Auf den Spuren der Panchen Lamas

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Ruhetag in Shigatze, Besichtigung des Tashilunpo Klosters und Spaziergang in der Stadt, abends Feuertopf, alles bei Sonne bis fast 20 Grad.

Der Speisesaal im Hotel ist eine Wucht, das Frühstück recht ordentlich, wenn auch der Kaffee sehr dünn. Nach dem Frühstück geht es dann erst einmal auf die Bank, was wieder eine gute Weile dauert, denn die ATM Automaten wollen kein Geld ausspucken. Und der Tauschprozess ist immer ein recht immenser bürokratischer Aufwand, vor allem der Umtausch der Schweizer Franken ist ein Akt, vor allem, weil man erst norwegisches Geld vermutete, die Ursache dafür ist, dass Norwegen und die Schweiz im chinesischen recht ähnlich klingende Namen haben, aber immerhin, man hätte hier mitten in Tibet auch norwegische Penunzen tauschen können.

Mitten in der Stadt liegt dann ein große Kloster, der Tashilunpo. nach dem Pottala ist der Tashilunpo die bedeutendste Tempelanlage in Tibet, einstmals von bis zu 5000 Mönchen besiedelt. Heute unterhalten ca. 500 Mönche den ehemaligen Amtssitz des Panchen Lama. Der Panchen Lama ist das zweite Oberhaupt des tibetischen Buddhismus und regierte immer im Wechsel mit dem Dalai Lama das Land. Der jetzige Panchen Lama lebt allerdings in Beijing und bekommt dort seine Ausbildung, dabei handelt es sich um den Panchen, der mehr oder weniger von der chinesischen Regierung ausgewählt wurde. Der ursprünglich vom Dalai Lama ausgewählte Panchen Lama ist verschollen und wird wohl auch nicht wieder auftauchen, denn die Exilregierung Tibets in Indien hatte es „vergessen“ den auserwählten Jungen von Beijing bestätigen zu lassen. Doch da der Panchen Lama den nächsten Dalai Lama bestätigen muss, war die Auswahl für die chinesische Regierung viel zu wichtig, also verschwand der eine Panchen und es wurde ein anderer ausgewählt. Woraufhin natürlich nun der derzeitige Dalai Lama überlegt, ob er überhaupt wieder reinkarnieren möchte. Politische Machtspielchen auf höchster Ebene also.
Wie auch immer, wir besichtigen heute den Tashilunpo Tempel. Angenehm ist, dass man hier das tibetische Pilgerleben noch besser als in Lhasa erleben kann, denn am Morgen sind viele Pilger im Tempel unterwegs. Fotografieren ist faktisch unmöglich, da eine Fotoerlaubnis pro Tempel 15 € kostet, fürs Filmen in den Tempeln will man sogar 150 € haben. Na gut, die Trauben sind eh viel zu sauer und das Licht zu schwach für gute Fotos.

Trotzdem ist die Anlage mehr als interessant. Hier gibt es eine mehr als 25 Meter hohe Maitrea- Statue und in den weiteren Tempeln sind die goldenen oder silbernen Begräbnisstupa der verblichenen Panchen Lamas. Einige der Stupa haben die Kulturrevolution nur überstanden, weil ein paar Schlaumeier kommunistische Parolen an die Wände gemalt haben, das “ der Genosse Mao lebe 10.000 Jahre“ ist mit etwas Mühe noch zu erkennen.

Zu Mittag genießen wir in einem traditionellen Teehaus gesüßten Milchtee und eine Schale bissfester tibetischer Nudeln, danach haben wir keine Lust mehr uns um die Khora, die Pilgerstraße um das gesamte Kloster, zu bewegen. Zum einen ist es relativ warm geworden, in der Sonne schon fast kaum noch zu ertragen, zum anderen sind die meisten Pilger morgens unterwegs und so verschieben wir den Rundweg auf den nächsten Morgen.
So bleibt dann noch etwas Zeit für eine Kaffeerunde und Augenpflege, bevor wir uns auf den Weg zu einem Feuertopfrestaurant machen. Der Laden gefällt der Truppe besser, als die Grillerei beim Koreaner gestern. Beim Feuertopf gibt es verschieden Varianten, wir bestellen einen geteilten Topf, in welchem es einen scharfen Sud und eine milde Brühe gibt. Dort werfen wir dann fast zwei Stunden Gemüse, Pilze, Tofu und Fleisch in die Suppe und fischen sie dann gegart wieder heraus. Der „Fang“ kommt dann in einen Dipp und fertig ist ein leckerer happen. Besonders viel Mühe bereiten am Ende die Glasnudeln. Mehr als gesättigt treten wir den Rückweg zum Hotel an.

Unsere Hotelstraße hat noch eine dunkle Seite, hier gibt es sechs oder sieben kleine „Läden“, in deren Schaufenstern gelangweilte Damen sitzen und stricken oder den Lippenstift nachziehen. Natürlich kann man die Damen zum Zwecke körperlicher Dienstleistungen mieten, vor allem in südchinesischen Städten habe ich in ähnlichen Läden wirklich hübsche Mädchen sitzen sehen. Hier jedoch scheint nur die dritte oder vierte Garnitur am Werke zu sein und so hat diese Schaufensterreihe eher etwas abschreckendes als geheimnisvoll verlockendes an sich. In den zwei Tagen hier haben wir auch niemals einen potentiellen „Käufer“ für die Dienstleistungen in einem solchen Laden gehen sehen, vielleicht aber auch nur, weil wir immer mit den Hühnern gegen 21 Uhr oder 22 Uhr ins Bett gehen und möglicherweise das wilde Nachtleben von Shigatze verpassen.

