Rückkehr zum Mekong

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

69 km von Don Chai nach Huay Xai

Um 6 Uhr klingelt mein Wecker. Da heute auf den ersten 30 km noch zwei straffe Anstiege anstehen, habe ich mich mit Tho entschlossen, die Gruppe bereits um sieben auf die Räder zu jagen.

Wie sich herausstellt, sind bereits fast alle wach. Verschlafen kauen wir auf unseren Eiern mit Klebreis rum. Kaum einer hat gut geschlafen. Entweder waren die Matratzen zu kurz, die Decken zu dünn oder die Hähne zu laut.

Bevor es losgeht, müssen wir noch schnell Christians Rad reparieren. Nicht ganz nach Plan starten wir um 7:20 Uhr und freuen uns in der morgendlichen Kühle auf den ersten Berg, der uns hoffentlich die Knochen wieder anwärmt.
Bei diesen noch frischen Temperaturen lassen sich die beiden Gipfel mit Leichtigkeit bezwingen. Oben angekommen, überrascht uns Christian mit einer weiteren gebrochenen Speiche und dem zweiten gerissenen Bautenzug. Er steigt also von Dieters auf Markus‘ Rad um.
Nach der zweiten Abfahrt entspannen wir bei einem zweiten Frühstück in Form von, na? Nudelsuppe, natürlich.
Huay Xai und den Mekong erreichen wir um Punkt halb eins.

Den Rest des Tages ist Entspannung angesagt, bevor wir die kommenden zwei Tage wieder auf dem Mekong nach Luang Prabang gondeln, wo wir unsere Reise beschließen werden.


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Kleine Aufzählung einiger burmesischer Wunder

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Wir sind am Inle See, mittendrin, in einem schönen Hotel auf Stelzen. Europäische Touristen sind hier unter sich und das ist wieder ein ganz anderer Film, der aber auch schön ist (man soll ja nicht dogmatisch sein). Heute schreibt Daniela. Ich döse dafür auf der Terrasse vor meinem Bungalow und schaue in einen dramatischen Sonnenuntergang.

„Einige empfanden den gestrigen Abend auf dem Jahrmarkt von Pindaya als Höhepunkt der Reise, besonders natürlich die unvergessliche Tour mit dem menschenbetriebenen Riesenrad…also wie das noch toppen? Sicherlich nicht durch noch Lauteres, noch Schreienderes, noch Bunteres, oder durch noch tausend Buddhas mehr… aber doch mit unserer morgendlichen Fahrt in Richtung Inle Lake, die uns durch Bauerndörfer führte, vorbei an roten, fruchtbaren Böden , riesigen Gummibäumen und den freundlichen, sehr zurückhaltenden Shan-Menschen, die hier wohnen. Maungmaung sagte voller Respekt, die Menschen hier seien so freundlich, dass man sich in jedes Haus, an jeden Tisch setzen und immer Freundlichkeit, gutes Essen, Gastfreundschaft in Hülle und Fülle genießen könne. Uns entgegen kamen jede Menge Pickups voll gut gelaunter Menschen, die offensichtlich zum Jahrmarkt nach Pindaya wollten. Wie so oft passierten wir auch eine der vielen „spirituellen Maut-Stationen“, an der für noch ein neues Kloster gesammelt wurde…zwei vielleicht sechsjährige Mini-Mönche, die dabei standen, bildeten den schon sichtbaren menschlichen Grundstein für das ehrenvolle Unternehmen. Trotzdem: heute ein ansonsten pagodenfreier Tag, zur Freude von Lisa, die gern einige Pagoden gegen ein einziges Schloss eintauschen würde, oder wenigstens einen Elefanten… Seufz, man kann es halt nicht allen rechtmachen, dabei war doch schon soviel Buntes, Schräges, Schönes, Berührendes, Lustiges, Trauriges dabei…

Mit einer langen Schussfahrt bergab verlassen wir die angenehm europäisch temperierten Höhen und landen am warmen Inle See, wo ein Boot auf uns wartet, das und zu unserem schwimmenden Hotel fährt. Stelzenhäuser mit Terrasse, schön angelegt, sehr idyllisch, luxuriös. Ham‘ wir uns verdient, natürlich.

