Keckernde Männer

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Aungaung scheint in jedem Hafen eine Braut zu haben, zumindest sieht man ihn mit ihnen in der Dunkelheit verschwinden, wenn er sich mal gerade unbeobachtet fühlt. Verraten tut ihn dann spätestens seine Laune am nächsten Morgen. Er ist ja immer gut drauf, aber manchmal keckert und zwitschert er in sein Telefon, dass man auf das andere Ende der Leitung nur neidisch werden kann. Maungmaung scheint beständiger zu sein, dafür lässt er sich in letzter Zeit ziemlich oft zurückfallen, unter den fadenscheinigsten Gründen. Und dann steigt er in den Bus und lässt sich kurz vor dem nächsten Treffpunkt wieder rausschmeißen. Gut dass die beiden das hier nicht lesen können, sie denken ja man kriegt nichts mit. Ihre Geheimnisse sind bei uns gut aufgehoben, haha. Die beiden sind klasse und wir hoffen, auch ihnen macht es Spaß mit uns.

Gestern Abend waren wir bei den „Eight Sisters“ essen, das sind nette Schwestern, die zusammen ein ausgezeichnetes Restaurant betreiben. Ihr Großvater ist Ire, ihre Großmutter Shan. Diese haben sich zur Kolonialzeit kennengelernt, die Shan kamen mit den Besatzern viel besser zurecht als etwa die Bamar in „Burma Propper.“ Die Briten regierten nämlich hart und direkt in Zentralburma, während sie den Grenzgebieten und deren Volksgruppen viel Freiheit ließen. Divide et impera. Shan, Karen, Kachin etc. kämpften daraufhin im Zweiten Weltkrieg entschlossen an ihrer Seite gegen die Japaner, während die meisten Bamar mit den Japanern kollaborierten. Die Unabhängigkeit bedeutete für diese Volksgruppen dann den Verlust von Autonomie. Diese Zusammenhänge erklären u.a. den seit 60 Jahren schwelenden Konflikt zwischen dem burmesischen Staat und vielen seiner Volksgruppen. Die Shan sind ja eigentlich auch völlig anderer Herkunft als die Bamar, sie sind eng verwandt mit den Dai in Südwestchina, mit den Thai und den Lao in Laos, das ist eine große Familie. Sie sind nach den Bamar die mit Abstand größte ethnische Gruppe des Landes.

Das Plateau der Shan lässt uns derzeit aufatmen, nach der Hitze und dem Staub. Es ist frisch und die Luft duftet nach Kiefern. Wir sind auf durchschnittlich 1200 Metern, die Fahrt von Kalaw nach Pindaya führte auf holprigen Wegen über schön anzuschauende Hügelketten. Die Felder sind noch nicht bestellt, rote und braune Muster überziehen die Hänge, riesenhafte Banyan-Bäume wachsen an der Straße.

In Pindaya gibt es bekannte Buddha-Höhlen und ein wunderschönes Hotel in dem wir jetzt logieren. Außerdem derzeit – da haben wir Riesenglück – das Tabaung-Fest, Tabaung ist der letzte Monat des burmesischen Kalenders und rund um seinen Vollmondtag wird gefeiert was das Zeug hält. Hier war Jahrmarkt und eine sensationelle Reizüberflutung. Das Riesenrad werden wir nicht vergessen, reiner Handbetrieb, die wilde Bande klettert rauf und runter um sein Gewicht zu verlagern und es in Schwung zu bringen, sie hängt sich in wilden Verrenkungen in seine Speichen und an die Sitze.

In Folge 12 unserer Rubrik Wir Grüßen darf ich heute meine Jungs von der 183 grüßen: den Lord zum Geburtstag, auf das er weiter in Würde altert! Und Christoph wünsche ich viel Spaß und Erfolg für 11mm demnächst.


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Aus dem Scheitern lernen!

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Radfahren war auch heute wieder äußerst angenehm, nicht zu heiß und abwechslungsreich. Zunächst sind wir aus Meikihtila raus und durch lange, schnurgerade Alleen hindurchgeradelt, beschattet von mächtigen Niem-Bäumen in einer ansonsten kargen Landschaft. Einst muss es hier grüner gewesen sein, gewaltige Teak-Bestände lagern am Straßenrand. Fast alles ist Handarbeit, Maschinen sieht man ganz selten auf dem Feld oder auch beim Straßenbau. Es ist unfassbar, wie fröhlich und ausgelassen uns die Straßenarbeiterinnen – es sind meistens Frauen – grüßen und zuwinken, sie schleppen den ganzen Tag Steine hin-und her und drücken diese dann einzeln in den Boden. Wir wären schlechtgelaunt, deprimiert und drogensüchtig. Arbeitstier auf den Feldern ist vor allem das Buckelrind, manchmal auch Wasserbüffel (schon der Name ist paradox angesichts dieser Trockenheit). Pferdekutschen sind in diesen Gegenden noch genauso häufig wie Kraftwagen.