Tibetische Landparty

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

92 Kilometer von Gyangtze nach Shigatze, keine Höhenmeter, sonnig bei bis 18 Grad durch ein weites Hochtal.

Was für ein Morgen! Die Sonne strahlt vom Himmel, aber es ist sehr frisch. Vor dem Frühstück noch gefühlt knapp über null, zum Start auf den Rädern dann schon 10 Grad wärmer. Gemütlich rollen wir aus der Stadt heraus und genauso gemütlich geht es den ganzen Tag weiter, denn es erwarten uns keine Berge und Anstiege. Die Straße ist wunderbar ruhig und die Landschaft episch, es geht von Dorf zu Dorf und in dem weiten Tal wird viel Landwirtschaft betrieben. Noch ist zwar alles grau in grau auf den Feldern, aber die Bauern sind alle fleißig und auf den Feldern unterwegs. Pferde oder bunt geschmückte Yaks drehen vor dem Pflug oder der Egge ihre Runden über die Äcker und in zwei oder drei Wochen werden hier die ersten Halme sprießen. Angebaut wird vor allem Gerste, aus der Tsampa, die Hauptmahlzeit der Tibeter, hergestellt wird.

Zu den größeren Orten gehört meist ein kleines Kloster und auf manchem Hügel thront noch die Ruine einer alten Festung und zeugt aus Zeiten als es hier noch wesentlich wilder und nicht immer so friedlich zuging.
Wir fahren heute den ganzen Tag zusammen im Pulk und haben recht gute Laune, das liegt nicht nur am schönen Wetter, sondern auch daran, dass wir wohl recht ordentlich an die Höhe angepasst sind, auch wenn man nachts nicht soo richtig gut schlafen kann. Gegen Mittag verzichten wir dann sogar auf eine Restaurantmahlzeit, sondern begnügen uns mit einer großen Staude Bananen und Keksen. Wie üblich beginnt ab 12 Uhr der Wind zu blasen, ebenso wie üblich aus der falschen Richtung. Heute ist es zumeist aber nur ein laues Lüftchen, das uns nur wenig bremst.

Vor Shigatze kommen werden die Dörfer dann etwas dichter und wir treffen wieder auf die Eisenbahn. Die Strecke von Lhasa nach hier ist noch im Bau, ebenso wie der Bahnhof, weswegen wir ein paar hundert Meter über eine Baustelle holpern. In der Stadt, die recht chinesisch daherkommt, haben wir ein schickes Hotel und nutzen den Nachmittag zu einem Snack und Wäsche waschen.

Abends ziehen wir dann nur die Straße runter in ein koreanisches Restaurant mit Tischgrill, das ist eine recht langwierige Angelegenheit, den auf dem Grill müssen Fleisch und Gemüse ständig bewegt werden. Das Resultat ist lecker, aber wegen des Arbeitsaufwandes am Tisch gehen die Meinungen dann doch auseinander. Trotzdem wollen wir uns dann morgen an einem chinesischen Feuertopf versuchen


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Tashi Delekh

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Ruhetag in Gyangtze, Besichtigung der Altstadt und des Pelkör Chöde Klosters mit dem Kumbum, sonnig bei bis 18 Grad, 4100 Meter über dem Meer

Die zwei Passtage stecken ordentlich in den Beinen und so sind wir froh, heute in Gyangtze einen Ruhetag zu haben. Nach dem Frühstück brechen wir in den sonnigen, windstillen morgen auf, so sind die Temperaturen dann wirklich angenehm und wir schlendern durch die Stadt. Unser Hotel liegt in der Neustadt und über allem thront der Dzong, die alte Festung, das Wahrzeichen der Stadt, die einstmals die drittgrößte in Tibet war, inzwischen aber von Siedlungen auf dem Weg nach Nepal überholt wurde.

Dafür ist das Leben hier noch pur tibetisch, die Häuser in der Altstadt aus. Hinter den dicken Mauern liegen eher dunkle Zimmer im ersten Stock. Das Haus, das wir uns ansehen ist recht vermöhlt und in den Arbeitsräumen ist es finster, aber im Winter sind die kleinen Fenster ein Segen. Geheizt wird mit Yakdung, der mit Stroh vermischt wird. Die Dung Fladen liegen überall in Stapeln und kleben an jedem freien Mauerstück zum trocknen.

Im Kloster wird gerade ein Fest vorbereitet, welches in der nächsten Woche stattfindet. in der Haupthalle sitzen die Mönche über drei Mandalas, die aus feinem gefärbten Sand gestreut werden. Die Arbeit an den Mandalas nimmt einige Wochen in Anspruch, um dann nach dem Fest weggefegt und in den Fluss gestreut zu werden.

Einige Pilger drehen mit uns die Runde ums Kloster und durch die Hallen im Hauptgebäude und von überall werden wir mit einem freundlichen „Tashi Delekh“ begrüßt. Am schönsten ist jedoch der Kumbum, ein kunstvoller Stupa mit 9 Etagen, bis zur fünften darf man hinauf und auf jeder Stufe finden sich Kammern mit Schutzgottheiten. Von oben hat man eine schöne Sicht über das Städtchen.

