Eine fast trockene Alternative: Mit kurzzeitig > 190 km/h nach Chongqing

Tag 176 der Weltreise: 118 km via Taxi und Bahn von Fuling nach Chongqing (+1108m, -1031m) bei max. 20°C und erneut z.T. heftigem Regen. Von Peter Frenzel.

Gestern nach der Geisterstadt schieden sie sich schon, die Radelgeister und heute wieder.
Chapeau! vor den Radlerinnen und Radlern, die sich heute morgen in die Sättel Richtung Chongqing schwangen.

Fünfe hatten sich jedoch gesagt: Bei dem Wetter, der zu erwartenden Strecke und dem Zeitrahmen = Nein.
„Es gibt ja jederzeit die Möglichkeit in ein Begleitfahrzeug umzusteigen …“
Nun sind die Begleitfahrzeuge seit wir in China sind auf Grund ihrer Größe in ihren Möglichkeiten, neben dem vielen Gepäck zusätzlich viele Fahrräder und dann auch noch viele Mitfahrer/innen aufzunehmen im Vergleich zu den 10.800 km davor total überfordert. Zudem ist auch die Radelgruppe erheblich größer.
Eine echte Herausforderung also!
Die Fahrzeug-Crew mußte erst Gepäck und heute nicht benötigte Fahrräder nach Chongqing bringen und dann zurück zu den tapferen Pedaleuren und -innen fahren. Andreas schreibt sicher im anderen Teilblog auf, wie das geklappt hat.

Wir fünf vertrauen uns also kurz vor 10 Uhr Rudi an, entern vorm Hotel zwei Taxis und fahren ca. 20 Minuten zum Bahnhof Fulingbei (Fuling Nord).
Der liegt ziemlich weit draußen und macht einen zwar großen, aber eher ruhig-verträumten Eindruck. Der erste Zug, der uns noch mitnehmen kann, fährt leider erst 13.57 Uhr, d.h. wir sitzen mit anderen Reisenden, die z.T. in frühere Züge einsteigen dürfen im großen Wartesaal und warten geduldig.
Eine Nudelbude o.ä. hat der Bahnhof leider nicht. In der „Not“ hilft auch eine Packung Waffeln aus dem Snackregal der drei kiosk-kleinen Lädchen, die immerhin auch Kühltruhen mit Stieleis haben. ?

Pünktlich 10 Minuten vor Abfahrt „unseres“ Zuges dürfen wir wie alle anderen auf den Bahnsteig und finden dort schnell die Markierung mit der 10. Da hält wirklich ziemlich präzise der Wagen Nr. 10, der auf unseren personengebundenen Fahrkarten vermerkt ist.
Platzkarten sind das aber nicht gleichzeitig, denn andere Reisende reklamieren mit vorgehaltenen Smartphones, daß sie den Sitz, auf dem wir uns grad niedergelassen haben, reserviert hätten. Jetzt war beiderseits Kompromißfähigkeit gefragt. ?
Mit streckenweise fast 200 km/h sind wir nach etwas mehr als einer halben Stunde mit einem Zwischenstopp auf einem anderen Bahnhof auch schon in Chongqingbei (also auch „Nord“) und schwimmen im endlosen Menschenstrom dem Ausgang aus dem riesigen Bahnhofsgebäude entgegen. Eine Ebene unter der „Oberfläche“ schwirren Schwärme gelber Taxis auf zwei Spuren herbei.
Die menschliche Warteschlange ist bestimmt 500 Meter lang, am Ende, vor der „Taxi Pick-up Area“ sogar dreifach geschlängelt eingerahmt 2 x vorwärts und in der Mitte 1 x zurück. Nach rund 30 Minuten sind wir schon ganz vorn und das Ende ist immer noch da, wo wir uns dazugestellt hatten.
Rudi schafft es, zwei Taxis zur gemeinsamen Tour zum Hotel zusammen zu organisieren. Die beiden Fahrer, die sicher noch nie zu zweit „Kolonne“ gefahren sind, bleiben tatsächlich die nächste halbe Stunde quer durch die Straßen der Riesenstadt zusammen und laden uns 400 Meter vom Hotel entfernt gemeinsam wieder aus. Der Notfall-Notizzettel mit der Adresse des Hotels mußte nicht aktiviert werden. Logistisch perfekt organisiert und gesteuert. Toll gemacht, Rudi!

