nach Fuli, 44km

Und wieder begann der Tag mit Regen. Beim ausgiebigen Frühstück berieten wir über die Lage. Rumsitzen wollte keiner von uns. Und Yangshuo war uns dann auch etwas zu klein. Shoppen gehen und Essen erfüllt auf Dauer nicht. Aber gerade als wir über die Option nachdachten, mit einem kleinen Bus zum Mondberg zu fahren, hörte der Regen auf. Der Plan war: Schnell hin, kurz rauf, und schnell zurück. Soweit so gut.

Die Strecke zum Mondberg hatte schon einiges an karstigen Felsen zu bieten. Karstfelsen, was sind das überhaupt? Sehr schroffe Felsformationen, die durch komplexe geologische Prozesse entstanden sind dabei eigenartige Formen herausbilden und einfach schön anzusehen sind. Über und über mit Bäumen und Sträuchern bewachsen und wir mittendrin. Die Landschaft erscheint so fremdartig, dass man nicht verwundert wäre, sollte plötzlich ein Dinosaurier hinter einem der Felsen hervorgucken. Ja, beinahe erwartet man es schon.

Der Aufstieg auf den Mondberg war einigermaßen beschwerlich, aber die Händlerinnen, die uns kaum in Ruhe ließen schienen den Aufstieg ja mindestens einmal am Tag zu machen. Also wollten wir uns auch nicht beschweren. Es war jedoch eine äußerst rutschige Angelegenheit, also war Vorsicht geboten. Oben angekommen konnten wir immerhin die umliegenden Felsen bewundern. Allzu weit konnten wir leider nicht sehen, aber wir trösteten uns damit, dass wir ja an der Mauer so tolles Wetter gehabt hatten.

Auf dem Rückweg nach Yangshuo beschlossen wir eine alternative Route einzuschlagen und kehrten in einem Gasthaus an der Straße ein um einmal den lokalen Zhu Tong Fan zu probieren. Zhu Tong Fan bedeutet schlichtweg Bambusrohrreis. Der Reis wird mit verschiedenen Gemüse versehen, in einem Bambusrohr verschlossen und dann in eine Art Ofen gelegt. Es hat sich gelohnt. Auch die gefüllten Paprikaschoten ließen unsere Herzen höher schlagen. Die Inhaber waren von unserem Geiz aber weniger beeindruckt, schließlich bestellten wir nur ein Bambusrohr, was doch offensichtlich viel zu wenig war für fünf Leute. Wir wollten doch nur mal probieren.

Zwischendurch fing es mal wieder an zu regnen, aber nicht sehr stark. Da wir noch eine Menge Zeit hatten, entschieden wir auch den Nachmittag mit Radfahren zu verbringen. Aber eine kleine Stärkung brauchten wir noch, Die fanden wir in einem muslimischen Restaurant, wo wir die berühmten “gezogenen” Nudeln aus Lanzhou probierten. Die Nudeln wurden live vor unseren Augen hergestellt und schmeckten hervorragend.

Wir fuhren bis nach Fuli, wo wir auf unserer gestrigen Strecke hätten durchkommen müssen, wären wir nicht mit dem Auto gefahren. Ringsherum die Karstberge. Wir fühlten uns richtig wohl. In Fuli angekommen setzten wir mit der Fähre über und hatten somit auch endlich unsere Bootsfahrt, die wir aus verschiedenen Gründen in Yangshuo ausgelassen hatten.

Auf der anderen Seite wären wir fast an einer riesigen Markthalle vorbeigefahren. Aber Anke erblickte sie noch rechtzeitig und so nahmen wir uns die Zeit ein wenig zu schlendern. Alles mögliche von Socken, Kämmen, Haushaltsgeräten, Fleisch und Gemüse wurde hier feilgeboten. Manche Händler saßen dort mit nur ein paar Spargeln, andere hatten riesige Stände aufgefahren. Außer ein paar Socken und einem Pfund chinesischer Datteln (auch Jujube genannt) kauften wir aber nichts.

Am Ende fing es noch ganz ordentlich an zu regnen. Wir gaben volles Tempo, wurden deswegen aber nicht weniger nass. Am Ende noch ein Abendessen, dass insgesamt eher auf Süßes ausgerichtet war und unser Aufenthalt hier geht seinem Ende zu.

Alles in allem war es hier trotz des schlechten Wetters schön. Die Landschaft war beeindruckend und auch kulinarisch sind wir alle auf unsere Kosten gekommen.

Eine Auszeit vom Regen

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Caoping-Yangshuo, etwas mehr als 40 km, mit dem Auto

Der Regen hatte über Nacht nicht ein wenig nachgelassen. Das dämpfte die Stimmung beim Frühstück doch erheblich. Mussten wir wirklich da raus? Nein, wir mussten nicht. Kurzerhand organisierten wir einen Transport für uns und für die Fahrräder. Bevor wir uns versahen standen auch schon zwei Autos vor der Rezeption, die auf uns warteten. Ich setzte mich in das Auto mit den Fahrrädern und los ging es. Sehr gesprächig war der Fahrer nicht und so verging die Fahrt im Stillen.

Nach etwa einer Stunde kamen wir in Yangshuo an. Da das Hotel nicht mit unserer frühen Ankunft gerechnet hatte, musste ich noch etwas länger auf mein Zimmer warten. Die Zeit nutzte ich für einen ersten Erkundungsspaziergang. Ich hatte bereits vor längerer Zeit einmal in dieser Kleinstadt gelebt und mein Geld hier als Englischlehrer verdient und es in den berühmten Roof-Top Bars wieder verprasst. Ich erkannte die Stadt allerdings kaum wieder.

