Rundtour im Tal von Luang Namtha

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Tagesausflug im Tal von Luang Namtha, bedeckt und später sonnig, etwa 20 km

Unsere Rundtour im Tal von Luang Lamtha hält, was sie verspricht: Wir haben schöne Blicke über die fruchtbare Ebene und lernen einiges über die Kultur und Lebensweise der Laoten. Wir besuchen die recht neue, zehn Jahre alte, begehbare Stupa, sowie eine alte Stupa, die von den Amerikanern im „geheimen Krieg“ zerbombt wurde. Dann besuchen wir ein Dorf der Akha (eine tibeto-burmesische Ethnie), und schauen einigen alten laotischen Frauen beim Weben von schön gemusterten Röcken über die Schulter. Durch die Reisfelder geht es dann zurück nach Luang Namtha.

In der Tradition des Weltreiseblogs sollen die Eindrücke dieses Tages hier als „Bilderbuch-Blog“ zusammengefasst werden.

Morgen heißt es wieder früh aufzustehen, dann steht nämlich die zweite Königsetappe der Tour an. Auf dem Weg nach Muang Xay erwarten uns 120 km und 1400 Höhenmeter… aber auch schönste Landschaft!

Rüber nach Laos!

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Grenzübertritt von China nach Laos, dann Fahrt nach Luang Namtha, heiß und sonnig, 39 km

Ein bisschen spannender als gewöhnlich wird unser Grenzübertritt von China nach Laos dadurch, dass Emmerich‘s Visum schon vor fünf Tagen abgelaufen ist. Irgendwas muss da bei der Kommunikation mit der Schweizer Visaagentur schiefgegangen sein – statt dem benötigten 45-Tage-Visum hat er nur 30 Tage bekommen, war aber nun schon 35 Tage da. Dies fällt dem freundlichen Grenzbeamten, der unsere Pässe kontrolliert, natürlich auf, und wir werden ins Grenzpolizeibüro gebeten, damit der Fall untersucht werden kann. Auch für mich ist die Situation neu, und während wir dort sitzen und warten, malen wir uns die schlimmstmöglichen Szenarien aus: Muss eine hohe Strafe gezahlt werden? Müssen wir stundenlang warten und kommen deshalb heute nicht mehr nach Luang Namtha? Drohen eventuell sogar nervenaufreibende Telefonate ins Ausland oder mit der Botschaft? Nachdem man uns mit diesen Gedanken etwa 45 min zappeln gelassen hat, kommt dann die erleichternde Botschaft: Da Emmerich zum ersten Mal in China war und weniger als 10 Tage überzogen hat, sieht man von jeglichen Bestrafungen ab. Puh! Also schnell den Ausreisestempel geholt, rüber zum laotischen Grenzposten gefahren, dort das Visa on arrival bekommen und dann sind wir endlich in Laos. Der Rest der Gruppe hat auch ein Weilchen für die Formalitäten gebraucht, und so haben wir insgesamt auch kaum Zeit verloren.

Empfangen werden wir in Laos von unserer neuen Begleitcrew, bestehend aus Ming, unserem lokalen Guide, und Kham, dem Fahrer des geräumigen Begleitautos. Das erste Stück durch Laos werden wir im Auto gefahren – hier bauen die Chinesen große Hotels und Spielcasinos, und die Straße ist staubig und von großen LKW befahren. Dann aber nehmen wir unserer Räder in Empfang, stärken uns mit einer ersten laotisch Reisnudelsuppe und ab geht‘s in Richtung Luang Namtha.

Die Einfahrt ins paradiesische Tal von Luang Namtha ist auch für mich als Guide immer wieder toll. Saftig grüne Reisfelder erstrecken sich über eine weite Ebene, die von bewaldeten Bergen umgeben ist. Wir freuen uns schon darauf, morgen das Tal auf einem entspannten Tagesausflug zu erkunden.


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Ein letztes Mal tönt die Muschelpfeife

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Mengla nach Mohan, heiter bis wolkig, recht heiß, 58 km

Wen Wen, die süße kleine Tochter unserer Begleitfahrer hat eine Muschelkette um den Hals mit einer Pfeife dran. In den letzten Tagen hat es sich etabliert, dass sie damit immer zum Aufbruch mahnt. Nach jeder Pause, wenn es heißt, sich frisch gestärkt durch Obst und Kekse wieder auf die Drahtesel zu schwingen, bläst Wen Wen das Signal. Ein schöne Ritual, dass ihr und uns gleichermaßen Spaß macht.

