Im Tal der Happy Hour

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

Bootsfahrt nach Muang Ngoi Neua, 4h Bootsfahrt

Früh morgens kehrten wir zum Frühstück in einer Gaststätte ein, in der wir am Abend zuvor ein phänomenales Abendessen eingenommen hatten.

Diesmal war die Gastwirtin aber allein zu Gange und war, wie ich es schon oft bei solchen Gelegenheiten erlebt hatte, mit fünf Frühstücksbestellungen heillos überfordert. Unsere Abfahrt mit dem Boot verzögerte sich dementsprechend, aber noch vor Mittag brachen wir mit einem schmalen Kahn Richtung Muang Ngoi auf.

Der Wechsel des Transportmittels war für uns alle eine Bereicherung. Die Landschaft konnte man nun aus einem ganz anderen Blickwinkel aufnehmen. Es war zwar ungemein kalt, aber wir hatten einen guten Tipp bekommen und uns vorher warm angezogen.

Einen kleinen Stopp machten wir in einem entlegenen Dorf, dessen Menschen vorwiegend Brandrodung betrieben. Auf den freigewordenen Flächen bauen sie dann Trockenreis an. Das ist sehr viel mühsamer als der Nassreisanbau, da die Erträge sehr viel geringer sind, aber für bestimmte Höhenlagen einfach besser geeignet.

Zudem machen die Menschen dort einen eigenen Schnaps den wir zumindest einmal probierten. Ein bisschen erleichtert war ich schon, dass ich auch nach einer halben Stunde immer noch mein Augenlicht hatte.

Weiter ging es mit dem Boot. An einem erst kürzlich errichteten Damm, der immer noch nicht ganz fertig schien, mussten wir eine kurze Strecke mit einem Transporter überbrücken.

Ganz offensichtlich wurde auch dieser Damm von den Chinesen gebaut, wie so vieles in diesem kleinen Land.

Nach einer weiteren Fahrt erreichten wir unser Ziel. Ganz offensichtlich ein Touristenmekka. Ein beschauliches Dörfchen, wo fast jeder Bewohner sich auf die Vielzahl der Ausländer eingestellt hatte. Hiking, Biking, Klettern, Kochkurse, Massagen alles was das Herz begehrt wurde hier feilgeboten.

Nach einem kurzen Orientierungsspaziergang wollten wir bald eines der vielen Happy Hour Angebote nutzen und fanden auch bald ein Restaurant, das einen wunderschönen Blick auf den Nam Ou bot. Aber leider fand sich dort niemand, der Cocktails mixen konnte.

Wir wurden anderweitig fündig. Am Abend versuchten wir die leckeren Frühlingsrollen, die es in unserem Hotel gab und wurden nicht enttäuscht. Zu unserem Festmahl gesellten sich auch allerlei Tiere, denen wir gerne ein paar Leckerbissen abgaben. Dafür mussten sie es aushalten, von uns betuttelt zu werden.

Erstaunlich früh, fast kurz vor acht gingen wir dann auf unsere Gemächer. Hier wären wir gerne noch länger geblieben, aber unser Zeitplan sieht leider anderes vor.

Im Flusstal lässt sichs radeln

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

Fahrt nach Muang Kua, 100 km, ca. 900 Höhenmeter

Als wir morgens aufwachten, hatte das Hotel erstmal einen Stromausfall. Das schien sich auch auf das warme Wasser auszuwirken. Immerhin gab es ganz normal Frühstück und das Buffet war gar nicht mal so schlecht.

Heiße Würstchen, Croissants und sogar ein bisschen Kaffee. Die bewaffneten Soldaten standen immer noch vor dem Hotel. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Manager, der gebürtiger Kanadier war und hier in die Heimat seiner Eltern zurückgekehrt war.
Kanada schien er nicht zu vermissen.

Wie er mir sagte, waren die Soldaten zum Schutz einiger Regierungsangestellter abgestellt, die hier in diesem Hotel logierten. Womöglicherweise waren die Mitarbeiter auch deswegen ein wenig nervös. Konnte uns aber egal sein, wir wollten weiter.

Nicht allzulang und wir trafen auf den Nam Phak Fluss, der von nun an unser ständiger Begleiter sein sollte. Ein erstaunlich sauberer und zugleich ruhiger Fluss, der die Sanftheit dieser Hügellandschaft auf wunderbare Weise unterstreichte.