Die Stadt war nach wie vor ein Touristenmagnet. Schiffe aus Guilin kommen hier an und die Touristen laufen einmal über die Weststreet. Mittlerweile ist aber auch Yangshuo selber mit Hotels und Herbergen mehr als gut ausgestattet. Das besondere an Yangshuo ist unter anderem seine hohe Dichte an Ausländern. Bagpacker, Glücksritter, Felsenkletterer aus aller Herren Länder zieht es hierher. Sie alle zieht es hierher wegen der besonders einmaligen Landschaft. Davon konnten wir bislang leider nur das sehen, was unmittelbar vor uns lag. Hoffentlich bessert sich das noch.

Unser Mittagessen nahmen wir in einem Restaurantverbund aus Indischer, Chinesischer, Italienischer und Deutscher Küche ein. Es war also für jeden was dabei. Sogar für Dirk. Prima. Danach ein Bummel entlang dem Fluss, an den Kunsthandwerkern und Trödelläden vorbei. Den Rest des Nachmittags verbrachte die Gruppe dann ganz individuell, mit Kaffee, Spaziergang oder einem langen Nickerchen (wie in meinem Fall).

Abends kamen wir dann noch einmal zusammen und beschloßen diesmal etwas gewagteres. Wir gingen in eine Food Mall wo allerhand Speisen zubereitet und buffetartig dargereicht wurden. Da erblickten wir doch tatsächlich frittierte Maden und Heuschrecken. Jetzt war die Zeit gekommen, so etwas endlich mal zu essen.

Schlecht schmeckten sie nicht, aber so ganz überzeugt waren wir auch nicht. Möglicherweise waren sie einfach etwas zu scharf angebraten. Dirk kam etwas später zum Abendessen und überraschte uns mit seiner neuen Frisur, von der wir sehr angetan waren. Wir überraschten ihn mit gebratenen Heuschrecken, von denen er weniger angetan war.

Wir ließen den Abend bei einem Bier auf einer Dachterrasse ausklingen. Man sich schon vorstellen, wie schön es hier sein könnte.

Wasser, Nebel, Berge

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt nach Caoping, 36km

Der Tag begann mit einiger Mühsal. Die Fahrräder waren doch noch nicht so fahrtauglich wie wir sie gerne gehabt hätten. Zum Glück lag ein Fahrradladen auf unserem Weg. Der Betreiber tat sein Bestes um unsere Räder halbwegs auf Vordermann zu bringen und so konnten wir dann etwas verspätet endlich los.

Zuerst an der Hauptverkehrsstraße entlang. Verkehr war hier recht viel, erstaunlicherweise wenige Fahrräder. In Guilin fährt man mit dem Moped, wenn man etwas auf sich hält. Dabei ist doch die Fahrradinfrastruktur sehr gut ausgebaut. So schien es zumindest zuerst.

Wir kamen auf unserem Weg zuerst in Daxu vorbei, ein Anlegehafen, wo die Schiffe aus Guilin oder Yangshuo kommend immer wieder Touristen ausspucken.

Am Ortseingang machten wir eine kurze Toilettenpause an einem kleinen Gästehaus. Just diesen Moment nutzte einer der Betreiber um vor unseren Augen ein Huhn zu schlachten.
Das Huhn war festgebunden und mit einem kurzen Schnitt trennte er ihm die Kehle durch. Vor unseren Augen und den Augen seiner höchstens fünfjährigen Tochter. Nun, warum soll sie nicht wissen, woher das Huhn kommt, das später im Topf landet. Wir waren dann aber doch froh, als wir weiterfahren konnten.

Kurze Zeit später parkten wir unsere Fahrräder auf dem Busparkplatz an einem Ort, wo sie hoffentlich niemanden stören würden und baten dann einen hiesigen Ladenbesitzer, ob wir nicht unsere Sachen bei ihm lagern könnten. Dies konnten wir nur unter der Bedingung, dass wir keine Wertsachen bei ihm lassen. Ein vorsichtiger Mann, aber wir konnten die Vorsicht nachvollziehen.

Daxu ist einer jener kleinen Orte, die sich eine Altstadt erhalten haben, die teilweise noch aus der Qing-Zeit stammt, was bedeutet, dass viele der Gebäude zumindest über 100 Jahre alt sind.
Die Wirren der Kriege und der Kulturrevolution ließen sich anscheinend am besten in diesen eher kleinen Orten überstehen, an denen die Geschichte gerne vorbeigeht.

Auf den Märkten konnte man allerlei Tand erstehen, den man möglicherweise auch woanders hätte bekommen können. Ein paar Münzen aus dem 18. Jahrhundert sollten es dann schon sein. Interessanterweise gab es auch Münzen aus dem Britischen Kolonialreich. Ob die Sachen nun echt sind? Zumindest sehen sie alt aus. Das muss für das untrainierte Auge ausreichen. Kostet ja auch fast nichts.

Das Mittagessen spartanisch, aber lecker und nachdem wir dann doch genug gesehen hatten, viel mehr als eine etwa 200 m lange Hauptstraße gab es ja auch nicht bewegten wir uns zurück um unser Gepäck aufzusammeln.

