In der Wüste

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

126 Kilometer von einem Camp zum anderen, von der Trockensteppe in die Wüste, die Hälfte davon auf staubiger Piste, drehende Winde bei 26 Grad, 575 Höhenmeter.

Richtig ruhig ist es nie in der Wüste, denn selbst wenn man drei Kilometer von der Piste oder von der Eisenbahn weg ist, hört man doch in der weiten Ebene die Geräusche immer noch fast ungedämmt. Die Nacht war ziemlich kalt, es hatte vielleicht fünf oder sechs Grad und so sitzen wir recht gut eingemummelt beim Frühstück und freuen uns über die ersten Sonnenstrahlen und wir sind guter Hoffnung unseren Kältepol überwunden zu haben. Gegen 10 Uhr ist es dann auch schon so, wie man es von einer Wüste erwartet und wir sind nach einer guten Woche dann wieder einmal im T-Shirt unterwegs. Der Rückenwind ist leider weg es weht straff von der rechten Seite ein bisschen von vorn und macht uns leicht zu schaffen.

Langsam wir die Landschaft auch trockener, die Vegetation wird immer krautiger und es gibt immer weniger Kühe und Pferde, dafür tauchen erstmalig auch Kamele auf. Hinter Choir sind wir dann endgültig in der Wüste, denn 5 Kilometer hinter dem mickrigen und staubigen Städtchen hört der Asphalt auf und die Straße spaltet sich in mehrere mehr oder weniger laufende Pisten auf.

Mit der Straße nach China sind die Bauarbeiten noch nicht weit vorangekommen, zwar wird an der Piste gearbeitet und das bett für die Straße verfestigt, aber im letzten Jahr sah es hier nicht viel anders aus.

In meinem Schalthebel macht es plötzlich laut „Ratsch“ und der Zug ist durch, aber nicht nur dass, der Hebel verweigert auch die Arbeit mit einem neuen Schaltzug. Wie vor drei Monaten bei meinem Berliner Fahrrad. Nur dass der nächste Fahrradladen 800 Kilometer von uns entfernt in Datong liegt. Ich stelle die Schaltung also in einem mittleren Gang fest und habe damit nur noch einen Gang zum fahren, für Berge und wilde Abfahrten kann ich dann noch das Blatt wechseln, aber mehr Variationen gibt es nicht.

Der Kantenwind hat aber glücklicherweise nach hinten gedreht und so kommen wir auch auf der Piste sehr gut voran und am Abend stehen wieder 126 Kilometer auf dem Display.

Bei dem scharfen Wind ist es nicht ganz einfach die Zelte aufzustellen, zumal der Untergrund ziemlich steinig ist, aber wir helfen uns alle miteinander und nach einer halben Stunde sitzen wir beim Abendessen und genießen den Sonnenuntergang.


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In die Steppe

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

145 Kilometer von Ulaan Baatar in die Steppe, 789 Höhenmeter bei kräftigen Rückenwind, anfangs kühl, dann angenehm bei 21 Grad.

In der letzten Nacht hatte es Temperaturen knapp um die Null Grad. Als ich am Morgen noch Michael und Doro um kurz vor 5 morgens in den Bus zum Flughafen verabschiede ist es mehr als unangenehm kalt. Drei Stunden später arbeitet sich glücklicherweise die Sonne nach oben und es weht ein frisches Lüftchen, glücklicherweise aus der richtigen Richtung und so trägt es uns locker und leicht aus der Stadt heraus.

Die Ausfallstraße aus der Stadt ist wieder eine löcherige Katastrophe, wer die 15 Kilometer um die Löcher herum aus der Stadt heraus geschafft hat, der kommt auch über die Piste bis nach China. Am Ortsausgang „tanken“ wir noch große Mengen an Trinkwasser und ein paar Vorräte an Bord und stürzen uns dann in den nächsten Teil unseres Abenteuers.

Wenn man die Vorstädte hinter sich gebracht hat, wird es wesentlich einsamer als im nördlichen Teil der Mongolei. Manchmal ist die Eisenbahnlinie auf der rechten Seite unser einziger Begleiter.

