Auf ausgetretenen Pfaden radeln

China Wildside , 16.09. bis bis 08.10.2017

Von Changsha nach Ningxiang

Nun ist die erste Etappe unserer Radreise bewältigt. Wir klopfen den Staub aus unseren Kleidern und atmen durch.

Holprig begann dieser erste Tag. Nach dreitägigem Hinhalten offenbarte schließlich DAS Hotel unsere Koffer nicht aufzubewahren. Also umplanen, Koffer in Koffer packen und ab zur Gepäckaufbewahrung im Bahnhof. Handeln und feilschen um einen einigermaßen erträglichen Preis zu erzielen. Dann hielt mein Rad dem Gewicht der Packtischen nicht stand. Im wahrsten Sinne des Wortes: Es knickte ein und der Ständer brach ab. Seitdem bewahrt Johannes meinen Ständer auf in der Hoffnung einen fachkundigen Schweißer zu finden, der den Schaden beheben kann.

Doch irgendwann war jedes Gepäckstück an Mann, Rad oder Bahnhof und es konnte losgehen. Zuerst zum Museum des Genossen Lei Feng. Lei Feng war ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen, dessen Eltern früh und auf tragische Weise ums leben kamen. So kam es, dass mehr und mehr der chinesische Stadt und seine Genossen, er war Mitglied der Volksbefreiungsarmee, zu seiner Familie wurden. Seine rühmlichen und tugendhaften Taten sind in seinem Tagebuch beschrieben. Mit erst 22 Jahren wurde er beim Einweisen eines Fahrzeugs von einem Mast erschlagen und seitdem zu einem Vorbild für die chinesische Jugend hochstilisiert.

Bei unserem Besuch musste man sich allerdings die Frage stellen, wer oder was hier die größere Attraktion war: Wir oder die Gedenkstätte? Das Museumspersonal war jedenfalls wild begeistert von uns offenbar stark am chinesischen Patriotismus interessierten Langnasen und schoss und knipste an allen erdenklichen Stellen Fotos von uns. Schnell wurde ein Sportlehrer aus der benachbarten Schule organisiert, der, des Englischen einigermaßen mächtig, uns eine Führung durch das Museum und das Leben des jungen Lei Feng bot.

Nach der Besichtigung hatte sich der Himmel merklich verdunkelt und wir traten kräftig in die Pedalen um dem aufziehenden Gewitter möglichst zu entkommen. Nach einem kurzen Abstecher zu einem kleinen Dorfweiler waren wir allerdings so hungrig, dass eine Pause nötig wurde. In einem (eigentlich geschlossenem) Straßenrestaurant improvisierte die Köchin für uns Nudeln mit Fleisch und Ei. Das ausnehmend schmackhafte Gericht nahmen wir unter den neugierigen Blicken der gesamten Verwandtschaft ein. Der Hausherr erklärte uns stolz, das auf dieser Straße bereits Mao Zedong unterwegs gewesen sei.

Kurz vor Ende der Etappe erwischte uns der Regen doch noch. Ein heftiges Gewitter mit sintflutartigen Wolkenbrüchen ging auf uns nieder. fast gleichzeitig die erste Reifenpanne, bei Helmut, der offenbar eine beeindruckende Historie von Plattfüßen aufweisen kann (wurde mir zugetragen).

Unser Abendessen genossen wir heute unter freiem Himmel und stoßen mit Rotwein der Marke Great Wall auf Monikas Geburtstag an. Ihr zu Ehren offeriert der Wirt zwei riesige Schüsseln mit Nudelsuppe und holt sogar die guten Rotweingläser aus dem Schrank.


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