Eine furchteinflößende Parkplatzwächterin machte mich sofort darauf aufmerksam, dass wir für unsere Fahrräder, wie für jedes andere Vehikel auch eine Parkgebühr zu zahlen hätten. Mir war natürlich klar, dass wir letztlich nicht drum herum kommen würden, kampflos aufgeben wollte ich jedoch auch nicht. Ich bezichtigte sie also der Betrügerei, der Halsabschneiderei und was mir sonst noch so einfiel. Sie zweifelte an meinem Urteilsvermögen. Als ich dann genug geflucht hatte, gaben wir ihr dann doch das Geld.
Kurz nach Daxu dann eine Überraschung. Die Brücke über den Fluss war eingestürzt und ein Rüberkommen erschien mehr als schwierig. Die Wahrheit ist, ich wusste bereits von der Brücke, hatte vielleicht insgeheim aber gehofft, dass man sie mittlerweile repariert hätte.

Ein langes Zögern, aber letztlich mühten wir uns dann doch über den Fluss. Schuhe aus und über die Steine balanciert. Ganz trocken blieben wir dabei nicht. Immerhin ein kleines Abenteuer.

Hinter der Brücke dann ein Fahrradweg vom Feinsten. Offensichtlich ist irgendwann einmal viel Geld in diesen Weg geflossen, aber nun scheint sich keiner mehr für ihn zu interessieren. Der Regen war zum Glück nur ein Nieselregen und recht zügig trafen wir im Ferienresort ein. Ringsherum Bambuswälder. Es fühlt sich tatsächlich so an, als wäre man im Regenwald. Auf den Regen würden wir dabei gerne verzichten. Den Wetterbericht hätten wir uns auch lieber nicht angucken sollen.

Ansonsten scheint es fast, als wären wir die einzigen Gäste im Hotel. Eine gespenstische Ruhe.
Beim Abendessen konnten sich die Köchinnen also fast ausschließlich auf uns konzentrieren.
Es war aber auch nicht so einfach uns zufrieden zu stellen.
Palasthühnchen? “Mei You” (Haben wir nicht.) Eis? “Ye Mei You” (Haben wir auch nicht.) Vielleicht ein Stück Kuchen? “Wo Men Shen Me Dou Mei You” (Wir haben hier gar nichts.) War dann die resignierte Antwort der Köchin.
Immerhin hatten sie Schnaps. Wohl bekomms.

Quer durchs Land mit der Eisenbahn

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Zugfahrt von Peking nach Guilin, 1986km

Unser Frühstück war insofern ein ganz besonderes, als dass wir einen traumhaften Blick auf die Mauer hatten. Allzulange hielten wir uns aber nicht damit auf, schließlich wollten wir noch auf die andere Seite der Mauer, welche wir am Vortag nicht erklettert hatten.
Der Weg dahin wurde erschwert, durch einige Wegelagerer, die einen Wegzoll von uns verlangten.
Zuerst als wir einen kleinen Staudamm überqueren wollten, und dann noch einmal auf der anderen Seite. Verhandeln half da nicht und der zweite im Bunde beteuerte, dass er mit dem anderen rein gar nichts zu tun hat. Wir bezahlten zähneknirschend und machten uns auf den beschwerlichen Weg.

Der Muskelkater vom Vortag war noch mehr als akut, zumindest bei mir. Auf der Mauer begegneten wir einem Mann, der Tai Qi praktizierte. Sein kleiner Hund war mehr als erfreut uns zu sehen. Wie der Hund auf die Mauer gekommen war, blieb uns ein Rätsel.

Auch wichtige Fragen, warum die Mauer anscheinend immer über die höchsten Gipfel gebaut wurde, konnten wir nicht abschließend beantworten. Die werden sich schon was dabei gedacht haben, war unsere Schlussfolgerung mit der wir uns zufrieden gaben.

Man konnte eindeutig feststellen, dass der Mauerabschnitt etwas frequentierter war, schließlich lag überall Müll rum. Darüber konnte man sich nicht so richtig freuen. Aber der Ausblick lenkte schnell wieder davon ab,

Auf dem Rückweg wagten wir uns auf eine unbekannte Route, hatten wir doch Angst, dass die Räuber vom Stausee uns nocheinmal Geld abknöpfen würden. Außerdem hofften wir damit noch etwas Zeit für eine heiße Dusche zu gewinnen. Das gelang uns tatsächlich und wir gelangten auf direktem Weg zurück ins Hotel. Wir ahnten aber, dass dem Hotel (der Fischzucht) daran gelegen war, diesen Weg möglichst nicht der Allgemeinheit bekannt zu machen. Stacheldraht am Eingang und ein Rudel Wachhunde ließen daran keinen Zweifel aufkommen.

Einige Stunden später saßen wir schon im Zug nach Peking. Was hatte es uns gegraust vor der langen Zugfahrt. Und dann wurden wir auch noch voneinander getrennt. Letztlich vergingen aber auch die Stunden im Zug. Für einige schneller (dank einer guten Menge Schnaps), für andere etwas langsamer (aufgrund schnarchender und spuckender Bettnachbarn). Im Zug trafen wir noch den Weltenbummler David. David kommt aus England und besucht seine Tochter in Singapur. Da ihm aber das ständige Fliegen über war, entschied er sich die Strecke mit dem Zug hinter sich zu bringen.

