Hoher Besuch

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Von Muang Xay nach Muang Khua, sonnig und richtig heiß! etwa 100 km

Wir haben uns angewöhnt, recht früh loszuradeln – in den Morgenstunden ist es hier nämlich meistens noch bewölkt und angenehm kühl, ehe sich dann die Sonne ihre Bahn bricht und unbarmherzig auf unsere Häupter brezelt. Um 8.30 Uhr haben wir uns schon über die ersten kleinen Pässe gearbeitet und fahren durch allerliebste kleine Orte und Täler in denen in saftig grünen Feldern gerade der Reis geerntet wird.

Irgendwann kommen wir dann an den Phak-Fluss, an dem wir etwa 70 km entlangradeln. Schön ist es hier, und es gibt kaum Verkehr, aber auch kaum Schatten. In Wellen verläuft die Straße am Ufer des Flusses, das beständige auf und ab in Kombination mit der Sonne macht uns ganz schön fertig.

Wir wundern uns, warum in den Dörfern, durch die wir am Vormittag fahren, alle Dorfbewohner mit Fähnchen bewaffnet und schick herausgeputzt am Straßenrand stehen. Hat sich unsere Ankunft etwa so schnell im Lande herumgesprochen? Unser Guide Ming kommt der Sache auf die Schliche: Die Leute warten nicht auf uns, sondern auf eine Delegation von Mönchen und Politikern, die heute auf dieser Straße entlangfahren sollen. Als wir die Straßenkreuzung erreichen, an der wir normalerweise Mittag essen, stehen noch einmal besonders viele Menschen – teils in Tracht, teils in gebügelter Schuluniform – an der Straße Spalier, um die Hohen Gäste zu begrüßen. Wir müssen wir feststellen, das gesamte Restaurant, in dem wir normalerweise Mittag essen, für die Delegation reserviert wurde – höflich, aber bestimmt werden wir von Milizen und Polizisten geben, weiter zu fahren.

Zum Glück finden wir noch ein Ausweichrestaurant, bekommen eine Nudelsuppe, und können dann vom Balkon aus beobachten, wie die Delegation eintrifft, und sich viele orange gekleidete Mönche im anderen Restaurant an die Tische setzen und ihr Mittag einnehmen. Ming bemerkt dazu etwas kritisch, dass es schön nach 12 Uhr sei – normalerweise dürfen die Mönche nämlich nur am Vormittag feste Nahrung zu sich nehmen.

Auch heute erreichen wir unseren Zielort recht erschöpft. Da kommt uns der morgige Ruhetag, an dem lediglich eine Bootsfahrt auf dem Nam Ou ansteht, doch ganz gelegen.

Auf der laotischen Nord-Süd-Ader

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Luang Namtha nach Muang Xay, recht sonnig, etwa 120 km

Wer den Norden von Laos kennenlernen möchte, wird nicht um sie herumkommen: Die Bundesstraße 13, die von der chinesischen Grenze bei Boten bis zur Hauptsdt Vientiane führt.

Nachdem wir heute das schöne Luang Namtha verlassen, müssen wir erst einmal 38 km „rückwärts“ fahren, als in die Richtung, aus der wir kamen. Dann aber biegen wir ab nach Süden; und zwar auf besagte Bundesstraße 13. Da diese Straße Zentrallaos mit China verbindet, sind hier relativ viele chinesische Autos unterwegs: LKW und SUVs mit Yunnan-Kennzeichen überholen uns in regelmäßigen Abständen. Zwar sind gerade die Lastwagen natürlich etwas nervig. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass diese Straße eine der Hauptverkehrswege des Landes ist, kann man nur staunen, wie gering das Verkehrsaufkommen ist.

Angesichts des beständig starken Wirtschaftswachstums fragt man sich dann, ob die Straßen vielleicht eines Tages durch neue Autos und weitere LKW verstopft sein werden? Etwas Hoffnung gibt in dieser Frage die Tatsache, dass parallel zu der Straße fleißig an einer Eisenbahnlinie gebaut wird, die China mit Vientiane verbinden soll. Das wird dann in Zukunft sicherlich für Entlastung sorgen, sodass die Tour hoffentlich noch viele Jahre auf dieser Route stattfinden werden kann! Unterwegs treffen wir immer wieder auf die noch im Bau befindende Eisenbahnlinie – bis 2023 soll das Großprojekt fertig gestellt sein.