Recht gut erholt von den gestrigen Strapazen starten wir heute den Tag – alle haben wieder Lust auf das Frühstück – ein gutes Zeichen! Unterwegs haben wir Spaß auf einer schön federnden Hängebrücke und schauen den Kautschukbauern beim Abfüllen des weißen Kautschuksaftes zu: Kanister um Kanister bringen die Bauern zu dieser Jahreszeit die weiße Flüssigkeit in die Abfüllstationen, in denen mit Hilfe eines modernen Messgeräts die Reinheit des Kautschuks bestimmt wird und verzeichnet wird, wer wieviel Liter abgegeben hat.

Auch heute tutet es wieder regelmäßig aus dem Auto, wenn es Zeit wird, weiter zu radeln. Und am Nachmittag, nach einem letzten gemeinsamen Essen mit unserer goldigen Begleitfahrerfamilie, die sich mal wieder herzallerliebst um uns gekümmert haben, tutet es dann zum letzten Mal: Da wir morgen über die Grenze nach Laos gehen, verabschiedet sich die Chinesische Begleitcrew heute von uns. Wen Wen bläst diesmal zu Ihrem eigenen Aufbruch, es soll wieder zurück nach Hause gehen, zu Ihren Großelterm, ihrem älteren Bruder und ihren Freunden.

Den Pfeifton zum letzten Mal zu hören, macht uns alle schon etwas traurig. Für unsere drei Mythos- Mekong-Reisenden geht damit ein fünfwöchiges Kapitel zu Ende, in denen sie die drei richtig ins Herz geschlossen haben.

Morgen beginnt dafür ein neues Abenteuer – von den Teilnehmern ist bisher noch niemand zuvor in Laos gewesen, und wir sind gespannt, was uns dort erwartet!


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Drei Pässe auf einen Streich

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Menglun nach Mengla, weitestgehend bedeckt, 1700 Höhenmeter, 95 km

Heute wird geradelt, von früh bis spät. Zum Sonnenaufgang schlürfen wir bereits unsere Nudelsuppen, denn die 1700 Höhenmeter, die heute vor uns liegen, brauchen Zeit!

Obwohl mit Martin, Harald und Emmerich gleich die Hälfte der Gruppe noch arg mit der Verdauung zu kämpfen hat, strampeln wir uns allesamt Tapfer von Gipfel zu Gipfel. Drei Pässe sind heute zu erklimmen, einer vor, und zwei nach dem Mittag.

Wie erhofft ist es heute wieder bewölkt, das spielt uns in die Karten. Außerdem ist die Strecke sowieso recht schattig und führt über weite Strecken durch tropische Wälder, in denen große Bäume und riesige Farne stehen, und in denen Zikaden zu Hause sind, die in der Lage sind, einen unglaublich lauten und schrillen Pfeifton von sich zu geben. Ab und an können wir durch die Bäume hindurch wunderschöne Blicke in das umliegende Bergland erhaschen.

Die letzte Abfahrt des Tages, vom dritten Pass fast bis zum Hotel ist heute besonders süß! Man merkt schon, das man etwas geleistet hat, nach solch einem Radeltag.

Wegen der drei Magenverstimmungen sind wir heute etwas dezimiert beim Abendessen – aber Xiao Ding, Xiao Luo und die kleine Wen Wen leisten uns Gesellschaft und es schmeckt mal wieder vorzüglich. Ein von Xiao Luo selbst produzierter Maisschnaps darf danach natürlich nicht fehlen und wir sitzen noch ein Weilchen zusammen und klönen – morgen nachmittag werden uns die drei verlassen und wieder zurück nach Hause fahren, das tut jetzt schon ein bisschen weh.


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Im botanischen Garten

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Ganlanba nach Menglun, bedeckt, 43 km

Etwas lädiert vom letzten Abend radeln wir heute eine Recht kurze Strecke nach Menglun.

Gestartet wird trotzdem früh, denn wir möchten am Nachmittag noch den botanischen Garten besichtigen. Auf neu gebauter Straße (vor zwei Jahren musste ich mit meiner Gruppe hier noch durch matschige Baustellen fahren) kommen wir gut voran und fahren durch saftig grüne Hügellandschaft, in der Ananas und Kautschuk kultiviert wird. Das Wetter ist angenehm kühl und wir hoffen, dass es morgen auf unserer ersten Königsetappe auch so wird.

