Eine Mauer, ein Zug und zwei Forellen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.09. bis 05.10.2014

Wer nicht auf der Chinesischen Mauer war, ist kein richtiger Mensch, hat Mao Zedong angeblich gesagt. Eigentlich sagte er Mann, aber das war auch eine andere Zeit. Wir haben heute also die Menschwerdung absolviert, mit einem Spaziergang auf der „Wilden Mauer“ in Huanghua. Als Christof und ich vor 15 Jahren zum ersten Mal hier waren, gab es noch kaum Restaurants und Hotels und die Mauer war ein ziemlich wackliger Steinhaufen, auf dem Pfirsich- und Kaki-Bäume wuchsen.

Obwohl offiziell gar nicht geöffnet, besuchen nun täglich ein paar Hundert Besucher die Chinesische Mauer von Huanghua, die Oberfläche ist geglättet und die Stückmauern sind stabilisiert worden. Auf dem Weg zum westlichen Teilstück hat sich ein kleines Restaurant den Filetplatz gesichert und versorgt seit mehr als einem Jahrzehnt unsere Gruppen (und viele andere Besucher) mit köstlichem Essen. Die Regenbogenforellen vom Grill sind das absolute Highlight. Vorsorglich hatte ich schon zwei Fische bestellt (neben anderen schmackhaften Gerichten!) und muss fast noch eine dritte ordern, bis Conny, unser Kassenwart, zur Mäßigung mahnt. Gut so, wir setzen bereits Bauchfett an und auf die Räder kommen wir erst in zwei Tagen.

Gut genährt begeben wir uns auf den Heimweg, besser gesagt zum Bahnhof, machen noch Station auf einen Snack bei meinem Lieblingsrestaurant im Univiertel, das die KÜche des Südwestens anbietet und kommen überpünktlich zum Bahnhof, da der Fahrer wegen eine Verabredung einen Stau vorgibt, um uns zum frühen Aufbruch zu bewegen. Die knapp zwei Stunden Wartezeit überbrücken wir mit dem einen oder anderen Bier und mit einem Querschnitt durch das kulinarische Angebot des Bahnhofs. Nun wird es wirklich Zeit, dass wir auf die Räder kommen, sonst setzt das unwiderstehliche chinesische Essen doch noch an!

Den Abend lassen wir in unseren gemütichen Schlafwagenabteilen mit einer Flasche Whisky ausklingen. Entsprechend bettschwer wiegt uns das gleichmäßige Summen der Bahn in den Schlaf. Böse Zungen behaupten, ich hätte lauter geschnarcht als der Zug gerumpelt hätte. Ich habe jedenfalls nichts gehört!

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