Mittags verkrümeln wir uns zur Pause in den Bus. Mugis Vater hat für uns gestern Abend noch gekocht und Kartoffelsalat und Buuz, die mongolischen mit Lammfleisch gefüllten Fleischtaschen vorbereitet, dann spannen wir mit frischen Kräften die Segel in den Wind und blasen weiter. Am Abend erreichen wir 146 Kilometer und haben einen Schnitt von 24 km/h gefahren und sind damit ein gutes Stück nach Süden vorgedrungen. Als wir die Zelte aufbauen ist es wieder sehr frisch und wir haben gar keine Lust noch viel länger draußen zu sitzen. Ich genieße noch ein paar Minuten den klaren Sternenhimmel und verkrieche mich dann in meinen Schlafsack.


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Ein Tag zum Heiraten

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

18 km mit den Rädern durch die Stadt, Bummeln und Entspannen, abends Abschied von zwei unserer Reisenden bei Wolken und Sonne um die 17 Grad.

Kalt ist es draußen immer noch, aber wenigstens hat es in der Nacht nicht noch einmal geregnet. Nach dem Frühstück bringen wir Carolas Fahrrad auf Vordermann und drehen dann eine kleine Proberunde durch die Stadt.

Heute haben wir uns dann den Aussichtspunkt am sowjetisch-mongolischen Ehrenhain als erstes vorgenommen. Von oben hat man wirklich einen wundervollen Panoramablick über die Stadt. Im Süden wird gebaut wie der Teufels es entstehen überall Apartmenthäuser für die sich entwickelnde Mittelschicht. Die Häuser sehen recht schick aus, die Logistik lässt zu wünschen übrig, die Straßen sind holprig und löcherig wie überall in der Stadt. Im Zentrum entsteht etwas, was man im Ansatz eine kleine Skyline bezeichnen könnte, die sich rund um den Suchbaatar Platz befindet, im Westen blasen zwei Heizkraftwerke dunkle Wolken in den Himmel, die sich gerade bei dieser Wetterlage über die gesamte Stadt verteilen.

Rund um die Stadt verteilt sind die Jurtenviertel, hier gibt es viele Holzhütten, aber in den kleinen umzäunten Grundstücken steht zumeist noch eine Jurte. Strom hat man in diesen Vierteln, aber es mangelt an einer Wasserversorgung und Abwasser. Das Trinkwasser wird daher von den Leuten in 20 Liter Kanistern auf dem Moped herangefahren oder die Kids ziehen und schieben einen Handwagen mit schwerem Kübel vor sich hin. In der ganzen Stadt findet man kaum ein gemütliches und grünes Fleckchen und ich frage mich, wie es die Menschen, die aus den unendlichen wundervoll satt grünen Steppen hierher drängen aushalten im grauen Staub der trockenen Tage und im schlammigen Matsch der feuchten Tage.

Glück haben wir auf unserem Weg in die Stadt zurück, denn auf einem Sportplatz findet gerade die mongolische Meisterschaft im Bogenschießen statt. Geschossen wird nicht wie in Europa auf Zielscheiben, sondern auf eine Art Pyramide aus Strohballen. Auch vertrauen die Schiedsrichter unbegrenzt den Künsten der Schützen, denn meist stehen ein Dutzend Leute direkt im Zielbereich nur einen oder zwei Meter von den Zielpyramiden entfernt. Bei den älteren Männern ertönt dann immer noch ein Gesang aus dem Zielbereich, der je nach der Treffgenauigkeit des Schützen, dann auch mal in Jubel ausartet. Wunderschön ist, dass alle Schützen in traditionellen Kostümen antreten, Männer wie Frauen. Wie ich das einschätze liegt die Zielentfernung bei den Männern um die hundert Meter, bei den Frauen sind es 85 oder 90 Meter. Auch einig junge Männer und Frauen sind dem Nationalsport treu geblieben, dafür mangelt es an Zuschauern, wir drei Radler sind die einzigen Ausländer im sportlichen Halbrund. Wir verbringen hier mehr als eine Stunde, ohne dass es langweilig wird.

Bevor ich mich am Nachmittag an den Computer setze fahren wir noch einmal über den Suchbaatar Platz im Zentrum, der heute gut bevölkert ist. Nach dem Mondkalender ist heute ein guter Tag zum Heiraten und so lösen sich hier die Pärchen und ihre jeweils umfangreiche Begleitung im Viertelstundentakt vor dem Parlament und der Tschingis Khan Figur ab. Ältere Leute erscheinen alle in traditionellen Kostümen, während Braut und Bräutigam in weißem Kleid und Anzug geheiratet haben.

