Mugelig

Ins Mekong-Delta, 04. bis 26.02.2016

Von Koh Kong nach Chi Pat in den Kardamom-Mountains, 120 km, 1400 Höhenmeter, heiss.

Also es heisst mugelig und nicht huggelig, servus Österreich und servus Strecke Koh Kong nach Chi Pat. Da geht es hoch und runter und gegen Mittag ist es heiß. Außerdem 120 km. Alles in allem ist der erste Radtag unserer Tour herausfordernd.

Wir waren 10 Stunden unterwegs. Die Strecke ist gut und alles asphaltiert, das war ja nicht immer so. Noch vor 10 Jahren war diese östliche Provinz Koh Kong unzugänglich, nur von einer miesen Holperpiste durchzogen. In den 80ern und 90ern waren die Dschungel östlich und südlich von Thailand die letzten Rückzugsgebiete der Roten Khmer und flächendeckend vermint, das tat sein übriges. In mancher Hinsicht war diese Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit auch gut, zumindest für den Wald, der hier noch nicht großflächig geräubert und gerodet wurde. Es sollen sich in den Kardamom Mountains allerhand exotische Tiere tummeln, so etwa Elefanten, Tiger, Schuppentiere. Eine schöne Vorstellung, natürlich bleibt uns das vorenhalten, abgesehen von dem Geschrei der Gibbons und lustigen Schildern auf dem Weg. Der Koh Kong-Korridor ist nun geschützt, aber kontrollierte Brände sieht man doch immer wieder. Und ob Du es glaubst oder nicht (wo wir doch am Anfang bei den Österreichern waren und der Wolf Haas sagt immer so, auch wenn es überhaupt nicht hierher passt): die Bevölkerung muss daran erinnert werden, dass sie hier kein Land an Spekulanten zu verkaufen hat, denn das ist Regierungsland und der Regierung vorenthalten.

Irgendwann, nach 100 km Asphalt und 20 km Staub und Dreck, waren wir vor dem kleinen Ort Chi Pat und mussten nur noch die Fähre dorthin nehmen. Das war ein schönes Gefühl. Genug für heute. Außerordentliche Leistung von allen Beteiligten!

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Darauf ein Ganzberg

Ins Mekong-Delta, 04. bis 26.02.2016

Transfertag von Phnom Penh nach Koh Kong, 300 km im Bus. 

Hergestellt von Deutschen Braumeister Original Deustsches Rezept. Süffig! Ein asiatisches Phänomen ist es, mit deutschen Biernamen und Braumeistern anzugeben und dann manchmal vieles falsch zu schreiben, sogar auf den Bierdosen selber. Es gibt Läden an Durchgangsstraßen mit insgesamt drei staubigen Unterhosen, die sich italienische Fantasienamen und so den Anschein feinster Herrenausstatter geben. Jedes Land hat so seinen Ruf weg, die Italiener können Kleidung, die Deutschen können Bier, also gibt es viele Biersorten mit deutschen Namen von denen man bei uns noch nie gehört hat. Heute also ein Ganzberg, danach findet man sogar Toilettenschilder lustig.


Dass wir hier so in den Seilen hängen hat noch nichts mit Ganzberg zu tun. Das macht einfach die lange unausgelastete Fahrt. Den ganzen Tag waren wir unterwegs von der kambodschanischen Hauptstadt an die thailändische Grenze bei Koh Kong, und den meisten Weg wollen wir ab morgen mit dem Rad zurückfahren. Wir haben registriert: es huggelt, wie Helmut sagt, d.h. die Strecke ist onduliert. Und der Wind weht noch aus der falschen Richtung. Sonst haben wir aber wie gesagt nicht viel registriert.

Richtig wach geworden sind wir erst kurz vor dem Ziel auf einer lauen, schönen Bootsfahrt zum Tatai-Wasserfalls. Bei der ersten Begegnung mit unseren Rädern. Beim Abendessen mit Vollbeschallung – Xinnian Kuaile, das Jahr des Affen! Und morgen werden wir nicht mehr so leicht davonkommen, 120 heiße und huggelige Radkilometer warten auf uns, deshalb auch ein früher Aufbruch.