Eine Woche in der Transsibirischen Eisenbahn und dann quer durch China. Immerhin noch schneller als mit dem Fahrrad. Das Abteil teilte er sich mit einer überaus entspannten Mutter, deren Baby gar kein Problem damit hatte, dass David es auf den Arm nahm. Ihr schien die Erholungspause, die ihr der temporäre Vaterersatz verschaffte auch gut zu tun.

Anbei noch die ältere Schwester, von etwa vier Jahren, die zuerst noch etwas schüchtern war, aber nachdem sie eine Nacht gut durchgeschlafen hatte, kaum noch zu bremsen war.
Nachdem die Kleine mich aufgefordert hatte ein Bild zu malen, stellte sie leider fest, wie furchtbar meine Malkünste sind. Also musste ich Nachhilfeunterricht nehmen. Ein Baum, ein Haus, ein Buch etc. Meiner Meinung nach waren unsere Malkünste zwar etwa auf dem selben Niveau, aber sie war so sehr von ihrer Meisterschaft und meiner Unfähigkeit überzeugt, dass ich es nicht wagte ihr zu widersprechen.

Gegen Mittag kamen wir dann in Guilin an und wir wurden von einer tropischen Wärme empfangen. Gerade richtig, scjhließlich fing es im Norden langsam an kalt zu werden.

Das Hotel in Guilin begeisterte uns auf Anhieb durch seine stilvolle Einrichtung und seine ideale Lage am Li Fluss. Wir nutzten die Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel. Die Sonne und Mondpagode war hierbei ein Highlight. Zum Glück gab es immerhin in einer der beiden einen Aufzug. Der Tourguide war schon ganz schön am Ende.

Da wir unbedingt noch die Pagoden in der Nacht sehen wollten, vertrieben wir uns die Zeit auf einem der lokalen Märkte, die dafür berühmt sind, dass man dort übers Ohr gehauen wird. Aber wenn man das weiß, ist es gar nicht so schlimm. Das Warten lohnte sich dann auch, die Pagoden wurden rundum beleuchtet.

Unser Abendessen nahmen wir auf der Dachterrasse des Hotels ein. Auch hier wurden wir mit einer schönen Aussicht verwöhnt. So kann es gerne weitergehen. Ich nötigte die Gruppe vom weltberühmten Guilin-Kuchen zu probieren, der traditionell zum Tee gereicht wird. Wir hatten leider nur Bier. Prädikat: Staubtrocken. Aber lecker.

Morgen geht es dann endlich wieder aufs Rad. Wir können es kaum erwarten.

Auf der Mauer

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt nach Huanghua, 34km, 549 Höhenmeter

Am heutigen Tag sollten wir endlich die Mauer erreichen. Doch erstmal dort hinkommen.
Die Wegfindung war kein Problem. Der leichte Pass, wie ich ihn versprochen hatte, erwies sich dann doch als etwas steiler und verlangte uns doch einiges ab. Oben angekommen trafen wir einen Bruder im Geiste, der ebenfalls mit Fahrrad unterwegs war. Er schien auch ein begeisterter Hobbyfotograf zu sein. Aus allen Winkeln und vor verschiedenen Hintergründen lichtete er uns ab.

Die Abfahrt nach dem Pass brachte uns immer näher an die Mauer und eine sagenhafte Landschaft entfaltete sich zu beiden Seiten. Ob es den Anwohnern nach so vielen Jahren auch noch so gut gefällt? Man möchte meinen ja, immerhin stand vor einem der beeindruckendsten Felsmassive ein Sofa in idealer Position. Die weitere Fahrt nach Huang Hua wurde immer wieder durch kleine Fotopausen unterbrochen. Aber soviel Zeit musste sein.

Schließlich hatten wir ein gutes Tempo vorgelegt und brachten sogar noch den Fahrer des Gepäckautos in Verlegenheit, kamen wir doch eine halbe Stunde vor ihm an. Die Fahrräder, die uns gute Dienste geleistet hatten wurden verladen und nun hieß es zu Fuß weiter. Eigentlich schade, ein Stück wären wir doch gerne auf der Mauer entlang gefahren.

Das erwies sich aber als äußerst unrealistisch, wie wir bald sehen sollten. Es war eine echte Kletterei, mit Anstiegen von sicherlich 15 %. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dieses massive Bauwerk in den Fels getrieben wurde. Nur wenn man sich bewusst wird, dass hier Abertausende Menschen am Bau gewirkt haben, kann man es einigermaßen begreifen.

Die Berge erscheinen ohnehin so schroff, dass kaum ein Mensch sie überqueren kann, geschweige denn eine Armee und dazu noch mit Pferden. Aber die Kaiser werden schon gewusst haben, warum sie eine Mauer bauen. Schließlich war jene Mauer, die wir besichtigt haben (Mingzeit, 16.Jahrhundert) bei weitem nicht die erste. Bereits unter dem ersten Kaiser im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung hatte man mit dem Bau der ersten Mauer begonnen. Weitere Teilabschnitte kamen im Laufe der Geschichte dazu, alle zum selben Zweck, nämlich die Barbaren aus dem Norden vom ungehinderten Eindringen abzuhalten. Gleichzeitig wurden über die Mauer aber auch Handel und Immigration kontrolliert, oder zumindest versuchte man das.