Die letzten Meter kämpfen wir uns im Dauerregen durch die enge Gasse der von Händlern und Shops gesäumten sowie von vielen vielen Regenschirm tragenden Menschen verstopften HistorischenAltstadtMall bis zum „View Hotel“ am Flußufer. Geschafft! Unser Gepäck steht dort schon bereit und wir beziehen unsere Zimmer für die Tage bis zur Weiterrreise am Freitag.

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Stadt ohne Ende

Tag 177 der Weltreise: 133 km Fahrt von Fuling nach Chongqing mit etwa 1500 Höhenmetern bei heftigem Regen mit einer Unterbrechung. Von Andreas Kraus.

Der Regen hat uns fest im Griff. Seit Tagen ist es schon verregnet mit einer Ausnahme. Auch heute regnete es heftig und in Anbetracht der langen Strecke wollten nicht alle auf’s Rad. Da aber auch die Leute die Rad fahren wollten nicht die ganze Strecke radeln wollten, musste der Begleitbus spätestens am Nachmittag wieder den Radlern zur Verfügung stehen. Wir schickten also den Bus mit 6 Rädern und sämtlichem Gepäck vor nach Chongqing das Gepäck abzuladen und wieder zurück zur Radgruppe zu kommen. Da im Bus nun kein Platz mehr war um noch Leute mitzunehmen, fuhren die 6 Nicht-Radler mit dem Zug nach Chongqing. Die restlichen Leute radelten. Der Regen war mal stärker und mal schwächer und hörte am späteren Vormittag sogar für eine Weile ganz auf. Als wir beim Mittagessen saßen und uns gebratenen Reis einverleibten, fing der Regen aber wieder an. Dafür war das zweite Begleitfahrzeug mittlerweile wieder da.

Wir fuhren durch den strömenden Regen und passierten mehrere Tunnel. Mindestens 5 der Tunnel hatten über 2 km Länge. Das einzig gute an den Tunneln war, dass es darin nicht regnetet und dass es drinnen wärmer war als draußen. Es war immer ein regelrechter Kälte-Schock wenn man aus dem Tunnel herausradelte.Fotos waren wieder nur bedingt möglich auf Grund des Regens, aber ein paar konnte ich machen, unter anderem von einem Vergnügungpark mit halb Europa auf einer Brücke. Sehr amüsant.

Am Rade der Stadt verloren wir dann leider unseren Begleitbus. Er lotste uns noch auf die Stadtautobahn und plötzlich war er nicht mehr da. Das war etwas ungünstig aber wir fanden trotzdem den Weg. Über zwei Stunden dauerte die Stadteinfahrt. Es ist unglaublich wie groß diese Stadt ist. Nicht umsonst ist sie die größte Stadt Chinas und laut Wikipedia auch die größte Stadt der Welt. Eine solche Stadteinfahrt habe ich noch nie erlebt. Es hat den Anschein als habe die Stadt überhaupt kein Ende. Das zermübt ziemlich. Aber die nächsten zwei Tage sind ja zum Glück Ruhetage um wieder Kraft zu schöpfen.

 

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Wadenvergleich

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Lhasa nach Qushui, 65 km, flache Einrolletappe

Was erlebt man, wenn man Lhasa in Richtung ländliche Umgebung verlässt? Zunächst einmal Baustelle, über etliche Kilometer hinweg. Aus einer normalen Kreuzung wird schnell eine autobahnähnliche Verkehrsführung mit Hochstraßen, auf den Ausfahrten gibt es auch mal Gegenverkehr. Wahrscheinlich ist die Kreuzung so neu, dass niemand so recht weiß, wo es lang geht. Bald wird es ruhiger und unser Weg führt uns immer an einem der Brahmaputra-Zuflüsse entlang.