Die Besichtigung des botanischen Gartens von Menglun ist wie immer sehr schön – besonders der wilde Teil im tropischen Wald gefällt uns gut. Hier mögen die Bilder eine bessere Sprache sprechen.


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Tag der offenen Tür

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Jinghong nach Ganlanba, heiß und sonnig den Mekong entlang, 30 km

In Jinghong, der Hauptstadt der Volksgruppe der Dai (verwandt mit den Thai die ursprünglich aus chinesischem Gebiet stammen), trifft sich unsere Truppe: Wir sind drei Weiterfahrer der Tour Mythos Mekong, die schon 5 Wochen Schwerstarbeit im Hochgebirge hinter sich haben, und drei Frischlinge aus Deutschland und den USA, die sich der eingespielten Gemeinschaft anschließen.

Inklusive mir sind wir also zu siebt, und haben vor, uns in den nächsten drei Wochen durch China, Laos und Thailand zu schlagen – drei Länder auf einen Streich! Ehe wir uns versehen, sind wir mittendrin im Geschehen:

Von Jinghong führt uns eine Straße entlang des mächtigen Mekong direkt nach Ganlanba, einem Museumsdorf der Dai. Die Etappe ist kurz und relativ flach, mittags sind wir schon in unserer Unterkunft. Während wir am Nachmittag noch die für Touris aufbereitete Minoritäten-Show zu sehen bekommen, werden wir am Abend Zeuge der wahrhaftig gelebten Kultur:

Heute wird nämlich kaimenjie 开门节 gefeiert, der „Tag der offenen Tür“ (korrekter übersetzt wohl eher „Tag der sich öffnenden Türen“). Der Tag beendet eine dreimonatige Fastenzeit, in der es allerdings weniger um‘s nicht-essen, sondern eher um sexuelle Enthaltsamkeit und das nicht-feiern von Festen geht. Während der ein Teil des Fastenbrechens dann wohl doch hinter verschlossenen Türen stattfindet, ist ein anderer Teil ein Festessen, an dem ohne Maß getrunken wird.

Wer schon einmal in China war, wird wissen, wie schwierig es ist, bei so einem Anlass ungeschoren davonzukommen. Als wir uns zu der lustigen Runde gesellen, gibt es kein Entrinnen mehr. Reihum werden wir nun zum Trinken aufgefordert, und um das Gesicht des Gegenübers zu wahren, gilt es natürlich stets, das Glas zu lehren. Dabei bereitet uns vor allem eine Dame aus Sichuan enorme Probleme, indem sie uns unermüdlich zuprostet und einen Becher Schnaps nach dem Anderen leeren lässt. Positiv zu vermerken ist, dass die Kommunikation nach ein paar Gläsern Schnaps und Bier auch ohne Gemeinsame Sprache richtig lebhaft wird und erstaunlich gut funktioniert! Es geht lustig zu und es wird auf beiden Seiten viel gelacht – so in etwa ist das kaimen – Fest wohl gedacht.

Später fallen wir ins Bett und schlafen wie Steine.


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Kaiser, Kanäle, Komplimente!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 04. bis 25.05.2019

Kleines Resümee unserer Reise

Beim letzten gemeinsamen Abendessen lassen wir die gesamte Tour noch einmal Revue passieren – wie immer ist es gar nicht so einfach, sich die einzelnen Tage und Übernachtungsstätten wieder ins Gedächtnis zu rufen. Worauf wir uns alle ohne Schwierigkeiten einigen können: Es war eine schöne Tour und wir hatten viel Spaß zusammen.

Zwischen uns allen hat die Chemie gestimmt, gerade bei einer kleinen Gruppe ist das wichtig. Da ich als Reiseleiter die Tour zum ersten Mal begleitet habe, sind wir vielerorts wirklich gemeinsam auf Entdeckungstour gegangen. Dafür, dass sich die Gruppe einerseits über die ungeplanten Erlebnisse gefreut hat und andererseits niemand nachtragend war, wenn wir mal den einen oder anderen Kilometer umsonst gelaufen sind, möchte ich mich noch einmal bedanken 🙂 .