Motorisiert ist man hier aber auch unterwegs und die Busse und LKWs sind hübsch anzuschauen (aber nicht hübsch zu riechen), meistens handelt es sich um uralte japanische Gebrauchtwagen. Fuso, Hino, Nissan Diesel, Marken, die man bei uns kaum kennt. Wir wurden heute Nachmittag um 1000 Meter in die Höhe versetzt, der Verkaufsschlager an der Straße waren kunstvolle hölzerne Unterlegteile für die Räder der LKWs. Als Bumpersticker oder an den Frontscheiben kleben buddhistische Sprüche und Mandalas, „Buddha The Unrivalled.“

Pausieren lässt es sich in Myanmar übrigens wunderbar in Kaffee- oder Teehäusern. Man sollte eigentlich mal einen Kleinen Braunen oder einen Einspänner bestellen, bekommen würde man aber mit Sicherheit einen Coffee Mix, im Land wird nichts so sehr beworben und getrunken wie diese Instant-Mischungen. Aber anders als in Wiener Kaffeehäusern wird hier nicht vornehm geschwiegen sondern sozialisiert, die Atmosphäre ist lebendig und es stehen auch immer Kleinigkeiten zum Essen auf dem Tisch, indische Samosas oder Arme Ritter.

Wir sind jetzt in Kalaw auf 1300m Höhe, am Abend wird es ganz schön kühl hier, wir sind das nicht mehr gewohnt. Unser Hotel ist nett, englischer Chalet-Stil, natürlich war auch Kalaw früher eine beliebte britische Sommerfrische. Das Personal ist begeisterungsfähig und hilfsbereit, auf unsere Schmutzbier-Wünsche haben sie sofort einen kleinen Kiosk gegründet, hinter dem sich dann 3 ausgelassene Mädchen platziert haben. Und es ist das Hotel mit den sinnlosesten Duschvorhängen, die ich je gesehen habe: sie führen vom Duschkopf in gerader Linie zur gegenüberliegenden Wand, so kleben sie am Körper und helfen gleichzeitig dabei, das Wasser im ganzen Bad zu verteilen.

Ein kleiner Wehmutstropfen: unser erster Bier-Test ist gescheitert. Das lag an der Versuchsanordnung. Strong Ales (Dagon, Mandalay) wurden mit einem Lagerbier (Myanmar) zusammen verkostet, und das auch noch in verschiedenen Trinktemperaturen. Ein Fazit, dem alle Probanden zustimmen konnten: „Bier muss kalt getrunken werden“, zumindest diese Hypothese konnten wir nun wissenschaftlich untermauern. Ansonsten muss der Versuch wiederholt werden. Versöhnen konnte uns auch nicht das Geholze der Clubberer gegen Gladbach, mit verrauschtem Bild und burmesischem Kommentar.

In Folge 11 unserer Rubrik Wir Grüßen begleitet Daniela Robert mit ganzen Herzen auf seine Reise nach NYC.


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Durchfall haben, dann Nat werden

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Die Volksgruppe der Bamar stellt Zweidrittel der Bevölkerung Myanmars, sie ist über den Oberlauf des Irrawaddy von Tibet aus ins Land gekommen und seit dem 11. Jahrhundert die tonangebende Volksgruppe. 1044 schuf König Anawrahta das erste Bamar (burmesische) – Großreich, das Reich von Bagan. Damals musste er vor allem die Mon zu ihrem Glück zwingen und erst nachdem er deren Hauptstadt Tathon eingenommen (ausgerechnet unser nettes, schläfriges Tathon) und die gesamte Oberschicht zwangsweise nach Bagan umgesiedelt hatte, war seine Macht konsolidiert. Die Mon gelten als die ethnische Gruppe, welche den Bamar den Glauben und die Kultur gebracht hat, d.h. in erster Linie den Buddhismus.

Anawrahta wurde schnell zum Patron des Buddhismus und ließ in Bagan die Shwezigon-Pagode bauen. Zu seinen Lebzeiten wurde sie nicht fertiggestellt, erst unter seinem Nachfolger Kyanzittha. Die Shwezigon steht noch heute für die Anfänge dieser Symbiose von Burma und Buddhismus, wir mussten hier also einfach vorbeischauen, auf unserer Weiterfahrt in den Osten. Eine gewisse Pagodenmüdigkeit stellt sich bei manchen ein, aber das lustige Leben und die entspannte Frömmigkeit rund um die diese Stätten ist und bleibt eindrucksvoll.

Die Bamar waren ursprünglich animistisch veranlagt bzw. dem Geisterglauben zugeneigt (d.h. sie haben an eine belebte Natur geglaubt oder aber an Geister, die es zufrieden zu stimmen galt): Naturgeister, Ahnengeister. Und dieser Glaube ist nach wie vor präsent entlang des Irrawaddy, in dessen Einflussgebiet noch immer die meisten Bamar zu Hause sind. Man nennt dies den Nat-Kult. Nats können Ahnen, Territorialgeister, Naturgeister sein. Wichtig für die ersteren ist ein besonders schräges Ableben, erst dann ist man als Nat qualifiziert. Champions League sind etwa Ko Gyi Kyaw, der Säufer, der irgendwann einfach vom Baum erschlagen wurde. Oder noch besser ein Mon-König, der unter dem öligen Schweinfleisch-Curry seines Exils so sehr zu leiden hatte, dass er schließlich der Diarrhöe erlag.