Am Felsbuddha machen wir eine kurze Obstpause, damit wir nicht viel zu früh am Zielort ankommen. Einer Tibeterin fallen Annikas stramme Radlerwaden auf. Sie ist tief beeindruckt und macht einen Wadenvergleich. Kontaktscheu sind sie nicht, die Tibeter, die wir unterwegs treffen.

Trotz eines Mittagessens, es gibt wie übich entweder Yak-Momo oder tibetische Nudeln, mit ausgedehnter Siesta in der Sonne kommen wir früh am Zielort an. Qushui ist ein um eine Haußtstraße und ein paar Schuh- und Handyläden erweitertes Bauerndorf. Im alten Dorfteil laufen die Yak frei herum, die wenigen Bewohner sitzen vor der Tür in der Sonne. Am Abend finden wir ein tibetisches Restaurant, das auch Sichuan-Küche anbietet, das wahrscheinlich beste Essen der Tour. Heute ist auch Mondfest, das traditionell im Kreise der Familie begangen wird. Eine chinesische Familie feiert vor ihrem Laden auf der Straße. Wir werden herangewunken und unter viel Gekicher haben wir jeder ein Stück Melone in der Hand.

Nach der flachen kürzeren Einrolletappe werden wir uns ab morgen die ersten Pässe hinauf wagen, und sind schon gespannnt wie es klappt. Immerhin werden wir uns dann meist auf Höhen zwischen 4.000 und 5.000 Metern bewegen.


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Von Geistern und Dämonen

Tag 176 der Weltreise: 50 km Fahrt von Fengdu nach Fuling mit etwa 500 Höhenmetern bei heftigem Regen. Von Andreas Kraus.

Auf Grund des heftigen Regens fuhren wir heute morgen mit dem Bus zur Geisterstadt von Fengdu. Diese Geisterstadt ist ein daoistisch/buddhistischer Tempel mit seinen Ursprüngen in der Han Dynastie Ende zweites Jahrhundert. Seit behauptet wird, hier befände sich die Pforte zur Unterwelt ist Fengdu zu einem Wallfahrtsort für Daoisten geworden.

Der Tempel strotzt nur so von Geister- und Dämonendarstellungen und besonders drastisch sind die Darstellungen der Höllenqualen. Unterwegs auf dem Rad habe ich mich gefragt, ob Radfahren im Regen auch eine der Höllenabteilungen ist. Nur für Ausländer versteht sich. Als wir von der Besichtigung zurück waren, fuhren ein kleiner Teil von uns trotz des Regens mit dem Rad los und der Großteil der Gruppe wartete auf ihren Transfer nach Fuling.

Unterwegs machten wir eine Stunde Pause in einer kleinen Nudelbude bei zwei alten Ayis, zwei alten Tanten. Die waren natürlich auch mächtig aufgeregt und neugierig, denn man bekocht in dieser Gegend ja nicht täglich #langnasen. Die Suppe tat gut in der nassen Kälte und brachte uns den Rest der Strecke gut durch. Kurz nach 16:00 Uhr waren wir schon im Hotel und konnten uns unter einer heißen Dusche aufwärmen.  Die hatten wir uns auch redlich verdient. Fotos sind heute etwas rar im Blog, wegen des stetigen starken Regens kam die Kamera leider kaum zum Einsatz.

