Wo die Gebetsmühlen sich drehen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

Besichtigung des Kumbum Klosters Ta Er Si, Mittag und 27 Kilometer nach Xining, dort großer Waschtag.

Nach dem Frühstück auf dem Zimmer ziehen wir dann rüber ins Ta Er Kloster, der Eingang befindet sich gleich gegenüber unserem Hotel. Es lohnt sich nicht noch vor den Touristenbussen aus Xining dort zu sein, dann ist das Gedränge der Touris nicht so groß und man teilt sich die Tempel mit nur wenigen Pilgern.
Das Kloster ist eines der größten Gelugpa Anlagen außerhalb der heutigen Provinz Tibet und die Wurzeln reichen bis ins 16 Jahrhundert zurück. Der Gründer der Sekte ist Tsongkhapa der im 14. Jahrhundert lebte und wirkte, seine Mutter soll einen ersten Stupa hier gestiftet haben. heute ist die Anlage ein Zentrum für tibetische Pilger, aber noch mehr für Touristen auf einer Chinarundreise, die mal schnell noch ein tibetisches Kloster „mitnehmen“ wollen und noch mehr für chinesische Touris mit dem gleichen Ziel. Deshalb sind die Regeln, was das Fotografieverbot angeht recht streng und gehen etwas an der Zeit vorbei. Es hält sich nämlich kaum einer daran und das betrifft Pilger, die natürlich ihre Reise festhalten wollen, genauso wie Chinesen und Ausländer auf der Jagd nach dem Pulitzerpreis. Entsprechend mürrisch sind die meisten Mönche, die das verbot durchsetzten sollen, aber kaum wird jemand angeraunzt, zückt der nächste schon wieder das Handy und es macht laut und deutlich „Klick“.
Die einzelnen Tempel sind etwas unübersichtlich zu erlaufen, es gibt hier keinen äußeren oder inneren kreis, den die Pilger absolvieren können, aber die Tempel sind im Inneren prächtig ausgestattet. Eine besondere Attraktion ist die Figurenkollektion aus Yakbutter, trotz der Klimaanlage hat der letzte Sommer einigen Figuren in der Hitze die hand oder ein Ohr gekostet, aber die Gruppe aus Figuren und mythischen wesen ist überaus interessant und lohnt jedes mal einen Besuch, denn im Frühjahr wird das nächste Kunstwerk geschaffen, daran arbeiten dann 30 Mönche und Künstler drei Monate.
Heute bekommen wir nun endlich auch ausreichend Tibeter in ihren schweren Mänteln zu Gesicht. Die Frauen tragen lange zu Zöpfen geflochtenen Haare, in denen schwere Silberschmuck eingearbeitet ist. Einig lassen sich gerne fotografieren und sie sind genauso neugierig wie wir und zücken dann ihre Kamera und wollen ein Bild von uns machen. Das ist neu und macht den Spaß nicht mehr nur so einseitig, mögen bald alle Tibeter eine kleine Kamera haben, dann wird es wieder leichter, näher an die tollen Gesichter heranzukommen. In einem Nebentempel schleichen wir uns durch eine eigentlich verschlossene Tür und dürfen drei Mönchen bei einer kleinen Prozession an verschiedenen Trommeln zusehen.
Nach guten zwei Stunden sind wir dann fertig mit unserer Klosterrund, essen noch eine Portion Nudeln und radeln dann die 27 Kilometer hinunter bis nach Xining. Dort beginnt dann der große Waschtag und ansonsten passiert heute nicht mehr viel, zumal es zu regnen anfängt und wir uns den Ruhtag morgen ehrlich verdient haben.
Abends ziehen wir dann noch in ein Feuertopfrestaurant. Diese Art von chinesischem Fondue mit einer scharfen Brühe, in die dann alles Erdenkliche zum Garen gegeben wird, ist immer einer der kulinarischen Höhepunkte in China und so schlemmen wir uns einmal durch den chinesischen Gemüsegarten, natürlich gibt es auch etwas Fleisch, Tofu, Fischbällchen und Wachteleier und danach ist man so satt, dass man nur noch schlafen möchte.


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Der längste Tankha der Welt!

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

65 Kilometer von Datong bis zum Ta Er Si Kloster bei Xining, 500 hm bei Sonnenschein und bis 20 Grad, allerdings nur große Straße mit verkehr und viel dreckiger Luft.