Und hier noch eine Aufzählung einiger burmesischer Wunder:

Frauen, die bei glühender Hitze in dichten Staubwolken im Straßenbau arbeiten und Körbe voller Splitt elegant auf dem Kopf balancieren. Dabei noch lächeln können und eine frische Blume am Hut tragen und wie Göttinnen aussehen.

Entspannte Kinder, die liebevoll miteinander umgehen… kein böses Wort, kein Tritt. So, wie sie es wohl selbst erfahren durch die Erwachsenen, die, zumindest soweit wir es mitbekommen, sanft, warm, herzlich mit den Kindern umgehen. So viele Kinder, die an den Arbeitsstellen ihrer Eltern, in der Garküche, auf der Baustelle, dabei sein müssen und dabei geduldig und entspannt bleiben. Die im kleinen schon Würde ausstrahlen, die man bei den Großen beeindruckt wahrnimmt- das alles bei sichtbarer Härte des Überlebenskampfes.

Hunde, die in der Großstadt, gesittet eine Tüte Essen im Maul, auf den brausenden mehrspurigen Verkehr achtend, sorgsam die Straße überqueren. Hühner, die ihren Küken beibringen können, den Randstreifen der Straße nicht zu übertreten. Schweine, die das auch verstehen und die in ihren Suhlen suhlend dem vorbeibrausenden Verkehr zuschauen und grunzend kommentieren. Kaum platte Tiere auf der Straße (außer einem Huhn, das hatte es nicht schnell genug begriffen).“


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Mr. Tho‘s famous Chicken-Laab

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

52 km von Vieng Phuka nach Don Chai

Kaltes Erwachen in Vieng Phuka in unseren „Baumhäusern“ mit tollem Blick auf die Stadt unter uns ist die Temperatur über Nacht auf 12 Grad gesunken. Keine Lust unter der warmen Bettdecke hervorzukriechen. Hilft aber alles nichts, ein weiterer Marktbesuch zum Kauf der noch fehlenden Zutaten steht an.
Also los! Noch vor dem Frühstück auf den Morgenmarkt von Vieng Phuka.

Als wir zurückkommen erwartet uns eine etwas unangenehme Überraschung, unsere Wirtin hat nur Instantnudelsuppe zum Frühstück im Angebot. Da sich der angekündigte Morgennebel unerwarteterweise bereits recht früh verflüchtigt hat, beschließen wir kurzerhand aufzubrechen und unten in der Stadt zu frühstücken.
Im Restaurant weist uns Tho auf Zeichnungen und Schriftzeichen auf der Blanken-Wand hin. Sie wurden von einem Mönch zur Beschwörung guter und Abwehr böser Geister angebracht. Ein übliches Ritual hier in Laos vor der Eröffnung eines Restaurants. Manchmal wird auch Geld in einer Reuse gestopft, was dann dem entsprechenden Haus Wohlstand bringen soll. Es sollte allerdings nicht zu viel sein, sonst, so Tho, denken die Leute noch, es sei gestohlen.

Schnell heizt die Sonne die Temperaturen auf. die Luft flimmert über dem Asphalt. Aber die Straße lässt sich gut fahren und außer einem Speichenbruch an Christian‘s Rad gibt es keine weiteren Pannen.

Nach ca. drei Stunden Fahrt kommen wir in Don Chai an. Heute steht unser Homestay auf dem Programm. Allerdings ist der Herr des Hauses noch nicht anwesend, also müssen wir noch ein Weilchen warten.

Wir bekommen das Wohnzimmer als gemeinsamen Schlafplatz für die Nacht zugewiesen, nur La, unser Fahrer zieht für diese Nacht das Auto vor.
Unserer heutige Waschgelegenheit ist der Fluss, der unweit vorbeifließt. Nach der kollektiven Waschung geht‘s ans Kochen. Das Huhn ist bereits im Sack, flattert ab und an, aber La schlachtet es gemeinsam mit der Dame des Hauses, bevor Dieter, in einem Anfall von Mitleid, es wieder frei lassen kann.
Aus der Küche dringt das dumpfe Stampfen des Stößels im Mörser. Wir entspannen auf der Terrasse bei Obst und Wasser und erwarten bei sanft dahinplätschernden Gesprächen den Abend.

