Südostasiatisches Delirium

23. Tag, 7.1.2012 Zusatztag
Bangkok

Am nächsten Morgen ziehen wir nach dem Frühstück noch einmal um und beziehen zum letzten Mal neue Zimmer, diesmal mit Blick auf den Chao Phraya, Bangkoks königlichen Fluss. Vielleicht wären wir besser vor dem Frühstück umgezogen, denn die dabei genossenen Pancakes werden den Tag in nicht direkt erwünschter Weise mitbestimmen.

Mit der Express-Fähre machen wir uns zum Königspalast auf und passieren dort an der Anlegestelle einen großen Markt mit Garküchen. Sofort sind wir umgeben von Gerüchen, die ähnlich und doch so anders als in Laos sind und mir heute spontan Unbehagen verursachen. Vielleicht, weil mein Magen schon den Kampf gegen die Pancakes aufgenommen hat und sich von weiteren Essensgerüchen empfindlich in seiner Konzentration gestört fühlt? Die anderen aus der Gruppe, die ähnlich gefrühstückt haben, werden sich anschließen.

Der Königspalast und der höchste buddhistische Tempel des Königreichs Thailand, der Wat Phra Kaeo ziehen alle in ihren Bann, Da der Smaragdbuddha, für den der Tempel gebaut wurde, vorher zeitweise in Luang Prabang aufbewahrt worden war, schließt sich hier auch schön der thematsiche Kreis unserer Reise. Nach dem Mittagessen durchpflügen wir auf einem Langboot die Khlongs, Kanäle, die sich bis Ende der 1960er Jahre durch die ganze Stadt zogen und die Hauptverkehrswege darstellten. Dann wurden die meisten Khlongs aus hygienischen Gründen – denn man benutzte sie nicht nur zur Fortbewegung – zugeschüttet, und der heutige Besucher muss sich auf die Westseite des Chao Phraya nach Thonburi begeben, um dort die Atmosphäre des vergangenen Bangkok in den noch verbliebenen, von Stelzenhäusern flankierten Kanälen zu erleben. Zum Abschluss machen wir kurz am Wat Arun halt, einen wunderschön schrägen, mit Bruchstücken chinesischen Prozellans dekorierten Bau gleich am Flussufer.

Dass für den weiteren Nachmittag allgemeines Freispiel vorgesehen ist, erweist sich als Glücksfall. Ich kann einfach auf dem Hotelbett eine Runde vor mich hinsiechen und meinen Magen bei seinem Kampf mit dem Frühstück, der mittlerweile in die 9. Runde geht, anfeuern. Pünktlich, um das Abendessen zu organisieren, regt sich in mir mitten im schönsten südostasiatischen Delirium wieder eine schwache Motivation, aufzustehen. Leider sind unsere Mägen nicht ganz synchronisiert, so dass wir zum letzten Dinner in leicht dezimierter Runde auflaufen. Zum Abschluss kommen noch einmal einige Gerichte auf den Tisch, die kein deutscher Thai-Imbiss im Traum servieren würde. Es schmeckt sogar, aber die Stimmung leidet natürlich unter der Gruppenspaltung, und eine besonders perfide Chilischote dezimiert mir um ein Haar nochmals die ohnehin schon geschwächte Gruppe.

Immerhin wagen sich zum Umtrunk auf der Hotelterrasse die Magenkämpfer wieder aus ihren Zimmern, aber nun ist mein Magen wieder etwas in die Defensive geraten, so dass ich mich heute ausnahmsweise als Erster ins Bett abseile.

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