Wandatag

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

Wanderausflug in den Reisterrassen, 14 Kilometer zu Fuß, 37 Kilometer mit dem Bus

Geschrieben von einem Teilnehmer. Der namentlich nicht genannt werden möchte*.

Heute hatte uns unser Reiseleiter einen halben Wellness-Tag versprochen. Am Vormittag wollt er mit uns eine kleine, ca. dreistündige Wanderung durch die Reisterrassen unternehmen. Zurück wären wir dann kurz nach Mittag, damit wir wahlweise die Füße hochlegen, die hoteleigene Poolanlage genießen oder dem Sauna- und Massagebetrieb nebenan einen Besuch abstatten können. Diese Tagesplanung fanden wir alle ganz durfte.

Frühstück gab es im Hotel. Reisnudelsuppe, wässriger Reisschleim und Spiegeleier standen zur Auswahl. Nicht unbedingt das, womit man einen Wellness-Tag beginnen möchte, aber nun gut, es sollte ja auch nur ein halber Wellness-Tag werden.

Abmarsch um neun Uhr. Wie gewohnt. Zunächst ging es über viele, viele Stufen auf einem gut ausgebautem Weg nach oben. Man merkte sofort, dass die örtliche Tourismusbehörde ganze Arbeit geleistet hatte, um den Bedürfnissen eines jeden Reisenden gerecht zu werden. Selbst Rollstuhlfahrer finden hier eine behindertengerechte Toilette vor, nachdem sie die vielen Treppen gemeistert haben (siehe Foto in der Galerie unten).

Weit ging es auf einem Höhenweg, immer wieder mal ein paar Höhenmeter hoch, mal ein paar Höhenmeter runter. Die Aussicht war teilweise atemberaubend, zumal wir das perfekte Wetter erwischt hatten. Kein Regen, nicht zu warm und nicht zu kalt. Nur etwas mehr Sonne hätten wir uns gewünscht. Und blauen Himmel. Und ein paar Grad mehr wären auch nicht schlecht gewesen.

Nach ca. einer Stunde waren wir noch immer am Latschen. Reiseleiter Christof meinte, dass wir von den geplanten 11 Kilometern erst drei gelaufen wären. Das stimmte uns ein wenig stutzig, denn drei mal drei macht neun, und wir sollten doch schon nach drei Stunden mit der Wanderung durch sein.

Unterwegs gab es immer wieder nette Frauen der Yao-Minorität, die uns Postkarten und anderen Kram verkaufen wollten. Ab und an kauften wir ihnen sogar etwas ab. Manchmal Postkarten, manchmal den anderen Kram.

Nach ca. zwei Stunden hatten wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurück gelegt. Es kamen Zweifel in der Gruppe auf. Hatte sich unser Reiseleiter Christof womöglich verlaufen? Wir hätten doch kurz vor dem Ziel sein müssen.

Wiederum eine Stunde später wollte ich ein Eis, war ich müde oder gelangweilt, musste auf die Toilette und fragte Reiseleiter Christof ob wir denn bald da wären. Reiseleiter Christof meinte es wäre nicht mehr weit und konsultierte sein Navi.

Nach einer weiteren halben Stunde und viele, viele Treppenstufen später rebellierten auch andere aus der Gruppe. Man sei doch bereits mehr als die angekündigten drei Stunden gelaufen hieß es. Der hoteleigene Pool würde um 18:00 schließen hieß es. Wann könne man endlich in die Sauna hieß es. Reiseleiter Christof meinte dazu nun wäre es nicht mehr weit. Das stimmte auch, denn wir mussten nur noch zwei weitere Stunden marschieren. Und waren endlich dort angekommen, wo uns ein Bus wieder zurück in Richtung Hotel fahren sollte.

Mittlerweile war es weit über die Mittagszeit hinaus, daher hatten alle mächtigen Hunger. Das Restaurant einen Kilometer vor der Busstation kam wie gelegen, es gab wahlweise gebratene Nudeln mit oder ohne Fleisch. Oder gebratenen Reis. Das war sehr lecker.

Kurz nach vier Uhr saßen wir alle im Bus zurück nach Pingan. Allerding fuhr dieser Bus gar nicht nach Pingan. Außerdem setzte er sich erst eine halbe Stunde später in Bewegung. So ganz hatte ich es nicht verstanden, jedenfalls fuhren wir eine halbe Ewigkeit und mussten dann noch mitten auf der Strecke in einen anderen Bus umsteigen, der genau in die entgegengesetzte Richtung fuhr.

Schließlich kamen wir doch noch in Pingan an. Und zwar unten am Parkplatz. Den Rest des Weges zum Hotel mussten wir wie gestern schon zu Fuß zurück legen. Das Hotel erreichten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit.

Der hoteleigene Pool war inzwischen ausgetrocknet, der Sauna- und Massagebetrieb nebenan geschlossen und an Füße hoch legen war eh nicht mehr zu denken. Reiseleiter Christof hat uns um unseren halben Wellness-Tag gebracht. Dieser Schuft!

* Das ist selbstredend geflunkert!