Am Abend ziehen wir noch einmal in das traditionelle Restaurant mit Musik. Für Michael und Doro ist es heute der letzte Abend, morgen geht es wieder zurück nach Deutschland bzw. in die Schweiz, währen wir, verstärkt durch Carola, auf unseren zweiten Abschnitt der Tour starten.


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Im Schatten Dschingis Khans

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

36 Kilometer vom Hustai Nationalpark bis zum Dschingis Khan Reiterdenkmal, dann Transfer nach Ulaan Baatar, 2 Stunden im Stau, anfänglich Regen bei 14 Grad, dann wieder angenehm bei 25 Grad.

Es ist wirklich bitterkalt, vielleicht 10 oder 12 Grad und es regnet, als wir am Morgen starten. Die Felsen im Terelji Tal liegen in dunklen Wolken, aber das Glück bleibt uns treu und nach einer halben Stunde hört der Regen auf und wir lassen den Nationalpark hinter uns.

Heute nun ist es für Doro und Michael der letzte Tag auf den Rädern, bevor sie wieder zurück nach Deutschland bzw. in die Schweiz müssen. Dafür stößt dann Carola, einen neuen Teilnehmerin, zu unserer kleinen Gruppe.

Bevor wir in der Hauptstadt einlaufen machen wir uns auf den Weg zum Dschingis Khan Denkmal. Das ist ein gewaltiges Reiterdenkmal (das größte Reiterdenkmal der Welt) irgendwo in der Steppe ungefähr 60 Kilometer östlich der mongolischen Hauptstadt. Schon von ein Paar Kilometern Entfernung lässt sich der silberne Koloss erkennen. Die Straße dorthin ist lausig, obwohl seit 1996, seit der Eröffnung des Denkmals, jeder Tourist, ob in- oder ausländisch dorthin gekarrt wird. Vorsichtig drängeln sich die Autos um die großen Schlaglöcher, stellenweise ist der Asphalt so schlecht, dass die Fahrzeuge für ein paar hundert Meter gleich vollständig auf die Pistenspuren neben der Straße wechseln. Die Einfahrt zum Denkmal ist dann wieder bombastisch, ein Triumphbogen geziert von einer grimmigen Reiterhorde.

Wir steigen auf zum Denkmal, in dessen Sockel es noch ein Museum zur Geschichte des Hunnenreiches gibt und eine kurze propagandistische Filmvorführung zum Bau des 40 Meter hohen Reiterdenkmals. Eigentlich hatte man eine komplette Umgestaltung der Landschaft in der Umgebung geplant, das wird wohl aber niemals vollendet werden, denn der Marmor an den Treppen bröckelt schon wieder, ebenso wie die Nebenwege auf der einstmals großzügig geplanten Anlage verwildern, so dass Dschingis Khan hier wohl recht einsam in der Steppe bleiben wird, denn außer dem Denkmal gibt es keine touristische Struktur, nicht einmal einen Kaffee kann man trinken und auch keine fliegenden Händler bieten Postkarten und Souvenirs an.

Wir steigen dann auf die Aussichtsplattform, die sich auf dem Kopf des Pferdes befindet und werfen noch einen Blick in die Weite Steppe, dann geht es die dunkle und schmale Treppe wieder hinunter.

Dann bleibt uns noch der Weg in die Hauptstadt. Michael und ich steigen in den Bus, der Wind bläst uns heftig entgegen und die schlechte Straße ist doch recht straff befahren. nach nicht einmal 10 Kilometern folgen auch die anderen, die keine Lust mehr haben, von den langen Staubfahnen der Autos und Busse eingedreckt zu werden.

Die Einfahrt in die Stadt ist wieder eine verkehrstechnische Katastrophe. Im gesamten Zentrum geht es nur noch im Schritttempo voran. Eigentlich geht hier nichts mehr, aber es ist auch keinerlei Änderung in Sicht, von Infrastrukturprojekten fehlt jede Spur und so werden sich in den kommenden Jahren noch hunderttausend weitere Fahrzeuge hier durch den Verkehr wühlen. Wieso tauschen viele Nomaden ihr freies Leben in der Steppe und in der Jurte gegen dieses Dreckloch ein, das kann ich nicht verstehen.

Am spätren Nachmittag bleibt gerade noch Zeit, den Staub vom Leib zu spülen, dann tingeln wir zum Abendessen in ein mongolisches Lokal mit Livemusik. Kehlkopf und Obertongesang faszinieren uns, dazu einige traditionelle Instrumente. Leider ist das Konzert nach einer halben Stunde schon wieder vorbei. Ein Japaner am Nachbartisch und ein komplett betrunkener Mongole sind trotz der eindringlichen Melodien und Rhythmen in den Tiefschlaf verfallen.