Hinauf und hinab, Hügel um Hügel kämpften wir uns bis Kilometer 60 vor. Unterwegs immer wieder kleine Dörfer und die Kinder dort empfanden es schon beinahe als Pflicht an die Straße zu rennen uns zu winken und Sabbadii hinterher zu rufen.

Dies scheint ihnen nie langweilig zu werden, obwohl wir ganz offensichtlich nicht die einzigen Radfahrer sind, die hier lang kommen.

An einer Raststätte trafen wir auf etliche andere “Westler” und auch Einheimische (oder zumindest südostasiatische) Radlergruppen. Das Essen war ausgezeichnet und preiswert.

Trotzdem merkten wir bei der Wiederanfahrt, dass uns noch die 116 km vom Vortag in den Knochen steckten. Alles tat weh: Rücken, Nacken, Hintern, Beine.

Nach etwa zehn weiteren Kilometern kamen wir jedoch langsam wieder in den Trott.

Immer wieder Dörfer, immer wieder Kinder und immer wieder Sabbaddii. Wenn die Kinder nicht müde werden, durften wir es auch nicht.

Der Nam Phak wurde im frühen Abendlicht immer schöner und begleitete uns bis nach Muang Khua, wo wir kurz vor unserer Ankunft noch ein wenig Geld am Automaten ziehen wollten. Als wir gerade dabei waren der Schock: Der Strom fiel aus und die Karte blieb stecken.

Die Bankangestellten hatten sehr wenig Mitleid für unsere Anliegen und rieten uns doch morgen wieder zu kommen. Dies lehnten wir aus naheliegenden Gründen ab, immerhin steckte eine Kreditkarte im Automaten, die nicht in falsche Hände geraten sollte.

Also hielten wir Wache, für den Fall, dass der Automat wieder anspring. Glücklicherweise dauerte es nicht allzu lange. Der gute alte Startbildschirm von Windows XP deutete darauf hin, dass dieser Automat schon eine Weile in Betrieb war. Es war meiner Meinung nach noch eines der besseren Windows.
Als er die Karte aber wieder ausspuckte gingen wir doch zu einer anderen Bank.

Nun laufen noch die letzten Vorbereitungen für die morgige Bootstour. Das heißt Bier einkaufen.

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Über die Berge

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

Etappe nach Oudomxai, 116 km, 1.400 Höhenmeter

So spät wie es nur ging, also gegen 09:00 verließen wir Luang Namtha und wussten, dass wir eine harte Etappe vor uns hatten. Zunächst einmal 36 km auf einer Straße, die wir bereits kannten. Bis zur Gabelung, eine Straße führte Richtung Grenze zurück, die andere Richtung Oudomxai.

Auf dem Weg fiel wieder die starke Präsenz chinesischer Baufirmen auf. Die lokalen Restaurantbetreiber schienen sich im vermehrten Ausmaß auf Reisende, Bauarbeiter und Geschäftsleute aus der Volksrepublik eingestellt zu haben. Überall waren neben den laotischen auch chinesische Schriftzeichen zu sehen. Das ist natürlich kein Wunder, schließlich ist China mittlerweile der größte Investor in Laos.

Auch beim Mittagessen saßen neben uns einige Chinesen. Wir aßen auch ganz traditionell frittierte Nudeln und frittierten Reis, da wir schließlich vor unserem Aufstieg, der noch vor uns stand, keine laotischen Experimente, ala Fischpüree (Lab) oder gebratene Käfer machen wollten.

Der Berg war tatsächlich nicht ohne, aber wir schafften es doch alle, mancher mit weniger Müh, manche mit mehr. Nun also noch etwa 36 km vor uns. Zunächst größtenteils bergab mitten durch die Dörfer der Hmong. Die Hmong gehören zu den sogenannten Bergvölkern und leben traditionell auf den Berghügeln des Nordens.

Viele Hmong sind mittlerweile aus Laos geflohen, da sie in den Zeiten des Vietnamkrieges, die Amerikaner unterstützten. Das hat ihnen die laotische Regierung nie verziehen und so gibt es bis heute immer wieder Fälle von Unterdrückung und Verfolgung.

