Zwischenspurt…

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

64 km eben auf gutem Belag, vom Sittoung-Fluss nach Bago

… zu Ende der Tour im Süden des Landes. Das war heute oft notwendig, um die Gruppe nach einem der vielen Fotostops einzuholen.

Müssen wir wirklich wieder in dieses Bergmobil steigen? Ja, denn die Alternative würde bedeuten, erst eine knappe Stunde zum Gipfel aufzusteigen und dann den über drei stündigen Abstieg anzugehen. „Runter ist es nicht mehr so schlimm“ meint Cho, als wir in banger Erwartung mit 40 anderen Personen auf den schmalen Bänken hocken. Damit sollte er Recht behalten, denn auf dem Rückweg werden die Geschwindigkeit gedrosselt und die Kurven schön langsam gefahren.

Nach Bago wären es noch 110 km, und wir sind nicht mehr ganz so früh dran. Deswegen lassen wir uns ein stückweit mit unserem Auto fahren: die meisten hinten auf der Ladefläche, so wie es die Landsleute tun. Am Sittoung-Fluss steigen wir wieder aufs Rad. Der Straßenbelag ist sehr gut, teilweise wird gerade frisch geteert. Es rollt wie von selbst, vorbei an Reisfeldern, hier und da werden auch Erdnüsse angebaut. „Lasst uns mal die Cashewnüsse probieren, es ist gerade noch Saison dafür“ schlägt Cho vor und zeigt auf einen recht großen Baum. Aus einer rötlich-gelben, leicht süß schmeckenden Frucht, wachsen oben die Cashew-Nüsse heraus. In einem Dorf an der Straße werden getrocknete Fische angeboten, am Ufer des Fischteichs blühen blaue Wasserpflanzen – alles Dinge, die ich unbedingt fotografieren möchte. Die Gruppe ist schon ein stückweit vorgefahren, nur Karl und ich hantieren noch an den Kameras. Also legen wir einen von mehreren Spurts ein, um zur Gruppe aufzuschließen, die in der Ebene schnell vorankommt.

Kurz vor Bago essen wir unsere obligatorische Nudelsuppe. Diesmal kosten wir Lepet thouk dazu, einen Salat aus fermentierten Teeblättern, die eine ganze Zeitlang in Bambus verpackt im Boden vergraben reifen – schmeckt gewöhnungsbedürftig, ist aber nicht ungenießbar. Die süße Nachspeise, hergestellt aus der Frucht einer Palme und viel Zucker, kommt unserem Geschmack schon eher entgegen. Auf dem abendlichen Weg zur Swemawdaw-Pagode probieren wir uns weiter durch: Klebereis mit Kokosnussfasern oder mit süßen roten Bohnen, frittierte Teigtaschen usw. Ich habe den Eindruck, dass wir gar nicht so viel ausprobieren können, wie hier angeboten wird.

Kein Tag ohne Pagode: die Swemawdaw-Pagode ist ähnlich beeindruckend wie die bereits besuchten. Abends spazieren hier die Stadtbewohner und viele Mönche, die gern ein paar Fotos von uns machen und ihr Englisch testen wollen. Die Pagode scheint Spielplatz, Flaniermeile, Andachts- und Begegnungsstätte sowie Sprachschule in einem zu sein. Man braucht sich nur auf eine Bank zu setzten und abzuwarten, allein bleibt man hier selten. Cho unterhält sich schon angeregt mit zwei älteren Herren über die Pagode. Aufdringlich oder laut wird jedoch niemand, was uns allen schon positiv aufgefallen ist. Besonders an diesem Ort: ein Stück Pagode, dass bei einem Sommererdbeben 1917 heruntergefallen ist und auf dem Hof ausgestellt wird.

Heute haben wir die Tour durch den Süden beendet und unseren Fahrer verabschiedet, der uns die erste Woche mit viel Ortskenntnis, Selbstverständlichkeit und Freundlichkeit begleitet hat. Morgen geht es mit dem Bus nach Mandalay und von dort aus auf die Shan-Hochebene, von der wir uns eine andere Küche (nichts gegen die Küche des Südens, aber die Shan-Nudeln haben wir unterwegs zu schätzen gelernt) und ein wenig Abkühlung versprechen.