Xining ist eine Millionenstadt und entsprechend viel Industrie gibt es in der Umgebung. Nachdem wir die großen Kohlekraftwerke passiert haben, sind wir recht dunkel im Gesicht und das liegt nicht an der Sonne, die heute ordentlich heizt. Auch der verkehr auf der Straße ist recht straff, aber nicht gefährlich. nervig sind lediglich die Busfahrer und die Trucks, die sich laut hupend ihren Weg durchs Gedränge blasen.
Leider gibt es keine andere Strecke um die Stadt herum und wir wollen außerdem noch ins Museum für Tibetische Medizin. Der Prachtbau liegt am Stadtrand in einem großzügig gestalteten Industrieviertel und ist Touristen so gut wie unbekannt. Dabei beherbergt er neben einer Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der tibetischen Medizin eine im Guiness Buch der Rekorde verzeichnete Attraktion. Der mit 618 Metern längste Tankha der Welt! An diesem Kunstwerk haben 400 Künstler 27 Jahre lang gearbeitet und er ist seit knapp 10 Jahren fertig gestellt und hier zu besichtigen.
Doch zuerst sehen wir uns die Exponate der tibetischen Mediziner an, die Instrumentenkoffer sind beeindruckend und abschreckend, man ist das schon beim Anblick lieber wieder gesund. Zahlreiche Tankhas dienen als Schautafeln zu Krankheiten, Krankheitsbildern und Ursachen, sowie zeigen medizinische Pflanzen und zu Heizwecken nutzbare Tiere.
Dann geht es ins obere Stockwerk, wo sich das 618 Meter lange Kunstwerk durch ein Labyrinth von Gängen gewunden entlang schlängelt. Es geht einmal quer durch die gesamte Geschichte Tibets, beginnend in der Steinzeit bis hin zum vorletzten Dalai Lama. Den gegenwärtigen in Indien beheimateten Gottkönig hat man geflissentlich ausgelassen, ebenso wie den von diesem ausgewählten Panchen Lama. Viel Raum gibt es auch für die mythischen Götter und Dämonengestalten des Landes und des tantrischen Buddhismus. Interessant sind besonders die Details des Wandgemäldes, die unheimlich detailliert gearbeitet sind. Auf der einen Seite ist es schade, dass das Kunstwerk so wenig bekannt ist, auf der anderen Seite ist man dafür aber fast völlig alleine in dem großen Gebäude. Fast zwei Stunden brauchen wir allein für den Tankha und kommen dann ordentlich hungrig wieder auf die Straße zurück.
Bei der Durchfahrt durch die Stadt findet sich dann auch ein Lokal und mit vollem Bauch geht es wieder aus der Stadt heraus. Bis zum Ta Er Si Kloster geht es leicht und stetig bergan, zum Schluss ist der Verkehr nicht mehr ganz so heftig.
Als wir gegen 17 Uhr ankommen hat natürlich das Kloster schon seine Pforten für die Touristen geschlossen, aber das war ja auch so geplant, denn die Besichtigung steht für den nächsten Tag auf dem Programm. Die Klosteranlage füllt das ganze Tal aus, was bei über 800 Mönchen, die hier ihren Dienst verrichten kein Wunder ist. Im Zentrum befinden sich die verschiedenen Tempel und Heiligtümer, der höchste Tempel ist mit einem goldenen Dach gedeckt.
Unser Hotel sieht eigentlich ziemlich heruntergekommen aus, zumindest, was die Flure und Gänge angeht, aber es gibt im linken Flügel richtig schnuckelige Zimmer im tibetischen Stil. das heißt im Zimmer befindet sich tibetisches Mobiliar, eine bunte hölzerne Sitzgruppe und die Betten auf einem Plateau sind durch ein niedriges Tischchen getrennt, sehr charmant und deshalb gehe ich hier immer gerne wieder her, zumal wohl im ganzen Ort auch nichts Besseres zu finden ist, wie wir bei unserem Spaziergang feststellen.
Die ganze Stadt lebt vom Kloster und den Pilgern. Zahlreiche Souvenirläden verklingeln teuere Buddhafiguren und tibetischen Silberschmuck, die Preise sind immense und es ist kaum vorstellbar, dass sich ein Tibeter so etwas leisten kann. Interessant ist auch, dass die meisten Läden fest in moslemischer Hand sind, ebenso wie die meisten Restaurants.
In der Nebenstraße wird buddhistisches Tempelzubehör hergestellt. man findet eine Manufaktur, die Buddhafiguren in allen Größen und Formen gießt, die halbfertigen Torso sind im Hof lieblos aufeinander geschichtet, kaum vorzustellen, dass alle Figuren in ein paar Wochen oder Monaten schon das Objekt der Anbetung eines sehr religiösen Volkes sind.
Die meisten anderen Manufakturen sind auf Tempelzubehör spezialisiert und es wird überall gehämmert und Kupferblech getrieben, daraus entstehen dann Verzierungen und Figuren, die die Tempeldächer schmücken.
Als wir um 20 Uhr ins Hotel zurückkehren ist alles duster und kalt und so ziehen wir uns dann noch mit einer Flasche Kräuterlikör aufs Zimmer zurück, der wärmt ordentlich durch und plötzlich ist eine Heizung gar nicht mehr so notwendig.


