Avalokiteshvara

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke, ca. 68km, Wetter äußerst wechselhaft

Zum hundertstenmal, lieber Reinhard: A-va-lo-ki-te-shvara. Der wichtigste Boddhisattva Tibets, mit vielen Armen und vielen Köpfen. Aber keine Vorwürfe, diese ganzen tibetischen Figuren und Klostergeschichten kann man sich kaum merken, wir werden es trotzdem weiter durchnehmen.

Heute waren wir in Drepung, einem der großen Klöster Lhasas, das war wieder ganz toll aber am bemerkenswertesten war trotzdem der Weg dorthin. Wir haben morgens unsere Räder gesattelt und sind pünktlich losgekommen, durch Lhasa durch, an den begeisterten Massen vor dem Potala vorbei (Fahnenzeremonie, chinesischer Nationalfeiertag), an Soldaten im Gleichschritt vorbei und dann in Richtung Drepung abgebogen. Es ging ein paar Kilometer steil bergauf, das hat uns schwer zurückgeworfen. Aber morgen wird es in viel größere Höhen gehen, deshalb gutes Training.

Das Wetter war launisch, zunächst hat es geschüttet, dann hat herrliche Sonne die Berge rund um das Yarlung Tsampo-Tal beschienen und dann hat es sich noch einmal zugezogen und wurde windig und kühl. Angekommen sind wir trotzdem gut in dem kleinen Kaff Chusul, eigentlich für Ausländer gesperrt aber irgendwelche Wege finden sich ja immer. Auch wenn das heißt, dass wir jetzt in einer etwas versifften Trucker-Herberge schlafen. Auf die chinesischen Restaurantbetreiber, die es noch an die seltsamsten Orte verschlägt, kann man sich aber verlassen, wie auch hier: Abendessen war gut, jetzt ab in die Koje.

Schwer zu glauben, ich liege hier mit unseren beiden Fahrern Tashi und Tawa und Lahba dem Guide im Vierbettzimmer, der Kleine vom Hotel kommt zur Tür rein und verkündet die neue WIFI-Verbindung, man ist wirklich nirgends mehr sicher.


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Gebäck

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Mittlerweile geht es uns allen wieder ganz ordentlich, die Höhensymptome halten sich in Grenzen. Treppenlaufen macht etwas Mühe, deshalb haben wir uns heute immer schön in Bodennähe gehalten, zunächst waren wir beim Allerheiligsten jedes Tibeters: dem Jokhang-Tempel, der einen wirklich überwältigt. Vom Tempel selber und seinen Schätzen kriegt man gar nicht viel mit, weil es so voll ist, aber hier liegt Energie in der Luft. Tibeter kommen aus allen Himmelsrichtungen, um einmal im Jokhang zu sein, aus Kham, aus Amdo, aus Westtibet oder aus den nordtibetischen Steppen. Die meisten Besucher sind Pilger und drängen sich an den Mauern des Tempels entlang, sie berühren ehrfürchtig was sie können und murmeln ihre Mantras dabei, sie schauen mit großen Augen. Viele vollführen vor dem Tempel ihre Niederwerfungen. Wir sind jetzt nicht wirklich die einzigen Westler in Lhasa, aber für die meisten dieser Pilger aus den entlegensten Gebieten sind wir immer noch sonderbar, das schafft eine neugierige und lustige Atmosphäre.

Die Kora um den Jokhang, d.h. die rituelle Umrundung, kann man prima dazu nutzen, einzukehren und einzukaufen. Wir haben uns ausgerüstet für unsere große Reise, die morgen richtig beginnt. Teehäuser haben wir heute gleich zweimal beehrt, das sind wohl die Orte, an denen sich das tibetische Leben am behaglichsten erfahren lässt. Unser zweiter Teehaus-Besuch war während der ersten kleinen Probetour, die Räder laufen rund und geben keinen Anlass zur Sorge. Abends waren wir wieder hervorragend sichuanesisch essen und haben uns danach beim Konditor gehen lassen. Wir sind bereit.

Lhasa wie es singt und lacht

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Ach Herrje, genau wie im letzten Bild unten fühle ich mich gerade, aber jetzt wird brav Blog geschrieben. Nach einer kurzen und nicht so tollen Nacht gestern, die Höhe, einem vollen Tag und ein paar Gläser Erguotou nicht zu vergessen.

