Einradeln

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Lanzhou nach Liujiaxia, sehr warm, 83 km, 885 Höhenmeter

Am ersten Radtag müssen wir eine Stadtausfahrt meistern. Aus Lanzhou heraus ist das diesmal überschaubar. Wir folgen dem Gelben Fluss 33 Kilometer stromaufwärts, nach der Hälfte der Strecke nimmt auch der Verkehr ab und es gibt keine größere Baustellen auf dem Weg.

Es ist trocken und heiß, und dass es nach dem Abzweig stetig bergauf geht, sieht man der Passstraße erst beim Blick zurück an. Die Gegend ist karg, an einigen Stellen haben Bauern den Hügeln kleine Terassenfelder abgerungen, aus einem Tempellautsprecher plätschert meditative Musik in die Umgebung. Unterwegs versorgt uns unser Fahrer Xiao Ding mit Gebäck aus Dali. Gute Bedingungen also zum Einradeln, in der nächsten Woche warten höhere Berge und niedrigere Temperaturen auf uns. Unangefochtener Bergkönig ist Ulrich, und ich vermute, das könnte erst einmal so bleiben.

Unser Zielort Liujiaxia entpuppt sich als entspannte Kleinstadt, und nach einem hübsch verzierten Essen im Hotelrestaurant machen wir einen Abendspaziergang an der Uferpromenade des Gelben Flusses. Wahrscheinlich weiß jetzt die halbe Stadt, dass wir Radfahren, woher wir kommen und wie alt Gerd ist, denn ein älterer Stadtbewohner hat vehement auf Herausgabe dieser Info bestanden.


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Tour-Start am Gelben Fluss

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Ankommen und Tagesausflug in Lanzhou

Nach einer langen Anreise sind wir endlich angekommen, in Gansus Provinzhauptstädtchen Lanzhou. Denn im Vergleich zu anderen Großstädten Chinas ist Lanzhou mit seinen 3,6 Millionen Einwohnern (zumindest war das 2010 bei der offiziellen Zählung so, die Zahl wird stark gestiegen sein), tatsächlich eine Städtchen. Trotz der vielen Baustellen und Hochhausblocks gibt es sie noch, die kleinen Gassen mit den Garküchen, in denen jede Menge Jiaozi, Nudeln und andere kleine Snacks verzehrt werden können, es herrscht eine entspannte Atmospäre, bei immerhin 31 Grad und strahlendem Himmel.

Wir sind diesmal zu sechst unterwegs, auf der Osttibet-Tour. Aber bevor es morgen so richtig losgeht, erkunden wir Lanzhou zu Fuß und mit dem Rad, testen die am Sonntagnachmittag gut besuchten Tee- und Biergärten am Gelben Fluss, und fahren hoch zum Berg der Weißen Pagode.

Die letzten Justierungen an zwei Rädern vertrauen wir einem älteren Herrn an, der in einer Seitengasse bequem auf seinem Stuhl sitzt, die Füße hochgelegt, und vor sich hin döst, neben ihm ein paar sehr alte Werkzeugkästen und das war es. Was denn das Problem sein, fragt er, und einige von uns fragen sich, ob der gute Mann wohl schon einmal eine Kettenschaltung gesehen hat. Nach nicht ganz fünf Minuten sind alle Einstellungen perfekt, Schaltung und Steuerkopf laufen wie geschmiert. Immerhin repariert der Meister seit 40 Jahren Fahrräder, sowas macht er im Schlaf. Man darf sich eben nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen, außerdem kam der Tipp von einer der Hotelangestellten, die ganz in der Nähe wohnt und hier überall Freunde und Verwandte hat – abseits der halb leerstehenden Wolkenkratzern und Bauruinen funktioniert die Nachbarschaft wie eh und je. So kann es weitergehen.


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Nach der Reise ist vor der Reise

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Am letzten Tag unternehmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, die uns erneut durch das brandneue Stadtviertel Gaozhuang sowie auf die andere Mekongseite und zum großen Buddha von Jinghong führt.

Heute treffen wir aber auch auf Karls Gruppe, die zur Goldenen Dreieck-Tour startet. Einige kennen sich schon von früheren Fahrten, und unter großem Hallo werden die Hotellobby und die kleine Nudelbude gegenüber gestürmt.

Carola und Karlheinz schließen sich schon so halb ihrer neuen Gruppe an, für uns andere heißt es Abschied nehmen: von den Rädern, der Reise, Xiao Luo und Xiao Ding, und vom schönen Yunnan. Es war eine schöne Tour auf der Teestraße. Ich zumindest komme wieder, soviel ist sicher!  

(Statistik folgt)
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Bereit für eine andere Welt?

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Sanchache nach Jinghong, 42 km, schwül-warm und Regen

Ich wache auf und es regnet. Nein, es schüttet, und weil die dicken Tropfen unaufhörlich auf das Zierdach aus Wellblech am Eingang prasseln, hört sich das Ganze noch viel viel stärker an. Ein Regenguss unterwegs wäre schon ok, aber bei diesem Wetter zu starten, das wollen wir dann doch nicht. Abwarten und Tee trinken, heißt sie Devise, und eine Stunde später als geplant reißt der Himmel auf und wir können starten.

„Es gibt gute Nachrichten“, meint Xiao Ding, „die Autobahn von Kunming nach Mohan ist im September endlich fertig gebaut worden, deswegen sollte es auf unserer Straße ruhiger sein.“ Das trifft zu, und so macht einigen von uns nur noch die steigende Luftfeuchtigkeit, nach dem Regen ist es besonders dampfig, zu schaffen. Unser Zielort der Teestraßen-Tour, Jinghong, liegt etwa auf 21° nördlicher Breite und damit, zumindest nach einer der Definitionen (alles innerhalb der Wendekreise, also 23° nördlicher und südlicher Breite), schon in der Tropen. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, und wir bekommen immer wieder eine warme Dusche ab.

In der 500.000 Einwohner zählenden kleinen Stadt sind wir in Gaozhuang untergekommen. Am Ufer des Mekongs wurde innerhalb von knapp sechs Jahren ein kompletter Stadtteil aus der schlammigen Erde gestampft: hübsche Wolkenkratzer, dazwischen kleine Dörfer mit Nachtmarkt, am Ufer ein riesiges Hotel, daneben Apartments zum Kauf oder zur Miete. Von den fünf Zonen, mit deren Bau 2012 begonnen wurde, sind vier schon fertig, der fünfte soll Ende 2018 ebenfalls abgeschlossen sein. Es ist ein beeindruckendes Projekt, das wir uns erst im Modell und danach bei einem Rundgang bei Nacht ansehen. Nicht nur ich habe das Gefühl, China verlassen und in Thailand oder einer ganz eigenen Welt gelandet zu sein. Ein erstaunlich leiser Nachtmarkt mit zahlreichen Ständen, viel Gegrilltem, Obst und sonstigen Leckereien… wir snacken uns fröhlich durch.


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Freitag der 13.

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Aus den Teeplantagen nach Sanchahe

… ist zwar erst morgen, aber dieser Tag hatte es in sich und wir waren froh, als Donnerstag der 12. vorüber war.

Dabei hatte alles so gut begonnen: aus den Teeplantagen heraus führt die kleine Straße direkt durch einen Nationalpark: die Vegetation wird Djungel-ähnlich, die Bäume genauso wie die Luftfeuchtigkeit an den Steilhängen höher, und von den Monokulturen ist nichts mehr zu bemerken. Oben angekommen haben wir wechselweise einen Blick auf das dichte Grün oder die Wolkenfetzen unter uns und genießen die Hefeschnecken, die Xiao Luo heute früh noch aus einer Bäckerei in Pu`er besorgt hat. „Dafür muss man ab sechs Uhr anstehen, und jede Person darf nur zehn Stück mitnehmen“, erzählt Xiao Luo, „so begehrt und selten ist dieses Gebäck.“

In der zweiten Tageshälfte ist uns leider ein Kind ins Rad gelaufen, was hinterher glücklicherweise glimpflich für alle Beteiligten ausgegangen ist. Uns steckten der Schock und die Sorge jedoch noch den ganzen Tag in den Knochen. Schließlich gab es einen tropischen Platzregen und keinen Unterschlupf weit und breit. Nass bis auf die Haut und einige ziemlich durchgefroren (was auch bei den warmen Temperaturen vorkommen kann), wollten wir die letzten 30 km Abfahrt auf glitschiger Straße heute einfach nicht mehr riskieren. Mit einem zusätzlichen Auto ging es also zum Zielort, der mitten im „Wild Elephant Valley“ liegt. Ein rauschender Fluss hinter dem Haus, das Zirpen der Grillen und Zikaden und zahlreiche uns unbekannte Vogelstimmen – eigentlich schönste Urwaldkulisse – das alles nehmen wir nur noch am Rande wahr und fallen ziemlich erledigt in den Schlaf.


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Endlich Tee

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Pu`er in die Teeplantagen, 27 km, sehr hügelig

Dieser Tag steht ganz im Zeichen des Tees. Am Vormittag brechen Renate, Werner, Karlheinz und ich zum Teemarkt von Pu`er auf. Pu`er ist die Hauptstadt des gleichnamigen Tees, die diesen Namen allerdings erst 2007 bekam. Das heutige Ning`er, eine etwas chaotische kleinere Stadt, musste diesen Titel an das ehemalige Simao abgeben, was auf alten Karten, Orts- und Entfernungsbeschilderungen noch immer für Verwirrung sorgt.

Der Chayuan Guangchang ist ein Teegroßmarkt mit vielen Hallen und kleinen Läden, in denen alle möglichen Tees, Teezubehör und die dazugehörigen Möbel angeboten werden. Besonders beim Anblick der großen Teetische, die aus ganzen Baumstämmen mit gut zwei Metern Durchmesser und oft mehr als drei Meter Länge bestehen, blutet mir das Herz. Unvorstellbar, welche Urwaldriesen hierfür gefällt wurden. Aber wir sind ja wegen des Tees hier, und der mundet. Wir sind früh dran, und in den Geschäften ist es noch ruhig. So können wir in aller Ruhe Tee verkosten.

Der ungereifte Pu`er Tee ist heller in der Farbe und etwas bitter, auch wenn es sich um den begehrten „first flush“, also die ersten zarten Blätter der Teeernte im März, handelt. Der gereifte Tee hat dann die charakteristische rotbraune Farbe und ist rauchig im Geschmack, mit einer feinen Vanillenote, wie Renate findet. Der Tee, den wir verkosten, hat anscheinend in Guangzhou einen Preis gewonnen. „Diesen Tee kann man auch am Abend trinken“, antwortet eines der drei Mädels, die uns elegant durch die Teezeremonie führen, auf die Frage, ob man nach dem Teegenuss auch schlafen könne. Gut für die Verdauung, fettreduzierend, beruhigend, das sind alles Eigenschaften, die einem gereiften Pu`er Tee zugeschrieben werden. Er wird im Gegensatz zum Grüntee mit kochend heißem Wasser aufgegossen. „In dieser Gegend erreichen wir wegen der größeren Höhe allerdings nur 97 Grad Celsius“… so geht es eine Weile weiter und wir trinken einen Aufguss nach dem anderen (es sind bis zu 20 Aufgüsse möglich), der jeweils etwas anders schmeckt. Schließlich entscheiden wir uns für einen gereiften Tee, der traditionell in Fladen gepresst verkauft wird.

Schnell geht es zurück zum Hotel, und auf die Räder, denn wir wollen heute noch in die Teeplantagen fahren. Auf den knapp 30 km legen wir gut 600 HM zurück, es ist eben hügelig im Lande des Tees. Unterwegs entdecke ich die ersten Mimosen, die auch noch auf den Blog-Bildern zu sehen sind. Unsere Unterkunft liegt in den Teehängen, und wir verbringend den Nachmittag mit Entspannen und Spaziergängen durch den Tee.


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So schön kann Radeln sein

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Zhenyuan über De`an nach Pu`er

Ab Zhenyuan begleitet uns Xiao Ding, weil sich Xiao Luo für ein paar Tage um die kleine Tochter kümmern muss. Es folgen zwei bergige Radtage, die jeweils über 1.000 HM für uns bereithalten. Dazu warmes Wetter, kaum Verkehr und eine tolle Landschaft, was will man mehr.  

Dicht bewaldete, steile Hügel, grün grün und nochmal grün, links von uns meist der Fluss. Am Morgen hängt der Nebel in den Hügeln, was der Szenerie eine mystische Stimmung verleiht. Spätestens zur Mittagspause ist es so warm, dass wir uns über jeden Schatten freuen und dafür auch mal auf der falschen Straßenseite fahren. Den wenigen Fahrzeugen, die hier unterwegs sind, scheint das nichts auszumachen.

Nach De`an sind es 87 km und 1.021 HM. Die erste Tageshälfte vergeht wie im Fluge. Wir halten nur ganz selten zum Fotografieren an, mir haben es beispielsweise die stacheligen Blätter und große schwarze Schmetterlinge angetan. In der Mittagspause sitzt eine kleine chinesische Gesellschaft neben uns, die fröhlich Schnaps trinkt und immer lauter wird. Wir probieren nur den Apfelsaft, der ein wenig nach Essig schmeckt und für unseren Geschmack etwas zu stark gezuckert ist. In der Auslage befinden sich auch Bambuswürmer und Bienenwaben, die wir aber dankend ablehnen und lieber nur gebratenen Reis bestellen.

Die unangefochtene Bergkönigin ist Renate. Das stellt sich auch wieder auf dem letzten Anstieg nach De`an heraus. Werner dagegen meistert die schnellsten Abfahrten, egal wie kurvig die Straße auch sein mag. Karlheinz fährt am liebsten in den großen Gängen. Carola findet heute riesige Schnecken und der andere Werner macht mit seinem orangenen Helm eine gute Figur in der grünen Umgebung.

De`an ist ein kleines Dorf, das noch von einem Lautsprecher mit Parolen beschallt wird. Die beginnen am Morgen kurz nach den Hähnen, ausschlafen kann man hier sicherlich nicht. Also sind auch wir vor acht auf der Straße. Die Strecke ist wegen Erweiterungsarbeiten zeitweise gesperrt, so dass wir am ersten Anstieg nahezu allein unterwegs sind. Oben angekommen zeigt sich kurz die Sonne, die Abfahrt im Nebel ist so kühl, dass man schon fast eine Jacke anziehen muss. Bis nach Pu`er sind es 106 km, und auf drei Anstiegen kommen knapp 1.600 HM zusammen.

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: wir sind schon um vier Uhr in Pu`er, wo ich einen kleinen Zivilisationsschock bekomme. Die Räder stellen wir in die Tiefgarage des Hotels ab, statt Hühner- und Schweineställen befinden sich jetzt Bars und Restaurants in der unmittelbaren Umgebung, und zwar so viele, dass man sich kaum entscheiden kann. Die Ausgehmeile von Pu`er kommt sehr schick und großstädtisch herüber, es gibt Hochglanzgeschäfte und Musicbars mit stylischen Innenräumen, in denen angesagte Bands spielen. Bis zum Auftritt hat allerdings nur noch Werner durchgehalten. Uns anderen steckten die beiden schönen aber auch anstrengenden Radtage in den Knochen.


Strecke vom 09.10.2017 (Zhenyuan nach De’an)[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-09_Cha173.gpx“]
Strecke vom 10.10.2017 (De’an nach Pu’er)[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-10_Cha173.gpx“]

Berge, Bambus und Bananen

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

von Weishan über Nanjian nach Jingdong und Zhenyuan

… und vieles mehr. Ich mache einmal den Versuch, drei Radtage zusammenzufassen, was nicht so einfach ist, denn wir haben ziemlich viel erlebt.

In Weishan verbringen wir noch einen Vormittag, besichtigen u.a. das Nanzhao-Museum (über ein Königreich, das etwa von 600 bis 900 n.Chr. in dieser Gegend Yunnans bestand, und auf dessen Spuren man auf der Südlich der Wolken-Tour z.B. am Steinschatzberg stößt) und essen in einer angesagten Nudelbude zu Mittag, in der die Nudeln aus einem einzigen Teigfaden gezogen werden. Auf der kurzen Fahrt nach Nanjian, es geht 40 km tendenziell bergab, stoßen wir dagegen immer wieder auf die Spuren der heutigen Entwicklung: überall werden neue Straßen, Autobahnen und Eisenbahntrassen gebaut. In Nanjian werden wir herzlich von der Hotelchefin empfangen, es gibt Tee und Walnüsse (es ist gerade Erntezeit). Außerdem empfiehlt sie uns ein Restaurant am anderen Ende der Stadt. „Es ist ganz einfach, ihr fahrt bis zur Endstation des Elektrobusses, es gibt nur eine Linie, die immer die Hauptstraße auf- und abfährt“. So haben wir es auch gemacht und viel Freude dabei gehabt. Kleinstädte (Nanjian hat etwa 200.0000 Einwohner) sind immer wieder für eine Überraschung gut.

In Nanjian starten wir früh, eine Nudelbude hat glücklicherweise schon um halb acht geöffnet. Die Fahrt ist 108 km lang und wir überwinden dabei knapp 1.300 Höhenmeter. Die ersten 20 km geht es bis auf gut 2.000 m Höhe stetig bergauf, den Rest des Tages rollen wir an einem kleinen Fluss hinunter auf eine Höhe von 1.200 m. Ok, ein bisschen in die Pedale treten muss man dafür schon. Zwischendurch trifft Xiao Luo an einem Obststand eine alte Freundin, die Welt ist klein. Spätestens heute beginnt der zumindest für mich botanisch interessante Teil der Tour: jetzt tauchen riesige Bambuswälder und die ersten Bananen auf. Nach einer letzten Rast in der üppigen Vegetation landen wir im Hotel von Xiao Luos Schwester und essen mit der Familie zu Abend: Mutter, Sohn und Tochter sind alle dabei, und schließlich kommt auch noch der Ehemann Xiao Ding dazu, der in den letzten Woche eine andere China by Bike Radgruppe begleitet hat. Ein schöner Abend mit Familienanschluss!

70 Kilometer nahezu eben (es sind dann doch noch knapp 700 HM zustande gekommen) laden zu zahlreichen Fotostopps ein. In dieser Gegend, zwischen dem Fluss und den Bergen, wird unglaublich viel angebaut: Zuckerrohr, Taro, Reis und Tabak waren uns schon bekannt. Dass hier auch Maulbeerbäume in großer Anzahl gepflanzt werden, war zumindest mir neu. „Die kleinen Büsche, dessen Blätter an Bambus erinnern, sind übrigens Ingwer“ beantwortet Xiao Luo meine Frage von gestern. Und tatsächlich entdecke ich die Pflanze in fast jedem Gemüsebeet. Aus den Plastikplanen dagegen sprießt meist Chili. Auch die Plantagen der Drachenfrucht, die wir neben den kleinen Bananen in den Obstpausen genießen, sind uns jetzt bekannt. Alles, was ich nicht kenne und häufig auf den Feldern sehe, wird fotografiert und später nachgefragt. Vielleicht können wir es in der nächsten Pause oder am Abend in einer Garküche bestellen (die blau blühenden Wasserhyazinthen sind eher für das Vieh bestimmt)… heute Abend gab es allerdings Fisch-Hotpot, die Wahl war auf einen Stör gefallen. Dafür mussten wir allerdings ein paar Minuten am neu angelegten Parkstreifen am Kanal entlang spazieren. Denn Neu-Zhenyuan ist eine zwar schon gebaute und hübsche saubere Stadt, steht aber zum größten Teil noch leer. Die wenigen Geschäfte bieten meist Tee an, und die großen Bauten lassen ahnen, dass einige Geschäftsleute bereits hier mit Tee gutes Geld verdienen. Die ersten Teebüsche haben wir gestern gesehen, aber eher vereinzelt, das wird noch besser werden. Gegen Ende der Etappe haben wir einem Stück Holperstraße Tribut gezahlt: beim Bruch des Schaltwerks ist glücklicherweise nur dem Fahrrad etwas passiert.
Sämtliche genannte Pflanzen und einige mehr finden sich in den Bildern wieder:


Stecke vom 06.10.2017 (Weishan nach Nanjian)[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-06_Cha173.gpx“]
Strecke vom 07.10.2017 (Nanjian nach Jingdong)[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-07_Cha173.gpx“]
Strecke vom 08.10.2017 (Jingdong nach Zhenyuan)[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2017-10-08_Cha173.gpx“]

Weishan und sein daoistischer Berg

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Ausflug zum daoistischen Weibaoshan, 13 km, 500 Höhenmeter

Zum Ruhetag in Weishan möchte ich die Bilder sprechen lassen. Ruhetag heißt übrigens, dass Renate, die beiden Werner und ich nur 13 Kilometer zum daoistischen Weibaoshan geradet sind. Weil immer noch Feiertagswoche ist, waren die etwa 400 Jahren alten Tempel gut besucht und eine meditative Hintergrundmusik eingeschaltet. Der Daoismus hat sich mir noch nie so richtig erschlossen, aber vielleicht macht gerade das den Reiz aus.

Nach dem Abendessen schlendern wir wieder durch die Fußgängerzone Weishans und bleiben an dem einen oder anderen Stand mit getrockneten Früchten und kandierten Walnüssen hängen. Gut, dass es ab morgen wieder richtig aufs Rad geht.


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Mondfest

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Xiangyun nach Weishan, 97 km

Heute Abend zirpen die Grillen sehr laut. Die chinesische Familie im Innenhof ist dagegen ziemlich leise, und das will etwas heißen. Es ist Mondfest, also ein bestimmter Vollmond im Herbst, der nach dem Bauernkalender bestimmt wird. An diesem Tag kommt die Familie zusammen, schaut in den Himmel und isst. Dabei geht es eher beschaulich zu.

Apropos Essen: auf die Nudelsuppe haben wir heute früh verzichtet und dafür Leckereien aus der chinesischen Bäckerei und Baozi mit süßer Bohnenpasten- und Pilzfüllung gegessen, die wir am Stand mit den vielen großen silbernen Dampfeinsätzen erstanden haben. Kurz nach der Stadtausfahrt aus Xiangyun lassen wir erst einmal unsere Räder vom Schlamm befreien, von der Dame am Truckstop. Nach 58 Kilometern machen wir eine kleine Obst- und Kekspause in einem kleinen Park. Der Schatten tut gut und außer uns haben sich auch einige Chinesen ins Gras gesetzt, um zu entspannen. Kurz darauf gibt es einen Regenschauer, der die Luft reinigt und uns eine staubfreie Weiterfahrt ermöglicht. Bei unserem heutigen Nudesuppenstopp sehen wir an den ersten Papayabäumen, dass wir uns ein gutes Stück nach Süden bewegt haben. Es ist herrlich warm und wir könnten noch Stunden hier sitzen bleiben…

Die letzten Kilometer nach Weishan sind purer Genuss: leichte Steigung, tolle Landschaft, kaum Verkehr, keine Baustellen.

In Weishan lassen wir die Seele baumeln: im Innenhof des Hotels im Stil einer alten Karawanserei kann man prima sitzen, im nahen Restaurant herrscht reger Feiertagsbetrieb und die hübsch beleuchtete Altstadt lädt zum Schlendern ein. Nur die Bedienung der chinesischen Waschmaschine ist nicht ganz einfach: Wäsche von oben einfüllen und Wasser einlassen bekommen wir gut hin, nur der Abfluss funktioniert nicht. Also muss die Wäsche ganz altmodisch in der großen Schüssel ausgespült werden. Bei der warmen Witterung sollte sie bis morgen getrocknet sein. Yunnan im Herbst ist einfach toll, um denn kurzen europäischen Sommer etwas zu verlängern!


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