Schlafen wie die Kaiser

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Talfahrten waren heute die Devise. Anscheinend ist es nicht jedermanns Ding ungebremst eine 10 km Abfahrt runter zu brettern. Ich hatte allerdings meinen Spaß. Meine Waden hatten auch mit gelacht, als sie sich endlich eine Pause gönnen durften. Die Steigungen waren wesentlich entspannter als erwartet. Natürlich hatte man (ich zumindest… die Schweizer natürlich nicht!) trotzdem zu kämpfen. Täler, Dörfer und Müllhalden schossen an einem vorbei. Da die Möglichkeiten für das Mittagessen eher rar waren heute, entschieden wir uns mit Obst und Keksen einzudecken um zwischen drin uns mit leichter Kost zu stärken. Zusätzlich hatten wir ja noch den 6 Kilo Schmalzzopf (ungelogen!), den wir bei der Einfahrt nach Tonghai gekauft hatten. Vielen Dank an Sabine, dass sie das Monstrum von Teig, Honig und Sonnenblumenkernen mit sich schleppte. Das wäre alles natürlich kein Problem gewesen, hätten wir ein vernünftiges Frühstück gehabt. Leider bekamen wir heute Morgen im Hotel nur etwa die Hälfte der bestellten Gerichte. Dazu kam, dass der Kaffee sich ordentlich verspätete und nur ein Teil der Gruppe wirklich wach die Etappe antreten konnte. Der Mangel an Energie nagte an den Kräften vieler von uns. Als wir endlich an unserem Ziel ankamen wurden wir allerdings mehr als belohnt. Unsere heutige Bleibe, das Zhujia Hua Yuan ist ein altes Domizil von Angehörigen des Adels der ehemaligen Qing Dynastie, erbaut im Jahre 1907. Selbst Domizil klingt fast etwas untertrieben. Der Komplex umfasst 17 Höfe, in denen einige zum Museum, andere zur Unterkunft und wiederum andere zum privaten Gebrauch eingerichtet wurden. So muss sich wohl auch ein Chinese fühlen, wenn er/sie mal im Schloss Neuschwanstein übernachten darf. Auch die Inneneinrichtung überzeugte. Kaiserliche Himmelbetten und Schminktisch mit Ornamenten verleihen ein authentisches Flair. Lediglich der Fernseher mit Kabelanschluss bringt einen wieder zurück in die heutige Zeit. Aber man kann ja auch die chinesischen TV-Geschichtsserien im Hintergrund laufen lassen.

Als Neuling hier in der Stadt fiel es mir schwer ein Restaurant für das Abendessen auszusuchen. Schließlich setzten wir uns draußen in eine Gasse, nett überdacht in einem Separee im Freien (Das klingt jetzt komplizierter als es ist). Wie ausgehungerte Hunde stürzten wir uns auf die Gerichte. Es war mal wieder eine Völlerei. Dieses Mal aber wenigstens verdient. Als krönenden Abschluss gab es noch Verdauungshilfe in Form von selbstgebrannten Maisschnaps. Entgegen einiger Befürchtungen konnten wir nach einem halben Liter x-prozentigem noch alle sehen.

Angeheiterte Ausländer sehen die Einheimischen hier gerne. So wurden wir prompt vom Personal für einen unmittelbaren Fototermin gebucht… auch am Ladenschild wurde posiert. Man versprach uns das Bild im Laden aufzuhängen… wehe wenn nicht! Stolz wird man uns präsentieren: „Schaut euch diese Ausländer auf dem Bild an! Wie dicht die alle sind! Und das nur von einem halben Liter! Das hätte mein Cousin alleine geschafft!“ (oder so ähnlich).

Hiermit erteile ich auch gleich die verantwortungsvolle Aufgabe an den folgenden Reiseleiter dieser Tour, dass er doch bitte überprüfen soll ob wir auch wie versprochen nun mit halboffenen Augenliedern und leicht roter Birne (ich zumindest) die Ladentheke zieren.


