Das Land des Klebereises

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Wir haben ungefähr 300 m unterhalb der chinesisch-laotischen Grenze übernachtet und wollen heute die Seiten, die Uhrzeit und das Geld wechseln. Beim Geld werden wir leider übers Ohr gehauen – China verabschiedet uns also quasi mit einem kleinen Tritt in den Hintern. Der Grenzübertritt und die Zeitumstellung (in China tickt alles nach Peking, deshalb minus 1 h) laufen dagegen reibungslos ab, obwohl ein etwas übereifriger Zollbeamter meint, doch noch unsere Koffer durchsuchen zu müssen. Das macht er gleich mitten auf der Straße und hinter uns stauen sich die Autos, bis ihm sein Kollege bedeutet, dass es jetzt auch mal wieder gut sei. Er guckt noch schnell ein paar Pässe durch, um das Gesicht zu wahren und lässt uns dann ziehen.

Keine zehn Meter weiter nimmt uns unser laotischer Guide Son Phet samt Begleitfahrzeug in Empfang. Das Gepäck wird umgeladen, ein Stückchen Niemandsland, eine kleine Einreisegebühr und schon können wir unsere Fahrt in Laos fortsetzen. Lan Xang, ein historischer Vorläufer des heutigen Laos war das Reich der ‚Millionen Elefanten‘. Davon soll man heute nicht mehr so viele zu sehen bekommen, aber das Bier soll gut sein, haben wir gehört. Das erste was uns auffällt, ist die Grenzstation – auf chinesischer Seite ein Flughafenterminal, auf laotischer Seite eine Baracke, worin sich symbolisch die Kräfteverhältnisse widerspiegeln. Laos ist ländlich geprägt und hat noch eine eher schwache Infrastruktur. Davon merken wir allerdings noch nicht viel, da wir auf der bestens ausgebauten Verbindungsstrecke zwischen China und Thailand dahinsegeln. Unser Guide ist selbst auch mit dem Rad angerückt und strampelt fleißig voran, sodass wir die mittellange Strecke nach Luang Namtha schnell hinter uns gebracht haben.

Vor der Ankunft machen wir aber noch einen Stopp im Boatlanding Guesthouse, das am Ufer des Namtha äußerst idyllisch gelegen ist. Das wird heute nur etwas durch das Qieken der Schweine getrübt, die hier gerade verwogen werden. Es gibt laotischen Kaffee, Fruchtshakes und verschiedene laotische Spezialitäten mit Klebereis. Und natürlich das eine oder andere Beer Lao. Ein guter Einstand. Jetzt nur noch ein paar Kilometer geradeaus und wir können es uns in unseren Bungalows gemütlich machen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/11/2011-11-12.gpx“]

Den Elefanten entgegen

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Mengla, die Stadt in der wir gerade übernachtet haben, hatte uns schon gestern bei der Ankunft mit einer ziemlich lebendig und modern wirkenden Innenstadt empfangen. Wir haben allerdings nicht mehr überprüfen können, ob sich das nicht doch am Ende nur auf ein paar wenige Straßenzüge beschränkt. Als wir nun heute morgen die Stadt verlassen, verabschiedet uns zur linken Hand der anscheinend ebenfalls noch recht neue Sitz der hiesigen Kreisregierung, der pompös auf einer kleinen Anhöhe prangt und von dort auf die zahlreichen Hotelneubauten herabschaut, die sich um die Ausfallstraße Richtung laotische Grenze scharen. Man hat hier offenbar Großes im Sinn.

Uns erwartet heute nur ein Minipass gleich nach den ersten Kilometern, der uns nach der gestrigen Leistung nur ein müdes Gähnen entlocken kann. Dafür schlägt hier oben die Defekthexe zu und nimmt uns ein Weilchen in Anspruch, sodass Manfred, der davon nichts mitbekommen hatte, trotz Magenverstimmung auf und davon ist. Glücklicherweise verfehlt er unseren Mittagshalt nur knapp und wir können ihn noch rechtzeitig zur Umkehr bewegen. Wir speisen auf einem Hügelchen mit ein paar Häusern und einem kleinen Straßenrestaurant. Auf der einen Seite die alte Straße, in der Mitte die neue Autobahn und auf der anderen Seite unser Restaurant. Es befindet sich gerade hier eine schwarze Auffahrt zur Autobahn, mit der man die Mautstelle umgehen kann und über die wir zu unserem Essen gelangen. Während wir unseren gebratenen Reis schaufeln, dürfen wir mit ansehen, wie ein Straßenbautrupp anrückt, um die inoffizielle Auffahrt dicht zu machen. Zum Glück dauert das noch ein bisschen und wir kommen problemlos wieder auf unsere Straße, um unsere Fahrt fortzusetzen. So langsam rückt Laos näher, wir kommen weiter nach Süden und es wird immer wärmer. Die Straße führt weiter durch eine fantastische Landschaft mit Reisfeldern, Palmen und Bananenplantagen, kurz vor der Grenzstadt Mohan wechseln wir immer wieder hin und her zwischen der Autobahn und der alten Straße, es gibt noch ein wenig Baustelle und einen kleinen Umweg, aber schließlich erreichen wir Mohan, dass uns mit einer Prozession aus Steinelefanten empfängt. Laos, das Land der tausend Elefanten, wartet auf der anderen Seite der Grenze.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/11/2011-11-11.gpx“]

Berge, Berge, Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Die Königsetappe steht auf dem Programm. 95 Kilometer und 1765 Höhenmeter. Das wird spannend. Es ist noch bedeckt und etwas kühl heute morgen, also steht der nächsten Nudelsuppe nichts entgegen. Etwas verspätet brechen wir dann auf und rollen uns langsam ein. Einige Kilometer leichtes Auf und Ab durch ein schmales Flusstal. Dann, hinter einer Brücke, beginnt der erste der drei großen Anstiege, die uns heute erwarten. Wir schrauben uns langsam durch den tropischen Bergurwald nach oben und das Feld zieht sich auseinander. Die Beine sind schon ein wenig schwerer geworden, als wir die erste Passhöhe erreichen, aber dafür meint es die Sonne jetzt wieder gut mit uns. Was sich in der Spitzengruppe abspielt, können wir hier im hinteren Drittel des Feldes nur erahnen. Alfons, unser Schlosser scheint das Feld nach Belieben zu dominieren und presst die letzten Öltropfen aus der Kette. Deswegen hat er auch immer am meisten Hunger. Wieder im Tal machen wir also eine Pause bei gebratenem Reis und rechnen unsere Chancen aus, noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel zu erreichen. Das Ergebnis ist umstritten, aber vorsichtig optimistisch und wir entschließen uns, es ohne motorisierte Unterstützung zu versuchen. Der nächste Anstieg entwickelt sich zu einer zähen Angelegenheit, wenn auch in schöner Umgebung – durch schattige Wälder geht es auf einer einsamen Straße langsam aber stetig dem zweiten Pass entgegen. Normalerweise sind die Straßenränder in China von einer mehr oder weniger dicken grauen, braunen oder roten Staubschicht überzogen. Hier dagegen sammeln sich langsam die Blätter auf der Straße und an den Rändern blühen Blumenteppiche – ein ziemlich ungewohnter Anblick. Das liegt an der neuen Autobahn, die jetzt unten durch das Tal führt und fast den ganzen Verkehr absaugt. Von hoch oben können wir ab und zu auf sie herabblicken und freuen uns, dass sie uns Lärm und Staub vom Leibe hält. Der zweite Pass ist endlich geschafft, wir liegen noch gut im Rennen und der dritte Berg ist dann gar nicht mehr ganz so hoch und fast schon ein Kinderspiel. Zum Abschluss gibt es dann noch eine schöne lange Abfahrt und abends ein feines Essen und natürlich ein wohlverdientes Bier.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/11/2011-11-10.gpx“]

Nudelfrühstück

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute ist es nun soweit und es gibt unser erstes Nudelsuppenfrühstück auf den Fliesen vor dem Supermarkt – ein Schälchen mit Reisnudeln, darauf gibt die Köchin eine kleine Kelle Hackfleisch und eine große Kelle Hühnerbrühe, dann noch ein Spiegelei und den Rest kann jeder nach eigenem Geschmack hinzufügen. Ein bisschen Lauch und Koriander, etwas sauer oder salzig eingelegtes Gemüse, Chillis frisch oder getrocknet, Salz, Glutamat, Essig und Sojasauce. In der Nacht hat es geregnet und es ist noch etwas kühl und so wärmt die Suppe gut von innen und gibt Kraft bis zum ersten Pass.

Die Strecke ist einfach heute, 20 km hoch, 20 km runter und oben auf dem ‚Ananasberg‘ ein Obststand. Unterwegs gibt’s für uns chinesisches Landleben in Reinkultur – Bananenplantagen ohne Ende, dazwischen Fischteiche und Gemüsebeete, Garküchen, Motorräder, Trecker, kleine Kinder auf dem Schulweg, zwei Streithähne und faule Hunde, die am Straßenrand dösen.

Am Nachmittag erwartet uns in Menglun der größte botanische Garten Chinas mit einer riesigen Auswahl an tropischen Pflanzen. Ein wahres Fest für die Augen und was bei uns zuhause als Zimmerpflanze auf dem Fensterbrett steht, wächst uns hier in dreifacher Höhe über den Kopf. Der Garten liegt auf einer Insel in einem Zufluss des Mekong, ist sehr gut gepflegt und man kann hier problemlos einen ganzen Nachmittag verbringen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/11/2011-11-09.gpx“]

Im Land der zwölftausend Obstsorten

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Pünktlich zum Start unserer Tour hat auch Andreas, unser Längster, sein passendes Rad abbekommen – custommade in China, noch schnell über Nacht zusammengebacken. Mit seinen über 1,90m wird er uns hier auch nicht so leicht verloren gehen. Wir verlassen Jinghong in östlicher Richtung und überqueren den Mekong, dem wir flussabwärts für knapp 30 km bis nach Ganlanba folgen. Alle fühlen sich unterfordert. Aber keine Angst, es kommen schon noch genug Berge! Heute rollen wir gemütlich bei schönstem Sonnenschein am gemächlich dahin fließenden Mekong entlang. Die ethnische Minderheit der Dai hat hier in Xishuangbanna ihren autonomen Bezirk und in Ganlanba ihren Themenpark. Den nehmen wir uns am Nachmittag vor und rollen umher zwischen Stelzenhäusern, Tempeln, Palmen und bunten Trachtenverkaufsständen. Günther lädt sich auf eine Hochzeit ein und die anderen durchstreifen nach Lust und Laune den Park. Glücklicherweise hat man das größte Tagesgeschäft schon hinter sich gebracht und wir können uns in aller Ruhe eine Kokosnuss knacken lassen. Überhaupt befinden wir uns hier in einem tropischen Früchteparadies, die Bananen werden einem regelrecht hinterher geworfen, es gibt frische Ananas und Papaya, Mango, Tamarinde, Maracuja – hinter jeder zweiten Ecke lauert ein neuer Früchtestand. Dort machen wir auch die Bekanntschaft mit der sogenannten ‚Eierfrucht‘ (lucuma nervosa) – außen grüngelb, innen eigelb, schmeckt wie eine Mischung aus Ei und Mango. Hmmm. Der Renner war aber bisher die geköpfte Maracuja zum Auslöffeln.


[ngg_gallery=301]

Im Land der zwölftausend Reisfelder

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Nachdem wir uns in den ersten anderthalb Tagen ausgiebig mit den Flughäfen von Bangkok und Kunming vertraut machen durften, haben wir das touristische Niemandsland endlich hinter uns gebracht und sind am späten Abend in unser chinesisches 4-Sterne Hotel mit den zwei dicken Elefanten am Eingang eingerollt und sogleich in die Betten geplumpst. Die lange Reise hat uns aber wenigstens auch weit genug nach Süden gebracht, dass wir die kulturelle Übergangszone zu Südostasien erreicht haben und es gibt bereits anstandslos einen anständigen Kaffee zum Frühstück. Der bringt uns wieder auf die Beine bzw. in den Sattel und wir verlassen die Stadt in Richtung Westen. Dort liegt in einer Senke der Flughafen, den wir großzügig umrunden, um uns von den umgebenden Hügeln einen Überblick zu verschaffen. Ab und zu segelt ein Flugzeug auf Augenhöhe vorbei und als wir den ersten Tempel am Straßenrand entdecken, biegen wir ab und gelangen direkt auf einen kleinen Dorfplatz, auf dem gerade ein Hahnenkampf in vollem Gange ist. Obwohl offiziell verboten ist diese Tradition hier offenbar nicht totzukriegen. Die beiden Kämpfer sehen schon reichlich mitgenommen aus und wir drehen uns wieder in die andere Richtung. Tiere gibt’s schließlich auch an den Tempeln – im Gegensatz zum weiter nördlich gelegenen chinesischen Kernland werden in dieser Gegend die Eingangsbereiche und Dächer der Tempel aber nicht von Löwe, Drache und chinesischem Einhorn geziert, sondern von Pfauen, Elefanten und Schlangen. Unsere Fahrt führt uns weiter zu einer heißen Quelle, die zwar ganz einladend aussieht, für die es uns dann aber doch nicht kalt genug ist. Wir rollen lieber gemütlich über Feldwege zum Hotel zurück und beschließen den ersten Tag bei einem ausgiebigen Abendessen mit den lokalen Spezialitäten.

PS: der erste Blog-Versuch – naja, später gibt’s auch noch mehr Bilder;)


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/11/2011-11-07.gpx“]