Dorfjugend

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Von Janakpur nach Gaighat, 112 km

Grundsätzlich läßt sich für die Strecke festhalten: Die insgesamt 67 km auf Nebenstrassen interessant und glücklicherweise auch mit fahrbarem Asphalt; die 55 km auf dem East-West-Highway dienen der Überbrückung.

Interessant wurde es auf der letzten Anhöhe: Ein vollbeladenes Tuktuk kam uns entgegen und die Jugendlichen, vor allem die weiblichen, wollten unbedingt Fotos mit unserem weißbartigen Herrn. Eine wahre Foto-Orgie, die auch noch die nächsten Tage immer wieder passierte. Mittlerweile unken wir, dass man glaubt, den Weihnachtsmann zu sehen oder den Guru der Gurus.

Im vom Ort abseits gelegenen Hotel genossen wir dann unser Abendessen, als auch hier plötzlich laut Musik und ein Klatschen und Begeisterungsrufe vernahmen. Laute Musik waren wir bereits gewöhnt – beim 5-tägigen Tihar (Diwali) kamen uns immer wieder Lautsprecherwaagen mit techno-artiger Musik entgegen oder an der Straße stand ein Zelt mit Boxen, die den Eintrag machten, als wolle man Wacken Konkurrenz machen. Hier nun aber eine Gruppe von etwa 30 Jugendlichen, die auf dem Hotelvorplatz feierte. Feiern hieß dabei: Eine Person oder ein Duo würde vom Moderator angekündigt, dann erklangen die ersten Takte eines Liedes; das Publikum schrie und pfiff vor Begeisterung und die angekündigte(n) Person(en) zeigte(n) ihre Bollywood-Tanzkünste, Moonwalks oder auch Breakdance-Fähigkeiten bis hin zum Rückwärtssaldo im Takt.

Wow, tolles Niveau, großartige Stimmung und Atmosphäre – und dies direkt vor unseren Zimmern. Dafür nehme ich gerne die 112 km inklusive Hauptstrasse wieder auf mich!

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Impressionen der ersten Woche

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Kathmandu bis Janakpur, Fotos: K. Mayer

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Ein Land im Aufbau

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Janakpur, Ruhetag

Janakpur hat etwa 100.000 Einwohner. Laut Wikipedia produziert jeder Einwohner etwa 150 gr Abfall pro Tag. Das sind etwa 15 t, von denen aber nur ein Bruchteil eingesammelt wird. Mülleimer haben wir nur im Janaki Mendir gesehen, ansonsten wird alles auf die Strasse geworfen. Irgendwann wird es zusammengefegt und – mit Glück – an Ort und Stelle verbrannt, mit Pech wird alles in die mehr als 100 teils heiligen Teiche (sagar) geworfen.

Im Wikipedia-Artikel zu Janakpur heißt es weiterhin, dass kaum Kanalisation verlegt ist. Auch hier sieht es mittlerweile anders aus. Rohre liegen am Wegesrand und warten auf die Verlegung, oder aber die Gullydeckel ragen 20 cm aus der Straße heraus – Straße heißt in Janakpur großteils unasphaltierter, ausgetretener und holpriger „Feldweg“. Die Hauptstraße von und zum Bahnhof ist gerade verbreitert worden; dazu sind von den Häusern in der ersten Reihe einfach 2-3 m abgerissen worden und dann die Front neu verputzt worden. Momentan werden Pflastersteine für einen befestigten Gehweg verlegt – im Dezember dieses Jahres soll ja die Eisenbahnlinie nach Indien wiedereröffnet werden – da sollte der erste Eindruck stimmen. Zusätzlich wird ein neues Flughafenterminal gebaut – Janakpur strebt auf und ist im Aufbau.

Unser Stadtspaziergang am Ruhetag führte zunächst zum Ganga Sangar, wo die Vorbereitungen für die Chad-Feierlichkeiten liefen. Erstaunlich war der Aushang über die Wasserqualität, durchgeführt August 2018 mit Angaben zu chemischen und bakteriellen Anteilen. Urteil über die Wasserqualität heißt „kein Trinkwasser“, zum Thema Baden und Waschen gibt es keine Angaben. Sehr erfreulich war es, dass eigentlich alles Tuktuks mit E-Motor ausgestattet waren; dies verringerte Lärm- und Geruchsbelästigung erheblich.

Weiter ging es nicht mehr auf der frisch ausgebauten „Station Road“, sondern über holprige, erdige und schmale Wege zur Hauptattraktion, den Janaki Mandir. Im Tempel ist alles sauber und gepflegt, trotz regen Treibens. Vom Baustil und Größe ganz anders als die Tempel in den Königsstädten im Kathmandu-Tal. Janakpur wirkt Indien viel näher als der Kultur der Newar und zieht hauptsächlich wohl indische Reisende an.

Wie schreibt Volker Häring in „101 Nepal“ (Verlag Iwanowski 2. Auflage 2018, S. 35): „Janakpur gibt sich keine Mühe, hübsch zu sein, und dennoch finden sich immer wieder Ecken, die einen rauen, aber durchaus sichtbaren Charme haben.“

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Auf in die südnepalische Tiefebene – das Terai

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Von Dulikhel nach Sindhuli, 123 km
Von Sindhuli nach Janakpur, 72 km

Der  Anblick der Schneeberge vom Fenster meines Hotelzimmers am frühen Morgen ließ den Gedanken aufkommen: „Du hast das Paradies auf Erden gesehen!“. Die Sonne ließ einen Gipfel nach dem anderen aufblitzen.
So kam es, dass wir doch erst 6:40 Uhr auf der Piste waren, und mit uns aber auch schon alle Reisenden, die zum 5-tägigen Tihar (Lichtfest) nach Hause oder zu Verwandten wollten. Ich hoffte noch auf die Abzweigung, wo sich der Verkehr gen Norden und Tibet / China abtrennt. Doch eigentlich wollten alle gen Süden – also unsere Richtung.

Alle Autos, in die mehr als 5 Personen passen, waren unterwegs, mit mindestens 3 Personen auf dem Trittbrett und auf dem Dachgepäckträger gesellten sich Ziegen neben dem gesamten Gepäck. Es schien, als wenn auch jeder Sitzplatz mit mindestens zwei Personen belegt war und noch jede Lücke im Gang mit einer Person aufgefüllt wurde. Die Kleinbusse und Jeeps reihten sich auf eine Schnur und sammelten sich meist hinter einem Bus, der uns mit schriller Hupe informierte, wenn er überholen wollte. An eine Schussfahrt die 1.000 Höhenmeter ins Sun Koshi-Tal war leider nicht zu denken; vielmehr waren wir beschäftigt, nicht unter die Räder, in den Abgrund oder ein Schlagloch zu kommen. Sehr schade, denn die Strecke ist traumhaft: zunächst nach einigen leichten Anstiegen noch der Blick auf den Himalaya und dann einfach immer den Fluss Sun Koshi zur linken Seite.

Durch den massiven Ferienverkehr kamen wir langsamer vorwärts als geplant – nach 85 km erreichten wir Khulkot am Nachmittag und hätten nun einen Anstieg von 1.000 Höhenmetern gehabt. Wir verzichteten auf die Nachtfahrt, verluden die Räder und setzten uns mit einem Fahrtbier als Belohung, dass alle wohlauf und lebendig die Etappe gemeistert hatten.

Sindhuli ist ein einfaches kleines Örtchen, in dem zur Zeit ein internationales Freiwilligenprojekt eine Schule aufbaut. Die Freiwilligen waren in unserem Hotel untergebracht und freuten sich wohl auf Abwechslung, wunderten sich aber auch, was eine Schar „Weißgesichter“ in diesem Örtchen vor hat. Und schienen beruhigt, dass wir nur auf der Durchreise sind.

Von Sindhuli geht es leicht hügelig von einem Flusstal zum nächsten, bis man dann entlang des breiten Flussbettes des Ritu nach Bardibas fährt. Kaum Verkehr, schöne Flußbetten in Abwechslung mit Wäldern und Dörfern. Die Dörfer sind sehr schlicht und einfach; wer etwas Geld hat, baut mit Stahl und Beton, ansonsten sind es Bretterverschläge mit angeschlossenem kleinen Stall für 2-3 Tiere.

Ab Bardipas geht es auf dem „East-West-Highway“ – eine etwas breitere Strasse, vergleichbar einer Landesstrasse in Deutschland. Doch es ist die Hauptverkehrsader, die Nepal dank des flachen Südens vom Osten bis Westen verbindet.

Janakpur besticht weniger durch Schönheit, als vielmehr durch sein kleinstädtisches Flair – hier gibt gefühlt außer indischen Pilgern keinen Grund vorbeizukommen, jetzt, wo auch der Bahnbetrieb nach Indien eingestellt ist.

Unerwartet gut war unser Abendessen im „Rooftop Restaurant“ in der Station Road – vorzügliche nepalische und indische Küche, egal ob Fish Curry, Fried Momos oder Tandoori Chicken. Solche Qualität haben wir im Stadtteil von Thamel in Kathmandu nicht gefunden. Chapeau!

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Happy Dewali

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Von Kathmandu über Bhaktapur nach Dulikhel, 33 km

Linksverkehr und die Massen an Motorrädern und hupenden Bussen in Kathmandu ließen uns etwas unsicher auf die Räder steigen. Zunächst ging es durch den „verkehrsberuhigten“ Stadtteil Thamel, doch schon nach knapp einem Kilometer waren wir mitten im dichten Verkehr. Da ich diese Zeilen schreibe, kann ich schon versichern: Wir sind heil und ohne Vorkommnisse angekommen und sind nun mental für morgige lange Etappe vorbereitet.

Die drei Höhepunkte des heutigen Tages waren

  1. Besuch eines Kindergartens
  2. mit Blumengirlanden geschmückte Hunde – wie es sich für den zweiten Tag von Dewali gehört
  3. erstes Mittag in einer Garküche (Momos und King Curd) plus das obligatorische „Schmutzbier“ bei Ankunft in Dulikhel auf der Dachterrasse mit Blick auf die Schneeberge

Achja, die Altstadt von Bhaktapur war da noch. Fazit der Gruppe: im Vergleich zu Kathmandu viel schöner, ruhiger und besser erhalten; eine Bereicherung und mehr als lohnenswert.

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Stadtbesichtigung Kathmandu

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Buddhismus, Hinduismus

Gut gestärkt am Frühstücksbuffet ging es um 8:30 Uhr zu Fuß zum alten Palast-Bezirk, dem Durbar Square. Auf dem Weg waren die Menschen mit Besorgungen fürs Lichtfest (Tihar) beschäftigt, denn um 9:00 Uhr kam das „Ordnungsamt“ und verscheuchte die Händler von den Straßen.

Auf dem Durbar Square sind noch Erdbebenschäden zu sehen; Wände müssen gestützt werden, Ziegelmauern zeigen starke Risse und auf den Podesten fehlen noch Pagoden. Unser örtlicher und deutschsprechende Reiseleiter meinte mit seinem eigenen Humor: „Einige Beamte arbeiten mehr, einige weniger; deshalb ist noch nicht alles fertig.“ Auch betonte er mehrmals, dass er uns die Kultur zeige, während in den nächsten Tagen beim Fahrradfahren dann die Natur auf dem Programm stünde.

Kultur ist für ihn vorwiegend der Hinduismus, doch stehe der im Einklang mit dem Buddhismus. Am Pashupatinat blühte er richtig auf, suchte ruhige Ecken zum Sitzen aus, um uns einen tieferen Einblick in den Hinduismus zu geben. Vor allem räumte er uns viel Zeit ein, um beim Ritual einer Leichenverbrennung aus der Ferne zuschauen zu können. Am Bodnat war er etwas wortkarger; das störte uns nicht, denn nach all den vielen Menschen in den engen Gassen, dem Verkehrslärm genossen wir es einfach in Stille die Stupa zu umrunden und anschließend von einer der zahlreichen Dachrestaurants auf die umliegenden 7.000er schauen zu können (Ganesh Himal mit Yangra mit 7.429 m Höhe sowie Langtang Himal mit Langtang Ri auf 7205 m Höhe).

Der Rückweg endete leider im Stau – den letzten Kilometer sind wir dann zu Fuß gegangen, damit wir überhaupt noch im hellen ins Hotel gelangen, um die Fahrräder einstellen zu können. Explore Nepal hatte frisch geputzte Koga Signatures ins Hotel gebracht, ein Mechaniker war dabei und eine Tasche voller Ersatzteile und Spezialwerkzeuge. Wow! Ich war beeindruckt, denn bisher sah ich nur die verdreckten Räder, der kurz vor uns beendeten Reise „An den Hängen des Himalaya“. Die Räder werden hier schon beansprucht – viele Kilometer und anspruchsvolle Abfahrten. Doch die Wartung nimmt Explore Nepal ernst und wartet tadellos. Chapeau!

Apropos Chapeau: Wir durften von unserem Hotelzimmer dem Konzert im Rahmen von Jazzmandu im Innenhof lauschen. Musiker aus Brasilien, Frankreich und Nepal musizierten gemeinsam vor ausverkauftem Haus und wir saßen sozusagen in der Privatloge im ersten Stock.

Ein toller Tag in Kathmandu mit einem tollen Abschluss. Nach soviel Kultur sind wir auf die Natur in den nächsten Tagen gespannt.

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Ankunft in Kathmandu

Teatime im Himalaya, 03. bis 27.11.2018

Ankunft in Kathmandu

Unser Gruppenflieger von Doha erreichte Kathmandu überpünktlich, weshalb wir bei bestem Wetter einige Kreise über der Stadt zogen und mit einem Blick auf die 8.000er belohnt wurden. Wer noch geschlafen hatte oder keinen Fensterplatz hatte, konnte dann vom Rollfeld noch Schneeberge am Horizont erspähen.

Der Hauptstadtflughafen in Kathmandu hat ähnliche Dimensionen wie Berlin-Tegel: wunderbar kurze Wege und kuschelig-kleine Abfertigungsräume – wirklich familiär. So familiär, dass die Bediensteten die Koffer vom Fließband heben und daneben stapeln. Will man eine Überlastung des Fließbandes vermeiden oder gehören grundsätzlich alle Besucher zusammen?

Neuerung sind wohl die Computer-Terminals zur digitalen Visa-On-Arrival-Beantragung – Reisepass einlesen, dann Hoteladresse, EMail und Telefonnummer eingeben, Zack fertig; am Schalter für die Visagebühr anstellen, bezahlen und dann nur noch am Schalter „Without Visa“ anstellen, schon ist man eingereist. Damit die Technologisierung auch funktioniert, weist die Tageszeitung auf konstantere Stromversorgung dank Kohlestrom-Importe aus Indien hin.

Die Fahrt zum Hotel ist nach 30 min vorbei, es sind auch nur knapp 10 km und die Gassen doch schmal. In China hätte man wahrscheinlich die Altstadtgassen abgesperrt und gebührenpflichtige Einwohnerzugangserlaubnisse auf Antrag erteilt. Mal schauen wann dies kommt; die Altstadt ist mittlerweile jedoch voller Schriftzeichen – sei es für die Touristen, sei es für Logistik von und nach China – die „Neue Seidenstraße“ schließt auch Nepal mit ein, auch wenn es in diesem Land keine Häfen und nur 59 km Eisenbahnschiene gibt. Wer weiß: vielleicht kommt ja noch die Trasse von Lhasa nach Kathmandu, finanziert von der AIIB.

Losgelöst von den großen weltpolitischen Fragen genießen wir bei Sonnenschein einen ersten Erkundungsspaziergang. Zunächst einmal im engsten Karré um das Hotel, dann mutiger bis zum Markt und im größeren Bogen zurück. Erste Überlegungen werden dabei angestellt, ob wir es uns zutrauen sollten auch auf dem Rad aus der Stadt heraus zu fahren. Ich denke schon. Doch morgen ersteinmal unter kulturkundiger und deutschsprachiger Begleitung die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Kahtmandus: Durbar Square, Pashupatinah, Bodnah – mal schauen, inwieweit auch noch Erdbebenschäden von 2015 zu sehen sind.

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Im Doppeldecker durch Shanghai

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Sightseeing in Shanghai

Der letzte Tag bricht an. Gleich nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Anke. Ein Abschied der uns nicht leicht fiel. Bis zur Sicherheitskontrolle der U-Bahn gingen wir noch mit um sicher zu stellen, dass man ihr ihre Kampfmesser nicht abnehmen würde.

Für uns vier stand der Tag dann im Zeichen des Sightseeing. Zu Fuß bewegten wir uns den Bund hinauf zur Mündung des Suzhou Creeks wo in regelmäßigen Abständen einer von etlichen Sightseeing Bussen losfuhr.
Noch ganz in Gedanken bestellte ich auch für Anke ein Ticket. Zum Glück bemerkte ich meinen Fehler früh genug und konnte es noch umtauschen.

Auf dem Dach des Busses fuhren wir dann durch Shanghai, genossen die Aussicht und hörten der Stimme aus dem Kopfhörer zu, die uns etwas über Häuser erzählte, an denen wir längst vorbei gefahren waren, oder Shanghais Dynamische Entwicklungskraft anpries.

An der Nanjing Lu (Straße) stiegen wir aus, holten uns einen Kaffee und schlenderten dann über eine der meist besuchten Einkaufsmeilen Chinas. Bummelbahnen fuhren herum und ständig musste man aufpassen wo man lang läuft. Auf shoppen verzichteten wir, da wir noch eine andere Sightseeing Linie fahren wollten, die durchs Messe- und Business Viertel ging.

Zuerst einmal mussten wir bald eine halbe Stunde auf den Bus warten und dann funktionierten die Audioguides leider nicht. Wir mussten die Impressionen dann ohne Kommentar auf uns wirken lassen.

Nach dem wir auch damit fertig waren, dann ein Abstecher in die Yu Gärten. Wieder eine Altstadtanlage, in der es vor allem ums Shoppen geht. Architektonisch höchst interessant, auch wenn es vermutlich auch alles vor ein paar Jahren erst renoviert wurde. Altes Holz glänzt einfach nicht so schön.

Als wir vor den eigentlichen Gärten ankamen stellten wir fest, dass wir A) am falschen Ausgang waren und B) nur noch zehn Minuten bis zum letzten Einlass hatten. Der Eingang war auf der anderen Seite und wir wollten unbedingt rein. Also nichts wie hin. Sämtliche gute Manieren über Bord werfend bahnten wir uns einen Weg durch die Menge. Lediglich auf Alte, Schwangere und Kinder versuchten wir Rücksicht zu nehmen. Wir schafften es tatsächlich, aber der Ticketverkäufer sagte uns, dass wir nur eine halbe Stunde hätten um die Gärten zu betrachten. Bei fünf Euro Eintritt doch ein bisschen zu wenig Zeit.

Unverrichteter Dinge zogen wir also ab. Dann noch ein wenig erfolgreicher Versuch ein paar Stofflampen zu erstehen. Unsere erprobten Handelstaktiken, nämlich grübelnd und zweifelnd vor der Ware zu stehen, Qualitätsmängel anzukreiden und der vorgetäuschte Rückzug machten wenig bis gar keinen Eindruck auf die Verkäufer. Das haben sie sicherlich alles schon hunderttausend mal gesehen.

Unser letztes „Abendmahl“ nahmen wir dann wie schon so oft in einem Restaurant der Sichuan-Küche ein. Diese ist zwar berühmt für ihre scharfe Kost, aber gleichzeitig auch Heimat von Palasthühnchen und einigen anderen Gerichten, die bei uns immer auf den Tisch kamen. Es schmeckte zum Abschluss noch einmal richtig gut.

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Über den Wolken

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Flug nach Shanghai, Fahrt auf den Shanghai Tower

Früh morgens um fünf standen wir alle auf der Matte oder vielmehr auf der Kreuzung und warteten auf unseren Fahrer. Der kam auf die Minute genau.
Stockduster war es, als wir uns langsam von Kunming verabschiedeten. Am Flughafen noch ein erstes Frühstück, bestehend aus Hörnchen von Carrefour und dann durch die Security. Diesmal ging nicht ein Messer verloren.

Schon der Landeanflug auf Shanghai bot ein ganz anderes Bild, als der Himmel über Yunnan. Hier blickten wir auf eine der am dichtesten besiedelten und am weitesten entwickelten Gegenden Chinas.

Am Flughafen angekommen waren wir äußerst erstaunt, dass unsere fünf Koffer alle hintereinander aufgereiht auf dem Band lagen. Was für ein Zufall. Und dann noch die ersten. Bald begriffen wir, dass wir einfach die letzten waren…

In einem geräumigen Bus fuhren wir dann in Richtung Bund wo unser Hotel steht. Durch Shanghai zu fahren ist mehr als beeindruckend. Ein Häusermeer, das einfach nicht enden will. Über eine gigantische Brücke fuhren wir über den Huangpu-Fluss und kamen kurz nach Mittag an.

Mit diesen ersten Impressionen ausgestattet, die uns vermuten ließen, dass wir hier ganz andere Dinge erleben sollten als in Yunnan machten wir uns dann auf Erkundungstour.

An der Altstadt entlang, durch ehemaliges Kolonialgebiet, wo man deutlich die europäischen Einflüsse erkennen konnte bewegten wir uns am Fluss entlang. Zu Mittag aßen wir in einem unscheinbaren Restaurant in einer Seitenstraße. Es schmeckte erstaunlich gut. Die Besitzer waren darüber hinaus sehr erfreut uns als Gäste zu begrüßen. Anscheinend hatten wir auch eine gewisse Werbewirkung. Der Laden, der bis zu unserer Ankunft noch leer war, füllte sich sehr bald.

Auch wenn Shanghai recht international ist, und man Ausländer an jeder Ecke sieht, ist es doch auch hier immer noch recht einfach aufzufallen. Man muss nur ein wenig die ausgetretenen Pfade verlassen.

Bummelnd bewegten wir uns zum Bund vor. Die Skyline, also der Blick nach Pudong, dem Finanzviertel rüber, ist ein äußerst unbeständiger. Vor 30 Jahren stand hier kaum etwas. Dann kam der Pearl Tower hinzu und bald hatte sich eine der eindrucksvollsten Hochhauslandschaften der Welt dort etabliert. Und sie verändert sich stetig. Als ich vor vier Jahren dort war, war das Financial Center, oder der Flaschenöffner, wie ihn viele aufgrund seines Aussehens nennen noch der höchste Turm in Shanghai. Jedoch wurde er durch den Shanghai Tower abgelöst, welcher zu meiner Zeit in Shanghai noch im Bau war.

Wir hatten nun die einmalige Gelegenheit uns auszusuchen, welchen der Türme wir erklimmen und die Wahl fiel uns nicht schwer. Den höchsten natürlich. Zuerst aber einmal durch den Sightseeing-Tunnel auf die andere Seite.

Was genau man sich dabei gedacht hat, ist etwas unklar. Man fährt mit einer Gondel unter dem Fluss und an die Wände werden bunte Farben projiziert. Dazu mystisch, bisweilen pscychedelische Musik, immer wieder Stimmen im Hintergrund und ab und an ein finsteres Lachen. Eine Art Geisterbahn. Schnell weiter.

Im Schatten der Bürotürme konnten wir erst richtig begreifen, wie groß diese wirklich sind. Monumental, beschreibt es ganz gut. Je näher man ran kommt, desto mehr verändert sich die Perspektive. Endlich kamen wir dann am Shanghai-Tower an und mussten erst mal warten. 17 Leute passen gleichzeitig in den Aufzug. Dieser ist angeblich der schnellste der Welt. Die 550m bis nach oben macht er in weniger als einer Minute und erreicht dabei eine Geschwindigkeit von bis zu 10m/s. Das drückt ganz schön auf den Ohren.

Der Himmel hatte sich zugezogen und wirklich sehr weit konnte man nicht sehen. Weit genug um die Größe Shanghais zu begreifen. Das wahre Spektakel begann jedoch erst als die Sonne unterging. Die Gebäudefassaden erwachten zum Leben und ein Lichtermeer entstand zu allen Seiten, an dem man sich kaum satt sehen konnte. Teils schienen die Häuser sich gegenseitig zu übertrumpfen, teils waren die Lichter perfekt aufeinander abgestimmt. Und die Schiffe auf dem Fluss leuchteten in allen Farben.
Was das kosten muss?!! Und der Energieverbrauch!! Darum scheint man sich in der Weltstadt Shanghai wenig Gedanken zu machen. Schön ist es allemal.

Auf dem Rückweg gingen wir noch einmal die Strecke, die wir gekommen waren. Ankes letzter Abend stand an und sie wünschte sich eine besondere Spezialität. Den Eichhörnchen-Fisch. Ein Fisch der teils frittiert und teils karamellisiert ist. Eine schöne Idee.
Das der am Ende nicht ganz so toll schmeckte war nur eine Randnotiz. Wir hatten wieder einiges erlebt. Und so langsam kommt Abschiedsstimmung auf.

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Der Steinwald ist steinalt

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Ausflug zum Naigu-Steinwald

Unsere Reise durch China geht langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Hier in Kunming sollten wir noch ein letztes Highlight erleben. In etwa 60 km Entfernung von Kunming liegt der Steinwald, eine Ansammlung von interessanten Steinfornationen, die sich über 270 Millionen Jahre durch Erosionsprozesse gebildet haben. Haben wir diese Erosionsprozesse verstanden? Nein. War es trotzdem ein tolles Erlebnis? Ja.

Tatsächlich gibt es mehrere dieser Steinwälder in unmittelbarer Entfernung zueinander. Wir beschlossen den etwas weniger frequentierten Naigu-Steinwald zu besuchen und wurden einerseits mit einem deutlich niedrigeren Eintrittspreis als auch mit einer wundervollen Ruhe belohnt. Dafür mussten wir damit leben unterwegs keine Snacks kaufen zu können. Auch von Trödel- und Postkartenverkäufern keine Spur. Sehr schade.

Die Steinformationen faszinierten uns vom ersten Moment an. Manche der Formationen tragen fantasievolle Namen wie, „Die acht Heiligen“, „Watschelnde Elefanten“ oder „Liebende Löwen“. Bei manchen brauchte man recht viel Fantasie um darin etwas zu erkennen. Nichtsdestotrotz war der Steinwald ein Ort, der ebenso anderweltlich erschien wie die Karstfelsen in Yangshuo. Besonders genossen wir den Ausblick von einem Aussichtspunkt. Verwundert beobachteten wir, wie ein Mann mit einem Speer in der Hand erschien. Recht schnell wurde klar, was er dort tat: Müll aufsammeln. Das war allerdings nicht ganz ungefährlich, da er über etliche Felsen klettern musste. Sicherlich eine schweißtreibende Arbeit. Ob er dies im Auftrag des Staates tat, oder auf eigene Faust konnten wir nicht herausfinden.

Auch nachdem wir alles gesehen hatten, blieben wir noch eine Weile um die wundervolle Ruhe und natürlich das gute Wetter zu genießen. China kann bisweilen recht laut sein und so eine kleine Auszeit tut einfach gut.

Nach einer Weile fuhren wir dann doch zurück. Die Altstadt wollten wir doch noch einmal im Hellen sehen. Auch wenn sie langsam restauriert wird und nach und nach das Alte verschwindet ist noch relativ viel alte Bausubstanz vorhanden. Wir besuchten noch eine Kirche, die wiederum sehr schlicht eingerichtet war. Auf Protz und Prunk wird hier komplett verzichtet.

Nach einem Ausflug auf das Dach des Einkaufscenters, von dem wir uns die Altstadt noch einmal genau anschauen konnten, aßen wir dort noch gleich zu Abend. Es fiel diesmal etwas schärfer aus als sonst. Normalerweise nimmt man auf uns Ausländer Rücksicht. Diesmal nicht. Geschmeckt hat es trotzdem.

Bei Carrefour deckten wir uns noch für die Reise ein. Morgen früh geht der Flieger nach Shanghai und es heißt Abschied nehmen von Yunnan. Ob es in Shanghai auch nur annähernd so schön wird wie hier ist ungewiss. Zumindest das Essen wird weniger scharf sein.

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