Durch die Altstadt und über den Markt pilgern wir zurück zum Hotel und der Nachmittag gehört jedem von uns allein, sei es nun mit einem weiteren Spaziergang oder mit Augenpflege, lassen wir den Ruhetag ruhig ausklingen. Abends ziehen wir wieder ins Tashi Restaurant und genießen die nepalesische Küche. Für morgen beschließen wir einen nicht zu späten Aufbruch, denn am Morgen ist das Wetter zumeist am schönsten, vor allem bläst kein Wind.

Der nächste Pass

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

105 Kilometer von Nangatse nach Gyangtze, 900 hm nach oben und 1200 runter, unser erster 5000er ist der Karo La Pass, das Wetter ist kalt und trüb mit kleinen Sonnenflecken und wechselndem Wind bei 4 bis 15 Grad.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt eine weite Fläche mit feinem Puderzucker bestreut, es hat ein wenig geschneit heute Nacht. Zum Frühstück gibt es gefüllte Teigtaschen und Kaffee und schon um 9 Uhr sitzen wir auf den Rädern.
Wegen der einheitlichen Zeit in China kann man getrost zwei Stunden zurück denken, dafür ist es abends fast bis 22 Uhr hell, psychologisch ist es gar nicht so schlecht bis kurz vor 8 Uhr schlafen zu können.

Draußen ist es ziemlich kalt, nur knapp über null Grad, aber es wird recht schnell warm in den Klamotten, denn es geht von Beginn an leicht nach oben. Gestartet sind wir auf 4400 Metern Höhe und müssen nun 650 Meter nach oben, also „nur“ die Hälfte des gestrigen Anstieges. Heute fahren wir auch alle durch und kommen, natürlich ordentlich schnaufend, oben am Karo La Pass an. Die Aussicht ist nicht so grandios wie am Vortag, es ging in einem weiten Tal nach oben und bis auf einige mittlere Schneegipfel gab es nicht zu viel zu sehen, aber der Körper ist auf dem Weg durch die dünne Luft nach oben gut mit sich selbst beschäftigt.

Oben gibt es einen großen Gletscher, der aber bei dem grauen Wetter auch nicht zu fotogen ist. Recht schnell machen wir und dann gut eingemummelt an die Abfahrt, nach einigen Kehren kommen wir dann in ein weites Tal mit vielen Yaks und etwas später tauchen dann auch einige kleine Dörfer auf. Landwirtschaft wird so ab 4300 Meter Höhe betrieben, darüber dann grasen dann die Yaks bis auf 4800 Meter und weiter oben gibt es dann nicht mehr viel außer Stein und Schnee.

Da es wieder an Restaurants fehlt, machen wir auch heute wieder unser Nudelpicknick. Leider bläst uns danach der kühle Wind wieder unangenehm ins Gesicht und wir haben mehr zu kämpfen als bei dem Anstieg auf den 5045 Meter hohen Pass. Erst auf den letzten Kilometern schlägt dieser wieder um und wir haben eine angenehme Einfahrt nach Gyangtze. Die kleine Stadt erkennt man schon von weitem, denn auf einem schroffen Felsen erhebt sich der Dzong, die alte Festung.

Durch den Wind sind wir heute wieder recht erschöpft und so will gar keine tosende Geburtstagsstimmung aufkommen, herzlichen Glückwunsch Georg, damit bist du nicht mehr der Jüngste im Team! Gemütlich sitzen wir im Tashi Restaurant, einem Nepalesen und genießen die Wärme und das langsame wieder zu Kräften kommen…..und morgen rühren wir die Räder nicht an und dann geht es nur gaaaaaaaaaanz gemütlich durchs Städtchen.


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Alle Wetter!

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

92 Kilometer von Qushui nach Nangatze, erster Pass Kampa La bei 4785m, 1450 Höhenmeter und Wetter jeglicher Sorte, herrliche Sicht auf den Yamdrok Tso See, alle Wetter bei 5 bis 18 Grad.

In Tibet gibt es kein Wetter! Das ist natürlich nicht ganz richtig, in Tibet gibt es kein ein Wetter. Der Wetterbericht von heute hört sich an wie ein Gesamtbericht der Wetterereignisse in Berlin für den Monat April. Doch dazu später.

Der Morgen ist frisch und klar und die Sonne scheint. Wir haben alle recht ordentlich geschlafen und freuen uns auf den ersten Großkampftag. Schließlich geht es heute über den ersten hohen Pass. Geschlafen haben wir auf 3680 Metern über dem Meer und die Straße schraubt sich heute bis auf 4785 Meter über den Kampa La Pass.

Von der Hauptstraße ab geht es in ein idyllisches Tal. Die ersten 20 Kilometer noch schön flach und eben beginnt hinter zwei idyllischen tibetischen Dörfern dann der Anstieg. Die Sicht rundherum ist schon nicht schlecht. Ein paar Gipfel mit ewigem Eis, viele hohe Berge mit einer dünnen Schneeschicht von letzter Nacht. Hintern den Dörfern gibt es noch ein paar Felder, die gerade gepflügt werden, die vor den Pflug gespannten Yaks haben ordentlich zu ackern, so wie wir inzwischen auch. Die eigentlich gemütlichen drei Prozent Steigung lassen uns ordentlich tief und schwer atmen und so kurbeln wir uns langsam nach oben, wobei mit jeder Kurve die Sicht Atem beraubender wird und uns jede 100 Höhenmeter des Atems berauben.

