Viangri-la

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

17. Tag, 1.1.2012
Von Luang Namtha nach Viang Phuka

Nachdem wir die mit dem Lineal gezogenen Straßen von Luang Namtha hinter uns gelassen haben, beginnt sich die Straße wieder in der gewohnt lieblichen Manier zu schlängeln. Wie immer scheint die Sonne dazu, die stets zwischen 9 und 10 Uhr durch den Morgennebel bricht, der sich daraufhin innerhalb von Minuten auflöst.

Wir haben keine Eile: Die heutige Strecke durch den Nam Ha Nationalpark ist nicht lang, die Steigungen überschaubar – und unser Traum in Asphalt bleibt uns treu. Zwei moderate Pässe strukturieren die Etappe, stellen uns aber nicht spürbar auf die Probe. Der drittletzte Radtag läuft ganz einfach.

Unterwegs erkunden wir eines der Dörfer am Straßenrand und lassen uns von Yong und einer alten Dame vorführen, wie Klebereis in stundenlanger Arbeit mit Stampfer und Rüttelsieb geschält wird. Viel mehr Kontakt mit den Dorfbewohnern ist nicht zu bewerkstelligen, einmal mehr zeigt sich die Zurückhaltung und gar Scheu der Menschen vor Fremden. Wer noch nicht genug Unterschiede zwischen China und Laos aufzählen kann, darf sich das gerne merken: In den ländlichen Gegenden Chinas sprechen zwar die Wenigsten Englisch; das hindert die Menschen aber selten daran, unbefangen und freundlich interessiert von auswärtigen Besuchern Kenntnis zu nehmen. In Laos kann man versuchen, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. In China wird man angesprochen. Ob man will oder nicht.

Der Höhepunkt heute ist unsere Bleibe für die Nacht, die auf einem Hügel über der Kreisstadt Viang Phuka thront und einen perfekten Ausblick auf den Sonnenuntergang bietet. Die romantisch-charmanten Hütten sind erst zum Teil mit Durchlauferhitzern ausgestattet, aber die freundlichen Nachbarn öffnen den gerne ihre Bäder für Gastduscher. Die einfache, solide-rustikale Einrichtung verströmt die Atmosphäre von Ferien auf dem Bauernhof. Nicht zu vergessen die freundliche Besitzerin, die uns am Abend und zum Frühstück hervorragend bekocht. Paradiesische Verhältnisse eben, ein laotisches Shangri-la. Nein: Viangri-la, schließlich sind wir in Viang Phuka!

Mit Spannung wird der sogenannte Homestay am Ende der morgigen Etappe erwartet. Wir werden in einem Dorf bei einer Familie untergebracht sein und für einen Nachmittag und Abend ganz nah am Familienleben dran sein. Da das Dorf bis vor Kurzem keine Stromversorgung und der Dorfälteste (der unbedingt unsere erste Anlaufstelle sein muss) kein Telefon besitzt, stehen nicht alle Details des Aufenthalts im Vorfeld schon fest – wir müssen uns mit einer gewissen Ungewissheit anfreunden. Dank Yong und dem Versorgungstruck besteht zum Glück kein Risiko, ungespeist ins Bett gehen zu müssen oder den Unwägbarkeiten des laotischen Landlebens auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.

Ein Abenteuer jedenfalls ist er immer, der erste Homestay.


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