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Am Meditationstempel

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Ruhetag im Terelji Nationalpark, Wanderung durchs Tal bis zum Meditationstempel.

Am Morgen fallen die ersten Sonnestrahlen durch das Dach meiner Jurte herein, das heißt es ist schon gar nicht mehr so früh, aber heute ist ja ein Ruhetag und da kann man auch mal etwas später frühstücken. Zwar geht es heute nicht auf dem Fahrrad durch die Landschaft, aber wir machen uns auf zu einer kleinen Wanderung. Gleich hinter dem Camp beginnt eine Blumenwiese, von der man in den Alpen kaum zu träumen glaubt: Edelweiß und Enzian in rauen Mengen. Überall große Flecken mit den weißen sternförmigen Blüten und die blauen lang gezogenen glockenförmigen Blüten.

Beliebt ist der Terelji Nationalpark vor allem wegen seiner Granitformationen. Überall gibt es skurrile Felsen oder Formationen an den Hängen und man kann seine Fantasie unendlich spielen lassen und Bilder, Gesichter oder Tiere entdecken. Einige der Felsen tragen dann auch charakteristische Namen, wie die „Schildkröte“ in der Mitte des Tales.

Obgleich das Tal ein riesiges Erholungsgebiet für die Mongolen aus Ulaan Baatar ist und es überall Jurtencamps gibt, ist unter der Woche hier nicht zu viel Betrieb. Nur wenige Spaziergänger sieht man auf den Wegen und auch nur wenige Autos sind unterwegs. Ab und an treffen wir auf eine Gruppe von Reitern. An der Haltung im Sattel kann man ganz genau sehen, wer aus der Großstadt kommt und wer schon sein Leben lang durch die Steppe geritten ist.

Zu dem kleinen Meditationstempel führt ein langer Weg mit Tafeln mit buddhistischen Sprüchen und wenn man jede einzeln lesend oben angelangt ist, hat man schon den halben Weg zur Erleuchtung erreicht. Der kleine Tempel ist nicht spektakulär, eine 1000armoige Guanyin ist die Hauptfigur und ein paar Thankas zieren die Wände, aber ansonsten soll es auch ein Ort der Ruhe und der Stille sein. Allerdings hat man von oben eine grandiose Aussicht über das Tal mit seinen Camps in denen die Jurten nur weiße Punkte in der weiten Landschaft sind.

Langsam und gemütlich pilgern wir dann wieder zurück zu einem späten kleinen Mittagessen und am Nachmittag ist Zeit zum Lesen oder einem Schläfchen, der leise Wind, der über das Dach der Jurte säuselt macht regelrecht schläfrig und sorgt für einen schönen Nachmittagstraum, bevor es dann zum abendlichen Buffet geht.

Hier gibt es eine Spezialität, Schaffleich, dass in einem Topf mit heißen Steinen gegart wird. Viel leckeres Fleisch, aber auch gegrilltes Gemüse kommt heute auf den Tisch und nach der überreichlichen Mahlzeit schlägt schon wieder die Müdigkeit zu.

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Durch die Hauptstadt

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

106 Kilometer vom Hustai Nationalpark bis in die mongolische Hauptstadt, dann mit dem Bus weiter bis in den Terelji Nationalpark, 495 Höhenmeter bei sonnigen 24 Grad und leichtrem Rückenwind.

Nachdem es in der Nacht ordentlich gewittert hat, lässt sich die Sandpiste am Morgen wesentlich besser fahren, man bleibt kaum noch stecken und die Reifen greifen besser. Zurück auf der Hauptstraße geht es dann direkt nach Osten auf die Hauptstadt Ulaan Baatar zu. Der Wind treibt uns ziemlich zügig vorwärts von Hügel zu Hügel und dann öffnet sich das Tal und die Stadt mit etwas mehr als einer Millionen Einwohnern liegt vor uns. Die Einfahrt im letzten Jahr war schrecklich staubig gewesen, da die einzige Straße vom Westen eine Baustelle war.