Die Segel sind gesetzt

Ins Mekong-Delta, 04. bis 26.02.2016

Stadterkundung in Phnom Penh (Fortsetzung von gestern)

Volles Programm heute, vor allem kulinarisch haben wir aufgefahren. Das Frühstück im Hotel ist ja schon ordentlich, dann mittags im vielgepriesenen „Friends“-Restaurant, in dem Jugendlichen von der Straße eine gastronomische Ausbildung gegeben wird, abends recht fein Pomelo-Salat und Tofu-Amok im „Palm Tree“ und weil das alles noch nicht reicht frittierte Insekten auf dem Zenralmarkt, der Protein-Zufuhr zuliebe. Hier nagt Elfie hungrig an einer Tarantel.

Abgesehen davon: Königspalast und Silberpagode, Nationalmuseum und Wat Phnom, sind schon alles sehenswerte Ziele. Gerade am Wat Phnom hatten wir sehr nette Begegnungen, mit Familien, die Vögel aus ihren Käfigen kaufen, gut für das Karma (und die Vögel sind debil oder verdrogt, jedenfalls landen sie gleich wieder in der Gefangenschaft, aber vielleicht ist das mal wieder eine zu rationale Beobachtung). Auch mit einem Unternehmer-Ehepaar aus Kalifornien, das 1980 aus Kambodscha geflohen war. Damals noch Kinder haben sie es irgendwie in ein Auffanglager in Thailand geschafft und dann weiter nach Amerika. Der Mann hatte davor seine ganze Familie an die Roten Khmer verloren.

Das war ein ausgedehnter Stadtspaziergang heute. Nur gegend Abend haben wir die Beine hochgelegt und und uns über die Flüsse Tonle Sap und Mekong schiffen lassen. Bier getrunken, die Sonne untergehen sehen, die laue Abendbrise im Gesicht, gibt nichts Schöneres. Der Maat war auch entspannt.

Das Grauen, das Grauen.

Ins Mekong-Delta, 04. bis 26.02.2016

Stadterkundung in Phnom Penh

Ist das nicht eine schöne Überschrift für den ersten Blog unserer Tour durch Kamboscha und durch Südvietnam? Und außerdem schön typisch, weil viele Leute bei diesen Ländern doch den Colonel Kurtz aus „Apocalypse Now“ im Kopf haben. Aber was soll man machen, das Grauen überfällt einen definitiv, wenn man die Gedenkstätten für die Opfer der Roten Khmer in Phom Penh besucht, d.h. das Foltergefängnis S-21 und die Killing Fields von Cheoung Ek. Kambodscha ist ein Land, in dem ein Völkermord für uns noch greifbar ist, er ist ja erst gut 30 Jahre her, und die etwas älteren Kambodschaner, welche einem auf der Straße entgegenkommen, haben diese unvorstellbare Zeit noch erlebt. Die intensivsten Momente im Gefängnis hat man vor den Porträts der Gefangenen, die zur Bestandsaufnahme gemacht wurden, mit Nummern vor der Brust. Wenn die fast 3 Millionen Toten jener Zeit ein Gesicht bekommen und nicht mehr nur reine Zahlen sind.

Der Nachmittag heute war nicht schwer, die Stimmung wurde wieder gelöster, ein Markt wurde begangen – schön vor allem die Opfergaben aus Papier, wahrscheinlich eher für die chinesische Minderheit: stattliche Autos und größenwahnsinnige Dollar-Beträge. Damit können die Ahnen arbeiten.

Und schließlich unsere Gruppe, die sich gut macht! Die letzten kamen erst heute abend an, geschafft vom langen Flug. Jetzt sind wir zu neunt. Der kleine Kiosk vor dem Hotel findet uns jetzt schon klasse.