Tempel, Klöster und Handwerkskunst

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Besichtigung des Jokhang Tempels, Fahrt zum Kloster Drepung, 19,9 km und die ersten 155 HM

Der Jokhang Tempel ist das Pilgerziel Nummer eins in Tibet. Unermüdlich drehen die gläubigen Tibeter hier ihre Runden, murmeln Gebete und drehen ihre Gebetsmühlen. Lange geflochtene Zöpfe, hübsche Kleider unter der braunen Pilgerkleidung und Ketten mit großen Korallen- oder Türkissteinen, das ist die vorherrschende Tracht bei den Frauen. Viele werfen sich den ganzen Tag lang vor dem Heiligtum nieder. „Wenn man ein größeres Problem in der Familie hat, geht man zum Lama. Der empfiehlt manchmal, sich am Jokhang niederzuwerfen, 100mal, 200mal oder auch öfter.“ erklärt Tashi. Früh am Morgen gehören die Hallen den Pilgern, danach kommen die Touristen dran. König Songtsen Gampo mit seinen drei Frauen, Padhmasambhava aus Indien, der die ersten Klöster in Tibet gegründet hat, der Gründer des Gelug Ordens Tsongkhapa mit seiner gelben Kappe und einige Buddhas und Bodhisattvas können wir mittlerweile identifizieren. Aber ein großer Teil der Statuen ist uns ein Rätsel. 

Danach gehen wir ins moslimische Viertel und suchen den Laden Dropenling. 2003 hat eine australische NGO hier begonnen, gemeinsam mit Künstlern aus der Umgebung Muster für allerhand Stoffgegenstände aus hochwertigen Naturprodukten zu entwerfen und traditionelle Gegenstände in modernes Design zu bringen. Frauen in entlegenen Dörfern bekamen eine Schulung, und in regelmäßigen Abständen wurden die fertigen Produkte abgeholt und in Lhasa und Shangrila verkauft. Ich hatte 2006 einen der Australier kennengelernt, aber jetzt führen die tibetischen Mitarbeiter die Idee weiter. Draußen im Innenhof stellen Handwerker Buddhastatuen aus Kupfer her. Für die Bestellung aus einem 400 km entfernten Kloster brauchen die Männer zwei Monate, der Preis wird bei etwa 70.000 RMB, umgerechnet über 8.500 Euro liegen.

Am Nachmittag radeln wir unsere ersten Höhenmeter ins Kloster Drepung, dem größten Kloster des Landes. Es ist angenehm ruhig und fast leer hier, und wir wären gern viel länger auf den Stufen der Haupthalle sitzen geblieben, um in die Berge zu schauen und die Atmosphäre zu genießen.

Auf dem Rückweg fahren wir noch einmal am Potala vorbei, und kommen nicht ohne einige weitere Fotos daran vorbei, bevor wir schließlich im Hotelinnenhof unser Schmutzbier genießen.


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Wir sind wieder wer

Tag 175 der Weltreise: 95 km Fahrt von Zhongxian nach Fengdu mit rund 1400 Höhenmetern bei bewölktem Himmel und einigen Sonnenstrahlen. Von Andreas Kraus.

Sie gaffen wieder. Unsere chinesische Welt ist wieder in Ordnung. Waren die Menschen von Wanzhou zu weltmännisch um Ausländer anzustarren, erregen wir in Zhongxian nun doch wieder die gewohnte Aufmerksamkeit. Als wir aufbrechen, hat sich wieder eine beachtliche Menschenmenge versammelt um uns beim Präparieren der Räder zuzuschauen und alles fachmännisch zu kommentieren.

Unterwegs ist es nicht anders. Wir fahren auf Nebenstraßen durch jede Menge kleine Dörfer und überall sind die Leute überrascht und teilweise völlig verdattert, dass hier durch ihr kleines unbekanntes Dorf eine Meute Ausländer fährt. Und auch noch mit dem Rad, das ist fast am unglaublichsten. Ein Zirkuselefant auf einem Motorrad würde wahrscheinlich nicht viel mehr Aufmerksamkeit erregen.

