Alte Straßen, neue Straßen

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

94 km von Shangri-La nach Qiaotou, 1.400 Höhenmeter abwärts

Aus dem tibetischen Hochland bei Shangri-La ging es heute auf unserer ersten richtigen Radetappe nach Qiaotou am Eingang der Tigersprungschlucht. Nach der gestrigen Erfahrung mit abfrierenden Fingern bei Regen und eisigen Temperaturen hatte Heinz schon angekündigt, erst einmal im Begleitfahrzeug zu fahren, sollte es heute früh regnen. Glücklicherweise kam pünktlich zum Aufbruch die Sonne heraus, sodass wir uns alle gemeinsam auf die Räder schwangen und nach Süden losrollten.

Anfangs ging es auf breiter Straße mit mäßig viel Verkehr, gegen Mittag jedoch konnten wir auf eine alte, unbefahrene Straße ausweichen. Ín vielen bergigen Gegenden Chinas gibt es parallel verlaufende Straßen: Die „alten“ Straßen, die sich, mit einfachen Mitteln gebaut, in Serpentinen über die Berge schlängeln, und die „neuen“, mehrspurigen, die über Brücken und durch die Berge hindurch gerade wie von der Schnur gezogen der Natur trotzen. Das Beste an den neuen Straßen ist, dass, wenn sie einmal fertig sind, die alten nicht mehr benutzt werden und zu wunderbaren autofreien Fahrradpisten werden.

So die Theorie. In unserem Fall jedoch war die alte Straße doch etwas befahren, und zwar von LKWs und Baufahrzeugen, die an der „ganz neuen“ Straße bauen. Diese neue Autobahn soll in Zukunft Lijiang und Shangri-La noch besser verbinden und wird mit Sicherheit viele Touristen ins tibetische Hochland schwemmen. Während sich die Anzahl der Laster noch sehr in Grenzen hielt, hatte die Baustelle für uns den Nebeneffekt, dass sich die Straße durch die von den Lastern heruntergefallenen Lehmerde an vielen Stellen in eine richtige Schlammpiste verwandelt hatte. Andra, die zu Hause auch gerne offroad mit dem Mountainbike unterwegs ist, war richtig in ihrem Element, während Ingrid und Raimer ihr Tandem nur mit Mühe und viel Geschick durch die Schlaglöcher und Schlammpfützen manövrieren konnten. Ein Erlebnis war’s allemal, und die Blicke auf die brutalen Großbaustellen in dem engen Tal waren schon etwas besonderes.

Unsere Räder sahen nach dem kleinen Abenteuer aus, als bestünden sie ganz aus Lehm! Wieder an der neuen Straße angekommen, nutzten wir die erste Autowaschanlage (drei dicke Wasserschläuche), um unsere Räder und uns selbst gründlich abzuspritzen und rollten die letzten 20 Kilometer genüsslich über den glatten Asphalt nach Qiaotou.


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