Happy Birthday Berg und Wasser!

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

Kleine Rückblende und Ankunft in Guilin.

Schicksalsjahr 1995.
Zwei Studenten der brotlosen Kunst Sinologie (= Allgemeine China-Kunde) kehren von ihren Auslandssemestern in China nach Berlin zurück. Volker hatte zwei Jahre in Beijing studiert, Christof ein Jahr in Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan.

Erst wenige Tage wieder in Deutschland erfährt Christof, dass ein kleiner Reiseveranstalter aus Berlin händeringend nach einem Reiseleiter für eine geführte Radtour in Südchina sucht. Zehn Leute hatten sich bereits zu der Reise angemeldet und der bisher vorgesehene Reiseleiter, ein in Berlin lebender junger Chinese, hatte plötzlich anderswo eine Festanstellung bekommen. Für Christof war es DIE Gelegenheit schnellstmöglich wieder bezahlt nach China zu reisen, denn dort wartete die Liebe auf ihn. Er bewarb sich also für den Job als Touristenführer auf zwei Rädern und bekam ihn mangels Alternativen auch prompt.

Aber dann bekam Christof Muffesausen. Denn erstens hatte er keinerlei Erfahrung als Reiseleiter, und zweitens war für die Reise außer den Flugtickets nichts gebucht. Sie haben richtig gelesen, nichts! Keine Transfers, kein Hotel, keine Fahrräder, nichts. Alles musste vom Reiseleiter vor Ort organisiert werden. Für 10 Teilnehmer plus Reiseleiter. Das war Christof absolut nicht geheuer. Daher seine Idee: den Freund und Kommilitonen Volker fragen, ober er nicht Lust habe die Gruppe als weiteren Reiseleiter zu begleiten. Zwei Reiseleiter haben nämlich den riesen Vorteil, dass man dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben kann, wenn etwas in die Hose gegangen ist.

Es folgte die legendäre Billardpartie, von der wir heute, nach 20 Jahren, weder in genauer Erinnerung haben wo sie stattfand noch wer sie gewonnen hat. Ist auch nur nebensächlich, denn Entscheidend war, dass bei dieser Partie der Christof den Volker fragte, ob er denn Lust hätte gemeinsam eine kleine Gruppe von abenteuerlustigen Deutschen auf dem Fahrrad durch China zu begleiten. Volker erbat sich einen Tag Bedenkzeit und sagte nach zwei oder drei Zügen am Billardtisch (auch das lässt sich nicht mehr so genau rekonstruieren) zu.

Dann ging es an die Vorbereitungen. Christof und Volker wurden über den geplanten Reiseablauf gebrieft, schüttelten die Köpfe und änderten die Strecke fast komplett um. Ausgeschrieben war die Reise als „Radtour am Li-Fluss in der Region um Guilin“, also eine gemütliche Tour immer flach an einem Flusslauf entlang.

Christof und Volker jedoch hatten ganz andere Ziele nahe Guilin im Sinn. Minoritätendörfer, Wind-und-Regen Brücke und unentdeckte Landschaften gab es ja auch noch in der Nähe von Guilin. Die beiden studierten Reiseliteratur und Landkarten (Internet war damals noch nicht) und legten Pi mal Daumen die neue Strecke fest. Immer in der Hoffnung, dass es an den anvisierten Übernachtungsorten auch Unterkünfte gibt.

Drei Wochen vor der Abreise wurden die Teilnehmer per Brief (E-Mail war damals auch noch nicht) über die Änderungen im Reiseablauf informiert. Storniert hat die Reise darauf hin niemand. Wäre eh zu spät gewesen.

Abflug am -weiß ich leider nicht mehr- in Berlin Schönefeld. Flug mit Aeroflot, Umsteigen in Moskau und via Novosibirsk nach Beijing. Dann weiter nach Guilin und hinein ins Vergnügen. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, die Teilnehmer damals. Aber alle ziemlich abenteuerlustig. Mussten sie auch sein, denn es wurde ein kleines Abenteuer. Von einigen dieser kleinen Abenteuer werde ich hier auch berichten. Also so eine Art Retroblog.

Schnitt.

Jubiläumsjahr 2015.
Kaum zu glauben, aber diese Reise gibt es noch immer! Zwar nicht mehr genau so wie damals, sie wurde mehrfach modifiziert, angepasst und vor Allem verbessert. Geblieben ist auf jeden Fall ein Schuss Abenteuer. Der steckt nämlich in jeder Tour von China By Bike, die Firma, die damals quasi am Billardtisch gegründet wurde.

Meine elf Teilnehmer dieses Jahr reisen nicht mehr über Schönefeld/Moskau/ Novosibirsk/Beijing an. Der Großteil fliegt von Frankfurt via Chengdu nach Guilin, zwei von München via Paris und Guangzhou, eine von Zürich via Hongkong und einer von Frankfurt via Beijing.

Irgendwann sind alle heute angekommen. Allen gemeinsam ist, dass sie bereits mit China By Bike gereist sind. Mindestens ein mal. Einer von ihnen ist schon das achte Mal mit uns unterwegs! Intern nennen wir solche Gäste Wiederholungstäter, der politisch korrekte Name ist wohl „Treuekunde“. Ich habe es kurz überflogen, auf ihren Reisen mit China By Bike haben sie zusammen über 24.000 Kilometer im Sattel eines Fahrrads zurück gelegt. Irre, nicht wahr?

Ankunft für die meisten am Nachmittag in Guilin. Zimmer beziehen, frisch machen und am Abend erste Begegnung mit der schmackhaften chinesischen Küche. Moment, den letzten Nebensatz muss ich wohl wieder streichen, denn alle haben ja schon eine Begegnung mit der chinesischen Küche von früheren Touren hinter sich.

Daher: Leert die Platten, Freunde!

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Ein Kommentar:

  1. Hallo Ihr Lieben,

    wir verfolgen Euch auf Eurer Reise und sind ganz neidisch, nicht mitessen zu können ;-).

    Viel Spaß und Liebe Grüße, Susann aus Bremen

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