Als wir in einem der Dörfer ein Restaurant ansteuern, sind es in erster Linie die Kinder, die völlig aus dem Häuschen sind und um uns herumtoben. Die Erwachsenen stehen in respektvollem Abstand draußen auf der Straße und gaffen herein. Nach diesen Erfahrungen bin ich mir sehr sicher, dass ein Leben als Hollywoodstar nichts für mich wäre.

Die Etappe zieht sich gegen Ende etwas, denn das ewige Auf und Ab zermürbt ziemlich und die anstrengende Etappe von gestern steckt uns auch noch in den Knochen. Wir wollen einfach nur noch ankommen. Nach 95 km und rund 1400 Höhenmetern ist es dann geschafft und wir gönnen uns seit Tagen mal wieder ein Schmutzbier. Angenehme Traditionen muss man einfach bewahren.

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Akklimatisieren und Einrollen

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Besichtigungstag in Lhasa: Potala-Palast und Kloster Sera, Abholen der Räder, 15 km Einrollen

Der Potala-Palast ist ein Muss. Trotz der vielen Ticketkontrollen und des begrenzten Zeitfensters – ab Betreten der „roten Etage“ bleiben 50 Minuten für die Besichtigung – ist die ehemalige Residenz der Dalai Lamas selbst als Museum noch eindrucksvoll. „Es gibt drei Farben am Gebäude: weiß, gelb und rot“. erklärt unser Guide Suonian, der nebenbei noch eine kleine Kneipe in der Altstadt betreibt und gestern bis spät in die Nacht Freunde bewirtet hat. Rot steht für Religiöses und kennzeichnet die Gemächer und Audienzräume der Dalai Lamas. Gelb steht für Macht. Die weißen Etagen waren reine Verwaltungstrakts. „Die schweren Vorhänge sind wie in den Nomdenzelten aus Yakwolle gefertigt. Sie weisen Wasser ab, lassen aber Sternenlicht durch“. In Gedanken schaue ich in einer lauen Sommernacht in die unendliche Weite des Sternenhimmels, nicht schlecht.

So erfahren wir allerlei über die Geschichte und Architektur dieses stolzen Bauwerks, während wir die vielen Treppen zu den obersten Etagen erklimmen. Es klappt zwar schon besser mit dem Treppensteigen als gestern, aber die Höhe macht sich immer noch bemerkbar. Leider ist fotografieren in den Innenräumen nicht erlaubt. Oder glücklicherweise, denn bei den vielen bunten, reich verzierten Kapellen, Privathallen, Audienzräumen, Grabstupas und Mandalas wären wir sonst nie weitergekommen.

Nach einem Mittagessen in den Hinterhöfen der Altstadt holen wir unsere Räder ab. Der neue UCC Radladen liegt etwas außerhalb, ist gut sortiert und voller Bilder des stolzen Inhabers und seiner Radfreunde. „Ich drehe noch schnell eine kurze Runde, nehmt euch schonmal eure Räder“, meint der Chef und ist mit seinem neuen bike auf und davon, nachdem er anerkennend meinte, Kogas seien in China eine Seltenheit. Er selbst sei auch schon nach Nepal gefahren, tolle Sache. Ich freue mich immer wieder, solche Radfreaks in China zu treffen. Franz und Ramon decken sich noch mit Trikots ein, wir übrigen mit Trinkflaschen, machen ein Gruppenfoto vor dem Laden und verabschieden uns von den Jungs vom Radladen. 

Zum Einrollen fahren wir ins nahe Kloster Sera. Annika ist noch nicht in China geradelt, da eignet sich die kurze Etappe zum Gewöhnen an den Stadt- und Gegen- und Querverkehr. Sera ist wie das Kloster Kumbum in Xining eines der sechs wichtigen Universitäten des Gelug Ordens. Wir sind noch rechtzeitig da, um den Mönchen beim Debattieren zuzuschauen. Es geht recht laut und lebhaft zu. In Paaren verinnerlichen die Mönche den vorher gelernten Text. Der Stehende stellt Fragen, der Sitzende muss antworten, und das stundenlang. Am besten funktioniert das Fragen, wenn man dabei auf und ab läuft, die Gebetkette schwingt und am Ende laut in die Hände klatscht.