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-09_Shan152.gpx“]

Auf dem Rücken des Drachen

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

Kurze, aber knackige 16 Kilometer hoch zu den Reisterrassen. Sonnig.

Morgenvisite um acht Uhr: „Bitte alle mal die Wunden vorzeigen. Na, das sieht doch schon ganz gut aus. Hmm, dieser Bluterguss am Oberschenkel hat eine sehr interessante Färbung angenommen. Aber dafür ist die Schwellung weg. Josef, dein linker Arm macht mir echt Sorgen, du kannst ihn also noch immer nicht heben…

Von den vier Sturzopfern von gestern sind drei wieder halbwegs auf dem Damm, nur Josef muss einen weiteren Tag im Begleitfahrzeug verbringen, mit seinem recht unbeweglich am Körper baumelnden Arm ist an Radfahren vorerst nicht zu denken. Aber er ist optimistisch, dass sich das in den nächsten zwei Tagen bessern wird. Er tut so, als wäre es ein leichter Schnitt in den kleinen Fingern. Zäh, diese Generation 50 plus!

Die Karambolage am Vortag hat leider nicht die ersten Opfer dieser Reise gefordert. Die ersten Opfer waren nämlich Brigitte und Wolfgang. Brigitte und Wolfgang sind mit mir 2013 die Tour Die Drei Schluchten des Yangzi gefahren. Mit dabei waren damals auch Silvia, Franz, Sabine, Wieland und Martin, die auch jetzt wieder an Bord sind. Es sollte also eine kleine Revival-Tour werden. Ein paar Wochen vor der Abreise stürzte Wolfgang mit dem Motoroller und musste die Reise absagen.
Wenig später musste auch Günter die Tour stornieren. Er war sehr unsanft vom Fahrrad gefallen und musste einige Tage im Krankenhaus verbringen. Günter ist ebenfalls ein ganz alter China By Bike Hase.

An dieser Stelle daher ganz liebe Grüße an Brigitte, Wolfgang und Günter! Werdet bitte ganz schnell wieder ganz fit, wir haben da noch ein paar Reisen für euch auf Lager 🙂

Kurz nach acht werfen wir unser erstes rein chinesisches Frühstück ein. Reisnudeln in einer kleinen Garküche, die für zehn Personen ausgelegt ist und wir zu zwölft folglich den Laden schnell ganz für uns haben.

Abfahrt so gegen neun Uhr. Wir wollen zu den Drachenrücken-Reisterrassen. Wieder so ein elend langes Wort. Dabei ist die Fahrt dorthin von Heping aus gar nicht lang, nur 16 Kilometer. Die letzten sechs davon und rund 350 Höhenmeter jedoch in Serpentinen.

Eine Vormittagsbeschäftigung. Gegen halb zwölf sind wir mit den Rädern am Parkplatz der Reisterrassen von Longji (Drachenrücken). Ab dort geht es nur noch zu Fuß weiter, denn der Weg zum Hotel besteht überwiegend aus Stufen. Für unser Gepäck heuern wir Sherpas an. Diese sind überwiegend weiblich, im Durchschnitt 57 Jahre alt und 157 cm groß. Sie haben sich auf das Tragen schwerer Lasten von Touristen spezialisiert, daher wollen wir ihnen das Geschäft nicht madig machen.

Weitere 100 Höhenmeter später sind wir in unserem Hotel angekommen. Die recht komfortable Herberge empfängt uns mit Schmutzbier und Abendessen zu saftigen Preisen. Kann man sich erlauben, wenn alles mühsam hochgetragen werden muss.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-08_Shan152.gpx“]

Anders als geplant

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

81 Kilometer von Guilin nach Heping

1995 (und auch in den Folgejahren) sind wir auf der ersten Etappe immer nach Wantian gefahren. Das ist ein kleines Dorf am Fuße der Berge 50 Kilometer nördlich von Guilin. Damals konnten wir froh sein überhaut eine Herberge gefunden zu haben, nämlich die einzige im Ort und für Fernfahrer gedacht. Oder wenn Angehörige zu Besuch kommen und das eigene Haus nicht genügend Platz hat. Ausgestattet waren die Zimmer mit einem einfachen Bett, einem einfachen Tisch und einem einfachen Fernseher. Ansonsten gab es Betonfußboden und gekalkte Wände, die schon seit Jahren nicht mehr weiß waren. Übermäßig sauber war es auch nicht, eher ganz das Gegenteil. Wantian war nicht auf Touristen eingestellt. Was wollten die auch hier? Lange Zeit war Wantian die übelste Absteige von allen unseren Touren. Später eröffnete dann noch ein anderes Hotel, aber der Komfort und die Sauberkeit war dort auch nicht wesentlich besser.

Die meisten unserer Teilnehmer waren zunächst etwas geschockt. Wie konnte man ihnen solche Zimmer zumuten? Später dann jedoch, zum Ende der Tour oder nach der Tour, wurde meist mit einem Leuchten in den Augen davon geschwärmt, in was für einem Drecksloch man übernachtet und es sogar überlebt hatte.