Der Höhenmeter zeigt irgendwann die 4000 Meter und dann die 4500 Meter und dann brauchen wir doch ab und an ein Päuschen mehr. Noch zweihundert Meter Höhe fehlen, da schwappt dann eine dunkle Wolke über den Pass. in den Alpen wäre man jetzt klitschnass, hier fällt der Niederschlag als Schneegraupel. Doch bis zum mit Gebetsfahnen geschmückten Pass war schon wieder die Sonne da, danach wechseln wilde Wolken und Sonnenschein im Minutentakt. Oben ist es recht windig und kühl und wir müssen uns richtig einpacken. Die Sicht ist grandios, vor uns liegt einer der größten Seen in Tibet, stahlblau und Eisriesen in der Ferne; Yamdrok Tso heißt er. Man kann sich gar nicht satt sehen, Fotos sind unabdinglich, vor allem mit den Chinesen, die uns fürs Fotografieren von links nach rechts schleifen, aber wir haben alle unseren Spaß daran. Auch einige Tibeter mit ihren geschmückten Hütehunden haben sich eingefunden, natürlich auch nur, um etwas Geld mit den Fotos zu verdienen. Die Hunderasse ist äußerst selten, den Namen habe ich leider vergessen und die Tiere schweineteuer. Ein solches großes Wollbündel würde ein Liebhaber gegen eine größere Benz-Limousine tauschen und dabei wahrscheinlich noch ein gutes Geschäft machen. Meine Frage, wie denn das Fleisch schmeckt will der Hundebesitzer nicht verstehen oder beantworten.

Ich bleibe natürlich anonym, die Hälfte unserer Gruppe hat den Anstieg gemeistert, die anderen auf alle Fälle mehr als die Hälfte davon. Nun stürzen wir uns in die rauschend Abfahrt runter zum See und machen unten Picknick mit Instant Nudeln und Keksen und Kaffee, danach genießen wir die Sonnenflecken und den straffen Rückenwind. Doch nicht allzu lange, denn dann folgt der nächste Wetterumschwung, am Regen fahren wir knapp vorbei, aber der kalte Wind bläst uns mehr als unangenehm entgegen, man kommt gerade noch mit 10 Kilometern vorwärts. Zum Glück aber, dauert der sehr raue Wetterabschnitt auch nur wieder eine knappe Stunde, dann geht es bei Sonne und Wolken Wechsel weiter, allerdings immer noch mit Gegenwind. So ziehen sich dann die letzten Kilometer ordentlich in die Länge und es ist schon 19 Uhr, als wie endlich in Nangatze angekommen sind.
Das Hotel ist einfach und ordentlich, das Warmwasser braucht aber noch etwas und so gehen wir zuerst ins etwas kühle Restaurant und füllen mit schmackhaften Gerichten unsere Energiereserven auf. das ist auch notwendig, denn morgen haben wir zwar nicht so viele Höhenmeter, aber es geht wieder über einen Pass und der hat dann sogar mehr als 5000 Meter zu bieten.


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Catch 22

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

71 km von Lhasa nach Qushui, kaum Höhenmeter, Besichtigung des Klosters Drepung, Stress mit dem Polizeiapparat wegen Übernachtungserlaubnis, 8 bis 15 Grad, meist bedeckt, etwas Sonne, kleiner Regenschauer.

Nun heute der erste Radeltag, wir werden sehen, ob wir schon an die Höhe gewöhnt sind oder nicht. Bei strahlender Sonne geht es noch einmal am Pottala Plast vorbei und dann aus der Stadt heraus. Am Stadtausgang liegt das Kloster Drepung. Dafür geht es aber 200 Höhenmeter eine berg hoch und zwar einen schönen Stich und es macht sich sofort bemerkbar, dass wir nicht auf Meereshöhe radeln. Es geht nur in sehr kleinen Gängen und schön langsam, jeder Versuch etwas schneller zu treten, endet in großer Atemnot und es geht uns allem so vom Alpenhörnchen über den Spitzensportler bis zum Reiseleiter.

Nach einer knappen halben Stunde haben wir die drei Kilometer geschafft und stehen am Kloster. Die Anlage ist etwas luftiger als der dunkle Pottala und wir schlendern, langsam wieder zu Luft kommend, durch die Räume des 5. Dalai Lama und seiner Lehrer. Dank Lecbe, unserem tibetischen Führer, sind wir schon recht gut in tibetischer Geschichte bewandert und wissen deshalb, dass genau jener Dalai Lama dann auch den Grundstein für den Pottala Plast legte.
Die Fahrt aus Lhasa heraus, zurück in Richtung Flughafen ist nicht der tollste Trip auf Erden, die Landschaft ist einfach nur karg und trocken, die Straße ok, aber doch recht stark befahren und die Mannschaft kämpft wahlweise mit Kopfschmerz ( Lore und ich), Magenproblemen (Klaus) und einigen schönen Prellungen und Abschürfungen (wird nicht genannt). Bei der Abfahrt von Drepung hatten wir nämlich unseren ersten Sturz, zum Glück nicht zu viel passiert, bis zum urlaubsende in Katmandu sind die Wunden wieder verheilt.

