Frisch verliebt

Drei Tagesetappen führen uns von Pho Rang über Yan Bai (90 Kilometer), nach Bo (insgesamt 57 Kilometer mit Zwischentransfer) und schließlich zum Cuc Phuong Nationalpark (97 Kilometer). Das Wetter ist so gut wie nie: Sonnenschein und fast blauer Himmel.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitze ich an diesen Tagen auf dem Rad, immer nur eine Hand am Lenker, die andere ständig winkbereit in der Luft. Für den Fall dass wieder von irgendwo eine Horde Kinder hervorgeschossen kommt. Vietnam hat es mir angetan. Die Menschen, die hübschen Dörfer und die traumhafte Berglandschaft durch die wir fahren sind jede Reise wert. Außer Dietmar ist jeder von uns das erste Mal im Land und ich für meinen Teil bin ein bisschen verliebt. Mit China und mir war es auch einmal so, alles war neu und spannend. Mittlerweile kennen wir unsere Ecken und Kanten. Manchmal fühle ich mich eingeengt und brauche etwas Abstand. Aber mit dir, Vietnam, würde alles anders werden, bestimmt. Leider haben wir nur zehn Tage miteinander…

Aber diese zehn Tage versprechen ziemlich gut zu werden. Auf den Radetappen zwischen Freitag und Sonntag scheint die Sonne wie nie bisher auf dieser Tour. Der bergige Norden Vietnams, in dem wir am Donnerstag zwischen Pho Rang und Yan Bai unterwegs sind, ist ein Radfahrparadies. Der Verkehr ist entspannter als vielerorts in China, wo der Wirtschaftsboom heute fast überall greifbar ist. Ein paar LKWs hier und da (laut Udo mehr hier als da), ansonsten vor allem Mopeds und Fahrräder, kaum Autos. Wir fahren vor allem auf Landstraßen in gutem Zustand. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Kleine Dörfer, die Häuser häufig noch komplett aus Holz gebaut, teilweise auf Stelzen wegen der Ventilation im Sommer. Einfach zwar, aber in sehr gepflegten Zustand und mit traditionellen Methoden gebaut. Die Gegend ist allerdings, das ist die Kehrseite der Medaille, im vietnamesischen Durchschnitt sehr arm. Nur gelegentlich und vor allem in den größeren Siedlungen sieht man Betonhäuser, erste Zeichen des zunehmenden Wohlstands. Häufig versuchen die Eigentümer Elemente europäischer Gründerzeit-Architektur zu übernehmen. Etwas gekonnter zwar als vielerorts in China, aber nicht weniger deplatziert. Zwischen den Dörfern und kleineren Städten windet sich die Straße auf kurzen Anstiegen und Abfahrten an Reisfeldern vorbei durch die Täler. Land- und Forstwirtschaft scheinen die Haupteinnahmequellen zu sein. Kilometerweit werden am Straßenrand hauchdünne Holzplatten für die Papierindustrie getrocknet.

Freitag kommen wir heraus auf die Ebene nordwestlich von Hanoi. Hier wartet ein Transferbus. Wir fahren 150 Kilometer in südöstlicher Richtung am Großraum Hanoi vorbei. Unterwegs machen wir eine längere Pause an einem Stand an der Straße, wo wir reife Papaya essen, Tee trinken und Bilder von den Kindern der Familie mit ihrem Hund schießen. Christine wird bei dieser Gelegenheit auch wieder einige ihrer Buttons los. Auf der Fahrt bröckelt die Fassade der letzten zwei Tage ein wenig. In der Ebene rund um Hanoi wird ähnlich wie in China viel gebaut und der Verkehr ist stärker. Aber wer, liebstes Vietnam, ist schon perfekt? Fast perfekt ist dann wieder die Umgebung in der wir aus dem Transferbus aussteigen. Erstmal gibts eine Pho Suppe, die wohl bekannteste Spezialität in Nordvietnam. Natürlich ist auch Pho wieder eine Art Nudelsuppe. Anders als Mixian in Yunnan ist diese Suppe aber nicht scharf gewürzt. Stattdessen werden Chilies und verschiedenes Grünzeug zum selber würzen dazu gereicht. Koriander und Thai-Basilikum können wir identifizieren. Der Rest bleibt unbekannt. Pho wird die nächsten Tage unsere Lebensgrundlage bilden. Nach dem Mittagessen fahren wir auf einer einspurigen Straße ca. 20 Kilometer durch eine traumhafte Karstlandschaft, Ausläufer der trockenen Halong-Bucht. Am Abend steigen wir im V-Resort ab. Gemeinsam mit der Hanoier Mittelschicht genießen wir Abends am Pool und in der Sauna ein bisschen Luxus und pflegen unsere geschundenen Glieder.