Ein weiteres Kompliment soll an Volker gehen, der sich die Reise vor vier Jahren ausgedacht hat. Die Tour bietet eine schöne Mischung an historischen Stätten und Erfahrung des einfachen Stadt- und Landlebens im Han-Chinesischen Kernland. Durch die recht einfachen Etappen (alle flach und bis auf eine Ausnahme unter 70 km) bleibt viel Spielraum, um sich etwas treiben zu lassen und richtig einzutauchen in Alltagskultur der Provinzen Shandong und Jiangsu. Und dadurch, dass die Route an vielen Ecken auf sehr kleinen Straßen quer durch Felder und entlang der kleinen Kanäle verläuft, lässt sich das Radfahren auch richtig genießen.

Begünstigt durch gutes Wetter und sommerliche Temperaturen haben wir uns an der flachen Landschaft erfreuen können, die durch die vielen Kanäle, nette Dörfchen und verschiedene landschaftliche Nutzung deutlich vielseitiger ist, als wir das erwartet hatten. Auch kulinarisch hatte die Reise viel zu bieten – allem voran durch Knoblauch, Fisch und Meeresfrüchte, die hier köstlich kombiniert werden.

Das Einzige, was wir den nach uns kommenden Reisegruppen zu bedenken geben: Der Frühjahrstermin der Tour liegt mitten in der Pollenflugsaison der Pappel, die hier überall zu finden ist. Die umherfliegenden Flusen waren an manchen Tagen schon verdammt nervig, verklebten wunderbar mit unserer Sonnencreme im Gesicht. Den Termin der Tour zu verschieben scheint uns aber keine Option, da es vorher wohl zu kalt, und nachher sicherlich zu heiß wäre. Irgendwie sind wir damit auch klargekommen, aber für einen Pappel-Allergiker hätte der Spaß wohl schnell aufgehört. Dies war aber auch der einzige kleine Wermutstropfen, den wir auf der Reise schlucken mussten. Wir verabschieden uns nach drei schönen und ereignisreichen Wochen voneinander und von Kaisern, Kanälen und Konfuzius. Auf bald, schön war‘s mit euch!

Sind wir jetzt drin oder was? Wir sind drin!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 04. bis 25.05.2019

Zwei Besichtigungstage in Nanjing, weiterhin sonnig und heiß.

Nanjing, das in seiner langen Geschichte gleich mehrmals Hauptstadt des Kaiserreiches (und später dann der Republik China) war, hat natürlich auch einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Unsere Auswahl für die letzten zwei Tage unserer Reise sind der Konfuzius-Tempel, das Brokat- und Handwerkskunstmuseum, das Beamtenprüfungsmuseum, und das Sun-Yatsen Mausoleum.

Unser hübsches Hotel liegt direkt an einem Kanal und unweit der neuen Altstadt Nanjings, in der sich auch der Konfuzius-Tempel befindet. Nach dessen Besichtigung machen wir uns auf in die Innenstadt. Kerstin hat irgendwo gelesen, dass Nanjing berühmt ist für seinen „Wolkenmuster-Brokat“. Davon hatte ich noch nichts gewusst, aber als ich mich informiere, finde ich ein Museum, indem man etwas über dieses traditionelle Kunsthandwerk erfahren kann. Also nichts wie hin! Das spannendste Objekt der Ausstellung erwartet uns gleich am Anfang. Wir sehen ein Brokat-Webstuhl in Aktion: Zwei Frauen arbeiten gleichzeitig an einem Webstuhl. Während die eine vergleichsweise konventionell unten sitzt und über Fußpedale und verschiedenste Mechaniken die seidenen Fäden anhebt, unter denen das Schiffchen dann hin und her saust, sitzt eine zweite wie eine Trapezartistin weit oben am anderen Ende der Webstuhlanlage und ordnet und zieht mit der bloßen Hand verschiedene dicke weiße Fäden. Wir beobachten den Prozess lange und fasziniert, verständlicher wird er uns dadurch allerdings nicht. Es wächst allerdings der Respekt vor den traditionellen Handwerkskünsten des alten China.