Auch dieses Jahr sollte eigentlich in Wantian übernachtet werden. Aber ich hatte kurzfristig umdisponiert und anders geplant. Nicht nur, weil ich meiner Gruppe ein solches „Hotel“ nicht zumuten wollte, sondern vor allem weil ich befürchtete, dass wir genügend Zimmer bekommen würden. Wie bereits gesagt ist Wantian nicht auf Tourismus eingestellt, und schon gar nicht auf solchen Massentourismus wie unser 13-köpfige Gruppe.

Hinter Wantian beginnen die Berge. Unsere nächste Station wäre Pingan gewesen, ein Dorf in den Reisterrassen. Von Wantian aus muss man dafür zwei kleinere und einen größeren Pass überwinden und hat am Ende der Etappe nochmal einen 6 Kilometer langen Anstieg in Serpentinen hoch zu den Reisfeldern. An der Abzweigung, an der man die Hauptstraße verlässt und in Richtung Reisterrassen abbiegt, befindet sich das Dorf Heping. Im Internet hatte ich dort ein Hotel erspäht, Zwar auch mit einem recht einfachen Standard, aber um Längen besser als Wantian. Und nachdem unsere Agentur in Beijing mir dann noch Fotos von akzeptablen Zimmern des Hotels gemailt hatte war klar, dass wir das buchen werden.

Was jedoch auch bedeutete, dass die heutige Etappe schnell mal um 40 Kilometer länger werden würde als ausgeschrieben. Und schwieriger, denn auf den zusätzlichen 40 Kilometer war die bereits erwähnten zwei kleinere und der längere Pass zu überwinden. Also 90 statt 50 Kilometer und bergig statt hügelig. Vor vielen Jahren wäre das unseren Teilnehmern nicht zuzumuten gewesen, denn damals waren wir noch mit Leihrädern, auch Krücken genannt, und darüber hinaus mit vollem Gepäck am Rad unterwegs. Ein Begleitfahrzeug gab es nicht. Aber mit unseren schicken China By Bike Rädern und dem Bus von Xiao Yang sollten auch diese 90 Kilometer kein Problem für uns darstellen. Wir haben weit schwierige Etappe auf anderen Touren von uns.

Die Änderung des Plans bekamen meine Teilnehmer zwei Wochen vor Abreise per Mail mitgeteilt. Widerstand war also zwecklos. Und so richtigen Bammel vor der Strecke hatte niemand, als wir um 9:00 Uhr auf den Rädern saßen und uns durch den dichten Morgenverkehr aus der Stadt kämpften. Dieser dünnte sich mit jedem Kilometer aus und ab Kilometer 20 hatten wir tatsächlich so etwas wie Landschaft erreicht. Der Belag war bestens und es rollte gut, wir fuhren zügig in dichter Formation.

Dann aber passierte das, was überhaupt nicht geplant war. Eine kurze, scharfe Bremsung und plötzlich lagen vier Leute auf der Straße, teilweise eingekeilt in ihren Rädern. Eine üble Massenkarambolage, wie ich sie bisher noch auf keiner Tour hatte und auch nicht mehr haben möchte. Alle hatten Abschürfungen an verschieden Körperstellen und alle klagten über Schmerzen in Schultern und/oder Beinen. Am schlimmsten hatte es Josef erwischt, der an vorderster Stelle direkt über den Lenker abgestiegen war. Er kann seinen linken Arm nicht mehr heben und es ist schnell klar, dass er ins Krankenhaus muss zu einer genaueren Untersuchung.

Die anderen drei erholen sich zum Glück nach und nach wieder, und nachdem der Schock sich nach einer guten Stunde gelegt hat kann die Gruppe weiter radeln, während Josef, Xiao Yang und ich uns auf die Suche nach dem nächten Krankenhaus machen. Dank Xiao Yangs Navigations-App und mittels Durchfragen finden wir im nächsten Ort zwar ein kleines Krankenhaus, aber der Röntgenarzt ist gerade zur Mittagspaus und überhaupt wäre es doch bitte besser, wenn wir in den nächstgrößeren Ort fahren.

Dort werden wir nach einigem Herumgegurke fündig, Josef wird auch sofort behandelt, Fotos seiner Knochen im Schulterbereich werden fachmännisch geschossen und begutachtet. Dann die gute Nachricht: nichts gebrochen! Wir bekommen noch eine Tinktur mit und fahren der Gruppe hinterher.

Diese hatte sich tapfer bis Wantian durchgeschlagen, es dort geschafft Nudelsuppen für alle zu ordern, und ist dann weiter in die Berge hinein gefahren. Wir erreichen sie am ersten kleinen Pass. Bei Josef ist an Radfahren erst mal nicht zu denken, seinen linken Arm kann er noch immer nicht richtig bewegen. Daher leistet er Xiao Yang Gesellschaft, während der Rest über den zweiten kleinen Pass und den großen Pass kurbelt.

Nach einer rasanten Abfahrt erreichen wir unser Hotel gerade noch vor Sonnenuntergang. Viel Zeit hatte uns dieser blöde Unfall gekostet. Dafür kosten wir unser erstes richtig verdiente Schmutzbier dieser Tour!