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Petrus ist der neue Klassenfeind!

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Nach einem einfachen Frühstück wollten wir pünktlich um 9 abdüsen. Alle waren heiß endlich Fahrrad zu fahren, selbst Karin und Renate, die dank chinesischer Wunderheilmittel wieder dabei waren und relativ fit aussahen. Leider war unser Gepäcktransporter der Meinung, die Spannung noch etwas hinauszuzögern und ließ uns noch ein wenig warten.

Als dieser endlich eintraf, bekam ich einen kleinen Schock. Ich hatte für das Gepäck einen kleinen Transporter erwartet. Stattdessen kam ein kleiner PKW in dem drei Leute drin saßen, die Gepäck für neun Reisende mitnehmen wollten plus ein Reserverad. Aber wie es sich herausstellte unterschätzte ich mal wieder die chinesische Transportkunst. Kein Land packt und transportiert effektiver als China. Ich baute das Rad auseinander und die Sachen wurden aufgeladen. Nach ca. 20 min war das Wunder vollbracht: Drei Leute + 9 große Reisetaschen + ein Fahrrad waren in einem kleinen Auto, dass nicht viel größer als ein Golf war untergebracht… Hut ab! Das soll mal einer nachmachen.

Kurz vor 10 ging es dann endlich los. Endlich durften wir nun den Fuxian See in seiner vollen Pracht genießen. Nicht nur diesen, denn unser Weg führte auch ein großes Stück an den angeschlossenen Xingyun See (See der Sterne und Wolken.. Hach, diese Poesie!) entlang. Entlang des Sees befinden sich viele riesige Hotelanlagen im Bau. Vor allem weil sich hier Level AAAA (was auf deutsche Noten umgerechnet etwa einer 1++++ entspricht) Aussichtspunkte befinden. Die Strände sind übersähet mit dem, was für Chinesische Touristen einen perfekten Strand ausmacht: Fischrestaurants und jede Menge bunte Tretboote. Was die Idylle etwas trübte war allerdings, dass uns die ganze Etappe ein recht zügiger Gegenwind entgegen kam. Das nächste Mal werde ich im Tempel in Kunming beim Beten (in 4 Himmelsrichtungen) etwas länger in Richtung Norden beten, damit vielleicht mehr Unterstützung aus der Richtung kommt. Vielleicht war Petrus auch einfach nur beleidigt, dass ich Guanyin anbetete und er völlig vernachlässigt wurde.

Zum Mittagessen am See durfte natürlich nicht der Karpfen aus den Seen fehlen – umgerechnet 3 Euro das Kilo ist ein guter Deal. Trotz guter Stärkung und ausgedehnter Pause ging es nur zäh voran. Vor allem, weil Petrus immer noch beleidigt war und ich viel zu viel Gepäck dabei hatte. Ja… lacht nur, wenn ihr jetzt das Höhenprofil sieht und Euch Euren Teil dazu denkt. Aber ich gebe ja zu, dass ich nach diesem Winter in Berlin ziemlich außer Übung bin. (Danke nochmal René für das Angebot mir was abzunehmen. Aber wie sieht das denn aus, wenn der Reiseleiter seine Sachen von den Teilnehmern schleppen lässt!)

Erst Spät trafen wir in Tonghai, der ehemaligen südlichen Grenze der Yuan-Dynastie, bekannt heute insbesondere für ihre lange Tradition der Herstellung von silbernen Handkunstwerken, ein. Leider hatten wir nicht besonders viel Zeit zum erkunden, da das Schmutzbier rief und es uns in die Fressgasse zog. In Yunnan muss man eigentlich mindestens einmal „grilliert“ haben, sonst hat man auf jeden Fall eine wichtige Komponente der kulinarischen Welt hier verpasst.