Zwischen uns Reisenden entbrannte bald eine Debatte über die Länge der Mauer. 6000 km hatte es im Reiseführer geheißen. Das konnte doch nicht sein, viel zu lang. Unmöglich. Aber auf Anhieb ließ sich das nicht so einfach nachprüfen, schließlich waren wir weitab von jedem Internet. Doch dann geschah ein Wunder. Plötzlich konnte ich auf meinem Handy das Wlan vom Hotel empfangen, welches etwas mehr als 1km entfernt lag. Mehr als seltsam, wo es doch schon in meinem Zimmer nur sporadisch funktionierte. Ein Phänomen, dass ich mir, bis mir jemand eine bessere Erklärung liefert, nur mit Magie erklären kann.

Tatsächlich wird die Gesamtlänge der Mauer, rechnet man alle jemals gebauten Abschnitte zusammen auf mehr als 21000 km geschätzt. Wir gaben uns vorerst mit den zwei, drei Kilometern, die vor uns lagen zufrieden. Wenn es überhaupt so viele waren. Sowohl aufwärts als auch abwärts war es eine ziemliche Herausforderung die Balance zu bewahren. Kletternd, Steigend, Trippend und teilweise Kriechend wagten wir uns also bis zum unrestaurierten Teil der Mauer vor, wo wir eine längere Pause einlegten. Stille kehrte ein und alle genoßen den Augenblick. Man liest ja viel über die Mauer, hört von anderen die dort gewesen sind und vielleicht denkt man sich “Meh, ist ja auch nur eine Mauer. Guck ich mir sicher irgendwann mal an. Nette Fotos.” Aber wenn man dort ist begreift man erst, warum Millionen Menschen dort jedes Jahr hinpilgern. Ohne Übertreibung wage ich zu sagen, die Große Mauer muss man gesehen haben. Wir haben sie jedenfalls gesehen und das stimmte uns alle mehr als zufrieden. Wir hatten sicherlich auch großes Glück, denn wir waren beinahe allein und so versprühte der Ort eine ungeheure Ruhe, die man sicherlich an touristisch erschlosseneren Abschnitten und zu den Stoßzeiten so nicht erleben kann.

Schweren Herzens begaben wir uns auf den Rückweg. Am Eingang der Mauer noch ein kurzes ornithologisches Fachgespräch mit der hiesigen Restaurantbetreiberin und Mauerwächterin über den Unterschied zwischen Deutschen und Chinesischen Krähen und dann hieß es zurück ins Hotel.
Eine große Kanne Kaffee und eine heiße Dusche später aßen wir dann zu Abend und aßen Fisch aus der hoteleigenen Fischzucht (sehr schmackhaft).
Teilweise fiel es uns schwer uns von unseren Handys loszureißen, schließlich musste die Heimat über unsere Erlebnisse informiert werden.

Morgen geht es zurück nach Peking und zurück in den Trubel. Wir beschloßen kurzerhand, dass wir vor unserer Abfahrt noch ein letztes Mal die Mauer aufsuchen wollen. Wer weiß, wann und ob man nochmal hierher kommt.

Das Tal der Kaiser

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Tagesausflug zu den Minggräbern, 320 Höhenmeter

Der Tag begann wie so viele Tage mit dem Frühstück. Die Auswahl war reichlich, doch nicht alles erwies sich letztlich als essbar. Christiane machte Bekanntschaft mit Lao Gan Ma, was ich frei als “alte trockene Großmutter” übersetzte und was wohl auch danach schmeckte. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, sie davor zu warnen. Es handelt sich dabei um eine Art fermentierten Tofu. In geringer Menge einer Speise beigemischt, kann es sie durchaus veredeln. Allerdings ist es ein sehr schmaler Grat auf dem man da wandert. Ich freute mich über frittierten Kartoffelbrei, der sich in Form von lustigen Smileys präsentierte und einer Schüssel Mayonnaise. Die Frage warum ich auf der Reise kaum abnehme, hat sich mir mittlerweile beantwortet.

Die heutige Tour sollte uns einmal um einen großen Stausee herumführen, vorbei an mehreren Kaisern der Ming Dynastie. Dieses Tal wurde einst vom dritten Ming Kaiser Yong Le als seine ewige Ruhestätte erkoren und fast alle Ming Kaiser folgten ihm hierhin. In China nennt man dieses Tal schlichtweg “Die Dreizehn Gräber”.

Erfrischt und erholt schwangen wir uns auf die Räder und machten einen ersten Zwischenstopp am Staudamm. Dort kauften wir einer Händlerin einen Apfel ab. Der Apfel war so groß, dass fünf Leute ohne weiteres davon satt werden konnten, was sich später auch bestätigte.

Wir kämpften uns danach über die ersten Höhenmeter und erreichten unser erstes Zwischenziel den Seelenweg. Eine lange Passage gesäumt von imposanten Steinfiguren, die vermutlich als Wächter fungieren sollten. Kamele, Pferde, Krieger und Gelehrte (in der Reihenfolge) und weil er uns so gut gefiel, gingen wir ihn auch gleich wieder zurück.

Am Ausgang freute sich eine ältere Dame darüber uns ihr selbst erlerntes Englisch vorzutragen. Ich versichterte ihr, dass es ganz hervorragend sei. Es waren zwar nur ein paar Sätze, doch ihre Aussprache war tadellos.