Wir fahren heute satte 120 km und erklimmen einen höheren Pass, von dem es schöne Aussichten in das grüne laotische Hügelland gibt. In den ärmlichen Khmer-Dörfern winken uns – wie so typisch in Laos – unzählige Kinder am Straßenrand zu, und allenthalben hört man ein enthusiastisches „Sabaideeeee!“ aus Kinderkehlen („hallo“ auf laotisch), das wir ebenso enthusiastisch erwidern.

Recht K.O., aber glücklich, kommen wir um 16 Uhr im Hotel an. Wir sind gut durchgekommen heute und gönnen uns ein Schmutzbier im lauschigen Innenhof des Hotels.

Rundtour im Tal von Luang Namtha

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Tagesausflug im Tal von Luang Namtha, bedeckt und später sonnig, etwa 20 km

Unsere Rundtour im Tal von Luang Lamtha hält, was sie verspricht: Wir haben schöne Blicke über die fruchtbare Ebene und lernen einiges über die Kultur und Lebensweise der Laoten. Wir besuchen die recht neue, zehn Jahre alte, begehbare Stupa, sowie eine alte Stupa, die von den Amerikanern im „geheimen Krieg“ zerbombt wurde. Dann besuchen wir ein Dorf der Akha (eine tibeto-burmesische Ethnie), und schauen einigen alten laotischen Frauen beim Weben von schön gemusterten Röcken über die Schulter. Durch die Reisfelder geht es dann zurück nach Luang Namtha.

In der Tradition des Weltreiseblogs sollen die Eindrücke dieses Tages hier als „Bilderbuch-Blog“ zusammengefasst werden.

Morgen heißt es wieder früh aufzustehen, dann steht nämlich die zweite Königsetappe der Tour an. Auf dem Weg nach Muang Xay erwarten uns 120 km und 1400 Höhenmeter… aber auch schönste Landschaft!

Rüber nach Laos!

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Grenzübertritt von China nach Laos, dann Fahrt nach Luang Namtha, heiß und sonnig, 39 km

Ein bisschen spannender als gewöhnlich wird unser Grenzübertritt von China nach Laos dadurch, dass Emmerich‘s Visum schon vor fünf Tagen abgelaufen ist. Irgendwas muss da bei der Kommunikation mit der Schweizer Visaagentur schiefgegangen sein – statt dem benötigten 45-Tage-Visum hat er nur 30 Tage bekommen, war aber nun schon 35 Tage da. Dies fällt dem freundlichen Grenzbeamten, der unsere Pässe kontrolliert, natürlich auf, und wir werden ins Grenzpolizeibüro gebeten, damit der Fall untersucht werden kann. Auch für mich ist die Situation neu, und während wir dort sitzen und warten, malen wir uns die schlimmstmöglichen Szenarien aus: Muss eine hohe Strafe gezahlt werden? Müssen wir stundenlang warten und kommen deshalb heute nicht mehr nach Luang Namtha? Drohen eventuell sogar nervenaufreibende Telefonate ins Ausland oder mit der Botschaft? Nachdem man uns mit diesen Gedanken etwa 45 min zappeln gelassen hat, kommt dann die erleichternde Botschaft: Da Emmerich zum ersten Mal in China war und weniger als 10 Tage überzogen hat, sieht man von jeglichen Bestrafungen ab. Puh! Also schnell den Ausreisestempel geholt, rüber zum laotischen Grenzposten gefahren, dort das Visa on arrival bekommen und dann sind wir endlich in Laos. Der Rest der Gruppe hat auch ein Weilchen für die Formalitäten gebraucht, und so haben wir insgesamt auch kaum Zeit verloren.

Empfangen werden wir in Laos von unserer neuen Begleitcrew, bestehend aus Ming, unserem lokalen Guide, und Kham, dem Fahrer des geräumigen Begleitautos. Das erste Stück durch Laos werden wir im Auto gefahren – hier bauen die Chinesen große Hotels und Spielcasinos, und die Straße ist staubig und von großen LKW befahren. Dann aber nehmen wir unserer Räder in Empfang, stärken uns mit einer ersten laotisch Reisnudelsuppe und ab geht‘s in Richtung Luang Namtha.

Die Einfahrt ins paradiesische Tal von Luang Namtha ist auch für mich als Guide immer wieder toll. Saftig grüne Reisfelder erstrecken sich über eine weite Ebene, die von bewaldeten Bergen umgeben ist. Wir freuen uns schon darauf, morgen das Tal auf einem entspannten Tagesausflug zu erkunden.


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Abschiede, Heimreise und Statistik

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Statistik der ersten zwei Etappen von Mythos Mekong: Die oberen Schluchten des Mekong und Entlang der Teestraße

Heute vor fünf Wochen habe ich mich auf den Weg nach Yunnan gemacht. Jetzt sitze ich zu Hause, um viele Bekanntschaften, Erfahrungen und Erlebnisse reicher. Sortiere Unterlagen, sichere Fotos und schaue, ob Haralds nächster Blog schon online ist.

In knapp fünf Wochen haben wir unglaublich viel gesehen. Die verschneiten 6.000er Gipfel der Meili Snow Mountains, Reisfelder, Teeplantagen und sämtliche dazwischenliegenden Klimazonen bis hin zum tropischen Urwald mit seinen wilden Elefanten. Dafür liebe ich Yunnan. Wir sind verschiedenen Mentalitäten und einer unglaublichen Gastfreundschaft begegnet. Haben Grenzen getestet und in Emmerich unseren Meister gefunden… alle Widrigkeiten überwunden… keine Nudelsuppe ausgelassen und uns durch die chinesische Küche probiert, zwei Geburtstage gefeiert und jede Menge Spaß gehabt. Abgesehen von den vielen Eindrücken… hier die Statistik:

1.721 gefahrene Radkilometer
19.208 Höhenmeter
knapp über 4.000 m Höhe geradelt
mit 2.079 HM einen unerwarteten Radtag gehabt

… wir sind ja nicht nur geradelt, sondern haben mindestens diese Orte besichtigt: Yuantong Tempel und Cuihu Park in Kunming, Songzanlin Kloster in Shangrila, Balagezhong Scenic Area, Dongzhulin Kloster mit Sandmandala unterwegs, Feilai Kloster und Aussichtsplattform am Meili Snow Mountain bei Deqin, Schwarzstumpfnasenaffen bei Tacheng, Steinschatzberg bei Shaxi, Drei Pagoden von Dali, daoistische Klöster am Weibaoshan, Teeplantagen bei Chabolan Yuan, Wild Elephant Valley bei Sanchahe, die Große Pagode und den Nachtmarkt von Jinghong. 

In Xishuangbanna gehen die „Oberen Schluchten des Mekong“ und „Entlang der Teestraße“ zu Ende. Wir machen letzte Stadtrundgänge und werden von Xiao Luo und Xiao Ding zum Abschiedsessen in ein Dai-Restaurant eingeladen. Erst verabschieden wir Wilfried, am nächsten Tag trete auch ich den langen Heimweg an.

Für unsere drei Jungs Emmerich, Harald und Klaus ist die Reise noch lange nicht zu Ende, sie folgen dem Mekong bis zur Mündung in Vietnam. Karl übernimmt die Gruppe und hat drei neue Radfahrer mitgebracht.

Euch allen: es war toll mit Euch, gute Weiterreise!

Ein letztes Mal tönt die Muschelpfeife

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Mengla nach Mohan, heiter bis wolkig, recht heiß, 58 km

Wen Wen, die süße kleine Tochter unserer Begleitfahrer hat eine Muschelkette um den Hals mit einer Pfeife dran. In den letzten Tagen hat es sich etabliert, dass sie damit immer zum Aufbruch mahnt. Nach jeder Pause, wenn es heißt, sich frisch gestärkt durch Obst und Kekse wieder auf die Drahtesel zu schwingen, bläst Wen Wen das Signal. Ein schöne Ritual, dass ihr und uns gleichermaßen Spaß macht.

Recht gut erholt von den gestrigen Strapazen starten wir heute den Tag – alle haben wieder Lust auf das Frühstück – ein gutes Zeichen! Unterwegs haben wir Spaß auf einer schön federnden Hängebrücke und schauen den Kautschukbauern beim Abfüllen des weißen Kautschuksaftes zu: Kanister um Kanister bringen die Bauern zu dieser Jahreszeit die weiße Flüssigkeit in die Abfüllstationen, in denen mit Hilfe eines modernen Messgeräts die Reinheit des Kautschuks bestimmt wird und verzeichnet wird, wer wieviel Liter abgegeben hat.

Auch heute tutet es wieder regelmäßig aus dem Auto, wenn es Zeit wird, weiter zu radeln. Und am Nachmittag, nach einem letzten gemeinsamen Essen mit unserer goldigen Begleitfahrerfamilie, die sich mal wieder herzallerliebst um uns gekümmert haben, tutet es dann zum letzten Mal: Da wir morgen über die Grenze nach Laos gehen, verabschiedet sich die Chinesische Begleitcrew heute von uns. Wen Wen bläst diesmal zu Ihrem eigenen Aufbruch, es soll wieder zurück nach Hause gehen, zu Ihren Großelterm, ihrem älteren Bruder und ihren Freunden.

Den Pfeifton zum letzten Mal zu hören, macht uns alle schon etwas traurig. Für unsere drei Mythos- Mekong-Reisenden geht damit ein fünfwöchiges Kapitel zu Ende, in denen sie die drei richtig ins Herz geschlossen haben.

Morgen beginnt dafür ein neues Abenteuer – von den Teilnehmern ist bisher noch niemand zuvor in Laos gewesen, und wir sind gespannt, was uns dort erwartet!


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Drei Pässe auf einen Streich

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Menglun nach Mengla, weitestgehend bedeckt, 1700 Höhenmeter, 95 km

Heute wird geradelt, von früh bis spät. Zum Sonnenaufgang schlürfen wir bereits unsere Nudelsuppen, denn die 1700 Höhenmeter, die heute vor uns liegen, brauchen Zeit!

Obwohl mit Martin, Harald und Emmerich gleich die Hälfte der Gruppe noch arg mit der Verdauung zu kämpfen hat, strampeln wir uns allesamt Tapfer von Gipfel zu Gipfel. Drei Pässe sind heute zu erklimmen, einer vor, und zwei nach dem Mittag.

Wie erhofft ist es heute wieder bewölkt, das spielt uns in die Karten. Außerdem ist die Strecke sowieso recht schattig und führt über weite Strecken durch tropische Wälder, in denen große Bäume und riesige Farne stehen, und in denen Zikaden zu Hause sind, die in der Lage sind, einen unglaublich lauten und schrillen Pfeifton von sich zu geben. Ab und an können wir durch die Bäume hindurch wunderschöne Blicke in das umliegende Bergland erhaschen.

Die letzte Abfahrt des Tages, vom dritten Pass fast bis zum Hotel ist heute besonders süß! Man merkt schon, das man etwas geleistet hat, nach solch einem Radeltag.

Wegen der drei Magenverstimmungen sind wir heute etwas dezimiert beim Abendessen – aber Xiao Ding, Xiao Luo und die kleine Wen Wen leisten uns Gesellschaft und es schmeckt mal wieder vorzüglich. Ein von Xiao Luo selbst produzierter Maisschnaps darf danach natürlich nicht fehlen und wir sitzen noch ein Weilchen zusammen und klönen – morgen nachmittag werden uns die drei verlassen und wieder zurück nach Hause fahren, das tut jetzt schon ein bisschen weh.


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Im botanischen Garten

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Ganlanba nach Menglun, bedeckt, 43 km

Etwas lädiert vom letzten Abend radeln wir heute eine Recht kurze Strecke nach Menglun.

Gestartet wird trotzdem früh, denn wir möchten am Nachmittag noch den botanischen Garten besichtigen. Auf neu gebauter Straße (vor zwei Jahren musste ich mit meiner Gruppe hier noch durch matschige Baustellen fahren) kommen wir gut voran und fahren durch saftig grüne Hügellandschaft, in der Ananas und Kautschuk kultiviert wird. Das Wetter ist angenehm kühl und wir hoffen, dass es morgen auf unserer ersten Königsetappe auch so wird.

Die Besichtigung des botanischen Gartens von Menglun ist wie immer sehr schön – besonders der wilde Teil im tropischen Wald gefällt uns gut. Hier mögen die Bilder eine bessere Sprache sprechen.


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Tag der offenen Tür

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Jinghong nach Ganlanba, heiß und sonnig den Mekong entlang, 30 km

In Jinghong, der Hauptstadt der Volksgruppe der Dai (verwandt mit den Thai die ursprünglich aus chinesischem Gebiet stammen), trifft sich unsere Truppe: Wir sind drei Weiterfahrer der Tour Mythos Mekong, die schon 5 Wochen Schwerstarbeit im Hochgebirge hinter sich haben, und drei Frischlinge aus Deutschland und den USA, die sich der eingespielten Gemeinschaft anschließen.

Inklusive mir sind wir also zu siebt, und haben vor, uns in den nächsten drei Wochen durch China, Laos und Thailand zu schlagen – drei Länder auf einen Streich! Ehe wir uns versehen, sind wir mittendrin im Geschehen:

Von Jinghong führt uns eine Straße entlang des mächtigen Mekong direkt nach Ganlanba, einem Museumsdorf der Dai. Die Etappe ist kurz und relativ flach, mittags sind wir schon in unserer Unterkunft. Während wir am Nachmittag noch die für Touris aufbereitete Minoritäten-Show zu sehen bekommen, werden wir am Abend Zeuge der wahrhaftig gelebten Kultur:

Heute wird nämlich kaimenjie 开门节 gefeiert, der „Tag der offenen Tür“ (korrekter übersetzt wohl eher „Tag der sich öffnenden Türen“). Der Tag beendet eine dreimonatige Fastenzeit, in der es allerdings weniger um‘s nicht-essen, sondern eher um sexuelle Enthaltsamkeit und das nicht-feiern von Festen geht. Während der ein Teil des Fastenbrechens dann wohl doch hinter verschlossenen Türen stattfindet, ist ein anderer Teil ein Festessen, an dem ohne Maß getrunken wird.