Es ist schön hier bei den tibetischen Hutzelweibchen, die ihre Runden und ihre Gebetsmühlen drehen, aber man kann auch verzweifeln daran, wie sehr Lhasa vereinnahmt wird, von allen Seiten. Der Blick von der Dachterrasse des Hotels auf den Potala ist inzwischen fast zugestellt von einem dumpfen Einkaufszentrum und überall machen sich neue Allerweltsbauten breit. Die chinesische Tourismusindustrie rückt mit der Dampfwalze an, was auch daran liegt, das bald Nationalfeiertag ist, die Hauptreisezeit. Nichts gegen chinesische Touristen, wir sind ja Teil des desselben Problems, aber irgendwann wird Tibet nur noch von Chinesen für chinesische Touristen veranstaltet.

Der Potala war ordentlich gefüllt. Das Gebäude ist beeindruckend wie wenig andere, mystisch, dunkel und legendenumwoben. Drinnen ein Schatz neben dem anderen. Wir haben uns dann aber doch gefragt, was das ganze überhaupt sollte: wie sich ein ganzes Volk so selbstverständlich in den Dienst ihrer Lamas stellen konnte, mit ihrer ganzen Arbeit und ihrem ganzen Leben. Es wäre für uns verständlicher ohne die ganzen Reichtümer hier, vor allem buddhistischer. Alles nicht so einfach, alles nicht so schwarz und nicht so weiß.

Jetzt ist aber auch gut, denn auch wenn es jetzt nicht so klang war es war ein interessanter und guter Tag bei feinem Wetter. Nachmittags wurde eigentlich nur geschraubt und abends tibetisch gegessen. Morgen lasse ich erstmal meinen Tuxedo reinigen, das ist der erste Vorschlag für die Wäsche, die im Yak Hotel in Lhasa abgegeben werden kann.

Reisen nach Plan

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Nur ein kurzer Eintrag…es ist nicht viel passiert, also alles ideal gelaufen. 9 Räder haben wir auf den Flug bekommen, wir haben Fensterplätze an der linken Himalaya-Seite gehabt und konnten schön die großen Jungs aus den Wolken ragen sehen (von wegen Jungs, Cho Oyu= Göttin in türkis, Qomolangma = Heilige Mutter). Am Zoll kein Stress und nichts wurde konfisziert. Lahba, unser tibetischer Guide, hat auf uns gewartet und flugs ging es auf einstündige Fahrt nach Lhasa. Wetter: wunderbar, sonnig, frisch. Eingecheckt, Geld gezogen, sehr gut und billig Sichuan-Küche gegessen. Die Höhensymptome halten sich bei allen in Grenzen, klopf klopf klopf. Und jetzt sitzt man also am Blog, trinkt ein Lhasa-Bier und schaut sich nebenher Bayern – Wolfsburg an, kein großer Kick.

Außerdem war der Tag schon wieder kürzer. Zweieinviertel Stunden haben wir beim Grenzübertritt verloren.

Die Götter von Nepal

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Wir sind alle randvoll mit Eindrücken, mehr wäre echt nicht gegangen.Es ist schwierig, alles auf einen Nenner zu bringen, Nepal ist so bunt und reich an Geschichten und Legenden, dass man von einer Situation in die nächste stolpert. Aus dem Königsgelände in Patan wurde vor hundert Jahren ein Fries mit Vishnu und Konsortin gestohlen und später im Ostasienmuseum in Berlin-Dahlem ausgestellt. Jetzt erst wurde es an Nepal zurückgegeben, unser heutiger Guide Om meinte dazu: „Die Götter langweilen sich in Europa, sie kommen lieber wieder zurück.“ Das ist eine komplett verständliche Aussage!

Morgens beim Frühstück haben wir Eckart erstmal beim Yoga zugeschaut, und zwar voller Mitleid und Anerkennung. Dann los im Bus für die normalen Busreisen „Tourist Only“, das muss hier gekennzeichnet werden, auf die Innenscheibe war ein Hanfblatt geklebt, wahrscheinlich für die Kiffer von Studiosus. Und dann ging es Schlag auf Schlag: in die Schwesterstadt von Kathmandu mit ihrem noch älteren Königsplatz Patan, zum gewaltigen Hindu-Heiligtum Pashipatunat mit den Baghmati-Ghats, wo die Toten direkt am Fluss verbrannt und die Asche direkt ins Wasser gefegt wird und schließlich noch zur großen weißen Stupa von Bodnath in ihrem exiltibetischen Umfeld.