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Goldener Felsen

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

81 km, leicht welliges Gelände, von Thaton zum Goldenen Felsen

Wie ist das Motto des heutigen Tages? Flott weg. Denn die Nacht war wegen des Straßenlärms und der Lichter vor den Fenstern bei den meisten etwas kurz. Außerdem wollen wir nach 80 Radkilometern noch auf den Berg. Die Pflicht erledigen wir sehr schnell: mit einem guten 20er Schnitt kommen wir auf leicht welligem Gelände zügig voran und sind kurz nach zwölf an der Busstation. Dort stärken wir uns mit einer Nudelsuppe und warten auf den Bus. Jetzt folgt der spannende Teil des Tages. Das spezielle Bergmobil besteht aus einer Ladefläche mit etwa acht Bankreihen, auf denen sich jeweils sechs Personen drängen müssen – und einem starken Motor und hoffentlich guten Bremsen. Denn die nächsten 800 Höhenmeter werden wir in einer knappen Stunde mit diesem Fahrzeug zurücklegen. Leider haben wir keine geeigneten Bilder von der Straße gemacht, die Steigung liegt deutlich im zweistelligen Bereich. Alle anderen einschließlich des Fahrers wollen auch ankommen, denke ich mir, aber es gelingt mir nicht, meine aufkommende Angst zu überwinden. Unser Fahrer scheint heute einen guten Tag zu haben, denn am Berg überholt er noch schnell den voranfahrenden Nissan, dem das gar nicht zu passen scheint. Wie auch immer, wir sind alle gesund und munter oben angekommen.

Von der Bergstation sind es noch knappe zehn Minuten zu Fuß bis zum Hotel, wo wir das meiste Gepäck lassen und weiter zum Gipfel aufsteigen. Der Berg ist 1.101 Meter hoch und eine der Hauptsehenswürdigkeiten Myanmars. Der Grund ist ein Felsen, der über einem Abhang schwebt und jeden Augenblick in die Tiefe zu stürzen droht. Die Balance wird der Legende nach von einem einzigen Haar Buddhas gehalten. Der Fels hat bisher kein bisschen gewackelt, obwohl heutzutage hunderte von Menschen darauf warten, ihn mit Blattgold bekleben zu dürfen. Menschen trifft es nicht ganz, denn das Bekleben von Heiligtümern mit Blattgold ist in Myanmar den Männern vorbehalten. Wir bleiben eine ganze Weile hier oben, machen Fotos mit einheimischen Pilgern und betrachten das lebhafte Treiben. Ganze Familien haben einen Ausflug hierher unternommen und sitzen nach der Anbetung barfuß auf der Erde und essen und plaudern. Unerwartet treffen wir auch Ni wieder, unseren Guide vom allerersten Tag in Yangon.

Nach Sonnenuntergang gehen wir zurück in Richtung Hotel. Dabei werden wir an Ständen mit allerlei Pilgerzubehör und Medikamenten geführt, die auch mal aus einer öligen Mischung aus Ziegenfett, Affenköpfen und Pythonhaut besteht. Unterwegs kehren wir noch auf einen Kaffee in einem der zahlreichen Straßenrestaurants ein und genießen die kühle und stille grüne Bergwelt. Über allem schimmert er jetzt, der Goldene Felsen. Heute werden wir gut schlafen, soviel ist jetzt schonklar.


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Durchlauferhitzer

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

56 km eben, von Phaan nach Thaton, heiß

Heute besichtigen wir auf dem Weg zwei Höhlen. Ich habe auf kaum einer Radtour soviel besichtigt wie hier, und es vergeht kein Tag ohne Pagode oder buddhistischer Grotte mit jeweils so vielen Buddhastatuen in sämtlichen Haltungen und Größen, dass ich inzwischen eher nach Besonderheiten Ausschau halte. In einem anderen Land wäre ein solcher Ort für sich schon Attraktion und Touristenmagnet genug, aber hier gibt es in fast jedem Dorf etwas zu sehen.

