Ladies and Gentlemen, would you please welcome … Mr. Jan Boonstra!

Land der Morgenfrische, Radtour in Korea

Von Andong über das Folkloredorf Hahoe und die Kleinstadt Angye nach Gyeongju. 45 schicke Radkilometer und 193 schnöde Buskilometer bei ganz viel Sonne. Nur 4 Grad unter Idealtemperatur.

Das erste Mal seit drei Wochen haben wir wieder in einem Hotel übernachtet. Also in so einem Kasten mit Lobby, Aufzug, Minikühlschrank unter der Fernsehkommode und einem Bett mit Matratze 60 Zentimeter über dem Boden.

Das stimmt natürlich nicht, jedenfalls das mit den drei Wochen. Denn wir sind ja erst seit fünf Tagen/vier Nächten in Korea. Andong war unsere vierte Übernachtungsstation. Aber irgendwie geht mir alles viel zu schnell, ich bin es einfach nicht mehr gewohnt mit mehr als 25 km/h von einem Ort zum anderen zu reisen. Jedenfalls nicht in einem mir relativ fremden Land, wo ich doch so viel wie möglich mitbekommen möchte und so wenig wie möglich an mir vorbei gezogen werden soll. Vielleicht ist es mein fortgeschrittenes Alter, vielleicht aber auch die Art des Reisens, die ich seit nunmehr 19 Jahre praktiziere, propagiere und organisiere.

Speed Travelling ist eine sinnlose Disziplin. Da werden Sie mir bestimmt zustimmen, wenn ich als Beispiel die Europatouren vieler (Nord-)amerikanischer und asiatischer Reisegruppen anführe: sieben Länder in fünf Tagen. If Today Is Tuesday, This Must Be Italy.

Lachen Sie jetzt nicht, deutsche Reisegruppen auf Chinarundreise machen es meist ähnlich! Nur ist den Teilnehmern das gar nicht bewusst. China ist schließlich nur ein Land, nicht sieben Länder in einer Reise. Dabei werden die geografischen Ausmaße Chinas vom 08/15 Touristen selten erfasst, die kulturellen Unterschiede innerhalb des Landes schon gar nicht. Und die Menschen dort sehen ohnehin alle gleich aus. Erst recht, wenn man sie durch die Scheiben eines Reisebusses sieht…

Ich schweife schon wieder ab. Egal, ich habe ja die Zeit dazu 😉

Also zurück nach Korea, zurück nach Andong.
Unsere Abfahrt verzögert sich um einige Minuten, da ich verschlafen habe. So ein Mist auch! Aber um 8:25 Uhr sitzen wir alle im Bus und fahren in das 25 km östlich von Andong gelegene Museumsdorf Hahoe. Es ist geschichtsbeladen und nett erhalten bzw. gut restauriert. Mehr schreibe ich jetzt nicht dazu. Es werden ja noch Blogs über die zukünftigen Fahrradtouren folgen, die sich darüber auslassen sollen.

Viel wichtiger war mir das Treffen mit Jan Boonstra zum Abschluss der Dorfvisite an diesem Tag. Jan habe ich quasi im Cyberspace kennen gelernt. Wer sich via Internet über Radfahren in Korea informiert kommt an Jan nicht vorbei. Sollte auch nicht. Jan lebt seit vielen Jahren in Korea, spricht die Sprache nicht nur dank seiner koreanischen Ehefrau flüssig und – jetzt kommt’s! – hat fast jede Straße der südkoreanischen Halbinsel bereits mit dem Fahrrad bereist. Sie glauben es nicht? Dann werfen Sie mal einen Blick auf diese Karte! Und wenn ich schon dabei bin, die Fahrradwebsite von Jan Boonstra können Sie hier einsehen.

Wie gesagt habe ich Jan über das Internet und via seine Website „kennen“ gelernt. Ich hatte ihn einfach per Mail angeschrieben und ihm von unserem Vorhaben eine Radtour in Korea anzubieten erzählt. Und gefragt, ob er uns vielleicht behilflich sein könnte. Das konnte und wollte er! Es folgten etliche Mails, in denen ich ihm meine Vorstellungen mitteilte und er seine Vorschläge dazu machte. Heraus kam dabei eine (diese) Radreise durch Korea, die auf meinem gedanklichen Mist und seinen hervorragenden Erfahrungen gewachsen ist.

Ich schweife schon wieder ab 🙁

Um 10:30 Uhr treffen wir uns mit Jan am Ausgang von Hahoe. Eine schnelle Begrüßung, eine schnelle Absprache mit dem Begleitbus wo das nächste Treffen stattfindet, dann radeln wir das erste Mal gemeinsam. Nicht nur gemeinsam mit Jan, auch Francoise begleitet uns heute das erste Mal mit dem Rad. Denn die ersten 25 Kilometer geht es nur überwiegend eben auf einem neu ausgebauten und dem Nakdong Fluss folgenden Radweg. Francoise hat Knieprobleme und ist eher Journalistin als Radfahrerin. Sie schlägt sich tapfer!

Kurz vor Mittag, am Ende der Flussfahrt, treffen wir wieder auf den Begleitbus. Dieser übernimmt Francoise, und Jan, Stefan, Karin und ich ziehen mit den Zweirädern weiter. Weitere 20 Kilometer über unbefahrene Straßen und asphaltierte Feldwege. Einfach nur traumhaft.

Im Örtchen Angye ist dann auch für uns Schluss mit der Radtour, dort wartet die Begleitmannschaft in einem Restaurant auf uns. Eine Reporterin hat sich mit dazu gesellt, und während wir uns stärken werden wir über unsere Erfahrungen auf zwei Rädern in Korea ausgequetscht.

Die Fahrt im Bus von Angye nach Gyeongju geht viel zu schnell und dauert viel zu lange. Kilometerlang donnern wir über die Autobahn. Und kommen wieder erst nach Einbruch der Dunkelheit in unserer Unterkunft an. Ein Sterne-Hotel.


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