Etwas surreal und bedrückend war unsere Begegnung mit der Lebenden Göttin, mit der Kumari von Patan. Die Kumari gilt als Inkarnation einer hinduistischen Gottheit und davon gibt es im Tal von Kathmandu einige. Sie müssen aus der Linie der Shakya stammen, und wenn sie mit 3 oder 4 Jahren einen extremen Merkmalskatalog erfüllen und auch noch bestimmte Tests bestehen und einige Dinge intuitiv richtig erledigen, dann werden sie zur Göttin erklärt. D.h. sie leben bis zur ersten Menstruation weggeschlossen in ihrem Palast und sehen die Welt bis auf ein paar rituelle Gelegenheiten nie von außen. Unser Guide hat uns eher zufällig zu einer Begegnung geholfen und wir wurden gesegnet von dieser kleinen schüchternen Göttin.

La Toya Jackson

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Eckart und Helmut sind schon morgens gelandet und auch sie haben natürlich einen müden Tag erleben müssen, aber das haben sie mit Grandezza getan, wir sind entspannt zu dritt durch die Altstadt zum Durbar Square geschlendert, dem einstigen Palastgelände und Standort vieler Tempel und Schreine. Dort haben wir uns dann einen Führer genommen, der uns viel Spaß bereitet hat. Sein Name war Toya „as in the sister of Michael Jackson”, das hat er so gesagt, also auf nepali-indisch-englische Art, in der er dann z.B. auch von „the Barack Obama“ oder „when the king visited the London“ gesprochen hat. Das klang uns gut und witzig, ich denke mal den Verweis an La Toya versteht man in meinem Alter noch gerade so, für jüngere Touristen ist er damit wahrscheinlich nicht mehr so sexy.

Toya wusste genau, was wir Europäer wollen: Sex, Drugs, Rock’n’Roll im alten Nepal, das Programm „I show you the sex gods, the beer god and the Living Goddess” und dann hat er gezielt die wichtigen Punkte angesteuert. Die Holzschnitzereien eines Tempels wollte er dabei hervorheben, explizites Material und jede denkbare Stellung aus dem Kamasutra, nach seiner Interpretation eine Maßnahme des damaligen Königs, die faulen meditativen Herren seiner Zeit zum Kindermachen zu bewegen. Danach der weiße Baihrab, der gerne Bier trinkt, das arme Gesicht von Hanuman wird vor dessen Palast jeden Morgen mit segensreichen Süßigkeiten vermatscht, vor dem Durga-Tempel standen Schlangen, um sich für die Polizei rekrutieren zu lassen.

Für uns wichtig: in einem kleinen Ganesh-Schrein wird traditionell um gutes Gelingen einer Reise gebeten und in einem anderen Tempel haben wir unsere erste Runde mit Tibetern und Gebetsmühlen gehabt. Abends kam nach langem Flug und verspätet und geschafft die restliche Mannschaft und wir hatten ein stimmiges Essen im Hof des Kantipur Temple House.

Wurmloch

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Hallo daheim, ich sende müde Vorausgrüße aus Kathmandu, d.h. aus der lustigen Zeitzone +3.45h. Knapp vier Stunden müssten sich eigentlich mühelos draufpacken lassen auf so einen Tag im Leben, aber dann ist da ja auch noch der Nachtflug der wie immer alles durcheinanderbringt.

Keine Chance auf Schlaf, nicht mal mit Hilfe der besten jemals dagewesenen Fluggesellschaft Turkish Airlines (O-Ton, wenigstens so ähnlich). In meinem Fall kam aber vor allem ein Buch dazwischen, das neue schöne Märchen von Thomas Glavinic („Das größere Wunder“). Schwer da zu schlafen, zufälligerweise treibt die Handlung immer wieder zu hin zum Everest, wie uns ja auch auf dieser Tour…sonst hätte das Buch in einem Reiseblog ja auch nichts zu suchen. Wahrscheinlich passiert es nur auf einem Flug nach Kathmandu, dass die Hälfte der Passagiere spontan einem berühmten Bergsteiger applaudiert (den Namen hat mir mein Nebensitzer verraten, hab ich aber vergessen), der sich als letzter durch den Gang zu seinem Sitz quetscht.

