Seidenstraße – Am Rande von Tibet kratzen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

65 Kilometer von Gulang nach Wuwei, 410 Höhnemeter nach unten, fast nix hoch, Besichtigung der weißen Stupa bei Wuwei und Stadtbummel, morgens frostige 8 Grad, dann viel Sonne bis 22 Grad.

Die Regenwolken haben sich verzogen und es ist klar, kristallklar und die Morgentemperatur beträgt frostige 8 Grad und fröstelnd suchen wir uns die erste Frühstücksbude. Wie kalt mag es hier im Winter sein und wie ungemütlich, wenn nur noch die kleinen Kanonenöfen in den Restaurants ein wenig Wärme spenden.

Um halb 9, als wir auf den Rädern sitzen, ist es glücklicherweise schon ein gutes Stück wärmer und so rollen wir einem leichten Tag entgegen. Kein einziger Hügel trennt uns von der Stadt Wuwei und die knappe Millionenstadt liegt auch noch gute 400 Meter tiefer.

Wir gleiten also nur so durch die Ebene und links von uns tauchen die ersten richtig hohen Berge auf, vielleicht schon Ausläufer des Qilin Gebirges mit Gipfeln über 6000 Meter.

Bis Zhangye sind wir auf einem zentralen Stück der Seidenstraße unterwegs, entsprechend bunt ist das Völkergemisch. Die Moslems, die Hui, dominieren und es gibt natürlich auch viele „reine“ Chinesen. An der Straße werden die frisch geschlachteten Schafe geschächtet, für den verwöhnten Mitteleuropäer nicht unbedingt der ästhetischste Anblick.

Dass die Region einstmals zu Tibet gehörte, daran erinnern nicht nur die Schnee bedeckten Eisgipfel, sondern auch ein Feld mit 88 weißen Stupa kurz vor Wuwei. Die Anlage ist gut gepflegt und in Schuss, aber kaum ein ii- oder gar ausländischer Tourist verirrt sich hierher. So wandern wir allein durch die große Anlage. im Zentrum steht ein großer weißer Stupa mit fasst 30 Metern Höhe nach allen Seiten flankiert von kleineren vielleicht 8 bis 10 Meter hohen Kegeln. Wir genießen den tollen Blick mit den Bergen im Hintergrund und die warme Sonne im Gesicht, schade, dass die Anlage kein religiöses Zentrum mehr ist, denn das würde ja auch tibetische Pilger anlocken.

Wenig später erreichen wir dann die Großstadt. Wir Mittagen noch am Rande in einem winzigen Laden mit 20 verschiedenen Sorten an Jiaotze, eine Art chinesischer Ravioli und essen natürlich viel zu viel, deshalb brauchen wir dann im Hotel noch eine kleine Pause, bevor wir in das quirlige und saubere Zentrum aufbrechen.

Die Einkaufstraße verbindet den ländlichen Charme mit der Moderne, das heißt, die Menschen sind nicht mehr so edel gekleidet, wie noch in Beijing, aber man steht ansonsten dem Großstadtleben in wenig nach. An einem Stand werden i-pod (nano) für 3 € verklingelt und die Dinger sehen nicht nur gut aus, sondern funktionieren auch. Wir schlendern die Fußgängerzone hoch und wieder runter und bleiben staunend am Fliegenden Pferd stehen. Die Bronzefigur eines galoppierenden Pferdes ist im Original nur 30cm groß und verstaubt hier im Museum von Wuwei, die Figur hat aber trotz ihres Alters von fast 3000 Jahren nichts an Lebendigkeit und Dynamik verloren und wurde deshalb zum Symbol der Provinz und der Tourismusindustrie Chinas.

Der Markt in Wuwei mit seinen moslemischen Kochständen zieht die hungrigen Städter abends an. Leider ist ein Teil des Marktes wegen Neubau geschlossen, aber in der anderen Hälfte wird gehandelt, was das Zeug hält, wir sind eben an der berühmtesten Handelsstraße der Welt.

Nach unserem mehr als ausgiebigen Mittag snacken wir abends nur ein wenig und schlendern zum Hotel zurück. Endlich gibt es wieder Internet.


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Ennui in der Business-Class

Auf dem Dach der Welt, 27.09. bis 22.10.2011

Flugzeit heute nur 1:15h, trotzdem sind wir von einer Welt in eine andere geflogen. Vom provisorischen Chaos Nepals hinein in das kontrollierte Tibet, vom grünen Monsun in die braune Bergwelt. Über 2000m Höhenunterschied (Lhasa liegt auf etwa 3600m), das wirkt sich gerade etwas auf das Bewusstsein aus. Wie in Watte ist das hier, eigentlich nicht unangenehm. Also, der Flug war zwar kurz und trotzdem waren wir den ganzen Tag dafür unterwegs, das Chaos braucht schließlich seine Zeit und die Kontrolle auch. 4km bis zum Flughafen von Kathmandu bedeuten 45min, 65km vom tibetischen Flughafen Gongkar nach Lhasa brauchen auch nicht viel länger. Außerdem wurde auf die lustige Nepal Zeit (+3:45) noch einmal 2:15 draufgeschlagen, in Lhasa herrscht selbstverständlich Beijing Zeit.

Mit dem Flug haben wir nettes Geld in die Gruppenkasse gespült. Im Vorfeld waren nur noch Business Class-Tickets zu haben, von Kathmandu aus geht der einzige internationale Flug nach Lhasa und der scheint beliebt zu sein. Gestern Nacht wurden wir von ernsten und entschlossenen Nepalesen kontaktiert, die uns unter allen Umständen einige der Tickets abkaufen wollten, kanadische Reisende konnten und wollten nicht auf das Business-Class Privileg verzichten, das ist verständlich. Wir haben sie die Hälfte unserer Tickets in die Economy-Class umtauschen lassen, für ordentliches Geld und Fensterplätze mit Everest-Blick. Auf dem Flug lasen die Kanadier die meiste Zeit Zeitung. Ich will nicht wissen, was der Veranstalter für diese Bequemlichkeit leisten und ausgeben musste: wie sie uns überhaupt ausfindig gemacht haben, und dann haben sie uns aufgelauert, verhandelt, Mittelsmänner eingesetzt, die Airline für die Namensänderungen bestochen.

Der Flughafen von Kathmandu macht seinem Land alle Ehre, verplant und höchst sympathisch. Gate 5 wurde uns angesagt, der Sicherheitsmann konnte den Schlüssel zum Gate nicht finden, also mussten alle von Gate 4 aus über das Rollfeld laufen. Vier von uns dann in der Holzklasse mit Blick auf Everest und Kollegen, die anderen vier in Business auf rechts, sich gelangweilt die Fingernägel feilend. Dabei hätte man von rechts herrlich den Kangchenjunga sehen können, den dritthöchsten Berg der Welt, im Grenzgebiet zu Sikkim.

In Gongkar war es dann viel unkomlizierter und längst nicht so martialisch wie erwartet. Unser tibetischer Guide heißt Laba und war nett und gesprächsbereit. In der Stadt haben wir dann unseren Olympiaradler Eckhard aufgelesen, der ist über andere Wege nach Tibet gereist und nun sind wir vollzählig, eine fast reine Männerrunde, verwegene Gesellen! Nur Silke vertritt die Damenwelt: eine Alexandra David-Neel unserer Zeit.