Törööö…

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Eigentlich wollten wir ja pünktlich zur Elefantenshow auf dem Weg nach Chiang Mai. Das neue Jahr lag einigen von uns aber noch tiefer in den Knochen als erwartet. Erst nach einer ausgedehnteren Kaffeepause waren wir alle im Jahr 2555 (nach dem buddhistischen Kalender) angekommen. Etwas verspätet kamen wir an dem Elefantencamp an in dem die Mahuts den Zuschauern zeigten, was man mit den Dickhäutern alles anfangen kann. Ein Elefant malte sogar ein Bild.

Leider mussten wir noch ein ganzes Weilchen auf der 107 bleiben. Und die leise Hoffnung, dass heute etwas weniger los sein könnte auf den Straßen hatte sich nicht bestätigt. Ab der Hälfte der Strecke ging es aber zum Glück ab von der Hauptstraße auf eine kleine Nebenstraße entlang des Ping-Flusses. Diese führte uns fast bis zum Hotel, dass zwar zentral aber dennoch ruhig gelegen war, mit Pool und allem erdenklichen Komfort.

Einige von uns nutzten die Gelegenheit und sprangen ins kühle Nass oder schlenderten in der Gegend rum bevor wir abends gemeinsam über den allseits bekannten Chiang Maier Sunday-Nachtmarkt schlendern wollten. Frisch geduscht und erholt von dem mittlerweile ziemlich heißen Nachmittag stürzten wir uns ins Getümmel… und gingen prompt unter in dem Strom von Menschen. Das wir nicht die einzigen Touristen um Silvester in Chiang Mai sein werden war mir klar. Auf die Massen an Menschen war ich jedoch nicht vorbereitet. Die öffentlichen Lautsprecher entlang der Straße ermahnten die Verkäufer auf etwas mehr Nachsicht mit den Käufern und die Besucher auf Vorsicht vor Kleindieben und perversen Grabschern. Die offizielle Stimme schätzte die Besucherzahl auf etwa 100‘000 auf dem heutigen Nachtmarkt… gefühlt waren es 1‘000‘000. Wir kämpften uns durch den Fluss aus Menschen zur Fressmeile in einem Tempel, wo wir mit ein bisschen Glück gerade noch einen Platz ergattern konnten.

Nach dem Essen wagten wir noch einen Versuch und erhofften uns vielleicht doch noch etwas vom Nachtmarkt mitnehmen zu können. Doch es war zwecklos. Anhalten war unmöglich. Die Strömung war einfach zu stark. So retteten wir uns an die Ufer und suchten uns nach einem Erholungsbier ein Weg durch die leeren Nebengassen zurück zum Hotel. Schade eigentlich… Aber Chiang Mai, so schön Du auch bist und so vielfältig Dein Nachtmarkt auch sein mag… Du bist für Neujahr 2555 einfach viel zu klein!


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Viangri-la

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

17. Tag, 1.1.2012
Von Luang Namtha nach Viang Phuka

Nachdem wir die mit dem Lineal gezogenen Straßen von Luang Namtha hinter uns gelassen haben, beginnt sich die Straße wieder in der gewohnt lieblichen Manier zu schlängeln. Wie immer scheint die Sonne dazu, die stets zwischen 9 und 10 Uhr durch den Morgennebel bricht, der sich daraufhin innerhalb von Minuten auflöst.

Wir haben keine Eile: Die heutige Strecke durch den Nam Ha Nationalpark ist nicht lang, die Steigungen überschaubar – und unser Traum in Asphalt bleibt uns treu. Zwei moderate Pässe strukturieren die Etappe, stellen uns aber nicht spürbar auf die Probe. Der drittletzte Radtag läuft ganz einfach.

Unterwegs erkunden wir eines der Dörfer am Straßenrand und lassen uns von Yong und einer alten Dame vorführen, wie Klebereis in stundenlanger Arbeit mit Stampfer und Rüttelsieb geschält wird. Viel mehr Kontakt mit den Dorfbewohnern ist nicht zu bewerkstelligen, einmal mehr zeigt sich die Zurückhaltung und gar Scheu der Menschen vor Fremden. Wer noch nicht genug Unterschiede zwischen China und Laos aufzählen kann, darf sich das gerne merken: In den ländlichen Gegenden Chinas sprechen zwar die Wenigsten Englisch; das hindert die Menschen aber selten daran, unbefangen und freundlich interessiert von auswärtigen Besuchern Kenntnis zu nehmen. In Laos kann man versuchen, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. In China wird man angesprochen. Ob man will oder nicht.

Der Höhepunkt heute ist unsere Bleibe für die Nacht, die auf einem Hügel über der Kreisstadt Viang Phuka thront und einen perfekten Ausblick auf den Sonnenuntergang bietet. Die romantisch-charmanten Hütten sind erst zum Teil mit Durchlauferhitzern ausgestattet, aber die freundlichen Nachbarn öffnen den gerne ihre Bäder für Gastduscher. Die einfache, solide-rustikale Einrichtung verströmt die Atmosphäre von Ferien auf dem Bauernhof. Nicht zu vergessen die freundliche Besitzerin, die uns am Abend und zum Frühstück hervorragend bekocht. Paradiesische Verhältnisse eben, ein laotisches Shangri-la. Nein: Viangri-la, schließlich sind wir in Viang Phuka!

Mit Spannung wird der sogenannte Homestay am Ende der morgigen Etappe erwartet. Wir werden in einem Dorf bei einer Familie untergebracht sein und für einen Nachmittag und Abend ganz nah am Familienleben dran sein. Da das Dorf bis vor Kurzem keine Stromversorgung und der Dorfälteste (der unbedingt unsere erste Anlaufstelle sein muss) kein Telefon besitzt, stehen nicht alle Details des Aufenthalts im Vorfeld schon fest – wir müssen uns mit einer gewissen Ungewissheit anfreunden. Dank Yong und dem Versorgungstruck besteht zum Glück kein Risiko, ungespeist ins Bett gehen zu müssen oder den Unwägbarkeiten des laotischen Landlebens auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.

Ein Abenteuer jedenfalls ist er immer, der erste Homestay.


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