Im Anhang ein paar aufregende Fotos als Arbeitsnachweis : im Büro unseres freundlichen Partners Explore Nepal. In den Speisekammern des Kantipur Temple House, wo unsere Räder lagern – sehr gut in Schuss und gewartet. Und ein paar Alibi-Schnappschüsse aus der Altstadt, die einen schon wachhält. Die Gasse mit den Rädern wurde entdeckt, für Notfälle. In die nepalesische Muckibude habe ich mich nicht getraut. Also müde aber erwartungsfroh, morgen kommt meine Gruppe und dann wird losgelegt!

What to do in Katmandu II?

letzter Tag in Katmandu mit Spaziergängen und Einkaufen oder Auskurieren, Kofferpacken und am Abend dann zurück in Richtung „Spätwinter“, alles noch einmal bei sommerlicher Sonne bis 30 Grad und einem schönen Gewitterguss

Das war also unser Tibetreise, die endet heute nicht so erquicklich, denn irgendetwas bei unserem Abschlussessen ist schief gelaufen. Klaus liegt total flach und hat die Nacht auf der Toilette verbracht. Lore bekommt ein wenig Fieber, nach dem Frühstück verbschiedet sich Georg aufs Krankenlager, sein Kreislauf ist total zusammengesackt. Petra und ich sind mit einem zusätzlichen Toilettengang noch einmal glimpflich davon gekommen. Der „Rest“, also Markus und Rainer zeigen keinerlei Beschwerden. Ergründen können wir die Ursache nicht. Am Bier kann es nicht gelegen haben, es haben nicht alle welches getrunken, ebenso wie am Fisch, an den Pilzen oder am Gemüse- einfach rätselhaft!

Was also tun am einem solchen Tag in Katmandu? Ich hatte mich eh schon für ein paar Stunden an den Computer abgemeldet, um für alle noch die Bilder fertig zu bearbeiten, bei 12 GB an Rohmaterial eine Menge an Arbeit. Rainer und Lore machen noch einen längeren Spaziergang im Zentrum, den beiden fehlen ja die ersten Katmandu Tage und der Rest liegt dann im Krankenlager. Glücklicherweise können wir unsere Zimmer ohne Aufpreis bis zum Abend behalten.

Damit bin ich eigentlich schon bei der abschließenden Statistik: Wir haben auf unserer Tour etwas mehr als 1000 Kilometer gefahren und dabei stattlich 10.000 Höhenmeter zurückgelegt. Am Anfang hatten wir fast alle ein paar Probleme mit der dünnen Luft, was sich vor allem durch pochende Kopfschmerzen bemerkbar machte. Zum Ende hin, hatten wir uns dann recht gut an die Höhe angepasst und kamen die letzten 5000er fast ohne Atemschwierigkeiten übers Himalaya.

Das Wetter war uns eher ein guter Begleiter, erst hier in Nepal gab es einen nennenswerten Regenguss, als auch einen Schauer in Lhasa. Die Temperaturen schwankten in den Bergen zwischen knapp über null Grad bis hin zu 25 Grad oder vielleicht sogar mehr. Der Wind frischte in der Regel mittags auf und blies uns dann leicht bis kräftig entgegen, das war aber nie ein richtig großes Problem, tendenziell hatten wir wohl mehr Glück mit dem Wind, als andere Gruppen.
Das tolle Wetter hatte natürlich den grandiosen Nebeneffekt, dass wir tagelang wunderbare Sicht auf die höchsten Gipfel der Welt hatten, eigentlich schöner, als wir es uns erträumt hatten. Wir haben sie alle gesehen, die großen 8000er und die namenlosen 7000er und wir waren richtig nahe dran. Und nicht nur deshalb hat sich die Tour richtig gelohnt.

Interessant war es mit den tibetischen Pilgern die Tempel zu umrunden und in dunklen mit Yakbutterlampen beleuchteten Räumen buddhistischen Mönchen beim Singen zuzuhören. Die Menschen in Tibet sind etwas verschlossener, als man das aus anderen Reiseländern in Asien kennt, aber wir haben tolle Gesichter gesehen und viele fröhliche und lachende Kinder, auch wenn wir ziemlich oft den Ruf nach „money“ gehört haben und das bis ins hinterletzte Dorf.

Kulinarisch ist Tibet natürlich auch nicht sehr einfach, allerdings können wir da den Chinesen recht dankbar sein, die nicht nur die tolle Infrastruktur geschaffen haben, die ein solche Radreise erst möglich macht, sondern auch dafür, dass man ab und an dann doch zum „Chinesen“ essen gehen kann, wo es dann doch eine recht ordentlich Auswahl an Gerichten gab.

Unsere Räder haben gut durchgehalten, drei Plattfüße haben wir geflickt, eine gerissene kette gewechselt und einen fast zerschlissenen Mantel gewechselt, das war’s! Außer einem Sturz gleich am ersten Radeltag, gab es auch sonst keine größeren Unglücke und Erkrankungen, wenn man sich den heutigen und letzten Tag einmal wegdenkt.

Die Bilanz der Tour ist also eine sehr positive, auch weil wir ein recht gute Gruppe mit starken Radfahrern waren. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann in den nächsten Jahren wieder auf den Straßen und Pisten Asiens wieder treffen werden: Einen lieben Gruß noch einmal an alle, ich hoffe ihr seid gut zu Hause angekommen und habt die letzten Auswirkungen unseres Abschlussessens gut überstanden!

Zurück nach Katmandu

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

37 Kilometer von Dhulikel nach Katmandu, Besichtigung in Bhaktapur, Abendessen mit kultureller Umrahmung, anfangs Regen, dann wieder Sonne bei 28 Grad.

So ein richtiger Regentag hatte uns eigentlich noch gefehlt, bisher hatten wir einen kleinen Schauer am Anfang auf dem Weg aus Lhasa heraus und dann gestern Nacht im Last Resort. Heute hat es jedoch erst am zeitigen Morgen angefangen zu regnen und zu gewittern und dann auch nicht wieder aufgehört. So brauchen wir dann doch unsere Regensachen, als wir um neun Uhr auf die Räder steigen.

Schade, dass ich gestern von der grandiosen Landschaft hier so wenig Bilder gemacht habe, mir war es ein wenig zu diesig und heute ist bis auf die Wolkeninseln nicht mehr so viel zu sehen, auch wenn es nach den 300 Höhenmetern, die wir gleich am Anfang nach oben gefahren sind, gleich mit regnen aufhört.

Als wir in Bhaktapur, einer weiteren alten Königsstadt im Katmandutal, ankommen, zeigt sich die Sonne wieder von ihrer wärmsten Seite. Gemütlich marschieren wir durch die Straßen der Altstadt mit den beeindruckenden Backsteinbauten und kommen dann zum hiesigen Hauptplatz, dem Durbar Square. Einmal ist jetzt sogar für einen Augenblick die Sicht frei auf den Himalaya und noch einmal glänzen weit entfernt ein paar 6000er Gipfel mit Schnee bedeckten Kappen in der Sonne, aber alles ist wirklich weit weg und nicht mehr so nah, wie wir es in den letzten Wochen genießen durften.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen machen wir uns dann auf die letzten 15 Kilometer unserer Radtour, nämlich die Einfahrt in Zentrum von Katmandu. Einige von uns fürchten diesen Streckenabschnitt mehr als die 5000er Pässe, die wir gefahren sind. Mein Eindruck vor drei Wochen hier in Katmandu war allerdings, dass es nicht halb so wild abgeht, wie in anderen Städten Asiens. Und wirklich, als wir dann ins Gewühl eintauchen, haben wir uns recht schnell daran gewöhnt eng zusammen zu bleiben und nicht von jedem kleinen Nepalesen an den Rand drücken zu lassen. Es ist wieder die asiatische Kunst des Fahrens, auf die man hier stößt: Recht erbarmungslos seinen Willen durchsetzen und trotzdem niemand umfahren. Im Zweifel hat der Asiate, hier der Nepali, dann doch einen Finger an der Bremse. Lediglich unser Begleitfahrzeug haben wir in den Wirren der chaotischen Straßen Katmandus recht schnell verloren und mein GPS hat einen leichten Defekt und reagiert nur noch mit Verzögerung. Trotzdem kommen wir dann durch kleinste Gassen und Sträßchen dem Hotel immer näher und verfahren uns genau dort, wo wir uns vor drei Wochen schon einmal verlaufen hatten. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir nun ohne Fragerei zurück finden können.