Ich hatte mir vorgenommen, weniger zu rauchen auf dieser Tour, was mir bisher auch ganz gut gelungen ist. Das Essen in den Grillrestaurants hier macht dies allerdings wieder mehr als wett. Vier bis fünf Restaurants nebeneinander grillen alle um die Wette und verbreiten einen Qualm von verbranntem Chili, Kreuzkümmel, Lamm- und Hühnerfußfett und überhaupt allem, was in die glühenden Kohlen fällt. Meine Lunge fühlt sich nun an, als hätte ich eine Schachtel Honghe (Roter Fluss) geraucht. Dabei ist meine Schachtel doch noch fast voll.

Hüstelnd freue mich auf die morgige Abfahrt und ärger mich gleichzeitig, dass es ja doch immer noch bergauf gehen muss… Scheiß Rohrzange und Schlüsselset! Warum können die nicht aus gehärtetem Kunststoff sein? Das wär doch mal eine Marktlücke!


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Verdorbener Kuchen und Luxusharem

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Heute Morgen trudelten die schlechten Nachrichten ein: Unser Hotel am See in Chengjiang ist leider überbucht und wir müssen auf eines in der Stadt ausweichen; Renate und Karin hatten gestern irgendetwas im Essen nicht vertragen und waren nicht wirklich einsatzfähig, um es vorsichtig auszudrücken. Das wir heute noch kein Fahrradfahren mussten, war für sie wohl Glück im Unglück, denn eine Busfahrt in der Verfassung ist auch nicht viel angenehmer. Dennoch schlugen sich beide tapfer und traten die mehrstündige Busfahrt zum Steinwald und anschließend nach Chengjiang an.

Zwei Stunden und geschätzte 293 Schlag- und Hüpflöcher später trafen wir im Steinwald ein. Als erstes haut einen der Eintrittspreis von umgerechnet etwa knapp 20 Euro vom Hocker. Die haben einen Knall die Chinesen! Aber offenbar haben wir einen größeren und nahmen unsere Eintrittskarten entgegen. Der Finanzschock war jedoch schnell verdaut, als man die Massen von Touristen sah, die alle mindestens einen gleich großen Knall hatten und sich durch den Eingangsbereich quetschten. Angeführt von vermutlich Han-Chinesen verkleidet als Hani Minoritäten drängelten sich alle die Wege entlang. Im Nachhinein hatten wir gesehen, dass es die Trachten aus zum Vermieten gab. Das gab natürlich einen Minuspunkt für mich, dass ich nicht auch entsprechend gekleidet die kleine Wanderung leitete. Gleich hinter dem Eingang bogen wir in einen kleinen Weg ein und stellten fest, dass wir innerhalb von 3 Sekunden von im Meer voller Touristen schwimmend uns plötzlich vollkommen alleine im Ozean der Karstberge befanden. Die Wege waren gut ausgebaut und reichten von gemütlichen Spazierwegen zu steilen und rutschigen Treppen a la Angkor Wat. Etwas unübersichtlich war es allerdings und man verlor sich schnell zwischen den Felsen.

Nach einem ausgedehntem Mittagessen ging es wieder weiter mit dem Bus. Wir merkten alle, dass das so nicht weiter geht: diese Völlerei und dann sich faul in den Bus setzen. Es wird Zeit, dass wir uns endlich auf die Räder schwingen und unsere Festmahle „verdienen“.