Wir sind schon früh auf dem Rad unterwegs. Zwischen den Feldern tauchen einzelne Karstberge auf, in einem davon liegt versteckt die Kawgoon-Grotte. Nein, den Aufstieg auf den Felsen sparen wir uns heute! Das Besondere an diesem Ort: An den Wänden der Höhle sind Terrakotta-Figuren aus der späten Bagan-Zeit zu bewundern. Außer uns sind noch ein paar einheimische Besucher in der Höhle, die sich als wenig kontaktscheu herausstellen und zu etlichen Gruppenfotos auffordern. Gemeinsam mit den Pilgern und ein paar Dorfkindern (sie sollten sich gerade auf die Prüfungen vorbereiten, die Ende des Monats stattfinden, bevor die dreimonatige Ferienzeit beginnt) schauen wir zu, wie ein Mönch die vielen Affen füttert. Die Fütterung scheint ein bekanntes Ritual zu sein, denn die kleinen Tiere sind zutraulich, sitzen im Halbkreis um den Mönch herum und klauben ihm vorsichtig die Körner aus der Hand.

Unser nächster Halt ist die Bayinnyi-Höhle. Cho erklärt mir die 31 Lebensformen, die der Buddhismus hier kennt. Wenn man eine der fünf Gebote für Laien übertritt, wird man im nächsten Leben in einer der untersten Stufe wiedergeboren werden: zum Beispiel in der Hölle, mit Behinderung oder als Wurm. Ich muss unwillkürlich an die kleine Pandora denken und frage mich, mit welchen Vorurteilen sie später wohl zu kämpfen hat. Da sind mir die sechs Lebensformen aus dem tibetischen Buddhismus (Götter und Halbgötter, Menschen- und Tierwelt, hungrige Geister und die Hölle) doch sympatischer. Diese Grotte hat außer etlichen Buddhastatuen noch eine kleine Badestelle aufzuweisen, die aus einer heißen Quelle gespeist und von Peter und Thomas getestet wird. Leider gibt es für Frauen ein Extra(beton)becken, auf das ich gern verzichte, obwohl es meinen vom Wandern schmerzenden Muskeln gut täte.

In Thaton bekommen wir den zunehmenden LKW-Verkehr und einen der häufigen Stromausfälle zu spüren. In unserem Gästehaus rattert der Generator, trotzdem reicht es nur für den Deckenventilator. Wenn der Strom und somit die Klimaanlage nicht wiederkommen, werden wir kein Auge zu tun können. Ich merke, wie sehr ich hier der Technik ausgeliefert bin. „Durchlauferhitzer“, meint Günther ganz treffend. „Die Flüssigkeit kommt kalt rein und warm wieder raus“. Wir sitzen bei Bier und Nudelsuppe und tropfen am ganzen Körper. Aber wir haben es schließlich so gewollt und mit Schneeregen und grauem Himmel möchte ich jetzt auch nicht tauschen.

Thaton war einst Hauptstadt des Mon-Reiches, bis der erste König der Birmanen hier siegreich war und den Mon-König mitsamt der Buddhistisch Schriften, die den Krieg ausgelöst hatten, nach Bagan verschleppte. Heute ist Thaton ein eher verschlafenes Städtchen und nur die golden leuchtende Pagode zeugt von der einstigen Blüte. Wie von den Vorgängergruppen vorausgesagt, macht sich bei einigen die erste Pagodenmüdigkeit breit, deswegen verzichte ich heute auf das Bild der Shwezayan-Pagode bei Nacht (die Anlage ähnelt der Swedagon-Pagode in Yangon und als Reliquie werden auch hier einige Buddha-Haare verehrt). Die ruhig-fröhliche Stimmung können Fotos sowieso nicht ausdrücken.


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Wandern auf den Zwekabin-Felsen

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

13 km Bootstour, knapp 40 km radeln, 700 HM wandern, heiß
von Moulemein nach Phaan

Eine Bootstour, knappe 40 Radkilometer auf ebener Strecke, eine knackige Wanderung und natürlich die Besichtigung einer Pagode standen heute an.