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Schon wieder Buddhismus

Auf dem Dach der Welt, 27.09. bis 22.10.2011

Aber was will man machen, wenn man wieder ein großes Kloster besucht, wie heute: Tashilhunpo, den „Berg des Glücks“. Es ist das größte aktive Kloster Tibets und seine Geschichte ist hochdramatisch: die Gründung veranlasste der erste Dalai Lama (1447) und setzte seinen Lehrer als Abt ein, dieser gilt als der Erste der Panchen Lamas. Im Folgenden hatten die Inkarnationen des Dalai und des Panchen Lama eine konfliktreiche Geschichte, beide standen in Konkurrenz und waren doch aufeinander angewiesen. Der Panchen muss z.B. den nächsten Dalai Lama bestätigen: der heutige elfte Panchen Lama residiert in Beijing, von der VR-Regierung handverlesen. Die eigentliche Inkarnation verschwand 1995 und lebt seitdem unbekannt irgendwo im Hausarrest. Ein Grund mehr für die Prophezeiung, dass der 14. Dalai Lama auch der letzte sein wird.

Große Teile Asiens sind vom Buddhismus durchdrungen, Hoch-und Alltagskultur, alles Leben. Das könnte irgendwann langweilig werden, aber das Gegenteil ist der Fall. Weil man einerseits immer mehr davon kennenlernt und der Buddhismus andererseits sehr vielfältig ist. Tibet übt sich in Synkretismus: Elemente des südostasiatischen Hinayana („kleines Fahrzeug“) verschmelzen mit dem ostasiatischen Mahayana („großes Fahrzeug“) und werden ergänzt durch ganz eigene, tantrische Herangehensweisen, denen des Vajrayana („diamantenes Fahrzeug“).

Es ist bei allen Theorien viel beeindruckender, die Gläubigen selbst zu erleben: wie sie ihre Sanskrit-Mantras murmeln, wie sie mit ihren Gebetsketten und Gebetsmühlen um Stupas und Tempel laufen. Auf unseren Strecken flattern die Gebetsfahnen, aus den Autos regnen Papiere mit den Windpferden des Buddhismus auf uns nieder. Die weißen Kathag (Schals) wurden uns zur Begrüßung umgehängt, man sieht sie an Tempeltüren hängen und an religiös aufgeladene Stellen gewickelt. Kurz hinter Lhasa haben wir ein paar Frauen auf ihrem Pilgergang gesehen, in ständigen Niederwerfungen. Wahrscheinlich kommen sie aus Osttibet und haben schon Monate wenn nicht Jahre hinter sich, bis nach Indien oder vielleicht zum Kailash werden es weitere Jahre sein. Sie falten ihre Hände und lassen sich auf die Knie sinken, dann strecken sie sich zu voller Länge aus. Aufstehen, drei Schritte und die gleiche Prozedur. Aber angelacht haben sie uns dabei.

Hier ist alles durchdrungen vom Buddhismus, ganz egal ob die geistige Führung nun emigriert ist, ob es zunehmend Folklore wird oder ob der Staat in den meisten Entscheidungen seine Hände im Spiel hat. Meine Gruppe ist auch durchdrungen, natürlich ohne ihr Dasein im roten Staub der derzeitigen Wiedergeburt dadurch geringer zu schätzen. Helmut wollte heute mit der Rikscha ins Hotel zurück und landete in einer Seitengasse, der Fahrer hatte die Flucht ergriffen (dass wir uns hier recht verstehen: Helmut ist der netteste Mensch!). Da saß er dann wohl in der Rikscha und ist irgendwann zu Fuß los. Aber beim Abendessen war er anwesend. Jens hat ein weiteres Hausschild erobert, das wird Gudula freuen und wahrscheinlich weiß jetzt nur sie, was damit gemeint ist.

P.S. Blog hoffentlich wieder in Lhatse, in zwei Tagen. Wenn dann nicht, dann lange nicht.

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Am Himmel kratzen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

99 Kilometer von Qingshizui bis nach Datong zum Großen Pass mit 3944 Metern Höhe, 1100 hm bei 1 bis 6 Grad, dann lange Abfahrt nach Datong und angenehm warme 16 Grad.