Vielleicht werden die Toiletten des Mount Popa aus Reverenz zu Letzerem nicht gereinigt. Zum Popa sind wird heute geradelt, das ist absolute Nat-Olymp. Der ganze Berg ist von Affen besetzt, bei ihnen handelt es sich um kompromisslose Rabauken, die nichts als Schabernack im Sinn haben. Der Weg zum Popa war erstaunlich entspannt, die Strecke hatte ich viel anstrengender in Erinnerung. Die Höhenmeter haben sich über eine geregelte Steigung verteilt, vor allem aber war die Straße ok, der Verkehr fast nicht vorhanden und der Himmel bedeckt. Das war gut, denn Schatten gibt es kaum und trocken und staubig ist es auch: der Monsun regnet sich an den westlichen Bergregionen des Landes ab und beschenkt Rakhine und den Chin-Staat mit fruchtbarer Feuchte (und vor allem das Nachbarland Bangladesch, welches dafür ständig mit Überschwemmungen zu kämpfen hat). Die Palmyra-Palme ist der große Geber der Region, Palmzucker, Palmwein, Palmschnaps, die Erzeugnisse konnten wir am Wegesrand ausführlich studieren und kosten. Außerdem werden Erdnüsse angebaut.

Bei Mutti hatte sich für eine Teiletappe das Bremskabel verhakt und sie ist praktisch mit angezogenen Bremsklötzen gefahren, ein bisschen gewundert hat sie sich schon, dass sich nicht wie sonst immer vornedraus prescht sondern hinterher keucht. Unterwegs außerdem immer wieder Jeeps und Minibusse mit Delegierten der YPO, die machen derzeit Bagan und Umgebung unsicher. YPO steht für Young Presidents Organization, für frische und gutgelaunte CEOs aus aller Welt. Da möchte man gerne Mitglied werden. Wir sehen etwas abgerissen aus gegenüber diesen luftigen Lichtgestalten. Ich werde demnächst Christof oder Volker für diesen Club vorschlagen, aber wahrscheinlich sind sie schon zu alt.

Mal wieder eine Folge unserer Rubrik Wir Grüßen, nämlich Nr. 10. Lisa sendet Katrin heiße Grüße in ihren kalten Laden!


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You say hello, and I say goodbye

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Jetzt sind wir schon in Bagan, der großen alten Königsstadt. Hier war vom 11. bis ins 13. Jahrhundert das erste burmesische Reich zu Hause, mit den Khmer in Angkor teilte man sich in dieser Zeit die Herrschaft auf dem gesamten südostasiatischen Festland. Jeder Burma-Reisende schlägt in Bagan auf, und zurecht. Der morgendliche oder abendliche Blick über die Weite und ihre unzähligen Pagoden ist schwer zu beschreiben. Wenn man über die Sandwege von einem Heiligtum zum nächsten hoppelt, dann schiebt irgendwann die Mittagshitze den Riegel vor.

Am Tag davor waren wir unter uns, wie meistens. Von Monywa radelten wir in Richtung Süden und man sollte es nicht für möglich halten, wie exotisch man in diesen Gegenden noch ist. In den Pausen wurden wir gründlich betrachtet. Die Landschaft ist savannenartig, viele Palmen und Agaven und viel Gestrüpp, die Straßen waren besser zu fahren als gedacht. Alle paar Kilometer, teilweise alle paar hundert Meter, haben Kinder und Jugendliche für ihre Schulen oder für die Pagoden und Klöster ihrer Umgebung Spenden eingetrieben. Gestern war der erste Ferientag. Bei uns würde man im Freibad den Mädchen nachschielen, oder mit Mama und Papa im Eiscafe Venezia sitzen, oder was auch immer, in Burma sieht das so aus: man versammelt sich an der Straße, spannt ein Banner darüber, treibt ein paar überforderte Lautsprecher auf und dann steht man rum, in der Hand die Opferschale. Natürlich ist es sehr heiß.

Man kann nicht sagen, dass auf unserer Straße viel Betrieb war, also waren wir bei der Vorüberfahrt noch spektakulärer. Man stelle sich vor 15 Minuten kein Auto, gepflegte Langeweile, plötzlich eine bizarre Gruppe Radfahrer. Dann folgt ungläubiges Staunen, dann bewegen sich die Spendensammler in Richtung Straßenmitte und lassen uns eine kleine Gasse, das Kleingeld in den Schalen hüpft auf und ab und uns wird schließlich ausgelassen zugejubelt. Dazu lauteste Musik, Techno oder burmesische Folklore, eigentlich egal weil ohnehin bis zur Unkenntlichkeit übersteuert. Lustig ist auch immer die Stimme, die sich plötzlich aus dem Off meldet und uns begleitet, auf unseren nächsten 100 Metern, also fast bis zur nächsten Opferbrigade, eigentlich dankt sie ja den Spendern mit frommen Sprüchen. Sie rattert uns auf burmesisch hinterher, oder brüllt einfach lakonisch „Hello“, zwei Sekunden später „Goodbye“, und zwar für alle aus unserer Gruppe.