Es wird ein heißer Tag, das war schon beim Frühstück auf der Terrasse klar. Auf dem kleinen Boot – wir haben uns und die Räder ein Stück den Salween hochschippern lassen – wehte noch ein frischer Wind, doch dann kletterte das Thermometer laut Wetterbericht auf „Myanmar-winterliche“ 37 Grad. Kurz hinter der Anlegestelle besichtigen wir im Dorf Katoe Kaut Nut das U Nar Sat Kloster, in dem zwei Frauen gerade den täglichen Blumenschmuck erneuern: zuerst werden frische Blumen im Pagodengarten gepflückt, dann stecken die beiden zielsicher Blüte für Blüte, bis sich auf dem Lochbrett bunte Muster ergeben. „Sie denken sich jeden Tag neue Bilder aus, die alten Blüten werden gesammelt und getrocknet“ erzählt Cho und deutet auf den verwelkten Blütenteppich. Die Besonderheit dieses Heiligtums ist der auffällige Stilmix: Kolonialarchitektur und Mon-Stil dicht nebeneinander. Das Dorf ist eher klein und typisch für diese Gegend, mit Dorfschule („Tabaccoo-free“), Brunnen und Banyang-Baum im Kern.

Die Straße führt schnurgerade und eben einige Kilometer durch trockene Felder. Unser Fahrer hat einen praktischen 20-l-Wasserkanister mit Zapfhahn besorgt, so dass wir regelmäßig nachtanken können. Knappe 40 Kilometer weiter sind wir schon am Ziel. Also bleibt noch etwas Zeit: entweder buddhistische Grotten besuchen, in die Stadt Phaan radeln oder auf den Zwekabin-Felsen wandern. Wir entscheiden uns für den Felsen, was ich auf dem Weg nach oben mehr als einmal bereue. Hitze, steile unregelmäßige Treppenstufen und wieder Hitze. Ich habe sehr bald meine Tasche abgeben, sonst wäre ich nicht weitergekommen. Zwei Stunden später haben wir es irgendwie auf den Gipfel geschafft und werden mit einem tollen Ausblick belohnt. Zum Buddha-Erleuchtungs-Fest strömen die Pilger in Scharen hier hinauf, heute aber kommen uns auf dem Weg nur zwei junge Paare entgegen. Nach einer kurzen Verschnaufpause heißt es wieder absteigen – die Sonne geht um kurz nach sechs unter und spätestens um sieben ist es dunkel. Nach dem Tag werden wir sicherlich gut schlafen.


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Tingeltour

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

26 km flach in der Umgebung von Moulmein, danach Pagodenbesichtigung

Heute fällt die Bildauswahl schwer, denn die Tingeltour ins Umland von Moulmein hat uns viel Zeit zum Rasten und Fotografieren gelassen.

Nach dem Frühstück auf der Terrasse am Salween stand zunächst der neue Markt auf dem Programm. Moulmein ist die Hauptstadt der Mon-Provinz und liegt am Delta der drei Flüsse Salween (Thanlwin), Attran und Gyaing, über die seit 2006 eine 3,5 Km lange Brücke gespannt ist – die größte Brücke Myanmars. Drüber angekommen ist von Tourismus nicht mehr viel zu spüren. Wir fahren durch kleine Dörfer, begutachten die verschiedenen Zutaten zum Betelnusskauen und lernen, aus welcher Frucht ein Saft gegen Magenbeschwerden gewonnen wird, trinken vor einem auf Stelzen gebauten Mon-Haus süßen Saft aus Yangon und verursachen den einen oder anderen Menschenauflauf (obwohl Westlerinnen mit Helm durchaus auch als Kinderschreck taugen). Beim „Sägewerkbesitzer“ kosten wir eine kleine Frucht, deren Geschmack an vorweihnachtliche Bratäpfel erinnert und schmunzeln über die unweit vom Buddhaschrein aufgehängten Plakate. Weiter geht’s zum Anleger. „Die Dorfleute hier sind verhältnismäßig reich“ erzählt Cho und macht uns auf den Goldschmuck der Frauen aufmerksam. „Viele haben ein paar Jahre in Thailand gearbeitet und können sich jetzt schöne große Holzhäuser leisten.“ Auf den Inseln im Delta bauen sie Gemüse an, und jeden Tag wird am Anleger ein kleiner Markt abgehalten. Die Frauen sind sehr gesprächig und posieren gern, auch mal mit dicker Zigarre, deren Filter noch traditionell aus den Spitzen von Maiskolben hergestellt werden.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause im Hotel brechen nur noch Traudl, Karl, Peter, Cho und ich zum Stadtprogramm auf, die anderen wollen ihre kranken Mägen auskurieren. Es ist immer noch heiß, aber erträglich, als wir die Stille der U Zina-Pagode genießen, die nur durch das Klingeln der Glöckchen vom Hti, dem Schirm an der Pagodenspitze, unterbrochen wird. Zwar ähneln sich alle Pagoden, aber diese zeigt einen liegenden Buddha, dem die Beine massiert werden – anscheinend wusste der Buddha, was gut ist. Auch hier sind wir die einzigen Westler, was ein älterer Mönch nutzt, um Cho über uns auszufragen und ein gemeinsames Foto anzuregen. Zu Sonnenuntergang radeln wir zur Kyaik Thanlan-Pagode, die auf dem berühmten Sunset Hill liegt –wieder ein toller Ort, um an unzähligen Schreinen, Buddhafiguren und Bildern zu verweilen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, den wunscherfüllenden Stein anzuheben oder mit den englischsprechenden Landsleuten zu plaudern.
Zum Abendessen treffen wir uns alle auf der Hotelterrasse wieder, und hier scheinen auch alle Westler des Ortes versammelt. Tina, Günter und Thomas hat der Mittagsschlaf gut getan und sind guter Dinge, was den morgigen Radtag nach Thaton betrifft.