Chengjiang liegt an dem riesigen Fuxian See. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von ca. 150 m ist er der tiefste See Yunnans. Leider hat man uns jedoch einen näheren Blick bisher verwehrt, da wir unsere Zelte in der Stadt aufschlagen mussten. Das Hotel ist sauber und macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Der zweite Blick jedoch enthüllt sein wahres Gesicht. Außer Tee und Wasser auf den Zimmern gibt es hier auch Boxershorts, Damenschlüpfer und Pariser (Danke Sabine für die neue Vokabel) auf den Zimmern. Man hat wirklich an alles gedacht! Das Hotel ist umzingelt von drei KTVs (Karaoke-Bars), in denen sicher nicht nur Lieder gesungen werden. So ein feines Dreisterne Hotel mitten in so einer unspektakulären Stadt ist natürlich ein geeignetes Liebesnest für Wohlhabendere aus Kunming und Umgebung, was auch die BMWs und Benze auf dem Parkplatz erklären. Also stellten wir uns darauf ein, dass die Nachtruhe hier etwas unruhiger ausfallen wird.

Nun, wie bereitet man sich auf so eine Nacht am besten vor? Natürlich mit Yunnans Hirsenbräu. Damit sind auch 3 KTVs als Nachbarn zu bewältigen.

…nur die armen Renate und Karin. Wir werden sehen, was der morgige Tag bringt.


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Schwimmen auf Asphalt

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Hach Kunming… Irgendwie bist Du schon wie die meisten chinesischen Großstädte: Betonblöcke, riesige Baustellen, bunte Leuchtreklame, surrende Elektroroller, Geschäfte, Geschäfte und Geschäfte. Aber irgendwie bist Du es auch nicht: gelassen, wohl temperiert, eine angenehme Brise weht. Ja hier könnte ich bleiben. Kunming bringt die ganzen Vorteile von den chinesischen Städten mit sich lässt aber die meisten Nachteile aus.

Als Nr. 1 auf dem Tagesprogramm stand eigentlich Wielands Geburtstag.
Als vorbildlicher Reiseleiter wollte ich ihn natürlich nach dem Frühstück mit einem Kuchen überraschen. Aber durch perfekt abgestimmtes Timing hatte ich Frühstück um 8:30 angesagt, ohne zu wissen, dass alle Bäckereien der Stadt erst um 9:00 aufmachen. So kam ich um 9:20 zurück zum Hotel um festzustellen, dass alle Teilnehmer sich bereits wieder auf die Zimmer begeben haben, mit dem Hintergedanken, was für ein verschlafenen und verantwortungsunbewussten Reiseleiter sie doch erwischt haben. Nun gut… Verschieben wir also erst einmal das mit dem Kuchen.

Heute durften wir endlich unsere Räder besteigen und eine ausgedehntere Testfahrt durch Kunming machen. Die meisten von uns sind hier das erste Mal in China und mussten sich erst einmal an den Verkehr hier gewöhnen. Autos, Motorroller, Fahrräder, Menschen kommen von vorne, hinten, links, rechts… aber das alles in einem derart entspanntem Tempo, dass man in Ruhe wie in Zeitlupe in einem John Woo Action Film hier ausweichen, dort durch schlüpfen, da noch mit hinterher ziehen kann. Im Grunde genommen ist es wie Schwimmen durch den Strom. Ich kenne ja chinesischen Stadtverkehr und Kunming ist im Vergleich zu den meisten tatsächlich mindestens einen Gang runter geschaltet.

Unser erstes Ziel war der Yuantong Tempel. Ursprünglich aus dem Ende des 8. Jahrhundert wurde er öfter restauriert und ausgebaut. Der Legende nach wurde er erbaut um zwei Drachen, die früher in den Felshöhlen hausten einzufangen. Im hinteren Bereich gibt es eine Pagode, die von Thailand gestiftet wurde. Das ließ natürlich mein patriotisches Herz wieder höher schlagen.

Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen bei der Gelegenheit Avalokiteschvara oder auch kruz Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit genannt um gutes Wetter und einer spannenden Reise zu bitten. Schließlich ist der Großteil der Chinesen auch nur an den buddhistischen Gottheiten interessiert, wenn was für sie bei rauskommen könnte: gute Noten, erfolgreiche Geschäfte. Das Nirvana haben die meisten längst abgeschrieben.