Aber davon war hier nun nichts zu sehen, die Hmong schienen unter sich zu sein und mit sich und der Welt weitesgehend zufrieden. Etliche Kinder, die gerade von der Schule kamen, riefen uns immer wieder: “Sabadii” entgegen, was soviel wie Hallo heißt. Dazu ein fröhliches Lächeln, das pusht einen dann auch über die letzten Kilometer.

Wieder einmal völlig entkräftet erreichten wir unser Hotel. Es schien zu den besseren dieser Stadt zu gehören. Immerhin patrouillierten vor dem Gebäude bewaffnete Soldaten, was dem durchschnittlichen Mitteleuropäer sehr unheimlich vorkommt.

Für weite Wege waren wir nicht mehr zu haben, deswegen beschlossen wir im Hotel zu essen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Außer einem etwas aufdringlichen Service und gepfefferten Preisen hatte das Hotel wenig zu bieten. Das sollte unsere Freude aber nicht trüben. Meine sowieso nicht, hatte ich doch durch einen glücklichen Zufall die Präsidentensuite bekommen.

Wir alle könnten gut einen Tag Ruhe gebrauchen, doch morgen müssen wir noch einmal ran und 100 km stemmen. Sollte aber zu schaffen sein.

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Müßiggang in Luang Namtha

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

Tagesausflug in Luang Namtha

Äußerst gemächlich begannen wir unseren Tag mit einem europäischen Frühstück, mit Baguette und Kaffee gegen 10 Uhr. Um 11 Uhr fuhren wir mit unserem Begleitfahrzeug los um uns ein paar Dörfer der Minderheiten anzugucken.

Zuerst besuchten wir eine Stupa, die im 17. Jahrhundert angelegt wurde, gewissermaßen als Grenzstein zwischen zwei Königreichen und als neutraler Grund betrachtet wurde. Von der alten Stupa war recht wenig übrig, da die amerikanischen Bomben, die hier während des Vietnam Kriegs fielen beträchtlichen Schaden angerichtet hatten.

Gleich daneben wurde eine neue Stupa hergerichtet. Wir verbeugten uns kurz, und bewegten uns im Uhrzeigersinn herum, denn andersrum würde es großes Unglück über uns bringen. Die Mönche ließen sich noch für ein Foto hergeben.

Die beiden Mönche waren vermutlich nicht älter als 16 Jahre. In Laos, wie in anderen Teilen Ostasiens ist es üblich, dass die Jungen oft für längere Zeit ins Kloster gehen, weil sie so einerseits ihre Familien entlasten, die sie während dieser Zeit nicht ernähren müssen und sie andererseits auch noch eine gescheite Bildung erhalten.

Natürlich ist diese auf Buddhas Lehren fokussiert, aber auch Lesen und Schreiben stehen auf dem Programm.

Unsere nächste Station war ein Minderheitendorf. Dort wohnten die Ahkha. Der Besuch war ein wenig befremdlich. Besonders wohl fühlten wir uns nicht dabei, die Einheimischen bei ihrem Treiben zu beobachten. Und der Gedanke, dass diese es gewohnt seien tröstete nur wenig darüber hinweg.

Fast schon erleichter waren wir, alls der Besuch im nächsten Dorf ausfallen musste, auch wenn dies aus einem tragischen Grund herrührte. Ein Mitglied der Dorfgemeinschaft war verstorben. Wir kehrten stattdessen in unsere Behausungen zurück und entschieden am Nachmittag einen weiteren Ausflug zu unternehmen.

Mit den Fahrrädern diesmal fuhren wir zu einer weiteren Stupa, einem vermutlich erst vor wenigen Jahren errichteten Tempel. Diese Tempel werden zumeist von der gesamten umliegenden Bevölkerung errichtet. Entweder mit der eigenen Arbeitskraft oder durch finanzielle Unterstützung.

Besonders großzügige Spender werden an den Wänden mit Namen und gespendetem Betrag verewigt. Interessant war, dass unter den Spendern auch Mitglieder der Diaspora waren, die sich entweder in China oder den USA aufhielten.