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Mingelaba

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

62 km leicht hügelig, heiß

Heute statten wir dem weltweit größten ruhenden Buddha einen Besuch ab und testen unsere Räder und die ersten Brocken burmesisch. Zumindest das „Mingelaba“ (Hallo!) kommt Europäern leicht über die Lippen, beim Danke („dji-su-bä“ gesprochen) hapert es noch.

Das Rädereinrollen klappt nur, weil unsere Zweiräder wie versprochen mit dem Nachtzug aus Yangon geliefert wurden (dafür haben Cho und ich uns um halb sechs zum Bahnhof gequält. Um diese Uhrzeit ist es noch finstere Nacht, aber die Mönche gehen schon auf ihrem schweigsamen Almosengang durch die Stadt und am Bahnhof kann man Kaffe mit süßer Kondensmilch trinken), der Lenker des zweiten Ersatzrads endlich höhenverstellbar war und Cho den ersten Kettenriss in Rekordzeit (unter fünf Minuten) behoben hat. Cho ist unser lokaler Guide, wohnt in Yangon und hat in den letzten Jahren das eine oder andere Radrennen in Myanmar gewonnen. Er spricht ganz passabel englisch und wird uns in den nächsten vier Wochen begleiten.

Der liegende Buddha ist zum Teil noch Baustelle, für die jeder von uns eine rote Kachel stiftet. Wenn man die heißen Stufen barfuß ohne Brandblasen überwinden kann, gelangt man über ein Treppensystem in das Innere der Figur. Auf der zweiten Etage sind Szenen aus dem Leben des Siddharta Gautama dargestellt, ein Stockwerk drüber befinden sich Heiligenlegenden. Das Salomonische Urteil kommt auch im Buddhismus vor, nur soll hier das umstrittene Kind nicht geteilt, sondern in den Fluss geworfen werden. Je höher wir steigen, desto mehr Baustelle finden wir vor. Manche Konstruktionen und Ausblicke sind noch etwas abenteuerlich, aber ich finde es allemal spannender als ein fertiges Bauwerk.

Auf dem Rückweg quälen wir uns über den ersten Hügel und landen in einer Landschaft, die mich immer wieder an das Dschungelbuch denken lässt. Aber heiß waren sie, die ersten 62 Kilometer, so dass wir den Tag gern auf der Uferterrasse des Hotels bei einem kühlen Fassbier ausklingen lassen.


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Eine Zugfahrt die ist lustig

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Von Yangon nach Moulmein

… vor allem in Myanmar. Anstelle von Fotos wäre ein Video aussagekräftiger. Denn diese Fahrt kann man sich nur schwer vorstellen. Der Zug schwankt in alle Richtungen, manchmal „reiten“ die Wagons über die Ebene, so dass ein Koffer nach dem anderen aus dem Gepäcknetz fällt. Wir sind froh, in der upper class zu sitzen und beim Hopsen wenigstens ein Polster unter dem Allerwertesten zu haben.