Anschließend machten wir einen Spaziergang durch den Cuihu (Grüner Teich) Park. Was als ein entspanntes Teetrinken und geruhsames Schlendern durch den Park angedacht war transformierte sich zu einem Open Air Festival mit geschätzten 15 Bühnen: Tanzgruppen, Gesangsgruppen, Musikanten… Alle gaben sie ihr Bestes. Leider war das Gelände etwas eng und wer sein Gehör nicht multitaskisch auf mindestens drei Kanäle aufteilen konnte, der bekam nur einen Matsch aus Rhythmus und Melodien mit. Aber an Spektakel hat es natürlich nicht gefehlt.

Nach einem Abstecher beim Fahrradladen, wo ich mich ordentlich ausrüstete ging es erstmal wieder zurück zum Hotel zum Entspannen. Das Abendessen war gewohnt außergewöhnlich gut und wir kamen abends im Hotel endlich zu meinem Kuchen. Ein gelungener Abschluss eines gelungenen Tages.

In diesem Sinne: Nochmal Alles Gute Wieland!


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In 30 Stunden um die halbe Welt

Tal des Roten Flusses, 09.04. bis 01.05.2011

Ab Berlin bis Kunming in knapp 30 Stunden… Erst S-Bahn dann Bahn dann Warten dann Flug dann Warten dann Flug dann Bus dann endlich im Hotel. Ein wenig seltsam kam es mir vor, über Bangkok zu fliegen und nichts anderes als den Flughafen zu sehen. Der Stadt meiner Jugend musste ich aber dann recht wehmütig den Rücken kehren um in endlich zur Stadt des ewigen Frühlings zu gelangen. Völlig erschöpft und mit dem einzigen Verlangen nach einer erfrischenden Dusche trafen wir im Camellia Hotel ein. So eine Reise nimmt einem etwas die Energie um noch große Taten zu vollbringen. Aber es ist ja der erste Tag. Heute war eingewöhnen angesagt. Und wie macht man das besser als abends einen ausgedehnten Spaziergang durch das Zentrum zu machen um im Lao Fangzi in gediegener Atmosphäre eines der wenigen noch stehenden alten Häuser in Mitten von Kunmings Herzens eine kaiserlich Mahlzeit sich zu gönnen. Mit Fisch süß-sauer, scharfgebratene sonnengetrocknete Yakstreifen und einer Menge kühlem Bier lässt sich die Strapaze schnell vergessen. Auch die im Namen der Gesundheit synchron zu China-Volks-Techno tanzenden Herrschaften auf den breiteren Abschnitten des Fußgängerwegs, muntern einen wieder auf und lassen etwas von ihrer Ausgelassenheit überspringen. Dennoch fielen fast allen die Augen zu beim letzten Gute-Nacht-Bier. Daher vorerst lieber Energie tanken. Ein großes Abenteuer steht ja noch bevor.

Abschied von den Millionen

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Der Tag begann mit einem Taiji-Kurs auf dem Sonnendeck. Edith, Anja und Matthias turnten fleißig mit, während Dieter und ich es mehr als Fernstudium aus sicherer Entfernung betrieben. Um 07:30 Uhr gab es dann Frühstück. Das Schiff nahm inzwischen Kurs auf ein schwimmendes Fischerdorf, das wir uns noch anschauen wollten.

In diesem schwimmenden Dörfchen leben rund 40 Fischerfamilien in einer dieser malerischen Buchten. Es gibt dort sogar eine schwimmende Schule und eine schwimmende Bank. Also alles was man braucht. Die Fischer verkaufen ihren Fisch überwiegend an asiatische Touristen und betreiben auf kleinen Booten natürlich auch Handel mit Souveniers, Getränken und Obst. Ein wenig befremdlich war es allerdings schon, so zwischen den Hausbooten daher zu schippern und die Fischer zu bestaunen und zu Fotografieren als säßen sie im Zoo. Aber diese Fischer leben hauptsächlich vom Tourismus und wie der Guide uns versicherte leben sie davon gar nicht so schlecht.

