Rothenburg ob der Taube auf Chinesisch

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Wuzhen Stadtbesichtigung, ca. 15 km.

Wuzhen hat eigentlich nur 2 Sehenswürdigkeiten. Das Westdorf und das Ostdorf. Das Ostdorf ist angeblich traditioneller und authentischer. Das Westdorf etwas bunter aufgemacht und wesentlich stärker renoviert.

Wir besuchten zuerst einmal das Ostdorf und mussten gleich feststellen, dass wir nicht die ersten hier sind. Wuzhen wird in vielen Reiseführern gar nicht mal erwähnt. Für Chinesen scheint es aber ganz oben auf der Reisezielliste zu stehen. Dem entsprechend war der Ansturm. Da hätte man noch so früh aufstehen können und man wäre den Massen doch nicht entkommen. Wuzhen ist im Gegensatz zu Tongli „geöffnet und entwickelt“ wie ein Chinese sagen würde. Bevor es irgendwo Eintritt gibt, lohnt es sich auch eigentlich nicht wirklich hin zu fahren, so die chinesische Touri-Logik. Da wundert es nicht, dass die Eintrittspreise hier zu Lande immer weiter in die Höhe schießen. Denn teurer ist ja auch gleich besser. Das steht so langsam in keinem Verhältnis mehr, wenn man überlegt, dass die Verbotene Stadt in der Off-Season 40 Yuan kostet. Dieser Logik nach kommt irgendwann kein Chinese mehr in die Verbotene Stadt, weil es einfach zu billig ist da…. Kann ja gar nicht so viel zu sehen geben. Wuzhen dagegen ist komplett auf den Tourismus gestellt und man hat das Gefühl, dass die ganze Stadt von diesen 2 Museumsdörfern lebt. Man kann es ihnen aber auch nicht vergönnen. Denn schön anzusehen sind die Dörfer ja schon. Man hat bloß kaum Ruhe die Sachen zu genießen, wenn man von einer Masse durch die Gassen gedrängt wird. Auch die ganzen Souvenir-Shops zeugen davon, dass es hier geöffnet und entwickelt ist, und sich lohnt herzufahren. Denn was wäre denn eine Besichtigung ohne Souvenir. Dann kann man ja gleich zu Hause bleiben und die Bilder sich im Internet anschauen.

Ich verliere mich wieder im Pessimismus. Die Museen im Dorf selber waren sehr interessant und schön gestaltet. Z.B. konnte man sehen wie die Blaumuster Tücher hergestellt werden oder wie Reisschnapps hergestellt wird. Mit kleiner Verkostung… und das am Vormittag :P. Auch das Bettenmuseum hatte beeindruckende Himmelbetten mit riesigen Anbauten, für die ich wohl eine neue Wohnung bräuchte, würde ich mir das ins Schlafzimmer stellen.

Die Essensauswahl ist entsprechend einer Touri-Kleinstadt groß aber unerheblich. Denn alle Lokale sind im Grunde genommen gleich. Es wird geworben damit, dass lokale Küche angeboten wird. Fragt man einen Einheimischen, welchen Laden er denn empfehle, kriegt man nur die Antwort: „Ich habe noch nie in einem von denen gegessen.“

Das Westdorf besuchten wir am Abend nach unserem Abendessen. Das ist noch ein wenig geöffneter und entwickelter. Bars und Hotels sind stilvoll in die Altstadtromatik eingegliedert. Es erinnert vom Flair her ein wenig an Rothenburg ob der Taube. Im Grunde genommen die Essenz von einem chinesischen Altstadtbild. Da verwundert es nicht, wie lange die Tafel ist mit Filmplakaten, die hier gedreht wurden. Nichts desto trotz ist es ein gelungenes Gesamtkunstwerk, dass als Lebensunterhalt für eine ganze Kleinstadt fungiert. Geschafft nach dem vielen Kleinstadtbummel ging es in einer 3 Kleinbuskolonne wieder in Richtung Hotel. Nun reicht es aber auch mit den Wasserdörfern… Denn immerhin haben wir jetzt das geöffnetste und entwickelste von allen gesehen.

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