Wer schon einmal in China war, wird wissen, wie schwierig es ist, bei so einem Anlass ungeschoren davonzukommen. Als wir uns zu der lustigen Runde gesellen, gibt es kein Entrinnen mehr. Reihum werden wir nun zum Trinken aufgefordert, und um das Gesicht des Gegenübers zu wahren, gilt es natürlich stets, das Glas zu lehren. Dabei bereitet uns vor allem eine Dame aus Sichuan enorme Probleme, indem sie uns unermüdlich zuprostet und einen Becher Schnaps nach dem Anderen leeren lässt. Positiv zu vermerken ist, dass die Kommunikation nach ein paar Gläsern Schnaps und Bier auch ohne Gemeinsame Sprache richtig lebhaft wird und erstaunlich gut funktioniert! Es geht lustig zu und es wird auf beiden Seiten viel gelacht – so in etwa ist das kaimen – Fest wohl gedacht.

Später fallen wir ins Bett und schlafen wie Steine.


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Heute wird es bestimmt nicht kalt

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Sanchahe nach Jinghong, 42 km, 360 HM

Eine Tasse Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf den Urwald. Das darf man sich auf der Teestraße auch mal gönnen. Denn direkt hinter der Herberge beginnt der Regenwald, in dem morgens üblicherweise dichter Nebel hängt. Wir starten mit einer späten Nudelsuppe um neun Uhr, und bei der Abfahrt um zehn Uhr hat sich der Nebel weitgehend gelichtet. Es wird warm, und wir verbringen unsere letzten Obstpausen im Urwald, bevor es hinunter geht nach Jinghong und an den Mekong. „Heute wird es bestimmt nicht kalt“ war Emmerichs Vorhersage, und er sollte recht behalten. Temperaturen und Vegetation sind tropisch, es blühen Frangipani, Strelizien, Hibiskus und viele andere Arten, und die Luftfeuchtigkeit hat merklich zugenommen.

Wir sind wieder am Mekong angekommen, dessen steile karge Schluchten wir am Oberlauf bewundert haben. Der Fluss ist hier klarer und um einiges breiter, fließt aber immer noch mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Laos und Thailand. Am einen Ufer wird geangelt, am anderen Ufer kann man Gaozhuang bestaunen. Vor zehn Jahren wurde der Grundstein gelegt, heute ist er fast fertig, der neue Stadtteil im Stil der Thai-Architektur. Hochhäuser, Hotels, Büros und ein Nachtmarkt, der sich am Flussufer und um die Große Pagode von Jinghong erstreckt. Am Tag ist hier nicht viel los, als wir eine kleine Spritztour durch die Stadt unternehmen. Aber am Abend werden überall Stände aufgebaut. Wir probieren uns durch die gebratenen Jiaozi, die scharfen kalten Teigrollen, trauen uns aber nicht an die vielen verlockenden Fleisch- und Fischspieße heran, wer weiß, wie lange die hier schon liegen. Vom Gewitterregen überrascht unterbrechen wir die Snacktour und trinken das überfällige Schmutzbier in einem Restaurant in der Nähe der Pagode. Eigentlich wollten wir früh im Hotel zurück sein und Karl und die neue Gruppe begrüßen. Aber ihr Flieger musste wegen des Gewitters nach Kunming umkehren, also bleibt uns noch Zeit für Nachspeisen wie frittierte Teigrolle mit süßer Kondensmilch und frisch zubereitetes Eis mit Mango, Rosinen und getrockneten Früchten.

Karl und seine Gruppe treffen irgendwann gegen elf Uhr am Abend ein. Gemeinsam mit Emmerich, Harald und Klaus werden sie übermorgen den Mekong weiter flussabwärts fahren, und das Goldene Dreieck erkunden, während Wilfried und ich den Heimweg antreten. Ich bin etwas wehmütig, aber froh, dass die lange Radtour für mich in diesem schönen und entspannten Teil Chinas endet. Hier die heutigen Eindrücke. 

PS: Der letzte Tag und die Statistik folgen natürlich noch.