Unterwegs gibt es dann nur eine Felswand zu sehen mit einem großen Buddhabildnis, danach entgehen wir einem kräftigen Regenschauer durch die Mittagspause. Zu essen gibt es Momos, also tibetische Teigtaschen oder etwas bissfeste tibetische Nudeln, dazu die global üblichen Kaltgetränke und tibetischen Buttertee, wobei Lecbe und ich immer noch die einzigen sind, die sich gern an dem Getränk laben, das aus Ziegeltee mit Salz und Yakbutter hergestellt wird. Hier in der Höhe löscht es allerdings zuverlässig den Durst, der sich aller halben Stunde einstellt.
Gegen 16 Uhr sind wir ganz froh, als wir in den kleinen Straßenort Qushui einrollen.

Die Überraschung kommt im Guesthouse, der Wirt darf keine Gäste aufnehmen und schon gar keine Ausländer, neues Gesetz vom Anfang des Jahres. In Lhasa weiß von der lokalen Regelung niemand etwas, denn der Übernachtungsort ist ja in unseren Papieren aufgeführt und dreifach genehmigt und gestempelt worden. Also schwingen sich Lecbe und ich auf die Räder und machen uns auf den Weg zur ersten Polizeistation. Die Polizisten dort sind weder interessiert, noch zuständig oder hilfsbereit: wir dürften halt hier nicht übernachten, Alternativen gibt es nicht, vielleicht ist die andere Polizeistation zuständig, aber auch hier sieht es ähnlich aus. Die einen sind nur für Verkehrsdelikte zuständig, die anderen nur für Diebstähle, der Chef ist nicht auffindbar. Man schickt uns also von einer Stelle zur anderen und wieder zurück. Lecbe hat inzwischen mit seiner Reiseagentur telefoniert und Lhasa hat bestätigt, dass wir übernachten dürfen, nur gibt es hier niemanden, der das wissen will und es dem Wirt sagen kann, dass er bei unserer Beherbergung keine Probleme bekommt. Also ein regelrechter Catch 22, bei dem man keine Möglichkeit hat, den Knoten irgendwie zu lösen.

Auf dem Rückweg zum Guesthouse erwischen wir dann auf der ersten Polizeistation den Chef, nach meinem Einwurf, dass er ja wohl nicht will, dass sieben Ausländer hier in seinem Gebiet auf der Straße schlafen und einen schlechten Eindruck von China bekommen, nimmt er sich dann zögerlich des Problems an, die Lösung ist eine echt chinesische: natürlich dürfen wir nicht in diesem Guesthouse übernachten, aber an der Hauptstraße gibt es eine zweite Absteige und die bekommt eine Sondererlaubnis.

Da wir sowieso mit einer sehr einfachen Übernachtung gerechnet hatten, nehmen wir das Fehlen jeglichen Komforts in Kauf, wir haben Schlafsäcke dabei, so dass wir nicht auf frische Wäsche pochen müssen, die Toiletten sind ok, aber fließendes Wasser gibt es nicht, lediglich einen Bottich, aber zum waschen ist es eh zu kalt. Als ich dann Zähne putzen will, lasse ich auch das sein, denn die Wasserschüssel wird nun von zwei Goldfischchen bewohnt, die dem Sohn einer Verwandten des Wirtes gehören.

Das Abendessen in einem Restaurant an der Straße ist in Ordnung und in einem großen Laden besorgen wir Proviant für den nächsten Tag. In meinem Bett entdecke ich eine elektrische Heizdecke, die sogar funktioniert und habe trotz der widrigen Umstände eine ruhige Nacht tiefen Schlafes, die erste hier in dieser Höhe.


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Und ewig dreht sich die Gebetsmühle…

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Noch einmal Stadtspaziergang und Runde um den Barkhor, Zeremonie mit Pilgern, Räder schrauben und Radladen, dann kleine Stadtrundfahrt, 11 km bei sonnigen 18 Grad.

Heute haben wir nicht viele Programmpunkte hinter uns gebracht, das war auch nicht nötig, denn der Rundgang um den Barkhor war äußerst intensiv. Der Barkhor ist die kleinste Khora rund um den Jokhang Temel im Zentrum der Altstadt. Hier geht es wohl auch am lebendigsten in Lhasa zu, was das Pilgerleben betrifft.

Erschreckend ist jedoch wieder einmal die Polizeipräsenz mit Sicherheitskontrolle und X-Ray. Unser tibetischer Führer bekommt sogar sein Feuerzeug abgenommen, wahrscheinlich aus Angst vor den Mönchen, die sich hier aus Protest mit Benzin übergießen und anzünden. Dabei lodert das Weihrauchfeuer aller 200 Meter an jeder Ecke.

Wir reihen uns in die Schlange der Pilger mit ihren Gebetsmühlen ein und folgen dem beständig Mantras brummelnden Volk. Am interessantesten sind die Strecken mit den langen Reihen von Gebetsmühlen, hier kann man am besten die Gesichter der Menschen beobachten. Der Großteil der Pilger sind alte Leute und man trifft nur wenig jung, manchmal Mütter mit Kind, aber es gelingt mir, trotz literweise versprühten Charmes, eine der Mütter mit Kind abzulichten.
Vor dem Jokhangtempel sind die Hardcore Pilger tätig, das heißt sie gehen nicht nur it der Gebetsmühle ihre Runden um die heiligen Stätten, sondern werfen sich hier zu Boden, stehen wieder auf und werfen sich wieder zu Boden und das vermutlich sogar mehrere Tage hintereinander. In den gebetspausen dagegen läuft alles recht locker, man schwatzt mit dem Nachbarn und trinkt Buttertee, bevor man die nächsten 8 oder 88 oder 108 Niederwerfungen macht.

Aus einer schmalen Gasse klingen Mönchsgesänge an unser Ohr, wir drängeln uns mit den anderen Pilgern in einen kleinen Hof, hinter dem sich noch einmal ein kleiner Tempel befindet. Hier wird gerade eine Zeremonie angehalten, ein höherer Mönch hält eine Lehrrede. Nicht das jemand gespannt zuhören würde, aber der Hof ist vollgestopft mit alten Leuten, die ihre Gebetsmühlen rotieren lassen. Dazu macht man einen Plausch mit seinem Nachbarn, murmelt Mantras, hält ein Nickerchen oder trinkt Tee. Im Tempel sieht es ähnlich aus, man kann vor lauter Pilgern, die hier sitzen kaum treten, die laut betenden Mönche in der Mitte des Saales scheinen eher stoisch gelassen, als von religiösem Eifer erfüllt. In einem hintern Raum werden die Yakbutterkerzen gefüttert, es ist düster und rauchig.

Zurück im Hotel montieren wir die Räder, die wir aus Katmandu mitgebracht haben, die anderen sind laut unserem Führer schon unterwegs vom Bahnhof, das schon seit zwei Stunden. Schließlich gehen wir noch Mittagessen und dann endlich noch eine weitere Stunde später, sind die drei Kartons da. Das basteln dauert seine Zeit und unser Schreck ist groß, denn bei einem Rad ist der Bolzen gebrochen, der die Vorderradbremse hält. Reparatur nicht möglich, zumindest für uns. In dem kleinen Radladen zwei Ecken weiter schafft es jedoch der Monteur, den abgebrochenen Bolzen herauszulösen und hat sogar Ersatz. Und nach einer halben Stunde ist das Rad wieder bremsbereit wie eh und je.

Leider ist es jetzt schon zu spät für unseren Ausflug ins Kloster Sera, also radeln wir ein wenig durch die Stadt, am Lhasa Fluss entlang und dann wieder zurück. Da heute die Sonne lacht, halten wir noch einmal für ein Fotoshooting vor dem Pottala Palast. Dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen in einem winzigen Restaurant, der „Speisesaal“ im ersten Stock dient nebenbei auch als Gerümpelkammer, dem Geschmack des Essens tut dies allerdings keinen Abbruch.
Morgen dann endlich unser erster Radeltag, hoffen wir, dass die letzten leichten Kopfschmerzen dann auch weg sind, noch erwarten uns keine Höhenmeter, aber wohl auch keine luxuriöse Übernachtung mit Internet, deshalb wird der nächste Blogeintrag wohl ein paar Tage warten müssen.

Im Palast der Götter

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Spaziergang durch Lhasa, Besichtigung des Pottala Palastes und des Jokhang Tempels, sonnig, trüb und Nieselregen im Wechsel bei 16 Grad.

Leider war die Nacht nicht erquicklich, irgendjemand ruft mich kurz nach Mitternacht an, ich gehe natürlich nicht ran, kann aber auch nicht mehr einschlafen, wegen der pochenden Kopfschmerzen. Entsprechend zerschlagen fühle ich mich am Morgen. Auch Lore hat ein paar Probleme mit der Höhe, alle anderen haben den Aufstieg wohl gut verkraftet.
Entsprechend motivationslos schleiche ich durch den Tag und entsprechend mager fällt auch die Bildrate aus. dabei besichtigen wir heute den Pottala Palast, das religiöseste Bauwerk in Tibet und den Sitz der Dalai Lamas, die von hier das reich im Himalaya regierten.

Bei leichtem Nieselregen, der nicht gerade zur Stimmungsaufhellung beiträgt geht es zuerst einmal eine Runde mit den Pilgern um den Palast. Die drehen fleißig ihre Gebetsmühlen und brummeln ihr „ohmanipatmehum“ vor sich hin, mit jedem Schritt, mit jeder Umdrehung und mit jeder Umrundung der Erlösung aus dem irdischen Leben ein Stück näher.
Der Palast thront über der Stadt, hier haben 9 Dalai Lamas residiert und über die Geschicke des Landes gewacht. Im 7 Jahrhundert hat der 5 Dalai Lama den Grundstein zum Palast gelegt und dann ist der Bau systematisch zu dieser gigantischen Festung erweitert worden. heute ist der Palast ein Museum, aber es tun auch noch Mönche ihren Dienst, denn der Sitz des jetzigen 14. Dalai Lama ist ja bekanntlich in Indien.