Auf unserem Schiff zurück gab es dann auch bald schon das Farewell-Mittagessen. Auch diesmal war es wieder sehr köstlich. Unser Kellner, die allesamt sehr sympatisch waren scherzten gelegentlich, indem sie grinsend ein Gericht auf den Tisch stellten uns sagten: „Dog Meat“. Dass sie uns damit gar nicht schocken, sondern eher enttäuschen konnten, weil es dann doch nur Rindfleisch war, konnten sie ja nicht ahnen.

Um 13 Uhr bestiegen wir dann wieder den Bus, der uns wieder in die 4 Millionen-Metropole Hanoi zurück brachte. Der Verkehr war wieder in gewohnter Weise ruppig und chaotisch. Dieters Kommentar hierzu war: „Da sind das so liebe Menschen hier aber wenn man ihnen einen fahrbaren Untersatz gibt, werden sie zu wilden Tieren“.

In Hanoi angekommen bezogen wir wieder das nette kleine Posh-Hotel und hatten noch ein wenig Freizeit. Das Abendessen zelebrierten wir heute zum Abschied von Vietnam etwas vornehmer. Ich hatte einen Tisch in einem Restaurant bestellt, das uns Duong empfohlen hatte. Da gingen dann anderthalb Millionen für das Essen drauf. Es tut schon ein wenig weh solche Beträge aus der Hand geben zu müssen. Nun ja, aber zuhause in Deutschland ist das Millionärsdasein sowieso wieder vorbei.

Der morgige Tag steht nochmal zur freien Verfügung. Da können wir dann noch einmal nach Herzenslust shoppen und unsere restlichen Millionen verschleudern, bevor uns der Bus dann zum Flughafen bringt.


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Halongbucht 2. Versuch

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

08:30 Uhr wurden wir vom Bus abgeholt, der uns in die Halongbucht brachte. Würde es diesmal klappen? Wir glaubten es erst, als wir auf dem Boot saßen, den Begrüßungsdrink heruntergespült hatten und das Boot tatsächlich ablegte. Wir bekamen unsere Kabinen zugeteilt und bald darauf gab es Mittagessen. Die Kabinen sind klein aber sehr hübsch eingerichtet. Der gesamte Deckaufbau besteht aus Holz, denn man hat den Schiffen einen historischen Anstrich gegeben. Das Mittag essen war auch erstaunlich lecker, das hätten wir auf einem touristischen Schiff gar nicht erwartet. Aber um so besser.

Wir teilen uns das Boot mit Amerikanern, Australiern, Indern und Skandinaviern und zwei weiteren Deutschen. Nachmittags machten wir einen Ausflug zur Höhle „Surprise“ wie die Franzosen sie bei ihrer Entdeckung getauft hatten. Eine wirklich beeindruckende Tropfsteinhöhle in einem der Karstberge.

Anschließend wurden Kajaks geliehen und wir paddelten etwa eine Stunde zwischen den Felsen herum. In einem Felsenbasin, in das man nur durch eine Höhle gelangte, wimmelte es von Affen. Die waren die paddelnden Touris anscheinend gewöhnt, denn sie zeigten keinerlei Scheu. Obwohl sie nicht gefüttert wurden. Im Kajak kann man auch schlecht noch Affenfutter mitbringen. Auf jeden Fall war das Kajakfahren eine willkommene Abwechslung und vor allem ein wenig Bewegung, auch wenn man dabei zwangsläufig etwas nass wurde. Der Nässegrad stieg in etwa exponential mit zunehmender paddlerischer Unfähigkeit.

Das Abendessen war wieder exzellent. Jede Menge Seafood und mehr und alles sehr liebevoll angerichtet und kunstvoll garniert. In manchen Fällen so schön, dass es ein Frevel gewesen wäre die Deko mitzuessen.
Ab 21 Uhr war dann Paaadie….