Beim Einstellen der Räder im Hotelinnenhof treffen wir eine Brasilianerin, die in bestem Deutsch begeistert nachfragt, wie es denn mit dem Radeln in Tibet sei. In Südamerika könne sie aus Erfahrung Uruguay als Radland empfehlen. Wir plaudern noch eine Weile und gehen dann mit unserem eigentlichen Guide Tashi zum Abendessen. Lhasa ist voller unterschiedlicher Orte und Menschen. 


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Ja wo gucken sie denn?

Tag 174 der Weltreise: 107 km Fahrt von Wanzhou nach Zhongxian mit rund 1800 Höhenmetern bei bewölktem Himmel und ein wenig Regen. Von Andreas Kraus.

Das Hotel in Wanzhou und seine Belegschaft ist wirklich sehr nett. Auf unsere Bitte hin bereiteten sie das Frühstück eine halbe Stunde früher vor, damit wir um 08:00 Uhr würden abfahren können. Überhaupt ist das Hotel anscheinend nagelneu und sehr geschmackvoll eingerichtet. Zwar ist der Eingang und einer der Aufzüge etwas arg unscheinbar und eher schrottig, aber wenn man es mal bis in die Lobby im 11. Stockwerk geschafft hat, offenbart sich ein sehr schnuckeliges, stilvolles und blitzsauberes Hotel. Als wir mit dem Frühstück fertig waren und mit den Koffern zu den Rädern in die Tiefgarage fuhren, kam die Chefin persönlich mit und verabschiedete uns. Toller Service!

Die Etappe war heute deutlich urbaner als die Tage zuvor. Bislang fuhren wir oft kilometerweit durch relativ einsame Landstriche aber heute hörte die Bebauung eigentlich kaum auf. Im Grunde fuhren wir von einem Dorf in das nächste. Überhaupt ist hier in der Region um Wanzhou eine quasi großstädtische Gelassenheit zu spüren. Insbesondere merkt man das daran, dass wir nicht mehr so angeglotzt werden und die Leute nicht mehr alle 2 Minuten fragen ob sie mit uns ein Foto machen können. Wir werden fast schmerzlich ignoriert.

Um die Mittagszeit fing es dann an zu regnen und wir waren froh, relativ bald in einem kleinen Restaurant einkehren zu können, das unsere Begleitmannschaft ausfindig gemacht hatte. Es gab Nudelsuppe oder gebratene Kartoffeln. Das bringt einen über die nächsten 50 km . Denn heute war die Etappe wieder recht anspruchsvoll. 107 km mit 1800 Höhenmetern ist kein Pappenstiel. Das ständige Auf und Ab zermürbt ganz ordentlich und macht über kurz oder lang die Beine schlapp.

So waren auch alle froh, als wir kurz nach 18:00 Uhr diese anstrengende Etappe hinter uns hatten und im Hotel einrollten. Zum Abendessen wollte keiner mehr weit laufen müssen mit seinen schweren Beinen, deshalb wählten wir das erstbeste Restaurant, das groß genug war um uns alle 14 zu bewirten. Es gab genug gekühltes Bier und das Essen war auch lecker. Was will man mehr? Schlafen werden wir heute Abend sicher alle gut und morgen wieder ausgeruht an die nächste schwierige Etappe gehen.

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Fahrn fahrn fahrn mit der Tibet-Bahn

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Mit der Tibet-Bahn von Xining nach Lhasa

Es ist Abend in Lhasa, die Stadt ist ruhig, nur der Regen plätschert auf die Dächer. Endlich sind wir in Tibet angekommen.

