Wo ist der Regen – oder: die regenreichste Stadt von Malaysia

Die Straße von Malakka, 22.11. bis 21.12.2014

Der Blog kommt heute von Monika, das finden wir alle gut. Die Etappe war verkehrsreich, da hatten wir schon schönere. Positiv, z.B: die Sache mit dem Regen.

Am frühen Morgen schreckt uns heftiger Regen in den bequemen Betten hoch – er trommelt laut aufs Dach und flutet den Pool. Im Halbschlaf überlegen wir, wo die Regenjacken im Gepäck vergraben sind. Vorsorglich packen wir sie in den Radltaschen ganz nach oben und die Sonnencreme ganz nach unten. Martin hat uns Taiping als regenreichste Stadt in Malaysia angekündigt. Es ist Regenzeit – bestimmt werden wir weggeschwemmt. Üble Situation. Lutz hat den Schirm bereits griffbereit.

Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück – die ersten polieren bereits um 7:20 erwartungsfroh an Messer und Gabel herum. Wir sitzen draußen – der Regen ist weg. Frischer French Toast, Omelette, Müsli – wir schenken Kaffee nach. Heute gibt es endlich wieder etwas für die Beine zu tun. Mit leisem Bedauern schieben wir die Räder aus dem hübschen Hotelinnenhof und rollen in Richtung Fähre.

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Penang ist eine Insel. Jan gibt Anweisung – an das gelbe T-Shirt halten. Das tut Ede auch – nur leider merkt er erst nach dem dritten Kreisverkehr, dass auch Radfahrer von Georgetown gelbe Shirts tragen. Jan stöbert ihn am anderen Ende der Altstadt wieder auf und wir setzen mit der Fähre über. Raus aus Georgetown kommt man kostenlos. Reinfahren ist mautpflichtig. Das große, gläserne Kreuzfahrtschiff von gestern hat bereits abgelegt und die Touristenfracht weiter Richtung Thailand befördert. Beladene Containerschiffe pflügen geschäftig durch den Hafen.

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Im Pulk sausen wir los. Aber zuerst packen wir die Regenjacken weiter nach unten und drücken aus den Tuben einen klebrigen Sonnenschutzfilm auf die Haut. Das Schwimmen muss wohl noch bis zum Nachmittag warten. Volker stemmt energisch seine breiten Schultern in den Wind und wir orientieren uns an seinem Radlshirt mit der verheißungsvollen Köstritzer-Bierwerbung.
Auch nach dem Nudelsuppen-Mittagessen fehlt der übliche, leicht bedrohlich schwarze Wolkenturm, der sonst ausgesprochen verläßlich das Tagesziel markiert.

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Die Straße wird langsam ruhiger und einspurig – die Autowerkstätten und Tankstellen weichen privaten Wohnhäusern mit blühenden Vorgärten, Palm- und Reisfeldern. Es ist sonnig und heiß. Der Schirm von Lutz wandert ins Auto. Wir flüchten in einen Seven Eleven. Die kleinen Shops tauchen immer wieder am Straßenrand auf, mit fröhlichem Ding-Dong an der Eingangstür und immer inklusive der kurze Kältestarre nach dem Eintreten. Ein Menschenknäul entsteht um die blaue Eistruhe – danach ist Magnum ausverkauft. Martin kaut am abgelutschten Holzstiehl und kontrolliert mit gefurchter Stirn die Wetter-App. Den blauen Himmel ignorierend zeigt das Handy tapfer weiter -> Regen. Durchgehend. Mit 100% Wahrscheinlichkeit.

Auch die Nebengeschäfte sind interessant – bei einer Tierhandlung baumeln Vogelkäfige mit tschilpendem Inhalt im Freien, ein alter Mann verkauft Neon-Plastikeimer und Schrubber in Pink. Daneben hat eine Bäckerei einen riesigen Vorrat an Torten aufgebaut – vom schlichten Schwarzwälder-Torten ähnlichen Exemplar bis zu quietschbunten Comic-Formaten. Daniela beißt genussvoll in ein Gebäckstück und keucht – eine scharfe Currymischung statt der erwarteten Aprikosen-Nuß Füllung.

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Wir biegen ab – die letzten zehn Kilometer radeln wir auf einem Feldweg, zuerst an Enten- und Hühnerhöfen vorbei – mitten an der sumpfigsten Stelle muss das platte Hinterrad von Lutz repariert werden. Totos Auto wird von einer Absperrung blockiert, Michaels Kette springt ab und Ute fällt mitsamt dem Fahrrad in einen schmalen Graben. ‚Welcome to Rain City‘ steht auf dem von der Sonne angestrahlten Ortseingangsschild. Abendessen gibt es auf einem Garküchenmarkt – mitten im asiatischen Gewühl und mit frittierten Bittergurken zum Nachtisch. Open air. Regenfrei.

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