Heute ist wieder Großkampftag angesagt und das Wetter spielt mit, es ist sonnig, allerdings nicht ganz so klar wie am Vortag. nach einem kräftigen Nudelfrühstück im Lokal unten brechen wir auf und starten in den eisigen Morgen, wieder liegt die Temperatur bei nur knapp über Null Grad.
Unsere Passstraße ist gut zu erkennen, eine dünne schwarze Linie am Schneegipfel führt weit, weit, weit oben schräg zu einem Einschnitt zwischen den Bergen. Da müssen wir wirklich hoch! Von Anfang an geht es mit mittlerer Steigung bergan, immer schön stetig und auf guter Straße, so dass wir schnell an Höhe gewinnen, nach einer Stunde haben wir schon fast die Hälfte der Höhenmeter hinter uns gebracht und sind dem Pass schon ordentlich näher gerückt. Auf der anderen Seite bietet sich jetzt eine mehr als grandiose Aussicht. Die Ebene, über die wir gestern gekommen sind liegt tief unter uns und ist von allen Seiten von Schneegipfeln gesäumt, ein paar Orte liegen wie in einer Spielzeuglandschaft darin verstreut und wir rücken hier oben dem Schnee immer näher.
Leider wird auf den letzten Metern gebaut, so dass die gute Straße dann gesperrt ist und es noch einmal 2 Kilometer über staubige Piste bis zum Tunnel geht, aber die Baustelle ist fast vollendet, so dass im nächsten Jahr dann die Straße direkt bis zum Tunnel zu fahren ist.
Bis hierher war es leichter als gedacht und so beschließen wir uns noch ein Stück höher zu wagen, über den alten Pass, der eigentlich nicht mehr befahren wird. Für die drei Kilometer nach ganz oben und noch einmal 250 Höhenmeter brauchen wir dann noch einmal eine knappe Stunde. Am Anfang ist die Piste recht ordentlich, wird dann aber etwas gröber und an den Schattenstellen liegt Schnee, der noch unangetastet ist. Wir sind also seit geraumer Zeit die ersten, die sich über den alten Pass wagen. Immer größer werden die Schneefelder und tiefer. bei 20cm Schnee müssen wir dann die Räder durch die Felder schieben oder stoßen, was knapp unter 4000 Metern Höhe recht anstrengend ist. Dann noch ein letztes Schneefeld von 250 Metern Länge und dann sind wir am Pass mit der Höhe vom 3944 Metern über dem Meeresspiegel, bei strahlendem Sonnenschein, bester Laune und wiederum beeindruckender Aussicht. Die Anstrengung hat sich mehr als gelohnt.
Schnell klettern wir noch ein paar Meter in die Landschaft, bis das GPS 4000 Meter Höhe anzeigt und damit sind wir dann definitiv am höchsten Punkt unserer Reise.
Je höher man kommt, desto tiefer kann man fallen, gleich auf den ersten 200 Metern der Abfahrt kommt mein Vorderrad in weichen Untergrund und gleitet weg. Im Augenwinkel entdecke ich noch einen großen Dreckhaufen, in den ich versuche zu steuern und auf dem ich dann auch vor dem Rad zum liegen komme. Nix passiert, außer ordentlich Dreck an der Montur und einen Schreck in den Gliedern.
Ab dem anderen Ende des Tunnels gibt es dann wieder feinsten Asphalt und es geht erst einmal ein paar hundert Höhenmeter rasend schnell nach unten. Hier auf der Südseite steigt dann auch die Temperatur kräftig an und unten fahren wir dann fast schon wieder im T-Shirt.
Landschaftlich ist es hier ganz anderes als noch gestern, wir sind weiter unten und im Tal ist Erntezeit, die Bauern sind fleißig auf den Getreidefeldern, entweder mit kleinen Traktoren oder gar mit der Sichel unterwegs. An den Bergen färbt sich das Laub an den Bäumen herbstlich bunt.
Auf den letzten Kilometern nähern wir uns schon der Hauptstadt der Provinz Qinghai-Xining. Entsprechend nimmt der verkehr zu und auch die Industrie. Aber egal nach einem grandiosen Tag. In der Vorstadt Datong haben wir ein Hotel ohne Heizung, aber mit reichlich heißem Wasser. Gegenüber gibt es ein nettes Lokal mit frischem Plattfisch, der auf Chinesisch „Linksmundfisch“ heißt, alles in allem wieder einmal mehr als lecker.


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Die Zwei Säulen von Tibet

Auf dem Dach der Welt, 27.09. bis 22.10.2011

Der gemeine Tibeter will Tsampa und Buttertee, immerzu. Dazu braucht er Gerste und Yak, das sind die Zwei Säulen von Tibet!

Die Gerste wird zu Mehl gemahlen und geröstet, man kann sie dann mit allerhand Flüssigkeiten zu breiiger oder fester Konsistenz formen, man kann sie essen oder Statuen aus ihr basteln. Das wäre dann das Tsampa, gestern Abend hatten wir z.B. Pa, das ist eine Art vorgeformtes Tsampa-Brot. Besser als erwartet, aber wir mussten nicht mal selber kneten also ist das beileibe keine authentische Tsampa-Erfahrung. Man kann die Gerste natürlich auch gären lassen und bekommt dann Chang, was oft als tibetisches Bier bezeichnet wird, tatsächlich aber eher wie Federweißer schmeckt. Damit haben wir selbstverständlich schon mehr Erfahrung gemacht, u.a. als uns Laba in ein beliebiges Bauernhaus geschleppt hat und die überraschte Hausherrin sich nur mit Chang zu helfen wusste. Das also ist die Gerste.

