Nichts kann uns aufhalten

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Fahrt von Shangluo nach Shanyang bei wechselnder Bewölkung – 30 km hinauf, 30 km herunter

Nichts kann uns aufhalten – nicht mal ein Erdrutsch. So ungefähr sollte ich das hier wiedergeben. Stimmt aber auch. Kaum haben wir die letzten Häuser von Shangluo hinter uns gelassen, stehen wir auch schon wieder. Über die Straße ist eine Mauer gebaut, mit einem blauen Tor drin. Hier ist unübersehbar geschlossen. Dahinter ist die Straße auf einer längeren Strecke unter einem Stück Abhang verschwunden. Etwa 200 m weiter oben steht ein Bagger auf einem Felsvorsprung und baggert sich seinen Standplatz weg. Große Felsbrocken poltern zu Tal. Xiao Yang steht auch schon da und telefoniert mit einem Kumpel aus der Stadt. Da sei wohl nichts zu machen, meint er und wir müssten mit dem Auto eine Umfahrung über die Autobahn nehmen, was außerdem bedeutet, dass wir zweimal fahren müssen, weil nicht alle Platz haben. Xiao Yang packt gleich an und schnappt sich ein Rad, um es auf den neuen Heckgepäckträger zu wuchten. Daraus entwickelt sich etwa folgender Dialog:

Chinese: Ok, wir packen die Räder rauf. Komm hilf mir mal.
Deutscher: Na warte mal kurz. Wir gucken uns das lieber erstmal an. Wie macht man das überhaupt fest?
Chinese: Oh. Das weiß ich auch nicht. Hab ich vergessen. Na wir tun‘s erstmal rauf.
Deutscher: Hmm, gibt’s nicht ne Bedienungsanleitung dazu? Dann könnten wir mal nachsehen.
Chinese: Ja schon, aber hab ich vergessen. Irgendwie mit den Bändern hier. Wir probieren das einfach mal.
Deutscher: Hmm, also gut, probieren wir’s mal…

Das mit dem Probieren funktioniert dann auch tatsächlich und es war auch gar nicht besonders kompliziert. Das erste Rad ist schon fast befestigt, als sich plötzlich eine neue Möglichkeit auftut. Ein Mann aus dem Dorf sagt uns, dass die Straße nur an dieser Stelle gesperrt ist und man das aber umgehen kann, wenn man über die kleine Brücke gleich nebenan geht und dann dem Fußpfad an der Staumauer entlang folgt. Es wäre ganz einfach zu finden und er muss auch gleich da lang. Nur die Räder müsse man tragen. Da wir alle keine richtige Lust auf Autofahren haben, schicken wir Xiao Yang alleine auf die Autobahn und nehmen den Weg über die Brücke. Zu Beginn kann man noch fahren, bald schieben wir aber und zu guter Letzt müssen wir unsere Räder dann tragen. Radfahren und Wandern hatten wir schon jetzt wird es also zur Abwechslung mal Rad-Wandern. Als wir uns unterhalb der Staumauer vorbeimühen sind wir recht froh, dass uns die Bauern behilflich sind und auch dass offenbar gerade Niedrigwasser herrscht und die Staumauer geschlossen bleibt.

Danach haben wir die Straße erstmal ein Stückchen für uns alleine und können in aller Ruhe den Anstieg bis zum einzigen Pass heute beginnen. Es folgen 30 km Abfahrt bis zum Hotel, ein kurzes Erfrischungsgetränk und dann geht es gleich nochmal los auf einen kurzen Ausflug zu einer alten Pagode aus der Tangzeit, die sich ganz in der Nähe befindet. Die wird aus allen erdenklichen Richtungen abgelichtet, außerdem entdecken wir noch ein paar versprengte Terrakottakrieger, die hier hinter Schloss und Riegel gebracht wurden und genießen die Aussicht über die Stadt. Am großen Platz vor dem Hotel finden wir einen ganze Reihe von merkwürdigen Spielzeuggefährten, die auf willige Benutzer warten und aussehen wie Strandkörbe mit überdimensionierten Rädern. Leider ist mir die korrekte Bezeichnung unbekannt, aber ich fände Rollatoren ganz passend, wenn der Begriff nicht schon vergeben wäre. Wir probieren also mal einen aus und im Nu sind auch die anderen alle ganz plötzlich besetzt. Man möchte uns wohl ganz gerne noch eine Weile länger dabehalten, was wahrscheinlich den Tagesumsatz um 500 % steigern würde, aber wir wollten noch nach etwas Gegrilltem Ausschau halten, nachdem uns das gestern nicht vergönnt war. Also verabschieden wir uns vom Platz des Volkes und machen uns auf den Weg zum Nachtmarkt, wo wir dann auch schließlich fündig werden.

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