Gestern haben wir uns nach einer guten Portion handgemachter Jiaozi auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Bepackt mit Fladenbroten, Joghurt, Obst, Rosinen, Keksen und der obligatorischen Packung Instantnudeln, die auf keiner Bahnfahrt fehlen darf. Wir sind nicht die einzigen, die im neuen Hauptbahnhof auf die Weiterreise warten. Der Z21 soll uns um 15:21 Uhr über die höchste Eisenbahnlinie der Welt nach Lhasa bringen. Es ist eine Fahrt der Superlativen. Ab Golmud liegen 80 Prozent der Strecke über 4.000 m, 550 km davon sind auf Permafrostboden gebaut, irgendwo zwischendrin liegt noch der höchstgelegene Tunnel überhaupt. Eine bautechnische Meisterleistung.

Sitzt man aber im Zug und hat es sich im Viererabteil gemütlich eingerichtet, ist es eher die Landschaft, die fasziniert. Hochland, Weite, Schaf- und Yakherden, Weite, Weite und noch mehr Weite. Und das fast 22 Stunden lang. Die Bahn überwindet in gemächlichem Tempo ein beachtliches Höhenprofil. Hinter Golmud geht es beispielsweise stetig von 2.800 m auf 4,772 m hinauf, in nur 160 km. Man kann in aller Ruhe aus dem Fenster schauen, lesen und essen. Zu Beginn fahren wir am Ufer des Qinghai Sees vorbei, mal scheint die Sonne, mal hängen wir in den Wolken. Den 5.072 m hohen Kanggula Pass passieren wir in der Nacht, Ramon war noch wach, hat aber auch nur den tollen Sternenhimmmel gesehen. Bei Tageslicht sind wieder verstreut kleine Jurten oder Höfe zu sehen, erst kurz vor Lhasa nimmt die Besiedelung deutlich zu, und neben der Bahntrasse wird eine Autobahn gebaut. Der Bauboom macht auch in Tibet nicht Halt.

In Lhasa angekommen, werden wir mit den traditionellen weißen Schals begrüßt. Den Rest des Tages lassen wir uns im Strom der Pilger und Touristen in der Altstadt rund um den Jokhang Tempel herum treiben. Da sollen heute die Bilder sprechen. Der Regen setzt erst spät am Abend ein, und wir hoffen alle, dass es spätestens in zwei Tagen, wenn wir auf die Räder steigen, schön trocken bleibt.


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In der Ursprungsregion des chinesischen Fondues, des Huoguo

Bilderbuch am Tag 174 der Weltreise in Wanzhou, wolkig, sommernieselregnerischwarm. Von Peter Frenzel.

Höhepunkt des gestrigen Abends war ja, wie Andreas berichtet hatte, unser Feuertopfessen. Es ist fast unmöglich, in Wanzhou ein lokales chinesisches Restaurant zu finden, in dem es auch andere Gerichte gibt. Tradition eben.

„Wie Texte belegen, sind erste Beweise für die Zubereitung von Huoguo in der chinesischen Kultur in der Zeit der Nord- und Süd-Dynastien im 5. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung zu finden, als umgebende Völker diesen nach China brachten. In den Anfängen benutzte man einen dickbauchigen Topf aus Kupfer mit großer Öffnung. Gemäß einer anderen Ansicht entstammt der Huoguo einer Gewohnheit der Treidler des Gebietes Chongqing, die verschiedene übrig gebliebene Gemüse vermischten und heiß aßen, wobei die eigentlichen Absichten Sparen und schnelle Zubereitung waren. Später, da man erkannte, dass die Zubereitungsart den Bewohnern des feucht-kühlen Chongqing im Winter Wärme brachte, fügte man allmählich Aromastoffe und Gewürze hinzu, um den Geschmack des Gerichtes zu verbessern.
Über den tatsächlichen Ursprung des Huoguo wird gestritten. Aber darüber, dass die berühmteste Art des Huoguo (Sichuan-Art des Huoguo) am stärksten in Sichuan verbreitet ist besteht kein Zweifel. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten viele Sichuaner und Chongqinger Köche aus den Gebieten aus und in China herum, deshalb verbreitete sich der Huoguo in allen Städten des ganzen Landes.
Der originale, in der ersten Phase bestehende Huoguo (Feuertopf) war ein Steinguttopf, der auf schwarzer Eichenholzkohle brannte. Erst nachdem der Huoguo zum populären Gericht in China geworden war und auch zum Verkauf angeboten wurde, wurde ein Metalltopf verwendet und mit Flüssiggas oder auf einer Elektroherdplatte gekocht. Aber die Suppengrundlage des Huoguo hat immer noch die Eigenarten die ihm die Chongqinger und Sichuaner Köche gegeben haben.“
Regionale und internationale Varianten heißen zum Beispiel Malaguo, Shuanyangrou, Yuanyangguo, Suancai-bairou-guo , Qingguo, Zuijiguo, Hanshi paocai guo, Rishi shuanshuan guo, Sinseollo, Nabemono (Sukiyaki, Mizutaki, Yosenabe, Shabu shabu) und Mu kratha (Tom Yum Goong, Thai Suki).
Hobbyköche und -innen bitte hier weiterlesen: Feuertopf
Wo und wie ihr die schärfsten Rezepte findet, muß ich euch sicher nicht aufschreiben. ?