Das brauchen wir auch, denn die Etappe am Samstag hats mit 97 Kilometern wieder in sich. Die Etappe ist weitestgehend flach. Besonders am Morgen haben wir wunderschönes Licht und wir halten häufig an, um die Bauern bei der Feldarbeit abzulichten. Im Hintergrund immer noch schöne Karstkegel. Am Abend erreichen wir den Cuc Phong Nationalpark. Hier übernachten wir in einer Herberge am Parkrand. Der Park ist der einzige erhaltene (subtropische/tropische? Wir wissen es nicht…) Urwald in Vietnam. Wir hören die Affen schreien, entdecken Frösche in dem ein oder anderem Badezimmer und spannen für die Nacht Moskitonetze über die Betten.

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Mega-Buddha-lomanie

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Transfer und Fahrt nach Hangzhou. Besichtigung des Lingyin Tempels. ca. 25 km.

Die Anfahrt nach Hangzhou sollte ganz ursprünglich mit dem Bus erfolgen. Da der Laster tagsüber unsere Fahrräder jedoch nicht in die Stadt bringen darf mussten wir diese uns selber anliefern. So stiegen wir ca. 16 km vor dem Ziel auf die Sättel und radelten dem Westsee in Hangzhou entgegen. Leider hatten wir durch den Transport einen kleinen Kolatteralschaden. Leider hat es Heriberts Umwerfer nicht heile bis nach Hangzhou geschafft. Mit etwas biegen, ziehen und drücken ließen sich aber bald schon wieder die letzten 4-5 Gänge schalten. So konnten wir auch endlich unsere Kurzetappe antreten.

Nach dem Einchecken war es wohl zu spät für nachmittagliche Großprojekte aber auch noch viel zu früh um sich zurückzulehnen. So fuhren wir gemeinsam zum Lingyin-Tempel. Für mich war das auch eine Prämiere und ich war stark beeindruckt, was hier alles geboten wurde. Hier entstand im 4. Jahrhundert eins der ersten Buddhistischen Stätten in Ostasien. Der indische Mönch Huiyi brachte die Lehren aus seinem Heimatsland mit und ließ sich in Hangzhou nieder. Nun liegt er unter einer alten Steinpagode und sein Geist lächelt für die Kameras der Touristen. Nebenan befinden sich einige Buddhafiguren eingemeißelt in die Steinwand des „Hergeflogenen Bergs“ (Fei Lei Feng). Das größte Highlight aber war der Lingyin-Tempel. Riesige Tempelhallen beherbergten hier die größte Holz-Buddha-Statue Chinas, die größte Bronze-Bhoddisatva-Statue und eine schier unglaubliche Menge von 500 Bronzestatuen von 500 Arhats in einem riesigen Gebäude in Form eines Swastikas. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Doch leider war unsere Zeit etwas knapp bemessen, denn es wird leider immer recht früh dunkel. So mussten wir schweren Herzens schon bald umkehren und in Richtung Hotel zurück.

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Bin ich Jesus? Wächst mir Ananas aus der Tasche?

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

40 km von Jinghong nach Ganlanba

Das mit dem Wetter müssen wir noch einmal diskutieren, aber dem Wunsch von Carens Mutter folgend wird es im Blog nicht mehr thematisiert. Nur soviel: Wir sind gerade mal so trocken in Ganlanba angekommen!