Wir suchten nun nach einer Mittagsmöglichkeit und versuchten unser Glück zuerst in einem chinesischen Restaurant. Wiedereinmal hoffte ich, dass ich mit meinen chinesischen Sprachenntnissen das Gesicht des grimmigen Ladeninhabers zu einem Lächeln bewegen konnte. Doch der Gedanke daran, die Küche um etwa 15 Uhr anzuschmeißen, missfiel diesem so sehr, dass er uns beinahe schon verscheuchte. Das war ich anders gewohnt. Aber was sollte man machen.

Also stattdessen ein ordentliches Curry, ein paar Kaffees und das übliche Beer Lao. Den Rest des Tages gingen wir gemütlich an, mit Massagen, einem Nickerchen, ein paar richtig guten Pizzen und ein paar Mojitos. Nichts allzu typisch laotisches, aber dafür würden uns ja noch ein paar Tage Zeit bleiben.

Über die Grenze

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

35 km, Grenzübertritt nach Laos

Ohne ein Frühstück und immer noch ziemlich krank versammelten wir uns am Morgen vor dem Hotel und wurden pünktlich auf die Minute von einem Elektroauto eingesammelt. Direkt ging es dann zur Grenze und die Formalitäten gingen auf beiden Seiten der Grenze erstaunlich schnell und ohne größere Komplikationen vonstatten.

Aber schon an den Grenzposten, ihrem Auftreten und der Organisation konnte man einen deutlichen Unterschied in den Mentalitäten erkennen. Die Laoten wirkten sehr viel freundlicher, zugänglicher, aber auch gleichzeitig etwas weniger geordnet. Aber das war nur ein erster Eindruck.

Auf der anderen Seite angekommen, entschieden wir uns, angesichts einer gewaltigen Lastwagenflotte und einer mehr als staubigen Straße, erst mal auf das Fahrradfahren zu verzichten. Eine recht gute Entscheidung, wie wir bald feststellten, schließlich fuhr unser Transporter einmal durch eine “Pfütze”, die mit Sicherheit 50 cm tief war.

Die Gegend hinter der Grenze ähnelte tatsächlich einer Mondlandschaft. Die Chinesen machten hier Wälder, Berge und Dörfer platt um hier etwas neues entstehen zu lassen. Hotels, Wohngebäude, Gewerbegebiete, das ließ sich noch nicht abschätzen. Ersteinmal wurde die Erde geebnet.

Auch Ming, unser laotischer Guide, war von einigen Gebäuden erstaunt, da sie erst vor kurzem entstanden waren.

Diese Bauvorhaben werden unter der Trägerschaft des “Eine Straße, Ein Gürtel”-Investitionsprogramms der Chinesen durchgeführt, innerhalb dessen mehr als 300 Milliarden Dollar in ganz Eurasien in Infrastrukturprojekte investiert werden. Das Programm ist durchaus umstritten, aber das ist mittlerweile alles was die Chinesen machen. Ob zu Recht, das wird erst die Geschichte zeigen.

Zu Mittag aßen wir dann noch ein Mal in einem chinesischen Restaurant und möglicherweise war es dann das letzte Mal auf unserer Reise, das wir chinesisch essen. Wobei ich glaube, dass sich die Möglichkeit noch öfter bieten wird.

Nach einer flotten Überlandfahrt durch viele Dörfer und in der heißen Mittagssonne kamen wir nach Luang Namtha, ein kleiner Urlaubsort mit etwa 30.000 Einwohnern.

Wir gönnten uns eine größere Pause und gingen dann auf den Nachtmarkt um ein paar exotische Speisen auszuprobieren. Frittierte Maden, Geröstete Ente, Fischpüree und andere Spezialitäten standen auf dem Programm.

Zu uns gesellten sich bald die einheimischen Tiere: Hunde, und Katzen, die keinesfalls aufdringlich daher kamen. Mit leuchtenden Augen schauten sie uns an und es fiel uns äußerst schwer, lange zu widerstehen. Ein schönes Erlebnis. Unser erster Tag in Laos war ein richtig guter und wir sind gespannt auf mehr.

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Der letzte Tag in China

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

53 km, 550 Höhenmeter, Fahrt nach Mohan, strahlender Sonnenschein

Unseren Tag begannen wir heute mit einem äußerst ungewöhnlichen Frühstück. Hamburger und Milchtee standen auf der Speisekarte und es schmeckte vor allem deswegen besonders gut, weil man einfach nicht sehr oft Hamburger zum Frühstück isst, Dazu ein paar frisch gepresste Orangensäfte, die auch mit etwas Wasser gestreckt, immer noch sehr gut schmeckten und schon konnte der Tag losgehen.

Wir hatten uns auf eine relativ flache Etappe vorbereitet, zumindest im Vergleich zum Vortag und wurden doch von einigen kurzen aber recht steilen Passhöhen herausgefordert. Aber echte Anstrengung erforderte dies von uns nicht, so hart im Nehmen waren wir, dass wir sogar auf das Mittagessen verzichteten. Stattdessen kehrten wir für ein paar gesüßte Getränke bei einem lokalen Kioskbetreiber ein, der ein so herzerfrischendes Lachen hatte, dass wir beinahe seinen ganzen Laden leer getrunken hätten.

Etwas leid tat es mir fast, dass ich mit meinen über 90 kg beinahe seinen Liegestuhl kaputt gemacht hätte, der auf Menschen meines Kalibers einfach nicht ausgerichtet war.

Er schien mit den vielen Getränken, die wir bestellt hatten doch etwas überfordert zu sein und so rundeten wir den Betrag einfach auf. Das ist zumindest in China durchaus nicht üblich, da hier Trinkgelder schnell als Beleidigung aufgefasst werden können. Doch der alter Herr fasste unsere Intention richtig auf und und ließ uns mit guten Wünschen weiterziehen.

Der Rest der Strecke war insofern eine Herausforderung, als das es für das Auge so erschien, als dass es bergab ging, es sich aber in Wirklichkeit um eine Steigung handelte, und man nur mit etwa 7km/h vorwärts kam. Aus diesem Grund fühlten sich die heutigen 53 km doch auch etwas länger an. Ein Grund mag auch der Gegenwind gewesen sein.

Relativ früh kamen wir nun in Mohan an, genossen ein ausgiebiges Abendessen, an dessen Ende alle Teller beinahe leer waren (bis auf das mysteriös gewürzte Gulasch mit Anisgeschmack) und entschlossen uns kurzerhand noch eine Flasche Wein im Supermarkt aufzutreiben.

Ein Besuch im Supermarkt ist schon ein besonderes Erlebnis, weil man dort mit tausenden Produkten konfrontiert ist, mit denen man einfach nichts anzufangen weiß. Im besten Fall kauft man einfach das, was man braucht und verschwindet so schnell wie möglich, was wir auch taten.

Wir ließen den Abend dann im Hotel bei den üblichen alkoholischen Getränken ausklingen, re­mi­nis­zie­rten über unsere Erlebnisse in China, die politische Weltlage und was man sonst so tut, wenn man ein paar Schnäpse getrunken hat.

Der Tag der Hunde

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

97 km, 1700 Höhenmeter, Fahrt nach Mengla

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Hundes. Verschiedenen Exemplaren begegneten wir auf unserem Weg, von denen sich manche als zutraulich und lieb, andere als bissige Kläffer herausstellten.

Zunächst einmal hieß es aber, unseren ersten Pass bezwingen. Keine so leichte Aufgabe. Serpentine um Serpentine quälten wir uns hoch und wurden oben angekommen von einem besonders lieben Hund in Empfang genommen, der wohl nur darauf wartete, dass ihn jemand mal streichelte. Das taten wir und fuhren dann alsbald weiter.

Der nächste Vertreter der Spezies kam uns dann bellend und kläffend so nah, dass er uns beinahe in die Wade gebissen hätte. Wir alle hatten unterschiedliche Strategien damit umzugehen. Ich trat die Flucht an, Bert verpasste ihm eine verbale Schelte und dies schien zu fruchten.

Wir fuhren noch weiter bis zur Mittagspause in einem Dorf an der Straße. Hier sagt man Dorf dazu, aber es könnte auch gut und gerne eine Kleinstadt sein. Rechts und Links ein Haufen Läden, die alles verkaufen von Eisenwaren über Möbel und beinahe jedes Haus scheint ein Geschäft zu sein.

Staubige Straßen und am Ende der Hauptstraße ein großes dunkles Restaurant. Wir übten uns wieder in Experimentierfreudigkeit und wurden nicht enttäuscht. Was genau wir da aßen blieb in manchen Fällen unklar, aber das erschien uns auch nicht so wichtig.

Die zweite Hälfte der Strecke wurde nur noch von zwei Radlern begangen und diese hatte es nochmal in sich. Zwei heftige Anstiege, die zumindest bei mir, immer wieder den Gedanken ans Aufgeben weckten. Aber der Stolz obsiegte über alles andere und so quälte ich mich auch zum letzten Pass.

Belohnt wurden wir für diese Quälerei mit langen Abhängen auf denen wir gut und gern mit 50 Sachen runterbretterten. Ganz schön gefährlich an manchen Stellen, aber schließlich heißt es “No Risk No Fun”.

Die Landschaft war geprägt von den Tropenwäldern, die immer dichter wurden und kegelförmigen Bergspitzen, die von ebenjenen Tropenwäldern dominiert waren. Hindurch ziehen sich ein paar Straßen und abseits dieser kann man sich eigentlich kaum bewegen.

Immer wieder begegnet man auch wilden Hühner. Werden diese von Bauern eingefangen, erkennt man sie daran, dass sie meist in Holzkäfigen gehalten werden um ihre Flucht zu verhindern. Die Haushühner dürfen sich relativ frei bewegen. Viele Bauern halten auch Schweine, die man selten sieht, aber meist am Geruch und ihren typischen Lauten bemerkt. Besonders viel Auslauf haben die Schweine auch nicht, da sie meist in relativ kleinen Verschlägen gehalten werden. Hinzu kommen noch die immer wiederkehrenden Hunde, die meist angekettet sind.

Kurz vor dem letzten Pass gönnten wir uns noch ein Erfrischungsgetränk (Bier) und auch hier lag ein riesengroßer Hund vor dem Laden. Er öffnete allerdings nur kurz die Augen und machte keine Anstalten uns zu begrüßen.

Mit Vollgas also in die letzte Etappe, die dann aber doch nochmal alles abverlangte.
Völlig entkräftet kamen wir beiden Radler dann in Mengla an und hatten wenig Lust noch einen Stadtspaziergang zu machen. Obwohl die Stadt durchaus geschäftig erscheint und man hier sicher einiges erleben kann, begnügten uns mit einem späten Abendessen ein paar Bier und den lustigen kleinen Hunden, die vor dem Restaurant spielten.

Uns bleibt noch ein Tag in China, also noch ein weiterer Tag, das leckere chinesische Essen zu genießen und dann sind wir sehr gespannt was danach kommt. Über Laos hört man allerlei abenteuerliches und wie uns die Einheimischen versichterten, sind die Straßen dort nicht das Gelbe vom Ei. Das sind sie natürlich auch hier in China nicht immer, aber das behielten wir mal für uns.

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Hustenfahrt nach Menglun

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

43 km, Fahrt nach Menglun

Die gestrige Nacht, die wir doch ein bisschen zu sehr ausgedehnt hatten, steckte uns am Morgen noch in den Knochen. Hinzu kam, dass sowohl ich als auch Susi uns erkältet hatten, womit wir insgesamt schon drei waren. Heißer Ingwertee half ein bisschen aber nur vorübergehend. Es half aber nichts, wir mussten los.

Durch Bananenplantagen und Ananasfelder mühten wir uns über die ersten Pässe. Die Straße war in schlechtem Zustand und machte das Ganze zu keinem großen Vergnügen. Dazu kam ständiges Husten, staubige Straßen und das immer wieder kehrende Hupen, das einen aus einem möglicherweise erreichten meditativen Zustand sofort wieder raus holt. Zum Glück war die Strecke kurz und wir kamen schon am frühen Nachmittag in Menglun an.

Wir hatten somit mehr als genug Zeit uns den hiesigen botanischen Garten etwas näher anzusehen. Wie wir feststellten, handelte es sich um ein riesiges Areal und wir bereuten beinahe nicht einen der Elektrowagen genommen zu haben.

Der botanische Garten war eine Attraktion der anderen Art, eher ein Ort der Ruhe, wo man sich ein wenig vom Straßenlärm erholen konnte. Es war jedoch äußerst einfach sich zu verlaufen und meine sonst gute Orientierung ließ uns hier gleich zweimal im Stich.

Wenig später gönnten wir uns noch ein russisches Bier und entschieden uns am Abend noch einmal etwas zu wagen und Feuertopf zu essen.

Feuertopf oder Huo Guo wie die Chinesen ihn nennen, wird immer wieder gerne mit Fondue verglichen. In der Mitte steht ein großer Topf, darunter eine Gasflamme und man wirft nach und nach verschiedene Gerichte in den Topf. Dieser ist in der Mitte gespalten, auf der einen Seite klare Brühe, auf der anderen Seite eine teuflisch scharfe Suppe.

Die Fronten waren klar verteilt, hier die Männer, die richtig was abkönnen und auf der anderen Seite die Frauen. Aber beim Feuertopf ist noch jeder an seine Grenzen gestoßen. Am Ende aß keiner mehr von der scharfen Seite.

Ein paar Leute wollten anschließend noch zur Massage gehen. Vor der morgigen Königsetappe kann das nur gut tun.

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Ein bisschen Südostasien

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

23 km Haupstraße, gutes Wetter

Früh um fünf begannen die Hähne zu krähen. Mitten in der Stadt. Wo sich diese Hähne befanden ließ sich nicht abschließend klären. Jedenfalls nicht in unserem Hotel. Jedenfalls weckten sie mich weit vor der Zeit. So früh erwacht blieb genügend Zeit sich auf den Tag einzustellen.

Unser Frühstück nahmen wir an einer Garküche zu uns, die anpries besonders gute “Über die Brücke Nudeln” anzubieten. Was es damit auf sich hat will ich hier kurz erklären. Zu alter Zeit gab es einen besonders eifrigen Studenten, der sich auf die staatliche Beamtenprüfung vorbereitete. Jeden Tag wälzte er die Bücher auf einer Insel im See und war außer sich vor Wut wenn ihn jemand bei seinen Studien störte. Seine Mutter wagte es anfangs noch, dies zu tun, besann sich aber bald eines besseren und stellte die fertig zubereiteten Nudeln am Anfang der Brücke hin, sodass er sie sich nehmen könnte sobald er dafür bereit war. So zumindest die Legende.

Die Inhaberin des Lokals versicherte uns, dass es sich hierbei um die besten “Über die Brücken Nudeln in ganz Jinghong handelte. Wir befanden den Geschmack für ganz ordentlich, aber die Begeisterung konnten wir nicht ganz teilen. Schlecht geschmeckt hat es sicherlich nicht, aber in ihrem Eigenlob neigte die Chefin zumindest einigermaßen zur Übertreibung.

Bald befanden wir uns auf der neu gebauten Hauptstraße nach Ganlanba, die uns erste Eindrücke vom Mekong vermittelte. Kein reißender Fluss, sondern ein eher gemächlich fließender Strom, der dennoch durch seine Kraft beeindruckt. Drumherum die Kautschukwälder, die nach wie vor ein wichtiger Rohstoff sind. Mit etwa 22 km/h bewegten wir uns fort und viel ereignete sich nicht auf der neu gebauten Hauptstraße.

Bald schon gegen Mittag erreichten wir Ganlanba, machten eine kurze Rast und fingen an den Ort zu besichtigen. Ganlanba ist ein Ort, der in jederlei Hinsicht auf Touristen, vor allem chinesische, ausgerichtet ist. Zuerst wurde uns eine Tanzshow dargeboten und man kann sicherlich nicht sagen, dass die bunten Trachten und die schönen Frauen, welche diese tragen nicht beeindrucken. Aber länger als eine Viertel Stunde kann man sich das ganze Spektakel auch nicht angucken.

Der Buddhatempel, den wir danach besuchten, war auch eher eine moderne Einrichtung, aber immerhin verhieß uns das Orakel, welches wir um Rat suchten, eine einigermaßen frohe Zukunft, die aber auch gewisse Herausforderungen mit sich bringen würde. Um was für Herausforderungen es sich dabei handeln würde, und wie genau diese frohe Zukunft dann aussehen würde, blieb leider offen.

Wir begaben uns zurück zu der Wassershow, die eine Nachstellung des alljährlichen Wasserfestes der Dai darstellte, aber hier touristisch aufbereitet wurde und somit jeden Tag statt fand. Besonders sehenswert war das ganze nicht, aber immerhin gab es einen Elefanten, der im Kreis herum ging und einen Elefanten zu sehen ist jedes mal ein besonderes Ereignis. Zumindest empfinde ich das so.

Allzu lange hielten wir uns damit aber nicht auf und begaben uns auf die Heimreise.
Den Abend wiederum beendeten wir mit einem ausgiebigen und sehr leckeren Mahl, dass von ein paar kühlen Bier und ein paar sehr “gesunden” Schnäpsen abgerundet wurde.
Der morgige Tag kann kommen.

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Ein kleiner Ausflug zum warm werden

Goldenes Dreieck, 15.12.2018 bis 08.01.2019

Tagesausflug rund um Jinghong

Heute begann unsere Tour des Goldenen Dreiecks. Wir gönnten uns zuerst einmal einen recht langen Schlaf, da uns der Jetlag immer noch in den Knochen steckte. Nun ja, mir nicht mehr, da ich schon einige Tage vorher angereist war, aber den Teilnehmern. Zu erst einmal hieß es, ein Frühstück zu besorgen. Das klassische chinesische Frühstück, eine große Schüssel Nudeln in einer scharfen Suppe, abgerundet mit ein paar Baozi, Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, kam überraschend gut an und gut gestärkt begaben wir uns auf den ersten Tagesausflug.

Von einer echten Herausforderung konnte man noch nicht sprechen. Einzig und allein die heftige Mittagssonne machte uns etwas zu schaffen. Diese machte sich beim Aufstieg zum großen Buddhatempel einigermaßen bemerkbar. Der große Buddhatempel ist zwar kein echtes historisches Relikt, sondern ein Bauwerk der Neuzeit, aber seine Architektur beeindruckt dennoch. Ganz deutlich sieht man hier, dass man eigentlich schon fast in Thailand ist. Chinesisch mutet an der Architektur fast gar nichts an.

Sicherlich wirkt der Tempel auf den ersten Blick einmal sehr kommerziell, aber das Beten nehmen die Besucher dann doch relativ ernst. Räucherstäbchen anzünden und eine Verbeugung bis auf den Fußboden sind Pflicht, wenn man diesen Tempel besucht. Wie fast alle buddhistischen Tempel ist dieser so aufgebaut, dass man sich stetig nach oben bewegen muss, wenn man das allerheiligste erreichen will. Dies hat sicherlich auch eine religiöse Konnotation. Erleuchtung ist nur durch Leiden zu erlangen. Ich zumindest habe gelitten.

Auf halbem Wege thronte eine riesige Buddhastatue über dem Komplex, an dessen rechten Arm sich mehrere dunkle Flecken ausbreiteten. Zuerst dachten wir, es sei nur Dreck, dann aber erkannten wir, dass es sich hierbei um Wespen wenn nicht sogar Hornissennester handelte. Streng genommen sind Wespen natürlich Hornissen. Sicherlich ließe sich auch hieraus eine bedeutungsvolle Erkenntnis ziehen, was uns aber nicht gelang. Wir beschränkten uns auf den touristischen Rundgang und bewegten uns dann wieder Richtung Ausgang.

Zurück in der Stadt fanden wir das Hotel ohne größere Probleme, gönnten uns eine kleine Pause und begaben uns dann auf einen neuerlichen Rundgang. Jing Hong ist eine eher mittelgroße Provinzstadt und haut einen auf den ersten Blick vielleicht nicht vom Hocker, aber je länger man hier ist, desto entspannter fühlt man sich. Gutes Essen, schönes Wetter, Palmen, kühles Bier viel mehr braucht man gar nicht um sich wohl zu fühlen.

Zum Abendessen kehrten wir wieder in ein Dai Restaurant ein. Die Dai stellen mehr als ein Drittel der Bevölkerung der Region Xishuangbannas, in dessen Hauptstadt wir uns befinden dar und sind in Aussehen und Gebaren von Thai kaum zu unterscheiden. Auch das Essen hat bereits den gewissen Thai Geschmack.

Wir ließen es uns gut gehen, bestellten ausnahmsweise mal ein Gericht mehr als es typischerweise üblich ist, tranken auch ein paar mehr Bier als man sonst trinkt und stellten uns mit einem entspannenden Abend auf anstrengendere Tage, die wahrscheinlich vor uns liegen ein.

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