Bis heutre hat sich wenig geändert, die Baustelle ist nur wenig vorangekommen und dann holpert man wieder durch große Löcher. Eigentlich sind die Straßen am Stadtrand breit angelegt, aber oft sind sie so schlecht, dass die Autos nur im Schritttempo durch die Löcher fahren können. So ist nicht die Menge an Fahrzeugen die Ursache für die Staus, sondern einzig die schlechte Qualität der Straße. Im Zentrum ist es dann ein wenig besser.

Durch den dichten verkehr hat man kaum Zeit, die Umgebung zu beobachten, aber die Stadt ist auch keine Perle. Am Stadtrand findet man nur Industrie und kleine Betriebe, die vom Staub der Straße eingehüllt sind und das Zentrum ist eine Mischung aus Bauten der 70er und 80er Jahren mit einigen modernen Gebäuden dazwischen. Aber in drei Tagen sind wir noch einmal hier und dann können wir die Stadt zu Fuß erkunden.

Im Zentrum machen wir halt für einen guten Kaffee und den Besuch einer Wechselstube, dann geht es am Nachmittag schon weiter. Am Ortsausgang steigen wir dann alle auf den Bus und fahren die ebenfalls wieder schlechte Straße nach Osten heraus. Bald biegen wir ab und sind im Terelji Nationalpark. Das Terelji ist ein Gebirgszug mit schönen Granitformationen. Entlang eines kleinen Flusses liegen unzählige Jurtencamps, die im Sommer und an den Wochenenden von den Ulaan Baatarern bevölkert werden, die Nähe zur Stadt macht’s möglich.

Leider hat die Stadtdurchfahrt viel Zeit gekostet, so dass heute Abend kaum noch Zeit zum Umsehen bleibt, aber rund um unser Camp leuchten die Berge und Felsen in der Abendsonne, bis sich wieder eine Gewitterfront über den Himmel zieht und es einen schweren Guss gibt. Der stört uns beim Abendessen sitzend nicht im Geringsten.


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Auf der Jagd nach dem Wildpferd

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

72 km vom Jurtencamp in den Hustai Nationalpark, 303 Höhenmeter durch die Grassteppe, die Hälfte davon Piste bei wechselnden Winden, Abstecher in den Park auf der Suche nach dem Przewalski Pferd.

Wieder haben wir ideales Radfahrerwetter und die Strecke ist mehr als schön. Anfangs geht es weit ab der Straße über gut zu fahrende Pisten durchs Gelände. Die Weite des Geländes in alle Richtungen ist immer wieder beeindruckend. Nur hin und wieder taucht eine Jurte auf und überall gibt es Tiere, die sich nicht einmal die Mühe machen, den Radfahrern nachzusehen.

Erst nach guten 20 Kilometern erreichen wir wieder die asphaltierte Straße und biegen nach Westen ab. Heute wird der Tag der Radfahrer, wir treffen auf einen Österreicher und zwei Clumbianer, die schon seit einem Jahr unterwegs sind und später auf zwei Taiwanesen, die eine Runde durch den Westen der Mongolei gedreht haben.

Mit dem Wind haben wir mehr Glück als Pech, er bläst recht straff aus Süden und wir bekommen ihn von der Seite und manchmal ein bisschen von hinten bis wir dann auch nach Süden abbiegen. Hier wird es dann richtig anstrengend, denn nun haben wir Sandpiste. Immer wieder müssen wir absteigen und schieben, denn die Räder bleiben einfach stecken, so brauchen wir für die 13 km auch fast eine Stunde und danach dringend ein Bier. In dem großen Camp herrscht reger Betrieb, denn der Hustai Nationalpark gehört zum Standardprogramm hier in der Mongolei und so sind mehr als 100 Touristen hier im Lager. nach einer angenehm heißen Dusche schwingen wir uns in den Bus und machen uns auf die Suche nach dem Przewalski Pferd. Eigentlich waren die Tiere hier in den 50er Jahren ausgestorben und es gab nur noch ein paar Mischlingsexemplare in europäischen Zoos, aber man hat mit dem verbliebenen Bestand zurück gezüchtet und dann begonnen hier wieder Pferde auszuwildern. Mit Erfolg, denn inzwischen gibt es mehr als 250 Tiere im Park und die Herden wachsen langsam auch ohne das helfende Eingreifen des Menschen.

Langsam tuckert der Bus über die Hügel und Berge auf einer sehr zerfahrenen Spur, aber von den Pferden keine Spur. Im letzten Jahr waren wir bis auf 50 Meter auf eine Herde herangekommen, ob uns das heute wieder gelingen wird? Dann die ersten Pferde, weit, weit Weg an einem Berghang, nur als kleine braune Punkte auszumachen, dann endlich hinter der nächsten Biegung eine kleine Herde von acht Tieren.