Bisher folgten wir ja der Reise Entlang der Teestraße, ab heute sind wir auf dem Weg ins Goldene Dreieck. Da die alte Route direkt am Mekong entlang inzwischen auch die Einflugschneise der Tourbusse nach Ganlanba, unserem heutigen Ziel, ist, haben wir seit einiger Zeit eine Alternativroute im Programm: Erst einmal in Richtung Flughafen, vorbei an unzähligen Holzfabriken, dann im scharfen Linksbogen mit einem Stopp am Obststand (Rote Drachenfrucht, Tamarinde, Rambutan), ein Stück am Stausee entlang und dann in eine unscheinbare Nebenstraße. Nach einigen Kautschukplantagen dominiert nun die Ananas. Auch diese Frucht will verköstigt sein. Und um das Schlachtfest vollständig zu machen, gibt es dann in einer vorgezogenen Mittagspause noch ein Brathuhn. Liebe Jungs im Büro in Berlin-Neukölln: Unser Hühner-Araber um die Ecke hat keine Ahnung, was er da macht: Die Dai (die Volksgruppe, durch deren Gebiet wir die nächsten Tage radeln) haben den Dreh raus, wie man Hühnerschenkel so richtig knusprig macht! Knusprig, schmackhaft, scharf!
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Sensation: Wahlen in Nepal

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 53km, Wetter: erst bewölkt, dann sonnig

Viele Dörfer und Weiler am Trisuli-Highway werden Mitte November die Nationaldemokraten wählen, das haben wir heute herausgefunden. Die zweiten nationalen Wahlen, nach 2008, endlich sind sie terminiert! Die Monarchie, der von den Maoisten geführte Bürgerkrieg (1996 – 2006), seit 2008 aber schließlich doch so etwas wie Demokratie. Die bis jetzt aber nicht gut funktioniert hat, die Maoisten wurden zunächst mit Mehrheit ins Parlament gewählt, wussten mit ihrer neuen Rolle aber nicht wirklich etwas anzufangen (den wichtigsten Punkt ihrer Agenda, die Abschaffung der Monarchie, haben sie aber durchgesetzt). Dazu ein wildes Gemisch aus kleinen und kleinsten Parteien, die eigentliche Aufgabe – das Ausarbeiten einer Verfassung – hat man nicht hingekriegt.

Demnächst sind also wieder Wahlen, vielleicht wird es dann ja besser, die maoistische Mehrheit ist dahin, die Genossen von den Marxisten-Leninisten haben aufgeholt und auch die gemäßigtere Congress Party. Der Drall geht nach links, die Nationaldemokraten sind übrigens liebe und vergleichsweise vernünftige Gesellen. Die Wahlzettel werden zwar in für uns irritierender Weise mit Hakenkreuzen erklärt, aber das ist eben das alte indische Sonnenrad und hat in Südasien eine ewige Tradition.

An den Felsen, Häusern und unmöglichsten Stellen hängen jetzt Wahlplakate (in dezentem Zweifarbendruck, also nicht ganz so aufdringlich wie bei uns), immer wieder kommen uns kleine Wahlkolonnen entgegen oder Motorradfahrer mit Fähnchen der Partei ihrer Wahl. Das Volk ist mobilisiert. Wir hatten heute übrigens wieder eine großartige Etappe, was auch sonst…das Frühstück wurde singend serviert und man bedankte sich dafür singend, ganz schlimme Musical-Qualität. Wolkenverhangen ging es los, so dass wir auf die Himalaya-Sicht verzichten mussten, aber schon in die Nähe kommt man mit dem Schauen ja kaum hinterher. Zum Schluss eine langgezogene Rampe in die kleine und historisch bedeutsame Stadt Nuwakot. Und jetzt sind wir in der Famous Farm untergebracht, einem jener Kleinode, wie man sie nur ganz selten zur Übernachtung bekommt.

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Rothenburg ob der Taube auf Chinesisch

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Wuzhen Stadtbesichtigung, ca. 15 km.