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-07_Shan152.gpx“]

Osmanthus-Stadt

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

40 Kilometer mit den Rädern durch Guilin und Umgebung

Woher habe ich eigentlich die Information, dass Osmanthus (AKA Duftblüten) etwas mit Zimt zu tun hat? Stand wohl in einem der schlauen Reiseführer über die Stadt Guilin, wo es hieß, dass Guilin Zimtbaumwald bedeutet. Und ich habe es jahrelang ungeprüft übernommen 🙁

Guilin (桂林) heißt übersetzt nämlich in Wirklichkeit Osmanthus Wald (siehe den Wiki-Link oben)! Und das nicht umsonst, denn überall in der Stadt stehen Osmanthus Bäume. Was man eigentlich erst dann so richtig registriert, wenn sie blühen. Dann verströmen die Blüten nämlich einen sehr markanten, sehr süßlichen und sehr angenehmen Duft in der Stadt. Nicht nur dort, in der ganzen Region um Guilin herum wachsen diese Bäume und verbreiten ihren Geruch. Für mich ist Guilin und die Reise Berg und Wasser immer auch mit einer Erinnerung an den Duft von Osmanthus verbunden.

Der Osmanthus-Baum blüht im September. Ich hatte gehofft auf unserer Tour dieses Jahr noch einen Hauch davon in die Nase zu bekommen. Doch leider vergebens, wir sind zu spät.

Bei unserer Ankunft gestern hatte es bereits gut geregnet, beim Frühstück um 8:00 Uhr im Hotel war es nicht viel anders. Als Reiseleiter sitzt man dann mit einer Gruppe zusammen, die sorgenvoll aus dem Fenster blickt und nur darauf hofft, dass die für diesen Tag angesetzte Stadtbesichtigung auf Fahrrädern ausgesetzt wird. Ein schlechter Reiseleiter würde in einem solchen Fall klein beigeben, ein guter Reiseleiter hingegen zieht das anvisierte Programm gnadenlos durch!

Um kurz nach neun Uhr also saßen alle auf den Rädern.

Es goss nicht in Strömen sondern nieselte nur leicht, als wir im Pulk zu unserem ersten Besichtigungsprogramm radelten. Eine Tropfsteinhöhle. Keine schlechte Anlaufstelle wenn es draußen nieselt. Dann ist man nämlich unterirdisch und es nieselt trotzdem. Die Schilfrohrflötenhöhle (21 Buchstaben, nur sechs Vokale und davon zwei mit Umlauten. Beachtlich!) ist eine der Attraktionen Guilins. Eine, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Schön bunt ist es in der Schilfrohrflötenhöhle! Eigentlich sind solche Höhlen ja grau in grau, aber Dank moderner Lichttechnik kann man Farben an die Stalaktiten und Stallakmiten zaubern, die gibt es gar nicht. Aber ernsthaft, ich hatte die Höhle viel kitschiger in Erinnerung. Jetzt aber erstrahlt alles sehr harmonisch, fast schon elegant. Anscheinend hat man den Lichttechniker gewechselt.

Rein in die Höhle, raus aus der Höhle und: regenfrei! Somit trocken weiter. Etwas feucht wurde es nur nochmal bei unserem nächsten Stopp, Reisnudelsuppe nach Guilin-Art. Die gibt es wirklich nur hier in der Gegend, und sollte es sie dennoch woanders geben bestimmt nicht so gut wie hier. Es handelt sich dabei um eine do-it-yourself Suppe. Man bekommt die kurz in kochendem Wasser und mit Fleisch bestreuselten Reisnudeln in einer Schale serviert und muss dann selbst die restlichen Zutaten je nach Präferenz hinein schaufeln: verschiedene Sorten sauer eingelegtes Gemüse, geröstete Mungbohnen und Chily. Bei letzterem sollte man etwas vorsichtig sein, auch der Chili aus der Provinz Guangxi, in der wir uns befinden, kann höllisch scharf sein. Hatte ich ganz vergessen und deshalb ordentlich gejapst beim Schlingen meiner Nudeln.

Weiter im Programm. Der Yao Shan (Yao Berg) ist eine der größten Erhebungen im nahen Umkreis von Guilin. Nicht richtig hoch, nur 660 Meter, aber immerhin. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die Zuckerhutlandschaft drum herum. Bei klarem Wetter. Heute war kein klares Wetter. Am Fuß des Berges angekommen sahen wir nach oben und sahen Wolken, in denen irgendwo der Gipfel stecken musste. Nein Danke, den Aufstieg sparen wir uns. Wobei wir gar nicht aufgestiegen wären, sondern die Seilbahn hoch und die Sommerrodelbahn runter genommen hätten. Auf die Sommerrodelbahn hatte ich mich gefreut, da kommt das Kind im Manne raus. Aber hoch gondeln, oben nischt sehen und runter rodeln ist dann doch nicht der Bringer.

Um die Ecke vom Fuß des Yao Shan gibt es das Grab einer Prinzessin aus der Ming-Dynastie (1368 bis 1644). Das haben wir uns dann als Ersatzprogramm bzw. Zusatzprogramm angesehen. Auch schön, zumal wir fast die einzigen Besucher waren und der Eintritt nicht viel gekostet hat.

Alles in Allem: ein runder Tag!