Am Abend haben wir dann unser Abschlussessen, in einem alten Gebäude im Kolonialstil gibt es ein nettes Restaurant mit kultureller Umrahmung. Hier genießen wir dann noch einmal ausgiebig nepalesische Küche mit Currys und Linsenbrei und dazu gibt es traditionelle Musik und Tänze. Damit geht nun fast unsere reise zu Ende, morgen haben wir noch fasst einen ganzen Tag Zeit, uns ein wenig in den Straßen der Stadt zu tummeln und am Abend geht es dann nach Hause zurück, auch wenn wir bei einem Blick auf den heimischen Wetterbericht dann doch gleich noch eine spontane Verlängerung anmelden wollen.


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Manche mögen’s heiß

Auf dem Dach der Welt, 04. bis 29.05.2013

67 km vom Last Resort nach Dhulikel, erst ordentlich 1100 hm runter und das gleiche auf der anderen Seite wieder nach oben, tropische Hitze bis 30 Grad.

Die Nacht im Last Resort war erquicklich, wie schon lange nicht mehr, bei der „dicken Luft“ kann man einfach besser schlafen, als oben auf dem Dach der Welt, vor allem, wenn ein leichter Regen beruhigend aufs Zeltdach prasselt. Am Morgen dann hat der Regen wieder aufgehört und die Sonne bleibt uns treu, natürlich ist es auch viel, viel wärmer als da ganz weit oben. Fast schon tropisch und so, kommen wir dazu, nun unsere kurzen Radklamotten auszupacken.

Die Straße wird ein wenig besser, ist aber immer noch ziemlich holprig, aber wir haben es auch nicht eilig, denn nur knapp 70 Kilometer stehen auf dem Tagesprogramm. Nicht nur die Temperaturen sind nun subtropisch, sondern auch die Landschaft. Viel sattes Grün gibt es heute zu sehen, frisch bestellte Reisfelder, Bananenstauden und Mangobäume am Weg und an den Hängen des Vorhimalaya. Bis zum Mittag geht es noch gut nach unten, mit einigen kleinen Zwischenanstiegen, dann kreuzen wir einen kleinen Fluss und klettern wieder nach oben.

Mittag machen wir in winzigen Restaurants mit traditionellem nepalesischem Dhal, ein Linsengericht und dazu ein oder zwei Gemüse und scharfen Mangopickles, in jedem Restaurant schmeckt es gut und anders, Fleisch dazu ist einfach gar nicht notwendig.

Nach dem Essen reparieren wir dann einen Plattfuß. Bisher war das erst der zweite oder dritte, wir sind also ohne große Probleme durch Tibet gekommen. Dazu kommt noch eine gerissenen Kette und zwei verlorenen Schrauben am Schutzblech, alles in allem eine gute Statistik.

Der Anstieg mit 600 Höhenmetern ist recht anspruchsvoll, aber anderes als in den hohen Regionen, hier fährt man Kurve um Kurve und schwitzt ordentlich, dafür gibt es mit der Lunge und der Luft keine Probleme. Die Gemüter sind recht unterschiedlich, vor allem Lore schimpft über die Hitze, ihr waren die „kühlen“ Anstiege in Tibet lieber. Ich freue mich eher, dass ich meine nachlassende thailändische restbräune wieder auffrischen kann.

Nach oben hin bekommen wir noch einmal eine schöne Aussicht über das weite, tiefe Tal, das wir heute durchradelt haben und in einer Kurve noch vor dem Ort Dhulikel liegt unser Hotel. Wieder eine sehr schöne Anlage, mit tollem tropischen Garten und grandioser Aussicht aus den Zimmern. Ebenso gut wie die Anlage ist das Essen und heute sitzen wir sogar noch recht lange beisammen bei Banana-Lassis und Everest Bier.


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