Kein Klo, aber WLan

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Shigatse nach Rasa, 82 km, 520 HM

Heute abend sitzen wir in einem tibetischen Straßendorf, draußen gibt es Esel, Hunde, Schafherden und ab und zu donnert ein Lastwagen an unserer Herberge vorbei. Drinnen sieht es aus wie in jeder Kneipe auf dem Lande, bunte Möbel, ein paar Sofas mit Teppichen, irgendwo ein Schrein und ein großer Flatscreen. Nach dem Abendessen hat es uns eine chinesische Soap angetan, die unser Herbergsvater angestellt hat. Wir müssen noch ein wenig aushalten, bevor wir in unserem Siebenbettzimmer verschwinden.

Der Tag hat eine tolle Landschaft für uns bereit gehalten. Zuerst durfte Ramon mit den Mädels von der Tankstelle posieren, und nach dem Mittagessen nach 60 km (es gab Yak-Momo und Nudeln, wie üblich) ließ auch der Verkehr nach. Nicht aber der Gegenwind, der die Fahrt durch die Weite noch etwas anstrengender machte. Yak-Herden, Weite und wieder Yak-Herden. Nur die Jeeps, die mit ziemlichem Tempo durch die Gegend brausen, stören etwas, besonders Franz hat eine regelrechte Allergie gegen die weißen Karossen entwickelt.

Unsere Herberge hat im hinteren Trakt eine Art Tempel, im Obergeschoss lässt es sich gemütlich sitzen, auch vor dem Haus ist es spannend. Es gibt leckeres Essen, draußen fließendes Wasser, ja sogar WLan. Nur… keine Toilette, noch nicht einmal ein Plumpsklo im Hof. Soweit ist die Familie noch nicht, denn sie selbst übernachten ein paar hundert Meter weiter, und dort gibt es wohl ein Klo. So ist es eben auf dem Lande, und bis es Zeit wird zu Bett zu gehen, schauen wir eben noch chinesische Seifenopern und nutzen das Internet.


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Platsch! Ein Tropfen, noch einer, es regnet…

183. Reisetag: 123 km von Dazu nach Fushun. Von Katharina Wenzel.

Nach einem entspannten und vor allem regenfreien Tag in und um Dazu, gehen wir heute die nächste Etappe in Richtung Yunnan an. Der Himmel ist verhangen, dennoch scheint es weitestgehend trocken. Pünktlich beim obligatorischen Gruppenfoto vor der Abfahrt, platscht mir der erste dicke Regentropfen auf die Nase. Es bleibt aber bei einigen wenigen und so fahren wir bei angenehmen Temperaturen über nahezu frisch geteerte Straßen an Reisfeldern und Bambusplantagen vorbei.

Irgendwann hinter Dazu verlieren wir dann das erste Begleitfahrzeug und dann das zweite, in dem Maria sitzt, die immer noch mit ihrer Erkältung zu kämpfen hat. Wir radeln derweil unverzagt weiter. Offene Landschaft mit vereinzelten Gehöften, quirlige Marktflecken und mehr oder weniger ärmliche Dörfer wechseln sich ab. „Ancient Towns“ an denen nur der Name „ancient“ ist, stehen, wie vom Himmel, gefallen an der Provinzstraße. Unbewohnt, leer, sauber. Für den perfekten chinesischen Werbefilm fehlen nur noch die jungen erfolgreichen Paare mit den staunenden, attraktiven, wohlerzogenen Kindern und natürlich eine entsprechende säuselnde Stimme. Ein wenig weiter des Weges queren wir ein idyllisches Gewässer über das sich eine historisch anmutende Brücke spannt. Zu klassischen chinesischen Klängen, spielt sich über der Wasseroberfläche eine perfekte Springbrunnen-Chreographie ab. Es fehlt allein das Publikum. Und dann…sind wir wieder im wirklichen China. Über Kilometer säumen Keramikwerkstätten unseren Weg, die offenbar einzig und allein riesige Tonkrüge für Hochprozentiges produzieren. Sogar an einem Museum über die lokale Töpfereikunst fahren wir vorbei.

Wo der Behälter ist darf natürlich der Inhalt nicht fehlen. Die Destillerien erkennt man nicht nur an dem überdimensionalen Schriftzeichen für Schnaps sondern auch am Geruch.

Trauerfeierlichkeiten, man vernimmt sie schon lautstark aus der Ferne – mindestens drei davon erleben wir heute. Hier auf dem Land wird eine Beerdigung noch auf traditionell Weise gefeiert: Mit der Verwandten und Freunden des Toten, die mindestens drei Tage bleiben und sich im Gegensatz zu unsern Sitten und Gebräuchen in Weiß kleiden. Nach der chinesischen Vorstellung, leben die Toten, bzw. deren Seelen in einer anderen Welt weiter und man veranstaltet eine großartige, extravagante und laute Trauerfeier.

Am späten Vormittag treffen wir wieder mit den beiden Luos und dem Begleitfahrzeug zusammen. Derweil kurvt Maria immer noch mit Xiao Lei und dem anderen Fahrzeug auf wilder Fahrt durch Sichuan. Wie durch ein Wunder treffen wir aber zum Mittagessen wieder alle zusammen. Eine junge Familie bekocht uns mit einfachen und leckeren Gerichten. Wir werden neugierig beäugt und bestaunt, allgemein freut man sich darüber „Langnasen“ mal in Echt und in Farbe zu sehen. Mittlerweile hat sich der leichte Niesel zu einem amtlichen Regen ausgewachsen, der keine Anstalten macht aufzuhören. So wird das Letzte Drittel mal wieder zu einer richtig nassen Angelegenheit.

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