Dann wird gekocht. Ich werde als Küchenhilfe angestellt und bin für das Schnippeln diverser Gemüse zuständig. Peter übertrifft sich selbst und bereitet drei verschiedene Gemüse-Gerichte am offenen Feuer zu, die ihm außerordentlich gut gelingen. Und Tho macht Chicken Laab nach Art seiner Mutter (welches nebenbei verdammt gut schmeckt), das erste Mal, wie er bemerkt, für eine Reise Gruppe von China by Bike. La steuert Chili-Paste und eine Hühnersuppe bei und die Hausherrin, überrascht und amüsiert zugleich wie wir uns in ihrer Küche zu schaffen machen, brät uns noch ein Huhn.

Satt und zufrieden fallen wir gegen 21 Uhr (wie die Gastgeber) ins Bett.


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Keckernde Männer

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Aungaung scheint in jedem Hafen eine Braut zu haben, zumindest sieht man ihn mit ihnen in der Dunkelheit verschwinden, wenn er sich mal gerade unbeobachtet fühlt. Verraten tut ihn dann spätestens seine Laune am nächsten Morgen. Er ist ja immer gut drauf, aber manchmal keckert und zwitschert er in sein Telefon, dass man auf das andere Ende der Leitung nur neidisch werden kann. Maungmaung scheint beständiger zu sein, dafür lässt er sich in letzter Zeit ziemlich oft zurückfallen, unter den fadenscheinigsten Gründen. Und dann steigt er in den Bus und lässt sich kurz vor dem nächsten Treffpunkt wieder rausschmeißen. Gut dass die beiden das hier nicht lesen können, sie denken ja man kriegt nichts mit. Ihre Geheimnisse sind bei uns gut aufgehoben, haha. Die beiden sind klasse und wir hoffen, auch ihnen macht es Spaß mit uns.

Gestern Abend waren wir bei den „Eight Sisters“ essen, das sind nette Schwestern, die zusammen ein ausgezeichnetes Restaurant betreiben. Ihr Großvater ist Ire, ihre Großmutter Shan. Diese haben sich zur Kolonialzeit kennengelernt, die Shan kamen mit den Besatzern viel besser zurecht als etwa die Bamar in „Burma Propper.“ Die Briten regierten nämlich hart und direkt in Zentralburma, während sie den Grenzgebieten und deren Volksgruppen viel Freiheit ließen. Divide et impera. Shan, Karen, Kachin etc. kämpften daraufhin im Zweiten Weltkrieg entschlossen an ihrer Seite gegen die Japaner, während die meisten Bamar mit den Japanern kollaborierten. Die Unabhängigkeit bedeutete für diese Volksgruppen dann den Verlust von Autonomie. Diese Zusammenhänge erklären u.a. den seit 60 Jahren schwelenden Konflikt zwischen dem burmesischen Staat und vielen seiner Volksgruppen. Die Shan sind ja eigentlich auch völlig anderer Herkunft als die Bamar, sie sind eng verwandt mit den Dai in Südwestchina, mit den Thai und den Lao in Laos, das ist eine große Familie. Sie sind nach den Bamar die mit Abstand größte ethnische Gruppe des Landes.

Das Plateau der Shan lässt uns derzeit aufatmen, nach der Hitze und dem Staub. Es ist frisch und die Luft duftet nach Kiefern. Wir sind auf durchschnittlich 1200 Metern, die Fahrt von Kalaw nach Pindaya führte auf holprigen Wegen über schön anzuschauende Hügelketten. Die Felder sind noch nicht bestellt, rote und braune Muster überziehen die Hänge, riesenhafte Banyan-Bäume wachsen an der Straße.

In Pindaya gibt es bekannte Buddha-Höhlen und ein wunderschönes Hotel in dem wir jetzt logieren. Außerdem derzeit – da haben wir Riesenglück – das Tabaung-Fest, Tabaung ist der letzte Monat des burmesischen Kalenders und rund um seinen Vollmondtag wird gefeiert was das Zeug hält. Hier war Jahrmarkt und eine sensationelle Reizüberflutung. Das Riesenrad werden wir nicht vergessen, reiner Handbetrieb, die wilde Bande klettert rauf und runter um sein Gewicht zu verlagern und es in Schwung zu bringen, sie hängt sich in wilden Verrenkungen in seine Speichen und an die Sitze.

In Folge 12 unserer Rubrik Wir Grüßen darf ich heute meine Jungs von der 183 grüßen: den Lord zum Geburtstag, auf das er weiter in Würde altert! Und Christoph wünsche ich viel Spaß und Erfolg für 11mm demnächst.