Langsam können wir uns heranpirschen, die Tiere sind aufmerksam und beobachten das Tun der Touristen, laufen aber nicht weg und lassen sich beim Grasen kaum stören. nach einer halben Stunde ziehen wir uns zurück, doch auf dem Rückweg sehen wir weitere Herden und nun richtig nah, kaum 30 Meter entfernt suchen die Tiere am schmalen Bach im Tal nach Wasser und Futter. Obgleich recht schnell viel mehr Touristen als Pferde beobachten zeigen die Tiere auch hier keine Scheu.

Kurz nach Sonnenuntergang kehren wir ins Lager zurück. In dem großen Touristenlager ist es nicht so angenehm, wie in den kleinen Camps, überall hört man Leute in den Nachbarjurten schnarchen und im Zelt wimmelt es von kleinen Käferchen, die nach einem warmen Ort suchen und mir ständig übers Gesicht krabbeln.


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Von Camp zu Camp

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

90 Kilometer durch die mongolische Grassteppe, 830 Höhenmeter bei angenehmen 22 Grad und wechselnden Winden.

Das Jurtencamp liegt hinter uns, die Bedienung aus dem Restaurant schaut uns nach und winkt, wir sollen wiederkommen. Warum nicht? Die mongolische Grassteppe ist immer ein reise wert und vielleicht bekommen wir im nächsten Jahr wieder eine Radlergruppe zusammen.

Es ist frisch in der Steppe am Morgen, vor uns liegt unendliches Grün und die Straße teilen wir heute mir nur wenigen Autos. Die sind nicht so unfreundlich wie die Sonntagsfahrer aus der Hauptstadt mit ihren zu dicken Geländewagen. Meist sind Kleinbusse russischer Bauart unterwegs. Die AUS-Busse sind robust, geländegängig und man kann sie mit Hammer und einem Schraubenschlüssel reparieren. Das Modell aus den 80er Jahren wird bis heute produziert und man bekommt einen solchen fahrbaren Untersatz für knapp über 10.000 €. Dafür kann man darin zwei mongolische Großfamilien und Reisegepäck für eine Woche transportieren, also das ideale Fahrzeug für die ländliche Bevölkerung. In der Hauptstadt, wenn man einen „wichtigen“ Job hat, kann man mit dem Fahrzeug natürlich keinen Eindruck machen, aber der UAS erfüllt alle Bedingungen eines flexiblen Arbeitstieres.

Unsere Straße führt durch leichtes Hügelland. Links und rechts gibt es viele Jurten, rundherum größere und kleinere Herden von Tieren, zumeist Pferde oder Kühe, manchmal auch Schafe oder Ziegen gemischt. Hier an der Hauptstraße kann man das Familienbudget etwas auffrischen, indem man Airag, vergorene Sturenmilch verkauft. Für eine Plastikflasche von 1,5 Litern legt man 4500 Tugrug hin, das sind knappe 3 Euro. Wir werden in das Zelt einer kleinen Familie zu einer Schale eingeladen, dazu werden getrockneter Käse und Schmand gereicht. Die Familie besitzt um die 200 Tiere: Schafe, Pferde und Kühe, das ist mittlerer Wohlstand auf dem Land. Die Stuten werden aller drei Stunden gemolken und der Airag wird in einem großen blauen Plastikkübel angesetzt, das Getränk braucht etwa 24 Stunden, bis es angesäuert ist und getrunken werden kann. Erfrischend und nahrhaft ist es beste Radfahrernahrung.

Unterwegs treffen wir heute ein Radlerpärchen aus Frankreich, die in Gegenrichtung unterwegs sind, aus China kommend mit dem Ziel Russland, von Irkutsk aus wollen sie dann zurück in die Heimat.

Von dem vielen Grün kann man sich gar nicht satt sehen, noch schöner wird es dann, als wir von der Hauptstraße abbiegen und auf die Piste kommen. Bis zu unserem Camp sind es noch einmal 20 Kilometer, aber die Piste, oder besser das Geflecht von zwei bis drei Fahrspuren durch die Wiese ist gut zu fahren, fast genauso gut wie die Straße. Wird die Spur zu wellig, dann weicht man auf die Nachbarspur aus. Dafür liegt links und recht ein Teppich von bunten Blumen.