Reisfelder, soweit das Auge reicht, hier und da taucht eine goldglänzende Pagode am Horizont auf, im Zug wird es immer heißer, so dass wir schläfrig und träge immer wieder eindösen, um beim nächsten „Ritt“ wieder aufzuschrecken. Abwechslung bringt nur das Angebot an Snacks, das von Trägerinnen auf dem Kopf durch die Wagons getragen und an den Haltestellen ausgetauscht wird. Zehn Stunden später kommen wir in Moulemein an und können entspannen – dachten wir, bis sich herausstellte, dass das Gepäckabteil zwar vollgestopft, aber kein einziges Fahrrad aufzufinden war. Cho wird blass, ich schlucke. Unsere Drahtesel waren kurzerhand wieder abgeladen worden, stellte sich heraus, und sollen mit dem Nachtzug nachgeschickt werden. „Dann ist das Gepäckabteil weniger voll“ war die knappe Begründung. „Das ist sicherer, sonst wären sie kaputtgegangen. Seid morgen um sechs Uhr da und holt sie ab.“ Andere Länder – andere Sitten. Im Rückblick muss ich schmunzeln, aber so richtig lustig fand ich das seinerzeit nicht.

Pagode und Pandora

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Weiter geht’s im Programm „Yangon in zwei Tagen“, diesmal im kühl-klimatisierten Bus, was bei Temperaturen über 30 Grad ganz angenehm ist: am Kandawgyi-See kann man die Seele baumeln lassen, morgens mit den Chinesen Taichi üben, abends gibt es manchmal Rock- und Pop-Konzerte. Der Liegende Buddha hat den sechsten von neun Rängen (was je nach Interpretation von der Bedeutung oder aber der Anzahl der Erdschichten abhängt, die bei der Fundamentlegung gefunden wird) und wird gerade gewienert. Aus der vielfältigen Küche Myanmars testen wir heute die Suppen – wenig scharfe, süß-saure Fischkopf- und Hühnersuppe mit und ohne Kartoffeln. Nach kurzer Siesta gönnen wir uns etwas mehr Zeit am Hafen und bewundern das bunte Treiben und die nur in Myanmar aus Kokosnussfasern gefertigten Schnüre, die beim Fixieren von Bambusgerüsten zum Einsatz kommen. Den Abend verbringen wir in der Shwedagon-Pagode. Diesen Ort zu beschreiben ist schier unmöglich, auch die Bilder drücken nur annähernd die ruhige, besinnlich bis fröhliche Atmosphäre aus, die von diesem Ort ausgeht. Man könnte es hier stundenlang aushalten, was viele der Yangoner wohl auch tun: Blattgold ankleben, Meditieren, den eigenen Wochentags-Buddha begießen, Kerzen anzünden, wunscherfüllende Steine anheben oder einfach mit Freunden im Tazaung ausruhen und plaudern, hier ist für jeden etwas dabei.

Neben der Pflicht bestand unsere Kür aus einem kurzen Besuch bei Mr Moe, der in Yangon eine kleine Physiopraxis für behinderte Kinder leitet. „Davon gibt es im ganzen Land nur eine handvoll, wir bewegen uns auf Neuland“, erzählt er uns. Nach dem Studium hat er 13 Jahre in Malaysia gearbeitet und vor einem halben Jahr diese Einrichtung eröffnet. Die Arbeit im Ausland hat ihm vor allem das nötige Startkapital eingebracht, um hier mit zwei Angestellten behinderten Kindern das Laufen, Essen und Spielen beizubringen. Die Praxis ist freundlich und mit allerlei bunten Geräten und Spielzeug angefüllt, es gibt auch ein keines Klassenzimmer für schwierigere Übungen. Der Grund unseres Kommens heißt aber Pandora: seine siebenjährige Tochter leidet an einer seltenen Blutkrankheit und Tom hat in Deutschland Geld für die notwendigen medizinischen Behandlungen gesammelt. Wir sind die Überbringer und freuen uns, einen ganz anderen Einblick in das Leben Yangons zu bekommen. Wer sich für das Projekt interessiert: tomtomtravel.com.

Ins Land der Pagoden

Entlang der Burmastraße, 09.02. bis 10.03.2013

Unbekanntes Myanmar – exotisch, das Land der Pagoden, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und langsame Öffnung nach jahrzehntelanger Isolation… waren meist die ersten Stichworte zur bevorstehenden Reise entlang der Burmastraße.