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Mr. Tho – Millionaire

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

60 km vom Luang Namtha nach Vieng Phuka, mit Gegenwind

Heute Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir haben uns nun doch entschlossen vor der Abfahrt noch mit unseren beiden kränkelnden Niederbayern zum Arzt zu gehen.
Die frühe Stunde macht sich bezahlt, wir kommen in der Notaufnahme der örtlichen Klinik sofort dran. Markus wird geröntgt und zur Ader gelassen. Jetzt haben wir Gewissheit, dass nichts gebrochen ist und auch das Knie nichts abbekommen hat. Aber die Bewegung hat dem Bein nicht gut getan, also heißt es jetzt für ihn Ruhe halten und kein Fahrrad mehr fahren.

Der Arzt, der Dieters Atemwege untersucht, natürlich ein Bekannter von Tho, versucht sich mit uns in einem Mischmasch aus Englisch und Französisch zu verständigen und vermittelt den Eindruck, er habe bereits das ein oder andere Glas Laulao intus. Er kann aber Dieter beruhigen, verschreibt ein paar gelbe Pillen für den Hals und dann sind wir schon entlassen.

Auf dem Rückweg haben wir das Vergnügen, in eine Polizeikontrolle zu geraten. Fahrzeugkontrolle, dummerweise liegt Mr. Tho‘s Führerschein im 150 m entfernten Hotel, so wird er zu Kasse gebeten, scheint aber mit dem Ordnungshüter doch noch irgendeinen Deal bezüglich der Höhe der Buse ausgehandelt zu haben.

Erstaunt war ich schon, schien mir doch die Sache mit dem Führerschein hier in Laos nicht so wichtig zu sein. Zumindest hat mir Tho erklärt, er bringe seiner Frau (die natürlich keinen Führerschein habe) das Autofahren bei. Ihr Ziel ist es, die Kinder mit dem Auto zur Schule bringen zu können. Problem dabei „Frau Tho“ kann wohl nur geradeausfahren (was sie auch gerne tut, so fährt sie ihren Mann ab und an mal ins Büro usw.), die Schule aber, man ahnt es bereits, liegt um eine Kurve.

Aber der Besuch der örtlichen Notaufnahme ist nicht das einzige, was noch zu erledigen ist. Ein Marktbesuch mit Peter und Tho steht noch an, um die Zutaten für das Abendessen des kommenden Tages zu kaufen.
Hier komme ich auch zu dem Vergnügen, das erste Mal Seidenraupen probieren zu dürfen. Schmeckt gar nicht so schlecht, wird aber wohl nicht mein Leibgericht.

Gegen 12 Uhr geht es dann endlich los. Die Mittagshitze hat sich voll entfaltet.
Zu Mittag kehren wir im Boatlanding House noch in Luang Namtha ein. Ein Tipp von Dieter. Das Essen ist lecker, Allerdings finden im Umkreis gerade drei Hochzeitsfeiern statt und die Küchenbesatzung ist zu einem kläglichen Rest zusammengeschrumpft, der alle Mühe hat uns zu verköstigen.
Was ist noch zu sagen? Wunderschöne Strecke durch eine wunderschöne Landschaft. Fotos können dem gar nicht gerecht werden. Man sollte einfach selbst herkommen,um es mit eigenem Auge zu sehen.


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Aus dem Scheitern lernen!

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Radfahren war auch heute wieder äußerst angenehm, nicht zu heiß und abwechslungsreich. Zunächst sind wir aus Meikihtila raus und durch lange, schnurgerade Alleen hindurchgeradelt, beschattet von mächtigen Niem-Bäumen in einer ansonsten kargen Landschaft. Einst muss es hier grüner gewesen sein, gewaltige Teak-Bestände lagern am Straßenrand. Fast alles ist Handarbeit, Maschinen sieht man ganz selten auf dem Feld oder auch beim Straßenbau. Es ist unfassbar, wie fröhlich und ausgelassen uns die Straßenarbeiterinnen – es sind meistens Frauen – grüßen und zuwinken, sie schleppen den ganzen Tag Steine hin-und her und drücken diese dann einzeln in den Boden. Wir wären schlechtgelaunt, deprimiert und drogensüchtig. Arbeitstier auf den Feldern ist vor allem das Buckelrind, manchmal auch Wasserbüffel (schon der Name ist paradox angesichts dieser Trockenheit). Pferdekutschen sind in diesen Gegenden noch genauso häufig wie Kraftwagen.