Das Yak liefert die Butter zum Buttertee, eigentlich das Dri (die Mischung aus Rind und Yak), aber mal sollte nicht Haarspalten. Um den Buttertee sind wir bis auf eine Ausnahme herumgekommen, er schmeckt salzig und leicht ranzig, je nach Qualität der Butter eben. Aus Yakbutter formt man ebenfalls Statuen, das scheint ein tibetischer Fetisch zu sein; außerdem hält man mit ihr die Lampen in den Tempeln am Flackern. Jaja das Yak. Es liefert ja zusätzlich seine Arbeitskraft und dann das Fleisch und sein Fell, sogar sein Dung wird verwertet: an Hauswände geklatscht, getrocknet und dann im Winter verfeuert. Und über vielen Hauseingängen hängen Yakschädel.

Wir sind heute durch alle Abstufungen von Braun und Gelb gefahren, zwischen braunen Bergen und dem Gelb der abgeernteten Gerstenfeldern hindurch. Es ist Heuernte, eine pastorale Idylle, zusätzlich begünstigt durch Sonnenschein und leichten Rückenwind. Nur Klaus konnte nicht dabei sein, er kam gestern mit dicker Backe zum Abendessen und genoss sichtlich die Meinungen und Ratschläge, die um ihn herum aufbrandeten. Unserer Fahrer, der andere Laba, kennt den besten Zahnarzt von Shigatse, das hat er wenigstens behauptet und dabei seine schiefen Zähne gezeigt (unten auf dem ersten Bild, das ist er, leider sieht man sein Prachtgebiss hier nicht so). Um diesen Zahnarzt hat Klaus heute einen weiten Bogen gemacht, aber er ist trotzdem nach Shigatse vorgefahren und hat sich untersuchen lassen, nichts Ernstes sagt man.


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Wie Alice im Wunderland

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

78 Kilomter von E’bao nach Qingshizui, ein Pass mit 3786 Metern Höhe, 500 hm und fast 1000 Meter Abfahrt, grandiose Landschaft auf ruhiger Straße.

Am Morgen ist die Landschaft erstarrt, auf den Pfützen ist eine dünne Eisdecke und über der Ebene liegt eine dünne Reifschicht. Die Nacht mit der elektrischen Heizdecke war trotzdem recht angenehm warm, fast schon zu warm, wenn man mit Thermounterwäsche im Schlafsack steckt.
Frühstück gibt es ab 8 Uhr in der moslemischen Stube nebenan, die Suppe ist nicht zu toll mit viel fettem Fleisch. Inzwischen ist die Sonne etwas gestiegen und zumindest die gefühlte Temperatur ist etwas höher. Die Aussicht über das Hochplateau ist grandios und auf den im Herbst karg gewordenen Weiden stehen unzählige Yaks. Ich habe die Tiere immer sehr scheu in Erinnerung, aber manchmal kann man dann doch an die Tiere recht dicht heran.
Bis zur Passhöhe sind es 23 Kilometer, der Anstieg ist nicht extrem, denn wir haben ja schon auf 3300 Metern Höhe übernachtet und sind jetzt bis auf 3786 Meter geklettert. Oben befindet sich wirklich ein sehr schöner Gebetshaufen mit langen Fahnenketten, überall flattern Gebetszettel und die Aussicht in alle Richtungen ist kristallklar. Wir trinken einen Kaffe auf der Passhöhe und machen uns dann gemütlich auf die lange Abfahrt. da die Sonne scheint ist es nicht extrem kalt und die Handschuhe halten den Fahrtwind einigermaßen ab.
Nach einem kleinen Zwischenanstieg geht es dann wieder durch eine Hochebene und die 30 Kilometer durch dieses Plateau zählen zu den schönsten Fahrten, die wir, meiner Meinung nach bei China by Bike im Programm haben. Links und rechts der Straße weiden Schafe und Yaks, die Felder sind und werden gerade abgeerntet und das Stroh steht dekorativ gebündelt in der Landschaft. Zu beiden Seiten hat man eine grandiose Kulisse mit Bergen die an die 6000 Meter hoch sind und in der klaren Luft strahlen die eisigen Gipfel. Es ist wirklich eine tolle Fahrt, zumal es auch noch ganz leicht nach unten geht und man sich einfach nur treiben lassen muss.
Gegen 15 Uhr erreichen wir dann den kleinen Handelsplatz Qingshizui. nachdem die Dörfer, die wir heute unterwegs gesehen hatten vorwiegend tibetisch waren, dominieren hier wieder die moslemischen Hui. Die Hotelsituation im Ort ist natürlich nicht optimal, früher gab es nur ein Hotelchen mit 5 halbwegs vernünftigen Zimmern, diese haben wir wieder gebucht, aber es dauert ein Weile, bis die Elektrik in allen Zimmern läuft und die Boiler für die Dusche aufheizen können, dann ist es optimal.
Ein Spaziergang durchs Dorf und dann wieder zurück in unseren Laden, wo wir den Tisch an den eisernen Kanoneofen schieben. Die Gerichte sind recht lecker, besonders ein Gericht mit lokalen Pilzen mundet vorzüglich. Gegen 20 Uhr, draußen ist es schon stockduster macht man uns dann dezent klar, das der laden schließt und wir bei der Kälte doch lieber in Bett gehen sollen, was wir dann auch tun und hervorragend schlafen. Morgen wartet dann der höchste Punkt der Reise auf uns und wir hoffen dafür wieder auf schönes Wetter!