Wir fuhren weiter, durch etwas unaufgeräumt wirkende Dörfer und Industrieruinen. An einer Biegung konnten wir begutachten, wie ein frisch geschlachtetes Schwein auseinander genommen wurde. Da fuhr ich glatt etwas schneller, passte nicht auf und bog auf die falsche Straße ab. Also umdrehen und die andere Straße nehmen. Die sah jedoch auch nicht so aus, als ob sie befahrbar wäre, ging sie doch in einen Wanderpfad über. Aber das GPS hat immer Recht, also weiterfahren. Und siehe da: Auf einmal waren wir an einem weiteren Grabhügel. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Nur ein Häuschen stand da, das wir für eine Art Touristeninformation hielten. Als Anke zur Tür vorgehen wollte um zu klopfen, gab es ein lautes Klingeln und eine Computerstimme ertönte. Sie kam von einer Überwachungskamera, die uns die ganze Zeit im Blick hatte. Was genau sie sagte, konnten wir nicht verstehen, aber eine Einladung zum Kaffe war es vermutlich nicht, weswegen wir uns entschieden schleunigst das Weite zu suchen.

Kurz darauf erreichten eine der Hauptgrabstätten, das Ding Ling. Es herrschte heute eine wunderbare Ruhe. Nur eine einzige größere Reisegruppe besuchte das unterirdisch liegende Grab. Gerne übersetzte ich die Erklärungen des chinesischen Tourguides ins Deutsche.

Allzuviel zu sehen gab es im Grab tatsächlich nicht, die Särge und Truhen für die Grabbeigaben waren zumeist Kopien. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass das Ding Ling ein Beispiel dafür ist, wie man eine verschlossene Grabstätte nicht öffnen soll. Die Öffnung geschah im Jahr 1966 und viele der Schätze sowie die sterblichen Überreste der Kaiser gingen in den Wirren der Kulturrevolution verloren. Letztlich hat man daraus gelernt und ist beispielsweise bei der Öffnung der Grabstätte von Qin Shi Huang Di und der Terrakotta-Armee weitaus behutsamer vorgegangen.

Wir genoßen weiterhin das gute Wetter, das nur durch einen ganz kurzen Nieselschauer unterbrochen wurde und machten uns langsam auf den Rückweg. Auf der anderen Seite des Stausees angekommen, betrachteten wir nochmal die Schönheit des Sees. Der Wind fegte durch das Tal und ein leichter Wellengang bewegte die Wasseroberfläche. Eine grüne Insel in der Mitte, auf der sich eine Pagode im chinesischen Stil befand. Im Hintergrund ein majestätisches Gebirge. Einfach wunderbar. Ein wenig getrübt wurde die Freude dadurch, dass der Stausee Besuchern nicht zugänglich ist.

Aber da waren doch Menschen unten am Ufer. Wie kamen die denn dahin? Sind die geklettert? Haben sie vielleicht einen Schlüssel? Wir werden es nicht mehr erfahren.

Zurück in die Stadt also um unser Abendessen zu uns zu nehmen. Auch hier blieben wir der Tradition treu und bestellten das Palasthühnchen. Immer wieder anders und doch irgendwie gleich. Bei den vielen kulinarischen Experimenten braucht man etwas, auf das man sich verlassen kann.

Aus Sorge vor dem späten Heißhunger kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt und begaben uns dann zurück. Unser Fazit: Ein toller Ausflug.

Am Kanal entlang

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt nach Changping, Besuch des Sommerpalastes, 66 km, 18 Höhenmeter

Heute hieß es Abschied nehmen vom wunderbaren Lü Song Yuan Hotel in Peking. Den anderen Teilnehmern fiel der Abschied sicherlich etwas leichter als mir. Immerhin hatte ich mehr als eine Woche dort verbracht und mich dort schon fast eingelebt. Eine förmliche Verabschiedung vom Hotel fand nicht statt. Gerne hätte ich nocheinmal die Hotelkatze geknuddelt, doch sie war nirgends aufzufinden. Nur ein grimmiger Parkplatzwächter, dem eher nicht nach Knuddeln zumute war, brummte uns noch ein Zai Jian (Auf Wiedersehen) hinterher. Kurz vor neun fuhren wir los, erstmal zum Fahrradladen um dort noch einige Einstellungen vorzunehmen. Einer der Lenker musste etwas höher gestellt werden. Erst einmal kam der Einwand der Mitarbeiter des Fahrradladens: “Das geht nicht höher.” Ich konnte sie jedoch überreden, es trotzdem einmal zu probieren. Und wie durch ein Wunder waren doch noch ein paar Zentimeter drin.

Der Weg aus der Stadt heraus erschien unendlich lang, zieht sich die Hauptstadt doch über etliche Kilometer. Auf dem Weg kamen wir auch noch am berühmten “Vogelnest” vorbei. Dem Olympiastadion, das eigens für die olympischen Spiele 2008 gebaut wurde und durch seine eigentümliche Bauweise besticht. Einfach so an das Stadion heranfahren war jedoch keine Option, schließlich sorgt auch hier ein Checkpoint für die nötige Sicherheit. Christianes Messer, welches uns schon den Eintritt in die Verbotene Stadt erschwert hatte, ging hier jedoch unbemerkt durch den Scanner.

Auf den breiten Fahrradwegen ging es dann immer weiter, vorbei an Gebäuden, die teils nicht weniger bizarr als das Vogelnest waren, bis wir am Sommerpalast eintrafen. Der Sommerpalast ist eine große Gartenanlage, die vielen als Meisterstück der chinesischen Gartenbaukunst gilt. Neben den Bepflanzungen findet man hier viele architektonisch wertvolle Gebäude. Besonders alt ist jedoch keines von ihnen. Der Garten fiel mehrere Male der Zerstörungswut englischer Soldaten zum Opfer. Das erste Mal 1860 nachdem die Briten die Chinesen in den Opiumkriegen bezwungen hatten.

Die Opiumkriege waren eine Reihe von Konflikten, deren Hauptanlass war, dass die Briten eine negative Handelsbilanz hatten und massenweise Silber aus der damaligen Kolonie Indien nach China im Austausch für den so wertvollen Tee. Da sich die Chinesen partout nicht bereit erklärten, im Gegenzug Waren aus dem dem Britischen Kolonialreich einzuführen, begannen die Engländer Opium ins Land zu schmuggeln. Innerhalb weniger Jahre war ein Großteil der Bevölkerung dem Kraut verfallen und dem Kaiserhof blieb nichts anderes übrig als die Droge zu verbieten. Opiumlieferungen wurden beschlagnahmt, verbrannt und ins Meer geworfen und Händler die es gewagt hatten, das Verbot zu umgehen wurden auf das Härteste bestraft. Die Briten nahmen das zum Anlass China den Krieg zu erklären. Aufgrund der technologischen Überlegenheit besiegten die Briten die Chinesen und zwangen sie, ihre Häfen dem internationalen Handel zu äußerst unfairen Bedingungen zu öffnen. Gewissermaßen als Vergeltungsmaßnahme wurde der Sommerpalast niedergebrannt.

Die Kaiserinwitwe Cixi ließ ihn wieder aufbauen, aber im Jahr 1900 wurder er wiederum von ausländischen Truppen im Zuge des Boxeraufstandes zerstört.

Die meisten Gebäude wurden sorgfältig restauriert, sodass der Park wieder in seiner alten Pracht erscheint. Unser kleiner Ausflug in den Park war aufgrund der Erklimmung des Hügels in der Mitte doch recht erschöpfend, und so konnte von einer Pause nicht unbedingt die Rede sein.

Die Tagesstrecke von etwa 66km erschien uns deswegen auch eher wie 80 oder 100. Kurz nachdem Sommerpalast erblickten wir auch schon das Gebirge nördlich von Peking. Massiv und wunderschön, der Blick einzig und allein gestört durch die vielen Hochhäuser, die davor stehen. Immerhin haben die Bewohner eine schöne Aussicht, so sollte man meinen.

An einem stillen Kanal entlang fuhren wir nach Changping, einem Vorort von Peking. Beim Abendessen wagten wir uns wiederum auf kulinarisches Neuland, probierten die berühmten Hundertjährigen Eier (konservierte Gänseeier), die trotz ihres bizarren Aussehens (das Eiweiß wird zu einer Art schwarzen Gelatine, das Eigelb färbt sich grün), doch wirklich sehr gut schmecken. Zumindest 80% der Gruppenmitglieder sehen das so.^Abgerundet wurde das ganze noch mit einem ordentlichen Schnaps und vollkommen erschöpft begaben wir uns dann in unsere Gemächer.

Verbotene Stadt und Himmelstempel

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Besichtigung und Stadrundfahrt. 10km bei strahlendem Sonnenschein.

Die erste Fahrt mit dem Rad. Alle waren wir gespannt, ob wir problemlos durch den Pekinger Berufsverkehr durchkommen würden. Der chinesische Straßenverkehr wirkt manchmal etwas chaotisch, folgt aber gewissen Prinzipien. Unberechenbar bleibt das ganze trotzdem. Deswegen setzt die Stadt auch an großen Verkehrsknotenpunkten Polizisten ein, die den Verkehr etwas regeln und in geordnete Bahnen lenken.

Immer geradeaus ging es zum Osteingang des Himmelstempels. Ein wahrhaft monumentaler Tempelkomplex, den der Kaiser mehrmals jährlich aufsuchen musste um für eine gute Ernte, Harmonie auf Erden und manchmal auch für Regen zu beten. Wir beteten natürlich für wochenlangen Sonnenschein.
In einer der Anlagen wurden damals die Tieropfer dargebracht und einige von uns meinten einen leichten Geruch von Blut wahrzunehmen. Einbildung? Möglicherweise.

Besonders beeindruckend war das Panorama, welches sich uns vom Tempelberg darbot. Eine jahrhundealte Tempelanlage inmitten einer modernen Millionenstadt.

Der Tempel ist umgeben von einem weitläufigen Park, Heimat für viele Eichhörnchen, von denen wir gleich drei auf unserem Weg sahen. Wir stellten fest: Die Eichhörnchen sehen genauso aus wie bei uns.

Außerdem wird die Parkanlage von den Bewohnern Pekings als Treffpunkt genutzt. Tai Qi (eine chinesische Kampfkunst, bei der es besonders auf langsame und ausgeglichene Bewegungen ankommt), Kartenspielen, Rollschuhlaufen und Rückwärtsgehen sind nur einige der Aktivitäten denen hier nachgegangen wird.