Wuzhen hat eigentlich nur 2 Sehenswürdigkeiten. Das Westdorf und das Ostdorf. Das Ostdorf ist angeblich traditioneller und authentischer. Das Westdorf etwas bunter aufgemacht und wesentlich stärker renoviert.

Wir besuchten zuerst einmal das Ostdorf und mussten gleich feststellen, dass wir nicht die ersten hier sind. Wuzhen wird in vielen Reiseführern gar nicht mal erwähnt. Für Chinesen scheint es aber ganz oben auf der Reisezielliste zu stehen. Dem entsprechend war der Ansturm. Da hätte man noch so früh aufstehen können und man wäre den Massen doch nicht entkommen. Wuzhen ist im Gegensatz zu Tongli „geöffnet und entwickelt“ wie ein Chinese sagen würde. Bevor es irgendwo Eintritt gibt, lohnt es sich auch eigentlich nicht wirklich hin zu fahren, so die chinesische Touri-Logik. Da wundert es nicht, dass die Eintrittspreise hier zu Lande immer weiter in die Höhe schießen. Denn teurer ist ja auch gleich besser. Das steht so langsam in keinem Verhältnis mehr, wenn man überlegt, dass die Verbotene Stadt in der Off-Season 40 Yuan kostet. Dieser Logik nach kommt irgendwann kein Chinese mehr in die Verbotene Stadt, weil es einfach zu billig ist da…. Kann ja gar nicht so viel zu sehen geben. Wuzhen dagegen ist komplett auf den Tourismus gestellt und man hat das Gefühl, dass die ganze Stadt von diesen 2 Museumsdörfern lebt. Man kann es ihnen aber auch nicht vergönnen. Denn schön anzusehen sind die Dörfer ja schon. Man hat bloß kaum Ruhe die Sachen zu genießen, wenn man von einer Masse durch die Gassen gedrängt wird. Auch die ganzen Souvenir-Shops zeugen davon, dass es hier geöffnet und entwickelt ist, und sich lohnt herzufahren. Denn was wäre denn eine Besichtigung ohne Souvenir. Dann kann man ja gleich zu Hause bleiben und die Bilder sich im Internet anschauen.

Ich verliere mich wieder im Pessimismus. Die Museen im Dorf selber waren sehr interessant und schön gestaltet. Z.B. konnte man sehen wie die Blaumuster Tücher hergestellt werden oder wie Reisschnapps hergestellt wird. Mit kleiner Verkostung… und das am Vormittag :P. Auch das Bettenmuseum hatte beeindruckende Himmelbetten mit riesigen Anbauten, für die ich wohl eine neue Wohnung bräuchte, würde ich mir das ins Schlafzimmer stellen.

Die Essensauswahl ist entsprechend einer Touri-Kleinstadt groß aber unerheblich. Denn alle Lokale sind im Grunde genommen gleich. Es wird geworben damit, dass lokale Küche angeboten wird. Fragt man einen Einheimischen, welchen Laden er denn empfehle, kriegt man nur die Antwort: „Ich habe noch nie in einem von denen gegessen.“

Das Westdorf besuchten wir am Abend nach unserem Abendessen. Das ist noch ein wenig geöffneter und entwickelter. Bars und Hotels sind stilvoll in die Altstadtromatik eingegliedert. Es erinnert vom Flair her ein wenig an Rothenburg ob der Taube. Im Grunde genommen die Essenz von einem chinesischen Altstadtbild. Da verwundert es nicht, wie lange die Tafel ist mit Filmplakaten, die hier gedreht wurden. Nichts desto trotz ist es ein gelungenes Gesamtkunstwerk, dass als Lebensunterhalt für eine ganze Kleinstadt fungiert. Geschafft nach dem vielen Kleinstadtbummel ging es in einer 3 Kleinbuskolonne wieder in Richtung Hotel. Nun reicht es aber auch mit den Wasserdörfern… Denn immerhin haben wir jetzt das geöffnetste und entwickelste von allen gesehen.