Motorisiert ist man hier aber auch unterwegs und die Busse und LKWs sind hübsch anzuschauen (aber nicht hübsch zu riechen), meistens handelt es sich um uralte japanische Gebrauchtwagen. Fuso, Hino, Nissan Diesel, Marken, die man bei uns kaum kennt. Wir wurden heute Nachmittag um 1000 Meter in die Höhe versetzt, der Verkaufsschlager an der Straße waren kunstvolle hölzerne Unterlegteile für die Räder der LKWs. Als Bumpersticker oder an den Frontscheiben kleben buddhistische Sprüche und Mandalas, „Buddha The Unrivalled.“

Pausieren lässt es sich in Myanmar übrigens wunderbar in Kaffee- oder Teehäusern. Man sollte eigentlich mal einen Kleinen Braunen oder einen Einspänner bestellen, bekommen würde man aber mit Sicherheit einen Coffee Mix, im Land wird nichts so sehr beworben und getrunken wie diese Instant-Mischungen. Aber anders als in Wiener Kaffeehäusern wird hier nicht vornehm geschwiegen sondern sozialisiert, die Atmosphäre ist lebendig und es stehen auch immer Kleinigkeiten zum Essen auf dem Tisch, indische Samosas oder Arme Ritter.

Wir sind jetzt in Kalaw auf 1300m Höhe, am Abend wird es ganz schön kühl hier, wir sind das nicht mehr gewohnt. Unser Hotel ist nett, englischer Chalet-Stil, natürlich war auch Kalaw früher eine beliebte britische Sommerfrische. Das Personal ist begeisterungsfähig und hilfsbereit, auf unsere Schmutzbier-Wünsche haben sie sofort einen kleinen Kiosk gegründet, hinter dem sich dann 3 ausgelassene Mädchen platziert haben. Und es ist das Hotel mit den sinnlosesten Duschvorhängen, die ich je gesehen habe: sie führen vom Duschkopf in gerader Linie zur gegenüberliegenden Wand, so kleben sie am Körper und helfen gleichzeitig dabei, das Wasser im ganzen Bad zu verteilen.

Ein kleiner Wehmutstropfen: unser erster Bier-Test ist gescheitert. Das lag an der Versuchsanordnung. Strong Ales (Dagon, Mandalay) wurden mit einem Lagerbier (Myanmar) zusammen verkostet, und das auch noch in verschiedenen Trinktemperaturen. Ein Fazit, dem alle Probanden zustimmen konnten: „Bier muss kalt getrunken werden“, zumindest diese Hypothese konnten wir nun wissenschaftlich untermauern. Ansonsten muss der Versuch wiederholt werden. Versöhnen konnte uns auch nicht das Geholze der Clubberer gegen Gladbach, mit verrauschtem Bild und burmesischem Kommentar.

In Folge 11 unserer Rubrik Wir Grüßen begleitet Daniela Robert mit ganzen Herzen auf seine Reise nach NYC.


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Kennst du das Land, wo die Bananen blühen?

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

Radausflug in und um Luang Namtha

Gestern Nachmittag war ich noch mit Peter auf dem Markt, um die örtliche Lebensmittel-Lage zu sichten. Er hat vor, während unseres „Homestays“ seine Kochkünste unter Beweis zu stellen und ist noch auf der Suche nach der ein oder anderen Zutat.

Zu Abend haben wir dann alle wieder gemeinsam gegessen und zwar auf dem örtlichen Nachtmarkt. Neben Ständen mit diversen Leckereien, bieten Frauen aus der Umgebung ihre Handarbeiten an, und Hunde und Katzen belagern die Tische nach Speiseresten und deren willigen Spendern.

Das Abendessen fiel ziemlich Fleisch- und Reislastig aus. Neben Chicken-, Duck- und Porkbarbecue, zierten unseren Tisch noch vier bis fünf große Reisbeutel – wir haben uns da in der Anschaffung wohl etwas verschätzt- die wir nach und nach an die „handarbeitverkaufenden Frauen“ verschenkten. Irgendwann war unser Reisbeutel-Vorrat schließlich aufgebraucht und wir zogen weiter auf ein letztes Bier in eine der zahlreichen Kneipen.

