Auf Umwegen durch die Berge

Die Drei Schluchten des Yangzi, 09.09. bis 04.10.2015

Die Einfahrt ins Qinling-Gebirge nach Luonan und am nächsten Tag weiter nach Shangluo

Der heutige Tag soll diesmal nur ganz kurz zusammengefasst und stattdessen von den gestrigen Ereignissen berichtet werden. Heute stand mit 44 km eine recht kurze Strecke auf dem Programm, die wir bei bedecktem Himmel und mittlerweile etwas kühleren Temperaturen zurückgelegt haben. Aufgrund einer geplanten Straßenerweiterung sind zwar große Teile der Strecke noch im Bau, das hat uns aber nicht allzu sehr gestört und wir hatten eine gemütliche Fahrt bis nach Shanyang, wo wir noch einen Nachmittagsspaziergang zur lokalen Marktstraße und durch die Stadt angehängt haben.

Gestern hatten wir uns vom Fuße des Huashan aufgemacht und sind direkt hinein ins Qinling-Gebirge geradelt, was einen ersten längeren Anstieg von ca. 30 km mit sich brachte. Der vorausgesagte Regen blieb uns glücklicherweise erspart und der trübe Himmel wurde zwischenzeitlich sogar etwas freundlicher. Machte das Tal im unteren Teil mit den alten Kraftwerken und dem LKW-Verkehr noch einen etwas düsteren Eindruck, so kam nach einiger Zeit doch die Sonne hervor und es zeigten sich die umliegenden Bergspitzen.

Wir machen gerade zur Dritt eine kurze Trinkpause, als ein Herr mittleren Alters aussteigt – Typ bäuerlicher Geschäftsmann – und auf uns zu kommt. Sicher sieht man nicht so oft Ausländer hier und es interessiert ihn unser Woher und Wohin, denke ich, aber er kommt gleich zur Sache. Er möchte uns gerne zum Mittagessen einladen, weil man hat ja nicht so oft die Gelegenheit und er hat da kürzlich ein kleines Restaurant eröffnet, so eine Art Sommerfrische mit Übernachtungs- und Angelmöglichkeit und die Landschaft ist auch sehr schön dort. Dann könnten wir ja vor Ort auch gleich ein Gruppenfoto machen, das später evtl. werbewirksam weiterverwendet werden könnte.

Eigentlich nehme ich ihn erst gar nicht richtig für voll, aber er bleibt ziemlich hartnäckig. Ich gebe keine klare Antwort, sondern verweise auf den Rest der Gruppe und dass wir das erstmal besprechen müssten. Da mir unsere Gruppe für heute noch einigermaßen belastbar erscheint, gebe ich die Option an alle weiter und frage ihn, ob denn sein Etablissement auch recht nahe an unserer Strecke liegt. Selbstverständlich! Kurz vor dem Pass kommt eine Abzweigung und von dort dann nur noch 3 km und die auch nur bergab. Und er zeigt uns dann noch eine Straße, die direkt und immer bergab bis nach Luonan führt!

Insgesamt finden wir es doch interessant genug, um zuzustimmen und folgen ihm samt unserem Begleitfahrzeug. Nachdem wir 2 km bergauf, 1 km durch einen Tunnel, ca. 4 km steil bergab und 300 m über einen Feldweg gefahren sind, haben wir sein Restaurant erreicht. Es sieht zwar alles recht rustikal und noch etwas provisorisch aus, aber für uns wurde schon ein feiner Tisch hergerichtet und ein großer Topf mit Schweinefleischsuppe dampft auf dem Tisch, für den es noch diverse Zutaten zum Nachfüllen gibt. Als Zugabe gibt es außerdem eine lokale Spezialität aus gestampften Kartoffeln – alles sehr lecker und dann auch noch umsonst.

Wir machen pflichtschuldig unsere Fotos und dann müssen wir aber wirklich los, denn es ist schon Nachmittag und die weitere Strecke nach Luonan noch völlig unklar. Zurück und wieder hoch zum Pass kommt gar nicht in Frage und die neue Garmin-Karte für China gibt im größerem Umkreis außer der entfernten Hauptstraße und unserem Zielort keine weiteren Details preis, also verlassen wir uns einfach mal auf den Meister und folgen ihm und seinem Vorschlag. Das beschert uns neben der zwangsläufigen, ausgiebigen Abfahrt eine Fahrt durch eine Kleinstadt mit großen Industrieanlagen und gigantischen Tagebaulöchern und Xiao Yang zwei Flussdurchfahrten mit seinem neuem Mobile, hauptsächlich aber eine sehr interessante Fahrt durch ein schönes Tal entlang des Flusses und mit vielen kleinen Dörfern. Schließlich geht es doch nochmal 2 km bergan, über eine Hochfläche („fast wie in Österreich“, schwärmt Herbert) und dann endlich ganz herunter ins Tal, wo wir schließlich kurz vor dem Dunkelwerden Luonan erreichen.


Strecke 17.09.2015:
[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-17_San151.gpx“]

Strecke 18.09.2015:
[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-09-18_San152.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

3 Kommentare:

  1. Danke für die täglichen Berichte. Ich lese sehr interessiert mit und muss an dieser Stelle mal den Fotografen loben. Danke für die schönen und qualitativ guten Fotos eurer Tour. Mal sehen, demnächst werde ich auch mit China by Bike unterwegs sein. Termin und Tour stehen noch nicht fest …
    LG Jörg

  2. Genau diese „Extra-Touren“ sind ja das besonders reizvolle an Radreisen mit China by Bike. Welcher andere Reiseanbieter reagiert schon so flexibel und schafft neue Erfahrungen (auch für den Reiseleiter)? Da gibt es nur wenige.

  3. Christof Gebhardt

    Cool, zu diesem muabssunlaW netla erhaJ dnesuaT (siehe Wegweiser in der Galerie, mittlere Zeile) muss ich unbedingt mal hin! 😉

Kommentare sind geschlossen