Seit meinem letzten Besuch hat sich viel verändert, zum einen muss man als Tourist gute 22 € Eintritt hinlegen, um die heilige Stätte zu besichtigen, dann gibt es Sicherheitsvorkehrungen wie im Bundestag. Schon für die Khora war eine Sicherheitskontrolle notwendig, jetzt im Palast noch einmal und dann werden die Ticket noch mindestens drei Mal geprüft. Zeitlimit für die Besichtigung: eine Stunde, Fotografieren nicht erlaubt. Unser tibetischer Führer dagegen ist spitze und kennt sich mit der Geschichte des Palastes aus und in einer Stunde bekommen wir einen kleinen Überblick über das religiöse Leben einstmals hier im Pottala. Beeindruckend sind die dunklen, verräucherten Kammern mit unzähligen Buddhafiguren, Mandalas, Thankas und den goldenen Begräbnistupa der Dalai Lamas. Und obwohl wir nur einen kleinen Teil des Palastes zu sehen bekommen sind wir froh, nach einer Stunde wieder an der frischen Luft zu sein.

Hinter dem Palast findet sich ein tibetisches Gartenrestaurant und wir haben Nudeln, Momo und Reis mit Yakfleisch zum Mittag, an den Buttertee kommen meine Mitstreiter noch nicht heran, der deftige Geschmack der Yakbutter im Tee schreckt den europäischen Gaumen doch etwas ab.
Eine Ewigkeit verbringen wir dann auf der Bank of China, die Dame am Schalter macht ihre Arbeit mehr als gewissenhaft und mehr als langsam, bis wir dann nach 30 Minuten endlich unsere Yuan in den Händen halten, der Kurs ist katastrophal schlecht, für einen Euro gibt es nur noch 7,7 Yuan, so ähnlich war der Kurs vor 20 Jahren auch, allerdings zur D-Mark.

Mir geht es immer noch nicht besser und so schicke ich die Gruppe in den Jokhang Tempel und muss mich selbst eine Stunde aufs Ohr legen, danach geht es mir besser und wir gehen alle zum Abendessen ins Tashi Restaurant. Auch hier geht es wieder sehr tibetisch zu, eine Art salziger Pfannkuchen mit Gemüse oder Huhn munden uns sehr, das tibetische Gerstenbier Chang trifft nicht auf großen Zuspruch.
Morgen haben wir dann auch unsere Fahrräder zur Verfügung und werden einen kleinen Ausritt machen, hoffen wir mal, dass wir dann die Akklimatisation abgeschlossen haben.

Das ist doch die Höhe

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Flug nach Lhasa, Transfer in die Stadt und Spaziergang in der Altstadt, 16 bis 18 Grad, sonnig bis trüb.

Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zum Flughafen, das Einchecken der drei Räder dauert seine Zeit, aber es läuft alles ohne Probleme, außer dass die chinesische Fluggesellschaft sehr gut an der Radmitnahme verdient. Nach einer neuen Gepäckregelung blättert man pro Stück Übergepäck 150 USD auf den Tresen.

Der knapp zweistündige Flug ist grandios. Ich sitze links am Fenster und habe die Aussicht auf die Himalaya Range und den Everest und die ihn umgebenden Gipfel. Ich bekomme Fragen, ob wir da wirklich dran vorbeiradeln wollen und können, so gewaltig wie sich die Schneeriesen hier türmen.

Der Formalitätensalat bei den Chinesen verläuft superfreundlich und professionell. Wir haben Glück und unsere Tibetliteratur steht nicht auf dem Index, das heißt es steht nix über den 14. Dalai Lama drinnen und wir dürfen die Bücher behalten. Bei den Gruppen vor uns wird aber ordentlich konfisziert und der Airport dürfte über eine umfangreiche Literatursammlung verfügen. Bernds Buch war eigentlich auch schon halb eingezogen, aber nach einer kleinen freundlichen Diskussion geht das Werk wieder an den Eigentümer zurück.

So und nun sind wir in Tibet! Unser tibetischer Guide hat uns im Gebäude empfangen und nun fahren wir auf einer vierspurigen Autobahn in die tibetische Hauptstadt. Rundherum Felder oder Grasland, manchmal Pappelhaine und festungsgleiche Bauernhöfe, auf denen fleißig die chinesische Flagge im Wind weht. Nach einer Stunde sind wir in der Stadt. Ich war hier vor 20 Jahren das letzte Mal und erkenne nix mehr wieder. Bin ich wirklich in Lhasa, einer tibetischen Kleinstadt? Wenn da nicht auf einem Hügel in der Mitter der Stadt der Pottala Palast wäre, dann wähnte ich mich eher in einer „normalen“ chinesischen Stadt, mit all ihrer Moderne.

Im Yakhotel treffen wir dann auf Lore und Rainer, die beiden waren aus Beijing mit der Bahn angereist und somit ist unser „Sevenpack“ komplett. Da wir bisher noch nichts von der Höhe, wir sind immerhin auf 3600 Metern über dem Meer, verspüren, außer dass das Treppensteigen etwas schwerer geht, stürzen wir uns ins Getümmel der Altstadt. Draußen herrscht relative Chaos, da alle Straßen und Gassen aufgerissen sind, es werden Heißwasserleitungen für Heizungen verlegt und überall neue Fenster eingesetzt, in tibetischem Stil zur Vereinheitlichung des Straßenbildes, Anordnung von ganz oben.