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Pass im Sonnenschein

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

62 Kilometer von Minle nach E’bao, 1200 hm über einen Pass mit 3685 Metern über dem Meer, gute Straße und herrliches Wetter bei Sonne und 6 bis 15 Grad.

Das Wetter spielt mit und wieder scheint die Sonne, so dass wir uns gleich wieder ausziehen müssen, wir waren auf Temperaturen um den Nullpunkt am Morgen gefasst, aber in der Sonne und ohne Wind war es dann schon sehr angenehm.

Frühstück gibt es in einer kleinen Baozi-Stube, bevor es wieder auf den Weg den Bergen entgegen geht. Die sind über Nacht richtig nahe gerückt, denn im Gegensatz zu gestern ist die Luft glasklar. Auf den Feldern ist heute noch einmal richtig etwas los, Getreide wird geerntet und auf der Straße wird die Spreu von der Gerste getrennt. Das Korn kommt dann zum Trocknen auf den Seitenstreifen und das Gebiet der Getreidefelder geht bis direkt an die Berge.

Wieder zweihundert oder dreihundert Meter höher gekommen tauchen wir dann nach 25 Kilometern in ein Längstal ein, hier wird es plötzlich ziemlich windig, wie in einem Windkanal, trotzdem gewinnen wir zügig an Höhe und es ist nicht zu anstrengend.

Im Tal weiden überall zottelige Yaks. Die Tiere sehen durch ihr dickes Fell sehr schwerfällig aus, sind aber behänder als zum Beispiel eine deutsche Kuh. Die Yaks geben auch kein „Muh“ von sich sondern ein eigentümliches Knurren.

Seit vor zwei Jahren, als ich die Straße das letzte Mal gefahren bin, ist es belebter geworden, heute brausen dutzende von chinesischen Ausflüglern an uns vorbei. Hinten auf den Fahrzeugen kleben kleine Karten, sie haben sich von Kunming im Süden durchgewurschtelt oder waren auf anderen Strecken in Tibet unterwegs. Autotourismus scheint ein neues Hobby der Mittelklasse zu sein. Ich habe ein wenig Angst um unsere heutige Übernachtung. Da oben in unserem Zieldorf hat niemand ein Telefon, so dass die Zimmer nicht buchbar sind. Und es gibt nur sehr wenige!

Am Nachmittag wird das Tal etwas weiter und dann geht es die letzten 100 Höhenmeter hinauf bis zum Pass auf 3.685 Metern Höhe. Hier gibt es kleine Steinhügel mit Gebetsfahnen, die lustig im Wind flattern. Die Aussicht in die Ebene auf der anderen Seite ist grandios. Unten liegt E’bao, unser Zielort, dann kommt eine weite flache Grasebene, die von Schnee bedeckten Gipfeln eingerahmt ist.

Die Abfahrt ist in der Sonne nicht so kalt wie erwartet und wir sind gegen 15.30 Uhr am Ziel und wir haben ein bisschen Glück, genau zwei der einfachen Zimmer sind noch erhältlich mit jeweils 4 Betten. Die Toilette ist über den Hof und auf dem Gang steht ein Behälter mit Wasser und ein paar Waschschüsseln, es ist also alles mehr als einfach. Aber wir waren darauf vorbereitet und packen unsere Schlafsäcke aus, um nicht Gast Nummer 32 mit der gleichen Bettdecke zu sein.

Im Ort, der vielleicht 100 Häuser hat, gibt es nicht viel zu sehen. Dass es überhaupt ein Guesthouse gibt ist lediglich dem Fakt zu verdanken, dass es eine Kreuzung gibt und die LKW hier ganz gerne stoppen. An der Kreuzung gibt es drei Restaurants und fünf Läden. Das einzige vierstöckige Gebäude ist die Parteileitung. Dann gibt es noch eine Tankstelle und ein weiteres Guesthouse, welches aber schon von Außen eher ausladend aussieht.

Das Essen ist einfach, in der Nudelstube gibt es gebratenen Nudeln mit etwas Yakfleisch. Die Stücke sind aber so klein, dass man keinen Unterschied zu Rindfleisch ausmachen kann. In der Nudelstube ist es so warm, dass man es kaum aushält und der Kohleofen ballert. Weil es ein moslemischer Laden ist, gibt es kein Bier, aber ich argumentiere, dass wir Ausländer sind und in Deutschland, wo das Bier aus Gerste hergestellt wird, dieses nicht zu alkoholischen Getränken zählt, sondern eher so in Richtung Brot gerechnet wird. Die Argumentation leuchtet ein und wir dürfen uns ein paar Flaschen aus dem Laden nebenan holen und im Lokal trinken.

Danach ist es draußen so kalt, dass man nix mehr machen kann, als um 20 Uhr im Bett zu verschwinden. Dass die Temperatur in der Nacht auf knapp unter Null Grad gefallen ist, sehen wir an den überfrorenen Pfützen.


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Schwindelgefühle

Auf dem Dach der Welt, 27.09. bis 22.10.2011

Herrlich ist es, sich auszuruhen! Sonnenschein flutet in das auf tibetisch gemachte Hotelzimmer. Vor dem Fenster ein Himmel in reinstem Blau, die Farben scheinen hier oben intensiver zu sein, ohne die üblichen Schichten von Dunst und Smog. Gyantse ist ein überschaubares Städtchen, dominiert vom Dzong, der Trutzburg des einstigen Lokaladels, und bekannt durch sein Kloster Pälkhor Chöde mit dem 35m hohen Stupa. Der Ort ist ziemlich geschäftig, es ist Erntezeit und vor allem die Gerste wird von den Feldern auf die Märkte geschafft. Schön, hier müßig herumzuschlendern und sich dabei von der Sonne bescheinen zu lassen. Die Müdigkeit und der Muskelkater stecken noch im Körper, aber die Symptome dieser hohen fremden Welt sind am abklingen. Siggi kuriert sein Bronchialsystem, Helmut arbeitet an seinen Schwindelgefühlen und Franks Pupillen flackern nicht mehr im Einklang mit seinem Puls (das taten sie gestern, wir waren natürlich besonders nett zu ihm und haben versucht, ihn nicht aufzuregen).

Unser erster Tag auf dem Rad war noch harmlos, ideal zum Einfahren: gut 60km hinaus aus der Stadt und immer den Lhasa-Fluss entlang, bis in das Dorf Qushui (Chusul). Viele Radfahrer sieht diese Gegend nicht und wenn, dann sind diese mit Zelten ausgerüstet. Die Touristen-Jeeps donnern durch den Ort hindurch, auf dem Weg nach Gyantse oder Shigatse. Wir waren also exotisch, unsere Beherbergung war jedenfalls auf die tibetische Landbevölkerung ausgerichtet. Hüttenidylle, könnte das im Katalogsprech heißen, Mehrbettzimmer ohne Bad über einem Teehaus. Erstaunlicherweise ist es ja dann meistens wirklich idyllisch, Kartenspielen, beim Wein zusammensitzen.

Der nächste Tag ging an die Grenzen. Von Qushui aus biegt man auf den südlichen Seitenarm des China-Nepal Friendship-Highway ab und klettert dann in endlosen Serpentinen dem Kampa La auf knapp 4800m entgegen. Die Steigung ist angenehm zu fahren und das Wetter war ideal (kurzes Loblied auf das Wetter: perfekte Verhältnisse bis jetzt). Aber in der Höhe muss mindestens das Doppelte an Energie investiert werden, vor allem am Anfang einer solchen Tour. Die 1200 Höhenmeter sind Anschlag. Aber trotz den Strapazen: Anflüge bislang selten erlebter Euphorie. In dieser gewaltigen Landschaft fahren zu dürfen, über den ersten hohen Pass zu kommen und dann den leuchtend blauen Yamdrok-See vor Augen zu haben!

Und gestern eine der schönsten Strecken, die ich jemals gefahren bin. Erst durch Gletscher hindurch über den 5000m-hohen Karo La, dann hinunter in das herrliche Gyantse-Tal. Es geht wie gesagt schon alles viel besser jetzt, Angehörige dürfen sich beruhigen. Einige von uns steigen für Teile der Strecke in den Bus und fahren dann später wieder, ein angenehmer Rhythmus hat sich ergeben, die Gruppe funktioniert wunderbar.


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Den Bergen entgegen

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

70 Kilometer von Zhangye nach Minle, 800 hm bei Sonne und 8 bis 18 Grad.

Heute verlassen wir die Seidenstraße und biegen ab in Richtung Tibet. Eigentlich ist es ja noch nicht das richtige Tibet, denn die Provinz Tibet wurde in den 60er Jahren „verkleinert“ und die abgetrennten Teile den Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan zugeteilt, aber am Horizont lassen sich die Schneegipfel im diesigen Licht erkennen. Mit dem Wetter haben wir weiterhin Glück, die Sonne scheint und es werden bis zu 18 Grad, die uns aber wärmer vorkommen.

Die Gegend ist jetzt im Herbst ziemlich trocken, im Frühjahr und Sommer mag es anders aussehen. Jetzt sind die Felder abgeerntet, das heißt der letzte Mais wird gerade von den Feldern geholt, ebenso wie die Kartoffeln. Mitten im Nichts befindet sich dann eine große Pommesfabrik, hier stauen sich die Traktoren und kleinen LKW um ihre hochgestapelten Kartoffelsäcke loszuwerden.

Wir fahren einen Wasserkanal entlang, der mit reißender Geschwindigkeit die trockenen Ebene versorgt, wer hier reinfällt hat keine Chance mehr wieder herauszukommen, so hoch ist die Fließgeschwindigkeit. Außerdem ist das Wasser, direkt aus den Bergen kommend, eisig kalt.

Das wir gute 800 Meter nach oben fahren bekommen wir kaum mit, denn die Steigung war so sanft, immer nur ein bis zwei Prozent, erst am Abend auf 2300 Metern Höhe, wenn es doch schon sehr kalt wird, merkt man die Höhe.

Am frühen Nachmittag erreichen wir unseren Zielort, es gibt nur ein halbwegs vernünftiges Hotel in der Stadt und die Zimmer sind eisig kalt, aber die Dusche ist genial heiß und im Bett befindet sich eine elektrische Heizdecke. Die will ich eigentlich erst nicht benutzen, denn einen TÜV oder so etwas gibt es in China nicht und wer legt sich schon gern auf ein elektrisch betriebenes Gerät, aber dann schalte ich das Ding doch ein und es wird sehr schnell kuschelig warm und es ist fast so angenehm, wie mit meiner kuscheligen Freundin im Bett, aber eben nur fast!

Vorher sind wir noch ein wenig durch die Straßen gezogen und haben das wuselig Leben auf der Straße beobachtet, wir sind jetzt schon sehr fern von Beijing und so geht es wesentlich ruraler zu. So dominieren dann in den Läden auch eher Geräte für die Landwirtschaft, Wolldecken und warme Klamotten, scheinbar aus Großmutters Zeiten.

In unserem Sichuan Abendessen Lokal sind wir die einzigen Gäste des Abends, das Essen ist gut, besonders der Fisch. Und auch die gefüllte Aubergine zergeht auf der Zunge.


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Hängende Tempel am Fuße des Qilian Gebirges

Berge, Tempel, Thangkas, 24.09. bis 24.10.2011

Tagesausflug in das „Pferdehufkloster“ Ma Ti Si, Besichtigung der Anlage und Freizeit in Zhangye, sonnig bei bis 20 Grad.

Oh, mein Gott! Wie soll man am nächsten Morgen Radfahren, wenn man als dezenter Alkoholiker mit einer dezenten Alkoholikertruppe in eine viertklassigen tibetischen Bar einzieht, das große Bier einen Euro kostet, die Mädels drittklassig aussehen, zweitklassig tanzen und erstklassig tibetischen Obertongesang von sich geben. Dann kommt die Chefin der Bar und will, dass wir die Rechnung nicht begleichen und dann soll ich auch noch Blog schreiben. Das leben ist eines der Härtesten!
Am Morgen schliefen wir aus und fuhren dann mit unserem Begleitfahrzeug 65 km nach Süden, an den Rand des Qilian-Gebirges und hier liegt in einem Seitental das Ma Ti Si auf Deutsch: „Pferdehufkloster“. Die Ursprünge des Felsentempels liegen 1200 Jahre zurück und man streitet sich darum, ob das Pferd eines tibetischen Volkshelden oder der Gaul eines daoistischen Gottes den entsprechenden Hufabdruck hinterlassen hat. Wie auch immer, hier in einem herbstlichen Gebirgstal liegt eines der interessantesten Höhlenklöster an der Seidenstraße. Zwar wenig bekannt und in kaum einem Reiseführer aufgeführt, liegen die kleinen Einsiedeleien, die später zu Tempeln verschmolzen, wie Schwalbennester in den Sandsteinwänden. Wirklich spektakulär und Atem beraubend! Ausländische Touristen gibt es keine, außer uns!
Wie Schwalbennester kleben die kleinen Balkone in den Wänden, dahinter liegen Kammern mit Buddhafiguren, die Luft ist schwanger vom Duft des Weihrauches und über steile, schmale in den Sandstein gehauene Stiegen, die keiner DIN Norm unterliegen, muss man sich keuchend in das nächste Stockwerk emporquälen. Leben ist Leiden, hat uns schon der große Buddha gelehrt und hier sollen wir nicht nur nachplappern, sondern erfahren lernen.
Der Ausflug hat uns begeistert, das war besser als alle Schlafenden Buddhas der Welt und seien die Füße noch so groß! Zurück in der Stadt bleibt noch ein wenig Zeit zum verschnaufen und dann haben wir ein elegantes Abendessen, ein wirklich feines Lokal und raffiniert angesetzte Gerichte über Fisch, Fleisch und Gemüse.
Ab morgen tauchen wir in tibetische Hochland ein, wenn es schlecht kommt habe ich eine knappe Woche kein Internet und kann keine Artikel einstellen, also keine Angst liebe Leser, ich werde die Gruppe gut wieder herausführen aus den wilden Hochebenen mit verwegenen Pferde reitenden Tibetern, genauso, wie wir auch gerade den Abflug aus der Kneipe geschafft haben und Dank der Rechtschreibunterstützung meiner Datenverarbeitung gelingt mir heute ein sehr beschwingter Text!


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