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Hanoi

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Auch heute ging es wieder bei Zeiten los. Wir Frühstückten im Hotel wo die Bediensteten rührend für uns sorgten und machten uns dann auf den Weg zu Ho Chimin. Das war auch der Grund für unser frühes Aufstehen, denn das Mausoleum machte bereits um 11 Uhr wieder zu. Dort angekommen, waren wir erst einmal leicht geschockt von den Menschenmengen, die zu Onkel Ho wollten. Wir reihten uns in die Besuchermassen ein und gaben am Eingang brav unsere Rucksäcke ab. Die Kameras durften wir mitnehmen mit dem Hinweis, dass wir nur von außen Fotos machen dürften. Nachdem wir etwa 100 Meter in der Schlange zurückgelegt hatten, wurden wir auf recht unfreundliche Art wieder aus der Schlange herausgeholt und aufgefordert unsere Kameras abzugeben. Wir fragten, warum wir die Kameras nicht gleich hätten abgeben sollen, denn diese Aktion machte nicht viel Sinn. Unseren Einwand ignorierte man einfach. Hier bei Onkel Ho geht es halt noch etwas sozialistischer zu als im restlichen Vietnam. Die restliche Wartezeit in der Schlange verging dann doch schneller als erwartet und unter den strengen Blicken der Wachsoldaten schoben wir uns innerhalb einer halben Minute an Ho Chimins Mumie vorbei. Ein ziemlich kurzer und fragwürdiger Genuss für ein so langes Prozedere. Man kann auch nicht gerade behaupten, dass die Wartezeit die Vorfreude auf Onkel Ho steigerte.

Anschließend spazierten wir zum Literaturtempel. Dieser im Jahre 1070 erbaute Tempel war seiner Zeit zu Ehren Konfuzius errichtet worden und dann im Jahre 1076 zur ersten Universität Vietnams umfunktioniert worden. Da Konfuzius ja ein großer Gelehrter war, der dem Lernen höchste Priorität einräumte, ist die Errichtung der Universität in seinen Hallen quasi konsequent.

Zum Mittagessen trafen wir uns wieder mit unserem vietnamesischen Guide Duong. Er holte uns am Literaturtempel ab und fuhr mit uns zum Biergarten 19 C. Das war wirklich schön bei mildem Wetter im Freien essen zu können. Unserer Tradition treu bleibend, wurden wieder Gerichte bestellt, die etwas Besonderes waren. Diesmal war Hund auf der Speisekarte. Aber nicht alle von uns aßen etwas davon. Eigentlich schön zu merken, dass wir doch noch Skrupel haben und unsere Sinisierung, was das Essen angeht, doch noch nicht so weit fortgeschritten ist.

Am Nachmittag besuchten wir noch das Museum für vietnamesische (Früh-) Geschichte. Es war sehr auffällig, wie sehr die Vietnamesen kulturell von den Chinesen geprägt waren und auch heute noch sind. Nicht nur, dass die historischen Quellen alle in klassischem Chinesisch verfasst wurden, auch die Kleidung, die rituellen Gegenstände sowie die Riten selbst waren den chinesischen gleich oder zumindest sehr ähnlich.

Der Rest des Nachmittags stand dann zur freien Verfügung. Zum Abendessen trafen wir uns wieder und spazierten durch die Altstadt auf der Suche nach einem Restaurant. Schließlich landeten wir doch wieder in der Garküche direkt neben unserem Hotel. Das begossen wir dann wieder mit einigen Bierchen und vietnamesischem Vodka, den Edith in akzentfreiem Vietnamesisch bestellen kann. Hut ab!