Wie immer wäre so viel zu berichten, ich will mich auf ein paar Schlagzeilen beschränken: wir waren bei der Familie des Kleinen Führers in Pakkoku, das war ganz reizend und wie immer ist uns furchtbar viel Wohlwollen entgegengeschlagen. Die Burmesische Meile macht gerade einen dramatischen Verfall mit (im Süden des Landes war eine Meile – wenn sie von Maungmaung angesagt wurde – für genau 2.35 km gut, mittlerweile sind es etwa 2.1 km). Das liegt an unseren modernen Analysemethoden und an unserem kritischen Geist. Der Mond liegt in Myanmar auf dem Rücken.


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Trockenzone

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Heute war es trocken, denn wir sind in der Trockenzone. Ein Tagesausflug rein ins Nirgendwo, haben wir uns gedacht. Zunächst mussten wir aber erst über den Chindwin, den größten Zufluss des Irrawaddy. Am Hafen spielte uns die Instrumentalversion vom „Mädchen von Piräus“ entgegen, Nana Mouskouri wurde mir gesagt, aus den Tiefen des Unbewussten stiegen zurecht verdrängte Bilder auf, die Brille des Schreckens. Wir haben uns nicht einschüchtern lassen und sind stramm weiter Richtung Westen geradelt, hinein in die leblose Dürre. Zuckerpalmen und andere seltsame Gewächse. Es waren wenig Menschen unterwegs, das war nicht überraschend, wenn dann haben sie Lotionen aus Rinde oder ähnlichen lokalen Materialien verkauft. An einigen Bäumen hingen Brandschutz-Tafeln, ein beliebtes Hobby der Gegend ist es wohl, erstmal für einen ordentlichen Brand zu sorgen um dann die flüchtenden Tiere zu erjagen. Tiere? Aber ab und zu zwitscherten lustige Stimmen aus Baumkronen, Frauen, die ihren Salat von den Bäumen pflücken.

Unser Tagesziel waren die Phoewin-Höhlen, und weil wir uns nichts erhofft hatten (wieder Pagoden, wieder Buddhas) waren wir sehr überrascht! Diese Höhlen oder Nischen oder was auch immer dort 500fach in den Stein geschlagen wurde sind wirklich mal ein großer Geheimtipp. Machthaber oder Menschen mit Mitteln haben sich im Sandstein der Umgebung seit 1000 Jahren verwirklicht, sie haben Statuen und Wandgemälde in Auftrag gegeben, und dafür wollten sie Schutz oder Karma oder Ähnliches sehen. Vor allem die Gemälde sind vom Allerfeinsten und würden andernorts für großes Spektakel sorgen. Hier waren wir allein, rund um das Gelände keine Absicherungen, in den Höhlen stehen die Stauten wild durch die Gegend und Affen haben die Gegend in Beschlag genommen. Erst seit 2008 ist das Gebiet für die Allgemeinheit geöffnet, es liegt aber wahrscheinlich zu weit ab vom Schuss, um das nächste große Ding zu werden. Nettes Personal hat uns durch die Höhlen geführt, ein Mädchen namens Kaima. Sie studiert Recht im vierten Semester, jetzt in den Semesterferien steht sie mit einem Körbchen voller Affenfutter im Staub vor der Anlage und wartet.

Auf dem Weg zurück wurde die Landschaft immer surrealer, wie bei Mad Max, wenn das noch jemand kennt. Die Erde ist aufgewühlt und aufgeworfen, die Menschen suchen den Boden nach Kupfer ab. Wir haben mitten in diesem wüsten Gebiet pausiert, aber wir waren wüster! In der Bambushütte wurde ein kleiner Junge zu Lisa gebracht und seitdem schreit er. Daniela (Psychologin) äußerte Bedauern mit ihren burmesischen Kolleginnen, lange harte Arbeit läge nun vor ihnen.


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Zwei Feiertage und der GRÖSSTE Buddha

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Der heutige Tag, den wir schwer entschleunigt haben (wir sind ein bisschen rumgelaufen, ansonsten nicht viel Bewegung), wird beschrieben von Daniela. Anfangen mit dem Geburtstag unseres Kleinen Führers, möge er hochleben!

„Aungaung hat heute Geburtstag, es ist sein Dreißigster. Also wird er beschenkt, und zwar stilvoll auf dem Boot, mit dem wir von Mandalay aus nach Myinmu schippern. Kurz nach acht gehen wir an Bord, und ein wenig stellt sich schon wieder das „Memsahib und Sahib“ Gefühl ein, bei all der Fürsorge, die man uns zukommen lässt. So stehen Zwei bereit und halten uns eine dicke Bambusstange als Geländer hin, damit wir auch ja heil an Bord kommen. Dort warten schon Kaffee und Mandarinen auf uns … also passt der quietschbunte Geburtstagskuchen gut dazu, den Aungaung zusammen mit einem Manu-U Trikot (seiner bevorzugten Mannschaft ) und einem China By Bike T Shirt (zweitbevorzugte Mannschaft ) bekommt. Mit seiner gelben Blumengirlande leuchtet er am Bug des Schiffes, mit dem wir gemächlich den Irrawaddy hinunterfahren. Vorbei an Sagaing mit seinen dutzenden goldenen Pagodendächern, die aus dem Morgendunst auftauchen. Laut Jan ein bevorzugter Ort für Westler, die hier an buddhistischen Retreats teilnehmen – wozu man im ansonsten ja nicht für seine Liberalität bekannten Staat Burma sogar Meditationsvisa beantragen kann. Sollte sich die BRD mal ein Beispiel dran nehmen …