Neben dem großen und sehr modern eingerichteten Beamtenprüfungsmuseum ist am nächsten Tag wollen wir uns das große Sun Yatsen Mausoleum anschauen. Als wir vor den Toren des Mausoleums stehen, dass inmitten eines großen Waldgeländes im Norden der Stadt liegt, müssen wir allerdings erfahren, dass wir den Weg hierher wohl umsonst gemacht haben: Ohne online Vorreservierung ist uns der Zutritt verwehrt! Man schlägt uns vor, die Reservierung jetzt nachzuholen und dann zum nächstmöglichen Termin um 14.00 Uhr auf das Gelände zu gelangen. Darauf, hier vier Stunden zu warten, haben wir allerdings keine Lust und so wird beschlossen, dass wir uns statt dessen das kleine Sun Yatsen Gedenkmuseum hier in der Nähe anschauen. Nach Besichtigung des Museums machen wir uns auf die Suche nach einer Bushaltestelle, um weiter zum Grab des ersten Ming-Kaisers zu fahren, das sich ebenfalls hier im Wald befindet. Wir finden die Haltestelle allerdings nicht gleich, ich gehe noch einmal zum Kassenhäuschen, um nachzufragen, während die Gruppe schon mal vorläuft, und um die nächste Ecke schaut. Als ich folgen will, hält mich jedoch ein Wächter auf. Diesem Weg dürfe ich nicht folgen. Dass meine Reisegruppe gerade eben auch hier langspaziert ist, ist ihm egal. Mist. Ich rufe Hansi an und erfahre, dass die vier quasi durch den Hintereingang auf dem Gelände des Mausoleums gelandet sind! Der Wächter muss wohl einen Moment nicht da gewesen sein. Wir vereinbaren, dass die Gruppe sich die Chance nicht entgehen lassen soll, und ohne mich in Ruhe besichtigt. So bleibe ich also am Wächterhäuschen zurück und warte auf die Rückkehr der vier. Irgendwann wird der Wächter dann aber doch weich und lässt mich ausnahmsweise doch noch hinein. Puh! Auf diese Weise kommen wir also doch alle noch in den Genuss, den Marmorsarg des Republikvaters einmal aus der Nähe zu betrachten. Viel schöner ist da dann doch die schöne Aussicht über Nanjing, die sich uns vom Mausoleum aus bietet.

Dies war es dann auch schon, das letzte kleine Abenteuer unserer gemeinsamen Tour durch die nordostchinesischen Küstenprovinzen. Ein kleines Resümee soll in einem separaten Blog-Eintrag folgen.

Wir haben den (Kaiser-) Kanal voll

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 04. bis 25.05.2019

Besichtigungstag in Yangzhou, die Sonne brennt!

Mit den Rädern fahren wir heute Vormittag durch Yangzhou und besichtigen die Gärten, für die die Stadt so berühmt ist. Kerstin macht heute Pause und erholt sich von den Blessuren des Sturzes.

Als erstes steht der He-Garten auf dem Programm, der ehemalige Privatgarten der reichen Handelsfamilie He. Ein typischer chinesischer Stadtgarten, von vielen Mauern durchzogen, durch deren Durchbrüche und Fenster wir wohl komponierte Bilder aus künstlichen Felsgebilden, zierlichen Bäumchen, Teichen und Pavillons sehen können.

Weiter geht‘s zum Daming Si, einer großen buddhistischen Tempelanlage nordöstlich der Innenstadt. Der Ausblick vom großen Turm dort bestätigt noch einmal unseren Eindruck von der Stadt Yangzhou: Es gibt viel Grün und große Parkanlagen hier!

Bei 34 Grad um die Mittagszeit Sightseeing zu machen schlaucht aber auch ordentlich. Wir versuchen unsere Körper mit Speiseeis herunterzukühlen, das hilft zwar, aber auch nur temporär. Beim anschließenden Besuch des großen und schönen Parks am schlanken Westsee sind wir uns einig, dass wir uns lieber mit dem Elektromobil durch die Anlage fahren lassen wollen, als uns zu Fuß weiter zu schleppen. Auch auf den Ge-Garten verzichten wir im Anschluss, also geht es sofort weiter zum Radladen, bei dem wir unsere Fahrräder abgeben. Bilanz: Bis auf Kerstins Sturz und einen einzigen Platten (beim Reiseleiterrad) sind wir gut durch die Tour gekommen – mit nur einer Kettenölung in Huai‘an haben uns die Räder ohne murren bis zum Ziel getragen.