PS: Die Fotos da unten, die übrigens aus mehreren Kameras stammen (vielen Dank für die Bereitstellung!) sind leider nicht ganz chronologisch sortiert. Das wird in den nächsten Blogeinträgen aber anders, versprochen! Außerdem merkt das eh niemand, der nicht mit uns auf der Tour war.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-06_Shan152.gpx“]

Happy Birthday Berg und Wasser!

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

Kleine Rückblende und Ankunft in Guilin.

Schicksalsjahr 1995.
Zwei Studenten der brotlosen Kunst Sinologie (= Allgemeine China-Kunde) kehren von ihren Auslandssemestern in China nach Berlin zurück. Volker hatte zwei Jahre in Beijing studiert, Christof ein Jahr in Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan.

Erst wenige Tage wieder in Deutschland erfährt Christof, dass ein kleiner Reiseveranstalter aus Berlin händeringend nach einem Reiseleiter für eine geführte Radtour in Südchina sucht. Zehn Leute hatten sich bereits zu der Reise angemeldet und der bisher vorgesehene Reiseleiter, ein in Berlin lebender junger Chinese, hatte plötzlich anderswo eine Festanstellung bekommen. Für Christof war es DIE Gelegenheit schnellstmöglich wieder bezahlt nach China zu reisen, denn dort wartete die Liebe auf ihn. Er bewarb sich also für den Job als Touristenführer auf zwei Rädern und bekam ihn mangels Alternativen auch prompt.

Aber dann bekam Christof Muffesausen. Denn erstens hatte er keinerlei Erfahrung als Reiseleiter, und zweitens war für die Reise außer den Flugtickets nichts gebucht. Sie haben richtig gelesen, nichts! Keine Transfers, kein Hotel, keine Fahrräder, nichts. Alles musste vom Reiseleiter vor Ort organisiert werden. Für 10 Teilnehmer plus Reiseleiter. Das war Christof absolut nicht geheuer. Daher seine Idee: den Freund und Kommilitonen Volker fragen, ober er nicht Lust habe die Gruppe als weiteren Reiseleiter zu begleiten. Zwei Reiseleiter haben nämlich den riesen Vorteil, dass man dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben kann, wenn etwas in die Hose gegangen ist.

Es folgte die legendäre Billardpartie, von der wir heute, nach 20 Jahren, weder in genauer Erinnerung haben wo sie stattfand noch wer sie gewonnen hat. Ist auch nur nebensächlich, denn Entscheidend war, dass bei dieser Partie der Christof den Volker fragte, ob er denn Lust hätte gemeinsam eine kleine Gruppe von abenteuerlustigen Deutschen auf dem Fahrrad durch China zu begleiten. Volker erbat sich einen Tag Bedenkzeit und sagte nach zwei oder drei Zügen am Billardtisch (auch das lässt sich nicht mehr so genau rekonstruieren) zu.

Dann ging es an die Vorbereitungen. Christof und Volker wurden über den geplanten Reiseablauf gebrieft, schüttelten die Köpfe und änderten die Strecke fast komplett um. Ausgeschrieben war die Reise als „Radtour am Li-Fluss in der Region um Guilin“, also eine gemütliche Tour immer flach an einem Flusslauf entlang.

Christof und Volker jedoch hatten ganz andere Ziele nahe Guilin im Sinn. Minoritätendörfer, Wind-und-Regen Brücke und unentdeckte Landschaften gab es ja auch noch in der Nähe von Guilin. Die beiden studierten Reiseliteratur und Landkarten (Internet war damals noch nicht) und legten Pi mal Daumen die neue Strecke fest. Immer in der Hoffnung, dass es an den anvisierten Übernachtungsorten auch Unterkünfte gibt.

Drei Wochen vor der Abreise wurden die Teilnehmer per Brief (E-Mail war damals auch noch nicht) über die Änderungen im Reiseablauf informiert. Storniert hat die Reise darauf hin niemand. Wäre eh zu spät gewesen.

Abflug am -weiß ich leider nicht mehr- in Berlin Schönefeld. Flug mit Aeroflot, Umsteigen in Moskau und via Novosibirsk nach Beijing. Dann weiter nach Guilin und hinein ins Vergnügen. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, die Teilnehmer damals. Aber alle ziemlich abenteuerlustig. Mussten sie auch sein, denn es wurde ein kleines Abenteuer. Von einigen dieser kleinen Abenteuer werde ich hier auch berichten. Also so eine Art Retroblog.

Schnitt.

Jubiläumsjahr 2015.
Kaum zu glauben, aber diese Reise gibt es noch immer! Zwar nicht mehr genau so wie damals, sie wurde mehrfach modifiziert, angepasst und vor Allem verbessert. Geblieben ist auf jeden Fall ein Schuss Abenteuer. Der steckt nämlich in jeder Tour von China By Bike, die Firma, die damals quasi am Billardtisch gegründet wurde.

Meine elf Teilnehmer dieses Jahr reisen nicht mehr über Schönefeld/Moskau/ Novosibirsk/Beijing an. Der Großteil fliegt von Frankfurt via Chengdu nach Guilin, zwei von München via Paris und Guangzhou, eine von Zürich via Hongkong und einer von Frankfurt via Beijing.