Bevor wir den Park verließen, sahen wir in einem Teil des Parks eine große Menschenmenge versammelt, was uns natürlich neugierig machte. Es stellte sich heraus, dass sich hier der örtliche Heiratsmarkt befand. Hier arrangieren Eltern und Großeltern Blind Dates (Xiang Qing genannt) für ihre Sprößlinge. Auf ein Blatt Papier werden wichtige Daten zur Person aufgeschrieben. Beruf, akademische Ausbildung, Körpergröße und Gewicht, sowie Vermögenswerte. Dabei kommt man mit anderen Eltern und Großeltern ins Gespräch und möglicherweise vereinbart man dann eine Kontaktaufnahme. Die “Glücklichen” wissen oft allerdings nichts von ihrem Glück und aus Berichten von chinesischen Freunden weiß ich, dass man über diese Art der Partnervermittlung auch nicht besonders glücklich ist.

Um die Familie aber nicht vor den Kopf zu stoßen, trifft man sich aber doch zumindest einmal mit dem Wunschkandidaten. Statistiken, wieviele Eheschließungen auf diese Weise zustande kommen gibt es leider nicht, aber Schätzungen zufolge weniger als 10%. Es ist ein Relikt aus einer Zeit in der Ehen noch arrangiert wurden. Die Familien treibt oft die Sorge um die Kinder, die manchmal schon über 30 (30!) sind und immer noch nicht verheiratet. Mit unseren Maßstäben ist das ganze eher schwer zu verstehen.
Auch ich begab mich kurzzeitig in Verhandlungen, schließlich so wurde mir gesagt, wäre ich ja keine schlechte Partie. Mein Beharren darauf ein Foto sehen zu dürfen, stand aber einer erfolgreichen Einigung im Wege. Wir Europäer sind eben zu oberflächlich. Es kommt nicht auf das Äußere an. Was wirklich zählt, sind die materiellen Werte.

Nach der Mittagspause fuhren wir dann in die Verbotene Stadt, wo im Verlauf der Geschichte 24 Kaiser ihr Domizil hatten. Von der alten Pracht sind nur die Gemäuer übrig. Die einzelnen Paläste werden als Ausstellungsräume für das Palastmuseum genutzt. Nichtsdestotrotz war es beeindruckend. Einig waren wir uns jedoch darüber, dass es am schönsten war, die Verbotene Stadt vom dahinter liegenden Berg aus zu betrachten.

Zurück im Hotel hießen wir dann auch Anke in der Gruppe willkommen. Nun endlich vollzählig, fiebern wir unserer ersten Fahrradetappe entgegen.

Der erste Tag

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Ankunft und erster Spaziergang in Beijing

Früh um sechs begab ich mich los, die ersten Ankömmlinge Iris und Dirk vom Flughafen abzuholen.

Ich hatte bereits eine Woche in Peking zur denkbar ungünstigsten Zeit verbracht, nämlich der goldenen Woche. In dieser Zeit Besichtigungen zu unternehmen ist nur etwas für ganz harte. Oder für Frühaufsteher. Anlässlich des Nationalfeiertags gibt es also eine ganze Woche frei, und davon machen die Menschen ausgiebig Gebrauch, indem sie Reisen unternehmen, für die sie sonst keine Zeit haben. Das führt natürlich dazu, dass das ganze Land unterwegs ist und man an den „Scenic Spots“ kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. Die Hoffnung ist nun, dass das Menschenmeer zum Sonntag hin etwas abebbt. Immerhin geht am Sonntag die Arbeit wieder los.

Gegen Mittag war auch die nächste Teilnehmerin, Christiane, angekommen und für die Jetlag-Geplagten gab es erstmal eine ordentliche Erholungspause. Und für mich gab es einen ordentlichen Schrecken. Da wollte ich nur mal kurz nach den Rädern gucken und musste feststellen, dass diese samt und sonders verschwunden waren. An der Rezeption wussten sie von nichts und waren ebenso schockiert wie ich. Was war also geschehen? Ein kurzer Blick auf die Überwachungskameras verriet sofort den Übeltäter. Völlig schamlos geht er auf den Hof und höchst professionell nimmt er eines nach dem anderen mit. Ich war völlig fassungslos. Zum Glück stellte sich das ganze als ein großes Missverständnis heraus. Der Fahrradladen, der die Räder bereitstellt, hatte sie fälschlicherweise abholen lassen. Am Ende konnten aber sowohl der vermeintliche “Dieb” als auch ich über die Sache gemeinsam lachen.

Weiter ging es am Nachmittag mit einer ausgiebigen Wanderung, um die Reisenden langsam ankommen zu lassen. Dirk und Iris betreiben eine Bäckerei und so war es selbstverständlich, dass wir auch hier zuerst eine solche aufsuchen. Mit unseren Kaffeebestellungen waren die Mitarbeiterinnen zumindest etwas überfordert. Kaffee gehört nunmal nicht zu den Lieblingsgetränken der Chinesen und wird dementsprechend selten bestellt.

Im Laufe des Abends wurden dann einige kulinarische Experimente unternommen. Manche sehr erfolgreich, wie die Jiaozi, andere eher gewöhnungsbedürftig, wie das Grüntee-Eis. (Also mir schmeckt es sehr gut.)
Am Hou Hai genossen wir die Lichterspiele, und den kühlen Wind der durch die Bäume wehte und setzten unsere Wanderung fort, die uns am Ende dann doch recht erschöpft hatte.

Wieder zu Kräften kamen wir bei einem vorzüglichen Essen nach Yunnan-Art. Das Gong Bao Ji Ding schmeckte so gut, dass es gleich zweimal bestellt wurde. Ich fürchte, das werden wir noch öfter essen.
Müde und erschöpft kehren wir nun zurück und bereiten uns auf den morgigen Tag vor.