Der angenehmste Teil des Tages ist dann unser Abendprogramm: Direkt vor der Haustür unseres Hotels befindet sich der alte Kaiserkanal. Schon gestern hatten wir gesehen, wie hier die Touristen auf Sightseeing-Booten durch die schöne Kulisse schippern. Heute wollen wir das selbst ausprobieren. Kerstin hat sich gut erholt und so gehen wir in voller Besetzung an Bord. Wir fahren noch im Hellen los, doch es wird dunkler, und schon bald erstrahlt die Uferböschung in prächtiger Beleuchtung.Wir durchfahren viele historische und modernere Brücken, und beobachten, wie sich die Stadtbevölkerung in den Parks um Ufer bei Musik, Gesang und Tanz amüsiert. Nach der Bootstour sind wir uns einig: Es hat sich sehr gelohnt – diese Abendgestaltung können wir unserer Nachfolgegruppe nachdrücklich empfehlen.

Nachdem wir den Kaiserkanal nun über eine Woche lang begleitet haben und ihn nun, zum krönenden Abschluss, auch noch einmal vom Boot aus erleben durften, haben wir nun aber den Kanal voll. Auf‘s vollste genossen haben wir es nämlich, durch die von Kanälen bestimmte Landschaft zu radeln, die abwechslungsreicher und schöner ist, als wir es uns anfänglich vorstellen konnten. Morgen früh verabschieden wir uns dann allerdings von unserem treuen Begleiter, denn dann geht es nach Nanjing, der letzten Station unserer Reise.

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Yangzhou – unverhofft schön!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 04. bis 25.05.2019

64 km von Gaoyou nach Yangzhou, sonnige letzte Radeletappe unserer Tour und Erkundung der Altstadt

Während unsere Vorgängertruppe noch in die Sackgasse des Überflutungsgebietes südwestlich von Gaoyou gefahren sind und dann einen größeren Umweg in Kauf nehmen mussten, um nach Yangzhou zu kommen, haben wir Glück und können dem Track heute ganz normal folgen. Gerade das Stück durch das Feuchtgebiet ist landschaftlich noch einmal besonders schön – wir blicken weit ins Land hinein, in dem sich sumpfige Wiesen und Fischzuchtteiche abwechseln.

Es ist ziemlich heiß heute, da machen wir ein paar zusätzliche Trink- und Eis-Ess-Pausen unterwegs. Alles läuft wie am Schnürchen, bis wir kurz vor Yangzhou sind und uns ein recht langes Elektrogefährt auf dem Radweg die Vorfahrt nimmt – leider mit der unschönen Konsequenz, dass Kerstin stürzt. Zum Glück ist nichts wirklich Schlimmes passiert, aber auf die Schürfwunden an Knie und Ellenbogen und den stattlichen blauen Fleck am Oberschenkel hätte Kerstin gerne verzichtet. Die restlichen sieben Kilometer bis zum Hotel schaffen wir trotzdem noch, und nach Schmutzbier und Ruhepause geht es dann los zur Stadterkundung.

Mal ehrlich – ist irgend jemandem, der diese Tour noch nicht gefahren ist, die Stadt Yangzhou ein Begriff? Auch mir als Sinologe war bis vor Kurzem nur der Name geläufig, ein näheres Bild von der Stadt hatte ich nicht. Das sollte sich heute ändern, und ich bin – wie wir alle – sehr positiv überrascht! Schon bei der Einfahrt in die Stadt fahren wir an vielen Grünflächen, Kanälen und ansprechend gestalteten modernen Gebäudekomplexen vorbei. Unser Spaziergang führt uns dann entlang eines Kanals in Richtung der touristischen Altstadt. Doch gerade der Weg in die vermeintliche Altstadt ist sehr charmant. Der gesamte Bereich der Innenstadt besteht nämlich noch aus den ursprünglichen verwinkelten Gässchen und eingeschossigen Häusern, die so typisch für die traditionellen chinesischen Städte ist. Allerdings wurden diese Strukturen – wie etwa die berühmten Hutongs in Beijing – in den meisten Städten des Landes dem Erdboden gleich gemacht und durch moderne mehrgeschossige Wohnkomplexe ersetzt. Nicht so hier! Während wir durch das Labyrinth der Gassen laufen, fühlen wir uns etwas ins alte Zeiten zurückversetzt. Die Gassen sind so schmal, dass hier keine Autos fahren können. Es ist schön ruhig, auffallend sauber, und wir erhaschen immer mal wieder Blicke in hübsch begrünte Innenhöfe und einfache Behausungen.

Wir freuen uns, dass wir noch einen ganzen weiteren Tag in dieser schönen Stadt verbringen können. Morgen stehen dann die berühmten Gärten der Stadt auf dem Besichtigungsprogramm.


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