Irgendwann sind alle heute angekommen. Allen gemeinsam ist, dass sie bereits mit China By Bike gereist sind. Mindestens ein mal. Einer von ihnen ist schon das achte Mal mit uns unterwegs! Intern nennen wir solche Gäste Wiederholungstäter, der politisch korrekte Name ist wohl „Treuekunde“. Ich habe es kurz überflogen, auf ihren Reisen mit China By Bike haben sie zusammen über 24.000 Kilometer im Sattel eines Fahrrads zurück gelegt. Irre, nicht wahr?

Ankunft für die meisten am Nachmittag in Guilin. Zimmer beziehen, frisch machen und am Abend erste Begegnung mit der schmackhaften chinesischen Küche. Moment, den letzten Nebensatz muss ich wohl wieder streichen, denn alle haben ja schon eine Begegnung mit der chinesischen Küche von früheren Touren hinter sich.

Daher: Leert die Platten, Freunde!

Zum Geleit

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Heute ist der Tag des Abschieds gekommen.
Gestern hatten alle die Möglichkeit, zu tun und zu lassen was sie wollten. Keine nervige Katharina, die den Ton angibt und nach deren Pfeife man tanzen muss.
Zum gemeinsamen Abendessen, ein letztes Mal, trafen wir uns dann wieder. Noch einmal leckeres chinesisches Essen schlemmen. Sigi (Also Sigi, du siehst auch ich bin lernfähig) bekam seine geliebten Stangenbohnen.
Zum gebührenden Abschluss, warf Karl-Heinz ein, müsse man zu dieser „letzten“ Gelegenheit eigentlich unser Stammlokal der vorangegangenen beiden Abende aufsuchen, um da (erneut) das Spirituosenregal zu plündern.
Gesagt getan. Die Bedienungen begrüßten uns schon laut lachend, sie waren unseren Anblick schon gewohnt, auch den von Heinz vorm Schnapsregal. Gebührend beschlossen wir den Abend mit einigen Bieren und drei Flaschen Schnaps der Marke „Roter Stern“.
Es war schon spät, als wir das Lokal verließen. Als letzte Gäste ließen wir nur Koch und Bedienung zurück, eifrig damit beschäftigt eine Unmenge Knoblauch zu schälen, wie es schien, eine allabendliches Ritual.

Heute morgen letztes Frühstück dann eine kurze Verschnaufpause bevor ich meine Gruppe vor zur Kreuzung bringen werde, wo der Fahrer, ein quadratischer Beijinger – mehr breit als hoch-,schon auf uns wartet.
Silke und Andreas haben die Zeit noch genutzt, um nach Geschenken zu fahnden (unter anderem für mich, hihi). Sigi eröffnet mir in der Zwischenzeit, dass er in der vergangenen Nacht von unserem Abschied geträumt hätte. Alle hätten geweint, bis auf ihn und Hans.
So hochdramatisch fällt der Abschied dann doch nicht aus. Der Fahrer bugsiert die Koffer in den Minibus und scheint am liebsten so schnell wie möglich die Passagiere hinterher schieben zu wollen. Also kurz und schmerzlos, aber herzlich. Ein letztes Mal winken und dann verschwindet das Gefährt im Beijinger Verkehrsgetümmel. Und ich bleibe allein zurück.
Kurze Zeit später mache auch ich mich auf, in entgegengesetzter Richtung zum südlichen Flughafen der Stadt. Ich komme pünktlich zweieinhalb Stunden vor Abflug an. Wie gut, dass mein Flug (nach Chengdu) dann auch gleich zweieinhalb Stunden Verspätung hat. Wie anders ist dieser Flughafen als sein großer Bruder im Nordosten. Hier geht es zu wie auf dem Bahnhof (damit meine ich einen chinesischen Bahnhof). Es ist so laut, dass man keine Durchsage verstehen kann. Am Gate hat sich eine Menschentraube gebildet (nicht nur mein Flug hat Verspätung). Ein paar Witzbolde und Krawallmacher sind auch dabei. Dann gibt es endlich eine Essenlieferung für die Wartenden. Ein Aufschrei geht durch die Menge und alles rennt zur Ausgabe, egal ob in Turnschuhen oder auf 12-cm-Absätzen. Kurze Zeit später ist nur noch einvernehmliches Schmatzen zu hören und es herrscht zu ersten Mal so etwas wie Ruhe.
Dann wird auch mein Flug aufgerufen.
Im Flugzeug. Der alte Mann neben mir lacht die ganze Zeit. Aus dem Augenwinkel sehe ich, die „drei Damen vom Grill“ in der Sitzreihe nebenan. Sie beobachten mich. Die eine schaut schnell weg als ich mich unvermittelt umdrehe, die andere muss lachen.

Hier noch einmal ein großes Dankeschön an meine Gruppe, die jetzt im Flugzeug nach Frankfurt sitzt. Es war eine schöne Reise. Unkompliziert und entspannt, einfach angenehm eben, mit einem rasanten Beginn in Guilin und einem hochprozentigem Ende in Beijing.

