Endzeitstimmung

Entlang der Burmastraße, 09.11. bis 08.12.2013

62 Kilometer von Pindaya zum Inlay See, 424 Höhenmeter durch schöne Landschaft auf winziger Straße, bei angenehmen 29 Grad und Sonne

Wir starten mit einer kleinen Rundfahrt durch das winzige Städtchen Pinday, hinter dem See liegt ein wilder Park mit Gummibäume, wie alt die mächtigen knorrigen Stämme sind, lässt sich schwer schätzen, aber die haben sicher schon einige hundert Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich hier wirklich um Gummibäume (ficus elastica), genau die, welche manche von uns zu Hause im Wohnzimmer haben und die wegen Mangels an Licht dann unten die Blätter abwerfen und es bleibt ein kahles Stämmchen mit ein paar grünen Blättern oben. Die Morgensonne wirft hier ein schummeriges Zwielicht durchs Laub und wir radeln zu einem kleinen Stupafeld hinter dem Park, wo wir noch ein schönes Gruppenfoto schießen, zu viele Gelegenheiten werden wir nicht mehr haben. Inzwischen sind wir mehr als drei Wochen unterwegs und haben das halbe Land abgeradelt, heute ist unser vorletzter Radeltag und dann müssen wir von Myanmar und seinen netten Menschen Abschied nehmen.

Dafür wird es heute noch einmal richtig schön, das Shan-Plateau hat es uns sowieso am meisten angetan, nicht nur wegen des milden Klimas, sondern auch wegen der wundervoll grünen Landschaften und vielleicht auch weil die vielen Gerste, Kohl, Kartoffel und Gemüsefelder doch ein wenig heimatliche Gefühle erwecken. Auch ist die Region im Vergleich zu anderen recht reich, man kann hier gut von der Landwirtschaft leben, ohne sich tot arbeiten zu müssen, es wächst alles praktisch von alleine. Auch die Häuser sind hier kein Hütten aus Bambus und mit Palmblättern gedeckt, sondern massiv und solide aus Stein, meist gibt es noch ein oder zwei kleine Nebengebäude auf den Höfen, alles ist piksauber, wenn man einen Blick in die Häuser erhaschen kann. Die Schuhe werden grundsätzlich beim Betreten der Gebäude ausgezogen und der Lehmboden ist immer ordentlich gefegt.

Was uns heute auffällt, das es in jedem Dorf hier ein oder zwei Schulen gibt, die sind meist schon von weitem zu hören, da die Schüler die Sätze der Lehrerin lauthals nachrufen müssen. Wir steigen ab und schauen uns das einmal von Nahem an. Die Schüler sind aus dem Häuschen und freuen sich über den Besuch, im Nachbarzimmer wird weiter das burmesische Alphabet exerziert, auch ein paar englische Vokabeln stehen an der Tafel, wie „easy“ und dann ertönt es laut „iiiih-siiiih“ aus dem Raum. Praktisch besteht in Myanmar Schulpflicht und die Grundschule ist kostenlos, auch gehen wohl die meisten Schüler ein paar Jahre zur Schule, die Analphabetenrate liegt bei nur 6%. Zwar sind auch die höheren Schulen kostenlos, aber hier müssen die Eltern dann doch schon Geld für die Lehrmittel, Internat, Essen und Nachhilfe aufbringen und das ist für viele Familien nicht möglich.

So treibt dann wenig später ein Junge, der eigentlich im Klassenraum sitzen müsste, ein große Kuhherde vorbei. Wir genießen die Fahrt mitten durchs gehörnte Vieh und wundern uns, warum man eigentlich im Land keine Milchprodukte zu kaufen bekommt, wo es doch an Rindviechern nicht mangelt. Doch es handelt sich um indische Zebus und die geben nur wenig Milch und werden hauptsächlich als Arbeitstiere gebraucht.

Weiter geht es dann auf unserer kleinen Straße durch weite Landschaften abwärts in Richtung Inlay See. Und heute treffen wir auch erstmals auf „richtige“ Radler, ein kanadisches Pärchen ist mit vollem Gepäck auf Jahresreise und wenig später teilen wir die Teestube mit einer britischen Radelgruppe, die ähnlich wie wir mit Begleitfahrzeug unterwegs sind.

Runter zum See kommt unser Schweizer Thomas voll auf seine Kosten, denn wir kommen wieder an die Eisenbahnlinie und die macht hier eine 360 Grad Vollkurve um Höhe zu gewinnen und kreuzt denn über einer Brücke die eigenen Gleise, laut Thomas gibt es solche Kurven nur 5 oder 6 mal auf dem Globus und er kann sie mir natürlich auch alle benennen.
Laut Karte sind wir dann schon am Inlay See, aber außer ein paar Kanälen und Stelzenhäusern bekommen wir vom See noch nichts zu sehen, denn am Ufer gibt es einen breiten Streifen von fast zwei Kilometern, der mit hohem Gras bewachsen ist oder aufgeschüttet wurde, um Tomaten und Gemüse anzubauen. So sehen wir nur ein paar kleine Kanäle zwischen den kleinen Stelzensiedlungen.

Den Nachmittag gehen wir recht ruhig an mit einem kleinen Spaziergang im Ort und einem gemütlichen Abendessen, auch morgen ist Ruhetag, da geht es mit dem Boot über den See, aber wir haben ein ordentliches Programm vor uns.


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