Uns sechs (Peter hatte einen anderen Flug genommen) erwartete aber zunächst eine dreistündige Verspätung auf dem Flughafen von Doha, wo die kopftuchtragenden Pilger eindeutig in der Überzahl waren. Die ersten Stunden in Yangon waren dementsprechend von Müdigkeit geprägt, was uns nicht von einem vollen Stadtprogramm abgehalten hat: zuerst der Gang auf den nahen Bogyoke Markt, wo wir uns mit Longyis eindecken: lange Beinkleider für Männlein und Weiblein, traditionelle Tracht der Landsleute und Pflicht bei jedem Gang in die Pagode. Danach Spaziergang in der Innenstadt, vorbei am Bahnhof, Kinos, der Feuerwehr und vielen Botschaften und alten Regierungsgebäuden. Die meisten stammen noch aus britischer Kolonialzeit. „Nach der Hauptstadtverlegung 2006 nach Nay Pyi Taw stehen die offiziellen Gebäude leer.“ erzählt Ni, der uns vom Flughafen abgeholt hat und uns einen Tag lang begleitet. „In Yangon kann man gut Geschäfte machen, auch wenn die Regierung nicht mehr da ist“, fügt er hinzu. Einen Eindruck davon bekommen wir am Hafen, wo neben den kleineren „Deltaschiffen“ auch mal ein Seeschiff anlandet und Ware löscht. „Es waren vor allem Teak und Reis, aber heutzutage ist Gas für Thailand und China die Exportware Nummer eins.“ Wir nehmen die Fähre über den Fluss und landen in einer dörflichen Welt, die wir heute von der Trishaw, eine Art Fahrradrikscha, aus an uns vorbeiziehen lassen.

Am zentralen Punkt von Yangon sind Sule Pagode, Kirche und Moschee dicht beieinander gebaut, unser Hotel liegt im indischen Viertel. Auf der anderen Flussseite überwiegt wieder der Buddhismus: wir besichtigen die erste von vielen Pagoden. Diese hier kann mit einer Besonderheit aufwarten: ein (mumifizierter) Mönch, der bei drohendem Unheil die Augen öffnet – wir haben genügend Eindrücke für den ersten Tag und das erste Bier redlich verdient.

Internet gibt es hier unregelmäßig und in unterschiedlicher Geschwindigkeit, weswegen manche Blogeinträge verspätet folgen.

Bye bye Thailand

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Peter bleibt in Thailand, Adrienne fliegt zurück nach Laos… die Gruppe löst sich auf. Ich komme doch noch dazu, einige Bahnen im Hotelpool zu ziehen, dann werden die Räder abgeholt, wir fahren zum Flughafen und es heißt bye bye Thailand. Die Reise war sehr dicht und schnell, mir kamen die dreieinhalb Wochen eher wie zwei Monate vor.

Wir sind durch drei Länder und einige Höhen und Tiefen geradelt, meist auf guten Straßen, nur in Thailand auch mal im dichten Verkehr und auf teilweise holpriger Piste, fast immer bei strahlendem Sonnenschein.

Was wir so gemacht haben

– Geradelte Strecke (inkl. Tageausflug Doi Suthep): 1.118 km
– Höhenaufstieg: insgesamt 11.796 m
– platte Reifen: 5 Stück
– Keine Stürze, keine Verletzungen, kein ernsthafter Schaden an den Rädern
– An fünf Tagen Bootsfahrten auf dem Mekong, dem Nam Ou und dem Kok-Fluss unternommen
– Unzählige Liter Flüssigkeit ausgeschwitzt
– Einen Hahnenkampf angeschaut
– Zwei Homestays überstanden
– Einer Schlägerei aus dem Weg gegangen
– Am Wasserfall gebadet
– Selten ein Schmutzbier ausgelassen
– Und und und

An dieser Stelle möchte ich speziell Gunda grüßen, von der ich mich am Flughafen nicht mehr richtig verabschieden konnte, um den Zug zu erwischen. Ich hoffe, alle sind gut zu Hause angekommen. Macht`s gut, bleibt schön fitt und lasst euch nicht vom trüben Regendeutschland stressen. Und um es einmal mehr mit Gerds Worten auszudrücken: Nach der Reise ist vor der Reise!