Loutoa und der gelbe Schmetterling

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.04. bis 08.05.2011

Lang lebe Loutoa! Sie hat ein mächtiges Lachen und eine ansteckende Lebenslust, heute hat sie Geburtstag. Letztes Jahr haben ihr die Freunde noch eine Limousine vorbeigeschickt, heute hat sie sich mit uns den Huashan hochgekämpft und dem widrigen Wetter trotzig die Stirn geboten. Ganz schön kühl da oben, dann hat es auch noch angefangen zu regnen, keine Idealbedingungen für eine Polynesierin. Loutoa kommt aus Tonga und lebt jetzt mit ihrem Mann Welf auf Hawaii, der kommt aus dem Allgäu und hat ihr den entsprechenden Akzent vermacht. Jetzt radeln die beiden also durch China (schon zum sechsten Mal mit uns!). Welf heute barfuss den Berg hoch, Rad fährt er mit Flip-Flops. Und gerne auch ein paar Kilometer mehr, wie gestern, da sind wir zum Hotel abgebogen und waren einen Moment unaufmerksam, Welf auch, bis ich ihn wieder hatte war er schon zehn Kilometer weiter.

Und da waren schon 105km gefahren. Anfangs hügelig durch tolle Lösslandschaft, später durch die Ebene und dem Wind ausgesetzt. Die Fahrt verlief parallel des Wei, dem wichtigsten Zufluss des Huanghe, des Gelben Flusses. Die Gegend gilt als Kerngebiet der chinesischen Kultur, ihre Fruchtbarkeit ist offensichtlich: der Weizen ist schon gut gediehen, die Ebene ein einziges grosses Gemüsefeld. Wir sind durch traditionelle Dörfer aus Lehm gekommen, über lebhafte Märkte und an archaischen Ziegeleien vorbei. Einige der Höhlen, die in die enormen, durchbrochenen Lössschichten gehaün wurden, sind noch bewohnt. Ein paar Kilometer weiter durch moderne Orte wie Weinan, bei uns würde das als Grossstadt gelten. Nachmittags ging es dann stetig auf das Qingling-Gebirge zu, der Berg Hua („Blütenberg“) ist Teil dieser Kette, die sich bis zur Taklamakan im Westen zieht. Er ist einer der fünf heiligen Berge des Daoismus und heute haben wir ihn gemeistert, knapp 1200 Höhenmeter, kein Problem.

Loutoa und der gelbe Schmetterling haben nichts miteinander zu tun, überhaupt nichts (aber es klingt schön, oder?). Der gelbe Schmetterling ist in China immer seltener anzutreffen, wenn auch nicht gerade vom Aussterben bedroht. In unserem kleinen gruppeninternen Sprachkurs lernen wir jeden Tag ein neüs Wort, das erworbene Wissen wird mit grossem Elan praktiziert. Albin hat sich zudem neulich selbst ein Wort beigebracht, viel im Spracherwerb liegt ja in der Nachahmung, in Albins Fall war es eine interkulturelle Meisterleistung. Seitdem kommuniziert er dann und wann mit den Chinesen auf seine Weise…es geht um die Art, wie manche von ihnen ihre Kehle freiräumen – von ganz tief unten – Welf meinte, sein Grossvater hätte dazu „den gelben Schmetterling fliegen lassen“ gesagt. Das könnte aus China stammen.


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