Heute Morgen treffen wir uns alle wieder. Verfroren, es ist über Nacht ungewöhnlich kalt geworden, sitzen wir um den Frühstückstisch und schlürfen heißen Kaffee und Tee, Bevor es zu unserm kleinen Radausflug geht.

Luang Namtha ist schon ein besonderes Städtchen (mit dem ich mein Geburtsjahr teile). Das eigentliche Zentrum wird aus gitterförmig angeordneten Straßen gebildet in denen sich Internetcafés, Guesthouses und Restaurants aneinanderreihen. Umso spannender ist die Umgebung, wo man Dörfer verschiedener Ethnien erkunden kann.
So bildet Luang Namtha den perfekten Ausgangspunkt für Touren zu Fuss, zu Rad oder zu Wasser, die hier auch von verschiedenen Reisebüros angeboten werden.

Oum leitet solche Touren, egal ob zu Fuss, zu Rad oder zu Wasser, selbst klettern würde er, wenn es hier denn die entsprechenden Berge gäbe. Gibt es aber nicht. Das war in Luang Prabang, wo er ursprünglich herkommt anders, da hat er auch Kletter-Touren geleitet. Oum ist der Guide speziell für unseren halbtägigen Ausflug in die Umgebung Luang Namthas (wir wollen‘s ja auch nicht übertreiben).

Gemütlich fahren wir, dass heißt Peter, Christian, ich auf dem Rad und Markus mit Tho im Auto, an Reis-, Chilifeldern und Kautschukplantagen vorbei. Dieter hat beschlossen seinen eigenen Ausflug zu unternehmen. Wir treffen ihn an unserer ersten Station, einer im Indochinakrieg zerstörten Stupa, wieder. Schnittig kommt auf einem Motorroller herbeigefahren. Neben eben dieser Stupa, auf deren Spitze angelangt, sich uns ein ungeahntes Panorama über die Gegend eröffnet, besichtigen wir noch einen traditionellen Friedhof der schwarzen Thai, ein weiteres Schnapsbrennerdorf, mit anschließender Verkostung und zu guter letzt eine Seidenweberin, die uns in die Künste der Seidenraupenzucht und Seidenweberei Einblick gewährt.
Dann geht es schon zurück und wir stärken uns bei leckeren gebratenen Nudeln.

Am Nachmittag lassen wir einfach die Seele baumeln.


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Durchfall haben, dann Nat werden

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Die Volksgruppe der Bamar stellt Zweidrittel der Bevölkerung Myanmars, sie ist über den Oberlauf des Irrawaddy von Tibet aus ins Land gekommen und seit dem 11. Jahrhundert die tonangebende Volksgruppe. 1044 schuf König Anawrahta das erste Bamar (burmesische) – Großreich, das Reich von Bagan. Damals musste er vor allem die Mon zu ihrem Glück zwingen und erst nachdem er deren Hauptstadt Tathon eingenommen (ausgerechnet unser nettes, schläfriges Tathon) und die gesamte Oberschicht zwangsweise nach Bagan umgesiedelt hatte, war seine Macht konsolidiert. Die Mon gelten als die ethnische Gruppe, welche den Bamar den Glauben und die Kultur gebracht hat, d.h. in erster Linie den Buddhismus.

Anawrahta wurde schnell zum Patron des Buddhismus und ließ in Bagan die Shwezigon-Pagode bauen. Zu seinen Lebzeiten wurde sie nicht fertiggestellt, erst unter seinem Nachfolger Kyanzittha. Die Shwezigon steht noch heute für die Anfänge dieser Symbiose von Burma und Buddhismus, wir mussten hier also einfach vorbeischauen, auf unserer Weiterfahrt in den Osten. Eine gewisse Pagodenmüdigkeit stellt sich bei manchen ein, aber das lustige Leben und die entspannte Frömmigkeit rund um die diese Stätten ist und bleibt eindrucksvoll.