Unser heutiges Camp ist ein wenig einfacher, dafür ist die Lage einzigartig, von Zivilisation weit und breit keine Spur und auch bis zum nächsten Camp sind es ein paar Kilometer. Die Küche ist einfach, aber hervorragend, auf unseren Wunsch nicht so fleischlastig. Der Abend ist frisch und kühl, die Sterne leuchten hell und die Milchstraße zieht sich deutlich über den ganzen Himmel. Nur im Südosten ein leuchtende Schimmer am Horizont, dort liegt die mongolische Hauptstadt Ulaan Baatar, nur vier Fahrradstunden entfernt, aber viel, viel weiter weg von den Sternen.


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Ruhiger Ruhetag

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Leichter Regen bei 23 Grad, deshalb nur ein kleiner Spaziergang, ansonsten eben ein ruhiger Ruhetag.

Die Nacht war wunderbar ruhig und wir treffen uns halb neun zum gemütlichen Frühstück. Da es draußen ordentlich tröpfelt verschieben wir unseren Ausflug in einen Nomadenzelt auf den Nachmittag. Ich mache den Fehler, mich noch eine halbe Stunde aufs Ohr zu legen, doch das Geräusch des Regens lässt mich noch einmal fast drei Stunden schlafen, also bis zum Mittag. Es regnet immer noch ein wenig, aber wir stapfen los und suchen uns ein zelt in der Umgebung aus, welches wir besuchen wollen, doch unterwegs fängt uns ein 12 jährige Junge auf einem gescheckten Pferd ab und fragt uns, wohin wir wollen. Wir sagen in welche Jurte wir wollen und er lädt uns mit der Bemerkung, dort sei der Hund arg böse, in eine andere Jurte ein. Hier sind nur die drei Kinder zu Hause. Wir bekommen trotzdem eine Tasse Buttertee und ein Stück getrockneten Quark und machen es uns in dem gemütlichen runden Zelt gemütlich. Gar nicht so unwirtlich, links und rechts befinden sich jeweils ein Bett, dazwischen stehen bunte Truhen und ein Fernsehtisch mit DVD-Player und Stereoanlage, am Eingang stehen eine Waschmaschine und ein Kühlschrank. Gekocht wird in einer zweiten, kleineren Jurte. Leider kann ich nur noch zwei Bilder machen, dann gibt mein Akku den Geist auf, was mich ein wenig ärgert, denn ich habe den Reserveakku nicht dabei.

Den Kindern lassen wir einen Satz Buntstifte und Schreibmaterialien da, worüber sie sich freuen und was sie hoffentlich in der Schule gut gebrauchen können. Der Junge besucht eine Schule in 25 Kilometer Entfernung, während der Schulzeit wohnt er dann in dem Dorf bei einer Tante. Die 8jährige Tochter wohnt dann in Ulaan Baatar bei ihrer Großmutter am Stadtrand in einer Jurte. Stolz ist sie auf eine Medaille, die sie als beste Schülerin ihres Jahrgangs auszeichnet. Der Kleinste, ein vierjähriger Knirps erklärt uns, dass er schon reiten könne, wobei die beiden Geschwister grinsend mit dem Kopf schütteln, aber ich bin mir sicher, dass der Zwerg auf einem Pferd eine bessere Figur abgibt als ich.

Am späten Nachmittag setze ich mich (natürlich ohne Interne) noch ein wenig an den Computer und lese ein bisschen, die anderen gehen in der Umgebung spazieren oder in die Sauna. So werden wir nach diesem ruhigen Ruhetag morgen wieder ausgeruht die nächsten 100 Kilometer in Angriff nehmen können. Die Abendsonne hat auch die Regenwolken vertrieben, so dass wir auf einen schönen Radeltag morgen hoffen.

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Sonntagsfahrer

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

116 Kilometer von Darcham ins Jurtencamp, 1100 Höhenmeter bei schönstem Wetter und unerwartet straffen Verkehr, dafür aber wieder unendlich weite Landschaften.

Eigentlich sollte um 7.30 Uhr Frühstück geben, aber das Lokal ist abgesperrt, 5 Minuten später erscheint der Mann vom Empfang und schließt mürrisch und umständlich die Tür auf. Doch in der Küche ist natürlich noch niemand. Also ergreifen Mugi und ich sofort Eigeninitiative, ich hole Eier und Gemüse aus dem Kühlschrank und nach fünf Minuten brutzelt ein großes Gemüseomelett in der Wokpfanne, während Mugi Tee, Kaffe, Brot und Marmelade auftreibt. Die inzwischen eingetroffene Managerin des Hotels ist wenig begeistert. Wegen der Verständigungsprobleme bleibt ihr nichts weiter übrig als mich anzulächeln, die Debatte auf Mongolisch mit Mugi ist dann etwas straffer. In Deutschland dürfe doch sich wohl auch nicht irgendjemand in der Küche aufhalten. Dem stimmt Mugi zu, gibt allerdings zurück, dass man in Deutschland kein Lokal zu spät öffnen und die Gäste warten lassen würde. Mit dieser Pattsituation duldet dann die Chefin unser Tun und wenige Minuten später sitzen wir bei unserem selbst bereiteten leckeren Frühstück. Die langsam eintrudelnde koreanische Gruppe wird dann mit einem einfachen Rührei und einer Scheibe trockenen Toast abgespeist.

Fast pünktlich lassen wir dann Darcham hinter uns liegen und tauchen wieder in die grüne Weite ein. Nachdem die letzten Gebäude und eine Metallfabrik hinter uns verschwunden ist, gibt es nur noch die Eisenbahnlinie, unsere Straße und die unendliche Steppe. Wieder haben wir blendendes Wetter und die Sonne hat die morgendliche Kühle schnell vertrieben, so dass wir heute erstmals richtig ins Schwitzen kommen. Auch haben wir heute keine Rückenwindunterstützung, sondern leichten Gegenwind. Das stört nicht viel und macht sich erst auf die Länge des Tages bemerkbar.

Gegen Mittag nimmt der Verkehr immer stärker zu und die Fahrer der großen Geländewagen sind auch oft nicht mehr freundlich und gefährden uns ab und zu mit ihren waghalsigen Überholmanövern. Manchmal werden wir angehupt, doch es ist oft nicht mehr das freundliche Hupen der LKW Fahrer vom Vormittag, sondern aggressiv versucht man uns auf den geschotterten Seitenstreifen zu drücken. Die Ursache dafür ist der Sonntag. Morgen müssen die Leute wieder arbeiten und deshalb vom Wochenendausflug zurück in die Hauptstadt Ulaan-Baatar, die noch 180 Kilometer vor uns liegt. Außerdem boxt heute Abend ein mongolischer Boxer bei den Olympischen Spielen in London gegen einen Kubaner um die Goldmedaille und das will natürlich niemand verpassen, weshalb die Sonntagsfahrer auch ordentlich aufs gas drücken und sich nicht einmal von dem Unfall abschrecken lassen, der sich ereignet hat. Ein arg zerbeulter Jeep hat einen PKW in den Straßengraben gestoßen, noch an der Unfallstelle rangeln sich die Fahrzeuge und entgehen nur um Haaresbreite dem nächsten Unfall.

Im zweiten Teil des Tages sammeln wir reichlich Höhenmeter an den langen und sanften Anstiegen. Es geht auch bis auf 1280 Meter nach oben. Oben auf dem Pass gibt es dann ein kleines Denkmal, an dem endlich auch Airag, also vergorene Stutenmilch verkauft wird, seit einem Jahr endlich wieder ein Schluck von dem leckeren, obgleich recht saueren, Getränk, welches nicht nur den Durst löscht sondern auch noch sättigt, wegen des recht hohen Fettgehaltes. Oben dürfen wir mit einer Gruppe Mongolen reichlich Fotos machen, hier freut man sich über die bunten Touristen und alle wollen mit aufs Bild.

Dann geht es in rasche Fahrt in ein weites Tal, hier wird auch etwas Landwirtschaft betrieben, zu unserer Linken befinden sich Rapsfelder, die gerade beginnen in leuchtendem Gelb zu blühen. Die Mongolen, die hier in der Umgebung ihre Jurten aufgeschlagen haben leben von ihren Pferde-und Rinderherden. Wir biegen auf einen Feldweg ab und strampeln noch einmal drei Kilometer eine berg hinauf. Hier befindet sich inmitten einer wunderschönen Wildblumenwiese unser Jurtencamp. Im Hauptgebäude erwarten uns dann eine warme Dusche und eine reiche Mahlzeit. Zum Abschluss gibt es einen Schluck „Dschingis“ Wodka auf unseren 1000sten Kilometer den wir heute seit Irkutsk zurückgelegt haben.


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