Wir dösen uns den Fluss hinab, werfen Kaffee und Mandarinen ein, schauen den kleinen Fischerhütten auf den Sandbänken zu und dem Maat, der mittels einer markierten Bambusstange die Wassertiefe auslotet und mit Fingerzeichen an den Käptn weitergibt. Mittags sind wir dann in Myinmu, um nach der inzwischen ritualisierten Gemüsebrühe zum Boddhi Tatung weiterzufahren. Nach lauter zweitgrößten liegenden, stehenden oder sonstwie positionierten Buddhas leuchtet uns nun der größte stehende Buddha schon von Ferne entgegen …umringt von tausenden sitzenden Buddhas und noch einem liegenden. Im Gewand des 150 Meter hohen stehenden Buddhas sieht man die vielen Fenster der Treppenaufgänge .. doch wir drücken uns vor dem Aufstieg, es ist schon wieder mindestens 35 Grad heiß.

Gut so, denn am Ortsrand von Monywa entdecken wir stattdessen eine kleine Prozession. Auf Pferden sitzen herausgeputzte und geschminkte Knaben, vor sich eine Opferschale, neben sich Begleiter, die Sonnenschirmchen halten. Eine Initiation kleiner Novizen findet statt. Die kleinen Prinzen in ihren opulenten Kleidern symbolisieren den Weg des Prinzen Siddharta, der den Weg vom Reichtum in die Bedürfnislosigkeit nahm. Und so werden auch die Kleinen ihre schönen Kleider gegen eine Mönchsrobe eintauschen und sich die Haare scheren lassen. Bald wird man sie in der Reihe der Mönche sehen können, die ihren morgendlichen Bettelgang antreten – angekündigt durch den hellen Gongschlag, der uns inzwischen vertraut geworden ist. Bevor nun aber jemand „och Gottchen, die Armen“ ruft – die kleinen Mönchlein wirken meist recht heiter, verspielt und keineswegs verängstigt oder unter der Knute stehend. Erst gestern haben wir drei Mini-Nonnen im Eiscafé getroffen, die gutgelaunt vor einem Erdbeershake saßen. So lässt sich Bedürfnislosigkeit doch ertragen“.

Heute darf übrigens Bernd in der Rubrik Wir Grüßen, Folge 9 ein herzliches Hallo an Raubwaldy senden. Es wird geheimnisvoll.

Entlang der Burma-Pipeline

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Ich war gerade noch mit Karin und Josef auf ein schnelles Fassbier in der Trinkhalle gegenüber, neben uns haben ein paar Tische gebannt und entzückt auf den Fernseher an der Wand geschaut: Tom und Jerry. Das war rührend! Wann war das noch, als man kaum erwarten konnte, bis Tom und Jerry kam? Hier im Land gibt es inzwischen auch Murdoch und alle hängen vor den Premier League-Spielen, aber das ist ein relativ neues Phänomen. Die Zeit, in der Tom und Jerry im großen medialen Brei untergeht, kommt erst noch.

Die letzten zwei Tage sind wir doch noch die Burmastraße entlanggefahren, der Titel unserer Reise ist zur Zeit ja etwas missverständlich. Wir mussten sie kurzfristig umstellen, ursprünglich wären wir nahezu die gesamte Burmastraße abgefahren. Doch über die Grenze zu China kommt man derzeit nicht, im Grenzgebiet gibt es Konflikte, wie man hört Streitigkeiten um geplante Staudämme. Mittelfristig soll der Grenzübertritt wieder möglich sein, vorausgesetzt man reist am gleichen Grenzort auch wieder aus. Also erstmal schlechte Vorzeichen für den eigentlichen Reiseverlauf, was sehr schade ist, aber in unserem Fall wurde das bisher sehr gut kompensiert…

Die Burmastraße ist schon besonders, ihre Geschichte ist hochinteressant. Eine ewig umkämpfte Route der Japaner, Briten und Chinesen während des zweiten Weltkriegs, wichtig aber bereits viel früher: die südliche Seidenstraße fand hier ihren Weg von Südwestchina nach Indien und schließlich nach Europa. Mit der Wirtschaftsmacht Chinas gewinnt auch die Burmastraße nun, wie die Seidenstraßen im Norden, immer mehr an Wichtigkeit, der Verkehr rollt bislang vor allem in Richtung Westen, chinesische Waren. Für die andere Richtung ist gerade ein enormes Projekt im Bau: eine Erdgas-Pipeline, die China mit Erdgas aus dem Golf von Bengalen versorgen soll, mächtigen Rohre zieren den Straßenrand, Schneisen werden geschlagen.