Die Bamar waren ursprünglich animistisch veranlagt bzw. dem Geisterglauben zugeneigt (d.h. sie haben an eine belebte Natur geglaubt oder aber an Geister, die es zufrieden zu stimmen galt): Naturgeister, Ahnengeister. Und dieser Glaube ist nach wie vor präsent entlang des Irrawaddy, in dessen Einflussgebiet noch immer die meisten Bamar zu Hause sind. Man nennt dies den Nat-Kult. Nats können Ahnen, Territorialgeister, Naturgeister sein. Wichtig für die ersteren ist ein besonders schräges Ableben, erst dann ist man als Nat qualifiziert. Champions League sind etwa Ko Gyi Kyaw, der Säufer, der irgendwann einfach vom Baum erschlagen wurde. Oder noch besser ein Mon-König, der unter dem öligen Schweinfleisch-Curry seines Exils so sehr zu leiden hatte, dass er schließlich der Diarrhöe erlag.

Vielleicht werden die Toiletten des Mount Popa aus Reverenz zu Letzerem nicht gereinigt. Zum Popa sind wird heute geradelt, das ist absolute Nat-Olymp. Der ganze Berg ist von Affen besetzt, bei ihnen handelt es sich um kompromisslose Rabauken, die nichts als Schabernack im Sinn haben. Der Weg zum Popa war erstaunlich entspannt, die Strecke hatte ich viel anstrengender in Erinnerung. Die Höhenmeter haben sich über eine geregelte Steigung verteilt, vor allem aber war die Straße ok, der Verkehr fast nicht vorhanden und der Himmel bedeckt. Das war gut, denn Schatten gibt es kaum und trocken und staubig ist es auch: der Monsun regnet sich an den westlichen Bergregionen des Landes ab und beschenkt Rakhine und den Chin-Staat mit fruchtbarer Feuchte (und vor allem das Nachbarland Bangladesch, welches dafür ständig mit Überschwemmungen zu kämpfen hat). Die Palmyra-Palme ist der große Geber der Region, Palmzucker, Palmwein, Palmschnaps, die Erzeugnisse konnten wir am Wegesrand ausführlich studieren und kosten. Außerdem werden Erdnüsse angebaut.

Bei Mutti hatte sich für eine Teiletappe das Bremskabel verhakt und sie ist praktisch mit angezogenen Bremsklötzen gefahren, ein bisschen gewundert hat sie sich schon, dass sich nicht wie sonst immer vornedraus prescht sondern hinterher keucht. Unterwegs außerdem immer wieder Jeeps und Minibusse mit Delegierten der YPO, die machen derzeit Bagan und Umgebung unsicher. YPO steht für Young Presidents Organization, für frische und gutgelaunte CEOs aus aller Welt. Da möchte man gerne Mitglied werden. Wir sehen etwas abgerissen aus gegenüber diesen luftigen Lichtgestalten. Ich werde demnächst Christof oder Volker für diesen Club vorschlagen, aber wahrscheinlich sind sie schon zu alt.

Mal wieder eine Folge unserer Rubrik Wir Grüßen, nämlich Nr. 10. Lisa sendet Katrin heiße Grüße in ihren kalten Laden!


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Tag 15 – die Sonne scheint, der Asphalt glänzt –

Land der Tausend Elefanten, 18.02. bis 11.03.2012

66 km von Na Mawn nach Luang Namtha

Man merkt wie nah man hier an China ist! Wir haben die Gelegenheit genutzt und die letzten beiden Abende chinesisch gespeist. Mittlerweile, denke ich, ist es uns auch gelungen, Christian von der chinesischen Küche zu überzeugen.

Heute Morgen geht‘s früh los. Um 7 Uhr nehmen wir unsere erste Nudelsuppe zu uns. Diesmal eine neue Variante – mit Bandnudeln. Am Nachbartisch sitzt eine kleinere , recht muntere, Gruppe ältlicher Franzosen mit ihrem Reiseleiter, einem laotischen „Cowboy“. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Tho‘s ehemaligen Fussball-Assistenztrainer. Hatte ich schon mal erwähnt, dass Tho offenbar jeden kennt hier?

Eine Stunde später sitzen wir fest im Sattel. Nur Markus und Dieter ziehen heute noch einmal das Auto vor. Man kann nur hoffen das Markus bald wieder auf dem Rad sitzt, mittlerweile hat nämlich auch unser Begleitfahrzeug einen Platten….

Kaum sind wir aus der Hoteleinfahrt herausgefahren, sehen wir den vierten Elefanten dieser Tour. Und diesmal aus nächster Nähe! Kurzzeitig vergesse ich da sogar mein halberfrorenen Füße. Der Kälte zum Trotz sind Tho und ich heute nämlich mit Sandalen, bzw. Flip-Flops losgefahren.

