Überwintern in Yunnan

Goldenes Dreieck, vom 16.01. bis 30.01.2020

Von Jinghong nach Ganlanba, 31 km flach, anschließend 20 km Spazierfahrt in der Umgebung

Heute bin ich auf ein mir neues Phänomen gestoßen. Unser Gästehaus im Dai-Dorf Ganlanba ist vor allem von älteren chinesischen Herrschaften besucht, die uns kurz beobachten und dann das Gespräch suchen. Auch Xiao Luo, die Frau unseres Fahrers, wundert sich und fragt nach. „Wie verbringen hier die kältesten Wintermonate. Ich komme zum Beispiel aus Xian, da ist es im Winter kalt und die Luft schlecht. Unsere Kinder wohnen weit weg, also überwintern wir lieben hier,“ erzählt eine ältere Dame, die mit ihrem Mann einen Monat lang im Dai-Dorf Ganlanba wohnt. Ich muss schmunzeln, das Überwintern haben sie mit den Kranichen, die wir heute beobachten konnten, gemeinsam. Manche der Langzeitgäste bleiben zwei Monate oder länger, andere wechseln ihre Winterquartiere und sind immer in Bewegung. Nicht schlecht.

„Es ist immer etwas los, jeden Tag kommen neue Besucher, es gibt andere Langzeitgäste und ihr seid ja auch da. Gestern haben wir einen Tanzkurs besucht, langweilig wird es nicht.“ Es gibt ganze Agenturen, die sich auf Vermittlung von Zimmern an ältere Ehepaare, die dem nordchinesischen Winter mit schlechter Luft entfliehen wollen, spezialisiert haben. Wer will, bekommt Essen am Buffet, die meisten ziehen es aber vor, selbst zu kochen. Kreuzfahrt war gestern, denke ich mir, ein einfaches Zimmer in einem traditionellen Holzhaus der Dai, gutes Essen und angenehmes Klima genügen völlig.

PS: Apropos Klima: morgens ist es herbstlich kühl, genauso tagsüber im Schatten, aber in der Sonne bricht dann der Sommer aus. Wir sind heute zunächst 30 km am Mekong geradelt und haben in Ganlanba angekommen Tempel und eine Aufführung besucht, bei der die Dai täglich das Wasserfest nachspielen (ja, es ist touristisch, aber die Kinder haben ihren Spaß und wenn es Gäste hierher bringt, warum nicht). Nach so kurzer Strecke zeigt Detlefs Uhr an, dass noch etwas Bewegung anstünde. Also schwingen wir uns wieder auf die Räder zur Naherkundung. Über die neue Mekong-Autobrücke bis zur noch nicht fertiggestellten Eisenbahnbrücke, dazwischen holprige Straße, Drachenfruchtplantagen, und an den Hängen immer wieder Kautschuk. Beim Abendessen zeigt sich, dass die niedrigen Tische der Dai nicht für lange europäische Beine gemacht sind. Also ziehen wir zum Abendessen an den höheren Teetisch um. Unterwegs haben wir viele Hähne in Flechtkäfigen gesehen, auch in unserer Unterkunft. Mal sehen, wann das liebe Ferdervieh uns morgen aus dem Bett ruft.

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