Windige Angelegenheit

Auf dem Dach der Welt, 06. bis 31.05.2012

103 km, 1.200 m Aufstieg, von Nangatse nach Gyantse (über KaroLa Pass 5050 m, zunehmend Gegenwind)

Ein wenig Angst hatte ich schon vor der heutigen Etappe. Den KaroLa Pass hatte im Februar niemand mit dem Rad erreicht. Heute aber haben wir gute Bedingungen: kein Wölkchen am Himmel, nur leichter Gegenwind und keine Minusgrade. So sind wir weit vor zwölf Uhr am Gletscher und genießen dort die obligatorische Nudelsuppe. Was folgt, ist „jede Art von Braun“, wie Ruth es treffend beschreibt. Nach dem schmalen Tal, das sich zum Pass hinaufzieht, öffnet sich das Land und gibt immer wieder den Blick frei auf Felder, Dörfer und Schafherden irgendwo am Horizont. Brauntöne in allen Varianten. Nur im Blick zurück ragt noch die Schneekuppe des KaroLa weiß in den Himmel.
Wir bewegen uns den ganzen Tag auf über 4.000 m Höhe, haben uns aber schon ganz gut angepasst und kommen zügig voran. Das dachten wir jedenfalls, bis uns der Wind erwischt. Was auf dem Höhenprofil nur als leicht welliges Terrain zu erkennen war, will schier kein Ende nehmen. Noch ein Hügel und noch einer und und und… Doch dann taucht die Stadt Gyantse mit der stattlichen Burg und der roten Klostermauer auf und die Anstrengung ist vergessen. Das Schmutzbier haben wir uns mehr als verdient und nach einem leckeren Abendessen fallen mir im tibetischen Hotelzimmer sofort die Augen zu.


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