Was ist noch zu sagen? Gut zu fahrende Steigungen, wunderbar asphaltierte Straße, blauer Himmel, schöne Landschaft.

Punkt 12 erreichen wir unser Hotel in Luang Namtha, werfen unsere Sachen schnell ins Zimmer, schwingen uns erneut auf die Räder für das Mittagessen, mit anschließender kleiner Stadtbesichtigung.

Heute haben wir uns der chinesischen Grenze bis auf wenige Kilometer genähert. Zeit einen Zwischenstop einzulegen. Morgen steht eine „Ruhetag“ mit einem halbtägigen Ausflug in die Umgebung Luang Namthas an, bevor die letzten drei „Rad-Tage“ anbrechen.

Apropos: Heute ist bei dem Peter die Kohle im Kühlschrank…..


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You say hello, and I say goodbye

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Jetzt sind wir schon in Bagan, der großen alten Königsstadt. Hier war vom 11. bis ins 13. Jahrhundert das erste burmesische Reich zu Hause, mit den Khmer in Angkor teilte man sich in dieser Zeit die Herrschaft auf dem gesamten südostasiatischen Festland. Jeder Burma-Reisende schlägt in Bagan auf, und zurecht. Der morgendliche oder abendliche Blick über die Weite und ihre unzähligen Pagoden ist schwer zu beschreiben. Wenn man über die Sandwege von einem Heiligtum zum nächsten hoppelt, dann schiebt irgendwann die Mittagshitze den Riegel vor.

Am Tag davor waren wir unter uns, wie meistens. Von Monywa radelten wir in Richtung Süden und man sollte es nicht für möglich halten, wie exotisch man in diesen Gegenden noch ist. In den Pausen wurden wir gründlich betrachtet. Die Landschaft ist savannenartig, viele Palmen und Agaven und viel Gestrüpp, die Straßen waren besser zu fahren als gedacht. Alle paar Kilometer, teilweise alle paar hundert Meter, haben Kinder und Jugendliche für ihre Schulen oder für die Pagoden und Klöster ihrer Umgebung Spenden eingetrieben. Gestern war der erste Ferientag. Bei uns würde man im Freibad den Mädchen nachschielen, oder mit Mama und Papa im Eiscafe Venezia sitzen, oder was auch immer, in Burma sieht das so aus: man versammelt sich an der Straße, spannt ein Banner darüber, treibt ein paar überforderte Lautsprecher auf und dann steht man rum, in der Hand die Opferschale. Natürlich ist es sehr heiß.

Man kann nicht sagen, dass auf unserer Straße viel Betrieb war, also waren wir bei der Vorüberfahrt noch spektakulärer. Man stelle sich vor 15 Minuten kein Auto, gepflegte Langeweile, plötzlich eine bizarre Gruppe Radfahrer. Dann folgt ungläubiges Staunen, dann bewegen sich die Spendensammler in Richtung Straßenmitte und lassen uns eine kleine Gasse, das Kleingeld in den Schalen hüpft auf und ab und uns wird schließlich ausgelassen zugejubelt. Dazu lauteste Musik, Techno oder burmesische Folklore, eigentlich egal weil ohnehin bis zur Unkenntlichkeit übersteuert. Lustig ist auch immer die Stimme, die sich plötzlich aus dem Off meldet und uns begleitet, auf unseren nächsten 100 Metern, also fast bis zur nächsten Opferbrigade, eigentlich dankt sie ja den Spendern mit frommen Sprüchen. Sie rattert uns auf burmesisch hinterher, oder brüllt einfach lakonisch „Hello“, zwei Sekunden später „Goodbye“, und zwar für alle aus unserer Gruppe.

Wie immer wäre so viel zu berichten, ich will mich auf ein paar Schlagzeilen beschränken: wir waren bei der Familie des Kleinen Führers in Pakkoku, das war ganz reizend und wie immer ist uns furchtbar viel Wohlwollen entgegengeschlagen. Die Burmesische Meile macht gerade einen dramatischen Verfall mit (im Süden des Landes war eine Meile – wenn sie von Maungmaung angesagt wurde – für genau 2.35 km gut, mittlerweile sind es etwa 2.1 km). Das liegt an unseren modernen Analysemethoden und an unserem kritischen Geist. Der Mond liegt in Myanmar auf dem Rücken.


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