Richtung Norden

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Wir sind fast am Ende unserer Reise angekommen. Heute steht das letzte große Highlight auf dem Programm – Die Besteigung der großen Mauer. Unsere Fahrt führt uns durch den morgendlichen Berufsverkehr in nördlicher Richtung aus Beijing heraus. Nach etwa anderthalbstündiger Fahrt sehen wir in der Ferne die Mauer über hohe Bergrücken kriechen.
Wir erklimmen erst den östlichen Teil. Außer uns weit und breit keine Menschenseele. Erst am Wendepunkt unserer kleinen Wanderung kreuzt sich unser Weg mit dem einer chinesischen Reisegruppe, die ebenfalls, nur aus der anderen Richtung, an ihrem Wendepunkt angelangt sind.
Nach einem guten Mittagessen bei schöner Aussicht, herrlichstem Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein, entschließen wir uns auch den westlich von der Straße gelegenen Abschnitt der Mauer zu besteigen.
Am Eingang hat sich ein Trupp Frauen breitgemacht die uns Ansichtskarten, Bücher und Obst verkaufen wollen. Bei Siggi haben sie Erfolg,er kauft eine Khaki, findet sie allerdings ziemlich langweilig im Geschmack, „wie Kohlrabi mit Zucker“. Außerdem verursacht sie wohl ein dermaßen pelziges Gefühl auf der Zunge, dass sie seiner Meinung nach besser als Betäubung vor einer Zahnbehandlung geeignet ist.
Außerdem müssen wir Wegezoll zahlen: 2 Yuan für den Aufstieg, der uns über eine ziemlich wackelige Leiter auf das Bauwerk führt.
Da keiner von uns Lust hat diese Leiter wieder herunterzusteigen, wählen wir für den Abstieg einen Weg, den wir auf der anderen Seite der Mauer entdeckt haben. Auf halber Strecke versperrt uns eine alte, sichelschwingende Frau den Weg. Sie weist auf ein Schild, auf dem in ungelenker Handschrift geschrieben steht, dass auch hier 2 Yuan „Wegezoll“ fällig werden. Ohne Wiederrede zahlen wir, die Frau scheint nicht zu Scherzen aufgelegt. Unten angelangt, stranden wir in einer Art Hinterhof. Der Weg hier ist durch ein Tor, welches mit einer Eisenkette gesichert ist, versperrt. Ein Hund kündigt laut bellend unsere Ankunft an. Die Dame des Hauses erscheint auf der Veranda, etwas später gefolgt von ihrem Mann, der noch dabei ist, seine Hose richtig anzuziehen.
Sie begrüßen uns lachend und erklären erfreut, dass der Weg durch dieses Tor 2 Yuan pro Person kostet. Als kleinen Obolus dürfen wir ganz umsonst die aus Brettern zusammengezimmerte Brücke über den Fluss zur Straße benutzen.
Dann geht es zurück nach Beijing. Eine rote Sonne begleitet uns auf unserer Fahrt, die, kaum angekommen hinter dem Häusermehr versinkt.

Ich glaub‘, es wird heller….

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Beijing – es ist grau und kalt. Wir sitzen im Frühstücksraum des Lu Song Yuan und halten uns bibbernd am heißen Kaffee fest. Es ist noch nicht spät genug im Jahr und so sind die Heizungen noch nicht angestellt. Die einzige Möglichkeit ist die angeblich warme Luft aus der Aircondition. Doch selbst bei dreißig Grad kann man eine Wärmeentwicklung nur erahnen.
Zu allem Übel ist der Wasser-Boiler im Hotel kaputt. Gute Nachricht, die neuen Teile sind bestellt, schlechte Nachricht, die Reparatur erfolgt frühestens am Nachmittag.
In unserem Kleinbus ist es mollig warm, leider müssen wir den verlassen. Wir besuchen den Himmelstempel, die Pekinger Einkaufsstraße Dazhalan, laufen über den Tiananmen Platz zur verbotenen Stadt. Dort erstmal bei einem Kaffee aufwärmen. Heinz und Simone machen dabei die Bekanntschaft eines Chemnitzer Ehepaares. Durch den Kaiserpalast wälzen sich Menschenmassen. Die asiatischen Reisegruppen sind gut an ihrer einheitlichen Kopfbedeckungen zu erkennen und an ihrer jeweiligen Reiseleitung, die sich mit Micro und Megaphon lautstärketechnisch gegenseitig Konkurrenz machen. Eine Mädchenklasse, einheitlich in gelbe Jacken und Pandamützen gekleidet, marschiert teilweise im Gleichschritt durch die Sehenswürdigkeit. Sie sind ziemlich begeistert von Heinz‘ neuerworbener Kopfbedeckung, einer Mütze in Form eines Huhnes.
Zwischenzeitlich äußert der eine oder andere, dass es doch offensichtlich heller und auch etwas wärmer werde. Pures Wunschdenken. Als wir nach der verbotenen Stadt auf dem Kohlehügel ankommen, sind alle schon wieder ziemlich durchgefroren. Selbst der Marsch auf die Spitze hat uns nicht gerade gewärmt. Der Einzige, der nicht wirklich unzufrieden mit den Temperaturen zu sein scheint, ist Siggi. Der bietet für hundert Yuan warmkuscheln an.
Also schnell den Fahrer angerufen und zurück ins Hotel, wir hoffen inständig auf heißes Wasser, dass dauert aber noch eine Stunde. (Ich versuche mit dem neuen Wasserkocher die Wanne zu füllen, scheitere aber kläglich.) Also lange Pause und dann zum Abendessen. Wir probieren mal Taiwanesisch. Die Portionen und die Bierflaschen sind allerdings so klein, dass wir diese Mahlzeit als Vorspeisen-Gang betrachten und nach bezahlter Rechnung in ein Hunan-Restaurant überwechseln, wo die Portionen und die Bierflaschen eine entsprechende Größe haben.
Und für mich gibt es, zurück im Hotel, erstmal eine heißes Bad.

