Spontane Einladung zum Totenfest

Südlich der Wolken, vom 16.04. bis 07.05.2016

56 Kilometer von Shigu nach Jianchuan

Das Highlight des heutigen Tages (neben der üblichen tollen Landschaft und kulinarischen Neuentdeckungen) habe ich leider nicht miterlebt. Da wir heute schon recht früh an unserem Zielort Jianchuan angekommen waren, gab es noch einmal ein paar Stunden Zeit zur freien Verfügung, die von den Meisten genutzt wurde, um etwas durch die Altstadt zu schlendern. Für Andra und Heinz gab es dabei eine Überraschung – als die beiden nichts ahnend an einem Festbankett auf der Straße vorbei liefen, wurden sie von den dort Speisenden eingefangen und fanden sich im nächsten Augenblick in Mitten der illustren Gesellschaft wieder- essend, trinkend (hochprozentiges!) und sich mit Händen und Füßen verständlich machend.

Irgendwie konnte vermittelt werden, dass sie mit dem Fahrrad unterwegs sind, und die Ortsnamen unserer Route haben die Gastgeber auch verstanden. Was das allerdings für eine Feierlichkeit war, auf der sie gelandet waren, wurde Andra und Heinz erst klar, als sie ins Haus geführt wurden. Dort war ein kleiner Altar aufgebaut, mit einem Foto von einem Mann mittleren Alters, und ein Sarg stand dort auch. Eine Beerdigung war es also! Anscheinend war der Mann beim Militär oder der Polizei gewesen, und mit Gesten erklärte man, dass er wohl erschossen worden war.

Die Gastgeber wollten sie dann gar nicht mehr nach Hause gehen lassen und nur nach vehementem pochen auf die Armbanduhr mit dem Verweis, dass man ja noch eine Verabredung habe, ließ man die Beiden wieder ziehen. Etwas beschwipst und gut gelaunt trafen wir sie dann im Hotel vor, und ließen uns ihre kleine Geschichte erzählen.

Beerdigungsfeierlichkeiten werden in China – gerade in ländlichen Regionen – immer noch gerne auf der Straße vor dem Haus des Verstorbenen abgehalten. Dabei geht es meist laut und lustig zu, es wird ordentlich getafelt und getrunken. dabei werden gute Laune und viel Stimmung als Ehre für den Toten betrachtet.

Raimers heutiger Blogeintrag:
Was für eine Tour! Zuerst ging es gut 20 km stetig bergauf. Auf 2300 m Höhe war es dann geschafft, ab jetzt ging es für die nächsten 35 km eben zum Ziel. Jeder hatte für diese Etappe sein eigenes Rezept. Ingrid und ich mit dem Tandem teilten den Berg in 5 Einzeletappen. Psychologie ist alles. Zum Schluss ging es dann wieder durch mehrere Baustellen zum Ziel nach Jianchuan. Heute hatten wir uns dass traditionelle Abendessen mit den verschiedenen Spezialitäten reichlich verdient. Das Fahren in China ist bedeutend einfacher als erwartet. An den Unterkünften ist manches doch etwas improvisiert, das sollte man aber auch hier erwarten. Das Frühstück in den Garküchen, praktisch auf der Straße, ist immer ein Highlight.


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