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Die schönste Bergauffahrt im Kathmandu-Tal

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 70km, Wetter: sonnig, später etwas diesig

Blog von Monika, die natürlich lange auf uns Nachzügler warten musste

Der Tag ist gestopft voll – also müssen wir früh los. Albin sucht – diesmal nicht seinen Geldbeutel oder die Frau, sondern den Rucksack. Jutta findet das Gepäckstück nach einem schnellen Blick in den Bus.

Das erste Teilstück ist schwierig – wir müssen die Räder tragen und schieben. Dann geht’s auch im Sattel weiter. Auf einem Bolzplatz spielen Kinder. ‚Where are you from‘ ist die Lieblingsfrage – oft auch die einzigen Worte, die sie können. ‚Germany‘. ‚Oh – Bayern München‘ juchzen die Jungs. Einer nimmt Anlauf und schießt den Ball auf das netzfreie Tor. Der Ball fliegt und fliegt … und Martin radelt gerade gelassen um die Ecke. Der etwas ungezielte Torschuss trifft mit voller Wucht sein Vorderrad und der anschließende Salto von Martin auf die Staubstraße ist ein beeindruckendes, gewichtiges Ereignis. In Sekundenbruchteilen sind die Kinder verschwunden, nur der Fußball rollt noch vor sich hin. Martin steht auf und klopft sich den Staub ab. Erstversorgung der kleinen Schramme und wir holpern weiter. Die Kinder sitzen vermutlich jetzt noch erschreckt noch im Gebüsch.

Bhaktapur ist die dritte Königstadt im Katmandu-Tal. Leider haben wir viel zu wenig Zeit für diese alte Stadt mit den wunderschönen holzverzierten Häusern und den dazugehörigen Geschichten. Die Stadt wirkt wie frisch durchgefegt, Händler präsentieren ihre Waren. Ein interessierter Blick auf den Schal oder die Tasche und sie kommen hoffnungsfroh aus den kleinen Geschäften gestürzt. Es ist Reisernte und auf jedem freien Flecken wird Reis zum Trocknen ausgebereitet. Ganze Straßen sind dafür blockiert. Die Beschäftigung mit dem wichtigen Nahrungsmittel ist fest in weiblicher Hand. In verschiedenen Rottönen gekleidet, stehen die Frauen auf und im Reis, sortieren, sieben und wenden ihn permanent. Auch auf dem Töpfermarkt muss sich das frisch hergestellte Tongeschirr den Platz mir den Reishäufchen teilen. Die Tonscheibe wird per Hand mit einem Stock angetrieben, geschickt werden die Schalen oder Butterlampen geformt und zum Trockenen in die Sonne gestellt. Wir schauen beim königlichen Bad samt Umkleidekabine vorbei. Nackte Körperpflege war streng verboten. Das Tor dazu ist mit üppigen Ornamenten und Figuren verziert. Dem armen Holzschnitzer hat man hinterher die Hände abgehackt, so dass es ihm nicht möglich war, die Arbeit für andere zu wiederholen.

Wir versammeln uns um unseren Reiseleiter – die Fahrt in den Norden, hoch in die Berge führt uns mitten durch Katmandu. Keine andere Möglichkeit dem Verkehr zu entgehen. Hermine, Martin und Jutta krabbeln in den Bus. Der Rest reiht sich auf, wie Gebetsfahnen auf einer Schnur. Sogar die Farben der Trikots stimmen, zumindest einigermaßen. Gelb fährt voraus (Jan) und Gelb fährt hinterher (Dieter) – beide mit GPS ausgestattet. Wir fädeln uns in den Verkehr ein. Erst etwas ruhiger auf Nebenstrecken, doch dann gibt es die volle Verkehrs-Packung. Mitten durch die brodelnde Stadt. Rechts und links überholen wir Busse oder LKWs uns. Zwischen Motorrädern, Handkarren und Rußwolken an einer großen, wild trommelnden Hahre Krishna Prozession vorbei. Die wild pfeifenden Polizisten werden einfach übertönt und ignoriert. Gelegentlich knäult sich der Verkehr zum völligen Stillstand zusammen. Es scheint dabei wichtig zu sein, jede noch so winzige Lücke als Erster zu erobern und keinesfalls nachzugeben. Wenn gar nichts mehr geht – also eigentlich ständig – werden die Fahrzeuge durch heftige Schläge auf das Blech aus der Verkeilung dirigiert.

Endlich geht’s bergauf – schlagartig nimmt der Verkehr ab. Wir schrauben uns 22 Kilometer in die Himalaya-Berge hinein. Die schmale Straße wird wenig später durch einen liegengebliebenen LKW völlig blockiert – kein Benzin mehr. Per Hand wird Kraftstoff tropfenweise nachgefüllt. Direkt daneben wird weißer Rettich frisch aus der Erde gezogen und aufgestapelt. Die Sonne steht schon schräg und wirft sanftes Licht auf die Bergstraße. Juttas Reiseführer hat die Strecke als schönste Bergstrecke im Kathmandu-Tal beschrieben. Mit Recht. Der Blick geht weit, weit ins Tal zu den Reisterrassen und Gemüsefeldern hinunter. Die Steigung ist radlfreundlich. Dieter reißt die Kette und muss in den Bus. Immer weiter. Die letzten steilen Kilometer führen mitten durch ein Militärcamp hindurch. Schlagbäume und graue-weisse Uniformen überall, aber auch eine freundliches Durchwinken.

Albin sucht – diesmal den Weg. Mit enttäuschtem Gesicht kommt er zusammen mit Frank zurückgerollt. Geknickte Mienen. Da geht es nicht weiter – ein Soldat hat sie zurückgeschickt. Kein Hotel, kein Resort, kein Weg. Wir versuchen es weiter, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen und wir haben die Wolkengrenze erreicht. Endlich unsere Unterkunft, auf über 2000 Meter liegt das kleine Hotel am Wegesrand. Es ist kühl geworden, aber das ‚Mountain View‘ hat warme Duschen, einen Fernseher mit Live-Übertragung der Bundesliga in der Lobby. Der Herbergsbesitzer gibt sich alle Mühe, schleppt Koffer und bringt jede Flasche oder Tasse mit einem Strahlen und einer Verbeugung. Wir sind auf heißen Tee umgestiegen – zugegeben, ein klitzekleiner Schluck Rum hat auch in manchen Tassen Platz. Nur das Männerquartett, das auch im Nebenhaus zusammen übernachten darf, bleibt konsequent beim Everest-Bier. Es gibt Dal Baht und heftige Diskussionen um die Fußballergebnisse. Hertha ist gegen Bayern in Führung gegangen, wie konnte das passieren? Der heutige Hero ist Edi, trotzt gestrigem Sturz fährt er den kompletten, anstrengenden Tag mit uns durch. Von Anfang bis Ende.

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Vanilla, Rice, Rice, Baby…

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Fahrt nach Wuzhen. ca. 85 km.

Ganz klar war heute zu erkennen, dass wir durch die Kornkammer Chinas radelten. Nichts als Reis, Reis und nochmal Reis. Mal neben der Landstraße… Mal durch die Felder selber… Die Pflanzen sahen reif aus und vereinzelt wurde auch schon geerntet.

85 km sind jetzt nicht der totale Kondi-Killer. Die müssen aber auch erstmal gefahren werden. Allerdings hatten wir heute Glück. Der Wind wehte fast durchgängig von Norden. Und wir fuhren fast schnurstracks nach Süden. Das traf sich ganz gut und führte dazu, dass wir ordentlich vorwärts kamen. Da konnte man sich sogar gönnen das Mittagessen fast vor dem Ziel zu sich zu nehmen, um dann nur noch im Verdauungstritt in die Zielgerade einzufahren.

Das Hotel Vienna, welches wir bezogen kannte ich bisher nicht und ich war mir über deren Lage leider nicht ganz im Klaren. Bedauerlicherweise lag es weit von allem was man irgendwie Stadt nennen könnte. Heißt ja auch Hotel Wien… Das kann man natürlich nicht direkt neben eine chinesische Altstadt stellen. Ein gewisser Anstandsabstand ist da schon angebracht. Man könnte jetzt meinen es läge idyllisch mitten im Reis- und Gemüsefeld. Die eine Hälfte tut genau das auch. Die andere schaute allerdings direkt auf eine starkbefahrene Autobahnauffahrt. Zum Glück hatten wir alle die richtige Seite erwischt. Das Abendessen tat sich allerdings etwas schwierig. Eigentlich bin ich ja kein Fan vom Hotel Dinner. Transport für 15 Leute will allerdings vorgeplant werden. So sahen wir uns gezwungen das Abendessen eben doch 4 m unter dem eigenen Bett zu uns zu nehmen. Das Separee des Hotelrestaurants war selber eine kleine Einführungskunde in die Sichtweise und Geschmackswelt der neureichen Chinesen. Dem Hotelnamen entsprechend war der Raum etwa einem kleinen Ballsaal entsprechend. Private integrierte Toilette und ein kleiner Loungebereich durfte natürlich auch nicht fehlen. Was es mir allerdings am meisten angetan hat, war die motorisierte Lazy-Susanne (Die Essensdrehplatte). In einem gemächlichen Tempo zogen somit die ganze Zeit die Gerichte an einem vorbei. Ein wenig wie die Sushi-Läden mit Sushi-Eisenbahn oder –Schiffchen. Das hatte schon was.

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Kiffende Ziegen

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Den Ziegen der Tamang-Dörfer rund um Balthali wird etwas Marihuana ins Essen gemischt, das hier überall wild wächst. Sie kiffen also nicht wirklich, haben aber auch keine Magenprobleme und schauen sehr interessiert in die Welt. Das Gras zur Beruhigung wilder Ziegenmägen hat einige von uns aufhorchen – ein paar mit rumorenden Mägen gibt es ja immer – und die Hände aufhalten lassen, kein Problem, ist frei verfügbar, sollte aber bis zur Abreise aufgebraucht sein. Oder sie schlagen den Weg der Sadhus im großen Shiva-Tempel Pashupatinat ein, die sich Tag und Nacht zudröhnen, in diesem Tempel ist die Kifferei ausdrücklich erwünscht.

Einen schönen kleinen Spaziergang haben wir heute gemacht, durch ein Diorama nepalesischen Landlebens: die Bauern – hier vor allem von der Volksgruppe der Tamang – sind bei der Reisernte, die Terrassen schrauben sich die steilen Berge rings um unser Resort herauf, noch nicht ganz durch sind Sesam und Kartoffeln. Lopsis fallen von den Bäumen, das sind kleine und furchtbar saure Früchte. In den Dörfern wird Reisschnaps gebraut (und natürlich von uns probiert, nicht stark genug), in den Gassen werden Gemüse und Getreide getrocknet, es wird gesichelt und gesägt. Tiere stehen schmuck im Weg. Ede ist auf den schmalen Wegen kurz ausgerutscht und ein Feld tiefer gelandet, jetzt hat er einen großen Bluterguss an der Hüfte, hoffentlich bessert es sich schnell.

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Urwald und Stadtdschungel

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Nach Morgennebel wieder Sonne! 45 km tendenziell bergab mit 650 Höhenmetern bergauf am Stück auf der alten Staatsstraße 213.

Grün ist es hier. Hellgrün, dunkelgrün, ein kräftiges Mausgrün. Hoppla. da ist mir ein Loriot in den Blog gerutscht.

Das Wetter hält, noch kriecht die Feuchtigkeit aus dem Regenwald, Morgennebel verhüllt die Sonne. Unsere Gastfamilie ist definitiv noch nicht vollständig aus den Federn gekrochen. Nur die Chefin fegt die Reste des gestrigen Gelages durch den offenen Gastraum und ist überrascht, dass tatsächlich kurz vor 8 eine der Langnasen ebensolche in die Küche steckt. Das heiße Wasser für meinen Kaffee ist noch nicht gekocht, brodelt aber ein paar Minuten später munter vor sich hin.
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