Auf der Hauptstraße dominiert die Moderne mit schicken Läden, viele Marken sind present, es gibt sogar einen Jack Wolfskin Store und Hugo Boss Models lächeln von Plakatwänden. In den Nebenstraßen ist das Leben noch tibetischer, hier gibt es kleine Krämerläden, die Lebensmittel, Yakbutter und Yakfleisch verkaufen. Ins Auge fallen die Kameras, die jeden Straßenzug im Auge haben und alle gefühlte 20 Meter gibt es eine kleine Polizeistation, um unsere Sicherheit brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.

Am Abend landen wir in einem kleinen Sichuan Restaurant mit den typischen Gerichten wie Mapo Tofu und Gongbao Huhn. Langsam machen sich dann doch Kopfschmerzen bemerkbar, an der einen Flasche Dünnbier hat es garantiert nicht gelegen, das ist dann wohl doch die Höhe! Also nichts wie ins Bett und hoffen, dass sich der Körper morgen schon ein wenig besser angepasst hat.

Sandwich Theorie

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

Stadtrundfahrt und Spaziergänge in Katmandu und Patan zum Boudhanath, Pashupatinath, sonnig bei 25 Grad.

Nepal ist wie ein Sandwich, oben und unten, also im Norden und Süden befinden sich die dicken Brotscheiben, das sind Tibet und Indien; das beste befindet sich jedoch in der Mitte und das ist Nepal. Nicht das sich im Land schon über 170 Minoritäten tummeln mit 150 verschiedenen Sprachen, so wird das Königreich auch von zwei Religionen dominiert, das ist einmal der Hinduismus und zum anderen der Buddhismus.

Nach langen Stunden des tiefen Schlafes sollten wir den Zeitunterschied überwunden haben und heute gut über den Tag kommen. Die Räder haben noch Zeit zum Ausruhen bis Lhasa, wir sind heute erst einmal mit dem Bus unterwegs. zuerst geht es nach Patan, der zweiten von drei alten Königsstädten hier im Katmandu Tal. Hier finden sich zahlreiche Hindu Tempel in verschiedensten Baustilen, einige erinnern mich an Angkor Wat mit den recht spitz aufragenden Türmen, andere sind Backsteingebäude im traditionellen nepalesischen Stil mit tollen Holzschnitzereien. Auch hier heißt der Hauptplatz Durbar Square, auf und um den sich alle Gebäude reihen. Auf dem Platz herrscht buntes Treiben von lokalen Spaziergängern und Touristengruppen. Im Schatten sitzen Männer und Frauen meist in getrennten Grüppchen und Plauschen. Auch Jugendliche treffen sich auf den höchsten Stufen der Pagoden und auf der Rückseite der Pagoda halten junge Pärchen mehr oder weniger schüchtern Händchen.

Von hier geht es dann weiter zum Boudhanath, der weiße Stupa mit der charakteristischen Halbkugelform und den Augen Buddhas in alle vier Himmelsrichtungen ist das Wahrzeichen Katmandus und so bekannt wie der Eiffelturm und die Freiheitsstatue. Hier finden sich vor allem buddhistische Pilger ein und drehen ihre Runden um das Heiligtum, manche machen eine Runde, andere drehen 8 Runden um den Tempel. Rundherum gibt es wieder zahlreiche Läden mit buddhistischen Souvenirs und Thankas. Einige der Mandalas sind dermaßen faszinierend, dass ich fast schwach werde, selbst auf dem Foto kommt die fast hypnotisierende Wirkung noch zur Geltung.

Unser dritter Programmpunkt ist dann das Pashupathinat. In dieser hinduistischen Tempelanlage werden die Toten Hindus verbrannt. Über zahlreiche Stufen nähern wir uns dem Heiligtum. Auf dem Weg hinauf treffen wir zahlreiche Hochzeitsgesellschaften in bunter und festlicher Kleidung, vor allem die Frauen sind ein Hingucker. Meine Stammleser werden jetzt wieder stöhnen: Tom und seine Frauen, aber hier in Nepal gibt es auch durchaus ansehnliche Männer und so herrscht heute in meiner Fotogalerie (fast) Gleichberechtigung.

Am Tempel ist dann auch gerade eine Zeremonie im Gange und ein Scheiterhaufen lodert, die engsten Verwandten des Verstorbenen sind in Weiß gekleidet, denn dies ist in Asien die Farbe für Trauer. Wenn der Tote verbrannt ist, dann werden die Überreste in den Fluss gekehrt, der jetzt zur Trockenzeit nur ein müdes schmutziges Rinnsal ist. Trotzdem führt er irgendwann in den ganges und damit in den Ozean und dann sind die Überreste des Toten dort, wo sie hinsollen. Etwas makaber sind die Totenfledderer die durch den Bach waten, auf der Suche nach Münzen und Goldzähnen.
Um den Tempel herum gibt es zahlreiche „Heilige Männer“. Wie ernst es die Asketen nehmen ist schwer abzuschätzen, auf alle Fälle posieren sie gegen ein kleines Entgelt mehr als gerne mit Touristen und im hinteren Teil des Tempels, wo die „heiligen“ Männer nächtigen, lassen dicke Kanabispflanzungen auf anderweitige Zerstreuung schließen.

Unser zweiter Tag in Katmandu endet viel zu schnell wieder bei Stromabschaltung diesmal in einem tibetischen Restaurant mit in Chili gebratenen Momos. Das sind gefüllte Teigtaschen und diese Variante ist so lecker, dass wir beschließen bei unserer Rückkehr nach Katmandu wieder hier einzukehren.