Aber zu uns: lange Strecken haben wir hinter uns gebracht, vor allem gestern, da ging es schwer auf und ab. Über die Gokteik-Schlucht durften wir diesmal gemeinerweise nicht auf dem Viadukt rollen, das hieß rein in die Schlucht und wieder raus aus der Schlucht, im Gegensatz zum Bergfahren ist das psychologisch ungeschickt. Aber Top Leistungen, alle sind super gefahren, Josef schnurrte die meiste Zeit vorneweg wie ein gut geöltes Metronom. Es muss an seinem Brooks-Sattel liegen, der scheint ein natürlicher Fortsatz seines Körpers zu sein. Die Landschaften waren schön, einige Flächen davon allerdings abgeholzt und brandgerodet, jetzt wächst dort vor allem die Purgiernuss. Von der letzten Regierung wurde deren Anbau der hässlichen Purgiernuss flächendeckend verordnet, man soll daraus Biodiesel gewinnen, leider ist davon bis heute nichts in Produktion und jetzt wachsen überall diese Sträucher. Die Leute hier sind sich inzwischen sicher, dass das mal wieder eine dieser verrückten Direktiven war, die dem Aberglauben der Machthaber geschuldet sind.

Die Sache mit dem Aberglauben in Burma ist bizarr und hat schon die krassesten Folgen gehabt. Besonders bekannt dafür war der berüchtigte Machthaber Ne Win, der von den 60ern an für 25 Jahre die Fäden des Landes in der Hand hielt. Ne Win träumte 1970 davon, auf der linken Straßenseite ums Leben zu kommen, und schon wurde der Straßenverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt – noch heute hat der Großteil der Fahrzeuge das Lenkrad auf der rechten Seite, ziemlich verwirrend. Ne Wins Glückszahl war die Neun, weshalb er 1987 nahezu alle gültigen Banknoten entwerten und durch solche ersetzen ließ, die durch 9 teilbar sind, 45 Kyat-Scheine, 90 Kyat-Scheine, vier Fünftel aller Ersparnisse gingen dadurch verloren.

Ich mach jetzt mal Schluss, es war ein langer Tag, die Erdbeerstadt Pynoolwin, die lange Abfahrt hinunter in de heiße Ebene, Marionetten-Theater in Mandalay. Die Sache mit dem Grüßen schleift gerade etwas, ich vergesse es ehrlichgesagt auch einzufordern, das muss besser werden. Seid gegrüßt!


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Endlich wieder Sättel putzen

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Der heutige Eintrag ist von Mutti, nicht zu verwechseln mit Mama, das ist für unsere Guides Karin. Sie hat ihn in den Mittagsstunden geschrieben, abends haben wir dann noch Bleiklopfern und Papierschöpfern bei der Arbeit zugesehen, interessant aber auch deprimierend. Kyaukme ist landesweit bekannt für diese Spezialisten, sie arbeiten in kleinen Betrieben für sehr wenig Geld, vor allem zur Herstellung von Opfergeld. Das geht dann nach China, wohin sonst…also, besten Dank, liebe Mutti:

„Heute geht’s uns gut – was nicht heißen soll, dass es uns sonst schlecht geht ! Wir dürfen ausschlafen und wieder aufs Rad – Juhu! – Erst um 10 Uhr soll unsere moderate Radetappe beginnen. Genüsslich liegt man im Bett und lauscht den vielfältigen Geräuschen die in und ums Haus spätestens ab 6 Uhr den neuen Tag verkünden. Vögel zwitschern mit den fleißigen Schwatzwaschfrauen im Hof um die Wette, nebenan sind Handwerker beim Hausbau, die ersten Guesthouse-Gäste knallen die Türen, Hähne krähen und bald schon beginnt der Singsang der Schulkinder ganz in der Nähe : Vorsingen – nachsingen, vorsingen – nachsingen, die nachsingende Schar wird immer ungeduldiger, lauter und schneller. Interessant, denkt man – welch ein Unterschied zu deutschen Schulen…. Wer nun aber meint, erst um 9 Uhr frühstücken zu können, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Alles abgeräumt. Mit Müh und Not ergattert man (in diesem Fall ich) noch einen Instantkaffee und drei Scheiben Toast. No eggs

Dann geht’s endlich nach vier Faulenzertagen wieder aufs Rad, jeder ist gierig. Nur rund 36 km und etwa 500 Höhenmeter, aber immerhin. Ideale Temperatur jetzt hier auf dem Shan-Plateau. Maungmaung schießt in seiner unverkennbaren Technik, Knie ausgestellt, locker drauflos, wir keuchen hinterher, den Blick fest auf das Hinterrad des Vorderen und den Straßenbelag gezurrt – es gilt Schlaglöchern und Unebenheiten auszuweichen. Wir sind auf der legendären Burmastraße, der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen China und Burma, Handelsweg, was heißt, dass wir den heißen Atem und das laute Hupen der dicken Laster im Rücken spüren. Die schwarzen Dieselwolken verärgern unsere Lungen. Hin und wieder gelingt es jedoch, einen Blick auf Umgebung, Land und Leute zu werfen. Reisfelder, hohe Teakholzbäume, der allgegenwärtige hohe Bambus, Bananenstauden, hohe ausladende Baumkronen , Gemüse- und Obstplantagen säumen den Weg. Dazwischen immer wieder kleine Dörfer, die meisten bestehend aus einfachen Einraum-Holzhäusern auf Pfählen mit Blätterdach. Luxus ist, einen Brunnen in erreichbarer Nähe zu haben, ansonsten wird Wasser oft mit zwei Eimern und Stange auf der Schulter herangeschleppt.

Als Kuriosum entdeckt man (neben vielen anderen Kuriositäten) den Motorradsupermarkt (hunderte von kleinen Beutelchen hängen an allen Seiten des Vehikels, umringt von neugierigen Käufern) oder den freihändig fahrenden Mönch auf dem Motorrad, seinen Helm schwenkend. Nach dem gestrigen Klostererlebnis sind wir etwas desillusioniert , was unsere Vorstellung vom erhabenen, meditativen klösterlichen Leben angeht . Immer wieder winken uns lachende Menschen zu. Unterwegs eine relaxte Kaffeepause mit dem süßen Kondensmilch- Instantkaffee und schon sind wir, eigentlich noch energiegeladen, in unserem nächsten sauberen Domizil – in Kyaukme. Die obligatorische Nudelsuppe und das Schmutzbier warten. Morgen soll es als Ausgleich den ultimativen Härtetest geben: 110 km, 1500 Höhenmeter!?“


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Unser Leben als Shan-Prinzessinnen

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Morgens frieren unsere Guides wie die Schneider, es hat zu dieser Zeit vielleicht gerade mal 15 Grad hier oben und deshalb laufen viele Menschen mit Pudelmützen und gefütterten Jacken durch die Gegend. Maungmaung kommt aus Yangon, Aungaung aus der Nähe von Bagan, also beide aus der brütend heißen Tiefebene, soviel zum Thema „Gefühlte Temperatur“. Für uns ist das Klima sehr angenehm, kein Wunder, dass die Ortschaften entlang der alten Burmastraße beliebte Rückzugsgebiete der Briten waren. Man konnte hier elegant den Tropenkrankheiten entgehen und musste nicht ab 9 Uhr morgens mit Gin gegen die Malaria antrinken.

Unser Tag war wie Urlaub, was ist denn jetzt los?! Ab dem späten Morgen ein entspannter Halbtages-Ausflug, ab dem Nachmittag döst jeder vor sich hin. Zunächst mit den schönen Dothawaddy flussauf gefahren, Bambusflößer schwammen an uns vorbei, früher hat man hier Teak den Fluss runter treiben lassen. Die meisten Dörfer am Ufer haben keine Straßenanbindung und sind nur auf dem Fluss oder, die Metropolen, mit der Mandalay-Lashio-Bahn zu erreichen, die dann einmal am Tag kurz hält. Heute ist der Zug ausgefallen, das passiert wohl öfters und das heißt auch, dass wir ziemlich Glück hatten gestern.

Die Wanderung zu einem alten Waldkloster, durch Bambushaine und an Ananas-Plantagen vorbei, hat Spaß gemacht. Die Belegschaft des Klosters war jung und fidel, als wir kamen, war sie dabei, sich einen Bollywood-Streifen mit Sharuk Khan anzuschauen. Ein lustiger Anblick: tanzende und singende, ihre Hüften schwingende Frauen, davor eine Gruppe von Novizen mit offenen Mündern. Ihnen scheint es gut zu gehen dort im Wald, sie tollen herum und laufen auf Stelzen durch die Gegend, uns haben sie mit Tee und Obst bewirtet. Das ergibt logischerweise schon wieder Mönchsfotos, aber das lässt sich ja ohnehin kaum umgehen in Burma. Ständig laufen rote Roben oder, noch schöner, die leuchtend rosafarbenden Gewänder der Nonnen durchs Bild.

Geführt durch dieses Gebiet der Shan wurden wir übrigens von einem Palaung und von Yoyo, einem Bamar. Dieser hat mich schon das letzte Mal auf dem kleinen Ausflug begleitet, ein Schlitzohr. Damals feuerte er Anspielungen auf das Regime ab, heute hat er vor allem gegen die Chinesen gewettert: die blaublütigen Blumen auf den Wiesen nennt man hier in der Gegend „Chinesische Gänseblümchen“, weil sie alles überwuchern. Die jungen Teakbäume am Rand stehen hilflos da und warten auf die Chinesen, usw. China leigt hier gleich um die Ecke, in ganz Burma ist es allgegenwärtig. Yoyo hat uns später eine kurzweilige und unaufdringliche Führung durch ein kleines Shan-Dorf gegeben, die Brandschutzmaßnahmen dort waren interessant (ein paar mit Wasser gefüllte Plastikbeutel vor den Hütten) und auch, wie die Leute hier so ihr Geld verdienen. Z.B. indem sie mit Handarbeit Viehfutter für den Markt in Lashio – also wieder für die Chinesen – herstellen.

Man bezeichnet uns Ausländer in Burma übrigens gerne als Byebyes, warum wohl, ein etymologisches Wörterbuch wäre jetzt hilfreich. In China sind wir Laowais, in Thailand Farang, in Laos Falang, in Burma also die Byebyes. Wir selber wären lieber Shan-Prinzessinnen, aber ok, man nimmt was man kriegt. Eine Österreicherin hat vor einigen Jahrzehnten im Ort Hsibaw gewohnt, sie war mit dem lokalen Saobwa verheiratet (dem Shan-Fürsten der Gegend). Danach hat sie ein Buch geschrieben, welches nett zu lesen sein muss. Wir haben uns an ihre ehemalige Residenz gepirscht und Fotos gemacht, die wir aber nicht an dieser Stelle veröffentlichen sondern an die Neue Revue verkaufen werden.

Meine Gruppe scheint noch Siesta zu machen und ich finde keinen Grüßwilligen. Also Folge 9 der Rubrik Wir Grüßen wieder von mir, an Xiuxiu, sie soll nicht zu viel arbeiten!

Sweetwater

Entlang der Burmastrasse, 11.02. bis 11.03.2012

Heute unser drittes Abenteuer „Bahnfahren in Burma“. Die Hürden werden höher gestellt, es soll ja nicht langweilig werden: sind wir diesmal mitten in der Nacht losgefahren, unser Bustransfer zum Bahnhof ist nicht aufgetaucht, und schließlich Sodom und Gomorra im Zugabteil. Die Strecke selber war Kinderfasching, wir sind ja mittlerweile so belastbar, 12 Stunden sitzen wir auf einer Pobacke ab.

Also, morgens um 3 standen wir ausgeruht in der Lobby und waren voller Tatendrang, das kann man sich sicher gut vorstellen. Der Busfahrer zum Bahnhof hat verschlafen, zum Glück konnte Maungmaung auf den vereinsamten Straßen um das Hotel herum ein Sammeltaxi aufgetreiben (die Stadt ist nachts ohne Strom, nur vereinzelt durch Generatoren, alles ist dann zappenduster und still). Und bald saßen wir – 10 Leute, unser komplettes Gepäck auf dem Dach – in einer kleinen Rumpelkiste auf dem Weg zum Bahnhof. Das Taxi hat mit Ach und Krach durchgehalten, wir haben rechtzeitig den Zug erwischt.

Dann wieder Bahnfahrt, die alte Diesellok musste erst von der Tiefebene auf das Shan-Plateau hochkeuchen, bis man endlich im ersten großen Ort Pynoolwin angekommen war, waren bereits 5 Stunden vergangen ( 80km entfernt). Die Höhe war stolz auf das Bahnhofsschild von Pynoolwin notiert, 3098 feet, und die Luft war hier schon viel frischer. Nach dem tropischen Süden und der trockenen, weiten Tiefebene wurde die Landschaft herber und hügelig, sehr schön. Das Gokteik-Viadukt durfte unser Zug zwei Stunden später überqueren, etwas ängstlich und im Schritttempo. Als die Briten es vor über hundert Jahren gebaut haben, galt es als ein Wunderwerk des Brückenbaus. Mittlerweile ist es angejahrt und die Gegend darum soll noch dazu vermint sein, auch die Shan, die hier die Mehrheit stellen, hatten ihre Kämpfe mit dem staatlichen Militär auszufechten und das Viadukt war dabei strategisch von großer Bedeutung.

Schön auch die Bahnhöfe, viele gab es ja nicht. In einem Nest am Ende der Welt (vielleicht ist „Nest“ schon zu viel gesagt, ich glaube es war tatsächlich nur eine Hütte, das Bahnhofshäuschen), standen wir eine dreiviertel Stunde. Wir haben auf den Gegenzug gewartet und uns in einem Sergio Leone-Film gewähnt. Träges Dasein, zäher Fluss der Zeit, herrlich. Ein paar Händlerinnen sind die Gleis auf und ab geschlendert, ansonsten haben sie sich in den Schatten gedrückt und Kürbiskerne geknackt. Mittags um vier sind wir schließlich angekommen im netten kleinen Städtchen Hsibaw, nach bewältigten 200km, das macht stolz!

Und am interessantesten war es ja ohnehin im Abteil selbst, vor allem das Zugpersonal konnte überzeugen. Man konnte prima Betel mit ihnen tauschen und wurde dafür im Gegenzug stets mit einem gutmütigen Blubbern beschenkt. Ansonsten haben sie es mit ihrer Aufsichtspflicht nicht so genau genommen, für Stationen wie der Gokteik-Schlucht herrscht ja eigentlich Fotografier-Verbot. Bier und Gold Royal Whiskey machte unter der Belegschaft die Runde, es wurde laut geschnarcht, es wurde sich sogar liebgehabt (unser Wagonchef hatte sein Mädchen dabei. Was unter den Longyis vor sich ging, gab kaum Raum für Spekulationen, zumindest laut den beschämten Aussagen von Daniela und Karin).

Die Zugfahrten sind jetzt erstmal rum und damit hoffentlich auch das Thema „Ich denke oft an Piroschka“ (BRD 1955, mit Lilo Pulver, Gustav Knuth und Gunnar Möller). In diesem Sinne: Folge 8 unserer Rubrik Wir Grüßen: Karin grüßt Petra, Kyra Kyralina ist auch da!