Feuertopf kannte ich schon, von Wanzhou hatte ich noch nie gehört oder gelesen, außer natürlich im Reiseprogramm der Radweltreise von China By Bike. ? Dabei kann es ebenfalls auf über 2000 Jahre Geschichte zurückblicken.
Karin K. hatte diesmal DEN Supertipp: In der „ENCYCLOPÆDIA BRITANNICA“ nachschlagen! (Wanzhou (Britannica))
Aber auch Wikipedia ist z.T. gut informiert.

Die heutige Region und Stadt Wanzhou oder auch Wan-chou war anfangs Teil eines Distrikts der Qin Dynasty und ab 216 des Yangqu-Distrikts der östlichen Han Dynasty. 230 wurde es Nanpu, 553 Yuquan, 557 Anxiang, 584 Wanchuan und 598 wieder Nanchang benannt. Könnt ihr noch folgen?
Ab 1373 trug sie den Namen Wanxian.
Im 19. Jahrhundert war es (in englisch) als Wanhsien und Wan County bekannt und hieß ab 1935 Wanxian Zhuanqu.
Durch ein Chinesisch-Britisches Handelsabkommen wurde die Stadt 1902 für den internationalen Handel geöffnet.
In den Kriegswirren des Chinesisch-Japanischen Krieges (1937–45) wurden sogar Industrieanlagen von Wuhan und Shanghai hierher evakuiert, aber danach wieder zurück verlagert.
Nach 1949 begann Wanxian wieder zu wachsen und der Flußhafen wurde ausgebaut. Neue Brücken erleichterten die Flußüberquerung. Eine ganz neue ist kurz vor der Fertigstellung. 2002 kam eine wichtige Eisenbahnverbindung dazu.
Wanxian wurde 1997 ein Distrikt der Provinz Chongqing. Das hängt auch wieder mit dem 3-Schluchten-Stauprojekt am Yangtze, also dem Chang Jiang zusammen. Mit der damit verbundenen „Gebietsreform“ wurde es von der Provinz Sichuan abgetrennt.

Die Stadt wurde in den letzten Jahren neu und ausgebaut, denn 47% des ursprünglichen Stadtgebietes versanken im „Stau-Reservoir“.
Heute leben hier mehr als 2 Millionen Menschen.
1998 erhielt sie dann den heutigen Namen Wanzhou.
(1, 2, 3, 4)

Beim gemeinsamen Stadtbummel bekamen wir einen kleinen Eindruck vom pulsierenden Leben entlang der Straßen beiderseits des Flusses und einen guten Überblick von hoch oben, vom Hügel auf dem wir uns den buddhistischen AmitabhaTempel anschauten.

Wanzhou – Bilderbuch auf: