Resümee der Laos-Reise

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

Laos ist (wie auch die anderen Indochina-Länder) ein absolut bereisenswertes Land, und zwar um vieles mehr als viele andere Länder! Als Kronzeuge sei Scholl-Latour angeführt, der so ziemlich alle Länder der Welt gesehen hat. Er schreibt: „Immer wieder wurde mir die Frage gestellt, wo ich mich denn am wohlsten gefühlt, welche Region mich am tiefsten beeindruckt und in ihren Bann gezogen hätte. Die Antwort war stets die gleiche und sie kam immer spontan: „Indochina, mon amour“. Es ist ihm zuzustimmen.

Laos bietet (speziell nördlich von Vientiane) ungewöhnlich schöne Landschaften, das Klima (zur Zeit des europäischen Winters) ist sehr angenehm, das Essen prima, usw. Und schließlich und vor allem: es ist einfach umwerfend und für einen europäischen Mieseprim schlechterdings kaum nachvollziehbar, mit welcher Freude und Freundlichkeit, mit welch‘ strahlendem Lächeln und glückseligem Gesichtsausdruck Jung und Alt all überall einem (radelnden) Europäer begegnen und ihn begrüßen. Alle, ob tratschende Weiber, trinkende Männer, spielende Kinder oder turtelnde Jungs und Mädels, sie alle unterbrechen häufig das gerade Getane, rufen und winken begeistert und lassen bei dem Fremden das Gefühl aufkommen, aufs Herzlichste willkommen zu sein. Die Kleinkinder schreien ununterbrochen “ Sabadee“ und „hello!“, was sich wie ein Lauffeuer entlang den Wegstrecken verbreitet, nachdem die Häuser und Hütten üblicherweise parallel zur Straße wie an einer Kette aufgereiht sind. Die mit einem strahlenden Lächeln daher kommende unbefangene Neugierde und warmherzige Offenheit sind das wirklich Beeindruckende der Reise und allein jegliche Anstrengung wert!

Kurzum: Es sei jedem empfohlen, so bald als möglich hin zu fahren, bevor das Land durch den weiteren Einbezug in den internationalen Wirtschaftskreislauf all seiner so überaus charmanten Besonderheiten beraubt werden wird.

Doppeletappe

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

In zwei Tagen Von Savannakhet über Ban Xenouan nach Pakse

Die beiden folgenden Überlandfahrten mit je rund 120 km/Tag sind wieder der Freude am Fahren gewidmet. Schneller hat wohl noch keine 4er Tourenradgruppe die Strecke bewältigt, das Mittel liegt wieder im besseren 20er-Berich.

Auffällig gegenüber den letzten beiden Jahren die zunehmende Bautätigkeit links rechts der mehr oder minder schnurgeraden Straße: Immer mehr neuere Häuser und Geschäfte säumen die Straßenränder, darunter auch eine Reihe recht ordentlich ausschauender Gästehäuser.

Der erstandene Besitz wird dabei gerne eingehegt, wo’s caro einfach zugeht, mit schlichten Holzstangen, wo’s geldiger zugeht mit monströsen, schmiedeeisernen Gittern mit Goldapplikationen, ziselierten Metallstäben und anderem Zierrat. Das ganze Kunstwerk samt pompöser Toreinfahrt kann dann schon mal so viel kosten wie der Bau des Hauses selbst, wie Hoy erzählt. Aber was tut man nicht alles für die Schönheit…

Savannakhet

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

Ein Ruhetag

Sonntag ist auch Markttag. Wie immer in Asien ist das Angebot in den Märkten allumfassend. Es findet sich alles von der Windel bis zum Werkzeug. Auch für den „Gutschmack“ und die Verschönerung von Mensch und Haushalt bietet sich ein umfassendes Angebot. In der Fleischabteilung sollte man sich allerdings vielleicht nicht zu lange aufhalten – der Anblick ist nicht nur für Veganer sehr gewöhnungsbedürftig. Immerhin sind die Metzger innerhalb der Hallen den offenen Türen gegenüber platziert, wohl damit die Fliegen recht bald den Ausgang finden…

Trotz des Sonntags herrscht Gedränge zwischen den Ständen, v.a. viele Frauen schieben sich durch die Auslagen, derweil ihre abwesenden Männer vermutlich zu Hause ihre Hähne auf die anstehenden Kämpfe vorbereiten, wozu i.ü. auch das höchst liebevolle Streicheln des Federviehs gehört.

Die Stadt wartet ansonsten noch auf den Prinzen, der sie wachküsst. Verkehrstechnisch zwar inzwischen von Bedeutung für den Nord-Süd und v.a. Ost-West-Verkehr (Vietnam-Thailand); der mit dem Ausbau der Überlandstraßen erhoffte touristische Aufschwung lässt allerdings noch auf sich warten, die einst von den Franzosen als Verwaltungszentrum aufgepäppelte Stadt bietet am Ende dem kündigen internationalen Touristen zu wenig.

Ein neuer Renntag

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

104 km von Thakhek nach Savannakhet

Heute ist wieder Renntag angesagt, die über 100 km von Thakhek nach Savannakhet mehr oder minder parallel zum Mekong gelten für Martina, Wolfgang, Kaspar und Joachim wieder als Highspeed-Strecke. Was das heißt? Man mag’s kaum glauben, aber bei einigen Abschnitten zeigte der Tacho allen Ernstes 37-38 Km/h! Und der Durchschnitt liegt am Ende bei 23,5 Km/h! Bei kernigen 30 Grad! Wobei wir ja nicht etwa mit Renn- sondern Tourenrädern unterwegs sind. Das Schwarze vor meinen Augen sind also auch keine aufkommenden Gewitterwolken!

Jessesmariaundjosef. Radfahrerisch macht mir die Gruppe eine ordentliche Schmier, was sich als Tourenleiter ja vielleicht nicht so gut macht. Auch das spätere Aufputschen an einem kleinen mobilen Kaffeestand kann die Verhältnisse nicht grundsätzlich ändern, die vier langen ihrerseits ja auch zu. Immerhin sind sie nachsichtig und sehen mir die spätere Fahrt im begleitenden Besenwagen nach.

Auf Crashkurs

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

Transfer von Vientiane nach Thakhet

Am nächsten Morgen erleben wir dann doch noch eine andere Seite von Vientiane. Auch diese Stadt kennt inzwischen morgens und abends ihre Rush Hour, wo’s für alle nur stop-and-go gibt. Es verliert sich alles Bedächtige und Betuliche und macht einer Geschäftigkeit Platz, die keinen Unterschied mehr kennt zu dem Gewusel in anderen asiatischen Großstädten.

Bei dem sich anschließenden Transfer nach Thakhet wird das Erlebnis Laos um ein erinnerungswürdiges Kapitel erweitert. Unter freizügiger Auslegung aller Paragraphen und Vorschriften rast unser Minibus-Fahrer volles Rohr über reparaturbedürftige Landstraßen, die Unvernunft als beständigen Beifahrer dabei. Abenteuerliche Überholmanöver halten uns hellwach und eventueller Sekundenschlaf wird allein deswegen schon unterbrochen, weil der Fahrer gleich wieder durch ein Schlagloch donnern und uns senkrecht aus den Sitzen katapultieren wird.

Gemächlich die Straßen kreuzende Kühe zwingen ihn dabei gelegentlich zu Vollbremsungen, wobei, wie unser neuer und sehr netter local guide Hoi erzählt, die laotische Rechtslage im Falle eines Crashs immer dem Kuhhalter die Schuld (in Form einer 300$-Zahlung) zuweist. Leider lässt sich daraufhin nie ein Halter auftreiben… (als Entschädigung für seinen Blechschaden nimmt der Fahrer daraufhin wohl gelegentlich einfach die Kuh mit)

Dass unser Fahrer -wohl verwirrt durch die nächtliche Anfahrt – anfänglich auf einer Einbahnstraße die falsche Richtung einschlägt, ist mit im Programm. Der aufkreuzende Polizist nimmt dem Fahrer die kleine Unkorrektheit aber nicht sonderlich krumm, jedenfalls, nachdem dieser sich mit ein paar Scheinchen auf dem kleinen Dienstweg entschuldigt hat.

Erstaunlich i.ü., dass auf den Straßen (fast) alle in fetten Suffs und Pickups unterwegs sind, diese Boliden sind schließlich auch hierzulande nicht gerade billig. Mit japanisch-koreanischen Kleinwagen gibt sich keiner ab, vermutlich nicht nur der männlichen Omnipotenzphantasien wegen, sondern wohl auch, weil Kleinwagen in der Regenzeit angesichts der dann häufig sumpfig werdenden Straßen schlicht überfordert wären.

Der Abend in einem Restaurant direkt am Mekong Ufer in Thakhet (nettes Städtchen mit alter französischer Kolonialarchitektur und wenig Tourismus) heilt dann alle Wunden. Das gegenüberliegende Ufer (die Thai-Stadt Nakhon Phanom) ist hell erleuchtet und die Lichterketten werden romantisch auf der Wasserfläche des hier schon sehr breiten Mekong reflektiert. Durch ein Zahlenmissverständnis genießen wir dann auch noch den bisher besten Rotwein besonders preiswert.

Vientiane

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

Tagesausflug in der laotischen Hauptstadt

Von allen asiatischen Hauptstädten ist Vientiane vermutlich die am wenigsten anstrengendste und geruhsamste, schon gleich, wenn man nach dem obligatorischen Besuch der Tempel Pha That Luang, Wat Si Sakhet und Wat Simueng sowie des Pratuxai abends am Mekong entlang der Verkaufsbuden, Straßenküchen und Uferrestaurants vorbei flaniert. Am besten bereits spätnachmittags, wenn die Sonne schon tiefer steht und Mekong und Uferbereich in ein warmes Licht taucht und die Händler und Straßenküchen ihre Stände aufbauen, Grillfeuer entfachen und sich auf den abendlichen Andrang vorbereiten.

Danach abends in einem Dachrestaurant mit Mekongaussicht ein mit Frühlingsrollen (in Reispapier!), scharfem Papayasalat, gebratenem Fisch, usw. gedeckter Tisch, dazu „beer lao“, – in solchen Momenten kann einem der amerikanische Wahlkampf und andere Schäbigkeiten den Buckel runter rutschen.

Schweinsgalopp

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

95 km vom Nam Ngum Stausee nach Vientiane

Es geht (mal wieder!) im Schweinsgalopp Richtung Vientiane. Die Viererbande lässt es mal wieder ordentlich laufen. Mit 28-29 KMh/h geht’s in den Flachstrecken dahin, wobei Martina (wohl zum großen Erstaunen der heimischen Bevölkerung) häufig vorneweg die Pace macht (sie läuft regelmäßig Marathon!). Bewundernswert. Wobei auch die Männer über eine Kondition/ Konstitution verfügen, bei der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie zum Broterwerb ihrer heimischen Ärzte viel beitragen. Immerhin kann ich nach den gefahrenen Bergetappen inzwischen besser mithalten.

Sobald wir auf die N 13 stoßen und damit Vientiane immer näher kommen, finden sich immer mehr Häuser und Geschäfte entlang der seit letztem Jahr ordentlich asphaltierten Bundesstraße. Was Wunder auch. Hauptstadt zu sein, heißt ja nun nicht nur, Zentrum des politischen, sondern eben auch des wirtschaftliches Lebens zu sein. Entsprechend also der Zuzug vom Land in die Metropole, für alle verbunden mit der Hoffnung, vielleicht hier endlich Geld zu verdienen.

Die Stadt präsentiert sich als sehr touristenfreundlich. Zahlreiche Hotels, Backpackerunterkünfte, Cafés und Restaurants bieten für westliche Geldbeutel außerordentlich attraktive Angebote. Auch geht es im Vergleich zu Bangkok, Saigon oder auch Phnom Penh deutlich entspannter zu. Natürlich hat es bereits einen ordentlichen Verkehr, aber es liegt nicht nur am Fehlen der Hundertausenden Mopeds, die in den anderen Städten die Verkehrssituation so unerträglich machen. Die Gemütslage ist einfach (noch) eine andere. Mal gucken, was der morgige Tag uns zeigen wird.

Jetzt fahr’n wir über’n See, über’n…

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

25 km von Vang Vieng zum Nam Ngum Stausee und einmal über’n See

Zum Stausee Nam Ngum sind’s nur rund 25 km, die zügig überwunden werden. Ein mittelgroßes Fährboot schippert uns in einer netten, kleinen, rund 2 ½-stündigen Fahrt zu unserem heutigen, sehr hübsch am Seeufer gelegenen Hotel (Ausblick!). Der Nam Ngum ist der zweitgrößte Stausee Laos, Stromlieferant und Trinkwasserreservoir Vientianes und von den Hauptstädtern ein gern genutztes Naherholungsgebiet. An seiner Südseite schließt sich das Naturschutzgebiet Phou Khao Khouay NPA an, in dem sich noch wild lebende Elefanten, Tiger, Bären, usw. tummeln.

Wir lassen das mit dem Elefant-watching, den Tiger haben wir sowieso selbst im Tank 😉 und unser Kontakt mit sonstigem Getier beschränkt sich heute auf den Genuss von Fisch und Seafood in einem der vielen, am Seeufer gelegen, sehr guten Restaurants. Lazy Tuesday ist angesagt.

Wurde überhaupt schon ein Hohelied auf die laotische Küche angestimmt? Die kann, findet man die richtigen Läden, durchaus mit den anderen großen Dreien (Ch, Th, V) mithalten. Gut, vielleicht fehlt’s da oder dort an Finesse und die Speisen sind bodenständiger, aber „g’schmachig“, wie Meister Schuhbeck zu sagen pflegt, ist das Essen allemal. Und notabene: man wird sich schwer tun, in Frankreich noch so herrlich „resche“ Baguettes aufzutreiben wie in Laos. Da wird halt noch nach Altväter Sitte gebacken & gekocht. Merveilleux!

Partyzone

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

Fahrradfreier Tag in Vang Vieng

Die in einer anmutigen Karstlandschaft gelegene Kleinstadt, die sich über Jahre den Ruf des Drogen- und Partyhotspots in Asien redlich erarbeitet hat (zugekiffte und/oder sturztrunkene Jungs/Mädels ließen es auf dem Nam Song krachen („tubing“ mit Autoreifen), leider begleitet von zahlreiche Toten, die den Weg zum rettenden Ufer nicht mehr schafften) ist inzwischen nur noch Partyhochburg. Für Stimmung sorgen raubeinige australische Jugendliche, kongenial unterstützt von Massen koreanischer Touristen, die im Buggy-Konvoi durch die Straßen rauschen, mit Leichtflugzeugen für Fluglärm sorgen und überhaupt mit ihrem Verhalten nicht gerade für einen Ausbau der laotisch-koreanischen Völkerfreundschaft sorgen. Die Laoten nehmen ihr Verhalten missbilligend in Kauf („they don’t accept our culture“), zu abhängig sind die lokalen Geschäfte von ihrer Kaufkraft (Ein koreanischer Teenie-Star hat seine TV-Show einst mit Bilder seines Vang Vieng-Besuchs gewürzt; seitdem gibt’s für seine Landsleute kein Halten mehr).

Wir selbst relaxen in einem für laotische Verhältnisse piekfeinen Bubgalowresort und gönnen uns einen fahrradfreien Tag; stattdessen sind wir mit kleinen Vespas unterwegs, juckeln ins Hinterland zu einem Hmong-Dorf und planschen in einem hübschen Wasserfall (nur zwei hatten den Mut). Zum Abschluss gucken wir Koreanern in der „blue lagoon“ zu, wie sie sich todesmutig unter dem Gejohle ihrer Bekannten (mit Schwimmweste) von 5 Metern in die Tiefe stürzen. Noch rechtzeitig retten wir uns ins schützende Resort, bevor der sich immer dunkler verfärbende Himmel ernst macht und hektoliterweise Wasser läßt. Im Übrigen das erste Mal auf unserer Tour. Am nächsten Morgen sieht’s aus, als sei nichts geschehen.

Von der Landwirtschaft

Mythos Mekong, vom 14.09. bis 12.12.2016

60 km von Kasi nach Vang Vieng

Das Streckenprofil nimmt sich heute deutlich entspannter aus, nur 1-2 Bergrücken sind zu überwinden, bevor wir in Laos Party-Zone eintreffen. Wir passieren kleinere Dörfer, in denen die Menschen sowohl für ihre Selbstversorgung als auch für ein wenig Handel Landwirtschaft betreiben. Es ist Reisernte, die anders als bei den maschinenunzugänglichen Berghängen hier auch mittels motorgetriebener Dreschmaschinen erfolgt. Immerhin reicht es bei einer Reihe von Bauern auch zum Bau von Steinhäusern. Viele der in den alten Holzhäusern Lebenden verfügen über keinen Wasseranschluss, weswegen man sich links-rechts der Straße in öffentlichen Brunnen reinigt und badet und gleich auch die Wäsche mit erledigt.

Alles eingebunden in eine märchenhafte Berglandschaft, durchzogen von kleinen Tälern und Bergrücken und kleinen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Wunderhübsch. Jetzt finden sich auch wieder einzelne Tempel, die zuvor bei den Bergetappen nicht zu sehen waren.