Vom Winde verweht

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Eigentlich sollten wir jetzt auf einem historisch anmutenden Boot zwischen den Karstfelsen der Halongbucht dahin dümpeln und relaxen aber wir sind in Hanoi. Das kam so:
Früh am Morgen fuhren wir rund 4 Stunden mit Duong in die Halongbucht zum Bootanleger. Wir waren bei weitem nicht die einzigen denn dort hieß es, es sei noch nicht sicher, ob die Boote heute auslaufen dürften. Wir warteten. Nach etwa anderthalb Stunden war es dann definitiv. Es durften keine Boote rausfahren wegen einer „Starkwind-Warnung“. Wir berieten uns und entschieden, den Hanoi-Aufenthalt vorzuziehen. Also schwangen wir uns wieder ins Auto und fuhren dreieinhalb Stunden nach Hanoi. Das Hotel dort ist klein aber fein. Schöne Zimmer und exzellenter Service.

Nach einer kurzen Pause machten wir einen Spaziergang durch die Altstadt und besorgten uns Karten für das berühmte Wasserpuppentheater. Witzige Idee die Marionetten nicht durch die Luft, sondern durch im Wasser verlaufende Stangen zu steuern. Es wurden alle Themen präsentiert, die im traditionellen Vietnam eine Rolle spielten. Von der Feldarbeit bis hin zu den verdienten Schlachten des Vietnamesischen Volkes.

Essen waren wir zuvor auf einem der Nachtmärkte Hanois. Anschließend tranken wir in der Garküche neben unserem Hotel dann noch das ein oder andere Bier.


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Dschungel versus Karstfelsen

Tal des Roten Flusses, 05. bis 27.03.2011

Das Paradies kennt eine Steigerung: Die trockene Halongbucht.

Die letze Radetappe der Tour verlief vom Cuc Phuong Nationalpark durch die trockene Halong Bucht bis nach Nin Binh.

Zuerst machten wir aber mit einem Guide des Nationalparks eine kleine Wanderung durch den Urwald. Ziel war der „Tausendjährige Baum“. Der ist tatsächlich so alt im Gegensatz zu den chinesischen „Tausendjährigen Eiern. Dieser Baum ist 45 Meter hoch und misst 5,5 Meter im Durchmesser. Gewaltig. Anschließend besichtigten wir noch die Affenzucht des Parks. Hier werden einheimische Affen sowohl gezüchtet als auch wieder ausgewildert. Außerdem fungiert es als Zwischenstation für Affen, die man vom Schwarzmarkt gerettet hat. Diese Affen sollten als Delikatesse oder für medizinische Zwecke nach China verkauft werden. Auch diese Affen wildert man wieder aus.

Nach unserem Spazierang ging also die Radtour los. Leider ohne mich, denn an meiner Hinterachse war leider nichts mehr zu machen. Das Rad wird nach Kunming zurückgeschickt und wird dort ein neues hinteres Laufrad bekommen.

Also betätigte ich mich heute als Streckenposten. An Abzweigungen oder markanten Wegpunkten stellten wir uns mit dem Begleitfahrzug hin und passten auf, dass die Gruppe den richtigen Weg nahm. Ein Zwischenstück musste aufgrund einer Baustelle anders gefahren werden als ursprünglich, aber sowas kann unsere Gruppe nicht mehr schrecken.

Das Beeindruckenste an unserer Etappe heute war, dass man den Karstfelsen so dicht kam wie nie zuvor. Man fuhr quasi direkt am Fuße der Felsen entlang. Das ist ein herrlicher Anblick.

Im Hotel angekommen. Machten wir die Räder versandfertig. Abendessen fand diesmal im Hotel statt. Vorzügliches Essen mit Schlangenschnaps, für alle die wollen. Es wollten alle. Unsere Gruppe ist kulinarisch sehr unkompliziert und experimentierfreudig. Wir essen alles was auf den Tisch kommt. Auf uns trifft bald das chinesische Sprichwort zu: Wir essen alles was 4 Beine hat außer Tischen, alles was fliegt außer Flugzeugen und alles was schwimmt außer Schiffen.


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