Räucherstäbchen und glühende Bremsbeläge

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Auf dem Plan stand heute der Wat Doi Suthep, ein Tempel auf dem Doi Suthep, einem der größeren Hügel in der Umgebung von Chiang Mai. Frank war ursprünglich der einzige, der seine gestrige Etappe nicht seine Letzte nennen wollte. Als Reiseleiter mit den Ersatzteilen musste ich natürlich begleiten. Der Rest wollte sich ursprünglich hochfahren lassen. Allerdings warnte mich in der Hotel-Lobby ein Taxi-Fahrer bereits vor, dass man für die 20 km bis zum Tempel hoch etwa 1,5 bis 2 Stunden einplanen müsse. Keiner von uns hatte, verständlicherweise Lust 2 Stunden auf der Ladefläche von einem Pickup drauf zu sitzen und die Abgase der anderen Autos einzuatmen. Und so gesellte sich Dirk mit zur Fahrradfranktion und Martin und Hardy machten lieber einen Stadtbummel.

Schnell wurde uns Fahrradfahrern klar, dass die Taxifahrer vor dem Hotel nicht übertrieben hatten. Wir quetschten uns vorbei an den stehenden Autos und je höher wir den Berg hochkraxelten desto voller wurde es. In 2 langen Spuren standen die Autos ca. 4 km vor dem Gipfel und überstrapazierten ihre Bremsen, die rot aufglühten und den Geruch von geschmortem Gummi und glühendem Metall freigaben. Statt des notwendigen Sauerstoffs für die letzten Höhenmeter stand uns nur noch Abgas zur Verfügung. Oben angekommen und vom Anblick des Ansturms auf die Spitze immer noch leicht unter Schock, war ich heute mal ganz froh ein altes verschwitztes und stinkendes T-Shirt angezogen zu haben, was mir hoffentlich wenigstens 20 cm mehr persönlichen Freiraum verschafft.

Der Tempel selber war zwar voll, jedoch nicht gegenseitig-tottrampel-voll. Und wir konnten die nette Aussicht genießen und uns ein geweihtes Glücksbändchen bei einem Abt holen als Talisman für das angebrochene Jahr. Die glitzernde Spitze der vergoldeten Stupa und vielen Farben und Eindrücke, wie etwa traditionelle Tanzeinlagen ließen ein wenig die Anstrengung vergessen. Die Abfahrt war jedoch nicht minder anstrengend und wir waren froh, als wir wieder in der ruhigen Oase unseres Hotels standen. Ein Abenteuer war es jedoch allemal.

Einigen Teilnehmern habe ich Hefeweizen versprochen und wir entschlossen uns den letzten Abend für die Wiedereingewöhnungsphase in die Deutsche Heimatskultur zu nutzen und gingen in die Chiang Mai German Microbrewery, wo es das wahrscheinlich beste Weizenbier im Umkreis von 800 km gab. Meine Empfehlung: Das super süffige Weizenbock!


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2012/01/2012-01-02.gpx“]

My Lao Home

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

18. Tag, 2.1.2012
Von Viang Phuka nach Ban Don Chai

Ban werden Dörfer in Laos genannt. Wir sind unterwegs schon durch unzählige solche Dörfer geradelt, die meistens ein Winken und ein paar Grüße später schon wieder hinter uns lagen. Heute jedoch werden wir nicht wie gewohnt aus den Dörfern zur nächsten Kreis-, Bezirks- oder Provinzhauptstadt weiterradeln, um unser Lager aufzuschlagen, sondern einfach über Nacht hier draußen bleiben. Ländlicher wird’s nimmer. Alle sind sehr gespannt, was uns erwartet. Vorher müssen wir zwar noch ein letztes Mal auf dieser Tour nur mit der Kraft der zwei Pedale auf über 1000m Höhe aufsteigen, aber wir sind mittlerweile so gut im Tritt, dass abgesehen vom routinierten Blick aufs Höhenprofil niemand viel Aufhebens darum macht – und wir starten ja schließlich schon von 700m.

Am frühen Nachmittag fahren wir nach gut 50 km in Ban Don Chai vor dem Haus des Dorfobersten vor und werden beim Chef aufgenommen. Unsere Gastgeber beherbergen erst zum dritten Mal Langnasen unter ihrem Dach und sind offensichtlich noch dabei, in ihre neue Rolle hineinzuwachsen. Perfektionismus ist da nicht angebracht. Es gibt zwar alles, was wir brauchen: Kochstelle drinnen, Feuerstelle draußen, die übliche Kombination aus Elefantendusche (kaltes Wasser mit Schöpfkelle) und Hocktoilette. Dazu das Wohnzimmer der Familie mit einem großen Stapel einfacher Matratzen. Die Matratzen sind aber schon länger unbenutzt dem tropischen Lateritstaub ausgesetzt gewesen, also bringen Yong und ich sie erst einmal nach draußen und bearbeiten sie mit Bambusstöcken, bis sich alle ausgestaubt haben.

Jeder Homestay ist anders, auch dieser hat für mich noch einige Neuheiten zu bieten: So ist die Frau des Dorfchefs nicht zum Kochen zu bewegen, da sie befürchtet, dass ihre Gerichte uns geschmacklich überfordern könnten. Also setzen Yong und ich uns heute die Kochmütze auf und sorgen fürs Abendessen, während sie uns zuarbeitet und Gemüse putzt. Im Hocken auf einem Holzfeuer zu kochen, finde ich ziemlich gewöhnungsbedürftig, mit Yongs Hilfe funktioniert es aber bald ganz gut. Nach und nach servieren wir frittierte Cassavachips (auch als Maniok bekannt), gebratenes Gemüse und als Höhepunkt und Abschluss eine knochenlose Hühnersuppe mit viel Ingwer. Den Kochmöglichkeiten entsprechend hat das Abendessen deutlichen Slow-Food-Charakter. Dafür bleibt für alle umso mehr Zeit, mitzuverfolgen, wie das Suppenhuhn geschlachtet und gerupft wird. Unser Fahrer, der sich sonst weitgehend im Hintergrund hält, erledigt das und avanciert so zum Helden des Tages. Wie auch Yong hat er als echter laotischer country boy jede Menge Erfahrung in dieser Disziplin und erntet von uns Städtern viel anerkennendes Staunen.

Das Badezimmer, das bei der ersten gemeinsamen Begehung unseres heutigen Domizils noch viele skeptische Blicke geerntet hatte, stellt sich im Gebrauch als sehr angenehm heraus. Bei der Hitze geht auch das kalte Wasser für alle in Ordnung. Ansonsten verläuft der Rest des Tages sehr beschaulich mit Lesen und Hörbüchern, während die Großmutter nebenan am Spinnrad zugange ist, und geht draußen am Lagerfeuer zu Ende. Den Hausherr selbst bekommen wir nur kurz zu Gesicht, er scheint schwer beschäftigt zu sein. Vielleicht ist es ihm aber auch nicht ganz geheuer, das Haus voller exotischer Gäste zu haben, weshalb ihm der Abschied von seinen Bekannten im Dorf heute schwerer fällt als sonst. Ein Homestay ist eben für alle Beteiligten eine spannende Erfahrung.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2012/02/20120102-lao.gpx“]