Beijing – Wetter für die Götter

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Betrachtet man das Höhenprofil des heutigen Tages, haben wir heute die Königsetappe vor uns. Es geht hoch in die Lüfte in das ca. 2000 km entfernte Beijing.
Der letzte Tag in Guilin hat uns schon ein wenig eingestimmt auf das Klima, welches uns dort erwartet.
Es ist kalt und riecht nach Herbstluft, aber die Sonne scheint und der Himmel ist BLAU!
Wir bunkern schnell unser Gepäck im Hotel und machen uns auf, die letzten Strahlen der nachmittäglichen Sonne zu genießen. Durch das Gassengewirr der Beijinger Altstadt spazieren wir zum Trommelturm und genießen oben angekommen den Blick entlang der Nord-West-Achse zum Jingshan-Park.
Es bläst ein kühler Wind hier oben. Noch verwöhnt von den heißen Tagen die hinter uns liegen, sind wir viel zu kalt angezogen. Silke fantasiert von Vliesjacken und Daunenmänteln. Dennoch entschließen wir uns das letzte Tageslicht zu nutzen und unternehmen noch eine Spaziergang um den Houhai-See. Vollends durchgefroren
kehren wir ins Hotel zurück um uns vor dem Abendessen noch ein bisschen aufzuwärmen.

„Jedes legt noch schnell ein Ei und dann ist‘s auch schon vorbei“

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Der letzte Tag auf (Fahr)Rädern ist angebrochen. Frühstück ganz verloren zwischen lauter chinesischen Reisegruppen, die das gleiche frühstücken und doch ganz anders essen. Wir verspeisen die Reste unsere Wassermelone.
Ein letztes Gruppenfoto- „was mer hat, das hat mer!“ (Siggi)
Dann geht es los. Das Wetter ist umgeschlagen. Gestern noch sommerlich heiß, empfängt uns heute ein kühler Gegenwind. Der letzte kleine Berg, die letzte Abfahrt, dann geht es auf ebener Strecke nach Daxu. Die Altstadt liegt versteckt zwischen Neugebautem. Letztes Jahr noch hatte man den Eindruck, auch dieser Ort sei dem Verfall preisgegeben, jetzt regt sich hier vermehrt Bautätigkeit. Neue Gebäude im Alten Stil, drängen sich zwischen windschiefe Hütten.
Ein alter Mann macht mich darauf aufmerksam, wie schön die roten Laternen an den alten Dachvorsprüngen aussähen.
Auch die Verkaufsstände, zwar immer noch übersichtlich an Zahl, sind mehr geworden. Wir spazieren durch die alten Gassen, die -angenehm- die Aufgeregtheit solcher Orte wie Yangshuo vergessen los. Ein leichter Schauer setzt ein.

Auf dem letzten Abschnitt unserer Reise geht es schnell voran.
Wir fahren über die Brücke zurück, die uns noch von der Flussseite unseres Hotel trennt. Wir wissen, kaum noch 5 Minuten, dann ist unsere Tour, zu der wir vor zwei Wochen aufgebrochen sind, vorüber.
Wir fahren vorbei an dem halb eingerissenen Haus, der Verfall ist vorangeschritten, die Plakate teilweise von den Wänden gefallen, aber immer noch halten einige Bürger tapfer die Stellung, andere sind emsig dabei, ihr Hab und Gut aufzuladen und wegzuziehen.

Angekommen. Ein letztes Bier, verdreckt und verschwitzt in der Hotellobby, während die französische Reisegruppe angestrengt versucht uns zu übersehen.
Alles weitere ist Routine: Zimmer beziehen, Fahrräder fertig machen, Zum Radladen.
Wieder in die Fussgängerzone. Wieder in das Jiaozi-Restaurant, wie am ersten Abend. Dann trennen sich für die nächsten dreieinhalb Stunden unsere Wege.

Abendessen – zurück im Hotel sind einige von uns auf der Suche nach etwas Süßem um das eben genossene Mahl abzurunden. Im Hotelladen werden wir fündig, die Verkäuferin lässt uns alle möglichen Süßigkeiten ausprobieren. Schließlich kauft Siggi die Sorte mit Taro-Geschmack. In der Lobby verspeisen wir die staubigen Teile – eigenartiges Essgefühl, aber guter Geschmack. Und so neigt sich der Tag dem Ende entgegen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2011/10/2011-10-24.gpx“]